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[NCIS] Vendetta - Blutige Rache

[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 37: "Durch den Wind"

So, weiter geht's. Viel Spaß!

LG Claudia


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Als ich aus dem Appartementhaus auf die Straße trete, schlägt mir die kühle Luft des Morgengrauens entgegen, die ein angenehmes Gefühl auf meiner erhitzten Haut hinterlässt. Ich spüre die großen Tropfen, die meine Wangen benetzen und dann langsam nach unten rinnen, um sich schließlich im Kragen meines Pullovers zu sammeln. Für einen Moment schließe ich die Augen, lasse den Regen auf mein Gesicht hinab strömen, wo er sich mit meinen heißen Tränen vermischt. Beinahe erscheint es mir, als versetze dieses Wetter die Stadt in eine Melancholie, die sie dazu bringt, wenn auch nur für eine kurze Zeit, inne zu halten. Die Hektik des sonst so belebten Washingtons ist verstummt, hat der Stille der Nacht Platz gemacht, nur um in der Dämmerung langsam mit neuer Kraft zu erwachen. Doch in diesem Augenblick dringt kein anderer Laut an mein Ohr als das stetige Prasseln des Niederschlags auf das Pflaster, das mich endlich wieder zu innerer Ruhe finden lässt.
Der Knoten in meinem Kopf, zu dem sich meine wirren Gedanken in den vergangenen Minuten vereint haben, beginnt, sich langsam aufzulösen. Unwillkürlich wächst in mir der Wunsch, diese Ausgeglichenheit noch ein wenig länger auszukosten, sodass ich kurzerhand meinen Wagen stehen lasse und zu Fuß durch die in Zwielicht gehüllten Straßen gehe. Von Minute zu Minute, von Meter zu Meter, den ich hinter mir lasse, lösen sich die Nebelschwaden weiter auf, die der kühle Regen, der auf den warmen Boden trifft, aufsteigen lässt. Doch trotz des anbrechenden Tages liegt die Dämmerung noch immer drückend über der Stadt, denn die grauen Wolken türmen sich stetig höher in den Himmel. Sogar die Vögel, die gewöhnlich mit ihrem ausgelassenen Gesang den neuen Morgen begrüßen, sind heute verstummt, haben sogar ihre Plätze hoch oben in den Wipfeln der alten Bäume geräumt.
Erst jetzt wird mir klar, dass ich beinahe die ganze Nacht bei Ziva verbrachte, aber im Gegensatz zu jenen zuvor, hinterließ diese ein vollkommen anderes Gefühl in meinem Inneren. An jedem anderen Morgen verfolgten mich bereits mein schlechtes Gewissen, mein Selbsthass, während heute völlige Leere in mir herrscht, mein Körper lediglich wie eine hohle Hülle scheint. Ich funktioniere nur noch mechanisch, jeder Muskel bewegt sich wie von allein, ohne dass es mir auch nur möglich zu sein scheint, einen von ihnen zu steuern. Dennoch bin ich dabei wegzulaufen, ohne genau zu wissen, ob es die Einsamkeit ist, die mich voran treibt, oder die Schuldgefühle, die mich seit Kates Tod ununterbrochen heimsuchen. So krampfhaft ich auch versuche, mich in mein Verlangen nach Vergeltung hineinzusteigern, so wenig kann ich ihnen dadurch entkommen, bilde es mir lediglich ein.
Während ich ziellos einen Fuß vor den anderen setze, gehen mir permanent die Worte meiner Kollegin durch den Kopf, doch die Bruchstücke ihrer Bedeutung wollen sich nur mit Mühe zu einem Ganzen zusammenfügen. Wieder und wieder denke ich darüber nach, worüber wir gesprochen haben, aber noch immer kann ich mir keinen Reim auf ihr seltsames Verhalten machen. Weder kann ich die Ursache ergründen, die sie dermaßen aus der Bahn warf, noch erhielt ich einen Anhaltspunkt auf Aris Aufenthaltsort. Dennoch bin ich mir vollkommen sicher, dass sie auch weiterhin mit ihm in Kontakt steht, denn dies konnte ich deutlich zwischen den Zeilen lesen. Vermutlich war es ihre Angst, ich könnte ihm näher kommen, als ihnen beiden lieb ist, die meine Partnerin zu dieser absurden Unterhaltung brachte, auf die ich mich auch noch einließ, um meinen letzten Strohhalm, an den ich mich seit Wochen krampfhaft klammerte und der mittlerweile nicht mehr war als eine Illusion, nicht zu verlieren.
Es war nur eine Frage der Zeit, dass Ziva mein Vorhaben durchschauen würde, schließlich ist sie kein naives Mädchen, sondern genoss ihre Ausbildung beim Mossad. Aber ihre Reaktion darauf kann ich noch immer nicht einordnen, glaubte ich doch, ich hätte innerhalb weniger Sekunden ein Messer im Rücken, würde sie dahinter kommen. Stattdessen verwickelte sie mich in ein Frage-Antwort-Spiel, das im Grunde keinen weiter brachte, weder mich mit meiner Suche, noch sie selbst womit auch immer. Mittlerweile frage ich mich, wer hier versucht, wen in eine Falle zu locken, denn falls dieser Schweinehund durch sie von meinem Plan erfahren sollte, würde dieser mein Leben mit Sicherheit umgehend beenden, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Aber die letzten Wochen ließen mich zu einem Menschen werden, der nichts mehr zu verlieren hat und so auch den Tod nicht länger fürchtet.

Die Sonne wandert unaufhaltsam dem Zenit entgegen, sodass mir schlagartig klar wird, dass ich bereits seit Stunden ziellos durch die Straßen laufe. Was auch immer ich dabei gesucht habe, sei es Erlösung oder Erkenntnis, habe ich weder das eine noch das andere finden können. Doch ich spüre, wie die Kraft unaufhaltsam aus meinem Körper weicht, denn die zahllosen kurzen Nächte zehren an mir und rächen sich nun. Nur die Frucht vor den grausamen Bildern, den quälenden Albträumen, die mich stets heimsuchten, sobald ich meine Augen schloss, ließen mich viel zu oft gegen den Schlaf ankämpfen. Bisher gelang es mir leidlich, die Stimmen der Vergangenheit in der Nacht durch den Alkohol und am Tag durch Unmengen Koffein zum Verstummen zu bringen. Immerhin verblassten dadurch die Erinnerungen an die schlechten Träume, die mich immer wieder aufs Neue aus dem Schlaf schrecken ließen.
Aber tief in meinem Inneren weiß ich, dass ich heute diese Schlacht verlieren werde, denn mittlerweile habe ich immer größere Mühe, mich auf den Beinen zu halten und einen Fuß vor den anderen zu setzen. Nun bleibt mir keine andere Wahl, als nach Hause zurückzukehren, will ich nicht eine unbequeme Parkbank zu meinem Lager für den restlichen Tag und die unweigerlich einbrechende Nacht machen. Für einen Moment versuche ich krampfhaft, mich zu orientieren, doch schließlich stelle ich fest, dass der Weg, den ich nun gehen muss, nicht mehr weit ist. Jenes Haus, in dem ich sowohl die glücklichsten als auch die schmerzhaftesten Monate meines Leben verbrachte, scheint, mich magisch anzuziehen. Obwohl ich jeden Tag erneut vor diesem Ort und den damit verbundenen Erinnerungen fliehe, kehre ich dennoch jeden Abend dahin zurück, weil es eben so sein soll.
Schon seit langer Zeit durchströmt mich nicht mehr das Gefühl der Geborgenheit und des Nachhausekommens, wenn ich die Tür zu unserem Haus aufschließe und dann über die Schwelle trete. Denn genau diese Empfindung galt weniger dem Ort und dem Gebäude als der jungen Frau, die mich stets innerhalb dieser Wände erwartete und die nun nicht mehr da ist, nie wieder hier sein wird. Als ich langsam den Weg in das Wohnzimmer zurücklege, verschwimmt meine Umgebung immer stärker vor meinen Augen, während mein Verstand immer stärker im Nebel zu versinken scheint. Mit letzter Kraft lasse ich mich auf die Couch fallen und schließe erschöpft die Augen, doch noch immer rebelliert mein Körper gegen den Schlafmangel. Nachdem ich mir so lange keine Ruhe gönnte, permanent angespannt und auf der Hut war, fällt es mir nun umso schwerer, endlich abzuschalten. Irgendwann übermannt mich jedoch die Erschöpfung, sodass ich in tiefe undurchdringliche Dunkelheit falle, die mich zu verschlingen scheint.

Doch erneut ist mir lediglich eine kurze Zeit der Ruhe vergönnt, als mich eine vertraute Stimme aus meinem angenehm traumlosen Zustand weckt: „Tony.“ Stöhnend blinzle ich in das helle Licht der untergehenden Sonne, die eine schemenhafte Gestalt erleuchtet und in einem orangefarbenen Licht erstrahlen lässt. Unvermittelt wird mir klar, dass es Kate ist, die hier in unserem Wohnzimmer steht und mich sanft anlächelt, sodass ich mich abrupt aufsetze und sie entsetzt anstarre. „Katie. Wieso...? Was tust du hier? Du bist doch...“, stammele ich verunsichert, mit dem Glauben, langsam den Verstand zu verlieren, aber sie spricht meinen Gedanken zu Ende: „... tot? Ja, ich bin tot, Tony. Und ich bin auch nicht wirklich hier, das weißt du so gut wie ich. Aber du kannst mich nicht loslassen, klammerst dich noch immer an die Hoffnung, dass endlich alles gut wird, wenn Ari erst tot ist.“
Bei dieser Feststellung rinnt ein Zittern durch meinen Körper, das jedoch nicht von der Kälte verursacht wird, die bereits seit Monaten in diesem Haus herrscht. Schon immer hatte sie die Gabe, in mein Inneres zu blicken, so sehr ich auch versuchte, meine Gefühle vor ihr zu verbergen. Doch die Tatsache, diese Worte nun auch aus ihrem Mund zu hören, schmerzt noch stärker, als in dem Moment da Gibbs sie aussprach. Wenn ich ehrlich bin, nahm ich ihn nicht ernst, als er mich davor warnte, mich meinem Verlangen nach Rache hinzugeben und damit vielleicht mein Leben zu verlieren. Es war mir egal, was mich danach erwartete, und im Grunde ist es mir das noch immer, aber Kate unvermittelt vor mir stehen zu sehen und sie die gleiche Warnung aussprechen zu hören, ist mehr, als mein Verstand im Moment in der Lage ist zu verkraften.
Ihr ist klar, dass ich nichts darauf erwidern werde, dass ich selbst nicht weiß, was ich zu diesem stillen Vorwurf sagen soll, sodass sie fortfährt: „Du hast mein Grab seit der Beerdigung nicht mehr besucht, denn das würde bedeuten, dass du meinen Tod akzeptiert hast. Aber ich vermisse dich, Tony.“ Diese Aussage treibt mir unwillkürlich Tränen in die Augen, denn ich kann nicht glauben, dass sie denkt, ich hätte sie vergessen, sodass ich heiser erkläre: „Ich denke doch jeden Tag an dich. In jeder Sekunde.“ „Das reicht nicht. Ich brauche dich, ich brauche deine Nähe. Und ich muss endlich die Gewissheit haben, dass du dich nicht in deinem Wunsch nach Vergeltung verlierst. Bitte lass mich nicht mit dem Wissen zurück, für deine Qualen verantwortlich zu sein!“ Ein gewaltiger Kloß breitet sich in meinem Hals aus, als ich sie so verzweifelt vor mir stehen sehe, während ihre Gestalt langsam zu verblassen scheint, sodass ich bestimmt erwidere: „Du hast keine Schuld, Katie. Er ist Schuld. Nur er. Hast du gehört?“
 
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[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 38: "Kampf den inneren Dämonen"

Es ist endlich soweit!
Tony und Ari treffen aufeinander.
Ich wünsche euch wie immer viel Spaß.

LG Claudia


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„Du hast keine Schuld. Hörst du mich? Katie.“ Meine krächzende Stimmer hallt dumpf von den Wänden des Wohnzimmers wider, als ich heftig atmend aus meinem Traum fahre. Während mein Herz hart und unrhythmisch gegen meinen Brustkorb hämmert, klingt dieses Geräusch laut dröhnend in meinen Ohren wider. Obwohl ich die Anwesenheit meiner Frau förmlich spüren konnte, ist sie dennoch endgültig verschwunden, sobald ich meine Augen öffne. Ich versuche, meinen Puls wieder unter Kontrolle zu bringen, während ich in die undurchdringliche Finsternis meiner Umgebung starre, ohne irgendetwas erkennen zu können. Das wunderschöne Bild der untergehenden Sonne vor meinem Fenster löste sich genauso in Luft auf wie die zierliche Gestalt, die ich, umrahmt von den orangeroten Strahlen, wahrnahm. Zurück bleibt nichts als jene gähnende Leere, die erneut nicht nur von diesem Raum sondern auch von mir selbst Besitz ergriffen hat.
Mein Traum schien so real, dass ich glaubte, Kate tatsächlich vor mir zu sehen, auch wenn sie mir erklärte, dass sie nicht wirklich da war. Ich hatte das Gefühl, ich müsste lediglich meine Hand ausstrecken, um sie endlich wieder berühren und in meine Arme nehmen zu können. Es musste ja soweit kommen, dass mich nicht mehr nur die Erinnerungen, sondern sogar schon eine Vision meiner toten Ehefrau verfolgen. Das letzte Mal erschien sie mir als Halluzination, kurz nachdem sie gestorben war, doch seitdem verdrängte ich stets die Gedanken an sie und damit auch die Illusion, sie vor mir zu sehen. Dennoch genoss ich es, sie endlich wiederzusehen und mit ihr sprechen zu können, auch wenn ihre Worte mir ganz und gar nicht gefielen. Sie wollte, dass ich meine Rache und damit auch sie selbst losließ, doch ich weiß nicht, ob ich das kann, denn damit würde ich mir endgültig eingestehen, dass sie niemals zu mir zurückkehrt, und dies würde ich nicht ertragen. Genauso weiß ich jedoch, dass ich es tun muss, dass ich nicht ewig davor weglaufen kann, so gern ich es auch möchte, dass ich sonst daran zerbrechen würde.
Als ich mich schließlich stöhnend aufrichte, lässt mich ein stechender Schmerz zusammen zucken, doch wie in jeder Nacht zuvor ignoriere ich dieses Gefühl und erhebe mich schwerfällig, denn auch mehrere Stunden Schlaf haben mir kaum Erholung verschafft. Nachdem ich mich zum Lichtschalter getastet und einen Blick auf die Uhr geworfen habe, lasse ich die Nachwirkungen meines Traums siegen, beschließe kurzerhand, ihrer Bitte zu folgen und auf den Friedhof zu fahren, bevor mich mein Mut wieder verlässt. Ich würde ihr gern jeden Wunsch erfüllen, den ihre Augen mir verraten, doch dieser ist der einzige, den ich noch in der Lage bin, auszuführen. Aber auch für sie wird es mir nicht gelingen, mein Verlangen nach Rache aufzugeben, dazu ist der Schmerz ihres Verlustes in meinem Inneren noch zu übermächtig. Da ich jedoch weiß, dass ich heute Nacht ohnehin keinen Schlaf mehr finden würde, kann ich meine Zeit ebenso gut sinnvoll nutzen, ehe ich in wenigen Stunden zur Arbeit fahre. Über die Tatsache, dass Gibbs mich dann vermutlich erschießen wird, weil ich heute einfach nicht aufgetaucht bin, denke ich nicht nach, ignoriere sie schlichtweg.

Obwohl ich diesen Weg nur ein einziges Mal gegangen bin, hat er sich doch tief in mein Gedächtnis eingebrannt, sodass ich ihn nun, ohne nachzudenken, entlang gehe, beinahe als würde mich eine höhere Macht zu ihr führen. Meine Schritte sind zögerlich, für jeden einzelnen muss ich erneut all meine Kraft und meinen Mut sammeln, um diesen auszuführen. Das silberne Licht des Vollmondes erhellt die unendlich erscheinenden Reihen von Grabsteinen, spiegelt sich glitzernd in den Inschriften darauf wider. Doch ich kann und will weder die vollkommene Schönheit noch die friedliche Stille dieses Ortes genießen, zu sehr quält mich meine bloße Anwesenheit. Es ist, als würde eine unsichtbare Hand nach dem Teil meines Herzens greifen, der noch von diesem übrig ist, um diesen in unzählige Stücke zu zerreißen. Der unvorstellbare Schmerz, der mich nun bereits seit Monaten verfolgt, wird mit jedem einzelnen Schritt, der mich ihr näher bringt, unerträglicher.
Endlich bin ich an meinem Ziel angelangt und halte vor einem hellen Marmorstein inne, die Augen starr auf den kahlen Erdboden davor gerichtet. Kate hatte Recht, denn würde ich nun den Blick heben und auf die glänzenden Buchstaben ihres Namens wenden, wäre ihr Tod noch endgültiger, falls dies überhaupt möglich ist. Obwohl ich sie begraben musste, konnte ich diesen Moment noch irgendwie weit von mir schieben, ihn verdrängen, aber nun wird mir dies wohl nicht mehr länger gelingen. Also bleibt mir nichts anderes, als noch einmal tief durchzuatmen und mich endlich den Dämonen zu stellen, die bereits seit Monaten regelmäßig mein Inneres heimsuchen, denn ich weiß, dass ich nicht länger davor weglaufen kann. Mein Wunsch nach Rache hat mich vergessen lassen, dass mein Schmerz mich angreifbar macht, viel zu angreifbar, um irgendetwas ausrichten zu können.
Schließlich zwinge ich mich dazu, meine Augen zu öffnen und über den üppig bepflanzten Erdhügel gleiten zu lassen, bevor sie unwillkürlich an dem dahinter stehenden Grabstein hängen bleiben. Der helle Marmor strahlt in dem sanften Licht des Vollmondes, das leichte Schatten der aufgesetzten Buchstaben auf die ebene Oberfläche wirft. Dieser Stein spiegelt Kates Wesen wider, das reine weiß symbolisiert ihr Herz und ihre Seele, während die weich geschliffenen Konturen ihre Ruhe und ihren unerschütterlichen Glauben an das Gute im Menschen wiedergeben, verbunden mit dem starken Willen und Kampfgeist, für den das kühle Material selbst steht. Für einen Moment halte ich unbeweglich inne, nehme dieses noch immer so irreal erscheinende Bild in mich auf, das mich von nun an, gemeinsam mit all den anderen schmerzhaften Erinnerungen, stets verfolgen wird.
Schließlich trete ich langsam näher und lasse mich kraftlos davor auf die Knie sinken, die Finger meiner rechten Hand um eine einzelne tiefrote Rose geschlungen. Dass sich die Dornen unaufhaltsam in meine Haut gebohrt haben, nehme ich kaum wahr, brennt mein Herz doch zu hell, als dass irgendetwas dieses Gefühl übertönen könnte. Für einige Sekunden starre ich regungslos auf die zarte Blume hinab, verfolge eine Träne, die sich nun doch aus meinem Augenwinkel löst, so sehr ich auch dagegen ankämpfe, bevor sie auf eines der seidigen Blütenblätter trifft und von dort das Licht des Mondes widerspiegelt. Vorsichtig, als könnte sie zerbrechen, bette ich die kleine Pflanze vor dem Grabstein, die noch immer ein einzelner Tropfen ziert, ein winziges Zeichen meines Schmerzes, beinahe wie der Morgentau als letzter Bote der vergangenen Nacht.

