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[Moonlight] Partner-FF:Touched by Moonlight

Sie war dankbar für seine Reaktion und sein Verständnis, sodass er sie einfach sprechen ließ. All das hatte sie niemandem erzählt, seit über zehn Jahren. Nicht einmal mit Chloe hatte sie seither wieder so offen darüber gesprochen. Sie wusste, dass es keine böse Absicht ihrer Freundin war und dass auch diese mit der Vergangenheit zu kämpfen hatte. Darüber zu sprechen würde alte Wunden wieder aufreißen. Sie hoffte inständig, dass ihre Freundin verstand, weshalb sie Josef nun einfach die Wahrheit sagen musste. Er hatte es verdient, sie zu hören. Er hatte sich auf viele Kompromisse ihretwegen eingelassen und ihr vertraut, dass sie es ihm erzählen würde, wenn sie bereit dazu war. Und vielleicht war nun einfach der Zeitpunkt gekommen. Sie wollte sich nicht mehr von ihrer Angst beherrschen lassen und der erste Schritt dorthin bedeutete, offen darüber sprechen zu können. Zumindest mit den Menschen, denen sie in dieser Hinsicht vertraute.

„ Ich weiß nicht, was mich damals zu dieser Sekte geführt hat. Ich habe nach etwas gesucht, das ich glaubte dort gefunden zu haben. Ich wusste das Leben zu Hause nicht richtig zu schätzen und heute, wünsche ich mir nichts mehr als wieder nach Hause zu gehen oder meine Eltern zu besuchen. Aber die Sorge, dass Phillipe ihnen irgendetwas antun könnte, war oder ist einfach zu groß. Ich wollte sie beschützen und habe ihnen damit wahrscheinlich auch nur Leid und Sorge zugefügt. “, sagte sie Gedankenverloren. Schon so oft hatte sie sich gefragt, ob das Fernbleiben von zu Hause eine gute Idee gewesen war. Sie erinnerte sich an den Morgen, den sie mit Josef im Bett verbracht hatte und er vorschlug nach Frankreich zu reisen. Sie hatte ihm gegenüber so abweisend reagiert, dass er einen Rückzieher gemacht und alles in Frage gestellt hatte. Noch heute dachte sie manchmal an diesen Morgen zurück. Denn genau das war so bezeichnend für ihre Beziehung. Ein ständiges auf und ab.

Es war eine besondere Situation für sie und auf gewisse Art und Weise tat es ihr tatsächlich gut darüber zu sprechen. Auch wenn sie Angst vor Josefs Reaktion hatte, die sie absolut nicht einschätzen konnte. Schließlich aber hatte sie ihren Monolog beendet und ehe er etwas sagte, griff er nach ihrer Hand, was sie aufblicken ließ, und schenkte ihr ein Lächeln. Er musste sicherlich viele Fragen haben, aber momentan schien er damit einverstanden zu sein, diese erst mal auf sich beruhen zu lassen. Sie legte ihren Kopf etwas zur Seite, als er über ihre Wange strich und schloss die Augen. Er versicherte ihr, dass er nie geglaubt hatte, dass sie ein solches Mädchen sei und Sandrine spürte, wie erleichtert sie war. Trotz der ganzen Gefühlsachterbahn war sie froh, dass er eben nicht genau dieses Bild von ihr hatte.

Ehe sie sich versah, hatte er sie wieder näher an sich gezogen. Und da lagen seine Lippen auch schon auf ihren und sie, im ersten Moment überrascht und überfordert, erwiderte schließlich seinen Kuss. Sie legte eine Hand auf seine Wange während sie noch ein Stück näher zu ihm rückte. Für einen kurzen Moment konnte sie all die Schmerzen und all die schrecklichen Erinnerungen vergessen und war froh, dass sie hier mit Josef sein konnte. Doch aus irgendeinem unerfindlichen Grund kamen diese kleinen dunklen Gedanken immer wieder in ihren Kopf zurück.

Langsam löste sie sich von ihm und lehnte ihre Stirn an seine.
„ Josef … “, flüsterte sie leise. So konnte sie keinen klaren Gedanken fassen und auch, wenn es gerade eigentlich das Letzte war, was sie wollte, wusste sie auch, dass dies hier alles nur noch komplizierter machte. Sie genoss seine Nähe, fühlte sich sicher und war dankbar, dass er da war. Aber schon so oft hatten sie gleiche Situation und sie wollte sich einfach nicht wieder auf etwas einlassen, das sie später durch eine spontane Reaktion seinerseits bereuen würde.
„ So sehr ich mir wünschte, dass ich meine Gedanken einfach abstellen könnte… Es geht nicht. “, sagte sie schließlich und sah ihn wieder an ehe sie mit den Schultern zuckte.
„ Was ist das hier? “
 
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Die Offenheit und das Vertrauen, das Sandrine ihm entgegenbrachte, freute ihn. Er hätte nicht gedachte, dass die junge Frau so offen über ihre Vergangenheit sprechen würde. Nicht nach alledem was heute geschehen war. Ihre Vergangenheit hatte sie in einer Geschwindigkeit eingeholt, dass es schmerzen musste. Der Vampir wusste ganz genau was es bedeutete Vergangenes hinter sich zu lassen. Er lebte schon lange genug, um zu wissen, dass nicht alle Erlebnisse es wert waren in Gedanken aufbewahrt zu werden. Vieles war sogar gut, wenn man es so weit wie möglich zurück ließ. Und doch holten sie dich immer wieder ein. Erinnerten dich an all die Fehler, die du gemacht hast; Chancen, die du hast verstreifen lassen; Entscheidungen, die du heute anders treffen würdest.

Josef strich mit dem Daumen über Sandrines Handrücken, während sie ihn anblickte und lächelte. Dieses Lächeln war es, das ihn verrückt machte, das ihn in seinen Träumen verfolgte. Er selbst lächelte ihr zu. Es schien, als würde sich die junge Frau bei ihm wirklich sicher fühlen. Sie konnte sich fallen lassen, ihre Ängste aussprechen und - er hoffte es zumindest inständig - sich selbst sein.
"Ich habe dich als eine junge Frau kennen gelernt, die weiß was sie will. Voller Leidenschaft und Emotionen. Nicht als ein verrücktes Mädchen, dass nur auf einen Kick aus ist." er lächelte ihr aufmunternd zu. Wäre sie wirklich eine der Letzteren, so wäre sie schon längst eine seiner Freshies oder mit einem andern Vampir durchgebrannt. "Und genau dies bewundere ich an dir."

Seine Lippen fanden wie von selbst den Weg auf ihre und wie immer fühlte er sich sofort von der jungen Frau angezogen. Als sie seinen Kuss erwiderte zog er sie ein wenig näher zu sich und intensivierte seinen Kuss. Er vergrub seine Hand in ihren Haaren und legte die andere auf ihre Hüfte. Die Zeit schien still zu stehen und die Sorgen und Ängste des letzten Tages schienen wie weggeblasen und alles drehte sich nur noch um sie.
Als sich Sandrine langsam von ihm löste, ließ auch Josef die Hand in Sandrines Haaren sinken. Er spürte ihren Atem und ihren Herzschlag intensiv und fragte sich im ersten Moment, ob ihr alles zu viel war. Er würde sie schlafen lassen, wenn es das war was sie brauchte. Er konnte warten.

Doch ihre Worte schienen tiefer zu stecken, als seine ersten Vermutungen. Die junge Frau zweifelte, das hörte er ihr genau an. Es seufzte leise. Konnte er ihr es in irgendeiner Weise verübeln? Er hatte sie zu tiefst verletzt, als er sich das letzte Mal von ihr abgewandt hatte und es war nicht das erste Mal gewesen. Sandrine hatte sich ohne ihn ein Leben aufgebaut. Sie war glücklich und wollte dieses Glück sicherlich nicht aufs Spiel setzen. Ihre Frage traf dies genau auf den Punkt. Langsam griff er nach ihren Händen, verschränkte seine Finger mit ihnen und schaute ihr tief in die Augen.
"Sandrine, das hier ist echt. Das ist die Wirklichkeit. Wir beide, jetzt und hier." Wieder legte er eine Hand an ihre Wange, doch zögerte er sie ein weiteres Mal zu küssen. "Woran zweifelst du?" seine Finger strichen sanft über ihre Lippen, "Fühlt es sich für dich denn gar nicht richtig an?"
 
Die zwei zusammen, hier in seinem Schlafzimmer. Und das nach dem bisher schrecklichsten Tag ihres Lebens. Wie schon so oft, wenn sie mit Josef zusammen war, fuhren ihre Gefühle Achterbahn. War sie vor ihrer Entführung durcheinander, so wusste sie nicht, wie sie ihren jetzigen Zustand beschreiben sollte. Seine Berührungen spürte sie wie immer so intensiv, dass sie kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Und dazu kam die Erleichterung endlich über das Geschehene gesprochen zu haben. Ihr war durchaus bewusst, was sie von Josef abverlangt hatte, wo er doch sonst immer die Oberhand und der Überblick behielt. Aber er hatte ihr vertraut und sich tatsächlich auf den Kompromiss eingelassen.

Froh darüber, dass ihre Vergangenheit sein Bild von ihr nicht beeinflusste, konnte sie nicht länger darüber nachdenken, denn schon kurz darauf lagen seine Lippen auf ihren. Getrieben von den Erinnerungen, die noch allzu präsent waren, erwiderte sie ihren Kuss. Seine Hände in ihren Haaren, an ihrer Hüfte. Sie spürte, wie ihre Haut unter seinen Berührungen prickelte.

Sie wusste nicht genau, was es war, doch irgendwas hielt sie davon ab weiterzugehen und so entfernte sie sich von Josef. Sie musste einfach wissen, was hier vor sich ging. Schon zu oft waren sie an dem gleichen Punkt gewesen und die junge Frau konnte einfach nicht verhindern, dass diese Gedanken und Befürchtungen nun wieder in ihr aufkeimten, so sehr sie es sich anders wünschte. Sie fühlte sich wohl hier bei ihm und sicher. Das war nie das Problem gewesen.
Sie sah ihn an und drückte seine Hand leicht, als er nach ihr griff. Seine Worte trafen es genau auf den Punkt.

