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[Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

SydneyB

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12 Juli 2009
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59
Ort
Münster
Hallo Leute!
Ich bin neu hier und werde sicherlich viel zu tun haben, mich einzulesen. Bis dahin möchte ich euch aber schon mal meine erste Supernatural-FF vorstellen.
Keine Ahnung, ob es hier Supernatural-Fans gibt, die sich für die Story interessieren könnten oder vielleicht einfach Leute, die gern FFs lesen - aber ich bin für jeden Kommentar dankbar... ;)



• Autor: SydneyB
• Titel: "One life, one heart, one soul..."
• Disclaimer: Leider gehören Sam und Dean Winchester nicht mir, sondern Eric Kripke und sich selbst.
Nix dran zu verdienen, außer (vielleicht) ein paar netten Worten...
• Genre: Mystery, Romantik
• Rating: FSK 16 - drunter würde ich echt nicht empfehlen ;)
• Hauptcharaktere: Dean Winchester
Sam Winchester
Blair Sinclair
• Nebencharaktere: Bobby Singer, Cassie Sinclair, Melissa Sinclair
• Pairing: Dean/Blair
• Zeitliche Einordnung: 3. Season/spoiler 1. und 2. season
Summary: Nur noch wenige Wochen bleiben Dean, bevor ihn die Höllenhunde holen und trotz Sams intensiver Bemühungen um eine Lösung rückt die Stunde Null immer näher... bis eine unbekannte Rothaarige auftaucht und die Karten neu mischt.
Kann sie Dean vor dem Höllenfeuer bewahren?



+++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++


onelife_sig.jpg


"Ich… muss… ihn retten! Ich muss ihn retten! Ich muss …. retten…!"
Das schmale Gesicht des jungen Mannes ist kreideweiß, seine Lippen bewegen sich wie in Trance, seine Stimme klingt verzweifelt, fast panisch. Feine Schweißperlen glitzern auf seiner Oberlippe und Verzweiflung trübt den Blick der grünen, katzenhaft schräg geschnittenen Augen, eine vereinzelte Träne rinnt die schmale Wange hinunter…


Blair saß auf dem Rand des schmalen Bettes und versuchte, sich an jede Einzelheit ihres Traumes zu erinnern, eines Traumes, der sich seit Wochen jede Nacht wiederholte und sie rat- und meist schlaflos zurück ließ. Ratlos deshalb, weil es eindeutig ein Hilferuf zu sein schien, leider aber zu vage, um zu handeln. Sie war es gewohnt, mit ihren Träumen umzugehen, diskret Menschen zu helfen, die ihrer Hilfe bedurften, aber dazu benötigte sie Ansatzpunkte, einen Ort, eine Straße, einen Namen, ein Ereignis. In diesem Fall hatte sie nichts – nur das dringliche Gefühl, diesem verzweifelten jungen Mann helfen zu müssen, dessen Qual groß genug war, ihn im Schlaf so laut aufschreien zu lassen, dass er ihren psychischen Schutzwall mit ungeheurer Gewalt durchbrach.
Sie ließ sich aufs Bett zurückfallen und zog zitternd die Decke um sich. Die Nacht war warm, aber aus ihrem Inneren überzog sie ein kalter Schauer.

*
*
*

"Sam…"
Dean Winchester rieb sich die Augen und blinzelte verschlafen im Halbdunkel hinüber zu seinem Bruder, der sich im Nachbarbett hektisch umher wälzte. Gemurmelte Wortfetzen drangen zu ihm, zu leise und abgehackt, um sie zu verstehen.
"Sammy?" Lauter und eindringlicher sprach er seinen Bruder an. Der Jüngere erwachte nicht, aber seine fahrigen Bewegungen wurden ruhiger, die unterdrückt gemurmelten Worte verstummten.
Er schlief schon seit Wochen wenig und litt unter Albträumen, und fast jede Nacht erwachte sein älterer Bruder, der scheinbar immer mit einem wachen Ohr in Richtung Sam zu schlafen schien.
Deans Gedanken wanderten viele Jahre zurück in die Zeit, wenige Wochen, nachdem Sam im Alter von erst acht Jahren von ihm erfahren hatte, was ihr Vater tat, wenn er unterwegs war und in welcher Gefahr er sich befand, während seine beiden Söhne, auf sich gestellt, in fast täglich wechselnden Motels zurück blieben. Während Dean seinen Vater als quasi unsterblichen Helden verinnerlicht hatte, wurde Sam von bösen Träumen gequält, von Ängsten, zusätzlich zur Mutter noch den Vater zu verlieren. In vielen der folgenden Nächte lag er weinend im Arm seines großen Bruders, der ihn fast väterlich liebevoll bewachte und aus genau diesem Grund die Wahrheit vor Sam so lange verborgen hatte, wie es nur ging.

Auch heute hätte er ihn gern tröstend in den Arm genommen, nicht nur um ihn, sondern um sich selbst zu trösten, aber er wusste genau, das war unmöglich, ohne sein Gesicht zu verlieren und Sam zu brüskieren. Es hätte auch bedeutet, zugeben zu müssen, dass er selber allnächtlich von dämonischen, schwarzen Augen verfolgt wurde, von den Flammen der Hölle träumte und davon, als Monster zu enden, als eines der Wesen, die er sein Leben lang gejagt hatte.
Dean rieb sich mit der flachen Hand über das Gesicht, wie um die Erinnerung fort zu wischen, ließ sich rücklings auf das Bett sinken und schloss resigniert die Augen in dem sicheren Wissen, dass er nicht in den Genuss traumlosen, erholsamen Schlafes kommen würde…

*
*
*

Blair schob die Tiefkühlpizza in den Ofen, schaltete die Kurzzeituhr ein und widmete sich den Abendnachrichten im Fernsehen. Die Welt war wieder mal verrückt geworden – eine Schreckensmeldung nach der anderen flimmerte über den Bildschirm. Nach fünf Minuten blutigen Psycho-Terrors schaltete sie ab und begann vor sich hinzuträumen, bis plötzlich ein Fahndungsfoto ihre volle Aufmerksamkeit erregte.

"… Die Brüder werden gesucht wegen dreifachen Mordes, Kreditkartenbetruges und Grabschändung. Sachdienliche Hinweise bitte direkt an das FBI unter der Nummer… "

Zwei Fotos wurden eingeblendet, sympathische Gesichter, die nach ihrem Bauchgefühl nicht zu den Vorwürfen passen wollten. Beide hatten grüne Augen, dabei endete rein äußerlich auch schon die Ähnlichkeit. Dean, der Ältere, hatte raspelkurzes, dunkelblondes Haar, ein klassisch geschnittenes Gesicht und eine kleine Narbe am Kinn. Sie musste grinsen – er schien die Prozedur des Fotografierens für die Verbrecher-Kartei nicht wirklich ernst genommen zu haben – er zog eine Blue-Steel-Schnute!
Sams Gesicht war eher katzenartig spitz zulaufend, er hatte längeres, dunkelbraunes Haar, dessen Ponyfransen bis über die Augen reichten und ihm fast die Sicht nahmen.

Und Sam war der Sucher aus ihren Träumen! Sie hatte einen Namen! Aber wie kam sie an die beiden jungen Männer heran?


"Harvelle!"

"Hi Ellen, hier ist Blair, Blair Sinclair. Wie geht es dir?"

"Ok soweit. Lange nichts von dir gehört, Honey, wie geht es deiner Mom?" Ellen Harvelles Stimme war sanft und ein wenig rauchig.

"Es geht ihr gut, denke ich. Ich habe seit ein paar Wochen nicht mit ihr gesprochen. Ellen, weshalb ich anrufe – ich suche zwei Männer, die leider auch vom FBI gesucht werden und ich dachte mir, vielleicht könnte Ash…"

Ellen fiel Blair abrupt ins Wort. "Honey, Ash… er ist tot."

Blair war für einen Moment sprachlos. "Was ist passiert?" fragte sie nach einer kurzen Atempause.

"Dämonen haben das Roadhouse abgebrannt. Ash und einige Jäger sind dabei ums Leben gekommen. Ich hatte Glück – ich war unterwegs – die Brezeln waren ausgegangen…" Die raue Stimme am anderen Ende erstarb.

"Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Ellen. Es tut mir so leid." Blair schluckte. Sie hatte Ash nicht sehr gut gekannt, aber er war klug und witzig gewesen und sie wusste, dass er quasi zu Ellens Familie gehört hatte.

"Es ist nicht zu ändern. Blair, wen suchst du? Vielleicht kann ich dir helfen."

"Die Männer heißen Sam und Dean Winchester. Kannst du mit diesen Namen etwas anfangen? Sie werden vom FBI gesucht." Blair hatte auf Ash gehofft und nur wenig Hoffnung, dass Ellen ihr weiterhelfen könnte.

"Ich kenne die Beiden. Warum suchst du sie? Hat es mit deinen Visionen zu tun?"

"Hat es. Der Jüngere schreit jede Nacht im Traum seine Verzweiflung raus und raubt mir den Schlaf. Vielleicht kann ich ihm helfen, aber dafür muss ich ihn erstmal finden."
Blair seufzte bei der Erinnerung an Sams gequältes Gesicht. "Dass du die beiden kennst, ist sicherlich kein Zufall."

"Sam und Dean sind die Söhne eines alten Freundes, Hunter wie ihr Vater es war, und sie sind wohl im Zusammenhang mit einigen seltsamen Todesfällen auf dem Radar der Polizei aufgetaucht. Um was für Todesfälle es da geht, kannst du dir sicher ansatzweise vorstellen. In Deans Fall hat ein Shapeshifter sich seiner Gestalt bedient und nun werden er und Sam wegen mehrfachen Mordes und Beihilfe gesucht!"

"Ellen, ich muss unbedingt mit Sam sprechen, besser noch mit beiden."

"Honey, ich fürchte, du wirst nicht viel Erfolg haben – sie sind in Sachen Gefühle nicht eben gesprächig und zusammen sind sie ein Bollwerk mit hohen Mauern…"

"Hm… ich möchte trotzdem mein Glück versuchen, für meinen eigenen guten Schlaf und den von Sam. Weißt du, wo ich sie finden kann?"

*
*
*

"Hat Ellen gesagt, was sie von uns will? Ist was mit Jo nicht in Ordnung?"
Sam lümmelte auf dem Beifahrersitz in einer monatelang ausgetüftelten, halbwegs bequemen Haltung, die Augenränder unter einer Sonnenbrille verborgen, und kämpfte mit der Müdigkeit, während Dean aufs Gas trat und den Impala die Kilometer fressen ließ.

"Sie meinte nur, sie müsse dringend mit uns reden. Dude, du siehst echt Scheiße aus, wieder schlimme Träume?" Der ältere der Winchester-Brüder riskierte einen kurzen, besorgten Seitenblick auf seinen dunkelhaarigen Beifahrer.

"Huhh?" Sam zog die Augenbrauen hoch.

"Clowns oder Zwerge?" Dean grinste breit und klopfte mit der flachen Hand den Takt zu Highway to Hell auf dem Lenkrad.

Der Jüngere schob die Brille hoch und rieb sich die Augen.
"Nope, hab geträumt, du wärst mit Bela ins Bett… autsch!" Der Pferdekuss hatte gesessen.

"Das ist NICHT witzig! Diese Schlampe könntest du mir auf den Bauch binden…" Deans Stimme klang angefressen, auch wenn er versuchte, seinen Worten mit einem schiefen Grinsen die Schärfe zu nehmen. Demonstrativ schaute er auf die Straße hinaus, die sich weithin sichtbar baumlos und schnurgerade vor ihm erstreckte, während er überlegte, was Ellen wirklich von ihnen wollen könnte.
Sie hatte die Trümmer vom Roadhouse weggeräumt, die Leichen begraben und angefangen, ihr Zuhause neu aufzubauen, während sie für die Dauer der Bauarbeiten in einem Trailer nebenan 'hauste'. Diese Frau war nicht kleinzukriegen, sie war unheimlich tough und nötigte ihm einen Heidenrespekt ab – einer der Gründe, weshalb er niemals versucht hatte, Jo anzubaggern, obwohl sie ein süßes Ding war und, wie er sehr wohl wusste, eine Schwäche für ihn hatte. Sie war zu jung für ihn und sie war Ellens Tochter. Punkt.

Sam war mittlerweile eingenickt. Kein Wunder, aber er selber fühlte sich auch nicht viel munterer und er griff nach der Thermoskanne in der Hoffnung, einen Becher des Kaffees zu ergattern, den sie am Morgen im Diner hatten auffüllen lassen. Noch lagen einige Stunden Fahrt bis an ihr Ziel vor ihm und Sam sah nicht aus, als sei er in absehbarer Zeit in der Lage, das Steuer zu übernehmen.

*
*
*

Dean schaufelte eine Riesenportion Eier mit Schinken in sich hinein und seine Aufmerksamkeit galt den übrigen späten Gästen des Diner, während Sam, wie meist, den aufgeklappten, zerschrammten Laptop vor sich platziert hatte, um ungewöhnliche Begebenheiten und Todesfälle in der Umgebung zu checken.

"Hey, Sammy, du solltest dir auch was zu essen bestellen, ist wirklich gut hier", presste Dean zwischen zwei Bissen hervor und leckte sich das Fett von den Lippen.

"Nope, ich bin nicht hungrig. Hab vorhin unterwegs gegessen", erwiderte Sam, ohne vom Computer aufzusehen.

"Aaach… einen Apfel – was ist das schon?" Dean nahm eine Serviette aus dem Ständer, der mitten auf dem Tisch stand, wischte sich den Mund ab und nahm einen Schluck Kaffee. Die hübsche, junge Bedienung, die ihn nicht aus den Augen gelassen hatte, eilte sofort heran und schenkte ihm nach. Natürlich hatte ihm die vollbusige Brünette bereits mit einem eindeutigen Lächeln verraten, dass sie Penny hieß und immer gern zu Diensten sei. Dean schenkte ihr sein 'hast-du-heute-Abend-schon-was-vor'-Lächeln und zwinkerte ihr vielsagend zu, als sie sich errötend zum nächsten Tisch begab.