Es erscheint mir wie eine Ewigkeit, die ich mittlerweile vor ihrem Grab hocke, versunken in meine Trauer, in meine Erinnerungen, ehe ich mich schließlich seufzend erhebe. Erst jetzt bemerke ich, wie sich die Stille, die diesen Ort umhüllt, wohltuend auf meine Seele legt, mich endlich, wenn auch nur für kurze Zeit, zur Ruhe kommen und in meiner rücksichtslosen Jagd inne halten lässt. Doch wie so oft ist mir dies nicht lange vergönnt, als ich unvermittelt die Anwesenheit einer fremden Person spüre, die meinen Instinkt Alarm schlagen lässt und gleichzeitig meine Nackenhärchen dazu bringt, sich aufzustellen. Eine Gänsehaut überzieht meinen Körper und lässt einen unangenehmen Schauer über meinen Rücken rinnen, als ich erkenne, dass unerwartet aus dem Jäger der Gejagte wurde.
Ich muss mich nicht umdrehen, muss nicht sein arrogantes Grinsen sehen, muss ihm nicht in die eisigen Augen blicken, um zu wissen, dass er da ist, dass nun ich ihm in die Falle ging und nicht umgekehrt. Wie heißt es doch so treffend: Hüte dich, deine Feinde zu hassen, denn es trübt dein Urteilsvermögen! An diese Weisheit hätte ich mich halten sollen, anstatt mich von blindem Zorn und Verachtung leiten zu lassen, die mich die Realität nicht erkennen lassen. Aber meine Gefühle gewannen die Oberhand, ließen sich nicht einmal von den Warnungen meiner Freunde, meiner Familie unter Kontrolle bringen und mich unbeirrt meiner Wut folgen. Dennoch gebe ich nicht auf, vergesse meinen Plan nicht einfach, bis nicht einer von uns dabei sein Leben verliert, und ich werde alles dafür tun, dass er derjenige sein wird. Es erscheint mir wie reine Ironie, dass es heute auf den Tag genau ein Jahr her ist, dass Ari zum ersten Mal versuchte, Kate eiskalt zu erschießen.
„Hallo, Anthony.“ Seine gefährlich ruhige Stimme gleitet wie ein scharfes Messer durch mein Inneres, hinterlässt eine brennende Wunde, die sich zu den unzähligen in meinem Herzen und meiner Seele gesellt. Langsam wende ich mich ihm zu, stehe nun endlich dem Mann gegenüber, der mir meine Frau, mein ungeborenes Kind, meine Liebe und damit mein ganzes Leben nahm. Ich erwartete, dass in diesem Moment, in dem ich ihm ins Gesicht blicken würde, all meine aufgestauten Empfindungen hervorbrechen würden, doch ich fühle nichts als Leere. Die Gestalt vor mir ist beinahe vollkommen in Dunkelheit gehüllt, lediglich das bedrohliche Funkeln seiner Augen, die das Licht des Vollmondes reflektieren, hebt sich von dem tiefen schwarz seiner Kleidung und seiner Haare ab.
Einmal mehr wird mir klar, dass er ein Schatten ist, der sich lautlos und unsichtbar durch die Nacht bewegt, bevor er unerwartet zuschlägt und lediglich ein Bild des Grauens zurück lässt, ehe er erneut in der Dunkelheit verschwindet. Ich mache mir keine Illusionen, weiß ich doch, dass ich es nicht mit einem Offizier des Mossad, einem Maulwurf der Hamas aufnehmen kann, aber ich werde niemals aufgegeben, würde auch dies unweigerlich meinen Tod bedeuten. Unbeweglich fixiere ich den Mann, werde ihm nicht die Genugtuung bereiten, auch nur einen meiner Gedanken, nur einen winzigen Teil meines Schmerzes nach draußen dringen zu lassen. Die Selbstsicherheit ist deutlich in seinem Blick zu erkennen, doch ich bin mir sicher, dass genau diese Selbstüberschätzung ihm bald zum Verhängnis wird. Sollte auch ich möglicherweise nicht derjenige sein, dem es gelingen wird, ihn schlussendlich aufzuhalten, wird Gibbs ihn auf keinen Fall lebend entkommen lassen.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 39: "Im Dunkel der Nacht"

Auch hier geht es weiter.
Aber ich spanne euch noch ein wenig auf die Folter.

LG Claudia


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Der aufkommende Wind streicht über meine von den Tränen erhitzten Wangen und lässt die Blätter an den hohen Bäumen, die das weitläufige Gelände säumen, rauschen. Dieser Friedhof ist ein Ort der absoluten Ruhe und des Friedens, und doch ist ein Terrorist hier eingedrungen, um genau diese zu zerstören und sein blutigen Feldzug weiterzuführen. Aber außer uns beiden ist kein Mensch zu dieser späten Stunde unterwegs, um die Gräber seiner Liebsten zu besuchen und ein wenig Trost zu finden. Als ich näher an ihn herantrete, kann ich deutlich das selbstzufriedene Grinsen erkennen, das sich auf seinem Gesicht ausgebreitet hat, während die Finger seiner rechten Hand eisern seine Waffe umklammern, die unbeweglich auf meine Stirn gerichtet ist. Ari Haswari gibt sich eben nur mit einem Schuss in den Kopf zufrieden, lediglich für Kate hatte er eine alternative Variante, sie sterben zu lassen, um mich, und damit auch Gibbs, massiv zu quälen.
Weder der Blick in die Mündung seines Revolvers noch die Aussicht, heute Nacht zu sterben, lösen in mir das kleinste Gefühl von Angst aus. Ich habe keine Ahnung, was mich in den nächsten Minuten oder Stunden erwartet, aber im Grunde ist es mir egal, was er mit mir macht, denn in meinem Inneren bin ich bereits tot, starb gemeinsam mit meiner geliebten Katie. Sein Blick löst sich von meinen Augen, in die er sich in den letzten Minuten nahezu hineinbohrte, so als versuche er, in mein Herz, in meine Seele zu dringen, und lässt diesen ruhelos über das Areal in meinem Rücken schweifen. Doch ich weiß, welches Ziel er hat, an dem er schließlich auch hängen bleibt und es eine schiere Ewigkeit regungslos mustert, ehe er, ohne sich davon abzuwenden, erklärt: „Sie war wirklich eine wunderschöne Frau, deine Caitlin.“ Diese Worte kommen leicht und beinahe emotionslos über seine Lippen, aber ich realisiere das überhebliche Lächeln, das diese gleichzeitig umspielt.
Ich versuche verzweifelt, die aufsteigenden Emotionen in meinem Inneren unter Kontrolle zu halten, sodass ich lediglich mit einem drohenden Funkeln in den Augen zische: „Sei still!“ Auch wenn er mich lediglich provozieren und quälen will, hat er damit Erfolg, nährt er damit doch den bohrenden Schmerz und die unkontrollierbare Wut in meinem Inneren. Aber er reagiert weder auf meine Miene noch auf meine Aufforderung, sondern scheint, in seinen Gedanken versunken zu sein, die er schließlich laut ausspricht: „Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie gut sie duftete und wie zart ihre Haut war.“ Obwohl ich genau weiß, dass dies nur ein Spiel für diesen Mann ist, brodelt der Zorn in mir immer stärker, der sich unaufhaltsam einer Explosion nähert, sodass ich ihm aufgebracht entgegen schleudere: „Wage es nicht, sie in den Schmutz zu ziehen!“

Das spöttische Lachen des Terroristen hallt unaufhörlich in meinen Ohren wider, lässt sich einfach nicht mehr vertreiben und nimmt mir die Kraft, mich noch länger unter Kontrolle zu halten. Die Art, wie er über sie spricht, sich über sie und im Grunde auch unsere Liebe belustigt, lässt mich nicht länger klar denken, sodass ich mich einfach auf ihn stürze und ihm einen Kinnhaken verpasse. Doch die unzähligen durchwachten Nächte der vergangenen Wochen haben an mir gezehrt, sodass mein Hieb ihn nicht einmal taumeln lässt, während ich den Griff seiner Waffe unsanft am Kopf zu spüren bekomme, die mich augenblicklich zu Boden gehen lässt. All meine Vorbereitungen, mein Training waren vollkommen umsonst, weil ich in dem Moment, in dem es darauf ankommt und auf den ich seit Monaten warte, nicht länger die Kraft habe, auch nur einen Schlag auszuteilen.
Als ich mich leicht benommen wieder aufrichte, fühle ich die Mündung seines Revolvers an meiner Schläfe, die mich in meiner Bewegung inne halten lässt. Ein Blick nach oben zeigt mir seine überhebliche Miene und den eisigen Ausdruck in seinen Augen, während er auf mich hinab sieht und erklärt: „Deine Gefühle trüben dein Urteilsvermögen.“ Er ist nicht der Erste, der versuchte, mich mit diesen Worten wach zu rütteln, vielleicht sogar aufzuhalten, doch aus seinem Mund klingen sie wie der blanke Hohn. „Mag sein. Aber immerhin habe ich welche“, gebe ich vollkommen ruhig zurück, auch wenn ich in meinem Inneren nicht einmal annähernd so ruhig bin, woraufhin ich lediglich ein abfälliges Lachen erhalte, ehe er erwidert: „Ich habe auch Gefühle, Anthony. Aber diese Gefühle machen mich nicht blind für meine Feinde. Sie stärken mich.“ Nun bin ich es, der ein verächtliches Schnauben von sich gibt und antwortet: „Lieber sterbe ich für meine Liebe, als mit Hass im Herzen zu leben.“
Bei meinen Worten hat sich Aris Gesicht erneut ausdruckslos verschlossen, während ich registriere, dass sich seine Finger angespannt um seine Waffe krampfen. Vermutlich war es keine gute Idee, seinen Zorn noch stärker zu schüren, denn es ist offensichtlich, dass meine Aussage ihn an einer empfindlichen Stelle getroffen hat, aber es ist mir egal. Ich lege es förmlich darauf an, die Wut in seinem Inneren anzustacheln, aber nicht nur, um ihn dazu zu bewegen, einen Fehler zu machen, sondern auch um ihn zu quälen. Das Adrenalin schießt durch meine Adern, als ich weiter Salz in die unverkennbare Wunde streue: „Der arme Junge wurde wohl von Mummy und Daddy nicht genug geliebt? Und jetzt zeigt er ihnen, dass sie ein Monster aus ihrem Sohn gemacht haben.“ Im Grunde verbarg ich hinter meinen Worten lediglich die Hoffnung auf eine Reaktion, doch ich weiß, wie es sich anfühlt, von seinen Eltern ignoriert zu werden, wie sehr es schmerzt und wozu es einen verleitet.
Dass ich in meiner Postion wohl besser vernünftig gewesen wäre und geschwiegen hätte, bekomme ich unvermittelt zu spüren, als der Israeli seine Beherrschung gänzlich zu verlieren scheint und wie von Sinnen auf mich einprügelt. Aber auch als ein heftiger Schlag in den Magen mir beinahe die Luft zum Atmen nimmt und ich mein warmes Blut fühle, das langsam über mein Kinn rinnt und schließlich in großen Tropfen zu Boden fällt, bereue ich keines meiner Worte. Der Schmerz, der sich immer stärker in meinem Inneren ausbreitet, ist beinahe angenehm, lässt dieser mich doch endlich erkennen, dass mein Körper, dass ich noch immer am Leben bin. Eines meiner Augen beginnt, langsam anzuschwellen, sodass ich Mühe habe, ein klares Bild von ihm zu erhalten, dennoch lasse ich es mir nicht nehmen, ihn selbstsicher anzugrinsen.
Seine Reaktion zeigt mir, dass ich mit meiner Provokation ins Schwarze getroffen habe, sodass ich vollkommen vergesse, dass ich ihm eigentlich unterlegen bin, dass ich mich plötzlich stark fühle. Obwohl ich mir darüber im Klaren bin, dass ich ihm körperlich nicht einmal annähernd gewachsen bin, werde ich ihn bis zu meinem letzten Atemzug reizen, bis er endlich die Nerven verlieren wird. Mit Sicherheit werde ich seinen Jähzorn und seine Gewaltbereitschaft nicht überleben, aber ich werde mit der Gewissheit sterben, seine arrogante Fassade zum Einstürzen gebracht zu haben. Hätte ich nicht den Fehler begangen, zu unvorsichtig zu werden und nicht ständig auf der Hut zu sein, wäre nun vielleicht ich an seiner Stelle, ihn zu quälen. Doch wenn mir keine andere Möglichkeit bleibt, beschränke ich mich auf die psychische Folter, die ja bekanntlich auch ans Ziel führen soll.
Als ich nun blutend am Boden liege, er wie ein drohender Schatten über mir steht und auf mich herab blickt, verspüre ich keine Furcht, akzeptiere mein Schicksal, das mich nun unweigerlich erwartet. Gleichzeitig ist mir klar, dass er mich nicht so einfach von meinem Leiden, dem seelischen und dem körperlichen, erlösen wird, dass er mich mit Genugtuung weiter quälen wird. Aber ich werde alles dafür geben, die letzten Minuten meines Lebens zu den schlimmsten des seinen zu machen, auch wenn ich nicht mehr die Kraft habe, mich zu wehren. Ich kann das eiskalte Funkeln in seinen Augen sehen, obwohl diese in Dunkelheit liegen, während er seine nächste Tortur für mich vorbereitet, sodass ich nun zu einem erneuten verbalen Gegenschlag aushole.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 40: "Kampf oder Flucht?"

Es bleibt weiter spannend.
Ich wünsch euch wie immer viel Spaß.

LG Claudia


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Seit Ari Haswari vor mir stand, dachte ich nicht einen Moment darüber nach, vor ihm und meinem damit verbundenen Schicksal zu fliehen. Auch jetzt verschwende ich keine Sekunde daran, denn ich weiß, dass ich mich ihm, meinem Verlangen nach Vergeltung und damit auch meinem Schmerz stellen muss. Die Tatsache, dass ich ihm vollkommen unbewaffnet gegenüber stehe, verließ ich doch völlig kopflos unser Haus, ändert dabei jedoch nichts an meiner Entscheidung. Ich bin bereit, bereit zu kämpfen, bereit, möglicherweise dabei mein Leben zu verlieren, denn mit diesem schloss ich schon vor Monaten ab. Wenn ich diese Welt heute Nacht verlassen sollte, bin ich mir sicher, dass mich ein besserer Ort erwarten wird, dass Kate mich erwarten wird. Und genau diese Aussicht ist es, die eine ungeahnte Ruhe in meinem Inneren auslöst, die mich beinahe gelassen den Ereignissen entgegen sehen lässt.
Auch wenn es mir nicht gelingt, diesen Schweinehund zur Strecke zu bringen, wird Gibbs meine Mission fortsetzen, wird nicht eher ruhen, bis er für seine Taten bezahlt hat. Das Gefühl, dass ich mich auf ihn und das Team, auf meine Familie, verlassen kann, ist stärker als die Angst, die mich in Gegenwart des Terroristen ergreifen könnte. Genau diese Tatsache macht meinen Vorteil ihm gegenüber aus, denn mich plagen nicht wie ihn die Zweifel, die Furcht vor dem Versagen, die selbst einen Mann wie ihn nicht verschont. Auch wenn er glaubt, sich von seinem Vater losgesagt zu haben, geschieht alles, was er tut, nur aus dem Grund, diesem Mann zu beweisen, wozu er ihn getrieben hat. Vermutlich kann ich in gewisser Weise nachvollziehen, wie man sich in dieser Situation fühlt, obwohl ich nie diese Grenze überschritt, die er bereits vor langer Zeit hinter sich ließ. Aber dieser Umstand kann mir helfen, ihn in die Enge zu treiben, ihn dazu zu bringen, einen Fehler zu begehen, einen Fehler, der auch sein letzter sein wird.

„Wie fühlt es sich an, von seiner Familie verachtet zu werden? Wie fühlt es sich an, von seinem Vater nur als Mittel zum Zweck benutzt zu werden?“ Diese Worte kommen nur mit Mühe über meine Lippen, bekomme ich doch kaum genug Luft, um meine heisere Stimme als einzige Waffe, die mir noch geblieben ist, einzusetzen. Aber ich habe sie noch nicht ausgesprochen, als ich bereits seine Hand an meiner Kehle spüre, die mir meinen Atem abschnürt. Sein Gesicht nähert sich langsam dem meinen, sodass ich seinen Atem auf meiner Haut spüren kann, der eine eisige Gänsehaut auf meinem Körper verursacht. Dieser Mann hat etwas an sich, das das personifizierte Böse verkörpert, seine ganze Ausstrahlung, seine Aura strahlt dies auf mich aus. „Wie fühlt es sich an, wenn das Leben langsam aus dem Körper weicht, ohne dass man etwas dagegen tun kann?“, stellt nun Ari emotionslos flüsternd die Gegenfrage.
Ich tue alles dafür, ihm nicht die Genugtuung zu geben, er könnte mich mit seiner Drohung einschüchtern, er würde in meinen Augen niemals die Angst sehen, die er sich zu lesen erhofft. Über meine Lippen wird kein einziger Ton des Flehens kommen, denn wenn das Schicksal heute Nacht den Tod für mich bereit hält, werde ich ihn akzeptieren, werde ihm bereitwillig entgegen treten. Obwohl ich weiß, dass mich noch unendliche Minuten vielleicht auch Stunden voller Qualen erwarten, fühle ich mich ihm trotzdem überlegen, denn ich bin mir sicher, dass ich eine bessere Welt kennen lernen, dass ich Kate wiedersehen werde. Genau dieses Gefühl ist deutlich in meinem Gesicht zu erkennen, denn meine Miene ziert ein, wenn auch schmerzverzerrtes, Grinsen. Je ruhiger ich werde, desto mehr provoziere ich jedoch meinen Peiniger damit, denn seine Hand legt sich immer enger um meine Kehle und schnürt mir beinahe den Atem ab.
Doch bevor er endlich von mir ablässt, nutzt auch er das Werkzeug der psychischen Folter, indem er hinzufügt: „Wie fühlt es sich an, die Liebe seines Lebens in den Armen zu halten, während ihr Herz allmählich aufhört zu schlagen?“ Als er mich schließlich abrupt loslässt und unsanft zu Boden stößt, ringe ich röchelnd nach Luft und zische aufgebracht: „Du elender Schweinehund.“ Lediglich ein überhebliches Lachen ist seine Antwort auf meine Reaktion, während er gelassen dabei zusieht, wie ich angestrengt versuche, mich aufzurichten und auf die Beine zu kommen. Er ist sich seiner Sache viel zu sicher, denn er nimmt ungerührt hin, dass ich ihm schließlich erneut aufrecht gegenüber stehe, während er mir sein arrogantes Grinsen schenkt. Stattdessen entgegnet er auf meine Beleidigung völlig beherrscht und gleichzeitig so provozierend wie zuvor: „Deine Wortwahl ist genauso unkreativ wie die Caitlins.“
Ohne dass ich etwas dagegen tun kann, verfehlen seine Worte ihre Wirkung auf mich nicht, sodass ich ungehalten auf ihn losgehe und brülle: „Ich bringe dich um, du elender Bastard.“ Doch was habe ich geglaubt, gegen diesen Mann, der so stark wie ein Grizzly scheint, ausrichten zu können? Sein höhnisches Lachen klingt mittlerweile dröhnend in meinen Ohren, während er mich mit einem Griff packt, meinen Arm auf den Rücken dreht und meine Kehle mit dem seinen wie in einen Schraubstock presst. Ich nehme unter dem Druck seiner Hand das Splittern meiner Knochen in den Fingern wahr, sodass die Schmerzen mir unwillkürlich die Tränen in die Augen schießen lässt. Gleichzeitig kann ich jedoch spüren, wie der Mann es genießt, mich leiden zu sehen, nicht nur seelisch sondern jetzt auch körperlich. Es bereitet ihm Freude zu fühlen, wie ich nach Luft ringe, während sich der Sauerstoffmangel meines Gehirns bemerkbar macht und meine Umgebung immer stärker für mich verschwimmt.