Genau das waren ihre Befürchtungen. Wie oft hatte sie schon gedacht, dass die beiden es gemeinsam versuchen würden, doch aus irgendwelchen Gründen hatte Josef immer wieder einen Rückzieher gemacht.
„ Das jetzt macht mir keine Sorgen, das haben wir immer wunderbar hinbekommen. “, sagte sie schließlich leise, „ Mir ist klar, dass wir nicht alles planen können und dass in wenigen Monaten wahnsinnig viel passiert ist, aber … “, begann sie und hielt kurz inne. Dabei versuchte sie krampfhaft seine Hand auf ihrer Wange zu ignorieren. Dieser Mann brachte sie noch um den Verstand. Ihr war klar, dass dieser besondere Moment damit irgendwie vorbei sein würde, aber sie konnte einfach nicht aus ihrer Haut.
„ Aber ich habe schon mehrmals gefühlt, dass es sich richtig anfühlt und das hat nicht gut geendet. Versteh mich nicht falsch, ich … Ich weiß, dass wir beide keine Ahnung haben, wohin das führt und dass es ziemlich verrückt ist. Aber diese Situation hier, ich weiß einfach nicht, wohin das führt. Und so sehr ich versuche diese Gedanken abzuschalten, sind sie einfach da… “
 
Es waren ihre traurigen Augen, die ihn davon abhielten sie erneut zu küssen. Ihr Blick verriet noch mehr als ihre Worte es vermochten. Sie würde diesen Schritt heute nicht mehr gehen, das spürte der Vampir und es machte ihn wütend. Aber nicht wütend auf die junge Frau ihm gegenüber, nein, wütend auf sich selbst, auf seine dummen Entscheidungen, die er vor einem Jahr getroffen hatte. Er hatte damals wirklich gelaubt, dass es das Beste für Sandrine war, wenn sie sich so fern wie möglich von ihm hielt. Noch immer war er sich nicht wirklich sicher, ob er sie nicht in Gefahr brachte, sich selbst in Gefahr brachte, wenn er diese Gefühlte für sie zuließ. Doch hatte er an diesem Tag erfahren, dass sie auch gefährdet war, wenn er nicht bei ihr war und dies machte ihn machtlos.

Doch auch Sandrines Zweifel machten den Vampir machtlos. Er ließ ihre Hände nicht los, als er darauf wartet, dass sie auf seine Frage antwortete. Für ihn fühlte es sich richtig an. War das nicht die Hauptsache? Aber die junge Frau machte ihm schnell klar, was in ihrem Kopf vor sich ging. Es ging ihr nicht nur um das jetzt, es ging ihr auch um das Morgen, das in zwei Tagen, in einem Jahr. Josef schüttelte leicht den Kopf, als er die Hand von ihrer Wange nahm und sie ebenfalls mit bedauerndem Blick ansah.
"Ich kann dir nichts versprechen Sandrine." erwiderte er schließlich. "Ich kann dir nur sagen, dass heute alles verändert hat und dass du und ich, dass wir uns noch nie so richtig angefühlt hat, wie in diesem Moment."

Ihre Zurückweisung kratze natürlich auch an seinem Ego und auch, wenn dieses in den letzten Stunden ziemlich weit hinten angestanden hatte, so konnte er nicht als Freund bei ihr bleiben. Langsam löste er seine Hand aus ihrer. "Ich respektiere deine Wünsche Sandrine, ich hoffe das habe ich in den letzten Wochen deutlich gemacht." sagte er schließlich, als er sich vom Bett erhob. "Ich werde dir Zeit für dich geben, nimm dir so viel wie du brauchst. Ruh dich aus, komm zu Kräften. Wenn du magst, kann ich dir noch mehr Blut geben. Hier bist du nicht alleine, hier bist du sicher." Er lächelte liebevoll. "Und wenn du bereit bist, lasse ich dich nach Hause bringen."

Vielleicht musste er akzeptieren, dass Sandrine nun auch wieder ein Leben ohne Vampire kannte. Ein Leben, ohne ihn. Es war sicherlich berechenbarer und sie wusste woran sie war. Josef verließ das Zimmer, drehte sich aber im Türrahmen nochmals um. "Du solltest deinen Freund anrufen, er macht sich sicher Sorgen."
Mit diesen Worten verschwand er aus seinem Schlafzimmer. Ließ Sandrine alleine. Sie sollte sich ausruhen, ihre Gedanken sammeln, mit sich ins reine kommen.

Außerhalb des Schlafzimmers holte er sich einen Drink und setzte sich auf einen Sessel. Er hatte ihr versprochen in Rufnähe zu sein und dies würde er auch einhalten. Seine Gedanken schweiften über die vergangenen Stunden und seine Faust ballte sich, sodass das Glas in seinen Händen zerbrach. Die kalte goldene Flüssigkeit rann über seine Finger auf den Boden, doch er beachtete es kaum. Er hatte dies alles verschuldet. Niemand anderen konnte er für diese Situation in Verantwortung ziehen. Aber er würde nicht aufgeben, er würde weiter kämpfen, denn ein Leben ohne Sandrine, konnte und wollte er sich nicht mehr vorstellen.
 
Sie verfluchte ihre Zweifel. Sie verfluchte ihre verdammten Gefühle, die sie einfach nicht loswerden konnte. Zum einen waren da die Schmetterlinge, die sie immer spürte, wenn sie bei Josef war. Die Sicherheit, aber auch die Tatsache, dass sie nie wusste, was als nächstes kam. Doch genau das schien das Problem zu sein, das sie zweifeln ließ. Seine Sprunghaftigkeit, zumindest in der Vergangenheit. So oft hatte er sie zurückgewiesen, oder es versucht, und hatte sie damit, wenn vielleicht auch ungewollt, verletzt.

„ … du und ich, dass wir uns noch nie so richtig angefühlt hat, wie in diesem Moment. “ hörte sie ihn sagen und sie glaubte ihr Herz würde für einen Augenblick aussetzen. Sie unterdrückte krampfhaft den Impuls ihre Hand auf seine Wange zu legen und ihn einfach zu küssen. Wie gern würde sie all ihre Zweifel einfach vergessen und glücklich sein. Glücklich, dass sie hier waren, zusammen. Doch stattdessen konnte sie daraufhin gar nichts sagen. Es schnürte ihr förmlich die Kehle zu.

Doch ehe sie etwas sagen konnte, fuhr er bereits fort und sprach davon, dass er ihre Wünsche respektierte.
„ Ich weiß, dass du das tust und dafür bin ich dir sehr dankbar. “, sagte sie schließlich leise und sah ihn an, „ Und ich weiß, dass ich hier sicher bin. Das fühle ich, habe ich immer. “
Er bot ihr an, ihr noch mehr Blut zu geben, doch sie schüttelte nur leicht den Kopf. Sie fühlte sich noch nicht wieder wie die Alte, aber es ging ihr inzwischen besser. Und wenn sie ehrlich war, waren ihr diese Blutkonserven, ob im Krankenhaus oder hier, schon immer gruselig vorgekommen.

Sie beobachtete ihn, wie er sich vom Bett erhob und das Zimmer verließ. Der Satz, den er ihr zuwarf, bevor er das Zimmer verließ, ließ sie erschauern. Sie sagte kein Wort. Sie wusste das Gesagte nicht zu deuten. Er hatte es weder abfällig noch besonders freundlich gesagt. Vielleicht war es lediglich ein gut gemeinter Rat gewesen, doch das konnte Sandrine sich nicht vorstellen.
Sie stieß einen Seufzer aus und ließ sich zurückfallen. Ihr Kopf dröhnte noch immer, wollte heute wohl nicht mehr aufhören und ihre Handgelenke schmerzten. Vor ihrem geistigen Auge erschien Josh und sie spürte, wie sich ihr Herz für einen kurzen Augenblick verkrampfte. Sie hatte ihm bereits schon jetzt so weh getan und er wusste es noch nicht einmal.

Ein Jahr lang hatte sie versucht ein normales Leben zu führen und keinen Kontakt gehabt zu Josef gehabt. Sie hatte sich ein neues Leben aufgebaut und Josh kennengelernt. Und ja, sie hatte sich in ihn verliebt. Es war etwas anderes als mit Josef, aber das mit Josef war auch einzigartig und gerade zu der Zeit war es genau das Richtige gewesen, etwas anderes.
Doch nun hatte sie keine Ahnung, was sie tun sollte. Josef hatte ihr versucht zu versichern, dass der heutige Abend alles verändert hatte. Garantieren konnte ihr das niemand, das war ihr durchaus bewusst.

Langsam fuhr sie mit ihrer Hand über ihre Lippen, die noch eben von Josefs bedeckt gewesen waren. Sie schloss für einen kurzen Augenblick die Augen. Szenen von einigen Stunden zuvor schossen in ihren Kopf. Ihr war klar, dass sie etwas für Josef empfand, das stand außer Frage. Aber aus irgendeinem Grund fiel es ihr schwer, ihm in dieser Hinsicht zu vertrauen. Und genau da hakte die Geschichte. Es war nicht so, dass sie ihm generell misstraute, dafür hatten sie zu viel durchgestanden, aber dieser kleine Funken von Zweifel, den sie in dieser Sache nicht loswerden konnte, hatte damit zu tun. Und dann war da noch Josh und die Frage, ob sie wirklich bereit war, ein normales Leben aufzugeben, um an der Seite von Josef zu bleiben. Sie versuchte sich vorzustellen, wie ihr Leben aussehen würde und sie musste zugeben, das fiel ihr besonders schwer.

Sie öffnete die Augen und starrte an die Decke. Schließlich fasste sie einen Entschluss. Sie musste hier raus. Hier, wo alles nach Josef aussah und roch, konnte sie keinen klaren Gedanken fassen. Die Tatsache, dass er im Nebenzimmer saß und sich ebenfalls über den heutigen Tag den Kopf zerbrach, konnte sie ertragen. Also setzte sie sich langsam auf und entfernte, etwas unbeholfen, die Nadel aus ihrem Arm. Sie wartete einen Moment ehe sie sich auf die Bettkante setzte. Schließlich griff sie nach ihren Schuhen und zog diese an. Sie hatte das Gefühl alles in Zeitlupe zu erledigen, aber der Schmerz ihres Kopfes und ihrer Handgelenke ließen nichts Schnelleres zu. Schließlich stand sie auf und trat zur Tür. Eine Hand auf der Klinke atmete sie noch einmal tief ein ehe sie in den anderen Raum trat.