"Was meinst du, warum uns Ellen hierher geschickt hat? Sie tat so geheimnisvoll. Nicht sehr gesprächig, die Gute." Sam riskierte einen Blick über den Rand des Laptops.

"Hab keinen Schimmer. Ich bin verdammt froh, dass sie sich so schnell eingekriegt hat und nicht daran denkt, aufzugeben. Es ist toll, dass sie das neue Roadhouse schon im nächsten Monat eröffnet. Ohne sie würde etwas fehlen – es wird schon ohne Ash etwas fehlen."
Dean schluckte hart. Opfer ihres Kampfes gegen die Dämonen – es gab viel zu viele.

In diesem Moment kam ein neuer Gast zur Tür herein, sah sich kurz um und marschierte dann schnurstracks auf den Tisch zu, an dem Dean und Sam saßen. Deans im Taxieren von Frauen geübter Blick erfasste blitzschnell jede Kleinigkeit – schlank, knapp mittelgroß, endlos lange Beine, rotes streichholzkurzes Haar, blaue Augen, Sommersprossen, kaum Make-Up, Jeans, ein weißes Tank-Top und schwarze, schon recht abgetragene Lederjacke. Eine sehr aufrechte Haltung und ein herausforderndes Lächeln wiesen sie als selbstbewusste, starke Frau aus, die in diesem Moment an ihrem Tisch stehen blieb.

"Hi, Jungs." Sie warf ihren Rucksack auf die Bank neben Dean und schob sich neben Sam an den Tisch. "Wie ist hier der Kaffee?" Fragend ging ihr Blick zu Dean, der sie einigermaßen sprachlos anstarrte. Sam hatte aufgehört, auf der Tastatur herumzuhacken und schaute die junge Frau mit gerunzelter Stirn von der Seite an, während Dean seine Fassung wieder gewann und tatsächlich nach der Bedienung rief.
Die junge Frau war unheimlich scharf drauf, seine Bestellung aufzunehmen… oder was auch immer… Sie stand innerhalb weniger Sekunden am Tisch und wurde mit einem strahlenden Grinsen und einem frechen Augenzwinkern belohnt.
"Und was verschafft uns das Vergnügen, Lady?" Deans Stimme war tief und sanft, die Stimme eines Mannes, der sich seiner Wirkung auf Frauen voll bewusst war.

"Ihr seid Sam und Dean Winchester, richtig? Richtig – blöde Frage, ich habe eure hübschen Gesichter im Fernsehen gesehen… auf Fahndungsfotos… und Ellen hat mich her geschickt. Ganz schön dumm gelaufen, einige eurer Aktionen, oder?"

"Wer will das wissen?" Dean stoppte Sam, der bereits auskunftsfreudig zu einer Antwort angesetzt hatte, mit einem warnenden Blick.

"Sorry, es tut mir leid. Normalerweise bin ich nicht so unhöflich. Mein Name ist Blair Sinclair, ich bin Medium und kann euch möglicherweise bei eurem Problem mit diesem Deal helfen, den Dean dummerweise geschlossen hat."
Mit diesem Paukenschlag hatte Blair beide zunächst einmal mundtot gemacht und lehnte sich zufrieden auf dem roten Kunstlederbezug zurück.


Sie hatte sich instinktiv neben Sam gesetzt, fühlte seine mentale Kraft und wunderte sich nicht mehr darüber, dass seine Emotionen in ihre Träume geschwappt waren. Dean dagegen schien mental kalt, er sendete nicht – mal ausgenommen sein eindeutiges Interesse an ihr als Frau.
Sie musterte ihn ungeniert – große, grüne Augen, beschattet von dunklen, langen Wimpern, um die ihn jede Frau beneiden würde, eine Nase, die wohl schon mal unsanft Bekanntschaft mit dem Boden oder einer Faust gemacht hatte, deren fehlende Symmetrie aber ihre klassische Schönheit eher unterstrich, dunkelblondes, kurzes verstrubbeltes Haar und volle Lippen, die just in diesem Moment zwei Reihen schneeweißer, gleichmäßiger Zähne enthüllten, als Dean sie breit und unverhohlen angriffslustig angrinste.
Er hatte wirklich alles – alles, was sie an einem Mann abturnte! Er war außergewöhnlich gutaussehend und sich dessen durchaus bewusst, arrogant, überheblich, Macho - und er schien außerdem seinen kleinen Bruder rumzukommandieren, ein typischer Weiberheld zudem.
Sie fragte sich in diesem Moment allen Ernstes, wieso sie diesem Ausbund an Männerstolz überhaupt ihre Hilfe angeboten hatte!

"Süße… du scheinst zu oft den Demon Hunters Quarterly zu lesen. Gerüchte über meine Abreise in die Hölle sind stark übertrieben…"

Hm… er gibt den coolen Typen à la Bogart – nervtötend, dieser Knabe!
 
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AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Ich muss sagen, ich war schon begeistert, als ich gelesen habe, dass du hier eine Supernatural-FF postest, weil ich die Serie einfach liebe und generell mal ein Dean-Fan bin und da scheinen wir ja schon mal was gemeinsam zu haben^^

Und dann ist der Anfang deiner Story auch sehr vielversprechend. Mir gefällt der Schreibstil und auch inhaltlich bietet die Geschichte schon mal einen guten Einstieg. Bin mal gespannt, was sich daraus so entwickelt :)
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Danke für das schnelle Feedback, Elenia! ;))
Ich bin ebenso absoluter Dean-Fan, und zu Anfang meiner Stories fiel es mir manchmal schwer, Sams Standpunkt nicht außer Acht zu lassen. Aber nur zusammen sind sie dieses großartige Brüderpaar.
Schön, hier einen Supernatural-Fan zu finden *hugs*
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Dann schiebe ich zum besseren Einstieg mal sofort ein weiteres Kapitel hinterher.
Vielleicht lässt sich noch jemand zu einem Kommentar hinreißen *gg*


* * *


Sam drehte sich zu ihr herum, sein Blick ebenso neugierig und eindringlich, wie der seines Bruders.
Seine Augen waren ebenfalls grün, wirkten aber dunkler und etwas sanfter als Deans, was den jugendlichen Eindruck verstärkte, der durch die langen, lockigen Haare entstand.


"Woher weißt du von dem Deal und wie kommst du darauf, dass ausgerechnet du uns helfen könntest?"
Dean beugte sich über dem Tisch vor und fixierte Blair aus zusammen gekniffenen grünen Augen, die, wie Blair fasziniert feststellte, braune Einsprengsel aufwiesen.
Seine große Hand berührte in der Mitte der Tischplatte ihre schmale und in diesem Moment, dem Augenblick des ersten Kontaktes, schien ein Wirrwarr aus Bildern und Gefühlen in ihren Geist zu strömen, ungeordnet, schwarz-weiß und farbig, Gefühle in allen Schattierungen, von überaus traurig zu so kindlich fröhlich, dass sie hätte augenblicklich loskichern können.

ER WAR ES.

Ihre Mutter hatte ihr vorausgesagt, dass sie den Mann, der ihr Leben bestimmen würde, erkennen würde, wenn sie ihm begegnete und obwohl sie wusste, dass ihre Mutter nie irrte, hatte sie immer vorgezogen, es als typisches Mutter-Blabla abzutun, vor allem, da sie mittlerweile 26 Jahre alt war und nichts dergleichen geschehen war. Sie hatte einige nette Freunde gehabt, anständige Typen, und es hatte keinen Blitz eingeschlagen und kein Menetekel an der Wand und kein anderes übernatürliches Zeichen hatte ihr verkündet, dass es ihn überhaupt gab… bis heute!
Jetzt saß sie da mit diesem Dean Winchester und wenn ihre Mutter wirklich recht hatte, konnte sie entweder die Flucht ergreifen, oder versuchen, zu seinem Kern vorzudringen. Vielleicht war an ihm mehr dran, als man auf den ersten Blick zu sehen vermochte?
Ach Mum, warum kann es nicht Sam sein? Der ist viel eher mein Typ. Blair seufzte.

Dean fühlte, dass zwischen ihnen etwas geschah, ein warmer Strom floss zwischen ihren Händen, verteilte sich in seinem Körper und erzeugte ein starkes Kribbeln in seinem Magen. Erstaunt zog er die Brauen über der Nasenwurzel zusammen und kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe. Ok, sie war süß, vielleicht sogar schön, wenn er genauer hinsah. Ihre tiefblauen Augen wurden von einem Kranz dichte Wimpern umrahmt und ihr herzförmiger Mund, die niedlichen Grübchen, die sie beim Lachen zeigte und ihre Stimme – wow, tief und sexy für eine so kleine Person. Er lächelte, als er feststellte, dass sie wahrscheinlich genau so viele Sommersprossen hatte wie er selber.

"Dean? Hallo? …. Deeeeeeeeean!" Wie erwachend zuckte er zusammen und sein verträumtes Lächeln verblasste schlagartig, als Sams große Hand zwischen Blair und ihm herum wedelte und er nahm hastig seine Hand von Blairs im selben Augenblick, in dem sie ihre Hand eilig vor ihm in Sicherheit brachte.

"Zunächst mal – ich bin NICHT deine Süße!" Der Blick, mit dem sie Dean bedachte, hätte einen Lavastrom zum Eisberg erstarren lassen.
"Woher ich meine Infos habe? Ellen hat mir von dem Handel mit der Hölle erzählt, als ich sie um Hilfe bat bei der Suche nach euch und ihr meine Träume schilderte. Könnten wir die hochnotpeinliche Befragung und die Daumenschrauben vorerst zurückstellen? Ich muss unbedingt was essen, ich kann schon gar nicht mehr denken."
Blair fühlte sich dem Hungertod nahe, immerhin hatte sie seit dem frühen Morgen nichts gegessen und ihr Magen knurrte unüberhörbar.

Dean lehnte sich zurück und grinste, das Gefühl kannte er zur Genüge.
Blair bestellte ein T-Bone-Steak mit Pommes Frites und für die Gesundheit einen Alibi-Salat. Die gute Penny sah ziemlich angefressen aus, sie sah in der Rothaarigen wohl eine Konkurrenz im Rennen um die Gunst des hübschen grünäugigen Gastes mit dem einladenden Grinsen.

Die Wartezeit überbrückte Blair mit einer Riesentasse schwarzen Kaffees und beantwortete dabei die ersten Fragen der Winchesters zu ihrer Person, da Ellen sich den Beiden gegenüber in geheimnisvolles Schweigen gehüllt hatte. Sie ihrerseits interessierte sich brennend für Sams Visionen, ob sie ihren eigenen ähnelten, wie lange er voraus schauen und ob er Dinge verhindern, die Zukunft verändern konnte.

"Sam, was für Fähigkeiten hast du? Präkognition, Telekinese oder Ähnliches? Ich hatte Träume, in denen ich dich gesehen habe. Drum vermute ich, dass du ebenfalls Visionen hast, aber auch ein starker Sender bist. Sonst hättest du mich nicht erreicht aus 1000 Meilen Entfernung."

Sam klappte den Laptop zu, und antwortete –nach einem Blick auf den wachsamen Bruder allerdings merklich reserviert.
"Ich hatte Visionen – bis vor etwa einem halben Jahr. Da hat es aufgehört… nicht, dass ich darum traurig wäre…"
"Hat es geendet, als ihr den YED getötet habt?"
Dean fuhr ihr ins Wort. "Woher weißt du das alles? Sam, erzähl ihr nichts mehr!"

Sam zuckte mit den Schultern. "Dean, Ellen vertraut ihr und hat ihr bereits verdammt viel über uns erzählt. Aber trotzdem kann ich mir nicht vorstellen, wie und was sie für uns tun kann, was wir nicht selbst könnten. " Seine Augenbrauen zogen sich bei einem Seitenblick auf die junge Frau zweifelnd nach oben.

"Ich werde jedenfalls erst mit Ellen telefonieren, bevor ich hier weiter unsere Familiengeschichte vor einer Wildfremden ausbreite." Dean verschränkte bockig die Arme vor der Brust.

"Ok, Jungs, ich kann euch durchaus verstehen, ich würde auch nicht jedem Dinge erzählen, für man schon mal in die Klapsmühle kommen kann."
Blair legte die Stirn in Denkerfalten. "Ich erzähle euch, was ihr über mich wissen solltet, aber ehrlich gesagt, ich bin hundemüde. Habt ihr schon ein Motel gefunden, das halbwegs anständige Zimmer hat?"

"Das Microtel-Inn ein paar Straßen weiter sieht annehmbar aus. Du fährst am besten einfach hinter uns her." Sam sah Dean ein wenig zweifelnd an – für ihre beschränkten Finanzen war das Motel halbwegs annehmbar, aber für Blair würde es ein ziemlicher Affenstall sein.

Penny brachte Blairs Steak und sie machte sich hungrig darüber her. Ihr war vollkommen egal, dass es wirken musste, als ob sie keine Kinderstube hätte, aber sie würde vor Schwäche unter den Tisch sacken, wenn sie nicht endlich ihren Blutzuckerspiegel auf Vordermann brächte. Dean und Sam schienen eine nonverbale Kommunikation zu führen, was ein wenig nach Pantomime aussah. Komische Typen waren das, der eine ein intellektueller Träumer, der andere ein selbstgefälliger Draufgänger. Das konnte interessant werden…

Sie hatte kaum den Teller bis zum letzten Krümel geleert, als Dean auch schon nach der Bedienung rief, um zu zahlen. Penny lächelte ihn verführerisch an und deutete wenig subtil auf ein Post-It, das sie auf die Rechnung geklebt hatte – ihre Telefonnummer, darunter in fetten roten Lettern 'ruf mich an'. Dean lächelte gewohnheitsmäßig zurück, zahlte und ließ die Rechnung mitsamt Klebezettelchen darauf achtlos auf dem Tisch liegen, als sie das Diner verließen. Verdutzt schaute ihn Sam von der Seite an. "Dean, hast du nicht was vergessen?"
Sein großer Bruder schaute an ihm vorbei auf Blairs Profil und fragte zerstreut "…was…?"
Sam grinste – Dean hatte ein eindeutiges Angebot noch nie ignoriert! Was – oder wer – hatte ihn denn da so verwirrt?