Kurz bevor die Dunkelheit von mir Besitz ergreift und die Bewusstlosigkeit ihre Fänge nach mir ausstreckt, bevor die Schwerelosigkeit mir angenehme Entspannung versprechen kann, lockert er schließlich seinen Griff und lässt mich wie einen nassen Sack zu Boden sinken. Ich benötigte einige Minuten, in denen ich nach Atem ringe, bis ich meinen Körper wieder soweit unter Kontrolle habe, um meine Augen öffnen zu können. Die Schläge und Tritte gegen meinen Leib haben mit Sicherheit die ein oder andere meiner Rippen brechen lassen, sodass ich nur unter großer Anstrengung Luft bekomme. Ein kurzer Blick zeigt mir, dass die Finger meiner rechten Hand, die ich kaum noch spüre, in einer derart unnatürlichen Stellung befinden, dass es mir nicht einmal unter Schmerzen möglich sein wird, diese zur Faust zu ballen.
Mein Kopf dröhnt mittlerweile so stark, dass ich es nach wenigen Versuchen aufgebe, mich wieder aufzurichten und erschöpft liegen bleibe. So bleibt mir nichts anderes mehr übrig, als auf dem kühlen Erdboden auszuharren und darauf zu warten, dass dieser Schweinehund entweder sein Spielchen weiter treibt oder endlich genug davon hat und mich erlöst. Im Grunde ist mir jede dieser Entscheidungen Recht, sind die körperlichen Qualen doch nichts gegen die seelischen, die noch immer in meinem Inneren toben. Aber wie nicht anders zu erwarten, hat der Terrorist noch lange nicht die Genugtuung satt, mich zu quälen, sodass er den Kragen meines Hemdes packt und mich mit einem Ruck in eine aufrechte Position zerrt.
„Du hättest dich mir nicht in den Weg stellen sollen“, zischt er gefährlich leise, während er seinen Revolver mit einem leisen Klicken entsichert und nun beinahe schmerzhaft an meine Schläfe drückt. Ich blicke ihm jedoch weiterhin unumwunden in die eiskalten Augen und erwidere ungerührt: „Im Gegensatz zu dir habe ich nichts mehr in meinem Leben, das es sich zu verlieren lohnt.“ Kaum haben diese Worte meine Lippen verlassen, schließe ich meine Augen, die mich jedoch eine weibliche Stimme abrupt wieder aufreißen lässt: „Ari.“ Schon oft habe ich mich gefragt, wie diese Frau es schafft, sich vollkommen lautlos anzuschleichen, sodass nicht einmal ein anderer Offizier des Mossad ihr Auftauchen bemerkt, der sie jedoch scheinbar bereits erwartete und nun mit einem Lächeln begrüßt. „Schön, dass du endlich da bist, um uns Gesellschaft zu leisten. Immerhin hast du ihn zu mir geführt.“
Meine Augen finden den zierlichen Körper der Mossad-Offizierin, deren Gestalt, umrahmt von dem silbernen Schein des Vollmondes, beinahe eine märchenhafte Erscheinung annimmt. Das blasse Licht lässt ihre dunklen Locken, die leicht im sanften Windhauch wehen, geheimnisvoll glitzern, während ihr ebenmäßiges Gesicht vollkommen in der Dunkelheit verborgen bleibt. Dieser Anblick schürt in mir die Frage, ob ich mir ihr Auftauchen lediglich einbilde, mir lediglich wünsche, dass sie mir an diesen Ort folgte, oder ob ihre Anwesenheit tatsächlich real ist. Die Schläge des Terroristen haben meinen Kopf dazu gebracht, unangenehm zu dröhnen, sodass ich glaube, nur einer Halluzination verfallen zu sein. Es wäre nicht mein Leben, wenn mir das Schicksal, nun da ich endlich an dem Punkt stehe, an den ich mich so lange wünschte, diesen viel zu leicht erscheinenden Ausweg offenbaren würde.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 41: "Tödliche Wahrheit"

Ich weiß, ich habe euch lange warten lassen.
Aber heute kommt es endlich zum finalen Showdown zwischen Tony und Ari.
Wie immer wünsch ich euch viel Spaß beim Lesen.

LG Claudia


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Erst nachdem einige Minuten verstrichen sind, erreichen seine Worte mein Unterbewusstsein, verstehe ich wirklich, was er mit diesen sagen wollte. Als ich diese Tatsache endlich realisiere, starre ich sie regungslos an, versuche zu verstehen, was sie bezweckt, wer diese Frau ist, die meinem Blick beständig ausweicht, lediglich ihn ansieht. Mein Verstand ist nicht mehr in der Lage, die Zusammenhänge zu erfassen, zu begreifen, warum er es ist, auf den ihre Pistole beständig gerichtet ist. „Nimm die Waffe runter, Ari!“, dringt ihre nachdrückliche Stimme plötzlich an mein Ohr, lässt mich gleichzeitig die Ruhe erkennen, die darin liegt. Doch er zeigt nicht die kleinste Reaktion auf ihre Aufforderung, beinahe, als würde er ihre Anwesenheit überhaupt nicht wahrnehmen, als würde sie für ihn nicht existieren.
Die Erscheinung meiner Partnerin hält abwartend inne, rührt sich nicht mehr von der Stelle, sodass ich mittlerweile fest davon überzeugt bin, dass sie wohl lediglich eines meiner Hirngespinste ist. Es wäre viel zu einfach, wenn mir auf diesem Weg doch gelingen würde, wonach mein Inneres seit Monaten so durchdringend schrie, wenn ich nun endlich meine Rache bekommen würde. Vermutlich ist es nicht ungewöhnlich, dass einem in dem Moment, da man den Tod vor Augen hat, die Illusion eines rettenden Engels erscheint, der in meinem Fall die Gestalt meiner Kollegin hat. Für einen Moment frage ich mich, warum ausgerechnet die Israelin die letzten Minuten meines erbärmlichen Lebens mit mir verbringt, aber im Grunde ist es mir egal. Mein Verstand hat mir vor allem in letzter Zeit oft genug Streiche gespielt, sodass ich diese nicht länger hinterfrage, sondern einfach ignoriere.
Als ich mich schließlich von meiner Halluzination abwende und meinen Kopf leicht nach links drehe, sehe ich Ari Haswari, der seine Waffe angespannt umklammert hat, die noch immer auf mich gerichtet ist, während jedoch sein Blick von der jungen Frau festgehalten wird. Ich bin mir darüber im Klaren, dass es vollkommen unmöglich ist, dass der Terrorist und ich die gleiche Illusion teilen, dennoch gelingt es meinem Unterbewusstsein nicht, die Wahrheit zu verstehen. Er scheint nicht, mit ihrem Auftauchen gerechnet zu haben, scheint sogar, mehr als aufgebracht über diese Tatsache zu sein, denn der Ausdruck seines Gesichts hat sich deutlich gewandelt. Zierte seine Miene vor wenigen Minuten noch ein überhebliches arrogantes Grinsen, zeigt dieses nun eine angespannte Maske, hinter der sich bemüht zurückhaltend ein zorniges Brodeln verbirgt.

Mittlerweile konzentriert sich die Aufmerksamkeit des Schweinehundes völlig auf Ziva, während seine Waffe jedoch weiterhin auf meinen Kopf gerichtet ist. Als er keine Anstalten macht, diese herunter zu nehmen, realisiere ich erneut das leise metallische Klicken, mit dem nun die Israelin ihre Pistole entsichert, die auf den Terroristen zielt, der sie nun angewidert fragt: „Du stellst dich auf seine Seite, nach allem, was er dir angetan hat? Amerika hat dich weich gemacht, Ziva.“ Ich glaube beinahe zu spüren, wie diese Worte sie treffen, sieht sie dieses Land doch noch immer als Fremde an, verbirgt sie ihre Gefühle doch noch immer sehr erfolgreich vor ihrer Umgebung. Weder ich noch einer meiner Kollegen, vermutlich noch nicht einmal Gibbs, wusste, was wirklich in ihrem Inneren vor sich ging, was sie wirklich dazu getrieben hatte, Tel Aviv und damit auch dem Mossad den Rücken zu kehren, auch wenn sie diesem auf dem Papier weiterhin angehörte.
In den vergangenen Wochen, in denen ich nahezu jede Nacht mir ihr verbrachte, versuchte ich in ihr zu lesen, versuchte herauszufinden, was sie mit Ari Haswari verband. Dennoch war es mir egal, warum sie Jenny Shepards Angebot, als Verbindungsoffizierin des NCIS zu arbeiten und von Gibbs zu lernen, angenommen hatte. Ich verschloss mich vor ihren persönlichen Motiven, um nicht angreifbar zu sein, hatte ich doch nur ein Ziel, meinen Plan voran zu treiben, um meine Rache zu bekommen. Auch ich frage mich unweigerlich, warum sie hier ist, warum sie mich beschützen, mich retten will, nachdem ich sie derart skrupellos benutzte. Im Grunde missbrauchte ich ihre Einsamkeit, die sie tief in ihrem Inneren fühlte, aus wenn sie es niemals zugegeben hätte, nur um meinen Durst nach Vergeltung zu stillen.
Schon früher hatte ich nie darüber nachgedacht, was ich den jungen Frauen antat, indem ich mit ihnen schlief, nur um sie danach ohne ein Wort zu verlassen und zu vergessen. Aber in den letzten Jahren war ich gewissermaßen reifer geworden, hatten mich Kates Freundschaft und ihre Liebe erwachsen werden lassen. Ihr Tod ließ mich nun in meine alten Muster zurückfallen mit dem bedeutenden Unterschied, dass ich Ziva nicht benutzte, um meine körperlichen Bedürfnisse zu stillen. Ich hasste mich seit dem ersten Moment für mein Handeln, nicht nur weil ich das Gefühl hatte, damit meine Frau zu betrügen, sondern auch weil ich meine Partnerin dadurch unweigerlich verletzte. Mittlerweile glaube ich jedoch, dass sie es von Anfang an wusste, vermutlich bereits bevor ich diesen Plan fasste, und dennoch steht sie jetzt vor mir.

In dem Gesicht der Israelin ist deutlich der Zorn zu erkennen, doch gleichzeitig habe ich das Gefühl, plötzlich in ihren Augen lesen zu können, als blicke ich tief in ihre Seele. Es ist nicht nur Wut und Verachtung für diesen Verräter, die ich darin sehe, sondern auch der Schmerz und die Enttäuschung, von ihm hintergangen worden zu sein. Als er auf Kate geschossen hatte, tat sie alles, um ihn zu beschützen, um uns von seiner Unschuld zu überzeugen, und doch muss sie nun feststellen, dass sie einen Maulwurf schützte. Für sie bedeutet Loyalität ihrem Vaterland und dem Mossad gegenüber mehr, als ich mir vermutlich vorstellen kann, sodass es umso schwerer wiegt, einen der engsten Verbündeten als Terroristen zu enttarnen. Denn die Tatsache, dass die beiden mehr als Kollegen sind, Kollegen waren, steht für mich außer Frage, zu viel riskierte sie in den vergangenen Monaten für diesen Mann.
Obwohl sie versucht, sich zu beruhigen, ihre Gefühle zu verbergen, indem sie tief Luft holt, kann sie dennoch nicht verhindern, dass ihre Stimme kaum merklich zittert, als sie wütend faucht: „Halt den Mund!“ Es scheint, ihm beinahe Vergnügen zu bereiten, sie aus der Fassung zu bringen, zu sehen, wie sie langsam die Kontrolle über sich verliert. Diese Begegnung setzt der jungen Frau mehr zu, als ich es mir jemals hätte vorstellen können, doch sie wendet all ihre Willenskraft auf, um ihre Empfindungen erneut hinter ihrer undurchdringlichen Maske zu verbergen. Aber mir ist klar, dass er noch lange nicht fertig ist und auch sie ihn nicht davon abhalten kann, weiter zu sprechen, seiner Wut und seiner Verabscheuung Luft zu machen: „Im Bett mit einem Ungläubigen, verrätst deine Familie. Wenn unser Vater dich jetzt sehen könnte, würde er dich verstoßen. Genau, wie er es mit mir gemacht hat.“
Unwillkürlich halte ich den Atem an, während seine Behauptung in mein Unterbewusstsein vordringt, ich langsam verstehe, was diese bedeutet. Für einen Moment bin ich mir sicher, dass dies lediglich ein neuer Versuch ist, sie aber auch mich zu provozieren, kann ich dieser Aussage doch keinen Glauben schenken. Aber der Blick in ihre Augen offenbart mir die Wahrheit, lässt mich erkennen, dass keines seiner Worte eine Lüge ist, dass sie mir diese Tatsache verschwieg. Nur am Rande registriere ich, wie ihre Hände beginnen zu zittern, während Ari sich erneut mir zuwendet und seine Waffe fester umklammert, als ein lauter Knall über den Friedhof schallt und erst nach einigen Sekunden in der Ferne verstummt. Kaum ist sein schwerer Körper neben mir zu Boden gegangen, vernehme ich einen dumpfes Poltern, als Zivas Revolver aus ihrer Hand gleitet und auf die Erde fällt. Noch immer warte ich auf den brennenden Schmerz in meinem Kopf, den die Kugel durchbohrt haben musste, ehe ich begreife, dass der Schuss nicht mich traf.

Es gelingt mir nicht, einen klaren Gedanken zu fassen, sodass ich schweigend zu der Israelin blicke, die näher kommt und sich wortlos neben mir auf die Knie sinken zu lassen. Ihre Hand zittert noch immer, als sie nun sanft über mein Gesicht streicht, das Blut aus den zahlreichen Wunden versucht zu trocknen. Ich starre sie regungslos an, lasse jede ihrer Handlungen über mich ergehen, spüre nicht einmal die Schmerzen, die ihre Berührungen auslösen müssten. Nach einigen Minuten des schweigenden Verharrens richtet sie sich schließlich wieder auf und greift bestimmt nach meiner Hand, um mir auf die Beine zu helfen. Das Adrenalin, das sich auch weiterhin durch meinen gesamten Körper pumpt, lässt mich meine Verletzungen vergessen, vernebelt angenehm meine Wahrnehmung. Doch mein Verstand arbeitet fortwährend auf Hochtouren, um das Chaos in meinem Kopf zu ordnen, um die Geschehnisse, die sich vor meinen Augen abspielten, die Worte, die meine Ohren erreichten, zu verarbeiten.
Ohne auf den leblosen Mann zu ihren Füßen zu achten, erklärt sie mit leiser zitternder Stimme: „Gibbs hat kein Wort darüber verloren, dass du nicht zur Arbeit erschienen bist. Ich wollte dich suchen und habe vermutet, dass ich dich auf dem Friedhof an Kates Grab finden würde.“ Als wäre nichts geschehen, als hätte sich nicht soeben alles, was ich von ihr glaubte zu wissen, als große Lüge herausgestellt, klammert sie sich nun förmlich an mich, kann ihr Schluchzen nicht länger verbergen. Ich habe keine Ahnung, was sie damit bezweckt, vielleicht will sie damit ihren Schmerz verdrängen, doch die Wut in meinem Inneren lässt mich sie angewidert von mir stoßen und aufgebracht zischen: „Erspare mir deine Heuchelei, Ziva! Er war dein Bruder. Du hast ihn zu mir geführt. Ich sollte ihm in die Falle gehen. Du wusstest, dass ich nach unserer Unterhaltung hierher kommen würde.“ Sie wendet abrupt ihren Kopf ab, doch ich kann sehen, dass sie den Kampf mit den Tränen endgültig verliert, als sie tonlos erwidert: „Du sprichst von Heuchelei? Ausgerechnet du? Ich habe meinen eigenen Bruder erschossen, um dein erbärmliches Leben zu retten, DiNozzo.“
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 42: "Erdrückende Stille"

Es geht mit dem nächsten Kapitel weiter.
Wie immer wünsch ich viel Spaß.

LG Claudia


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Mit meinen Worten, mit meinen Vorwürfen habe ich einen der letzten Menschen vertrieben, der mir im Leben wichtig war, dem ich im Leben wichtig war. Im Grunde weiß ich, dass kein einziges davon wahr ist, weiß es tief in meinem Inneren, doch die Wut, die Enttäuschung sind stärker, sind stärker als ich. Ich kann mich nicht damit trösten, dass sie ihn letzten Endes ermordete, dass sie ihren eigenen Bruder erschoss, nur um mich und mein erbärmliches Leben zu retten. Der Verrat, den sie mit ihrem Schweigen, mit dieser Lüge beging, wiegt zu schwer in meinem Inneren, als dass ich ihn so einfach vergessen könnte. Dabei stieß ich einmal mehr einen Freund von mir, der für mich da sein wollte, der alles für mich getan hatte, ohne dass ich es ihm auch nur dankte.
Nun bin ich allein, allein auf einem der größten Friedhöfe Washingtons mitten in der Nacht, allein mit der Leiche eines Terroristen, mit der Leiche des Mannes, der mir die Liebe meines Lebens nahm. Mein Blick wird förmlich von dem toten Körper angezogen, dessen Stirn das verräterische Einschussloch ziert, das auch er selbst viel zu oft hinterließ. Ich habe beinahe das Gefühl, durch diesen Krater in die dunkelsten Abgründe seines Schädels blicken zu können, doch auch dort finde ich keine Antworten. Die Lache, die sich unter seinem Kopf ausgebreitet hat, nimmt bereits eine bräunliche Färbung an, ein deutliches Zeichen dafür, dass ich seit einer kleinen Ewigkeit in meine Gedanken vertieft verweile, so dass das Blut bereits beginnt zu gerinnen.
Dennoch will es mir weder gelingen, mich von der Stelle zu rühren, noch meinen Blick, der förmlich gefesselt ist, von dem leblosen Körper abzuwenden. Noch immer hat mein Verstand nicht begriffen, dass es vorbei ist, dass meine monatelange Suche, mein Wunsch nach Vergeltung ein Ende gefunden haben. Genau dieses Verlangen hat mich am Leben gehalten, hat mich daran gehindert, einfach aufzugeben und mich in diesen dunklen bodenlosen Abgrund ziehen zu lassen. Auch wenn ich es nun nicht selbst war, der die Waffe, aus der der tödliche Schuss kam, führte, war es doch für einen Mann wie Ari Haswari die größte Schmach, durch die Hand seiner eigenen Schwester zu sterben. Aber jetzt, da es endgültig vorbei und der Schweinehund tot ist, weiß ich nicht, was ich tun soll, wie es weitergehen soll, sehe ich sogar meine nahe Zukunft lediglich als undurchdringlichen grauen Nebel vor mir.