Ihr Blick fiel auf den Sessel, auf dem Josef saß. Ein zerbrochenes Glas und Flüssigkeit lagen auf der Lehne und am Fußboden. Sie runzelte die Stirn und wollte gerade etwas sagen, als Josef sich bereits erhoben hatte und bei ihr war.
Sie suchte seinen Blick und räusperte sich kurz, hatte sie doch keine Ahnung, was sie jetzt tun geschweige denn sagen sollte.
„Ich weiß es sehr zu schätzen, dass du meine Wünsche respektierst. Und ich danke dir für alles, was du für mich getan hast. Nicht nur heute. “, sagte sie schließlich leise, „ Aber ich glaube, es ist das Beste, wenn ich gehe. Da ich davon ausgehe, dass du dich nicht darauf einlässt, dass ich mit dem Taxi nach Hause fahre … Würdest du bitte organisieren, dass mich jemand von deinen Leuten fährt. “, fragte sie und lächelte schwach. Ihr war klar, dass er sich auf ihre Idee sowieso nicht einlassen würde und im Grunde war sie darum auch ganz froh. So fühlte sie sich doch irgendwie sicherer.

Nachdem er zügig einen Anruf getätigt hatte, kam er wieder zu ihr.
„ Ich habe keine Ahnung, wie ich mich verabschieden soll. “, gab sie schließlich ehrlich zu und sah ihn an, „ Aber vielleicht solltest du noch wissen, dass ich froh bin, dass ich dir heute die Wahrheit über meine Vergangenheit erzählen konnte. “ Und so war es auch. War sie sich vielleicht nicht sicher, wie ihre Zukunft aussah, fühlte es sich jetzt auf jeden Fall gut an, sich Josef anvertraut zu haben.
 
In seinen Privatgemächern, war Josef alleine, außer er brachte selbst Besuch mit hinein. Niemand störte ihn hier, auch seine Freshies kamen nicht in diesen Bereich seines Apartments, wenn sie nicht ausdrücklich eingeladen waren. Diese Ruhe gönnte sich der Vampir, nur die wichtigsten Telefonate wurden hier zu ihm durchgestellt und so konnte er hier seine Zeit verbringen wenn er keinen Kontakt zu irgendjemandem haben wollte. Es ging ihm auch in diesem Moment so. Er wollte niemanden sehen, mit niemandem reden. Auch, dass Sandrine gerade in dem angrenzenden Zimmer verweilte, war ihm ganz recht. Er konnte klarere Gedanken fassen. Den Tag noch einmal revue passieren lassen. Er war sich sicher, was er Sandrine gesagt hatte entsprach absolut der Wahrheit: Dieser Tag hatte alles verändert.

Einige Male unterdrückte er den Impuls aufzustehen und zu Sandrine zu gehen. Es würde falsche Signale senden und es war ihm wirklich wichtig, ihre Wünsche zu respektieren. Wie es im Moment schien, wollte sie alleine sein. Also würde er sie alleine lassen.
Was war sein Plan? Wie würde er sich ihr gegenüber verhalten? Er war sich ganz und gar nicht sicher. Es war schon eine ganze Weile her, dass er einer Frau den Hof machen musste. Er war es inzwischen gewohnt, dass sich die Mädchen an seinen Hals warfen und er hatte nie etwas dagegen. Die Gefühle hatten dabei nie eine große Rolle gespielt. Gerne würde er diese auch in dieser Situation raus halten, seine innere Mauer wieder aufbauen. Doch genau dies hatte ihn doch genau in diese Situation gebracht. Josef war ratlos.

Gerne hätte er sich noch weiter Gedanken über die verworrene Situation gemacht. Doch in diesem Moment hörte er Sandrine hinter der Tür und es dauerte nicht lange, da stand sie im Raum. Wieder erfüllte sie im selben Moment den kompletten Raum mit ihrer Anwesenheit und er konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Schnell stand der Vampir auf und ging auf die junge Frau zu.
Bevor er etwas sagen konnte, ergriff sie das Wort, was ihm durchaus recht war, denn er hatte keine Ahnung welche Worte nun die Richtigen waren. Sie teilte ihm ihren Wunsch mit, jetzt lieber zu sich nach Hause zu fahren und auch wenn er gerne widersprochen hätte, sah er ein, dass es für beide wahrscheinlich im Moment das aller Beste war. Seine Angst, dass er Sandrine nicht mehr sehen würde, würde er sie nun gehen lassen, unterdrückte er so gut er konnte. Er würde sie auch nicht halten können, wenn er sie zwang bei ihm zu bleiben. Ihr Kommentar mit dem Taxi, hätte ihn sicherlich schmunzeln lassen, doch der Gedanke, dass sie ihn mittlerweile so gut kannte schmerzte auf eine unbekannte Weise. "Ich werde mich gleich darum kümmern." erwiderte er deshalb nur so neutral er konnte und begab sich kurz zu dem Telefon in der anderen Ecke des Raumes.

Ein Fahrer war gleich gerufen, er würde in der Tiefgarage auf Sandrine warten. Langsam ging er wieder auf die junge Frau zu. Momentan wirkte sie völlig fehl am Platze und unbeholfen. So hatte er sie selten erlebt, doch auch er fühlte sich ähnlich. "Ein Fahrer wartet in der Tiefgarage auf dich." erklärte er ihr, während er mit langen Schritten wieder auf die junge Frau zu ging. "Ich nehme an du möchtest nicht, dass ich dich zum Fahrstuhl begleite." Sandrine schüttelte verlegen den Kopf, womit Josef schon gerechnet hatte, aber ihre nächsten Worte überraschten ihn doch ein wenig.
"Ich bin auch froh, dass du es mir erzählt hast. Ich sehe nun um einiges klarer als zuvor und es bedeutet mir viel, dass du mir vertraust."
Nun schenkte er ihr doch ein sanftes Lächeln. "Wenn du erlaubst, verabschiede ich mich von dir." Er wartete nicht auf eine Erlaubnis, sonder lehnte sich leicht nach vorne und legt seine Lippen ein letztes Mal auf die ihren, um ihr einen kurzen, aber intensiven Abschiedskuss zu geben. "Pass auf dich auf." Wiederholte er schließlich die Worte, die er ihr schon einmal mit auf den Weg gegeben hatte. Dann begleitete er sie zu der Wendeltreppe, die von seinen Privatgemächern in den Rest des Apartments führte und sah ihr auf dem Weg nach unten nach.
 
Sie hatte sich in seiner Gegenwart noch nie so fehl am Platz gefühlt, wie in diesem Moment. Sie hatte keine Ahnung, wie das hier weitergehen sollte. Eigentlich wollte sie nur noch nach Hause. In ihre eigene Wohnung, sich in ihr eigenes Bett kuscheln und endlich diese quälenden Gedanken über die Vergangenheit und Zukunft ausschalten.
Sie war ihm dankbar, dass er sich sofort um einen Wagen kümmerte, denn viel länger konnte sie es hier drin einfach nicht mehr aushalten. Viel zu real waren hier all die Möglichkeiten, die vielleicht(s)und die wenn(s), die sie zusammen hatten.

„ Danke. “, war das Einzige was sie rausbrachte, als er meinte, dass sein Fahrer in der Tiefgarage auf sie warten würde. Sein Angebot sie noch zum Fahrstuhl oder gar noch weiter zu begleiten, konnte sie lediglich mit einem Kopfschütteln verneinen. War es doch hier schon alles schwer genug, da mussten sie es nicht noch unnötig in die Länge ziehen.
„ Ich bin auch froh, dass du es mir erzählt hast. Ich sehe nun um einiges klarer als zuvor und es bedeutet mir viel, dass du mir vertraust.“ hörte sie ihn sagen und damit hatte er Recht. Sie vertraute ihm dabei, dass er mit dieser Information nicht gleich hausieren ging und dass sie gut bei ihm aufgehoben war. Wieder fragte sie sich, was sie dann daran hinderte, ihm so vertrauen, dass sie sich auf diese ungewisse Abenteuer einfach einließ. Und genau das war es wahrscheinlich. Abenteuer hatte sie in letzter Zeit genug gehabt. Sie brauchte Ruhe und Zeit zum Nachdenken. Und sie war dankbar, dass Josef ihr beides gab.

Sie war diejenige, die keine Ahnung hatte, was als nächstes kam, wie sie sich verabschieden sollte. Teils dankbar, dass er das Wort ergriff, teils verwirrt hörte sie seine Bitte. Und ehe sie reagieren konnte, spürte sie wieder seine sanften Lippen auf ihren. Bevor sie groß reagieren konnte, hatte er sich bereits wieder von ihr gelöst und sah sie mit diesem Blick an, der ihr die Knie weich werden ließ.
„ Das mach ich. “, stieß sie leise hervor, „ Du auch auf dich. “
Schneller als sie eigentlich musste, verließ sie über die Wendeltreppe das Apartment. Vor dem Aufzug drückte sie den Knopf mehrfach, als ob dieser dadurch schneller kommen würde. Aber sie hielt es hier so nah bei ihm nicht länger aus. Zu verwirrend waren ihre Gefühle, die mal wieder Achterbahn fuhren. Als endlich das erlösende ´Pling´ ertönte, drehte sie sich nochmals kurz um. Josef konnte sie nicht entdecken. Dankbar dafür trat sie schließlich ein und fuhr zu Tiefgarage, in der sie bereits erwartet und schließlich nach Hause gebracht wurde …


Inzwischen war bereits eine Woche vergangen und Sandrine hatte sich vollkommen in die Arbeit gestürzt. Ihre Handgelenke verheilten relativ gut, auch wenn sie zwischenzeitlich noch etwas schmerzten. Am schlimmsten war es nachts, wenn sie in ihren Träumen alles immer und immer wieder erlebte. Doch sie versuchte optimistisch zu bleiben und war sich sicher, dass sie mit der Zeit endlich aufhören würde zu träumen oder es ihr nicht mehr so sehr zusetzte, wie noch momentan.