Sie steuerten auf den Parkstreifen auf der anderen Straßenseite zu, wo neben dem Impala ein bordeauxroter 72er Corvette Stingray parkte, der Dean ein bewunderndes Schnalzen entlockte.
"Wow, was für ein Prachtstück!" Er strich anerkennend über den glänzenden Kotflügel.

"Gefällt er dir, Winchester?" Blair grinste Dean breit an, bevor sie in das Objekt seiner Bewunderung stieg und ihn sprachlos stehen ließ.
"Huhh – nicht, dass er mit meinem Baby konkurrieren könnte…" Die Türen des schwarzen Impala fielen Stereo hinter den jungen Männern zu und mit Blair im Schlepp fuhren sie die wenigen Straßen zu dem billigen Motel, das sie vor dem Essen bereits im Vorbeifahren abgecheckt hatten.

* * *

Dean kam mit dem Duschtuch um die schmalen Hüften aus dem Bad und rieb sich mit einem kleinen brettharten Motel-Handtuch die kurzen Haare trocken.
"Sam? Was hältst du von …"

Sam saß auf dem Bett und zappte durch die Fernsehprogramme – und neben ihm, auf Deans Bett saß Blair und schmunzelte, als der ältere Winchester bei ihrem Anblick wie vom Schlag getroffen stehen blieb.

"Verd…." und schon war er wieder im Bad verschwunden.

Blair sabberte innerlich – das war lecker, was sie da zu sehen bekommen hatte! Lange kräftige Beine, sexy, wenn auch nicht ganz gerade, ein muskulöser, aber nicht bepackter Oberkörper und tolle Proportionen. Sein Blick, als er sie sah, war einfach göttlich gewesen!
Vielleicht sollte sie es ruhig drauf ankommen lassen - sie konnte sich geirrt haben und er war einfach nur ein Reisender am Wegesrand und ihr entgingen gerade ein paar zweifellos schöne Stunden?

"Sam, ihr seid genauso müde wie ich, möchte ich wetten. Ich würde euch aber gern demonstrieren, wie sich meine Fähigkeiten manifestieren, um euch meine Glaubwürdigkeit zu beweisen."

"Blair, das muss nicht mehr heute sein - Ellens Vertrauen reicht mir aus..."

"Aber Dean nicht, sein Blick war ziemlich eindeutig."

Sam kicherte amüsiert. "Meinst du den Blick gerade, als er hier rein marschiert ist?"

Mit einem leisen Lachen meinte Blair: "DER war auch eindeutig, aber ich meinte natürlich den vorhin im Diner.""

Dean zog noch den Reißverschluss der ausgewaschenen Jeans hoch und zupfte das graue Shirt aus dem Bund, als er das Schlafzimmer wieder betrat, das er sich mit seinem Bruder teilte. Seine Mundwinkel zuckten im Bemühen, ernst zu bleiben, aber ihm war durchaus bewusst, wie albern das gerade gewesen war und er gluckste leise in sich hinein, als er sich neben Sam aufs schon ziemlich unordentliche Bett warf. Naja, sie war nicht gerade hässlich und wenn es auch nicht geplant war - vielleicht war das gar nicht so schlecht gelaufen!

Die hübsche Rothaarige hatte sich auf Deans Bett gesetzt, direkt vor Sam, sodass ihre Knie aneinander fast berührten und sie legte ihre Hände mit den Handflächen nach oben auf ihre Oberschenkel.
"Leg deine Hände in meine, Sam, bitte."
Sam lehnte sich ein wenig vor, ihre schmalen Hände beinahe verdeckend mit seinen großen und schloss auf Blairs leise Anweisung hin die Augen, um sich zu entspannen, während Dean leicht genervt von diesem Psycho-Kram die Augen verdrehte, sich aber still verhielt, um nicht den Schwarzen Peter zu haben, wenn nichts dabei rauskam.

"Sam, versuch bitte, dich zu entspannen, lass deine Gedanken schweifen, atme ruhig und gleichmäßig und zähle langsam von zehn rückwärts."
Blair schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Verbindung zwischen Sam und ihr – zunächst die körperliche über die miteinander verschränkten Hände, dann suchte sie seine Gedanken und Gefühle, die sich ihr, je ruhiger er wurde, immer stärker öffneten.

"Blut, ich schmecke Blut… ich rieche - Feuer? Furcht, Furcht um mich herum, Furcht in meinem Vater und in meinem Bruder… dann Ruhe… Liebe… Geborgenheit… seine Umarmungen, nicht Dads."
Blair ließ den Kopf auf die Brust sinken und zwischen den fremden Empfindungen tauchte flüchtig ein starkes Gefühl der Zuneigung für Dean auf und verschwand genauso schnell wieder.
"Kein Zuhause, keine Freunde… immer nur EIN Freund…"

Dean schluckte, als er die leise gemurmelten Worte aus Blairs Mund hörte.

"Dad, ich gehe. Ich bin allein – nein, nicht. Jess! Ich liebe sie, Wärme… Jeeeeeeeeeeesss!!!"
Blair versuchte, den verzweifelten Schrei, der aus ihr/Sam heraus brach, zu unterdrücken, um dessen Trance nicht zu stören, weil sie sicher war, dass sie noch weiter, tiefer, graben musste.

Als sie sich zu sammeln versuchte, nahm sie am Rande wahr, dass Dean näher an Sam heran gerückt war und seinen Arm beschützend um den breiten Rücken seines Bruders gelegt hatte. Sein verstörter Blick hielt sie starr fixiert in einer Warnung, Sam nicht wehzutun. Aber er konnte, er wollte diese Sitzung nicht beenden - möglicherweise erfuhr er gerade mehr über die Gefühle seines Bruders, als in langen Jahren zuvor.

Sie atmete tief durch und ließ sich wieder in Sams Geist fallen.
"Er ist wieder da. Er lässt mich nicht allein. Niemals. Dad? Die gelben Augen… Dean wird sterben! DAD! WIE KANNST DU IHN STERBEN LASSEN!!!!?"
Blairs Herz raste bei der Empfindung, die sie mit Sam teilte. Sie unterzog ihn einer kurzen optischen Kontrolle und stellte fest, dass er hastig atmete, sein Gesicht verzerrt in tiefem Zorn und seine Hände umklammerten ihre.
Sein Dad wollte Dean sterben lassen? Das gab es doch nicht!
"Dad… geh' nicht! Nein, nicht, ich habe es nicht so gemeint! Ich bin traurig, hätte noch so viel zu sagen gehabt… Dean ist da. Gottseidank. Tod, ich sehe so viel Tod um mich herum… Andie… Max… Madison… Ava… Jake??? Jake! Heißer Schmerz… DEAN???? Hilf mir! …es ist kalt… dunkel…"
Eine finstere Leere schien an dieser Stelle zu sein, ein großer, schwarzer Raum, eine Finsternis, die das Auge nicht zu durchbrechen in der Lage zu sein schien. Ein unterdrücktes leises Stöhnen aus Deans Richtung ließ Blair kurz zu ihm schauen und sein Gesicht drückte soviel Schmerz aus, soviel Leid und Trauer… Seine Augen waren geschlossen, eine einsame Träne rann seine Wange hinunter und sie musste den heißen Wunsch unterdrücken, diese Sitzung augenblicklich zu beenden und ihn tröstend in den Arm zu nehmen.
Sie ahnte, was dieser schwarze Abgrund bedeutete, in den Sam sah – Tod.

Ein Stückchen weiter noch, dachte sie, ein kleines Bisschen musst du noch aushalten, Winchester, dachte sie und nahm wieder den Faden zu Sam auf.

"Dean? Was ist passiert? War ich… tot??? Was hast du getan? Dean??? WAS HAST DU GETAN, du Idiot!!? Gelbe Augen… das Tor zur Hölle ist offen… es ist kalt. Jake.ist.tot.tot.tot. Verlass mich nicht. Ich falle… es ist dunkel… geh' nicht! Verdammt! GEH NICHT!!!"
Blair öffnete die Augen und sah direkt in ihren Traum: Sam war schweißgebadet, seine Haare klebten an der Stirn und verdeckten halb seine aufgerissenen Augen und er murmelte monoton "ich muss ihn retten… ich muss ihn retten… ich muss ihn retten…" während Dean wie versteinert schien.
Blair löste den geistigen Kontakt zu Sam und rieb seine Arme, um ihn richtig zu Bewusstsein und seinen Kreislauf in Schwung zu bringen, während sie Dean nicht aus den Augen ließ.
"Dean – bist du ok?"

Er hielt die Augen geschlossen und presste zwischen den Zähnen hervor "kümmer dich um Sam, ich bin ok..."

Sam streckte sich, wie nach langem Schlaf, sah erst sie verwirrt an und dann zu Dean. "Mann, was ist passiert?"

Dean schien innerhalb von Sekunden alles abzuschütteln und sah Sam mit makellosem game-face und 'Mann, du nervst'-Blick an.
"Du hast ganz schön aus dem Nähkästchen geplaudert, Alter. Klang wie ein ganz übler LSD-Trip."

Seine Fähigkeit, die Erinnerung und die Ängste blitzschnell zu verbergen und Sam sein sorgloses Lächeln zu zeigen, bewies langjährige Übung und Blair konnte kaum fassen, dass dies der Mann war, der eben noch am Boden zerstört gewesen war!
Ob Sam überhaupt eine leise Vorstellung davon hatte, was in seinem großen Bruder vorging?

"Sam, können wir morgen darüber sprechen, was ich erkannt habe? Ich muss das alles erst sacken lassen, sortieren und überlegen, was wir damit machen. Ich werde jetzt schlafen gehen und wir treffen uns morgen früh zum Frühstück, ok?"
Ihr forschender Blick traf den Älteren der Brüder.
"Winchester, kommst du kurz mit raus?"

Sam wankte ins Bad und hielt den Kopf unter den Wasserkran, als die Zimmertür hinter Dean und Blair ins Schloss fiel.

...
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

wow. ich hab mir das mal gerade durch gelesen und ich bin so was von erstaunt. Normaler weise mag ich es nicht wenn man eine Story von/über einer serie schreibt.Ist wie bei den Charmed Büchern, die mag ich nicht.

Aber deine story ist wirklich wirklich gut. Bitte schreib weiter. Dein Schreibweise gefällt mir sehr gut.
Und ich bin auch ein große Dean Fan XD ( hab alle Staffeln von Supernatural die es bis jetzt in Deutschland gibt ) XD

Lg laura
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Hey, noch eine Leserin! Geil!
Ich freu mich, Imari. Ich hoffe, du hast weiterhin Spaß an meiner Winchester-Saga ;)


* * *


Geistig, seelisch und körperlich wie zerrissen lehnte sich die junge Frau gleich neben der Tür mit dem Rücken an die Wand und rieb sich die müden Augen. Sie hatte nicht mit soviel Energie gerechnet, nicht mit soviel Trauer, Not und Qual – von beiden. Sie hatte Sam gelesen und dabei innerhalb kürzester Zeit erfahren, was ihn und seinen Bruder antrieb – die Liebe zum jeweils anderen. Das war nicht das, was sie vorher erwartet hatte, aber es wärmte sie, wenn sie an ihre Zukunft dachte.
Sie war sich nicht sicher, ob sie sich nicht zu viel zugetraut hatte. War sie überhaupt in der Lage, diesen Beiden zu helfen? Im Moment fühlte sie sich wie ein nasser Waschlappen, ausgewrungen und schlaff.

Dean wusste nicht recht, wie er mit ihr umgehen sollte. Sie wusste mehr über ihn und Sam, als je ein Mensch zuvor, wahrscheinlich mehr als der eigene Vater! Es hätte ihn stören müssen, es hätte ihn normalerweise wahnsinnig gemacht, seine Gefühle so offen liegen zu sehen, aber sie wirkte verletzlich und erschöpft und seine Reaktion erfolgte unbewusst – ehe er es verhindern konnte, lag seine Hand tröstend an ihrer Wange und ihre Reaktion war für ihn noch erstaunlicher – sie schmiegte ihr Gesicht hinein und schloss vertrauensvoll für eine Sekunde die Augen.
Verdammt, diese Frau entnervte ihn! Wer war sie und was wollte sie von ihm?
Sie trat einen Schritt auf ihn zu, sodass gerade noch ein Blatt Papier zwischen ihnen Platz gefunden hätte und ihr Blick fing seinen ein und hielt ihn fest.
"Dean, du hast alles für deinen Bruder gegeben und ich bin sicher, du würdest es immer wieder tun. Ich weiß, dass dir sein Leben wichtiger ist als dein eigenes. Aber den Spaß, deine Seele in der Hölle zu foltern, gönne ich dieser Bande da unten nicht und glaube mir – für dich würden sie sich was ganz Besonderes einfallen lassen. Sam und du, ihr habt ihnen ganz schön eingeheizt."
Blair lehnte sich an Dean und legte ohne viel Federlesens ihre Arme um ihn. Sein Herz schlug einen kräftigen Trommelwirbel, was ihr an seiner Brust ein kleines Lächeln entlockte. Dieser Mann hatte ein Herz, so groß wie ein Lastwagen und verbarg das unter einer taffen, frechen Maske… aber welche Chance hatte er schon, sich vor einer Sinclair zu verstecken?