In den letzten Monaten hoffte ich ununterbrochen, etwas würde sich ändern, würde ich meine Rache bekommen, würden sich meine Gefühle ändern, mein Schmerz verblassen. Ich vergaß sogar zu trauern, glaubte ich doch, auch später noch Zeit dafür zu haben, wenn nur endlich alles vorbei, wenn dieser Schweinehund nur endlich tot wäre. Aber nun, da ich vor seiner Leiche stehe, deren leblose Augen unbeweglich in den Nachthimmel starren, ist noch immer alles wie zuvor. Sein Tod hat weder meinen Verlust ungeschehen gemacht, noch mein zerrissenes Herz gekittet oder meine psychischen Qualen gelindert. So sehr ich hoffte, in dieser Situation einen Hauch von Genugtuung und mich endlich von meinem Verlangen nach Vergeltung befreit zu fühlen, hinterlässt sein Anblick lediglich völlige Leere in meinem Inneren.
Unwillkürlich kann ich mich der Frage nicht erwehren, wie es weitergehen soll, nun da ich nichts in meinem Leben mehr habe, an dem ich mich fest klammern kann. Die Suche nach dem Terroristen brachte mich dazu, nicht aufzugeben, sondern mich aufzuraffen, mich nicht in meinem Schmerz, meiner Trauer zu verlieren. Doch dieses Gefühl zuzulassen anstatt es zu verdrängen, hätte mich vielleicht endlich akzeptieren lassen, dass Kate tot ist, dass sie niemals zu mir zurückkehren würde. Im Grunde versuchte ich nicht einmal, mich damit auseinander zu setzen, denn wenn ich meine Erinnerungen nicht in Alkohol ertränkte, steigerte ich mich in meine Nachforschungen hinein, um keine Möglichkeit zu haben, darüber nachzudenken. Aber nun, da alles vorbei ist, werden mich jene Überlegungen erneut verfolgen, werden mich meine Schuldgefühle quälen und die Einsamkeit mich heimsuchen.
So lange ich auch auf den Toten zu meinen Füßen starre, finde ich dennoch keine Antworten auf meine Fragen, sodass ich mich irgendwann abwende und einige Schritte gehe. Ich lehne mich an den Stamm des nahe gelegenen Baumes und lasse mich stöhnend daran nach unten sinken, zu erschöpft bin ich mittlerweile, um mich noch länger auf den Beinen halten zu können. Für einige Minuten schließe ich müde die Augen, versuche zu vergessen, an welchem Ort ich mich befinde, welche Geschehnisse sich heute Nacht hier abspielten. Kaum habe ich inne gehalten, gönne meinem Körper einen Moment der Ruhe, breitet sich die Erschöpfung unaufhaltsam in meinem Inneren aus, sodass ich meine Augen nur mit Mühe offen halten kann. Doch ich habe nicht mehr die Kraft, nicht mehr den Willen mich länger dagegen zu wehren, sodass ich schließlich dem Drang nachgebe und mich in die erlösende Dunkelheit fallen lasse.

Ein Zittern, das durch meinen Körper rinnt, lässt mich aus meinem wirren Traum schrecken, in dem mich die Erinnerung an die letzten Stunden verfolgte. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, wie lange ich unter diesem Baum verharrte, aber es können nicht mehr als einige Minuten gewesen sein, denn der Vollmond steht noch immer hoch oben am Himmel, taucht die Umgebung in sein blasses Licht. Während mein Kopf auch weiterhin nicht in der Lage ist, einen klaren Gedanken zu fassen, vollziehen sich meine nächsten Handlungen nun beinahe unbewusst. Mit meiner unverletzten Hand taste ich umständlich in der Innentasche meiner Jacke nach meinem Handy, muss ich doch endlich dafür sorgen, dass die nun unumgänglichen Ermittlungen ihren gewohnten Lauf nehmen. Ducky soll die Chance haben, endlich sein Versprechen einzulösen, diesen Schweinehund in seine Pathologie zu bringen und eine gewissenhafte Obduktion durchzuführen.
„Gibbs, hier ist Tony“, antworte ich heiser, als sich mein Boss nach einer gefühlten Ewigkeit mürrischer als gewöhnlich gemeldet hat. Unwillkürlich drängt sich ein Bild vor mein inneres Auge, wie er unter seinem Boot liegend, den Schlaf aus seinen Gliedern zu vertreiben versucht. Für einen Moment denke ich darüber nach, was ich sagen, wie ich ihm erklären soll, was passierte und vor allem, wie ich mich in diese Lage manövrierte. Doch meine folgenden Worte werden durch einen Hustenanfall erstickt, der mich keuchend nach Luft ringen lässt, sodass ich einige Sekunden verstumme, um zu Atem zu kommen. Währenddessen hat mein Verhalten meinen Vorgesetzten hellwach werden lassen, der nicht auf eine Erklärung von mir wartet, sondern besorgt nachhakt: „Was ist passiert? Wo bist du?“
Ich kann im Hintergrund hören, dass er seine Dienstwaffe aus der Schublade im Keller nimmt, bevor er hastig die knarrenden Stufen der Holztreppe nach oben geht. Doch statt ihm endlich zu antworten, verharre ich in meinem Schweigen, während ich jedem seiner Schritte lausche, die ihn zu mir führen. Als die Haustür nach einigen Sekunden krachend hinter ihm ins Schloss fällt, bringt mich seine ungeduldige Aufforderung dazu, aus meiner Starre zu erwachen: „Verdammt DiNozzo, rede endlich!“ Es ist nicht die Wut, die ich aus seiner Stimme heraushöre, sondern die Sorge, die mich schließlich dazu bringt, ihm zu antworten. „Lincoln Memorial Cemetery“, krächze ich unter Anstrengung lediglich, bevor ich das Geräusch eines startenden Motors und quietschender Reifen aus dem Telefonhörer vernehme und diesen erschöpft sinken lasse.
Ich bin sicher, dass Gibbs weiß, wo er mich suchen muss, sodass ich erneut meine Augen schließe und mich wieder der erlösenden Dunkelheit hingebe, die sich angenehm um mich ausbreitet. Seit Monaten habe ich es nicht mehr erlebt, dass meine Gedanken inne gehalten haben, um mir ein wenig Ruhe zu gönnen, doch in dieser Nacht verstummen die Schuldgefühle in meinem Kopf, wenn ich mir auch sicher bin, dass diese Stille nicht lange anhalten wird. Alles, was ich will, was ich mir bereits seit jenem verhängnisvollen Tag im Februar wünsche, ist, dass es mir endlich gelingt zu vergessen. Nicht Kate, denn sie wird immer in meinem Herzen sein, ein Gefühl, dass ich, so schmerzhaft es auch sein mag, niemals missen möchte. Doch ich hoffe, die Erinnerungen würden endlich verblassen, die schrecklichen Bilder, die mich seit ihrem Tod ununterbrochen quälen, würden verschwinden.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 43: "Ende eines Albtraums"

Es hat lange gedauert, aber hier ist das neue Kapitel.
Viel Spaß beim Lesen!

LG Claudia


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Die Waffe schussbereit erhoben, mit seinem geschulten Blick aufmerksam die Umgebung sichernd, nähert sich mein Boss beinahe lautlos dem Ort des Geschehens. Noch ehe er mich in der Dunkelheit des hohen Ahornbaumes entdeckt hat, vernehme ich ein erleichtertes Seufzen, mit dem er den Leichnam des Terroristen mustert. Ein routinierter aber gleichzeitig skeptischer Griff an dessen Hals bestätigt ihm schließlich die Tatsache, dass der Schweinehund endlich seinen verdienten Tod fand. Über so viele Monate hinweg begleitete uns das Wissen um die wahre Identität dieses Mannes wie ein Schatten, während wir zur Untätigkeit verdammt waren. Ich weiß, dass ihn die Tatsache, Ari Haswari nicht aufhalten zu können, nicht aufhalten zu dürfen, unzählige schlaflose Nächte kostete, ihm regelmäßig Albträume bescherte.
Doch vor allem das Wissen, dass sein Fehler, durch dem es ihm gelungen war zu fliehen, dazu beitrug, dass Kate sterben musste, quälte ihn. Dabei war mein eigenes Handeln, mein Schuss auf Ziva der Auslöser gewesen, der ihn meine Ehefrau erneut jagen und schlussendlich töten ließ. Die Schuldgefühle, die jeden von uns seitdem begleiten, werden, so unbegründet sie auch sind, vermutlich niemals vollkommen verstummen, zu groß ist der Schmerz über ihren Verlust. Tief in unserem Inneren wissen wir beide, dass dieser Bastard niemals aufgegeben hätte, sein Ziel zu erreichen, das er sich in dem Moment setzte, als er ihr das erste Mal begegnete. Die Tatsache, dass ich sie rettete, dass ich sie aus seiner Schusslinie brachte, sollte ihr lediglich einen Aufschub gewähren, bis er erneut zuschlagen würde, denn ein Mann wie er nahm niemals eine Niederlage hin.
Mit dem Anblick von Ari Haswaris Leiche breitet sich ein Gefühl von Genugtuung im Inneren meines Vorgesetzten aus, das dennoch die Qualen nicht verdrängen kann. Aber nun ist dieser unendlich erscheinende Albtraum zu Ende, haben wir alle die Möglichkeit, unser Leben wieder in geregelte Bahnen zu lenken. Auch wenn ich nicht weiß, ob ich dies kann, ob ich es überhaupt will, ist es doch mein Wunsch, dass wenigstens Gibbs seine Selbstzweifel vergisst. Vielleicht ist der Tod des Terroristen tatsächlich ein guter Anfang für ihn und den Rest unseres Teams, um mit all diesen Ereignissen endgültig abschließen zu können. Wie sich mein erbärmliches Dasein entwickeln wird, muss vermutlich die Zeit zeigen, bin ich doch in dieser Nacht, nach all den Geschehnissen nicht in der Verfassung, mir um mich selbst Gedanken zu machen, zu sehr kreisen diese um die Menschen, die mir wichtig sind und die ich in den vergangenen Monaten viel zu oft verletzte.

„Hey Boss“, begrüße ich ihn schließlich bemüht lässig, sodass seine eisblauen Augen, die in dem silbernen Licht des Vollmondes beinahe noch durchdringender erscheinen, umgehend zu mir wandern. Mit wenigen Schritten ist er an meiner Seite, verstaut seinen Revolver eilig im Holster, bevor er sich neben mir auf die Knie sinken lässt und meine Wunden begutachtet. Während ich die Prozedur stumm über mich ergehen lasse, als er das Blut meiner aufgeplatzten Lippe und der Schramme an meiner Wange abtupft, kann ich die unausgesprochenen Fragen förmlich spüren, die in der Luft zu hängen scheinen. Auch wenn ich nicht über die Ereignisse sprechen, sie am liebsten vergessen möchte, weiß ich, dass ich wohl nicht umhin kommen werden, sie ihm zu offenbaren. Ein Mann wie Jethro Gibbs wird sich niemals mit Vermutungen zufrieden geben, ist er doch dafür ein viel zu guter und erfahrener Agent.
„Was ist passiert, Tony?“, fragt er deshalb leise, nachdem er in seinen Bemühungen inne gehalten hat, sodass ich deutlich die Sorge aus seiner Stimme heraushören kann, die unwillkürlich ein schiefes Grinsen in mein Gesicht zaubert. Dennoch versuche ich, mich davor zu drücken, die vergangenen Stunden in Worte zu fassen, indem ich ausweichend erwidere: „Du weißt, was passiert ist.“ Nur mit Mühe verbirgt er ein genervtes Brummen, bevor er seine Forderung nachdrücklicher wiederholt: „Das war keine Bitte, DiNozzo.“ Es war vorauszusehen, und ich erwartete diese Reaktion, sodass ich mit einem resignierten Seufzen beginne, jene Geschehnisse erneut zu durchleben. Wenn ich meine Augen schließe, glaube ich beinahe, erneut die Fäuste des Terroristen zu spüren, die meinen Körper malträtieren, während seine Stimme eine Gänsehaut auf meinem Rücken auslöst. Ich muss nicht auf den Schlaf warten, um zu wissen, dass ich diese Erinnerung wohl nie ganz vergessen werde, dass sie tief in meinem Inneren stets präsent sein wird.

Obwohl ich weiß, dass er mein Handeln verstehen würde, verschweige ich bei meiner Erklärung dennoch sowohl meine heimliche Affäre mit Ziva als auch unser Gespräch in der vergangenen Nacht. Dennoch gibt es etwas, das ich für sie tun kann, für sie tun muss, um wenigstens ansatzweise wieder gut zu machen, was ich ihr mit meinem selbstsüchtigen Verhalten antat. „Bitte sorge dafür, dass niemals jemand erfährt, dass sie ihn erschossen hat! Ich will nicht, dass sie meinetwegen beim Mossad in Ungnade fällt“, füge ich abschließend hinzu. Ich glaube, ich bat meinen Boss bisher noch niemals, eine wichtige Tatsache in einem Ermittlungsbericht zu verschweigen, doch dies ist mir zu wichtig, um auch nur einen Gedanken an die Vorschriften verschwenden zu können. Der Schaden, den ich mit meinem egoistischen Wunsch nach Vergeltung anrichtete, war bereits groß genug, als dass sie auch noch für meinen Fehler bezahlen müsste.
Mein Vorgesetzter mustert mich kritisch, doch ich blicke ihm unbeirrt in die Augen und bitte ihn erneut eindringlich: „Versprich es mir!“ Sowohl er als auch ich weiß, dass er vermutlich auch ohne meine Bitte nicht anders handeln würde, ist die Israelin doch mittlerweile so etwas wie ein Teil unseres Teams, unserer Familie geworden, die es zu schützen gilt. Es ist ja nicht so, als dass wir damit einen Mörder laufen lassen, denn die Tatsache, ob ich es war, der ihn erschoss, oder sie, ist für den NCIS im Grunde vollkommen irrelevant, nicht jedoch für ihren Vater. Aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, dass er schließlich wortlos nickt, um mir zu zeigen, dass er, trotz meines egoistischen Rachefeldzuges, noch immer für mich da ist und zu mir steht.
Obwohl ich nicht dazu fähig bin, etwas darauf zu erwidern, breitet sich mit diesem Wissen dennoch in meinem Inneren ein warmes Gefühl aus, ein Gefühl der Zugehörigkeit. Als ich in dieses Team kam, lernte ich, wie es war, zu einer richtigen Familie zu gehören, auch wenn unsere Verbundenheit nicht durch unser Blut bestand. Aber erst Kate gelang es, mir zu zeigen, dass es die wahre und bedingungslose Liebe tatsächlich gab, dass das Leben nicht nur aus Zweckgemeinschaften bestand. Mit ihrem Tod starb jedoch auch dieses Gefühl in mir, verspürte ich nicht länger jene Geborgenheit, die ich nur in ihrer Nähe gefunden hatte. Dieser winzige Moment, damals vor der kleinen Kirche im Herzen Washingtons, brachte mich dazu, mich erneut zu verschließen, um nie wieder den Verlust eines Menschen verkraften zu müssen.
Als ich Gibbs nun in die Augen blicke, erkenne ich, dass ich, egal wie angestrengt ich versuche, mich von ihnen zurück zu ziehen, niemals allein sein werde. Wir sind ein Team, eine Familie, die füreinander da ist, auch wenn ich dies erst wieder lernen muss, wenn ich erst wieder lernen muss, mich ihnen zu öffnen. Wortlos hält er mir seine Hand entgegen, um mir auf die Beine zu helfen, die ich dankbar ergreife, bevor er erklärt: „Lass dich untersuchen, Tony! Der Krankenwagen ist unterwegs.“ Doch bereits dieses Wort und die Aussicht auf einen unweigerlich darauf folgenden Krankenhausaufenthalt lösen ein solches Unbehagen in meinem Inneren aus, dass ich nur mit Mühe ein Schaudern unterdrücken kann. „Es geht mir gut, Boss“, winke ich aus diesem Grund ab, während ich meine Schritte in Richtung des Parkplatzes lenke, als mich dessen nachdrückliche Aufforderung erreicht: „Das war ein Befehl, DiNozzo.“
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 44: "Ein Zeichen von Schwäche"

Und weiter geht's mit dem nächsten Kapitel.
Ich wünsche euch wie immer viel Spaß.

LG Claudia


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Seine Stimme lässt mich inne halten und meine Lippen zu einem Grinsen verziehen, hat der Unterton darin doch wieder die gewohnte Schärfe, die keinen Widerspruch duldet. Dennoch lässt sich die Sorge nicht verleugnen, die dahinter versteckt ist, sind ihm doch die Verletzungen, die meinen gesamten Leib zieren, nicht verborgen geblieben. Noch nie gelang es mir, etwas zu verheimlichen, schien er zu spüren, was in meinem Inneren vorging, sodass nun sogar meine angespannte Körperhaltung ihm mein stilles Leiden offenbart. Während ich einen Moment regungslos verharre, fühle ich förmlich seinen Blick in meinem Rücken, sodass ich mich schließlich zu ihm umwende und unwillkürlich in seine eisblauen Augen sehe. Aber in diesen, die jeden Verbrecher zu Boden zu zwingen scheinen, sind für mich deutlich die Hilflosigkeit und die Schuldgefühle meines Vorgesetzten zu lesen, die mir einen Stich versetzen.
Ich entschied über mein Handeln, denn auch wenn mein Schmerz mich die Wahrheit nicht erkennen ließ, wusste ich doch, was ich tat, was es mich kostete. Genauso wenig hätte ich zugelassen, dass er versuchte, mich aufzuhalten, denn dazu war mein Verlangen nach Vergeltung viel zu übermächtig. Er akzeptierte diese Tatsache, doch ich bin mir darüber im Klaren, dass er es nicht freiwillig tat, dass mein Verhalten ihn dazu zwang, um mich nicht endgültig zu verlieren. Mit diesem Gedanken wird mir einmal mehr bewusst, dass ich jeden Menschen, der mir etwas bedeutet, von mir stieß, dass ich mein Team, meine Familie aus meinem Leben ausschloss. Sie alle versuchten, mir beizustehen, wollten mir Kraft geben, den Tod meiner Frau zu überstehen, Kraft, die sie selbst so dringend brauchten, schließlich war sie nicht nur meine Frau sondern auch ihre Kollegin, Partnerin und Freundin gewesen.
Hörte ich auch nur einmal Duckys Worten zu? Dankte ich McGee für seine Anteilnahme? Nein, denn dann hätte ich meine Gefühle vor meinen Kollegen offenbaren müssen, Gefühle, die ich mit letzter Kraft zu verbergen suchte. Wie oft nahm ich Abbys Einladung zum Essen an? Nicht einmal, nicht ein einziges Mal konnte ich mich dazu durchringen, mit ihr zu sprechen, die Frau zu trösten, die mit Kate ihre beste Freundin verlor. Schenkte ich Gibbs' Warnung Glauben, die mich davor bewahren sollte, auch meinen letzten Freund, vielleicht sogar mein Leben zu verlieren? Nein, stattdessen verlor ich mich in meiner Besessenheit, in meiner Wahnvorstellung, alles würde sich ändern, wäre Ari Haswari doch nur endlich tot. Ich wandte mich meiner neuen Partnerin zu, nutzte ihre Einsamkeit für meine Zwecke aus und machte es ihr damit nur noch schwerer, vielleicht sogar unmöglich, in diesem Team akzeptiert zu werden.
Wenn jemand ihr hätte helfen können, ihr hätte helfen müssen, den Respekt ihrer neuen Kollegen zu erhalten, dann wäre ich es gewesen. Immerhin verband uns etwas miteinander, auch wenn es lediglich die Kugel aus meiner Waffe war, die ihren Körper durchbohrt hatte. Während Ducky sich in schottischer Höflichkeit und Zurückhaltung übte, McGee sich gewohnt still vor ihr zurückzog, bedachte Abby sie mit offener Ablehnung. Sogar unser Boss duldete sie lediglich in unserem Team, duldete sie wie einen Eindringling, der diesen Platz nur der Freundschaft zu unserer Direktorin zu verdanken hatte. Doch ich brachte Ziva dazu, diese Ablehnung zu ignorieren, sie in meinen Armen zu vergessen, nur um Ari Haswari zu bekommen. Meine Rache kostete nicht nur mich mehr, als ich glaubte, kostete mich nicht nur die Menschen, die mir etwas bedeuteten, sondern verletzte genau diese. Und dennoch, wäre es nötig gewesen, hätte ich meine Seele an den Teufel verkauft, wenn ich es mit meinem Handeln nicht bereits tat.