Sie hatte viel Zeit für sich gehabt, hatte lediglich mit Chloe gesprochen. Sie war außer sich gewesen vor Wut, als Sandrine ihr, nach langem Drängen, von den Geschehnissen der letzten Wochen berichtet hatte. Auch das Thema Josef blieb dabei natürlich nicht aus und natürlich hatte auch ihre Freundin eine Meinung dazu. Sie beichtete ihr zuerst, dass der Vampir inzwischen von ihrer beider Vergangenheit wusste. Doch überraschenderweise reagierte Chloe darauf entspannter als erwartet. Sie schien mit Vince an ihrer Seite inzwischen damit abgeschlossen zu haben. Am Ende jedoch war sie froh gewesen, dass ihrer Freundin nichts Schlimmeres passiert war. Doch das Josef Thema ließ sie nicht so schnell fallen. In erster Linie wollte sie natürlich, dass Sandrine glücklich war und wenn das bedeutete, dass sie Josef eine Chance gab, gut. Sie mochte ihn, waren Freunde. Jedoch kannte sie Sandrine besser als jeder andere. Gut genug um ihr zu bedenken zu geben, was das alles bedeutete. Schließlich hatte die junge Französin das Telefonat irgendwann beendet, mit einem schlichten Vorwand, dass sie noch Arbeit hatte. Sie liebte ihre Freundin, aber wollte sie momentan nichts hören. Es war schon so schwer genug.

Josh hatte noch an dem Abend vor ihrer Tür gesessen und war besorgt aufgesprungen, als er sie entdeckte. Sofort meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Sicherlich war sie noch immer sauer, dass er einfach zu Josef gerannt war, aber hatte sie nun wirklich nicht das Recht, sauer auf ihn zu sein. Immerhin war sie diejenige, die ein falsches Spiel mit ihm trieb. Nicht zuletzt war das wohl auch der Grund, weshalb sie ihn irgendwie abwimmelte, nachdem sie ihm mehr oder weniger glaubhaft gemacht hatte, dass es ihr gut ging. Sie erzählte ihm, dass es bei der Story einige Schwierigkeiten gab und sie dabei in etwas Kriminelles hineingezogen worden war, es aber mit Josefs Hilfe raus geschafft hatte. Was sollte sie ihm auch sonst sagen? Er erzählte ihr von der Begegnung der beiden Männer und dass Josef etwas in dieser Richtung hatte fallen lassen. Also wimmelte sie ihn ab und bat ihn ebenfalls um Zeit, über das was geschehen war nachzudenken. Sie fühlte sich furchtbar ihn so im Unklaren zu lassen, denn er dachte, dass sie noch immer sauer wegen seines Auftritts bei Josef war. Aber momentan konnte sie einfach niemanden um sich herum gebrauchten.

Ihre Arbeit half ihr dabei, ihre Gedanken zu sortieren. Was sie dabei immer wieder aus der Bahn warf, war das Summen ihres Handys, das anzeigte, dass Josef sie anrief. In den vergangenen Tagen hatte er mehrfach versucht sie zu erreichen, doch sie hatte nicht reagiert. Was hätte sie ihm sagen sollen? Sie wusste noch immer nicht wie es weitergehen sollte und ob er es dieses Mal ernst meinte. Außerdem waren da noch Josh und ihr zukünftiges Leben, das sich von einen auf den anderen Moment ändern würde. Sie wusste einfach nicht was sie tun sollte.
Ihre Arbeit war es, die ihr dabei half, sich abzulenken und wieder eine Struktur für sich zu entwickeln. Struktur half ihr dabei, klar zu denken. Sie hatte einige Aufträge für Buzzwire und dann war da noch ihre Galerie, dessen Eröffnung immer näher rückte. Und kurzerhand hatte sie sich dazu entschieden, als erstes ihre eigenen Fotos auszustellen.

Und so befand sie sich auch heute wieder in der Galerie. Inzwischen war es dunkel geworden. Die Handwerker waren vor einer halben Stunde gegangen, doch sie hatte noch einigen Papierkram zu erledigen und musste endlich die finale Auswahl der Fotos entscheiden.
Unentschlossen stand sie vor zwei großen Leinwänden, die sie nebeneinander an die Wand gelehnt hatte. Beide betrachtete sie genau. Eines zeigte ein älteres Ehepaar, das mit dem Rücken zur Kamera, Hand in Hand in Richtung des Meeres lief. Dies war eines der Fotos gewesen, das die junge Frau damals gemacht hatte, als sie Josef gezeigt hatte, wie sie arbeitet. Sie erinnerte sich noch genau an den Abend. Sie hatten beschlossen von vorne anzufangen und sich besser kennenzulernen. Es hatte sich richtig angefühlt und dennoch hatte es ein anderes Ende genommen als erhofft.
Und dennoch blieb ihr Blick auf diesem Bild haften. Diese Menschen, die einfach so glücklich schienen, die ein gemeinsames Leben hinter sich hatten und sich noch immer liebten. Dieses Bild schaffte es, ihr das Gefühl von Sicherheit und Wärme zu vermitteln und ihr ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern…
 
Er stand die meiste Zeit neben sich seit dem Sandrine sein Loft verlassen hatte. Er verbrachte viel Zeit alleine. Auf dem Dach seines Apartements über den Dächern von LA, versuchte er einen klaren Kopf zu bekommen. Immer wieder rief er sich ins Gedächtnis wieso er Sandrine damals verstoßen hatte, welche Gefahren ein Leben in seiner Gegenwart mitbrachte und dass sie ein Leben ohne ihn hatte. Ein glückliches Leben, ohne den Einfluss irgendwelcher Vampire. Doch dann eroberten die Bilder ihrer gemeinsamen Nächte seine Gedanken, die Gefühle die sie in ihm auslöste waren unbeschreiblich und das Verlangen, dass er verspürte kaum zu ertragen. Die Erinnerungen an die letzten Begebenheiten quälten ihn. Immer wieder sah er Moreau, wie er in das Handgelenk der jungen Frau biss und ihr Blut trank; das Blut, dass alleine ihm gehören sollte. Er sah die blasse, hilflose Frau auf dem Steinaltar liegen und spürte das Verlangen nach ihr zu sehen.

Der Vampir hatte seine Männer von der Beschattung Sandrines zurück gezogen. Zwar war ihm nicht ganz wohl dabei, doch wollte er klar machen, dass er die Wünsche der jungen Frau respektierte und auch wenn sie nicht mehr darüber gesprochen hatten, war ihre Reaktion auf die Beschattung bei ihrer ersten Begegnung eindeutig. Doch ließ er das Vampir-Milieu genau beobachten und jeden fremden Vampir in der Stadt durchleuchten. Er wollte sicher gehen, dass keine weiteren Idioten kamen, die an das Blut der jungen Frau wollten, um irgendwelche Rituale durchzuführen. Einer seiner Informanten saß in der Zwischenzeit an Nachforschungen über die Sekte in Frankreich und Josef hoffte so Informationen über Moreau und dessen Pläne herauszubekommen. Irgendetwas an Sandrines Blut, war es wert über Leichen zu gehen und der Vampir wollte wissen was es war.

Sein bester Freund, war der einzige den er für längere Zeit in seine Nähe ließ. Mick berichtete ihm von neuen Fällen und forderte von ihm ab und an die Hilfe seiner Informanten, welche er wie immer ohne zu zögern bereitstellte. Doch auch der Privatdetektiv merkte, dass sein Freund nicht mehr bei der Sache war. Vorsichtig fragte er nach einer anstehenden Party, denn es wäre schon lange keine mehr in seinem Loft gefeiert worden. "Ich bin nicht in der Stimmung für Partys" erwiderte Josef knapp. Vor Micks Auftauchen, hatte er versucht zum gefühlten zehnten Mal Sandrine zu erreichen, doch die junge Frau nahm den Hörer nicht ab. Sie mied ihn und dieser Gedanke machte ihn wahnsinnig.

Mick betrachtete Josef skeptisch und begann schließlich mit den bohrenden Fragen, denen Josef so lange aus dem Weg gegangen war. Er hätte sich verändert, seit dem Sandrine in sein Leben getreten war, Mick hatte schon immer einen Verdacht, aber hat er ihn nie ausgesprochen, denn er hatte keine ehrliche Antwort von Josef erwartet. Doch nun war es anders. Die neuesten Vorkommnisse haben noch etwas verändert und Mick wollte nun endlich wissen, was in dem Kopf des Vampirs vor sich ginge.
Josef seufzte und erzählte Mick schließlich die Geschichte, die ihn mit Sandrine verband und endete mit dem Enschluss, dass er sie nicht aufgeben würde. "Das Gefühl sie zu verlieren war das schrecklichste, dass ich je gespürt habe." erklärte er, selbst überrascht von seiner Offenheit. "Ich werde sie nicht nochmal verlieren."

Mick war ein guter Freund und begann mit all den Vorbehalten, die auch Josef ihm immer gegen den Kopf geworfen hatte. Es war nichts, was sich auch Josef nicht immer wieder gesagt hatte, doch auch aus dem Mund seines Freundes hatten die Worte keine Wirkung. "Ich liebe sie, verdammt." antwortete er schließlich auf die Frage, was ihm Sandrine bieten könne, was nicht auch jedes andere Mädchen für ihn tun könnte.
"Dann musst du um sie kämpfen." lautete die Antwort seines Freundes, bevor er zur Minibar lief um sich und Josef einen Whiskey einzuschenken. Die beiden Männern saßen noch eine Weile schweigend beieinander und tranken ihre Drinks, bevor sich Mick verabschiedete und Josef alleine in seinem Arbeitszimmer zurück ließ. Der Vampir rief sich ein Freshie und stillte seinen Hunger ohne viele Worte. Seit dem Vorfall mit Sandrine, waren die Interaktionen mit seinen Freshies kurz und wenig emotional. Es gab keine Zärtlichkeiten, keine Massagen oder gemeinsame Nachmittage im Whirlpool, obwohl die Frauen alles daran legten seine Meinung darüber zu ändern. Doch Josef blieb hart und die Damen waren diese Phasen von ihm gewohnt, die meistens nicht all zu lange andauerten.