Der ältere Winchester ließ sich nur ungern in die Karten schauen, aber was konnte es schaden, sich einmal einen Moment Pause zu gönnen, zumal diese kleine Rothaarige eh' schon alles über ihn wusste? Sie verlangte keine Erklärungen – nur einen kleinen Chick-Flick-Moment. Das war sicher nicht zuviel verlangt, solange Sam ihn nicht sah…
Seine Arme schlossen sich um Blair und sie fühlte seinen warmen Atem über ihre Haarspitzen streichen. Er fühlte sich gut an, und sie fühlte, dass er in genau diesem Moment diese Umarmung dringend nötig hatte, zu sehr hatte dieses Erlebnis mit Sams Emotionen und Gedanken ihn aufgewühlt, das Unterste zuoberst gekehrt, und tiefe Löcher in seine Fassade geschlagen. Sie versuchte, ihm Wärme zu geben, ganz bewusst und körperlich, da eine geistige Verbindung noch nicht möglich war, aber daran würde sie arbeiten und sie war sicher, ihn psychisch stützen zu können.
Der große, breitschultrige Mann fühlte sich seltsam schwach, aber dieses Gefühl war nicht übel, er hieß es sogar willkommen. Ihr zierlicher Körper schien zu seinem zu passen wie… hm… das Bond-Girl zu James Bond? Blöder Vergleich… er kicherte leise und Blair schaute fragend zu ihm auf. Gottseidank hatte er das nicht gesagt, sondern ausnahmsweise nur gedacht!
Ihre Augen waren in der schwachen Nachtbeleuchtung des Motel-Flurs wie tiefe dunkle Seen und weckten den Wunsch in ihm, in ihnen zu ertrinken, auszuruhen. Wie magisch angezogen senkte er den Kopf und legte sanft seine Lippen auf ihre warmen, weichen. Ein wenig träge, müde, bewegten sich sanfte, volle Lippen und ein leiser Seufzer, dessen Herkunft nicht zu ermitteln war, klang gedämpft durch den Flur, bevor sich die beiden Lippenpaare wieder trennten.
"Gute Nacht, Winchester."
Leise fiel die Tür zum Nebenzimmer hinter ihr zu.

*
*
*

Er klopfte an ihrer Zimmertür und sie öffnete, nur mit einer knappen Boxershorts und einem Trägertop bekleidet - nackte lange Beine, kleine niedliche Füße...

Es klopfte an der Zimmertür, sie öffnete und draußen stand er, die kurzen Haare noch feucht von der Dusche und merkwürdigerweise ohne T-Shirt… nur in Jeans, barfuß…

Sie roch wundervoll, ihre Lippen waren weich und…

…er küsste sie, heiß, leidenschaftlich, bis ihr schwindelig wurde und ihre Knie zitterten und …

…ihre Arme legten sich um seinen Oberkörper, ihre Hände wanderten auf seiner heißen Haut über Brust und Rücken…

…und fühlten feste Muskeln unter straffer, glatter Haut… sexy…

…und er drängte sie rückwärts in Richtung ihres Bettes…

…wo sie sich setzte, nach hinten über fallen ließ und ihn verlangend mit sich zog…

…ihr schlanker, biegsamer Körper unter seinem und ihr Blick verlangend, heiß, ließ ihn hart werden und fast die Beherrschung verlieren…



"Dean?"

"Huhh?" Verdammt! Wo kam Sam plötzlich her?

"DEAN!" Wieso musste Sam immer so eine Nervensäge sein? Dean war schlagartig wach.
"Ist alles in Ordnung, Alter? Du hast gestöhnt, ich dachte, du träumst schlecht." Besorgnis schwang in Sams tiefer Stimme.

"Klasse. Da träume ich EINMAL nicht von gelb- oder schwarzäugigen Dämonen und du weckst mich aus dem schönsten Traum seit Monaten!" Wütend zog Dean sich die Decke über den Kopf und drehte Sam demonstrativ den Rücken zu.

Im Zimmer nebenan starrte Blair an die Zimmerdecke, an die vorbeifahrende Autos Muster aus Licht und Schatten malten und spann ihren Traum bewusst weiter. Ob er es gemerkt hatte? Er war viel sensitiver, als sie erwartet hatte und als sie merkte, dass er mit ihr träumte, war es zu spät gewesen, der Versuchung zu widerstehen.

*
*
*

Blair rekelte sich in dem nicht sehr weichen, typischen Motel-Bettzeug nach einer Nacht ohne Vision eines verzweifelten Sam, die statt dessen erfüllt war von Träumen, in denen grüne, mutwillig funkelnde Augen unter langen, gebogenen Wimpern sie voller Leidenschaft ansahen, von vollen Lippen, die sie um den Verstand küssten und einem Körper, den zu entdecken sie kaum erwarten konnte. Wann hatte sie zum letzten Mal erotische Träume gehabt??? Meine Güte, das waren gefühlte Jahrzehnte!

Mum, ich hoffe, du bist mir wegen meiner anfänglichen Zweifel nicht böse – aber vielleicht ist er doch nicht so übel…


Ihr Klopfen an der Zimmertür nebenan eine gute Viertelstunde später riss die beiden Schlafmützen aus ihrem Schlummer, und draußen hörte Blair nur ein zweistimmiges, genervtes "Yeaaaaah…."
Sie grinste. Diese beiden jungen Männer schienen wie zwei Hälften eines Ganzen, die beiden Seiten einer Münze.

*
*
*

"Seit wann hast du diese Träume? Kannst du wirklich etwas an den Dingen ändern, die du siehst?
Gibt es in deiner Familie noch mehr Leute mit außergewöhnlichen Fähigkeiten?" Dean bombardierte sie mit Fragen und Blair hob beschwichtigend die Hände.

"Langsam, Winchester, eins nach dem anderen! Meine Traumvisionen setzten mit der Pubertät ein, das scheint der übliche Zeitpunkt für derartige Veränderungen zu sein, wenn ich mir die Legenden ansehe und wie mir auch andere Betroffene bestätigt haben. Und ja – manchmal kann ich die Ereignisse beeinflussen, wenn auch nicht so oft, wie ich es gern hätte und wie es gut für mein Seelenheil wäre."

Sam fiel ihr mit kaum unterdrückter Aufregung ins Wort. "Lebt deine Mutter noch oder gab es in deiner Kindheit ein unerklärliches Feuer im Kinderzimmer, als du ein halbes Jahr alt wurdest?"

Erstaunt zog Blair die Brauen kraus. "Nein, kein Feuer. Wenn du auf die Ereignisse in deiner frühen Kindheit anspielst – nein, kein entsprechendes Ereignis und meine Mom erfreut sich bester Gesundheit. Was mich zu Deans Frage zurück bringt. Ja, in meiner Familie sind über Generationen übersinnliche Kräfte und Fähigkeiten aufgetreten. Ich stamme von einer langen Linie von Weißen Hexen ab."

Dean fiel buchstäblich alles aus dem Gesicht.
"Ich hasse Hexen!" stieß er heftig hervor und ging augenblicklich auf Distanz, verschränkte die Arme vor der Brust. Er verfluchte sich für den Moment der Schwäche, den er in der letzten Nacht ihr gegenüber an den Tag gelegt hatte, für das beginnende Vertrauen in sie, nachdem sie ihnen 'vorgeführt' hatte, wozu sie fähig war…

"Winchester, ich sagte WEISSE Hexen! Sie sind die Gegenspieler der Schwarzen Magie, der Hexen, die sich mit Luzifer und seinen Heerscharen um ihres eigenen Vorteils wegen verbünden und menschliche Opfer nicht nur in Kauf nehmen, sondern selber forcieren und durchführen. Weiße Magie dagegen lebt im Einklang mit der Natur, um Menschenleben zu retten, Lebensbedingungen zu verbessern und Schutz gegen die Kräfte der Schwarzen Magie zu bieten. Ich habe nichts gemein mit diesen besessenen, abgrundtief schlechten Hexen-Schlampen!"
Die beherrschte Ruhe, mit der Blair diese Erklärung abgab, machte ihre Aufrichtigkeit deutlich und wirkte auf die Winchester-Brüder beruhigend.
In Sam erwachte die Neugier. Er schob die Kaffeetassen zur Seite, setzte den Laptop auf den Tisch, fuhr ihn hoch und begann sofort mit der Recherche zu 'Weiße Magie'…

"Typisch Sam", dachte Dean, "er glaubt, was er schwarz auf weiß und in seinem Computer sieht". Er selbst reagierte mehr intuitiv, verließ sich meist auf sein Bauchgefühl - es sei denn, Sam konnte ihn mit einleuchtenden Gegenargumenten überzeugen. Im Moment riet ihm sein Bauch, vorerst die Füße still zu halten und die junge Frau zu beobachten. Ihre Erklärung schien logisch und er wusste, dass es zu fast allem Bösen ein positives Gegenstück gab, warum sollte das in der Hexerei anders sein?

Sie saß ihm gegenüber und nippte an dem großen Pott mit Kaffee, den sie mit beiden Händen umschlossen hielt. Ihr war klar, dass es notwendig war, den beiden Zeit zu geben, diese Neuigkeiten sacken zu lassen. Sie wusste, die Gilde der Schwarzen Hexen war seit Jahrhunderten bekannt und berüchtigt, worunter ihre konträre, weniger um Publicity bemühte Art immer gelitten hatte. Viele strahlende Weiße Hexen hatten im Laufe der Inquisition und der damit verbundenen Massenhysterie und während des anschließenden düsteren Zeitalters ihr Leben gelassen.
Ihr war bewusst, dass Hunter wie Dean und Sam auf die dunkle Abart fokussiert waren und die mit tödlicher Sicherheit hassten wie die Pest.

Sam sah mit gerunzelter Stirn vom Monitor auf. "Dean, ich hab hier…"

Der Ältere fiel ihm unwirsch ins Wort.
"Sam, es ist okay. Ich hab kein Problem mit Blair und der Tatsache, dass sie eine Hexe ist … eine weiße…" erklärte Dean mit einem schnellen Seitenblick auf die junge Frau, die erstaunt eine Braue hochzog.

"Hast du NICHT?" Sam schaute Dean ziemlich verdutzt an. Immerhin war der nicht gerade für Objektivität und Sanftmut gegenüber allem Übernatürlichen bekannt!

"College-Boy, ich hab schließlich auch begriffen, dass nicht alle Vampire Menschen als Blutbank benutzen und dass Dämonen nicht immer nur den Tod alles Guten anstreben, oder? Ich bin nicht begriffsstutzig, ich kapiere durchaus, dass nicht alles Übernatürliche zwangsläufig böse sein muss…"
Dean bedachte seinen Bruder mit einem gereizten Blick. Er fühlte sich bloßgestellt vor Blair und lehnte sich mit vor der breiten Brust verschränken Armen und grimmigem Gesichtsausdruck auf der Bank zurück.

Leicht belustigt von Deans beleidigter Miene hob Sam die Augenbrauen.
"Alter, ich hatte garnicht vor, dir einen Vortrag zu halten. Ich bin bei meiner Suche gerade über etwas gestolpert, um das wir uns möglicherweise kümmern sollten."

Blair beobachtete insgeheim amüsiert den brüderlich kratzbürstigen Wortwechsel und sie war erleichtert, dass Dean längst nicht so stur war, wie sie vermutet und befürchtet hatte!

"Was hast du gefunden, Sammy?"
Dean lehnte sich mäßig interessiert vor und versuchte vergeblich einen Blick auf den Monitor des Laptops zu erheischen, was erst von Erfolg gekrönt wurde, als Sam den Computer zu Dean und Blair herum drehte.

>"Eine zweite männliche Leiche wurde in South Bend gefunden, nur eine Woche nach dem ersten Fall. Beide wurden auf ungewöhnlich brutale Art getötet. Die Körper wurden verstümmelt, sind übersät mit tiefen Schnitten, Kratzern und Bissen. Todesursache war in beiden Fällen Verbluten infolge einer aufgeschlitzten Kehle."<, fasste Sam fast emotionslos die Fakten zusammen, die er im Internet zu diesen Fällen gefunden hatte.

"Was ist daran übernatürlich? Eifersüchtiger Liebhaber oder ein Meth-Junkie… kann jeder gewesen sein, der ein scharfes Küchenmesser hatte."
Zustimmung heischend starrte Dean Blair an, die ihrerseits anscheinend auf eine weitere Erklärung von Sam wartete.

Verdammt, eine niedliche Stupsnase für eine Hexe!
Dean machte sich nichts vor – Blairs Geständnis, eine Weiße Hexe zu sein, hatte seinem Interesse keinen Abbruch bereitet – ganz im Gegenteil. Sie war auf seiner und Sams Seite, das war klar, auch wenn er kein mythologisches Genie war, und ihre Anziehungskraft auf ihn konnte er nicht leugnen. Ob da Magie im Spiel war? Ach Quatsch, sie war eine Frau und er liebte Frauen. Bei der ersten Gelegenheit würde er sie ins Bett schleppen und danach würden sie sich nie wieder sehen.
Dean musste grinsen – du meine Güte, er hatte sich schon besser selbst belogen, oder? Ihm war längst klar, dass Blair nicht wie die Mädels war, die sich von ihm nach ein paar lockeren Sprüchen innerhalb einer Stunde oder weniger flachlegen ließen, sonst hätte er bereits gestern Abend, als er sie geküsst hatte, versucht, zum Zuge zu kommen.

Er bemerkte erst jetzt, dass sie ihn ansah, nachdenklich, mit einem sonderbar weichen Gesichtsausdruck. Was? Hatte er es etwa ausgesprochen? Verdammt, nein! Oder konnte sie nicht nur Träume empfangen, sondern auch Gedanken lesen?
Verschwinde aus meinem Kopf, oder ich finde ganz schnell heraus, wo du kitzelig bist. Und dann bist du fällig… dachte er und ließ dabei Blair nicht aus den Augen. Zuckte da nicht ihre Augenbraue kurz hoch oder hatte er sich das nur eingebildet?

"Die beiden Opfer waren beide körperlich fit, beide groß und kräftig, und trotzdem hatten sie scheinbar keine Chance – und beiden Leichen fehlte das Herz. Klingt nach Werwolf, wenn du mich fragst."

Dean sah den Jüngeren forschend an, dessen Stimme bei seinem letzten Satz immer leiser und gedrückter klang. Sam senkte den Kopf und zumindest für Dean war offensichtlich, womit sich seine Gedanken beschäftigten – mit Madison. Sie töten zu müssen, zu töten auf ihren eigenen Wunsch, war sicherlich das Schlimmste gewesen, was Sam bisher hatte tun müssen…

"Ich geh' mal kurz…." Blair sprach den Satz nicht zu Ende, rutschte aus der Bank und verschwand hastig in Richtung Ausgang.

"Sammy?"