Keiner von uns gibt einen Ton von sich, auch wenn ich weiß, dass es so viel zu sagen gibt, dass noch immer so viele Dinge unausgesprochen zwischen uns stehen. Es gibt so viel, das ich ihm sagen sollte, das ich ihm sagen will, doch nichts würde ihm auch nur ansatzweise verdeutlichen können, wie ich mich fühle, wie leid mir mein Verhalten tut. Es gelingt mir nicht, meine Gefühle in Worte zu fassen, sodass ich schweigend verharre und auf etwas warte, von dem ich weiß, dass es niemals geschehen wird. Obwohl mein Vorgesetzter, und nicht nur er, eine Entschuldigung für mein Verhalten der vergangenen Monate verdient hätte, egal ob diese gegen eine seiner Regeln verstoßen würde, bekomme ich sie nicht über meine Lippen. Im Inneren weiß ich, dass ich nicht um Verzeihung bitten kann, denn ich verdiene es nicht, dass er mir vergibt, dass sie alle mir vergeben. Es ist meine Strafe, von nun an mit diesen Schuldgefühlen, mit meinem Selbsthass weiter zu leben, bis diese mich irgendwann auffressen würden.
Dennoch wächst der Drang in mir, etwas zu sagen, aber der Kloß in meinem Hals schnürt meine Kehle zu, sodass kein Ton diese verlässt. Wider Erwarten verharrt auch mein Boss in seiner Position, beinahe als spüre er, wie ich mit mir selbst ringe, das auszusprechen, was mich quält. Sein Blick scheint, mich zu durchbohren, fordert mich förmlich auf, etwas zu sagen, doch mein Mund bleibt auch weiterhin still. Ich weiß nicht, was es bringen soll, verdiene ich doch in meinen Augen weder sein Verständnis geschweige denn seine Vergebung. Nach unendlichem Ringen mit meinen inneren Dämonen gelingt es mir schließlich, etwas von mir zu geben, aber alles, was meine Lippen verlässt, ist ein geflüstertes „Danke, Gibbs.“ Doch dies soll so viel mehr sagen, unausgesprochene Worte, die er trotzdem versteht und mit einem stummen Nicken beantwortet, bevor ich mich endgültig abwende.

Mechanisch setze ich einen Fuß vor den anderen, gehe, ohne darüber nachzudenken, wohin mich meine Schritte führen werden. Der schmale Weg, der sich zwischen den unendlich anmutenden Reihen Regen gezierter Grabsteine entlang zieht, erscheint mir endlos, und doch folge ich ihm unbeirrt. Der ungewöhnlich kühle Wind, der die Tropfen tanzen lässt, legt sich schneidend auf mein erhitztes Gesicht, doch ich genieße den Schmerz, den dieses Gefühl hinterlässt. Unwillkürlich werde ich mit jedem Meter, den ich zurücklege, schneller, als wollte ich diesem Ort des Grauens endlich entfliehen, doch meinen Erinnerungen würde ich niemals entfliehen können. Wie ein lautloser Schatten verlasse ich schließlich das weitläufige Gelände des Friedhofs, lediglich die Spuren meiner Schritte auf dem feuchten Erdboden zurücklassend.
Ich lasse mich seufzend auf dem Fahrersitz meines Wagens nieder, den ich etwas abseits parkte, sodass mich die Sanitäter, die kurz darauf das schmiedeeiserne Tor passieren, überhaupt nicht wahrnehmen. Es ist nicht nur meine Abneigung gegen Krankenhäuser, die mich davon abhält, diese unangenehme Prozedur über mich ergehen zu lassen, sondern mein Vorhaben, das mir im Moment wichtiger erscheint als meine Gesundheit. Das Adrenalin, das noch immer durch meine Adern strömt, mindert auch weiterhin den Schmerz meiner Verletzungen, und ein Griff in das Handschuhfach meines Autos wird dafür sorgen, dass sich an dieser Tatsache nichts ändert. Darin befinden sich bereits seit Monaten einige Fläschchen diverser Medikamente, die mir unter anderem Ducky verschrieb, um mir über die schwere Zeit zu helfen. Ich spüle einige der undefinierbaren Tabletten mit einem großen Schluck Whisky herunter, den ich seitdem stets in einem Flachmann bei mir trage, bevor ich meine Augen für einen kurzen Moment erschöpft schließe.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 45: "Schuld und Sühne"

Und schon geht's weiter.
Viel Spaß!

LG Claudia


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Es gibt noch eine Sache in meinem Leben, die ich zu erledigen, die ich wieder in Ordnung zu bringen habe, falls dies überhaupt noch möglich ist. Nun, da ich selbst mit den Konsequenzen meines Rachfeldzuges leben muss, obliegt es mir, zumindest die Trümmer, die dieser hinterließ, zu beseitigen. Vielleicht beabsichtigte ich zu Anfang nicht, meine Kollegen in diese Sache hinein zu ziehen und damit zu verletzen, doch je tiefer ich mich in meinem Verlangen nach Vergeltung verlor, desto rücksichtsloser wurde mein Handeln. Ich bin mir sicher, dass mein Team mir meine blinde Wut irgendwann verzeihen wird, doch für meine Partnerin bedeutet der Tod des Terroristen mehr, als ich auch nur im Stande bin zu verstehen. Vermutlich wird nichts, was ich tue oder sage, etwas von dem, was mein Egoismus zerstörte, ändern oder wieder gut machen können, aber ich bin es ihr dennoch schuldig, mich ihr und meinem Gewissen zu stellen.
Als ich an der Wohnungstür klingeln will, halte ich unwillkürlich inne, dringt doch eine unbekannte Melodie durch das Holz an mein Ohr. Es ist unverkennbar Zivas Stimme, die leise einen mir unverständlichen Text singt, begleitet von einer ungeahnten Trauer, die meinem Herzen unweigerlich einen Stich versetzt. Erst in diesem Moment wird mir wirklich klar, was der Tod Ari Haswaris für sie bedeutet, wie gekonnt er sie täuschte, sich ihre Liebe und ihr bedingungsloses Vertrauen erschlich. Mit meinem Wunsch nach Rache verlor sie ihren Bruder, nahm sie ihm selbst das Leben, der, trotz seines Verrats und seiner Rücksichtslosigkeit, dennoch ihre Familie war. Egal wie berechtigt, wie unumgänglich diese Tat war, kann doch auch dieses Wissen den Schmerz nicht lindern, eine Tatsache, der ich mir nur zu bewusst bin.
Für einen Moment schließe ich die Augen und atme tief durch, bevor ich beinahe zaghaft an das helle Holz ihrer Wohnungstür klopfe. Augenblicklich verstummt der hebräische Gesang meiner Partnerin, die beinahe lautlos den Raum durchquert, um mir kurz darauf abrupt zu öffnen. Ihr bohrender Blick, den ich unwillkürlich auf mir spüre, lässt mich jedes meiner Worte, das ich ihr sagen wollte und von denen jedes so hohl, so bedeutungslos war wie das vorherige, vergessen. Ich weiß, dass mein übliches Grinsen diese Situation weder retten noch erträglicher machen könnte, sodass ich mir diese Anstrengung spare. Stattdessen sehe ich ihr unverwandt in die dunklen Augen, die ihre Trauer nicht verbergen können, während die Qual meiner Schuldgefühle, meines Selbsthasses weiterhin ununterbrochen an mir nagt.
Es entgeht meiner Wahrnehmung nicht, wie meine Partnerin mit sich kämpft, wie sie mit ihrer Verachtung für mich kämpft, bevor sie eiskalt zischt: „Du hast bekommen, was du wolltest. Also, was willst du hier?“ Diese Frage kann ich mir vermutlich nicht einmal selbst beantworten, bin ich mir doch nicht im Klaren darüber, was ich mir von diesem Besuch erwarte. Mit meinem Glauben, ihr helfen zu wollen, mache ich mir nur selbst etwas vor, denn ich bin mit Sicherheit der letzte Mensch, der ihr Trost spenden könnte. Es steht mir nicht einmal zu, um Vergebung zu bitten, denn ich verdiene es nicht, dass irgendjemand, vor allem nicht sie, mir verzeiht, ist es doch meine gerechte Strafe, von nun an mit dieser Schuld zu leben.
„Ich weiß es nicht“, gebe ich schließlich kaum hörbar zurück und kann dennoch nicht verhindern, dass meine Stimme bei diesen Worten leicht zittert. Unwillkürlich wird ihr Blick nachgiebiger, bevor sie nach einigen Sekunden die Tür zögernd weiter öffnet und mir stumm bedeutet, herein zu kommen. Als ich ihr Wohnzimmer betrete, halte ich verwundert inne, denn der Stapel Umzugskartons scheint, in den vergangenen Stunden gewachsen zu sein. „Ich werde nach Israel zurückkehren. So wie es mein Vater von Anfang an wollte“, erklärt sie auf mein Schweigen hin beinahe emotionslos. Trotz meines stummen Nickens, wächst der Kloß in meiner Kehle weiter, spüre ich doch, was dieser Schritt für sie bedeutet, was sie in ihrer Heimat erwartet.

Auch nachdem wir uns auf ihrem dunklen Sofa niedergelassen haben, umgibt uns weiterhin unangenehme Stille, die keiner zu durchbrechen wagt. Wieder einmal flüchte ich mich in bedeutungslose Konversation, um dem wahren Grund meines Besuches auszuweichen, indem ich nachhake: „Wieso hat man dich damals nicht nach Tel Aviv gebracht? Wieso bist du in einer Klinik in Washington geblieben?“ Ihr verwunderter Blick mach deutlich, dass sie nicht mit dieser Frage gerechnet hat, ist diese Tatsache doch mittlerweile vollkommen unwichtig und unendlich lange her. Doch nach einigen Sekunden erwidert sie Schulter zuckend: „Mein Vater wollte verhindern, dass jemand von meiner Verletzung erfährt und vielleicht meine Schwäche ausnutzt.“ Wie zu erwarten, galt die Sorge dieses Mannes eher einer seiner besten Waffen als seiner Tochter, die trotz ihrer Ausbildung einen Menschen an ihrer Seite gebraucht hätte.
Ihre Worte lassen mich meinen Kopf erneut von ihr abwenden und in Schweigen verfallen, während ich meinen wirren Gedanken nachhänge. „Du hast mir damals gesagt, dass ich mein Glück festhalten soll“, beginne ich nach unendlichen Minuten flüsternd, mich zu erinnern, während mein Blick weiterhin aus dem Fenster gerichtet ist. „Aber ich habe versagt. Ich konnte ihr nicht helfen, sie nicht retten. Daran ändert auch sein Tod nichts. Denn Kate ist trotzdem fort.“ Erst jetzt wende ich mich von der Aussicht auf die erwachende Stadt ab und sehe ihr wieder in die Augen, die zu versuchen scheinen, in den meinen zu lesen. Aber noch ehe sie etwas auf meine Worte erwidern kann, erhebe ich mich abrupt von ihrer Couch, um einmal mehr zu fliehen, vor ihr, vor meinen Schuldgefühlen, vor meinem ganzen erbärmlichen Leben. „Ich sollte gehen“, ist alles, was ich von mir gebe, bevor ich mich nach ihrem verwirrten Nicken abwende und das kleine Wohnzimmer verlasse.

Meine Hand liegt bereits auf der Türklinke, als ich mich noch einmal zu der jungen Frau umwende, die mir beinahe lautlos gefolgt ist, um endlich auszusprechen, weshalb ich vor ihrer Tür stand: „Bevor ich endgültig aus deinem Leben verschwinde, will ich dir noch sagen, dass niemand jemals die Wahrheit erfahren wird. Ich habe Ari Haswari erschossen. Das steht in dem Bericht, den dein Vater erhalten wird.“ Ein leises Seufzen rinnt über ihre Lippen, als sie den Kopf schüttelt, sodass ich mich des Gefühls nicht erwehren kann, dass eine Spur von Traurigkeit darin liegt. „Ich bin dir dankbar dafür, Tony. Aber das ändert nichts.“ Für einen Moment verstummt sie, beinahe als koste es sie Mühe, diese Worte auszusprechen, bevor sie mit leiser Stimme hinzufügt: „Ich werde Washington verlassen. Ich gehöre nicht hierher. Nicht zu euch. Das habe ich, und das werde ich auch nie.“
Nun ist es an mir, entschieden den Kopf zu schütteln, denn wenn jemand dafür verantwortlich war, dass sie sich niemals zugehörig fühlte, dann war ich es. Ich will nicht auch noch daran Schuld sein, dass sie nach Israel zurückkehrt, anstatt ihr Leben so führen, wie sie selbst es für richtig hält, nur weil sie glaubt, sie sei hier nicht willkommen. „Das ist nicht wahr, Ziva. Sie alle respektieren dich. Jeder einzelne. Sie haben nur Zeit gebraucht, um deine Anwesenheit in unserem Team, an diesem Schreibtisch zu akzeptieren.“ Es ist mir wichtig, dass sie erkennt, dass sie kein unliebsames Anhängsel ist, es niemals war, dass lediglich der falsche Zeitpunkt, der falsche Grund sie zu uns führte. „Vermutlich hätte ich es ihnen und auch dir leichter machen können. Anstatt mich meinem Schmerz und meiner Trauer hinzugeben. Und dich damit in meinen Rachefeldzug hineinzuziehen“, füge ich nach einigen Sekunden hinzu, denn mein stilles Leiden ließ meine Kollegen die Israelin nur noch entschiedener ablehnen.
Meine Partnerin hört meinen Worten schweigend zu, ohne sich von der Stelle zu rühren, sodass ich es wage, näher an sie heranzutreten. Zögernd strecke ich meine Hand aus und streiche sanft über ihre Wange, während ich flüstere: „Ich erwarte nicht, dass du mir verzeihst, was ich dir angetan habe. Dass ich dir die Eingewöhnung unnötig erschwert habe. Dass ich... Das habe ich nicht verdient. Aber ich will, dass du weißt, dass es mir leid tut. Ich hatte mich in diesem blinden Zorn verloren. Dabei wollte ich dir niemals absichtlich weh tun.“ Noch immer reagiert sie nicht auf meine Aussage, hält mich stumm mit ihren tiefbraunen Augen gefangen, sodass auch ich in meiner Bewegung verharre. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit, nähert auch sie sich mir, bevor sie vor mir verharrt, mir lediglich schweigend in die Augen blickt, ohne sich von der Stelle zu rühren.
So angestrengt ich auch versuche, in ihrem Blick zu lesen, will es mir nicht gelingen, scheinen in ihrem Inneren, die Gefühle gegeneinander zu kämpfen. Unvermittelt spüre ich ihre Finger behutsam über meine Wunden gleiten, bevor sie sich nach vorn beugt, um die unzähligen Kratzer und Blutergüsse sanft zu küssen, beinahe als würden sie dadurch heilen. Dennoch genieße ich ihre zarten Berührungen, die beinahe wie ein Windhauch über mein Gesicht streichen, sodass ich unweigerlich meine Augen schließe und mich diesem Gefühl hingebe. Das Kitzeln ihres heißen Atems auf meiner Haut lässt mich unweigerlich lächeln, bevor ich meine Augen abrupt wieder öffne, als ich unerwartet ihre Lippen spüre, die sich zögerlich auf die meinen legen.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 46: "Auch Trost lindert keinen Schmerz"

Hier kommt Kapitel 46.
Wie immer viel Spaß!

LG Claudia


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War ich im ersten Moment noch vollkommen überrumpelt von ihrem Kuss, erwidere ich ihn nach einigen Sekunden umso stürmischer. Jetzt, nachdem alles vorbei ist, nachdem mein Durst nach Rache gestillt sein sollte, brauche ich mehr denn je einen rettenden Anker, einen rettenden Anker, der jedoch nicht meine Partnerin für mich sein sollte. Mit diesem Gedanken löse ich mich schließlich abrupt von ihr, ringe mit geschlossenen Augen nach Atem, während sie mich fragend mustert. „Es tut mir leid, Ziva. Ich kann das nicht mehr“, flüstere ich entschuldigend, bevor ich sie endlich ansehe und ihrem undefinierbaren Blick begegne. Es fühlt sich so unglaublich falsch an, dies alles, die Tatsache, dass Kate tot ist, dass ich in den Armen einer Anderen liege, anstatt um meine Ehefrau zu trauern. Mit jeder Sekunde, die ich in ihrer Nähe verbringe, verrate ich nicht nur meine Liebe, verletze nicht nur mich sondern auch meine Kollegin.
„Geh nicht, Tony! Bitte bleib hier! Bleib bei mir!“ Ihre leisen Worte gleichen einem Flehen, doch gleichzeitig schneidet jedes einzelne tief in mein Herz, zeigt es mir doch, was ich ihr in den vergangenen Wochen antat. Sie muss mich loslassen, bevor sie an meinem Egoismus zerbricht, denn ich würde dieses Wissen nicht ertragen, nicht nachdem ich ihr bereits den Bruder nahm. Vielleicht muss ich sie verletzen, damit sie erkennt, wie falsch es ist, wie falsch ich für sie bin, sodass ich emotionslos erkläre: „Ich habe dich nicht nur benutzt, um Ari zu finden.“ Für einen winzigen Moment scheint, eine dunkle Wolke über ihre Augen zu ziehen, bevor diese ebenso schnell verschwindet, wie sie gekommen ist, und das mir so vertraute tiefe braun zurück lässt.
„Das weiß ich, Tony“, gibt sie mit schwacher Stimme zurück, aus der deutlich die Verwirrung heraus zu hören ist, beinahe als würde sie ahnen, was ich mit meinen Worten beabsichtige. Aber ich muss ihr weh tun, um sie zu schützen, vor mir, vor sich selbst, wenn ich könnte, ich würde sie vor der ganzen Welt beschützen. Wäre ich nicht in ihr Leben getreten, oder sie in meines, sie müsste all die Qualen, die Trauer nicht ertragen, wäre verschont geblieben. Wie lange es jedoch gedauert hätte, bis sie die Wahrheit erkannt hätte, bin ich nicht im Stande zu vermuten, alles, was ich weiß, ist, dass sie ihr nicht ewig verborgen geblieben wäre. Aber wäre es nicht weniger schmerzhaft gewesen, hätte ihr Bruder nicht durch ihre eigene Hand sterben müssen? Vielleicht. Doch es ändert nichts an der Tatsache, dass er nicht nur Israel und den Mossad verriet sondern auch sie, seine eigene Familie.