Nachdem sich Josef gestärkt hatte, entfernte er sich in seine Privatgemächer und wieder drehten sich seine Gedanken nur um Sandrine. Die Worte Micks hallten in seinem Kopf wieder und so fasste er schließlich einen Entschluss. Ohne groß weiter darüber nachzudenken, verließ er sein Apartment und stieg in einen seiner Wagen, der ihn fast automatisch zu Sandrines Wohnung brachte. Dort angekommen, waren alle Lichter erloschen. Es war zu früh, dass sie schon schlafen würde, sofort macht sich ein unangenehmes Bild in ihm breit. Vielleicht war Sandrine bei ihrem Freund, wie konnte er auch davon ausgehen, dass sie hier alleine war?
Der Vampir ärgerte sich über sich selbst, doch wollte er noch nicht aufgeben und machte sich auf den Weg zu Sandrines Gallerie, die nur wenige Blocks von ihrem Apartement entfernt war. Er hatte in der Zeitung von der Eröffnung gelesen und konnte sich gut vorstellen, dass die junge Frau dort viel Zeit verbrachte.

Er hatte Glück, durch die Scheibe beobachtete er Sandrine für einen Moment, die so wunderschön und beschäftigt an ihren Bildern arbeitete. Leise betrat er die Galerie und erkannte das Foto, welches sie gerade aufmerksam beobachtete. Ein Bild, dass ihm den Magen zusammenzog, aus so vielen Gründen. "Wie viel soll das Bild kosten?" fragte er schließlich in die Stille hinein und wartete darauf, dass Sandrine sich zu ihm umdrehte.
 
Auch wenn sie gehofft hatte, dass ihre Arbeit ihren Kopf frei machen würde, konnte sie nicht verhindern, dass ihre Gedanken immer wieder zu Josef zurückgingen. In der Hoffnung, dass ihre eigenen vier Wände ihnen Schutz bieten würden, kreisten auch hier ihre Gedanken nur um das eine Thema. Sie ging Josh aus dem Weg, wo sie nur konnte, was erstaunlich gut funktionierte. Auch er rief sie, wie Josef, mehrfach an. Doch meistens ignorierte sie auch seine Anrufe. Sie hatte ihm versucht verständlich zu machen, dass sie Zeit für sich brauchte und sie sich nun auf die Eröffnung konzentrieren wollte. Und ganz Unrecht hatte sie damit ja auch nicht. Aber verschwieg sie ihm dabei natürlich, dass sie meistens durch Erinnerungen an die Stunden mit Josef abgelenkt war.

Auf der einen Seite versuchte sie sich auf sich zu konzentrieren, was er damals von ihr verlangt hatte. Sie sollte sich ein neues Leben aufbauen, ohne ihn. Glücklich werden. Doch dann kamen immer wieder die Erinnerungen in ihr auf. Mehrfach hatte er ihr das Leben gerettet, sie beschützt, sie zum Lachen gebracht und ihr Leben auf eine Art verändert, wie sie es nie für möglich gehalten hatte.
Wahrscheinlich fiel ihr das alles aus genau diesem Grund so schwer. Ihr Kopf und ihr Herz waren sich nicht einig. Und auch wenn sie sonst jemand war, der ihrem Herz folgte, konnte sie nicht verhindern, dass bei dieser Sache ihr Kopf momentan die Oberhand gewann.

Gedankenverloren hob sie das Bild des Ehepaares hoch und betrachtete es genau. Genau das war es, was sie sich wünschte. Vielleicht war es etwas, dass sie naiv oder einfach wirken ließ, aber genau das war es. Und das war die Botschaft, die ihr Kopf ihr immer wieder mitteilte. Dass die zwei alten Menschen, die in diesem Alter noch immer Hand in Hand spazieren gingen, nicht Josef und sie sein würden.

Sie war so in Gedanken versunken gewesen, dass sie nicht hörte, wie die Tür geöffnet wurde. Dabei hatten die Ereignisse von vor einer Woche sie besonders aufmerksam auf alle Geräusche in ihrer Umgebung gemacht. Doch wenn ein Vampir sich irgendwie unbeobachtet einem Menschen nähern wollte, schaffte er es auch. So viel hatte sie inzwischen gelernt.
Seine Stimme riss sie aus ihren Gedanken, doch sie wusste sofort, wem sie gehörte. Die würde sie aus tausenden heraushören. Sie schaffte es, ihr immer wieder einen Schauer über den Rücken zu jagen. Langsam ließ sie das Bild sinken und lehnte es wieder an die Wand. Für einen Moment schloss sie die Augen und atmete tief ein. Nachdem sie seine Anrufe ignoriert hatte, hatte sie beinahe damit gerechnet -oder unterbewusst vielleicht sogar gehofft-, dass er irgendwann auftauchen würde.
„ Josef. “, sagte sie leise und drehte sich schließlich zu ihm um, „ Noch habe ich nicht entschieden, ob es überhaupt Teil der Ausstellung wird. Vielleicht ist es nicht zu verkaufen. “

Sie fragte sich, ob er sich an den Abend, an dem es entstanden war, erinnerte. Sie hatten vorgehabt von Neuem anzufangen, sich kennenzulernen. Doch wenn sie so darüber nachdachte, fragte sie sich, wie viel sie eigentlich von Josef wusste. Inzwischen wusste er einiges mehr über sie als umgekehrt. Wenn es um seine Vergangenheit ging, war sie nicht die Einzige gewesen, die schweigsam war. Und auch wenn es für diesen Abend ein schönes Vorhaben gewesen war, waren sie letztlich doch wieder daran gescheitert. Sie spürte, wie sich etwas in ihr zusammenzog, als sie daran dachte. Und so versuchte sie, den Gedanken bei Seite zu schieben.

„ Aber du bist sicherlich nicht hergekommen, um vor Eröffnung meiner Galerie Bilder zu kaufen… “, begann sie und kniff die Augen zusammen, „ … Obwohl ich Dir das durchaus zutrauen würde. “
Ein leichtes Lächeln erschien auf ihren Lippen. Josef war ein einflussreicher Mann und sie zweifelte nicht daran, dass das Kaufen eines Bildes vor Eröffnung der Ausstellung so abwegig für ihn war. Er war ein Mann, der bekam was er wollte.
Sie räusperte sich kurz, hatte sie keine Ahnung, was sie sagen oder tun sollte. Seine Gegenwart machte sie nervös, vor allem in dieser Situation.
„ Also, warum bist du hier? Wie kann ich dir helfen? “, fragte sie schließlich, bemüht die Fassung nicht zu verlieren und dabei durchaus bewusst, dass nun jede Reaktion seinerseits folgen konnte.
 
Wie immer, wenn es um Sandrine ging, war Josef nicht der Mann, der er normalerweise war. In jeder anderen Situation hätte er genau gewusst, was er tat. Er überlegte sich oft im Vorraus, wie ein Gespräch laufen würde, denn so konnte er Eventualitäten abschätzen und sich im Klaren darüber sein, wohin das Gespräch laufen soll. Er wusste meistens, wie lange er an einem Ort bleiben wollte, was er dort machen würde und wie er sein Ziel erreichte. Doch nun stand er in der Tür der Galerie und sein Kopf funktionierte nicht mehr wie normal. Der Vampir musste noch nicht einmal die Luft einziehen, um Sandrines Duft wahrzunehmen. Schon als er die Tür öffnete spürte er ihre Anwesenheit in jeder Zelle seines Körpers. Die Tatsache, dass er ungehört, in die Galerie eintreten konnte, verschaffte ihm einen Moment, in dem er Sandrine nur ansah. Auch wenn er ihr Gesicht nicht sah, konnte er sich vorstellen, wie kritisch musternd sie das Foto in ihren Händen betrachtete. Er spürte das heiße Verlangen nach ihrer Nähe und gleichzeitig einen Wunsch, den er schon lange nicht mehr in sich gefühlt hatte. Auch wenn er es nie konnte, so wünschte er sich mit Sandrine alt zu werden, jede Minute seines Lebens mit ihr zu verbringen und auch wenn das älter werden ihn vor unüberwindbare Grenzen stellte, so konnten diese nicht die Sehnsucht nach dem anderen stillen.

Josef zwang sich zu sprechen, denn würde Sandrine ihn hier entdecken, ohne dass er etwas gesagt hatte, wäre sie sicherlich nicht erfreut. Josef rechnete nicht wirklich damit, dass sie sich überhaupt über seine Anwesenheit freute, doch der Klang ihrer Stimme, als sie seinen Namen aussprach, ließ ihn für einen Moment vermuten, dass auch die junge Frau von der gleichen Sehnsucht heimgesucht wurde. Er trat einen Schritt näher an Sandrine heran und wollte ihr sanft eine Hand auf die Schulter legen, als sie sich schließlich umdrehte und mit ihrer Businessfrauenstimme über das Bild sprach.
Dies kühlte den Vampir ein wenig ab und es gelang ihm selbst in seine Geschäftshaltung zu gehen, wohin er eigentlich gar nicht wollte. Doch was er eigentlich wollte konnte er in diesem Moment nicht haben. "Ich würde es auf jeden Fall zum Verkauf anbieten." gab er ruhig zu bedenken. "Ich glaube viele Menschen würde es gefallen."

Der Vampir zog eine Augenbraue hoch, als Sandrine anmerkte, dass er wohl kaum zum Bilder kaufen gekommen sei. Ihr leichtes Lächeln machte die Sache nicht einfacher. Natürlich war er nicht deshalb gekommen, er wollte um sie kämpfen. Das war der Plan gewesen, aber dort hörte er auch schon wieder auf. Josef erinnerte sich an ihre letzte Zurückweisung und wollte es nicht ein weiteres Mal dazu kommen lassen. Auch wenn er Sandrines Verhalten durchaus verstehen konnte, litt sein Ego darunter, dass die Frau ihm gegenüber sich gegen ihn entschieden hatte und er wollte nicht ein weiteres Mal eine Abfuhr von ihr bekommen. Also spielte er ihr Spiel für einen Moment mir. "Ich bin normalerweise gewöhnt zu bekommen was ich will." erklärte er mit deutlich gespielter Arroganz. "Wenn ich ein Bild vor einer offiziellen Eröffnung in meinem Apartment aufhängen möchte, dann gelingt mir dies durchaus." Er war bemüht den Abstand zu ihr nicht noch weiter zu verringern, obwohl alles in ihm gerade danach schrie. "Doch bei dir läuft es oft anders als erwartet."