"Ich bin okay." Sam hob den Kopf und sah ihn mit einem Ausdruck an, der klar besagte 'frag mich nicht, ich will jetzt nicht reden.'

"Okay, bleib du hier, ich seh' mal nach dem Rotschopf, irgendwas stimmt mit ihr nicht."

...
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Alsoooo :D

sehr sehr gut der Text. Ich finds gut das du auch,was in der Serie passiert ist, mit in deiner Geschichte einbaust. Habe alle Szenen wieder erkannt XD

Also ich freu mich schon auf deine weiteren Texte. ;)

Immer schön weiter schreiben.
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Zuerst mal muss ich mal den Umfang deiner Fortsetzungen kommentieren, weil die nämlich keineswegs zu kurz, aber auch nicht zu lang sind. Fand' die bisherigen Teile jetzt sehr angenehm zu lesen, es war aber auch genug, damit man mit der Story weiterkommt und trotzdem hast du an interessanten Stellen aufgehört.

Inhaltlich kommt ja im Moment eher das Private zum Laufen, als das Übernatürliche - aber das hast du bisher gut geschrieben, grad die Traumsequenz hat mir vom Aufbau her sehr gefallen. Jetzt hoffe ich mal, dass das Übernatürliche auch noch zum Zuge kommt und bin schon mal gespannt darauf. Weiter so :)
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

@ Imari!
Danke für deinen Kommentar.
Ich versuche immer, meine Story mit der Serie zumindest locker zu verweben, denn Dean und Sam sind Produkte ihrer Erfahrungen.

@ Elenia
Merci auch dir!
Ich hoffe, du bist nicht enttäuscht, wenn ich gestehen muss, dass bei meiner Story die Menschen Sam und Dean etwas mehr im Vordergrund stehen, als die übernatürlichen Abenteuer (die es natürlich auch gibt, aber das können die Autoren im Writersroom einfach besser als ich ;) ). In dieser ersten Story dreht es sich in erster Linie um Dean und seinen Deal, um das Leben und die Familie, die er nie hatte und die sich ihm jetzt bieten - in einer Zeit, in der er glaubt, nur noch Monate zu leben zu haben...
...und selbstverständlich um meine Idee dazu, wie er seinem Schicksal entgehen kann.
Ich hoffe, dass du trotzdem weiter liest - vielleicht gefällt es dir trotzdem? Für mich lag der Reiz des Schreibens in der Annäherung an die Charaktere und der Herausforderung, sie möglichst gut und vorstellbar wieder zu geben...
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Dieses Kapitel ist ein wenig länger, da ich keinen Punkt finde, es sinnvoll zu teilen...


* * *


Vor der Tür des Diners sah sich Dean suchend um, konnte Blair aber nirgendwo entdecken. Er schlenderte langsam an der Hausfront entlang, die Hände in den Taschen seiner braunen, abgetragenen Lederjacke vergraben und seine Schritte beschleunigten sich, als er leises Weinen hörte. Eine Frau in Not – da war ein Winchester gefragt!
So schnell, wie diese alberne Kleiner-Junge-Attitüde über ihn gekommen war, verging sie auch wieder und er bog um die Hausecke.
Auf einem großen Stein neben dem Haus saß Blair wie ein Häufchen Elend, schluchzte unterdrückt vor sich hin, während ihre Hände fahrig in den Taschen nach einem Taschentuch suchten.
Dean wühlte in der Jackentasche und förderte eine noch ungebrauchte Serviette vom Vorabend zutage. Sich vor die junge Frau hockend, hielt er ihr das Papiertuch hin. Ihre hinreißenden tintenblauen Augen schwammen in Tränen und Dean schluckte hart. Weinende Frauen – das war schon immer ein Horrorszenario für ihn. Sie putzte, tupfte und rieb, bis ihre Augen zwar trocken, aber auch total rot waren und schaute ihn halbwegs gefasst an, als er sich dicht neben sie auf den Stein setzte.

"Entschuldige. Ich stelle mich normalerweise nicht so an. Es ist ein bisschen viel für mich mit euch, vor allem eben gerade, als Sam an die Frau dachte … an die … Werwölfin?"

"Was meinst du damit?" Dean zog grübelnd die Nasenwurzel kraus.

"Dean, ich habe Träume. Damit kann ich leben, ich habe gelernt, damit umzugehen. In eurer Nähe haben diese Träume und meine Fähigkeiten eine neue Qualität gewonnen. Es sind nicht mehr nur Träume, es ist ein regelrechter Tsunami aus Gefühlen und Gedanken – und denke ja nicht, es wären ausschließlich die Emotionen deines Bruders!"

Deans Brauen flogen nach oben. "Das kannst du nicht ernst meinen. Sam ist der Psychic von uns beiden - ich hab damit nichts am Hut."

"Winchester, das hat nichts mit übersinnlichen Fähigkeiten von eurer Seite zu tun, aber mit der Intensität eurer Gefühle. Sam hat mich vorhin fast erschlagen mit Trauer, mit Angst und mit Entsetzen. Weißt du überhaupt, wie furchtbar es für ihn war, diese Frau töten zu müssen? Ich glaube nicht, dass er es dir gesagt hat, oder täusche ich mich?"

"Nein, hat er nicht – aber ich weiß, wie hart es für ihn war. Ich bin sein Bruder!"

Blair schüttelte den Kopf.
"Natürlich weißt du, dass es ungeheuer schrecklich für ihn gewesen sein muss – aber es gibt Dinge, die darf man nicht in sich hinein fressen, selbst dann nicht, wenn man Winchester heißt und sich für einen harten Kerl hält!"

Er kam sich vor, wie ein kleiner Junge, der von seiner Mutter dabei erwischt worden ist, wie er einer Katze Blechbüchsen an den Schwanz gebunden hat.
Er biss sich auf die Unterlippe. Natürlich hatte er gewusst, wie sein Bruder gelitten hatte, Madison erschießen zu müssen, aber er hatte ebenfalls gewusst, dass Sam es ihm niemals erzählen würde, wenn er ihn drängte.
Und das sagte er Blair.

"Dean", ihre Stimme war sanft, "er ist genauso stur wie du. Du hast daran keine Schuld. Und ich weiß, dass keiner so gut nachempfinden kann, was Sam durchgemacht hat wie sein Bruder.
Aber glaubst du, deine Gefühle und dein Leid sind schwächer oder weniger intensiv? Du hast keine Ahnung, wie stark ich deine Müdigkeit und deine wachsenden Zweifel gefühlt habe, dein Entsetzen darüber, dass du Menschen töten kannst, ohne mit der Wimper zu zucken, das Gefühl, ausgebrannt zu sein und des Lebens längst nicht mehr wert, deine Angst, Sam nicht mehr beschützen zu können, wenn dieses Jahr abgelaufen ist.
Ich kann verstehen, dass du mit Sam nicht darüber redest. Für ihn bist du seit eurer Kindheit ein Held, quasi ein Übermensch, der die Monster tötet und ihn beschützt und das Entsetzen weg lacht. Aber du bist kein Übermensch, Dean, du bist nur ein Mensch und auch deine Belastbarkeit hat Grenzen und du fühlst dich allein, selbst wenn Sam bei dir ist…"

Dean versuchte, die Tränen zu unterdrücken, die salzig in seiner Kehle brannten und wischte mit der flachen Hand über das Gesicht, er presste die Lippen aufeinander und unterdrückte jeden Laut, der sich qualvoll aus seiner Brust ringen wollte. Nachdem er ein paarmal tief durchgeatmet hatte, glaubte er, sich wieder in der Gewalt zu haben und richtete sich auf.

Blair streckte ihre Hand aus und strich mit dem Daumen eine vorwitzige Träne von seiner Wange, die seinem Bestreben um Beherrschung entkommen war, und brachte damit beinahe seinen mühselig wieder errichteten Schutzwall zum Einsturz.
"Wann läuft das Jahr ab?" Die Worte schienen ihr schier im Hals stecken zu bleiben.

"In zwei Monaten", seine Stimme klang rau und beschlagen.

"Winchester, ich hätte einen Vorschlag."

"Was?"

"Hast du in deinem Leben jemals etwas anderes getan, als zu jagen?"

Dean kratzte sich nachdenklich im Nacken.
"Wenn ja, kann ich mich nicht erinnern. Aber…"

"Du musst mir nichts erklären. Ich kenne andere Jäger und weiß, wie das abläuft. Du beginnst damit, weil Menschen getötet wurden, die du liebtest und du hörst erst auf, wenn du krank, verletzt oder tot bist! Jäger gehen nicht in Rente.
Aber falls wir nichts erreichen, falls – und ich meine FALLS! – wir es wirklich nicht schaffen, dich aus der Hölle zu holen, solltest du nicht wenigstens mal erlebt haben, wie normale Leute leben, Menschen, die nicht wissen, dass das Böse überall lauert, Menschen, die nicht täglich ihr Leben für andere riskieren oder die Welt retten müssen?"
Blair sah es hinter Deans gerunzelter Stirn arbeiten und sie griff nach seinen Händen.
"Du kannst es nicht aufgeben, das weiß ich, schon, weil du nicht kampflos untergehen willst und weil du Sam nicht unvorbereitet allein lassen kannst, aber wenn ihr die nächsten Monate so weiter macht, ist Sam, wenn es soweit ist, so ausgebrannt, dass er ein leichtes Opfer ist für den ersten besten Dämon, der ihm über den Weg läuft. Deshalb solltet ihr ein paar Tage ausspannen, zumindest diesen Fall in South Bend solltet ihr jemand anderem überlassen, er ist zu aufwühlend für Sam im Moment. Er erinnert ihn zu sehr an … wie hieß sie?"

"Madison - sie hieß Madison. Es gab keine Möglichkeit, ihr zu helfen und als sie das erfuhr, wollte sie nicht mehr leben. Sie wollte kein Monster sein und ihr Wunsch war, dass Sam es tat… sie töten… ich wollte es ihm abnehmen, aber… er ließ mich nicht!"
Dean schloss die Augen in Erinnerung der Szene… er hatte nebenan gewartet, als Sam mit der mit Silberkugeln geladenen Pistole zu Madison ging. Dann zerriss der Schuss die Stille und er hätte am liebsten alles kurz und klein geschlagen, weil er sich so hilflos fühlte.

"Leute, ist ja nett, dass ihr mich drin sitzen und bezahlen lasst." Sams Stimme klang leicht eingeschnappt, als er Dean auf die Schulter tippte.

Blair war nicht unglücklich darüber, dass Sam aufgetaucht war. Dean hatte schon viel mehr von sich preisgegeben, als sie nach so kurzer Zeit hatte erwarten können und sie selber hatte genug aufzuarbeiten, bevor sie mit beiden über ihr Vergangenheit sprechen konnte und über die Zukunft, die zumindest für Dean ein einziges großes Fragezeichen zu sein schien.

* * *

Einige Stunden später - es war mittlerweile früher Nachmittag - hatte Blair die Winchesters in den winzigen Park im Zentrum des Städtchens geschleppt, der ihrer Meinung als Vorbild für einige Szenen der 'Gilmore Girls' hergehalten haben musste. Sie saß mit untergeschlagenen Beinen auf der scheußlich rosa gestrichenen Parkbank, den Laptop mit ihren Notizen und Gedanken zu ihrer privaten 'Winchester-Story' auf dem Schoß und versuchte Klarheit in das Chaos zu bringen, das momentan ihren Kopf und ihre Festplatte beherrschte. Diese Methode des Brainstormings mit sich selbst hatte sie während ihrer Zeit an der Uni für sich entdeckt.

"Wieso schließt jemand wie du einen Pakt mit dem Teufel um den Preis seiner Seele, um jemanden von den Toten zurück zu holen – selbst wenn es sich um den eigenen Bruder handelt? Gerade du weißt genau, was tot ist, sollte tot bleiben!"

Dean kaute auf seiner Unterlippe, während er nachdachte, eine Gewohnheit, die Blair schon öfter bei ihm registriert hatte und sein Blick ging prüfend zu Sam, der neben ihm saß und so tat, als höre er überhaupt nicht zu.
"Es ist mein Job, auf Sam aufzupassen und dazu gehört, ihn nicht einfach sterben zu lassen."
Die Antwort schien lapidar, aber der Klang seiner Stimme machte deutlich, dass dieser 'Job' in seinem Leben absolute Priorität hatte.

Es war glasklar, warum er anlässlich Sams Tod nur eine Möglichkeit gesehen hatte und auch bereit war, den Preis dafür zu zahlen: er sah sich als Beschützer von Sam, als sein Schutzwall gegen den Rest der Welt und das schien für ihn der einzige Lebenszweck zu sein.
"Wieso ist es dein Job, Winchester? Ich verstehe das nicht. Du bist sein Bruder, nicht sein Bodyguard, oder?" Blair tippte seine Worte in den Computer, während sie nachhakte.

"Ich habe Sam aus dem brennenden Haus getragen, in dem unsere Mutter gestorben ist. Seit damals passe ich auf ihn auf… "

Sam setzte sein Besserwisser-Gesicht auf.
"Im Moment passe eher ich auf dich auf, oder, Kamikaze?"

"Bitch."

"Jerk!"
Blair grinste, denn Sams Ton wirkte tatsächlich bitchy, genau wie sein beleidigter Gesichtsausdruck.
"Jedenfalls war es falsch, diesen Deal einzugehen. Ich war tot. Basta. Ich bin zwar jetzt und hier aus offensichtlichem Grund dankbar, DASS ich lebe, aber ich fühle mich schuldig - ein Gefühl, das Dean nur zu gut kennt, oder, Alter?"
Sam sah seinen Bruder vorwurfsvoll an. Der schaute auf seine staubigen Schuhe und grummelte vor sich hin.

"Was meinst du damit, Sam?" Blair fixierte den jüngeren Winchester neugierig.