Je länger meine Gedanken um diese Fragen kreisen, muss ich jedoch immer deutlicher erkennen, dass ich es war, der sie zu dieser Entscheidung zwang, dass ich sie ihr abnahm. Ich war es, der sie dazu brachte, mir zu verfallen, sodass es vermutlich unabwendbar war, dass sie irgendwann Gefühle für mich entwickelte. Ziva David ist nicht die eiskalte Killerin, als die sie viele nur zu gern sehen, müssen sie dafür doch nicht hinter ihre Maske, hinter ihre unüberwindlich erscheinende Mauer sehen. Leider weiß ich nur zu genau, wie man seine Empfindungen vor seinen Mitmenschen verbirgt, sodass ich auch in der Lage bin, hinter die Fassade eines anderen zu blicken. Dennoch erkannte ich nicht, was sich in den letzten Wochen zwischen uns entwickelt hatte, wollte es vermutlich überhaupt nicht, würde diese Tatsache doch bedeuten, dass ich kaum besser war als der Terrorist, den ich so verzweifelt jagte.
Aus diesem Grund, um sie zu schützen und wenigstens noch einen Funken meiner Selbstachtung zu behalten, muss ich diese Sache so schnell wie möglich beenden, bevor ich nicht mehr in der Lage bin, die Kontrolle darüber zu behalten. „Gar nichts weißt du. Ich wollte den Schmerz verdrängen, ihn betäuben“, gebe ich abweisender zurück, als ich es beabsichtigte, aber sie muss verstehen, wie ernst es mir ist. Kurz atme ich tief durch, denn der stumme Schmerz, den ich unvermittelt in ihren Augen lese, schnürt mir förmlich die Kehle zu. Ich versuche beinahe verzweifelt, ihr mein Handeln zu erklären: „Würde ich jetzt hier bleiben, würde ich dich nur noch mehr verletzen. Ich nutze deine Schuldgefühle aus, nur um nicht allein zu sein. Ich will, dass es endlich aufhört, weh zu tun.“ Die Verzweiflung, die hinter meinen Worten verborgen ist, bringt sie jedoch dazu, erneut ihre Hand auf meine Wange zu legen und zu flüstern: „Das ist mir egal.“
Ich will nicht darüber nachdenken, was passiert wäre, wäre Kate niemals in mein Leben getreten, hätte sich alles anders abgespielt. Tatsache ist, dass ich verheiratet bin, es auch immer bleiben werde, denn entgegen dem kirchlichen Glauben endete für mich dieses Bündnis nicht mit ihrem Tod, sondern geht weit darüber hinaus, überdauert die Ewigkeit. Meine Ehefrau ist und bleibt die Liebe meines Lebens, und ich weiß, dass wir auch ohne unsere gemeinsame Arbeit irgendwann zueinander gefunden hätten, waren und sind wir doch füreinander bestimmt. Das, was mich mit der Israelin verbindet, wird niemals über eine Partnerschaft, eine Freundschaft hinausgehen, wird niemals das sein können, was mich mit Caitlin verband, noch immer mit ihr verbindet, sodass ich ihre Hand festhalte und bestimmt erwidere: „Aber du hast etwas besseres verdient, Ziva.“

Nach meinen Worten habe ich nicht damit gerechnet, dass sie weiterhin stur, dass sie weiterhin uneinsichtig bleiben würde, glaubte ich doch vielmehr, damit ihren Zorn auf mich zu ziehen. Aber anstatt dass nun ein Messer in meinem Rücken steckt, spüre ich erneut ihre Lippen, die sich fordernd auf die meinen legen, ohne die leiseste Gegenwehr zu dulden. So sehr mir mein Verstand jedoch befiehlt, diesem Drang zu widerstehen, kann ich nichts dagegen tun, dass ich wieder beginne, ihren Kuss zu erwidern. Ich klammere ich förmlich an sie, wie ein Ertrinkender an einen rettenden Anker, denn vor allem in den letzten Stunden beschlich mich immer öfter dieses Gefühl. Auch wenn ich damit meinen Egoismus erneut die Oberhand gewinnen lasse, will ich doch nur noch dieses eine Mal nicht vernünftig sein, nicht darüber nachdenken müssen, was mein Handeln mich, was es sie kostet.
Das Bedürfnis nach Nähe, das seit Monaten in meinem Inneren brennt, das nun diese Leidenschaft entfacht, hat nichts mit Gefühlen zu tun, ist es doch nur das körperliche Verlangen, das gestillt werden will. Nur einen winzigen Moment, und sei er noch so kurz, möchte ich die Vergangenheit vergessen, möchte den Schmerz, die Trauer, die mich ununterbrochen quälen, hinter mir lassen. So berechnend meine Affäre mit Ziva auch war, gelang es mir doch nur in ihren Armen, endlich meinen Erinnerungen zu entfliehen, ein Umstand, den ich vor allem in dieser Situation so dringend brauche. Es war nicht nur mein Wunsch nach Rache, der mich in alte Muster zurückfallen ließ, denn der für mich bedeutungslose Sex mit ihr, wurde zu einer Art Sucht, die mir einige Augenblicke des Vergessens bescherte. War mir dies zuvor nur mit Hilfe des Alkohols gelungen, half mir nun meine Partnerin, auch wenn sie sich darüber vermutlich nicht einmal im Klaren war.
Als ich mich ihr nun erneut hingebe, frage ich mich, ob tatsächlich sie es war, die mir verfiel oder ob wir nicht vielmehr die Rollen tauschten. Ich verlor nicht nur die Kontrolle über meinen Rachefeldzug sondern auch über mein gesamtes Leben, kann ich doch mittlerweile nicht einmal mehr dieser Frau widerstehen. Aber sie hat etwas an sich, das mich in ihren Bann zieht, nutzt im Grunde meine Einsamkeit aus, das Verlangen nach körperlicher Nähe. Obwohl ich nicht genau weiß, was sie sich davon verspricht, mich zu verführen, bin ich mir doch sicher, dass ihr dies unterdessen nicht mehr genügt, dass sie mehr von mir erwartet, etwas, das ich nicht bereit bin, ihr zu geben. Aber vielleicht ist es auch nur meine Einbildung, und es war lediglich ihre eigene Einsamkeit, die sie dazu brachte, ihre Bitte auszusprechen, bei ihr zu bleiben.

Mit einem unmerklichen Kopfschütteln verbanne ich diese wirren Gedankengänge endgültig aus meinem Bewusstsein, um mich nicht länger gegen mein Verlangen zu wehren. Ich gebe mich dieser Frau hin, von der ich erkennen muss, dass ich sie noch immer weder kenne noch durchschaue, um mein körperliches Bedürfnis zu stillen, in der Hoffnung, endlich die Leere in meinem Inneren füllen zu können. Sie scheint, genau zu wissen, was sie zu tun hat, wie sie mich dazu bringen kann, jede Gegenwehr aufzugeben und mich widerstandslos meinem Begehren verfallen zu lassen. Ihre Berührungen haben meinen Kopf mittlerweile dazu gebracht, vollkommen abzuschalten, sodass ich nur noch eine willenlose Marionette in ihren Händen bin. Beinahe mechanisch erwidere ich ihre Anstrengungen, uns unserer Kleidung zu entledigen, ohne mir wirklich im Klaren darüber zu sein, was ich erneut im Stande bin zu tun.
Meine Küsse werden zunehmend stürmischer und fordernder, während ich ihren zierlichen Körper unsanft an die kühle Wand presse, was ihr ein leises Stöhnen entlockt. Schon lange habe ich die Kontrolle über mich verloren, sodass es nur noch die Leidenschaft ist, die von mir Besitz ergriffen hat, die nunmehr meine Handlungen lenkt, mein Verlangen zu stillen. Der Griff, mit dem ich ihre Oberarme umfasse, ist mehr als grob, doch sie scheint es, nicht zu stören, eher noch scheint sie, meine Rücksichtslosigkeit anzumachen. Als ich sie packe und mit einem Ruck anhebe, schlingt sie unwillkürlich ihre langen Beine um meine Hüften, während sie meine hemmungslosen Bewegungen mit einem lauten Keuchen quittiert. Mit diesem Moment ist alles vergessen, meine Schuldgefühle, ihr Schmerz, die Konsequenzen, die diese Nacht unweigerlich nach sich ziehen würde.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 47: "Gefangen in der Erinnerung"

Und es geht weiter.
Viel Spaß!

LG Claudia


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Meine verworrenen Gedanken wirbeln unaufhaltsam durch meinen Kopf, während ich krampfhaft versuche, wieder zur Ruhe zu kommen. Noch immer hämmert mein Herz heftig in meiner Brust, scheint, sich überhaupt nicht beruhigen zu wollen, genau wie mein Puls, der nicht nur schnell sondern auch ein wenig unregelmäßig geht. Meine Augen sind starr an die farblose Zimmerdecke über mir gerichtet, ohne dass es mir gelingt, die Tatsache zu verdrängen, wo ich mich befinde und was ich soeben tat. Die Gegenwart dieser Frau, neben der ich mittlerweile im Bett liege, ist für mich auch weiterhin präsent, während ihr tiefer gleichmäßiger Atem mir verrät, dass sie in meinen Armen eingeschlafen ist. Ich bin erleichtert, mich nicht mit ihr auseinander setzen zu müssen, sind meine eigenen Vorwürfe doch bereits groß genug, auch wenn ich weiß, dass ich ihr vermutlich nicht ewig entfliehen kann.
Schließlich wende ich doch zögernd meinen Kopf zur Seite, blicke sie für einige Sekunden an und versuche, meine Empfindungen unter Kontrolle zu bekommen. Aber ohne dass ich etwas dagegen tun kann, behalten weiterhin meine Selbstzweifel, meine Schuldgefühle die Oberhand in meinem Inneren. Die junge Israelin sieht in diesem Moment so wunderschön, so unschuldig aus, dass sich mein Herz in meiner Brust schmerzhaft zusammen krampft. Ich schlief mit ihr, wieder einmal, ohne Rücksicht auf ihre oder auch meine eigenen Gefühle zu nehmen, nur um meine Bedürfnisse zu befriedigen. Gleichzeitig lässt mich mein Verstand jedoch niemals vergessen, dass sie nicht Kate ist, dass sie nichts als ein Ersatz ist, zumindest für diese eine Nacht. Der einzige Grund, aus dem ich dies tat, war, meine Einsamkeit zu vergessen, meine Sehnsucht nach Nähe zu stillen und meine innere Leere zu füllen.
Doch die letzten Monate zeigten mir deutlich, dass mir dies niemals gelingen würde, dass es mir nicht vergönnt war, der Realität länger als für wenige Minuten zu entfliehen. Ich hasse mich selbst dafür, nicht nur was ich Ziva mit meinem Handeln antat, sondern dass ich meine Ehefrau dennoch nicht für eine Sekunde vergessen konnte. Gleichzeitig wird mir dadurch unvermittelt klar, dass ich mein Leben nun für immer ohne sie weiterführen muss, während sie mich jedoch ständig begleitet, in meinen Gedanken, in meinem Herzen ist. Vermutlich werde ich jede Frau, sollte mir überhaupt jemals wieder das Glück widerfahren, mich zu verlieben, unweigerlich mit ihr vergleichen. Doch dabei wird keine von ihnen gewinnen können, denn die Gefühle, die ich noch immer für Kate habe, und auch stets haben werden, sind einmalig, sind so tief, dass man sie wohl nur ein einziges Mal im Leben für einen Menschen empfinden kann.

So lautlos wie möglich erhebe ich mich, greife nach meinem Hemd, das neben dem Bett unachtsam zu Boden gefallen ist, um es mir überzuziehen. Obwohl ich mich abwenden möchte, ohne noch einmal zurück zu sehen, wird mein Blick förmlich von ihrem zierlichen Körper angezogen, sodass ich in meiner Bewegung verharre. Erneut überschlagen sich meine Gedanken bei diesem Bild, das sich mir bietet, zerreißt mein Herz beinahe in meiner Brust, doch ich habe mich entschieden. Vielleicht ist es mittlerweile viel zu spät für diese Einsicht, aber will ich sie nicht noch mehr verletzen, will ich verhindern, dass sie an mir zerbricht, muss ich sie verlassen. Denn auch wenn ihr Schmerz unerträglich scheint, wird sie mich dennoch bald vergessen, wird sie ihre Gefühle für mich, die ich in ihren Augen lesen konnte, bald vergessen.
Wäre ich nicht ein solch erbärmlicher Feigling, würde ich mich von ihr verabschieden, doch tief in meinem Inneren weiß ich, dass ich nicht den Mut habe, ihr zu begegnen. Vor allem nicht nach dieser Nacht, in der ich erneut die Hoffnung in ihrem Herzen schürte, nur um sie nun endgültig zu verlassen und aus ihrem Leben zu verschwinden. Ziva bedeutet mir viel, sehr viel, mehr als eine Kollegin, genau deshalb tut es mir so weh, sie noch mehr verletzen zu müssen, sodass ich es kaum ertrage. Vorsichtig lasse ich mich erneut auf der Bettkante nieder und lasse meine Finger zärtlich über ihre Wange gleiten, streiche eine verirrte Strähne aus ihrem ebenmäßigen Gesicht. In diesem kurzen Moment wirkt sie so unglaublich zart auf mich, beinahe als würde sie bereits unter meiner Berührung zerbrechen.
Ich kann nicht anders, als mich zu ihr hinab zu beugen und ihr einen sanften Kuss auf die Stirn zu hauchen, bevor ich mich endlich erhebe und lautlos den Raum verlasse. Auf dem Weg durch das Appartement sammle ich meine Kleidung ein, die auf dem Fußboden des gesamten Wohnzimmers verstreut ist und und ziehe mich hastig an. Mittlerweile habe ich es eilig, von diesem Ort weg zu kommen, beschleicht mich doch immer stärker die Angst, unter Umständen der Israelin zu begegnen. Ehe ich schließlich durch die Tür nach draußen in den Flur trete, sehe ich mich ein letztes Mal in jener Umgebung um, in der ich in den vergangenen Monaten viel Zeit verbrachte, mehr als mir lieb war. Mein Blick bleibt an den Koffern und Umzugskartons hängen, sodass in meinem Inneren unwillkürlich die Hoffnung wächst, dass Ziva mit meinem Weggang ihren Frieden und womöglich ihre neue Heimat hier in Washington finden könnte.

Während ich einmal mehr durch die Straßen laufe, sind meine Gedanken so weit von der Realität abgeschweift, dass ich meine Umgebung, die Hektik der Stadt überhaupt nicht wahrnehme. Zum ersten Mal seit Monaten, seit ihrem Tod lasse ich es zu, mich in meinen Erinnerungen zu verlieren, in meinen Erinnerungen an Kate. Doch als ich sie nun vor mir sehe, ist es nicht länger ihr missbilligender, enttäuschter Blick, der mir begegnet, sondern das strahlende Lächeln meiner wunderschönen Ehefrau, das ich so sehr vermisse. Bisher ergriff stets der brennende Schmerz Besitz von mir, sobald ich auch nur einen Moment an sie dachte, doch nun kann ich mich endlich diesem Gefühl hingeben, ohne fortwährend diese Qualen ertragen zu müssen. Aber trotz allem spüre ich dabei die Leere nur noch deutlicher, die Einsamkeit in meinem Herzen, die wohl niemals wieder vergehen werden, aber diese negativen Empfindungen beherrschen mich nicht länger.
Tief atme ich die milde Frühlingsluft dieses Morgens ein und schließe für einen Moment die Augen, um die Entspannung tief in meinem Inneren zu genießen, so lange sie andauert. Vollkommen in meine Gedanken versunken, setze ich unbewusst meinen Weg durch die betriebsame Stadt fort, bemerke kaum die Menschen um mich herum, die mich in ihrer Eile immer wieder unsanft anrempeln. Alles, was ich fühle, ist die Erschöpfung meines Körpers, meiner Muskeln, die sich nach einigen Sekunden der Ruhe sehnen, während sich das schmerzhafte Ziehen bei jedem Schritt bemerkbar macht. Dennoch gehe ich unbeirrt weiter, folge der breiten Straße, die mich früher oder später zu meinem Ziel führen wird, auch wenn ich selbst nicht weiß, wo mich dieses erwartet.
Aber auf diesem Weg, wohin er mich auch immer führen mag, begleiten mich meine Erinnerungen an die Vergangenheit, an eine glücklichere Vergangenheit gemeinsam mit Kate, die ich nun nicht länger verdränge. In dieser Situation dringen unwillkürlich Bilder an die Oberfläche, die ich schon beinahe vergessen habe, mir jedoch nun unweigerlich ein versonnenes Lächeln auf die Lippen zaubern. Obwohl jener Tag noch nicht sehr lange zurück liegt, ist es dennoch das erste Mal, dass ich daran zurück denke, ist es das erste Mal, dass ich mir selbst erlaube daran zurück zu denken. Dadurch wird mir einmal mehr klar, wie sehr ich diese wundervolle Frau liebe, der es gelang, mich immer wieder zu überraschen und mir damit einen meiner größten Wünsche zu erfüllen, auch wenn dieser bereits ziemlich weit zurück lag.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 48: "Geburtstage"

So, meine Lieben, heute gibt es mal wieder ein etwas weniger bedrückendes Kapitel.
Wie immer wünsch ich viel Spaß.

LG Claudia


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„Hör auf, DiNozzo!“ Die schrille Tonlage in ihrer Stimme ließ mich jedoch lediglich schelmisch grinsen, während ich nicht davon abließ, sie durch die Luft zu wirbeln. Nachdem ich an diesem Nachmittag mein Appartement betreten und mich in meinem Wohnzimmer umgesehen hatte, hatte ich mich umgehend in meine Kindheit zurückversetzt gefühlt. Naja, vielleicht nicht in meine eigene, aber zumindest in die Kindheit eines kleinen Jungen, der seinen Eltern mehr bedeutete als ein zukünftiger Erbe für das Familienunternehmen. Den großzügigen Raum zierte eine aufwändige Dekoration, die jeder Geburtstagsfeier alle Ehre gemacht hätte, so wie ich mir diese früher immer vorgestellt hatte. Doch der Unterschied war, dass der Wunsch nach einer solchen Party einige Jahre zurücklag, immerhin war ich mittlerweile über Dreißig, auch wenn ich mein exaktes Alter mehr oder weniger erfolgreich zu verdrängen suchte.
Geburtstage bedeuteten für Kinder sehr viel, doch ich hatte sie stets nur als Gast bei einem meiner Freunde erleben dürfen, denn meine Eltern hatten lieber Dinner-Partys gegeben als eine Feier für ihren Sohn. Zugegeben, ich war stets ein wenig neidisch gewesen, wenn ich gesehen hatte, wie andere Väter mit einer Horde Jungen Fußball gespielt, während die Mütter für riesige Torten gesorgt hatten. Wie viel hätte ich dafür gegeben, hätte im Hause DiNozzo nur einmal ein derartiges Fest stattgefunden, aber dann hätten vermutlich die weißen Designermöbel Flecken bekommen oder die teuren Vasen aus chinesischem Porzellan wären zu Bruch gegangen. Schon immer war der äußere Schein für meine Familie wichtiger gewesen als die Gefühle ihres Sohnes, hatte doch aus diesem so schnell wie möglich ein richtiger Mann werden sollen.
Mit diesem Tage schien jedoch, sich genau diese Tatsache zu ändern, denn alles, was ich mir als kleiner Junge immer gewünscht hatte, ging nun endlich vor meinen Augen in Erfüllung. Diese gelungene Überraschung verdankte ich meiner Freundin, der ich vor einiger Zeit von den Geburtstagen meiner Kindheit erzählt und die nun wohl beschlossen hatte, diese nachzuholen. Aber scheinbar hatte sie eine Zusammenfassung all dieser Feiern geplant, denn ich hatte das Gefühl, in jeder Ecke meines Wohnzimmers ein neues Motto zu entdecken. Während mitten im Raum eine Piñata von der Decke hing, registrierte ich auf dem Fußboden ein ausgebreitetes Spielfeld für Twister und an der Wand dahinter eine große Leinwand, die ein Projektor vervollständigte, sodass ich beinahe darauf wartete, den Kopf eines Clowns in der Tür auftauchen zu sehen.
Für einen Moment zog ich verwirrt und gleichzeitig amüsiert eine Augenbraue nach oben, fragte ich mich doch im Stillen, welcher Film mich in den nächsten Stunden wohl erwarten würde. Ich konnte mich nicht daran erinnern, jemals ein Märchen oder gar einen Zeichentrick im Fernsehen zu sehen bekommen zu haben, war doch auch dies in den Augen meiner Eltern reine Zeitverschwendung gewesen. Im Grunde waren für sie all die Dinge, die Jungen in meinem Alter, mich eingeschlossen, gern gemacht hatten, unsinnig und überflüssig gewesen. Meine Erziehung hatte so wenig Zeit wie möglich in Anspruch nehmen sollen, denn sich mit mir zu beschäftigen, hätte sie von wichtigen Geschäften abgehalten. Gleichzeitig hatte ich dennoch nicht meinen Lieblingsbeschäftigungen folgen dürfen, hätten diese doch nur unnötig Dreck und Unruhe in ihrer perfekten Villa hinterlassen.

