• Willkommen auf Traumfeuer.com!
    Registriere Dich kostenlos und mach mit bei Fanart, Fanfiction, RPGs, Rollenspielen und Diskussionen zu Serien/Filmen/Kino

Buchreview: Die Päpstin

Elenia

...sunshine...
Registriert
14 Januar 2003
Beiträge
15.066
Da wir uns ja gerade in der Sommerpause angeht, was die Fernsehserien angeht, möchte ich euch diesen Monat wieder einmal ein empfehlenswertes Buch vorstellen. Dabei handelt es sich diesmal um den Roman „Die Päpstin“ von Donna W. Cross, dessen Verfilmung uns dieses Jahr auch noch in den Kinos erwarten wird. Diese Tatsache war es auch, die mich dazu gebracht, das Buch noch einmal zur Hand zu nehmen, da ich es vor einigen Jahren bereits zum letzten Mal gelesen hatte.
Die Geschichte um Johanna von Ingelheim, die den Großteil ihres Lebens als Johannes Anglicus verbringt und in dieser Rolle schließlich sogar zum Papst gewählt wird, basiert auf einer Legende, die besagt, dass im 8. Jahrhundert tatsächlich einmal eine unerkannte Päpstin auf dem heiligen Stuhl gesessen haben soll.
Nun mag man sich gerne darüber streiten, wie realistisch diese Legende sein kann – wie wahrscheinlich es ist, dass eine junge Frau über Jahre hinweg unerkannt unter Männern leben kann und sogar zum Nachfolger des heiligen Petrus gewählt werden kann, aber Donna Cross gelingt es in ihrem Roman auf alle Fälle, diese Legende zum Leben zu erwecken und plausibel Johannas Weg von ihrer Kindheit, über ein Kloster und ihr ärztliches Dasein in Rom bis hin zum Papst nachzuvollziehen.
Dabei möchte ich diesmal die negativen Aspekte gleich voranstellen, denn die historische Korrektheit der ganzen Geschichte mag sich durchaus in Grenzen halten. Wie eben bereits erwähnt, handelt es sich bei der Päpstin lediglich um eine Legende und keineswegs um historisch gesicherte Tatsachen, was von vielen oft kritisiert wird – meiner Meinung aber unter dem Gesichtspunkt der literarischen Freiheit gesehen werden sollte. Schließlich behauptet das Buch ja keineswegs, über historische Tatsachen zu berichten und in allen Fakten korrekt zu sein.
Allerdings schleichen sich bei dem Ganzen auch einige Anachronismen ein, die dem einen oder anderen vielleicht negativ auffallen werden. So sind die wörtlichen Reden der Personen manchmal nicht ganz dem Zeitalter entsprechend und auch Mais und Kartoffeln gehörten zu diesem Zeitpunkt des Mittelalters bestimmt noch nicht zum Speiseplan der Menschen.
Was zudem noch ein wenig fragwürdig scheint, ist die Tatsache, dass es von Anfang an Johannas Problem ist, dass sie lernen möchte, es ihr aber nicht erlaubt ist, da sie eine Frau scheint – was für viele Leser nicht ganz dazu passt, dass es zu dieser Zeit sehr wohl viele gebildete Frauen gegeben hat. Doch beschränkte sich die Bildung der Frauen hauptsächlich auf Adelige oder Nonnen, von denen ebenfalls viele von adeliger Herkunft waren.
Und dies ist bei Johanna schließlich nicht der Fall. Ihr Vater ist Dorfpriester in Ingelheim und erlaubt wissenschaftlichen Unterricht lediglich für seine beiden Söhne Matthias und Johannes. Matthias ist eindeutig der Klügere der beiden und soll nach den Wünschen des Vaters eines Tages das Priesteramt erreichen, doch als der Junge plötzlich verstirbt, muss der Dorfpriester seine Ziele auf den jüngeren Sohn projizieren, der diesem Druck nicht gewachsen ist. Die intelligente und wissbegierige Johanna dagegen wird vernachlässigt, bis ein durchreisender Gelehrter auf das junge Mädchen aufmerksam wird und es nach einiger Zeit sogar erreicht, dass sie an der Domschule zu Dorstadt unterricht werden kann, wohin sie auch ihr Bruder Johannes begleitet.
Dort entwickelt das Mädchen eine jugendliche Verliebtheit in den adeligen Gerold, auf dessen Gut sie während ihrer Ausbildung unterkommt. Doch dass sich auch der junge Mann zu Johanna hingezogen zu fühlen scheint, ist dessen Frau Richild ein Dorn im Auge, weshalb sie Johanna so schnell wie möglich verheiraten möchte – was jedoch tragisch endet. Denn Normannen fallen an jenem Tag in der Stadt ein und töten oder verschleppen die gesamte Bevölkerung. Lediglich Johanna und Gerold mit seinen Männern können entkommen. Johanna, weil sie sich im Dom verstecken kann, Gerold, weil er mit einem Trupp unterwegs ist.
Aus Angst davor, von den Normannen entdeckt und vergewaltigt zu werden, verkleidet Johanna sich als ihr Bruder, der ebenfalls bei dem Angriff ums Leben kam und geht an seiner Stelle ins Kloster, wo ihr Leben als Mann und damit auch ihr langsamer Aufstieg bis hin zum Papst beginnt.
Mehr möchte ich an dieser Stelle über die Handlung auch gar nicht verraten, schließlich möchte ich euch den Roman ja zum Lesen empfehlen. Denn die Geschichte Johannas ist äußerst interessant, spannend und in gewissen Momenten auch romantisch. Man fiebert mit dem sympathischen Mädchen mit, dass mit so einer Begeisterung unbedingt lernen will und es doch nicht darf, einfach, weil sie eine Frau ist. Ihr Weg, verkleidet als Mann, bis hin zu den höchsten Ehren der katholischen Kirche ist faszinierend und lässt einen das Buch selten aus der Hand legen.
Ein einziger Punkt, den ich noch anmerken möchte, ist die Tatsache, dass die Charaktere insgesamt vielleicht etwas schwarz/weiß gezeichnet sind und gerade Johanna eigentlich keinen negativen Zug aufweist. Dies hat allerdings wenigstens für mich das Lesevergnügen keineswegs getrübt, weshalb ich euch das Buch durchaus empfehlen kann.

Und wer es vielleicht schon gelesen hat, kann hier auch gerne seine Meinung dazu sagen!
 
Werbung:
Zurück
Oben