"Dad hat den gleichen Deal für Dean geschlossen, als der nach unserem Autounfall vor über einem Jahr so gut wie tot war. Deans Leben für seins – ohne Aufschub. Und nun frag Dean, wie er sich gefühlt hat, als wir es heraus fanden! Geborgte Zeit, ein geliehenes Leben, weil er auch schon vorher einmal fast tot war und jemand anderes als Preis für sein Leben sterben musste. Dabei hatte er niemals darum gebeten! Also musste er nur eins tun: LEBEN!"
Sam machte seinem Herzen Luft. "Und jetzt muss ich mich mit dem Gedanken abfinden, dass er in die Hölle geht, weil ich zu dumm war, mir den Rücken freizuhalten!"
Sams Stimme war immer lauter und erregter geworden, je mehr er erklärte. Er war wütend, aber viel mehr auf den Fakt des Deals und das scheinbar unabwendbare Ende seines Bruders, als auf Dean selbst.

"…und du bist sauer auf Dean, weil…?"

Alle Farbe schien aus Sams Gesicht zu schwinden.
"Ich bin nicht sauer auf Dean, nicht mehr. Ich weiß mittlerweile, was er empfunden hat, als ich gestorben bin und warum er auf diesen Deal eingegangen ist." Sein Blick traf Deans und das Einverständnis zwischen ihnen schien fast greifbar, als beide an ihre letzte Begegnung mit dem Trickster dachten.

Was blieb jetzt zu tun? Sollten sie den Deal hinnehmen, die Zeit ablaufen lassen und akzeptieren, dass Deans Ende wie eine finstere Wolkenwand am Horizont immer größer wurde?
"Welche Lösungsmöglichkeiten habt ihr bisher gefunden?"

"Keine. Sam stirbt, wenn wir es versuchen!" Deans Tonfall hatte etwas Endgültiges.

Leute gingen vorüber, scherzten, lachten, stritten, unterhielten sich, ahnungslos bezüglich des Schicksals dieses Brüderpaares, das täglich seinen Kopf für sie und andere Normalbürger hinhielten.
Blair starrte blicklos auf die vorbeiflanierenden Passanten, überlegte, wo das Schlupfloch zu finden sein könnte, wo ein Hintertürchen existieren konnte. Minutenlang schwiegen sie, jeder verstrickt in die eigenen Gedanken, dann nahm Blair den Faden wieder auf.
"Ok, wie genau lautete der Deal?"

"Der Crossroad Demon bringt Sam zurück – dafür kriegt sie – oder er – genau ein Jahr später meinen Arsch." Dean zuckte mit den Schultern. Das wusste sie doch mittlerweile!

"Winchester, ich meinte den genauen Wortlaut. Möglicherweise liegt darin die Lösung verborgen." Geduldig erklärte Blair ihre Beweggründe.

Dean seufzte schicksalsergeben und rief sich die Begegnung mit der Dämonin möglichst genau in Erinnerung.
"Sie holt Sam zurück, und sie gibt mir noch ein Jahr zu leben - nicht mehr. Wenn ich versuche, mich irgendwie aus dem Deal herauszuwinden, ist Sam auf der Stelle tot."

Die Lösung konnte doch nicht so einfach sein, oder?
"Hat sie wirklich gesagt, wenn DU versuchst…?"

"Verdammt, ich werde wohl wissen, was sie gesagt hat!" Dean wurde langsam sauer. Das Ganze ging ihm auf die Nerven. Wahrscheinlich sollte er einfach verschwinden und sich schon mal einen Grabstein aussuchen, bevor diese Frau ihm noch das letzte Bisschen seiner Zeit raubte.

"Was ist denn, wenn jemand anderes eine Möglichkeit fände, den Handel aufzulösen? Dann dürfte Sam nichts passieren, oder? Es ist nur für dich unmöglich, dich selbst aus dem Deal zu befreien!"

Sam war bei ihren Worten auf den äußersten Rand der Bank vorgerutscht und schien vor Spannung kaum noch stillsitzen zu können, während Dean scheinbar vollkommen ungerührt blieb. Blair war neugierig – sie schob ihr Knie ein wenig in Deans Richtung, bis es seins berührte und fühlte einen Gefühlsorkan – Hoffnung und Angst kämpfen um die Oberhand, darüber schien ein Mantel aus Eis zu liegen, der ihn lässig bis zur Langeweile wirken ließ!
Dieser Mann war ein Enigma auf Beinen! Sie musste schon ganz genau hinsehen, um die Zeichen seines inneren Aufruhrs zu erkennen – er hatte die Hände verschränkt, um sie ruhig zu halten, er kaute auf der Unterlippe, einige winzige Schweißperlen zierten seine Stirn und sein Blick schien komplett leer zu sein… bis er plötzlich entschieden zu haben schien, den Panzer ein wenig zu öffnen und sie die Hoffnung in seinem Blick aufkeimen sah.

"Das bedeutet, wir müssen einen Zauber oder einen Bann finden, stärker als der Deal oder der Dämon, der ihn hält, richtig? Wo ist der Crossroad Demon jetzt?"

"Tot." Sams Stimme war kalt und gleichzeitig unsicher. Hatte er womöglich alles noch schlimmer oder gar unmöglich gemacht, als er in seinem Zorn die Dämonin mit dem Colt erschossen hatte?
Er erzählte Blair, wie er zur bewussten Kreuzung gefahren und den Crossroad Demon bedrängt hatte, Dean aus dem Deal zu entlassen. Als sie ihm höhnisch erklärt hatte, er sei ohne Dean viel besser dran, und er/sie sei nur ein kleiner 'Verkäufer' und ein viel mächtigerer Dämon hielte den Vertrag, hatte er die Beherrschung verloren und ihr in die Stirn geschossen. Punkt.

"Hm, keine Ahnung, welche Auswirkung das auf den Deal hat. Jedenfalls müssen wir rauskriegen, wer der große unbekannte Finsterling im Hintergrund ist, bevor wir nach einer Lösung suchen können."
Blair stützte das Kinn auf eine Hand und ging die wenigen Möglichkeiten im Geiste durch.
"Jungs, ich bin mir nicht sicher, wie ich euch helfen kann und ob meine Möglichkeiten dazu überhaupt ausreichen, aber ich kenne jemanden in Providence, der viel mehr weiß als ich und zudem gute Kontakte hat, auch jenseits unserer Welt." Blair fuhr sich mit gespreizten Fingern durch das strubbelkurze Haar.

"Wen?" Deans Frage kam kurz und knapp.

"Meine Mom…"

...
 
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Sie hatten reichlich und preisgünstig gegessen und entschieden, den Abend in der Bar direkt neben dem Motel zu verbringen. Bar war vielleicht zu viel gesagt – es war nach Blairs Verständnis einfach eine Kneipe, aber es gab einen unerwartet gepflegten Billard-Tisch und das Bier war nicht übel.
Sam war am Ecktisch mit dem Computer beschäftigt, wieder mal auf der Internet-Jagd, während Dean und Blair den Pooltisch inspizierten.
Er strich, den grünen Belag prüfend, über den Tisch und begutachtete die Queues.
"Rotschopf, wie wäre es mit einer Partie?"

Sie überlegte nicht lange. "Klar, zwei von drei, okay? Was setzt du ein?"

Dean grinste sie frech an. "Wenn du gewinnst, darfst du die Nacht mit mir verbringen?"

"Ach komm, Winchester, es sollte schon ein Ansporn für mich sein, dich wegzuputzen, oder?" Arrogant hob Blair das Kinn und amüsierte sich köstlich, als ihrem Gegenüber das dreiste Lächeln verging.
Ihr Gegenvorschlag verschlug ihm für einen Moment die Sprache.
"Wie wär's mit einem Tag am Steuer des Impala?"
Sie hatten verabredet, am nächsten Morgen nach dem Frühstück in Richtung Providence aufzubrechen, mit beiden Autos, immerhin ein Trip von 1300 Meilen.
Dean rang sichtlich mit sich – aber er kannte seine Qualitäten am Pool-Tisch, also willigte er ein.
"Und wer fährt dann den Stingray?" lauerte er.

"Den kann Sam fahren."

"Ok, aber dann ist dieser Einsatz gegenseitig. Wenn ich gewinne - was übrigens absolut sicher ist – fahre ich einen Tag lang dein rotes Baby!"

"Deal." Blair schlug ein.
Während Dean Getränke für sie drei besorgte, schlenderte sie zu Sam hinüber, um ihm über die Schulter zu sehen. Er sah sie skeptisch von der Seite an.

"Dean spielt verdammt gut. Ich hoffe, du bist nicht eigen mit deinem Auto."

"Sweetie, ich bin auch gut, glaub mir. ER wird in den sauren Apfel beißen und den Tag als Beifahrer verbringen. Ich wünsche dir schon mal viel Spaß mit meinem Süßen!" Blair lachte übermütig und knuffte Sam leicht in die Seite. Der grinste bei dem Gedanken, dass Dean möglicherweise den Kürzeren ziehen würde und ausgerechnet gegen eine Frau, mit der er normalerweise andere Spielchen spielen würde. Aber unterschreiben würde er das noch nicht – immerhin hatte sein Bruder schon häufig die Reisekasse mit seinen Gewinnen aus Pool-Spielen aufgebessert. Darin war er ebenso gut wie im Pokern.

Dean lehnte lässig am Pool-Tisch und kreidete sein Queue. In den verwaschenen Jeans und dem grauen, engsitzenden Shirt sah er so appetitlich aus, dass Blair fast schon bereute, seinen ersten Einsatz nicht angenommen zu haben.
"Kopf oder Zahl?" Dean gewann das Recht des Anstoßes, entschied sich für die Vollen und schnell rollten die ersten drei Kugeln nacheinander ohne Umwege in die Seitentaschen und die vordere Ecke. Blair reckte sich ein wenig, bis ihr Shirt über dem Saum der engen Jeans einen schmalen leicht gebräunten Streifen Haut freigab und gähnte anzüglich.

Verdammt! Die Vierte ging meilenweit daneben! Okay, das konnte passieren. Mal sehen, was die Rothaarige zu bieten hatte.

Sie lehnte sich vor und nahm ihre erste Kugel ins Visier – und versenkte sie in der hinteren Ecke. Sie hätte auch auf dem Mond landen können - Deans Blick hatte anderes ins Auge gefasst. Ihr Shirt war noch ein wenig mehr hochgerutscht beim Vorbeugen mit dem Queue und ihr sexy rausgestreckter Po war die pure Versuchung! Er schlenderte unauffällig um den Tisch herum, bis er so dicht neben ihr stand, dass er ihre Körperwärme fühlen konnte und beugte sich vor, um ihr sanft ins Ohr zu hauchen. Den Trick hatte er immer schon mal anwenden wollen, seit er ihn in 'Robin Hood' bei Kevin Costner gesehen hatte. Allerdings schien sein Timing nicht zu stimmen – sie versenkte die rote Kugel ohne Probleme und grinste ihn zufrieden an.

Blair freute sich wie ein Schneekönig, dass Deans Ablenkungsversuch misslungen war – Gottseidank hatte er keine Ahnung, dass sie verdammt viel Mühe hatte, sich zu konzentrieren. Der Hauch eines leichten, sportlichen After Shaves umwehte ihn, vermischt mit seinem ureigenen Dean-Duft und sein warmer Atem streifte ihren Nacken und verursachte ihr eine leichte Gänsehaut.
Nein, den Gefallen würde sie ihm nicht tun, sie würde NICHT sein nächstes Opfer werden und ihn mit großen Kuhaugen bewundernd anhimmeln… nein… nein! Sie seufzte leise.

"Huhh… was ist? Weißt du nicht, welche als nächste? Ich würde…"

"…die Sieben spielen, richtig?"

Wenn er ehrlich war – die wäre die letzte gewesen, die er jetzt gespielt hätte, über die schwarze Acht hinweg über die Bande… Gut, dann war er wenigstens gleich wieder dran.
Lässig schob er die Fäuste in die Taschen und lächelte zufrieden.

Eine Stunde später war er um eine wichtige Erfahrung reicher: nicht alle Frauen ließen sich von ihm manipulieren und einige spielten besser Pool als er… Und morgen würde Blair den Impala fahren! Son of a bitch!

Und wann war er zum letzten Mal derart abgeblitzt? Na gut, jetzt, wo sein Verstand wieder die Oberhand hatte, war ihm klar, dass es ungeheurer Nonsens gewesen wäre, mit ihr zu schlafen. Sie war weder sein Typ, noch reizte sie ihn, außerdem ….
Ihm fielen keine Argumente ein und wenn er sie so ansah, zogen auch die wenigen nicht, die er sich eben ausgedacht hatte und… was machte sie überhaupt da mit Sam?
Er nahm einen Schluck Bier und versuchte, sich ein Bild zu machen, was da zwischen den beiden lief.
Sam hatte ihr irgendwas erzählt und sie lachte… lachte sie tatsächlich über Sams Worte? Wann hatte sein kleiner Bruder gelernt, wie man Frauen zum Lachen brachte?
Dean konnte es nicht glauben.
Er hörte genauer hin. Sie unterhielten sich über das Leben an der Uni im Allgemeinen, und Erlebnisse mit verrückten Studienkameraden im Speziellen, was ihn darauf brachte, dass er über sie überhaupt nichts wusste, außer, dass sie vermutlich seine Gedanken lesen konnte!

"Studierst du, Blair?" mischte er sich eher lahm in die lebhafte Unterhaltung.

"Hab ich, ja."

"Und wieso hast du aufgehört?" Sicher nicht, weil ein dummer Bruder sie von der Uni weg geholt hatte, um mit ihr auf Dämonen-Jagd zu gehen.

"Blair ist fertig mit dem Studium, Dean", warf Sam ein wie ein stolzer Bruder… allerdings ihrer.

"Ich bin Ärztin für Allgemeinmedizin, hab aber im Moment keine eigene Praxis, sondern helfe meiner Mom aus, wann immer ich Zeit habe", erklärte Blair. "Sie ist Hebamme und Heilerin und ich kann noch viel von ihr lernen. Dafür helfe ich ihr, wenn mal ein Patient kommt, der keine körperlichen Probleme hat, sondern Hilfe der anderen Art braucht."

Neugierig geworden, fragte Dean "Andere Hilfe? Was meinst du damit?"