Das traurige Lächeln, das dieser Aussage folgte, konnte er nicht ganz verbergen. Also entschied er sich schließlich doch in die Offensive zu gehen. "Du ignorierst mich Sandrine." nun war er nicht mehr der Geschäftsmann, sondern ein besorgter Freund. "Ich wollte wissen wie es dir geht, aber es scheint, du möchtest nicht mit mir sprechen." Der Vampir fixierte den Blick der jungen Frau mit einem fordernden Blick. Er sprach weder wütend, noch liebevoll. Vielleicht konnte man eine gewisse Kränkung aus seiner Stimme entnehmen, aber eigentlich zählte er nackte Fakten auf.
"Ich habe dir gesagt, ich respektiere deine Wünsche, aber ich kann nicht. Sandrine, wenn ich nicht weiß wie es dir geht, werde ich wahnsinnig." Nun doch etwas verzweifelt strich er sich durchs Haar und drehte sich von der jungen Frau weg. "Verdammt Sandrine, ich sehe dich jeden Tag vor mir. Fast leblos auf diesem Altar. Ich musste einfach wissen, dass es dir gut geht."
 
Auch sie spürte deutlich die kühlere Stimmung zwischen ihnen. Doch gerade hatte Sandrine keine andere Wahl. Sie musste so sehr gegen den Impuls ankämpfen, zu ihm zu gehen und einfach wieder seine Nähe zu spüren, seine Haut auf ihrer, das Gefühl von Sicherheit… Und schon war sie wieder in dem nicht enden wollenden Strudel der Sehnsucht, den Josef bei ihr auslöste. Über ihre Bilder und das Geschäft zu reden, war da gerade das Einzige, das ihr dabei half ein wenig Abstand zu gewinnen.
Sie warf noch einen kurzen Blick auf das Bild und bedachte Josefs Kommentar. Sicherlich würde es vielen Menschen gefallen…
„ Ich weiß nicht, ob ich es mit anderen teilen möchte. “, sagte sie schließlich und spürte wie die kühle Fassade bröckelte. Sie erinnerte sich wieder an den gemeinsamen Abend mit Josef. Bis sie wieder zu demselben Punkt wie immer gekommen waren, hatte sie tatsächlich geglaubt, dass es irgendwie funktionieren könnte. Und auch wenn dieses Bild bei ihr Sehnsüchte auslöste, von denen sie wusste, dass Josef und sie diese Situation niemals habe würden, erinnerte es sie an das Gefühl, das sie gehabt hatte, mit ihm dort am Stand zu sein und ihm zu zeigen, wie sie arbeitete. Wenn auch nur für einen kurzen Augenblick war sie sich vorgekommen wie zwei junge Menschen, die etwas füreinander empfanden und sich näher kennenlernen wollten.

Sie räusperte sich kurz, als die Stille zwischen ihnen beinahe unerträglich für sie wurde.
„Ich bin normalerweise gewöhnt zu bekommen was ich will.“ hörte sie ihn in seiner typischen Geschäftsstimme sagen und sie musste an sich halten, um nicht die Augen zu verdrehen. Ja, er wusste er war und dass die meisten Leute ihm gegenüber Respekt hatten, sodass sie meistens dementsprechend das taten, was er wollte.
Sie sah ihn an und zog überrascht die Augenbrauen hoch, „ Ach, tatsächlich? “, begann sie, aber hielt inne, als sie seinen nächsten Satz hörte. Bei ihr war alles anders. Ja, das mochte so sein.
„ Das kann ich nur zurückgeben. “, sagte sie schließlich leise und bemerkte das traurige Lächeln, wenn auch nur für einen kurzen Moment, auf seinem Gesicht.

In ihr zog sich etwas zusammen und spätestens bei seinem nächsten Satz war sie dahin, die geschäftliche Distanz. Der Blick, mit dem er sie bedachte, jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Sie sah zu ihm und wusste nicht, was sie sagen sollte. Vielleicht war es falsch gewesen seine Anrufe nicht zu beantworten, aber was hätte sie denn sagen sollen?
„ Ich hatte einfach viel zu tun und ich … Es tut mir leid, wenn du dir Sorgen gemacht hast. “, versuchte sie zu erklären, doch wie sollte sie ihm das erklären. Ehe sie weiter sprechen konnte, hatte er wieder da Wort ergriffen.

Du willst wissen, wie es mir geht? “, dachte sie im ersten Moment, „ Es geht mir mies, weil ich nur allzu gern wieder im hier und jetzt leben würde, ohne an die Zukunft denken zu müssen…
Doch sprach sie diese Gedanken nicht aus. Stattdessen meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Ihr war nicht klar gewesen, dass er sich solche großen Sorgen um sie machte. Oder vielleicht hatte sie darüber auch gar nicht nachdenken wollen. In den letzten Tagen war sie so sehr damit beschäftigt gewesen, sich zu verbieten an ich zu denken, dass es genau ins Gegenteil umgeschlagen war.

„Sandrine, wenn ich nicht weiß wie es dir geht, werde ich wahnsinnig.“ hörte sie ihn sagen und sie spürte das schlechte Gewissen nun deutlich. Sie spürte deutlich, welche Sorgen er sich machte. Beobachtete ihn, wie er sich von ihr entfernte und verzweifelt durch sein Haar strich. Seine nächsten Worte versetzten ihr einen Stich.
Sie ließ ihre Schultern hängen und spürte wie ihre Abwehrhaltung ihm gegenüber weiter bröckelte, „ Josef, es tut mir leid. Ich habe gedacht, du erfährst durch deine Männer, dass es mir gut geht. “
Gut war eindeutig übertrieben, es ging ihr alles andere als gut. Sicher, ihre Wunden heilten, die Kopfschmerzen hatten endlich aufgehört, aber in ihr sah es ganz anders aus. Und sicher wusste Sandrine, dass auch Josef nicht das Äußerliche gemeint hatte.

„ Ich wusste nicht, was ich dir sagen soll. Weiß es immer noch nicht. “, sagte sie schließlich ehrlich. Sie war immer ehrlich zu ihm gewesen und das wollte sie nun nicht ändern, „ Ich habe mich in den letzten Tagen einfach in die Arbeit gestürzt, um mich abzulenken. “, erklärte sie ihm ehrlich.
Ehe sie es sich versah, hatte sie sich ihm genähert und legte ihm eine Hand auf den Oberarm, „ Deinetwegen bin ich noch hier. Es tut mir leid. Mir war nicht bewusst, dass du dir solche Sorgen machst. Oder vielleicht wollte ich es nicht, ich weiß nicht. Es ist einfach so furchtbar kompliziert. “, sagte sie leise und stieß einen Seufzer aus.
Ihre Hand lag noch immer auf seinem Oberarm, dessen war sie sich mehr als bewusst, doch sie zwang sich, ihn anzusehen.
„ Das, was du mir da gesagt hast … Du meintest dieser Tag hätte alles verändert, aber wie stellst du dir das vor? Hat sich dadurch wirklich alles geändert? “
 
Josef verstand was sie da sagte. Dieses Bild war entstanden, als die beiden entschlossen hatten sich näher kennen zu lernen. Er hatte Sandrine beobachtete, wie sie Fotos von den Menschen am Strand gemacht hatte und für einen Moment waren sie glücklich gewesen. Schon seit dem Moment, als er die Galerie betrat, erinnerte ihn dieses Bild an diesen Tag und wie er geendet hatte. Mit seinen dunklen Gedanken, hatte er damals die Atmosphäre ruiniert. Er war sich sicher gewesen, dass die junge Frau ohne ihn besser dran war. Doch Sandrine war hart geblieben, sie wollte ihn so einfach nicht aufgeben. Damals hatte er sich geschworen ihr zu zeigen worauf sie sich einlässt. Hätte sie ihn erst einmal mit seinen Freshies gesehen, das miterlebt, was er jeden Tag tat, dann hätte sie anders gedacht. Doch dazu kam es nicht, denn Mick hatte Informationen zu dem "Fall Chloe" und dieser lenkte die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Nach diesen Begebenheiten, hatte Josef sich dafür entschieden Sandrine auf Abstand zu halten, was ihm ein Jahr wunderbar gelungen war.

Doch nun stand er vor ihr und hasste den Mann von vor einem Jahr. Er überlegte sich, wie alles hätte anders laufen können, wenn er den beiden nur eine Chance gegeben hätte. Er war feige und nicht in der Lage zu seinen Gefühlen zu stehen. Natürlich fiel ihm das noch immer schwer, doch wusste er nun, dass er Sandrine in seinem Leben wollte. Welche Rolle sie dort spielen sollte, war ihm noch nicht ganz klar, er hat sich keine Gedanken darüber gemacht. Doch dass es eine Hauptrolle sein sollte, war ihm durchaus bewusst.
Sein Blick glitt auf das Bild, als er mit großer Mühe versuchte eine distanzierte Haltung bei zu behalten. Sie gab ihm seine spitze Bemerkung zurück und Josef musste sich eingestehen, dass die junge Frau damit recht hatte. Er hatte sicherlich oft nicht so reagiert, wie sie es erwartet, geschweige denn, sich gewünscht hatte. Er tat es zu ihrem Schutz und er würde sich sicherlich nicht dafür entschuldigen, aber es verfolgte ihn, zu wissen, dass er Sandrine nicht nur einmal Schmerzen bereitet hatte.

Als er sich ihr öffnete, dachte er nicht mehr wirklich über seine Worte nach. Er wollte sie nicht in Verlegenheit bringen, doch musste er ihr sagen was er dachte. Der Vampir konnte dieses Gefühl nicht ertragen, dass sie ihm aus dem Weg ginge. Es hatte sich so richtig angefühlt und das hatte auch sie gespürt, dessen war er sich sicher. Er wollte kämpfen? Dann musste er mit offenen Karten spielen. Sie rechtfertigte sich, aber er glaubte ihren Worten nicht. Auch vor dem Vorfall mit Moreau, hatte Sandrine an ihrer Eröffnung gearbeitet doch war sie immer sofort an ihr Handy gegangen, wenn er sie anrief. Er war zu einem kleinen Ritual geworden, dass er ihre Nummer wählte und es nur höchstens zweimal klingelte, bis ihre Stimme, dass Freizeichen unterbrach. Nun hörte er dieses ewige Tuten bis er aufgab, und auflegte. Sie hatte vielleicht viel zu tun, aber sie entschied sich dafür nicht mit ihm zu reden und es war nur fair, dass er wusste wieso.