Mit dieser Entdeckung waren die Überraschungen jedoch noch immer nicht erschöpft, sodass ich meinen Blick weiter durch den Raum wandern ließ. An dessen gegenüber liegender Seite thronte auf dem gedeckten Tisch vor dem Fenster eine riesige Schokoladentorte mit genau zwölf Kerzen, eine für jedes verpasste Jahr meiner Kindheit. Gleichzeitig zierten noch unzählige Girlanden, Luftballons und kleine Lämpchen das Appartement, die ich unter anderen Umständen zugegebenermaßen mehr als übertrieben gefunden hätte. Aber als wäre dies noch nicht genug, nahm ich außerdem ein überdimensionales unförmiges Paket mit einer riesigen roten Schleife wahr, das meinen Blick beinahe magisch auf sich zu ziehen schien.
Ich hatte schon immer etwas für Geschenke übrig gehabt, sodass es förmlich in meinen Finger juckte, diesen geheimnisvollen Gegenstand endlich von seinem farbenfrohen Papier zu befreien. Bevor ich mich jedoch daran zu schaffen machte, zog ich Kate erneut an mich, um sie stürmisch zu küssen und meiner Freude Ausdruck zu verleihen. Noch ehe ich mich von ihr lösen konnte, setzte sie mir einen dieser albernen Papphüte auf den Kopf, der jedoch irgendwie zu dieser Umgebung zu passen schien. Aber viel länger konnte ich mich nicht zurückhalten, sodass ich mich, begleitet von ihrem unterdrückten Kichern, endlich meinem Geschenk zuwandte. Ohne Rücksicht auf die bunten Autos zu nehmen, die die Verpackung zierten, riss ich diese, ungeduldig wie ich war, eilig auf und erstarrte schließlich verwundert in meiner Bewegung.
Diesen Anblick hatte ich nun wirklich nicht erwartet, schien sich, meine Kindergeburtstagsparty, doch damit förmlich zu verselbständigen. Stirn runzelnd blickte ich meine Freundin an und fragte mit unüberhörbarer Verwirrung in meiner Stimme: „Ein Fahrrad? Du schenkst mir tatsächlich ein Fahrrad?“ Sprachlos starrte ich die junge Frau mir gegenüber an, die sich ein erheitertes Lachen nicht verkneifen konnte, als sie meine fassungslose Miene registrierte, mit der ich auf dieses Gefährt reagierte, das nicht nur kein normales Fahrrad war, sondern sich mit seiner knallgrünen Farbe, dem Fähnchenschmuck und der unübersehbar mit Stützrädern gezierten Hinterachse eindeutig als Besitz eines kleinen Kindes auswies. In diesem Moment, einem der wenigen in einem Leben, wusste ich tatsächlich nicht, was ich auf diese Geste erwidern oder ob ich diese überhaupt ernst nehmen sollte.
Doch während ich krampfhaft darüber nachdachte, was ich dazu sagen sollte, ohne Kate zu verletzen, drückte sie mir einen dunkelblauen Umschlag in die Hand und forderte mich mit einem Nicken auf, diesen zu öffnen. Während ich meine Augen über die wenigen Zeilen gleiten ließ, erklärte sie mit leiser Stimme: „Das Fahrrad ist nur ein Symbol, Tony. Ich habe es mir von dem Sohn meiner Nachbarin geliehen. Ich habe für uns eine kleine Reise geplant. Ein verlängertes Wochenende in den Blue Ridge Mountains.“ Nun fehlten mir endgültig die Worte, war doch die Aussicht auf ein paar Tage allein mit meiner wunderschönen Freundin unglaublich, sodass ich sie schweigend an mich zog und zärtlich küsste, um ihr zu zeigen, wie sehr ich mich darauf freute.

Hatte ich zuerst noch befürchtet, auf den besten Teil meiner Geburtstagsparty verzichten zu müssen, ertönte nur Minuten später der schrille Ton meiner Klingel. Nach und nach betraten all meine Kollegen mein Appartement und versammelten sich kurz darauf im Wohnzimmer, wo sie mir einer nach dem anderen gratulierten. Gibbs reichte mir die Hand und klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter, während er ungewöhnlich gut gelaunt erklärte: „Herzlichen Glückwunsch, DiNozzo.“ Ich hatte nicht erwartet, dass er Freude an derartigen Feiern hatte, doch er nahm grinsend seine obligatorische Tasse Kaffee entgegen und ließ sich entspannt auf der Couch nieder. Aber ich hatte auch einige ironische Sprüche einzustecken, nachdem sich meine Freunde etwas genauer in dem großzügigen Raum umgesehen hatten.
„Wie alt bist du eigentlich heute geworden, Tony? Elf oder schon zwölf?“ Hätte Bambino mir diese Frage gestellt, würde er vermutlich bereits nicht mehr atmen, doch Abbys schelmischem Grinsen konnte ich einfach nicht lange böse sein. Geflissentlich ignorierte ich diese Anspielung, indem ich mich an Kate wandte: „Wo ist der Sekt? Ich hole schon mal die Gläser zum Anstoßen.“ Verwirrt musste ich jedoch ihr missbilligendes Kopf schütteln wahrnehmen, bevor sie mich belehrend aufklärte: „Für unseren Kleinen gibt es keinen Alkohol. Ich habe für uns Kakao gemacht.“ Während ich sie daraufhin entsetzt anstarrte und versuchte, herauszufinden, ob sie diese Aussage tatsächlich ernst meinte, brachen meine Gäste in schallendes Gelächter aus.
Eigentlich war es nicht anders zu erwarten, als dass meine Freundin sie alle in ihr Vorhaben eingeweiht hatte und ich nun der Leidtragende war, zumindest was die Scherze betraf. Aber damit konnte ich leben, wenn ich bedachte, was sie sich alles für mich ausgedacht und in die Tat umgesetzt hatte, nur um ein paar meiner dunklen Erinnerungen an meine Kindheit zu vertreiben. Am Ende bekam ich schließlich, dank meines, wenigstens für meine Partnerin, unwiderstehlichen Hundeblicks, doch mein Glas Sekt, um mit meinen Kollegen, meinen Freunden, meiner Familie anstoßen zu können. Auch danach folgte meine Party wieder den Traditionen, indem ich endlich die Kerzen auf meiner Torte ausblies, natürlich nicht ohne mir dabei etwas zu wünschen.
Eigentlich gab es in diesem Moment kaum etwas, was mir zu meinem Glück noch fehlte, eine Tatsache, für die ich mehr als dankbar war. Nur die Hoffnung, dass es für immer so bleiben würde, dass Kate und ich den Rest unseres Lebens miteinander verbringen würden, war mein einziger Wunsch. Hatte es zuerst auch noch so ausgesehen, als würde dieser in Erfüllung gehen, indem sie nur Wochen später meinen Heiratsantrag annahm und schließlich meine Frau wurde, musste ich doch bald erkennen, dass sich Träume, wie dieser niemals im Leben erfüllten. Vermutlich sollte ich dankbar dafür sein, dieses Glück überhaupt erlebt haben zu dürfen, auch wenn es mir mittlerweile nur noch wie ein winziger Moment erscheint, zu weit entfernt, um ihn festhalten zu können, sodass er langsam beginnt, mehr und mehr zu verblassen.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 49: "Entscheidungen"

So, es geht wieder etwas düsterer weiter.
Viel Spaß beim Lesen!

LG Claudia


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Ich steige langsam, beinahe schwerfällig die Holztreppe nach unten in den Keller unseres Hauses, zu dem mich mein Weg unweigerlich führte, sodass die Stufen unter meinem Gewicht leise knarren. Die Kraft war schon seit längerer Zeit aus meinem Körper gewichen, doch diese Nacht kostete mich nun auch den letzten Rest, der tief in meinem Inneren verborgen gewesen war und den ich so krampfhaft versuchte zu mobilisieren. Den leicht modrigen Geruch, der bei jedem Atemzug in meine Nase und Lungen strömt, empfinde ich fast als angenehm, vermittelt er mir doch das Gefühl, mich in einer dunklen Höhle, tief unter der Erde verkriechen zu können. Es scheint beinahe, als könnte ich hier dem Alltag, der Wirklichkeit entfliehen, auch wenn mich sogar an diesen Ort die Erinnerungen an die Vergangenheit verfolgen.
Prüfend lasse ich meinen müden Blick durch meine Umgebung schweifen, die durch die nackte Glühbirne, in deren diffusem Licht unzählige Staubpartikel tanzen, nur spärlich erhellt wird. Auf den Kartons, in denen jene alten Sachen lagern, die keinen Platz in dem neuen Zuhause fanden, von denen wir uns jedoch nicht trennen konnten, hat sich eine dicke Schicht dieses Schmutzes abgesetzt. Ohne Rücksicht darauf zu nehmen, dass meine Hose dadurch in Mitleidenschaft gezogen wird, lasse ich mich seufzend auf einer der Kisten nieder und schließe endlich erschöpft meine Augen. Mein Körper sehnt sich bereits seit Stunden nach einem Moment des inne Haltens, sodass ich erst jetzt deutlich den Schmerz in meinen Muskeln spüre, der nun unweigerlich durch diese zieht.
Dennoch versuche ich, diese unangenehme Qual zu ignorieren, während ich mich der Abgeschiedenheit dieses winzigen Raumes hingebe. Bisher kam ich nur selten an diesen dunklen, kalten Ort, doch mittlerweile kann ich nur zu gut verstehen, warum ein Mann diesen immer wieder als seine Zuflucht aufsucht. Auch wenn ich noch immer nicht das Bedürfnis verspüre, hier unten dem eher unkonventionellen Zeitvertreib des Bootsbaus nachzugehen, genieße ich dennoch die Stille, die mich in dem kleinen Raum umgibt. Im Grunde kann ich nicht einmal erklären, was mich dazu brachte, mich hierher zurückzuziehen, doch es ist wie eine Flucht, eine Flucht vor der Realität, den Konsequenzen meines Rachefeldzugs, eine Flucht vor dem, was von meinem Leben übrig blieb.
Doch was ich in Wahrheit an diesem Ort, in der Abgeschiedenheit suche, ist die Antwort auf die Frage nach der Zukunft, nach meiner Zukunft. Nach allem, was in den vergangenen Monaten, was in der vergangenen Nacht geschah, ist von dem Menschen, der ich einmal war, nichts mehr übrig. Mittlerweile weiß ich weder, wer ich bin, noch wohin ich gehöre, wo mein Platz in diesem Leben ist, nicht nachdem ich mit Kate diesen verlor. Auch wenn da mein Team, meine Freunde, meine Familie sind, die mich trotz allem lieben und zu mir stehen, kann ich doch tief in meinem Inneren nicht vergessen, dass ich sie im Grunde mit meinem Verlangen nach Rache verriet, ihren Glauben an mich verriet.

Wenn ich jetzt auf die letzten Jahre zurückblicke, erkenne ich die unzähligen Fehler, die ich beging, Fehler, die mich viel kosteten, vielleicht sogar alles. Seit Kate in mein Leben getreten war, war nichts mehr wie zuvor, lernte ich endlich, meine Empfindungen zuzulassen, Empfindungen, die ich jedoch nicht kontrollieren konnte. Mittlerweile frage ich mich immer öfter, ob es nicht mein größter Fehler war, mich in sie zu verlieben und diese Liebe zuzulassen. Im Grunde verursachte ich ihr von Anfang an nur Schmerz und Kummer, auch wenn alles, was ich wollte, war, dass sie glücklich war. Sogar in dem Augenblick, als ich ihr meine Gefühle gestehen wollte, gelang es mir, sie zu enttäuschen und sie zu verletzen, indem ich eine Hoffnung weckte, die ich am Ende nicht im Stande war zu erfüllen.
Doch sie konnte mir verzeihen, konnte mir meine Fehler verzeihen und liebte mich dennoch für das, was ich war und nicht, was ich vorgab zu sein. Aber im Endeffekt waren es genau diese Empfindungen, die sie schließlich das Leben kosteten, die mich dazu brachten, ihren Tod zu besiegeln. Meine Gefühle für sie machten mich unsicher und angreifbar, etwas, womit ich nicht im Stande war, umzugehen, brachten sie mich doch dazu, blind für die Wahrheit zu werden. Stattdessen ließen sie mich nur noch den Mann sehen, der mir beinahe diese Frau genommen hätte, sie mir genommen hätte, nur um Gibbs und damit seinen Vater zu quälen, ihm zu zeigen, was er aus seinem eigenen Sohn gemacht, dass er ein Monster erschaffen hatte.
Vielleicht war es zuerst noch mein Instinkt als Bundesagent, der Kate das Leben rettete, sie vor der Kugel des Terroristen beschützte. Aber in dem Moment, als dieser verhängnisvolle Schuss fiel, passierte etwas mit mir, das ich noch immer nicht im Stande bin zu erklären, doch im Grunde verlor ich in dieser Sekunde meinen Glauben, meinen Glauben an das Gute, an die Gerechtigkeit. Meine Frau war ein Mensch, der genau an dieses Gute glaubte, der an einen Gott glaubte, einen Gott, der zuließ, dass ein Mann in ihr Leben trat, um ihr dieses schließlich zu nehmen und mir damit meine große Liebe. Ich konnte und wollte nicht begreifen, warum es ausgerechnet sie hatte treffen müssen, hatte treffen sollen, war sie doch von Anfang an das Herz und die Seele unseres Teams gewesen.
Vermutlich hätte Ari Haswari tatsächlich niemals aufgegeben, nicht bis er seine Mission zu Ende gebracht hatte, aber ich konnte es nicht wissen, hatte ihn stattdessen dazu gebracht, Rache zu üben, Rache an mir. Indem ich seine Schwester angriff, war die einzig mögliche Vergeltung für ihn der Tod des Menschen, den ich am meisten liebte, meine Ehefrau. Mein Handeln hatte sie im Grunde zur Zielscheibe gemacht, zur Zielscheibe für einen Terroristen, einen Terroristen, der sein Vaterland, seine Familie, wahrscheinlich sogar sich selbst verriet. Die Tatsache, dass Kate meine Gefühle erwiderte, dass sie mich liebte, hatte ihr vielleicht ein paar wenige Augenblicke des Glücks beschert, doch konnten diese wirklich ihren Tod aufwiegen?

Die Schuldgefühle fressen mich noch immer, beinahe vier Monate nach ihrem Tod, förmlich auf, während die Sehnsucht nach ihr in meiner Seele, in meinem Herzen brennt. Doch wie sollte sie, nach allem was geschah, nach allem was ich tat, mich noch immer lieben, mir auch nur verzeihen können? Ich bin schon lange nicht mehr der Mann, den Kate vor einigen Jahren kennen lernte, in den sie sich verliebte und dem sie schwor, für immer ihr Leben mit ihm zu teilen. Sogar jetzt, nach ihrem Tod, gelingt es mir, sie immer wieder zu verletzen, sie zu verletzen, indem ich nicht nur mein Versprechen sondern auch meinen Eheschwur brach. Vielleicht benutzte ich Ziva zuerst tatsächlich als Mittel zum Zweck, aber die letzten Stunden, die ich mit ihr verbrachte, erlebte ich mit vollem Bewusstsein, ließ meinem Verlangen nach Nähe freien Lauf, ohne dass ich an die Konsequenzen auch nur denken wollte.
Aber egal wie lange ich darüber grübele, komme ich doch immer wieder zu dem einen Schluss, der unvermeidlich scheint, den ich im Grunde bereits akzeptiert und als meinen Weg angenommen habe. Entschlossen erhebe ich mich von meiner unbequemen Sitzgelegenheit, ignoriere meinen Körper, meine Muskeln, die sich förmlich gegen diese Anstrengung wehren, als ich eilig die Treppe nach oben laufe. Es ist nicht wirklich ein Ziel, das ich nun plötzlich wieder vor Augen habe, aber mit diesem Vorhaben muss ich endlich das zu Ende bringen, was ich bisher nicht im Stande war zu tun. Doch die Wendung, die mein Leben an jenem verhängnisvollen Wintertag Anfang Februar nahm, führte mich unweigerlich an diesen Punkt, der in fast greifbarer Nähe vor mir liegt. Es ist beinahe, als wäre eine Last von mir abgefallen, nun da endlich alles vorbei ist, nun da ich diese unvermeidliche Entscheidung endlich getroffen habe.
Bevor ich mein Haus verlasse, damit diesem und Washington D.C. endgültig den Rücken kehre, hinterlasse ich ein paar wenige Zeilen an mein Team, meine Freunde, meine Familie. Sie alle sind der einzige Halt, den ich hier noch habe, und sie nun zu verlassen, ohne mich von ihnen verabschieden zu können, fällt mir unendlich schwer. Doch noch weniger könnte ich es ertragen, bei genau diesem Abschied die verständnislosen Blicke Zivas und McGees auf mir zu fühlen. In Abbys Augen die ungeweinten Tränen zu lesen, die sie versucht, so tapfer und gleichzeitig erfolglos vor mir zu verbergen. Das gewohnt wortreiche Lebewohl Duckys zu vernehmen, das mich so viele Jahre begleitete und mir unweigerlich ein, wenn auch winziges, Schmunzeln entlocken würde. Gibbs' eisigem Blau zu begegnen, in dem nicht nur das Verständnis für meine Beweggründe nur zu deutlich zu lesen ist, sondern auch der gleiche Schmerz, der in meinem Inneren brennt.
 
[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Kapitel 50: "Ein Leben nach dem Tod"

So, hier kommt das letzte Kapitel dieser Story.
Aber der Epilog wartet noch auf euch.
Nicht verpassen!
Jetzt erstmal viel Spaß beim Lesen!

LG Claudia


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„Tony.“ Die Stahltür schwingt quietschend auf und schlägt unsanft an die Wand dahinter, bevor sie mit einem lauten Knall, der mich unwillkürlich zusammenzucken lässt, zurück ins Schloss fällt. Es erschreckt mich immer wieder aufs Neue, wie gut Ziva mich zu kennen scheint, beinahe besser als ich mich selbst, und ich muss den Gedanken unterdrücken, dass es die Nachforschungen für Ari waren, die ihr dies ermöglichen. Ich weiß, dass die Ungewissheit ihr keine Ruhe ließ, sobald sie aus dem Schlaf erwachte, in dem ich sie zurückließ, dass sie mich in meinem Haus suchte und lediglich meinen kurzen Brief fand. Sogar auf diese Entfernung kann ich, ohne sie anzusehen, förmlich ihre Sorge um mich spüren, eine Tatsache, die mir einen heftigen Stich versetzt, verletze ich doch mit jeder einzelnen meiner Handlungen einen weiteren Menschen, der mir in meinem Leben wichtig ist.
Dennoch wende ich mit nicht zu ihr um, sondern lasse meinen Blick sehnsüchtig über die Stadt, die niemals zu ruhen scheint, schweifen, bis er am Horizont hängen bleibt, dessen dunkle Wolken die Sonne in einen glühendes Abendrot verwandeln, um dann in ihr nächtliches Versteck einzutauchen. Es erscheint mir beinahe, als würde mich eine unsichtbare Macht in diese Ferne ziehen, als würde mich irgendwo da draußen etwas erwarten. Tief in meinem Inneren weiß ich, dass es jemanden gibt, der mich an diesem Ort, unsichtbar für das menschliche Auge, erwartet, sodass ich auf der Stelle alles hinter mir lassen und loslaufen möchte. Doch ich verharre weiterhin unbeweglich auf diesem Dach mitten in Norfolk, auf dem alles seinen Anfang nahm, auf dem meine Qualen begannen, und starre schweigend auf das unwirklich erscheinende Bild, das sich meinen Augen bietet.