"Ich hab ein paar Semester klinische Psychologie studiert, ursprünglich, um meine eigene Gabe auszuloten und mir einige Erklärungen dazu einzuholen, später, weil es mich interessierte, wie Menschen ticken."
Dean lehnte sich zurück und beschloss, kein Wort mehr zu sagen. Das wurde immer schlimmer und schlimmer! Sie war nicht nur Medium, sondern Psycho-Tante und das erklärte auch, wieso sie ihn so entsetzlich schnell durchschaut hatte! Klar, das so eine Intellektuelle eher auf Sam flog. Sollte der doch mit ihr glücklich werden. Er setzte sein Bierglas an und leerte es auf ex, nur um dann quasi die Flucht vom Tisch in Richtung Tresen zu ergreifen. Intelligenzbestien blieben besser unter sich…

Der ältere Winchester fühlte sich ziemlich mies. Von seinem Standpunkt aus, also hier vom Tresen, machten Blair und Sam den Eindruck, als ob sie sich blendend verstünden. Na gut. Sollten sie.
Er nahm noch einen Schluck Bier, drehte dem 'Pärchen' den Rücken zu und bestellte sich einen Whiskey dazu. Das Glas mit zwischen den Fingern drehend, starrte er in die klare goldene Flüssigkeit und versuchte, nicht daran zu denken, dass dieser süße rote Teufel möglicherweise an Sam interessiert war. Sicher, das war zu erwarten. Was hatte er ihr schon zu bieten – Frühstück im Impala, Mittagessen mit einem Todesomen, Dinner mit einem Vampir und als Nachtisch ein Häppchen Shapeshifter…
Er hatte nichts und er war nichts. Sam dagegen hatte zumindest eine Zukunft und ein Leben, was er von sich nicht behaupten konnte.
Er konnte nicht widerstehen und warf einen Blick in den Spiegel über dem Tresen. Blair und Sam hatten mittlerweile eine Partie Pool begonnen und sie schienen sich köstlich zu amüsieren.

"Hey, du bist neu hier, oder?" Eine helle Stimme holte ihn von seinem Selbstmitleidstrip und er riskierte einen Blick. Hm, nicht übel, blond, vollbusig, große Augen… voll sein Typ… eigentlich.

"Yeah – und auch gleich wieder weg." Er prostete ihr zu, kippte den Whiskey in einem Zug hinunter und stiefelte zur Vordertür raus.

* * *

"Hattest du nie Kopfschmerzen, wenn die Visionen einsetzten?" Sam konnte es kaum glauben.

"Nein, nie, aber wenn mir die Menschen, deren Gefühle mich erreichen, zu nahe kommen oder ich mit zu sehr hineinziehen lasse, ist mir hinterher manchmal übel und meistens fühle ich mich mehr oder weniger ausgepumpt. Ich habe das unglaubliche Glück, dass meine Mutter mir immer beigestanden hat, mir erklären konnte, was mit mir geschah, auch wenn ich es einige Zeit lang versuchte, zu verdrängen. Visionen und Empathie kommen in meiner Familie seit vielen Generationen immer wieder vor, sind aber unterschiedlich stark ausgeprägt. Du hattest niemanden, der dir mit deiner Gabe helfen konnte, oder?"

Sam stützte sich auf seinen Queue und starrte zurück denkend auf die verbliebene schwarze Kugel in der Mitte des Billardtisches. "Nein, ich hab mich durchs Internet gewühlt auf der Suche nach Hinweisen, ob es andere wie mich gibt, wie ich damit umgehen könnte und vor allem, wie ich diese Gabe, die ich eher als Fluch empfand, nutzen könnte. Dean hat versucht, für mich da zu sein, aber ihm war das Ganze zu Anfang total unheimlich. Wäre ich nicht sein Bruder, wäre ich für ihn nur ein weiterer dieser Psycho-Freaks gewesen."

"Tja, den Platz nehme ich dann jetzt wohl ein." Blair kaute auf ihrer Unterlippe, während sie ihr Queue kreidete – eine unbewusste Nachahmung Deans, wie sie für sich analysierte – und versenkte die schwarze Acht ansatzlos in der Seitentasche.

"Wo ist dein Bruder überhaupt?" Sie stellte den Queue in die dafür vorgesehene Wandhalterung und sah sich suchend um.

"Ich glaube, er ist schon gegangen, hab ihn vorhin am Tresen mit einer Blondine gesehen," meinte Sam und hätte sich im selben Augenblick auf die Zunge beißen können.
Immerhin hatte ihn Blair in der letzten Stunde auffallend über Dean ausgefragt, und er hatte sie ausgiebig mit Anekdoten versorgt. Sie hatte herzlich gelacht über Deans 'Geständnis' bei der Polizei von Baltimore, als sie wegen Doppelmordes festgenommen worden waren.
"Mein Name ist Dean Winchester, ich bin Wassermann, liebe lange Spaziergängen am Strand und verspielte Frauen…"
Sie mochte Dean und war mehr als interessiert, und sein Bruder war so ein Idiot! Nur, weil sie ihm nicht bei der ersten Gelegenheit in die Arme fiel, musste er sich anderweitig amüsieren und seine Chancen verspielen…

"Meinst du diese Blondine, Sam?" riss ihn Blairs Stimme aus seinen Gedanken.

Jung, blond, vollbusig – genau Deans Beuteschema - saß allein am Tresen und schaute gelangweilt in ein Longdrink-Glas.
Die rechte Augenbraue verblüfft hochgezogen, nickte Sam. "Yeah, das ist sie. Muss mich wohl getäuscht haben…"

* * *
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

So, hat zwar ein bisschen länger gedauert, bis ich zu einem Kommentar gekommen bin, aber jetzt ist es immerhin soweit. Schließlich sind ja jetzt erst mal Semesterferien, sodass ich mal wieder Zeit für ein Feedback gefunden habe.

Natürlich ist es nicht schlimm, wenn in deiner Story das Hauptaugenmerk eher auf dem Persönlichen als auf dem Übernatürlichen liegt - die beiden Brüder sind dafür ja auch interessant genug und mit Blair gibt es ja auch einige interessante Momente. Da kann man schon mal auf übernatürliche Erscheinungen verzichten ;)
Hoffe mal, es geht schnell weiter^^
 
AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]

Merci für das Feedback, Elenia! *hugs*


* * *


Dean saß vor dem Fenster im Motel-Zimmer, die Füße auf der Fensterbank abgestützt, und kippelte gereizt auf den Hinterbeinen des alten, abgenutzten Stuhls, der prostierend quietschte. Die Leuchtreklame des Motels draußen auf dem Parkplatz flackerte unregelmäßig und erhellte das Zimmer mit geisterhaftem Licht.
Er versuchte zu verstehen, was mit ihm passierte. Er hatte in den letzten 24 Stunden mehr über sich und seine beschissenen Zukunftsaussichten nachgedacht, als in den letzten acht Monaten zusammen.
Es war so einfach gewesen. Verdränge, lüge, fantasiere und … töte deine Feinde und
alles ist gut. Du kriegst nur, was du verdienst, denn immerhin bist du eigentlich schon lange tot und lebst von geborgter Zeit. Ein geliehenes Leben, nur sinnvoll, wenn du es nutzt, um deinem Bruder zu helfen – wie schon immer.

"Ich bin so müde… aber ich sehe das Licht am Ende des Tunnels", waren seine Worte zu Sam kürzlich gewesen.
"Dean… das ist das Höllenfeuer!" hatte der geantwortet, entsetzt über soviel Fatalismus.

Er wusste, was ihm blühte – ein Dasein in der Hölle, Jahrhunderte der Qual, Verlust seiner Menschlichkeit und wahrscheinlich würde er zu dem werden, was er sein Leben lang bekämpft hatte. Vielleicht würde Sam ihn eines Tages töten müssen, wie so viele andere Dämonen zuvor…
Er schloss die Augen, um dem gelblichen, diffusen Flackern zu entkommen. Tiefblaue, kluge Augen tauchten in seinem Geist auf, herzförmige Lippen teilten ihm eine tonlose Nachricht mit und er wusste, dass er etwas tun musste. Er gönnte Sam von Herzen Glück – aber nicht mit ihr. Sie gehörte zu ihm. Keine Ahnung, woher er es wusste, keine Ahnung, ob sie überhaupt auch nur das leiseste Interesse hatte und wahrhaftig keine Ahnung, wie er an sie heran kommen sollte. Sein Verstand versuchte ihn zu überzeugen, dass sie in einer anderen Liga spielte...

Leises Stimmengemurmel auf der überdachten Veranda des Motels trieb ihn ans Fenster und er schob den dünnen Vorhang ein wenig zur Seite. Blair und Sam standen vor ihrer Zimmertür, unterhielten sich leise, Blair streckte sich und Sam beugte sich zu ihr hinunter… um sie zu küssen!
Deans Hand zerknüllte den Vorhang, den er noch immer zur Seite gehalten hatte und es kostete ihn alle Selbstbeherrschung, nicht hinaus zu stürmen und die beiden auseinander zu reißen.
Schroff wandte er sich ab und ging ins Bad. Er wollte nicht sehen, ob Sam mit zu ihr ging.

Vor Blairs Zimmertür verabschiedeten sich Blair und Sam von einander. Der große junge Mann schien den Platz des Bruders ausfüllen zu können, den sie nie hatte und angesichts dieser Erkenntnis – und weil er einfach ein zu süßer großer Junge war – stellte sie sich auf die Zehen und spitzte die Lippen zu einem Gutenachtkuss, ein Angebot, dass Sam gern annahm. Er drückte sie zum Abschied, dass ihr fast die Luft wegblieb.

Einen Gutenachtkuss von Dean hätte sie durchaus vorgezogen – aber der hatte es ja eilig gehabt, sich heimlich, still und leise zu verdrücken. Schade, dass er so schnell aufgab.
Einen Moment, nachdem Sam im Zimmer verschwunden war, wurde die Tür wieder aufgerissen, Dean kam heraus gewirbelt, warf die Tür hinter sich ins Schloss und baute sich vor ihr auf.

"Was hast du mit Sam vor?" Sein Ton war gereizt und herrisch und nach einem Moment der Verblüffung setzte sie schon zu einer ebenso heftigen Antwort an, als urplötzlich alles Aggressive von ihm abzufallen schien.
"Sorry…" murmelte er und machte testweise einen Schritt auf sie zu, und noch einen, als sie nicht zurück wich.
Seine Hand legte sich um ihren Nacken, zog sie an ihn heran und seine Lippen legten sich sanft und warm auf ihre. Erst vorsichtig tastend, dann immer mutiger ergriff er Besitz von ihrem Mund, mit der Zungenspitze tupfte er zarte Linien auf ihre Lippen, knabberte an ihrer vollen Unterlippe und erkundete hungrig ihren Mund, der süßer schmeckte, als alles, was er bisher kannte.
Seine Arme schlossen sich um ihren Körper, der sich so gut an seinem anfühlte und sein Entzücken darüber, dass sie ihm nicht auswich, sondern entgegen kam, kannte keine Grenzen. Sie schnurrte wie eine Katze, der man den Bauch kraulte und das machte ihn total an, trieb ihn an den Rand der Selbstbeherrschung. Widerwillig hielt er sie ein wenig auf Distanz und schaute sie an, angespannt, was er entdecken würde, mit der Befürchtung, doch auf Ablehnung und Verachtung zu stoßen.
Überraschung! Ihre Augen flimmerten, ihre Lippen glänzten rot vom leidenschaftlichen Kuss und ihr Gesicht war weich. Ihr laszives Lächeln ließ sein Inneres heiß aufglühen.
"War's das schon, Winchester?"

Mit einem leisen zufriedenen Lachen legte er die Hand unter ihr Kinn und drückte noch einen zarten Kuss auf ihren wundgeküssten Mund.

"…für heute…" flüsterte er, bevor er sich umdrehte und in seinem Zimmer verschwand.

Die Tür schloss sich auch hinter ihr und sie lehnte sich von innen dagegen, schloss die Augen und betastete ihre heißen Lippen mit dem Zeigefinger. Er küsste so gut, wie sie erwartet hatte – und er hatte sie nicht aufgegeben. Ihr Herz schien zu hüpfen – vielleicht hatte ihre Mutter doch Recht gehabt?


"Dude, das hättest du aber fast vergeigt", frotzelte Sam, als Dean mit siegessicherem Grinsen wieder ins Zimmer kam.

"Was weißt du schon, College-Boy", kam es ziemlich zickig vom Älteren auf dem Weg ins Bad.

"Mehr als du denkst, oder glaubst du, du bist unsichtbar?" Sam wartete auf die Reaktion, die prompt kam.
Dean schoss wieder aus dem Bad und sah ihn betont unschuldig an.
"Wieso … unsichtbar?" tat er ahnungslos.

"Du hast uns am Fenster beobachtet, oder etwa nicht?" Sam begann, vergnügt zu pfeifen.

"Bitch!"

"Jerk!"

Mit einem zufriedenen Lächeln verschwand Dean endgültig im Bad. Klar, dass Sam ihn bemerkt hatte! Schließlich hatte er vom Besten gelernt!

* * *

Sie trafen sich am Morgen im Motel-Restaurant, um die Route nochmal durchzusprechen. Sie wollten zwar die meiste Zeit hintereinander fahren, aber auf ihrem Weg durch kleinere Städte konnten sie auch getrennt werden.
Sie starteten mit zwei Thermokannen voll Kaffee und der Hoffnung, die Flaschen gegen Mittag während einer Pause irgendwo nachfüllen zu können.

Zähneknirschend, wenn auch aus naheliegenden Gründen nicht mehr ganz so angefressen wie noch am Abend zuvor drückte Dean Blair die Schlüssel zu seinem geliebten Baby in die Hand und sie machte es sich hinter dem Steuer bequem. Für einen Sekundenbruchteil durchfuhr sie ein Funke des Mitleids für Dean – immerhin liebte er dieses Auto scheinbar mehr als seinen Bruder! Der fuhr gerade mit einem übermütigen Winken und durchdrehenden Reifen vom Parkplatz, während Blair erst noch ausgiebig in ihrem Rucksack wühlte und dann triumphierend eine handbeschriftete Cassette heraus zog.
"Hab ich ein Glück, dass ich noch eine Cassette in der Tasche habe, im 'Ray hab ich nur CDs!"
Sie schob den Tonträger in das schon leicht antiquierte Tapedeck und startete die Musik.