Als hätte Sandrine seine Gedanken gelesen erklärte sie ihm dann doch ehrlich, was in ihrem Kopf vor sich ging. Als sie seine Männer ansprach zuckte er leicht mit den Achseln. "Ich lasse dich nicht mehr beobachten." erklärte er ihr trocken. "Das hätte ich dir erzählt, wenn du ans Telefon gegangen wärst." den spitzen Unterton konnte er sich nicht verkneifen, doch dann Drang die eigentliche Verzweiflung wieder an die Oberfläche. Josef dachte in ihrem Gesicht das Verständnis zu lesen, dass vorher fehlte und so gestand er ihr seine Gedanken und Ängste um sie, wobei er sie nicht weiter anschauen konnte.

Ihre Hand auf seinem Oberarm sendete elektrische Impulse über seinen ganzen Körper. Er spürte sie so deutlich, doch drehte er sich noch nicht gleich zu ihr um. Tief atmete er ein, während er ihren Worten lauschte. Es ist einfach so kompliziert hallte es in seinem Kopf nach und er schüttelte den Kopf, bevor er sich umdrehte und in ihre wunderschönen Augen blickte. "Es fühlt sich so einfach an. Wenn ich mit dir zusammen bin, fühlt sich alles einfach richtig an." erklärte er ihr, während er eine Hand vorsichtig auf ihre Hüfte legte. "Wir machen es nur kompliziert."
Bevor er ihr näher kommen und seinem Drang sie zu küssen nachgehen konnte, ergriff Sandrine erneut das Wort. Ihre Frage brachte ihn wieder einen Schritt weg von dem Verlangen zur Vernunft. Doch genau dies waren die Fragen, die alles verkomplizierten. "Ich habe das nicht alles durchdacht, ich habe keine Vorstellungen von dem was kommen mag. Aber es ist für mich alles so klar geworden." Er ließ von ihr ab und brachte ein wenig mehr Abstand zwischen die beiden. Er wollte sich und vor allem auch ihr die Möglichkeit geben einen klaren Kopf zu bewahren. Der Startschuss war gefallen, jetzt konnte er nicht mehr zurück. "Der Gedanke daran dich für immer zu verlieren, hat mir das Herz heraus gerissen. Dieser Tag hat mir gezeigt, dass ich ohne dich nicht leben will. Egal wie das auch aussehen mag, du gehörst zu mir. Alles andere macht einfach keinen Sinn"
 
Dieses Bild … auf der einen Seite liebte sie es so sehr, weil so viel von dem, was sie sich wünschte zeigte und in erster Linie dachte sie dabei auch an den Moment, an dem sie es aufgenommen hatte. Josef hatte ihr zum Teil lächelnd und Stirnrunzelnd dabei zugesehen, wie sie ihrer Arbeit nachging. Und sie erinnere sich noch daran, wie schön und vor allem normal es sich zwischen den beiden angefühlt hatte. Aber da waren eben auch diese dunklen Gedanken, die alles andere immer wieder überschatteten und sie daran hinderten, wieder diesen Schritt zu machen. Diesen Schritt, der ihr mehr Vertrauen und Mut abverlangte, als sie momentan bereit war zu geben.

Natürlich war ihr bei seinen Anrufen, die sie ignoriert hatte bewusst gewesen, dass sie ihm damit versuchte etwas zu sagen. Es spiegelte ihre Gefühle wieder. Wenn sie abnahm, ließ sie sich wieder auf ihn ein und auch wenn sie sich nur zu gerne einfach in diese Sache stürzte, ohne an die Folgen denken zu müssen, waren da momentan so viele Dinge, die sie davon abhielten. Ihr war klar, dass er ihr nicht abkaufte, dass sie viel zu tun hatte und wenn sie ehrlich zu sich war, wusste sie auch, was für eine billige Ausrede das war. Immerhin hatte sie es zuvor auch immer geschafft an ihr Handy zu gehen. Der einzig richtige Weg hierdurch war Ehrlichkeit. Das war etwas, das sie besonders an ihrer Beziehung geschätzt hatte und sie war sich relativ sicher, dass Josef das genau so sah. Auch wenn sie diese Ehrlichkeit mehr als ein Mal verletzt hatte, war es immer noch besser als diese aufgesetzte kalte Art, mit der Sandrine einfach nicht zurechtkam.

Die Information, dass Josef die Männer hatte abziehen lassen, ließ sie überrascht aufsehen. Ihr war klar, dass er ihre Wünsche respektierte und ihr Zeit gab, aber dass auch dazu gehörte, dass er sie nicht mehr weiter beobachten ließ, wenn auch zu ihrem Schutz, überraschte sie. Doch wieso wunderte sie das. Er hatte bisher immer zu seinem Wort gestanden und wieso sollte es nun anders sein? Immerhin hatte sie ihren Standpunkt in dieser Sache mehrmals zu allzu deutlich gemacht. Sie verkniff sich ihren Kommentar auf seine Spitze hin. Denn es hatte keinen Sinn und würde die Gemüter vermutlich nur unnötig aufschaukeln. Vielmehr wollte sie wissen, was in ihm vorging und wie er sich das alles vorstellte.

Gerade schon als sie ihre Hand wegnehmen wollte, drehte er sich zu ihr um und legte seine Hand auf ihre Hüfte. Seine Worte hallten in ihren Ohren wieder und seine Augen schienen sie förmlich in seinen Bann zu nehmen.
„ Natürlich machen wir es kompliziert … “, sagte sie leise und sah ihn an. Dass sie ihm plötzlich wieder so nah war und ihn so nah bei sich spürte, machte ihr das Denken nicht gerade einfacher. Wie oft hatte sie sich gewünscht, dass er diese Worte sagte. Wie oft hatte sie sich in der Vergangenheit gewünscht, dass er es schaffte endlich zu sehen, dass die beiden sich richtig anfühlten. Sie brachten den anderen dazu sich zu verändern, und das auf gute Weise. Doch nun war sie es, die das alles mit ihren Katastrophen Fantasien zunichtemachte.

„ Und genau das ist das Problem. Ich habe mir so oft gewünscht, dass du genau das zu mir sagst. Aber stattdessen kamen wir immer wieder an diesen Punkt, an dem du … Ich weiß nicht, was es war. Ich weiß, dass du dir Sorgen um mich und auch um dich gemacht hast und glaube mir, das weiß ich auch zu schätzen. Ich will dir das auch nicht zum Vorwurf machen, aber … “, begann sie und suchte seinen Blick, auch wenn er sie inzwischen losgelassen hatte und für ein wenig Abstand zwischen ihnen gesorgt hatte.
„ Aber ich habe Angst. Ich fühle es noch immer. Wenn es nicht so wäre, würde es das alles deutlich einfacher machen. “

„ Du gehörst zu mir. Alles andere macht einfach keinen Sinn. “
Seine Worte zerrissen ihr beinahe das Herz und sie spürte, wie der Kloß in ihrem Hals immer größer wurde. Wie oft hatte sie sich diese Situation ausgemalt und herbei gesehnt. Und sie hasste sich selbst dafür, aber sie konnte diesen letzten Schritt nicht gehen. Zumindest heute nicht. Aber sie wusste auch nicht, ob es morgen oder einer Woche anders war. Sie wollte Josef nicht verletzen und ihr war durchaus bewusst, wie schwer es für ihn war, hier so vor ihr zu stehen.

Den Abstand, der er zwischen sie gebracht hatte, half ihr nur bedingt dabei die richtigen Worte zu finden, „ Du bringst mich dazu, über mich selbst und meine Sicht der Dinge nachzudenken, über den Tellerrand hinauszuschauen. Die wenige Zeit mit Dir hat mich so verändert, dass ich mich manchmal selbst frage, was aus der zurückhaltenden und ängstlichen Frau geworden ist, die ich war. “, begann sie und hatte keine Ahnung, wo das enden würde. Tief in ihrem Innern fühlte sie das Gleiche für Josef, doch sie war sich nicht sicher, ob sie bereit dazu war, es wieder an die Oberfläche zu lassen. Hatte sie doch immerhin so lange Zeit versucht, es tief in sich zu vergraben und sich geschworen es nie wieder hervorzuholen.
„ Aber ich weiß nicht, ob ich das kann. “, sagte sie schließlich leise und glaubte beinahe selbst nicht, was sie da sagte. Sie versuchte ihn weiterhin anzusehen, hatte jedoch gleichzeitig Angst davor jeden Augenblick die Kontrolle zu verlieren und auf der Stelle loszuheulen. Denn danach war ihr im Moment zumute.

Ehe sie etwas Weiteres sagen konnte, hörte sie Schritte an der Tür der Galerie und eine Stimme, die sie nur allzu gut kannte.
„ Was ist hier los? “
Sie schaffte es nicht direkt den Blick von Josef abzuwenden. Sie wusste nicht wie ihr geschah, denn diese Frage riss sie so abrupt aus ihren Gedanken, dass sie nicht wusste, wie sie reagieren sollte.
Schließlich schaffte sie es, endlich zu reagieren und sah zu ihrem Freund, der fragend im Eingang ihrer Galerie stand.
„ Mr. Kostan, Sandrine … Was das hier zu bedeuten hat? “, fragte er und sie hörte deutlich den Ärger aus seiner Stimme. Er wusste genau, dass er in etwas Intimes und sehr Privates hineingeplatzt war und unter anderen Umständen wäre Sandrine vermutlich ziemlich sauer auf ihn gewesen. Doch dazu war ihr schlechtes Gewissen einfach zu groß. Außerdem konnte sie nicht klar denken. Eben hatte Josef ihr zu verstehen gegeben, dass er ihnen beiden eine Chance geben wollte und dieses Mal schien er es wirklich ernst zu meinen. Und sie? Hatte sie ihm einen Korb gegeben? Sie hatte keine Ahnung, aber die Situation zwischen ihr und den beiden Männern hier, machte das alles nicht einfacher. Alles in ihrem Kopf drehte sich und sie hörte immer wieder Josefs Stimme, die ihr sagte, dass sie zusammengehörten und alles andere keinen Sinn machte. Sie wollte gerade ihren Mund öffnen und Josh eine Erklärung liefern, doch sie brachte einfach kein Wort heraus. Wusste sie doch selbst nicht, was hier los war.
 