„Ich werde nicht zum NCIS zurückkehren, Ziva“, durchbreche ich nach endlosen Minuten die Stille, ohne sie dabei jedoch anzusehen, denn dafür fehlt mir die Kraft. Es ist wie ein Zwang, dass diese Worte über meine Lippen kommen, beinahe als hätte ich das Bedürfnis, mich ihr mit diesen zu erklären. „Im Grunde bin ich schon lange kein Bundesagent mehr. Habe meine eigenen Gefühle über die Gerechtigkeit, über die Sicherheit meiner Kollegen gestellt.“ Obwohl ich spüre, dass sie etwas darauf erwidern will, hält sie sich dennoch zurück, hört mir schweigend zu, ohne meinen Redefluss zu unterbrechen. „Ich werde von hier weg gehen. Die Erinnerungen an ein Leben, das ich hätte führen können, hätte führen sollen, sind zu schmerzhaft.“ Es tut weh, dies auszusprechen, war es doch viel leichter, diesen Entschluss zu fassen, als ihn nun meiner Partnerin mitzuteilen und ihr Unverständnis zu fühlen.
Aber es ist nicht nur ihre Anwesenheit, die mir dies so unendlich schwer macht, sondern auch das Wissen über die Reaktion meiner Kollegen. Erst jetzt an diesem Ort wird mir wirklich klar, was ich im Stande bin, ihnen anzutun, wie sehr ich sie damit, wieder einmal, verletze. „Bitte sag ihnen, wie leid es mir tut! Sag ihnen, dass ich sie liebe! Dass sie die beste Familie waren, die ich mir hätte wünschen können!“ Meine Stimme zittert bei diesen Worten merklich, doch ich weiß, dass ich es ihnen schuldig bin, wenigstens das, egal wie viel Kraft es mich kostet. Es sind noch immer die Schuldgefühle, die tief in meinem Inneren brennen und die mich aufzufressen drohen, denn mit meinem Handeln verriet ich sie alle, mein Team, meine Freunde, meine Familie.
„Du kannst es ihnen selbst sagen. Wenn du mit mir kommst.“ Die leise Hoffnung, die sich hinter dieser Aussage verbirgt, zaubert mir ein trauriges Lächeln auf die Lippen, muss ich sie doch enttäuschen. Mein leichtes Kopfschütteln, kostet mich unendlich viel Kraft, während ich meiner Antwort vollkommen sicher bin: „Es ist zu spät, Ziva. Ich kann nicht mehr zurück. Ich will nicht mehr zurück.“ „Nein, DiNozzo. Es ist niemals zu spät“, schreit sie mich aufgebracht an, ohne jedoch verhindern zu können, dass ihre bebende Stimme schließlich bricht. Aus ihren Worten ist das Wissen heraus zu hören, dass an meiner Entscheidung nicht zu rütteln ist, dass sie nichts gegen das mittlerweile Unausweichliche ausrichten kann, eine Erfahrung, die neu für sie ist und sie die Hilflosigkeit in ihrem Inneren spüren lässt.
Ich verlor mich derart in meinem Wunsch nach Vergeltung, dass ich nicht bemerkte, dass dieser auch die Menschen betraf, denen ich etwas bedeutete, die mir etwas bedeuteten. Erst jetzt, nachdem alles vorbei ist und ich die Dinge aus einem gewissen Abstand betrachte, kann ich wirklich verstehen, dass sie Angst um mich hatten, Angst, dass ich verletzt wurde, Angst, mich zu verlieren. Auch wenn diese Tatsache nun unumgänglich ist, würde ich sie gern davor beschützen, würde sie gern vor diesem Schmerz bewahren. Aus diesem Grund verlassen die nächsten Worte beinahe wie von selbst meine Lippen: „Ich will nicht, dass ihr um mich trauert. Ich war bereits tot, starb in dem Moment, als Kates Herz aufhörte zu schlagen.“

Erst jetzt gelingt es mir, die Kraft zu finden, mich zu ihr umzuwenden, mich ihr endlich zu stellen, dem Blick aus ihren dunklen Augen zu begegnen, die verräterisch glitzern. Mein Herz zerreißt fast in meiner Brust bei diesem Anblick, doch es gibt kein Zurück mehr für mich, denn dies ist der einzige Weg. Es ist mir wichtig, ihr klar zu machen, wie viel mir meine Kollegen bedeuten, dass ich nicht will, dass ihnen jemals etwas passiert. „Bitte versprich mir, dass du auf sie aufpasst! Auf sie alle!“, fordere ich sie deshalb nachdrücklich auf, flehe sie nahezu an, denn das ist alles, was ich noch wissen muss, bevor ich diesem Leben den Rücken kehren kann. „Bitte tu das nicht, Tony!“, flüstert sie tonlos, während ihre zitternde Stimme immer leiser wird, bevor sie schließlich ganz verstummt, ohne jedoch mit ihrem Blick den meinen loszulassen.
Ein trauriges Lächeln ziert meine Lippen, als ich bestimmt meinen Kopf schüttele und erschöpft erwidere: „Wofür sollte ich denn noch weiterleben? Ohne sie.“ Ich habe das Gefühl, dass in den vergangenen Monaten die gesamte Kraft aus meinem Körper, aus meiner Seele wich, dass ich jederzeit in mir zusammenbrechen könnte. „Auch wenn du gehst, wird sie nicht zurückkommen.“ Wie Recht sie doch hat mit ihren Worten, ich weiß es genau, tief in meinem Inneren, doch dies sind nur Worte, Worte, die nichts ändern, rein gar nichts. „Aber meine Qualen wären endlich vorbei.“ Meine Stimme ist unerwartet fest, scheint es mir doch beinahe wie ein Lichtstrahl am dunkelgrauen, Wolken verhangenen Horizont. Noch immer hält Ziva mich mit ihrem Blick gefangen, während sie fast verzweifelt versucht, an meine Vernunft zu appellieren: „Kate hätte das nicht gewollt. Du hast noch dein ganzes Leben vor dir.“
Ich weiß nicht, wie ich jenes Gefühl erklären soll, das ich seit ihrem Tod stets in mir trage, denn meine Worte scheinen, lediglich einen Bruchteil davon wiedergeben zu können: „Mein Leben war Kate. Jetzt ist es nichts. Ich habe sie nicht beschützt.“ Etwas in ihrem Blick verändert sich bei dieser Aussage, etwas, das ich nicht zu definieren vermag, während sie versucht, mir meine Selbstzweifel zu nehmen, die Selbstzweifel, die mich seit jenem Tag verfolgen: „Du weißt, dass es nicht deine Schuld war.“ „Und wenn schon. Das Gefühl ist dennoch da. Sie hat mich bedingungslos geliebt. Hat mir blind vertraut.“ Mittlerweile beginnt mein Zorn, die Kontrolle über mich zu übernehmen, habe ich Mühe, dass meine Stimme nicht aufgebracht bebt. Gleichzeitig erkenne ich jedoch die Verzweiflung, die in ihren Augen zu lesen ist, das Wissen, dass sie mich verlieren wird, dass diese Tatsache unausweichlich ist, sie nicht die Macht hat, dagegen anzukämpfen.
Aber sie wäre nicht Ziva David, würde sie nicht einen letzten hoffnungslosen Versuch starten, mein Schicksal, von dem ich sicher bin, dass es mir vorbestimmt ist, mir vorbestimmt war, abzuwenden. Im Grunde überraschen mich ihre Worte kaum, ahnte ich sie doch bereits voraus, während sie mir gleichzeitig einen heftigen Stich versetzen. „Ich vertraue dir auch, Tony. Und du kannst mir vertrauen. Es tut mir leid, dass ich dir nicht gesagt habe, dass Ari mein Bruder war. Ich hatte einfach Angst, dich zu verlieren. Mir war noch nie in meinem Leben ein Mensch so wichtig wie du. Ich liebe dich, Tony.“ Nur mit Mühe unterdrücke ich ein leises Seufzen, als ich näher an sie heran trete, sanft über ihre Wange streiche, um die Tränen zu trocknen, die ihre dunklen Augen nun nicht länger zu verbergen vermögen.

„Aber du weißt, dass ich nur sie liebe. Dass ich immer nur sie lieben werde“, versuche ich, ihr klar zu machen, dass meine Gefühle immer nur einer Frau gehören werden, meiner Ehefrau. „Das ist mir egal.“ Ihre Stimme klingt zunehmend aufgebracht, als sie verzweifelt mich zu halten sucht, einen Menschen, der schon lange verloren war. Ich schüttle nachdrücklich den Kopf, während ich einen Finger unter ihr Kinn lege, sie damit zwinge, mir erneut in die Augen zu sehen. Zum ersten Mal glaube ich, in ihnen lesen zu können, bis tief in ihre Seele blicken zu können, die mir eine verletzliche junge Frau offenbart. „Nein, ist es nicht. Und das weißt du. Du hast einen Mann verdient, der dich genauso liebt wie du ihn.“
Ich zucke bei meinen eigenen Worten förmlich zusammen, höre ich doch unwillkürlich ihre Stimme wie durch dichten Nebel an mein Ohr dringen: „Würde jemand den Mann, den ich liebe, bedrohen, würde auch ich nicht zögern, denjenigen zu töten.“ Es ist lange her, als sie dies zu mir sagte, doch erst jetzt kann ich den wahren Sinn verstehen, kann verstehen, dass sie auf diese Weise handeln musste, auf die sie handelte, dass ich, dass ihre Gefühle für mich sie dazu zwangen. „Du hättest ihn, mich umbringen lassen sollen, Ziva.“ Unzählige Tränen strömen nunmehr unaufhaltsam ihre blassen Wangen nach unten, während ihre Hände, die sich an mir fest krallen, bei jeder Bewegung zittern. Sie erwidert nichts auf meine emotionslose Aussage, stattdessen presst sie ihre Lippen Trost suchend auf die meinen, hält sich an mir fest wie an einem rettenden Anker.
Als sie sich wieder von mir gelöst hat, sehen wir uns minutenlang an, blicken uns schweigend in die Augen, um stumm Abschied zu nehmen. „Ich liebe sie“, flüstere ich nach einer scheinbaren Ewigkeit kaum hörbar, durchbreche mit diesen Worten die Stille, die uns umgibt. „Ich werde sie immer lieben. Ich kann nicht anders.“ Ein zögerliches Nicken ist ihre einzige Antwort, während sie noch immer unbeweglich vor mir steht, keine Anstalten macht, diesen kalten Ort zu verlassen. „Geh, Ziva!“, fordere ich sie deshalb auf, denn ich will nicht, dass sie sieht, zu welcher Qual mein eigenes Leben für mich wurde. „Vergiss mich! Ich bin nicht der Mann, der dich glücklich machen kann. Ich will dich nicht noch mehr verletzten, als ich es schon getan habe. Denn du bedeutest mir etwas. Deswegen geh und vergiss mich!“
Meine Worte lassen weitere Tränen ihre Wangen hinab rinnen, sodass es mir förmlich das Herz bricht, denn Ziva ist ein außergewöhnlicher Mensch. In der kurzen Zeit, die wir uns nun kennen, begann ich tatsächlich, sie zu lieben, ich liebe sie wie eine kleine Schwester, die ich davor schützen musste, dass sie durch ihren eigenen Bruder in den Abgrund gezogen wurde, dass sie an seinem Tod zerbrach. Es ist eine vollkommen andere Liebe, als die, die ich noch immer für Kate empfinde und für keinen anderen, aber dennoch liebe ich sie. Aus diesem Grund fordere ich sie nun erneut, diesmal nachdrücklicher, auf: „Geh endlich, Ziva! Verschwinde und lebe dein Leben ohne mich!“ Nein, niemals kann und werde ich einen Menschen so lieben wie Kate. Niemals.
 
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[NCIS] Vendetta - Blutige Rache / Epilog

Hallo meine Lieben!

Heute erwartet euch der letzte Teil dieser FF.
Ich würde mich über ein wenig abschließendes FB freuen.

LG Claudia


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Nach all diesen endlosen Monaten voller Schmerz und Einsamkeit bekam ich nun doch endlich meine Rache, Ari Haswari ist tot, auch wenn er nicht durch meine eigene Hand starb. Aber erst in diesem Moment erkenne ich wirklich, dass Gibbs Recht hatte, denn ich fühle keine Genugtuung in meinem Inneren, sondern nur Leere, die gleiche Leere, die ich seit deinem Tod ununterbrochen spüre. Ich steigerte mich in meine Jagd nach diesem Terroristen hinein, um endlich vergessen zu können, aber dies gelang mir nicht, eher im Gegenteil wurde der Schmerz nur noch stärker. Als ich schließlich in seine leblosen Augen blickte, war es, als würde ich erst zu diesem Zeitpunkt erkennen, dass du tatsächlich niemals zurückkehren würdest. Bis dahin war ich innerlich vollkommen erstarrt, sodass ich nicht in der Lage war, wirklich um dich zu trauern, deinen Verlust wirklich zu realisieren. Es fühlte sich an, als hätte dein Tod ein riesiges Loch in mein Herz und meine Seele gerissen, aber meine Tränen wollten einfach nicht fließen und mir wenigstens ein kleines Stück Erlösung verschaffen. Doch in diesem Augenblick hier oben auf dem Dach bricht plötzlich meine ganze Trauer aus mir heraus und lässt mich erneut in diesen bodenlosen Abgrund stürzen. Man sagt immer, die Zeit heilt alle Wunden, aber in Wahrheit schafft dies lediglich das Vergessen. Deshalb will ich nicht, dass meine Wunden heilen. Ich will nicht, dass der Schmerz nachlässt. Das habe ich nun endlich begriffen, denn dies würde bedeuten, dass ich dich vergessen hätte, doch ich will dich niemals vergessen, egal wie sehr mich die Vergangenheit auch zu quälen vermag. Das Band der Liebe, das uns noch immer miteinander verbindet, ist zu stark, als dass ich es loslassen könnte, als dass ich es loslassen wollte, zieht es mich doch weiterhin unaufhaltsam zu dir. Aber alles, was mir noch von dir bleibt, sind meine Erinnerungen, die Momente, die wir miteinander verbringen durften, bevor uns das Schicksal auseinander riss. Bisher verfluchte ich stets jenen Moment, in dem der Tod dich mir nahm, doch nun kann ich endlich dankbar sein. Dankbar, dass du in meinem Leben warst. Dankbar, dass ich dich lieben durfte. Dankbar, dass du mich liebtest. Ich versuche, mir einzureden, mich glücklich schätzen zu dürfen, dich kennengelernt zu haben, jenen Menschen getroffen zu haben, der alles für mich bedeutete. Je mehr ich jedoch darüber nachdenke, umso stärker wird das Gefühl, meine Erinnerungen an dich würden von Tag zu Tag mehr verblassen. Und ich kann absolut nichts dagegen tun, so krampfhaft ich auch versuche, mir die Bilder der Vergangenheit ins Gedächtnis zu rufen, sie festzuhalten. Es will mir nicht gelingen. Wie soll ich weitermachen? Weitermachen mit dem Wissen, dass bald nichts mehr von unserer gemeinsamen Vergangenheit übrig sein wird als die Ahnung eines entschwindenden Schattens? Mit meinem blinden Verlangen nach Vergeltung überschritt ich die Grenze zwischen Leben und Tod, sodass es mir nun nicht mehr möglich ist, an meinen Ausgangspunkt zurückzukehren. Während ich zum Horizont blicke, vergesse ich meine Umgebung vollkommen, nehme auch Zivas Anwesenheit nicht mehr wahr, spüre nicht, ob sie tatsächlich weiterhin an diesem Ort verharrt. Vereinzelte Sonnenstrahlen durchdringen die graue Wolkendecke, tauchen diese in ein geheimnisvolles orangerotes Farbenspiel und lassen dahinter den strahlend blauen Himmel erahnen. Ein glückliches Lächeln formt sich auf meinem Gesicht, als ich sehnsüchtig nach oben blicke und dein wunderschönes Gesicht wieder vor mir sehe. Zum ersten Mal seit jenem verhängnisvollen Tag vor drei Monaten bist du mir wieder so nah, dass ich unwillkürlich das Gefühl habe, lediglich meine Hand ausstrecken zu müssen, um dich endlich wieder berühren zu können. Aber so stark ich auch glaubte zu sein, reißt mein Herz in diesem Moment beinahe auseinander, denn ich weiß, dass es nicht möglich ist, dass du nicht real bist. Ich kann es nicht, ich kann nicht mit der Gewissheit leben, dich nie wieder spüren zu können, dich nie wieder küssen oder einfach in meinen Armen halten zu können, für den Rest meines erbärmlichen Daseins ohne dich aufwachen zu müssen. Die Leere, die dein Tod in meinem Inneren hinterließ, kann niemals wieder gefüllt werden, hörte mein Herz doch bereits mit deinem auf zu schlagen. „Katie, bitte warte auf mich! Ich werde bald bei dir sein...“ Diese Worte verlassen mit einer Leichtigkeit meine Lippen, während ich meinem Schicksal entgegen blicke, jenem Schicksal, das mich schon vor langer Zeit auf ewig mit dem deinen verband. „Bitte Tony, tu das nicht! Wirf dein Leben nicht weg!“ Deine Stimme hallt aufgeregt in meinen Ohren wider, während du gleichzeitig die Angst, die Schuldgefühle darin nicht verbergen kannst. Wie ich noch immer glaube, dass du meinetwegen sterben musstest, kannst auch du dieses Wissen nicht ertragen, aber es gibt schon lange nichts mehr, was es sich für mich zu verlieren lohnt. „Du warst mein Leben, Katie. Ohne dich bin ich nur noch eine leere Hülle. Ich habe mir immer eingeredet, Aris Tod würde etwas ändern. Aber es ist noch immer wie vorher, vielleicht schlimmer.“ Deine Worte sind leise, fast unhörbar, doch ich nehme jedes einzelne davon wahr, lasse es tief in meine Seele, in mein Herz dringen. „Die Zeit mit dir, so kurz sie auch war, war die schönste in meinem Leben. Ich bereue keine einzige Sekunde davon. Und ich will, dass du weißt, dass ich lieber diese wenigen Monate gemeinsam mit dir hatte als die Ewigkeit ohne dich.“ Doch diese Worte können nicht deine wahren Gefühle verbergen, so sehr du diese auch zu verstecken suchst, weiß ich, wie es wirklich in deinem Inneren aussieht. „Sieh mich an und sag mir, dass du diese Ewigkeit ohne mich verbringen willst! Sag es mir, und ich werde gehen!“ Du blickst mir tief in die Augen, fesselst mich förmlich mit deinem Blick, während du mit dir zu ringen scheinst, um schließlich anzusetzen: „Ich...“ Deine zitternde Stimme verstummt, bringt diese Worte nicht über deine Lippen, denn du weißt so gut wie ich, dass wir einander brauchen, dass wir füreinander bestimmt sind, ob im Leben oder im Tod. Eine erste stumme Träne rinnt über deine blasse Wange, sodass ich unwillkürlich meine Hand nach dir ausstrecke, um diese zu trocknen. Doch du musst noch einen Augenblick warten, ich muss noch einen Augenblick warten, bis ich dich und damit auch mich selbst von dem Schmerz der Einsamkeit erlösen kann...


ENDE
 
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