Ihre Hand auf seinem Arm schien zu brennen, doch gelang es ihm auch nicht, sich von dieser Berührung davon zu stehlen. Er spürte ihren Blick und konnte das Mitleid in ihren Augen erahnen. Das war nicht was er wollte. Er hatte kein Interesse daran, dass Sandrine ihn mit einem schlechten Gewissen erklärte wie leid ihr alles tat. Sie hatte einen Grund für ihr Verhalten und den konnte er sogar nachvollziehen. War er nicht genauso gewesen? Auch er hatte die junge Frau vor allem auch als Selbstschutz von sich fern halten wollen.

Ihre Beziehung, wenn man dies überhaupt so nennen konnte, war bestimmt durch einen ehrlichen Umgang miteinander. Noch nie hatte Josef der jungen Frau etwas vorspielen können. Er hatte oft seine Gedanken so ausgesprochen, wie sie in diesem Moment waren und es war nicht immer die beste Entscheidung gewesen, er hatte sie oft damit verletzt und in Situationen gebracht, die eindeutig nicht einfach für beide waren. Aber genau dies war es, dass seine Gefühle für Sandrine ausmachte. Im Betracht auf die junge Frau schlugen zwei Herzen in seiner Brust. Das eine, in diesem Moment so laut, dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte, war erfüllt mit der Sehnsucht nach einer gemeinsamen Zukunft mit ihr, dem Verlangen nach ihrer Nähe und dem unaufhörlichen Wunsch sie glücklich zu machen. Das andere, gerade leisere von beiden, sorgte sich um ihre Sicherheit und war sich bewusst, dass eine gemeinsame Zukunft der beiden nicht möglich war. Zumindest nicht ohne unvermeidliche Opfer von beiden Seiten.

Josef hörte Sandrines Worte, die ihm genau dies vor Augen hielt. Sie Vergangenheit hatte sie geprägt und es schien als wäre sie nicht bereit dazu ein weiteres Mal ein Risiko einzugehen. Alles in ihm sträubte sich weiter zu sprechen. Wenn er der jungen Frau erst einmal seine Gefühle offen gelegt hatte, waren sie in ihrer Hand. Er war ihr schutzlos ausgeliefert und diese Tatsache ging gegen all das, für was er als einflussreicher Vampir und Geschäftsmann je stand. Begehe keinen Schachzug, bei dem du deinen Sieg in die Hand des anderen gibst, hallte es in seinem Kopf. Eine Devise, nach der er als Geschäftsmann sehr gut gefahren ist. Doch das hier waren keine Geschäfte und Sandrine war keine Geschäftspartnerin. Hier ging es um etwas anderes, etwas höheres. Etwas, dass er so viele Jahre erfolgreich hatte verdrängen können.

Also hörte er die Worte aus seinem Mund kommen, die der jungen Frau erklärten, dass für ihn ein Leben ohne sie kaum mehr in Frage kam. Es fiel ihm schwer sie anzusehen, denn wenn er in ihre Augen blickte, dann sah er den Schmerz, den diese ganze Situation in ihr auslösen musste. So gerne hätte er sie in den Arm genommen, ihr durchs Haar gestrichen und ihr gesagt, dass alles gut wird. Genau wie vor wenigen Wochen in seinen Privatgemächern. Doch ihre Worte verwunderten ihn. Sie sprach davon wie sie sich durch ihn verändert hatte und der Vampir glaubte eine Sehnsucht in ihrer Stimme zu hören. Josef ging wieder einen Schritt auf Sandrine zu, doch bevor er ihre Hände nehmen konnte hallte der nächste Satz durch den Raum, der ihm einen Stich in sein Herz versetzte. "Ich kann dir nichts versprechen." flüsterte er traurig. "Das wäre nicht fair. Doch du musst mir glauben, dass mein größter Wunsch es ist, dich glücklich zu sehen. Und ich glaube, dass dies auch an meiner Seite möglich ist."

Er wollte ihre Hand nehmen, als er die verärgerte Stimme von Josh wahr nahm. Hatte er sich so von seinen Gefühlen und der jungen Frau leiten lassen, dass selbst seine Instinkte nicht mehr vollkommen zurechnungsfähig waren? In einer normalen Situation hätte er den Menschen wahrscheinlich schon vor mehreren Minuten kommen hören, doch sein Fokus galt alleine Sandrine, zu der er auch jetzt wieder seinen Blick wendete.
Er wusste selbst nicht was er erwartete, dass sie ihn zum Teufel schickte? Dass sie ihm berichtete was hier vor sich ging? Dass sie ihn anlog? Er merkte nur wie die Wut in ihm hoch stieg als er den abfälligen Ton in Joshes Stimme hörte. Der Blick mit dem der Mann Josef ansah, zeigte ganz klar, dass dieser in sein Revier eingedrungen war und Josef ballte eine Faust, bei dem Gedanken, dass er es war, mit dem Sandrine am Ende ihr Leben verbringen wollte.

Sandrine sprach nicht, was Josef noch wütender machte. Sicherlich waren jede Worte die er sprechen würde in diesem Moment die falschen und irgendwie hatte er sich wohl doch gewünscht. dass die junge Frau zu dem, was auch immer es war zwischen ihnen, stand. Ohne einen weitern Blick auf Josh zu werfen, drehte er sich schließlich zu Sandrine und nahm ihre Hände in seine. "Hör zu Sandrine. Du weißt was ich denke und mehr kann ich dir nicht sagen, auch wenn ich wollte. Alles andere wäre eine Lüge, ein Versprechen, dass ich nicht halten kann. Aber ich respektiere deine Wünsche." er atmete tief ein und versuchte ihren Blick zu halten. "Es ist deine Entscheidung, wenn du es möchtest, dann verschwinde ich jetzt wieder aus deinem Leben. Nur ein Wort und ich verlasse diese Galerie und du hast das letzte mal von mir gehört."
 
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Sie sah, wie er wieder einen Schritt auf zu machte, doch innehielt, als die nächsten Worte aus ihrem Mund kamen. Sie konnte sich vorstellen wie schwierig die Situation auch für ihn sein musste. Es zerriss sie beinahe, dass sie nicht einfach ja sagen konnte, ohne weiter darüber nachzudenken. Aber irgendetwas hielt sie zurück. Vielleicht, mit mehr Zeit … Doch Josefs Worte rissen sie aus ihren Gedanken. Sie glaubte die Traurigkeit aus seiner Stimme zu hören, aber war sich nicht sicher, ob sie wirklich da war.
„ Mein größter Wunsch ist es, dich glücklich zu sehen. “ Sie spürte, wie ihr Herz sich zusammenzog und ´JA!´ schrie, doch ihr Kopf sie davon abhielt. Und genau da war das Problem. Sie stand genau dazwischen und konnte keine Entscheidung treffen. Am liebsten hätte sie sich auf der Stelle in seine Arme geworfen. Doch so einfach war das für sie nicht nicht.

Ehe sie etwas sagen konnte, hörte sie Joshs Stimme. Ein Teil von ihr war aus irgendeinem Grund erleichtert durch die Störung und ein anderer ärgerte sich. Diese Zweisamkeit zwischen ihnen, die ehrlichen Worte des Vampirs, der ihr gegenüber das erste Mal richtig ausgesprochen hatte, wie er empfand.
Die Momente, in denen niemand von ihnen etwas sagte, kamen ihr wie Minuten vor. Tatsächlich handelte es wahrscheinlich nur um wenige Sekunden. Sie bemerkte den Blick, mit dem Josh Josef ansah und endlich wurde sie aus ihrer Starre geweckt.

„ Josh … “, begann sie schließlich und sah zu dem jungen Mann, der noch immer in der Tür stand, wofür sie auch dankbar war. Auf eine noch schlimmere besitzergreifendere Szene konnte sie eindeutig verzichten. Ihr war klar, dass Josef sich in diesem Moment ziemlich zusammenreißen musste und sie wollte nicht riskieren, dass es eskalierte.
„ Ich hatte einige Dinge mit Josef zu besprechen. “, sagte sie schließlich und war dabei sehr bemüht ihre Stimme einigermaßen normal klingen zu lassen. Sie spürte den argwöhnischen Blick, den Josh ihr zuwarf. Er schien zu überlegen, was er tun sollte und entschied sich letztlich für das richtige, „ Das klärt das. Ich bin hinten. “, sagte er schließlich und ging an ihnen vorbei, wobei er es sich nicht nehmen ließ Josef einen weiteren vernichtenden Blick zuzuwerfen.

Dankbar dafür, dass Josh eingelenkt hatte, konnte sie gar nicht so schnell reagieren, denn da hatte Josef sich bereits wieder zu ihr gedreht und ihre Hände genommen. Sie spürte die Haut an den Stellen kribbeln, wie kleine Blitze schlugen sie ein, wie sie es immer taten, wenn sie seine Berührungen spürte.
„ Du stellst mich hier vor die Wahl und verlangst von mir, dass ich mich entscheide. “, sagte sie schließlich und sah ihn an. Wie konnte er sie hier und jetzt vor die Wahl stellen? Und das auch noch, wenn Josh hier war? Was verlangte er jetzt von ihr? Dass sie ihm um den Hals fiel und damit alles in Ordnung war? Auf der anderen Seite wusste sie irgendwie, dass Josef es ernst war, mit dem was er sagte. Wenn sie ihm sagen würde, dass er verschwinden sollte, würde er das jetzt tun. Es zerriss sie beinahe innerlich, aber gerade in diesem Moment konnte sie nicht das tun, was er von ihr erwartete. Sie konnte ihm nicht sagen, dass er aus ihrem Leben verschwinden sollte. Aber vor allem konnte sie diese Entscheidung nun nicht treffen.
„ Ich kann das nicht, Josef. “, sagte sie schließlich leise, wobei sie noch immer hoffte, dass es irgendeine Wendung nahm. Würde dies nun wirklich bedeuten, dass er aus ihrem Leben verschwand?
 
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