Hämmernder Techno-Sound ließ Dean wie von der Tarantel gestochen hochschrecken. Er starrte Blair an wie ein Alien. Das konnte doch nicht ihr Ernst sein! Seine Hand zuckte zum Tapedeck, aber kurz bevor er den AUS-Knopf erreichte, schlug Blair ihm auf die Finger.
"Ich fahre – ich suche die Musik aus. Klar, Winchester?"

Er schloss schicksalsergeben die Augen und fragte sich, wie er diesen Tag überleben sollte! Sie schlug ihn mit seinen eigenen Hausregeln! Vielleicht sollte er aussteigen und per Anhalter ihr und Sam hinterher reisen? Aber das hieße, ihr sein Baby, sein Zuhause, auszuliefern. Dammit!

"Okay, dann wollen wir mal." Blair legte den 1. Gang ein, fuhr mit einem kleinen Hopser an und bog auf die Fernstraße ein.
Unter dem Dröhnen des Techno-Beats rollte der Chevy Impala gemächlich die Straße entlang.

"Hey, der Wagen hat noch mehr Gänge", nörgelte Dean.

"Immer mit der Ruhe, Winchester." Blair schaltete hoch, das heißt – sie versuchte es, traf aber den Gang nicht und das Getriebe kreischte protestierend, bis sie endlich einkuppelte. Dean kamen fast die Tränen, und er hielt sich gequält die Ohren zu. Nachdem sie es endlich geschafft hatte, hochzuschalten, juckelte sie minutenlang geruhsam vor sich hin und Dean wurde langsam zappelig. WANN würde sie endlich Gas geben? In diesem Moment wurden sie von einem uralten, babyblauen VW-Käfer überholt, einem Relikt aus den frühen Siebzigern, wie ihm schien und er biss sich auf die Lippe, um die Ruhe zu bewahren, eine schwierige, wenn nicht gar unmögliche Angelegenheit für einen Winchester!
"Rotschopf, wenn du so weiter fährst, ist deine Mutter in Rente, bis wir bei ihr sind", meckerte er bissig.

"Was hast du gesagt? Die Musik ist so laut!" brüllte Blair und klopfte demonstrativ die Beats auf dem Lenkrad mit.

Deans Hand zuckte mit der Geschwindigkeit einer Klapperschlange zum Radio und schaltete die Musik aus, ehe sie reagieren konnte. Innerlich war sie glücklich über die plötzliche Stille, diese sogenannte Musik hatte ihr mittlerweile beinahe Übelkeit verursacht, äußerlich – langte sie zum Radio und schaltete es mit einem Seitenblick zu diesem Ausbund an Geduld auf dem Beifahrersitz wieder ein.
Sie fragte sich, wie lange er noch zusehen würde, wie sie sein Liebstes misshandelte. Sie hatte es sich lustig vorgestellt, ihn mal ein bisschen zu ärgern, zu stochern und seine Grenzen auszutesten, aber mittlerweile tat es ihr selber weh!

"Mal ehrlich, mit meiner 'Ray kann dieser alter Panzer aber nicht mithalten!" setzte sie zur nächsten Attacke auf sein Nervenkostüm an.

"Woher willst du das wissen? Du hast ja noch nicht mal das Gaspedal gefunden!" brüllte Dean gereizt zurück. Er hatte das Gefühl, gleich aus der Haut zu fahren, als sie anfing, sich lang und breit über die wunderschöne Landschaft auszulassen und um auch alles richtig sehen und bewundern zu können, schlich sie NOCH langsamer! Wie war das möglich? Er hatte nicht mal gewusst, dass sein Wagen so langsam fahren konnte!
Es reichte! Er schaltete die Cassette aus und zischte "Fahr sofort rechts ran – JETZT!"

Er wartete kaum, bis der Wagen stand, sprang heraus, hetzte drum herum, riss die Fahrertür auf und zerrte sie unsanft heraus. Verdammt, das hatte sie sich selbst zuzuschreiben! Wieso musste sie es immer übertreiben? Kein Wunder, dass er ….

…sie mit dem Rücken an das große Auto drängte und sie stürmisch küsste! WOW! Wo…? Wie…? Wer war sie nochmal??? Ihre Knie wurden weich und sie war froh, dass er sie mit seinem Körper an den Wagen gepresst hielt… mit diesem harten, kräftigen Körper, der sie ganz kribbelig machte. Sie schickte ihre Hände auf Wanderschaft, unter seine Jacke, unter das Shirt, über glatte, straffe Haut, die festen Muskelstränge nachzeichnend, Wirbel für Wirbel das Rückgrat hinauf. Ihre Finger verursachten ihm eine Gänsehaut, die sie an seinem heißen Mund lächeln ließ.
Mein Gott, wie sehr sie diesen Mann wollte!
Als er sich von ihr löste, fühlte sie ihn vor unterdrückter Erregung zittern. Er bebte ebenso, wie sie, als er sein Kinn auf ihren Scheitel legte und tief durchatmete, mühsam versuchte, seinen Puls wieder auf ein normales Level zu bringen.

"Du machst mich wahnsinnig, Rotschopf." Seine Stimme klang heiser.

"Ist das gut oder schlecht, Winchester?" erklang ihre Stimme ein wenig dumpf an seiner Brust.
Er trat einen Schritt zurück und gluckste leise wie ein kleiner Junge.

"Mädchen, du stellst ganz schön blöde Fragen. Wie lange hast du nochmal studiert? AUTSCH!!!"

Der Pferdekuss hatte gesessen und während er sich grinsend den Oberarm rieb, stieg sie laut lachend in den Impala – selbstverständlich auf der Fahrerseite…
Sie kramte noch im Rucksack, als Dean sich wieder auf den Beifahrersitz fallen ließ und schob dann mit dramatischem Blick eine andere Cassette ins Tapedeck. Als er tiefes, volles Glockengeläut hörte, breitete sich ein überraschtes, aber begeistertes Lächeln auf seinem Gesicht aus.
"Hells Bells?" Er schüttelte ungläubig den Kopf.

"Naja, ich dachte, das hast du dir verdient. Außerdem ist mir schon ganz schlecht von diesem Techno-Scheiß." Blair lachte Tränen über sein glückliches Gesicht.

Er fand ihr fröhliches Lachen wunderschön, mit diesen niedlichen Sommersprossen und dem roten Igelschopf - und dieser tollen Musik - er hätte sie gleich wieder küssen mögen!
Diesmal schaltete sie im Rekordtempo hoch, beschleunigte den schwarzglänzenden Wagen bis an die Schmerzgrenze und als Dean sich entspannt zurücklehnte, grinste sie zufrieden. Endlich durfte sie dieses heiße Teil ausfahren.

...
 
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Schöner neuer Teil, da hab ich auch gleich gaaar nix mehr dagegen, wenn es eher um die persönliche Geschichte der Winchesters geht, als um das Übernatürliche ;)
Ich finde nämlich, dass du die Situation zwischen Dean und Blair wirklich ansprechend beschreibst. Man könnte fast meinen, das Knistern zwischen den beiden zu spüren^^ Von daher: Weiter so und her mit der nächsten Fortsetzung :)
 
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Heißen Dank, Elenia! Ich liiiiebe Feedback - zumal gutes *gg*


* * *


Sam hatte ein Hinweisschild auf den nächsten Tank-Stop entdeckt, nur noch eine Meile entfernt und piepte Dean umgehend an.
"Alles klar, Rotschopf, dort bekommen wir bestimmt Kaffee und tanken können wir auch."

Sie fuhren auf den staubigen Platz vor der Tanksäule, wo Sam sie schon freudestrahlend erwartete.
"Alter, das ist ein nettes Spielzeug! Schnurrt wie ein Kätzchen, wenn man ordentlich Gas gibt", erzählte er begeistert. "Ich glaube, er ist auch schneller als der Impala."

"Verräter!" beschimpfte Dean ihn mit finsterem Blick und kniff den Bruder kräftig in die Seite.

"Wenn ich gleich wieder fahre, können wir ja ausprobieren, wer schneller ist!"

"Vergiss es, Großer. Ich fahre den ganzen Tag, Wettschulden sind Ehrenschulden, vergessen? Stehen die Winchesters nicht zu ihrem Wort?" provozierte Blair den älteren der Brüder, während sie den Wagen volltankte. Er zuckte nur mit den Schultern – einen Versuch war es wert gewesen…
Sie legte noch ein paar Packungen Kekse und drei große, rote Äpfel neben die Kasse, an der Dean die Tankrechnung beglich – mit einer Kreditkarte auf den Namen Freddy Kruger. Blair verdrehte die Augen – brotlose Kunst, die Dämonen-Jagd, das wurde erst jetzt richtig klar. Sie hatte sich da nicht so recht Gedanken drüber gemacht, aber dass die Winchester-Brüder sicherlich keinem geregelten Job nachgingen, war ihr klar und sie konnten auch kaum Rechnungen für erfolgte Dienste ausstellen.

Es gab neben dem Tank-Stop einen Rastbereich mit einem Tisch und zwei Bänken, wo sie sich häuslich einrichteten. Sam nutzte den Hot-Spot, um seinen Laptop klar zu machen, und während Dean ganz in Macho-Pose gemütlich die Beine hochlegte und das Plätzchen 'bewachte', gingen sein Bruder und Blair ein paar Mikrowellen-Snacks holen.

"Und – wie läuft es mit Dean?" fragte Sam mit unschuldigen Hundeaugen, während sie darauf warteten, dass die Snacks heiß wurden.

"W...was meinst du?" Blairs Wangen röteten sich leicht und sie unterzog ihre Stiefelspitzen einer hochkonzentrierten Inspektion.

"Hm… naja… gestern Nacht…"

"Okay, erwischt. Ich glaube, er mag mich." Erwiderte Blair mit einem unerwartet schüchternen Lächeln.

"Das ist die Untertreibung des Jahrhunderts, möchte ich behaupten", gluckste Sam amüsiert.

"Meinst du wirklich? Ich geb es zu – er ist interessanter, als man auf den ersten Blick ahnt … und er küsst sagenhaft…" erneut wurde Blair rot.

"Hey… so genau will ich es garnicht nicht wissen!" kicherte Sam. "…aber falls du es nicht bemerkt haben solltest – das liegt in der Familie."

Noch immer grinsend erreichten sie den Rastplatz und Blair schob Deans Beine von der Bank, um sich neben ihn zu setzen. In der wärmenden Mittagssonne verputzten sie ihre heißen Wraps und als Nachtisch die Äpfel.

"Ein Apfel von der bösen Stiefmutter, Sammy?" Dean biss krachend in die glänzende rote Frucht.

"Seid ihr in Sachen Märchen unterwegs wie die Brüder Grimm, oder wie?" nuschelte Blair mit vollem Mund.

"Nicht wirklich, aber manchmal verschwimmen Märchen und Legenden mit der Wirklichkeit. So einen Fall hatten wir vor ein paar Wochen. Eine junge Frau lag seit Jahren im Koma und versuchte ihre Umwelt darüber aufzuklären, dass ihre Stiefmutter sie mit Putzmitteln vergiftet hatte. Sie ließ die Gutenachtgeschichten, die ihr Vater ihr täglich vorlas, zur tödlichen Realität werden und brachte mehrere Menschen um, bevor wir sie stoppen konnten."

"Wie gruselig!" Blair schüttelte sich.

"Gehen wir noch ein paar Schritte, bevor wir weiter fahren?" Blair schnappte sich eine Kekspackung und rutschte seitlich von der Bank.
"Verdammt!" Sie tastete nach ihrem Hosenboden und quiekte leise.
"Was?" Dean nutzte die günstige Gelegenheit und riskierte einen langen Blick auf ihre Kehrseite. "Hast du dir einen Splitter eingerissen? Ich kann mal nachsehen!"

"Ja, darauf würde ich wetten, Winchester! Nee, ist nichts." Sie langte nach seiner Hand und zog ihn mit einem Seitenblick auf Sam, der über dem Computer brütete und nur abwesend winkte, hinter sich her.

Als sie außer Sichtweite des Tank-Stops waren, hielt Dean sie zurück und zog sie in die Arme, um sie, diesmal sanft und zärtlich, aber ausgiebig zu küssen.
"Hey, was war das vorhin im Auto, du Nervensäge?" fragte er nach einem abschließenden Hauch von einem Kuss auf ihre Nasenspitze.

Blair spürte die verräterische Hitze in ihr Gesicht steigen.
"Naja, ich dachte, ein bisschen Spaß muss sein und womit kann ich dich am besten aufziehen? Na?"

"Mit meinem Baby – verdammt!" Dean grinste amüsiert. "Bin ich so leicht zu durchschauen?"

"Wie eine Neon-Reklame in finsterer Nacht…" Sie biss ihn zart ins stoppelige Kinn und kuschelte sich in seine Arme. Sie mochte ihn und sie war drauf und dran, sich ernsthaft in ihn zu verlieben. Sie hätte ihn 'anzapfen' können, um seine Gefühle klar zu lesen, aber sie wollte sich lieber auf die gute altmodische Art von ihm ein Bild machen. Sie fühlte überdeutlich, dass er sie wollte und er war zärtlich und leidenschaftlich – aber vielleicht war das Gewohnheit, einfach seine Art, wie er mit Frauen im allgemeinen umging? Er mochte Frauen, das war klar.

"Blair?"

"Hm, ja?" Seine Hände auf ihrem Rücken, sein warmer Atem in ihrem Haar und sein schlanker Körper sorgten dafür, dass ihre Gedanken höchst unanständige Spaziergänge antraten und seine Stimme riss sie aus ihren Tagträumen.

"Sam… und du… ist da was?" Die Worte kamen stockend und sie merkte, wie schwer sie ihm fielen. Blair löste sich widerwillig aus seiner Umarmung und sah zu ihm auf. Seine Augen schienen dunkler als sonst und er wirkte unsicher, so gar nicht der arrogante, selbstherrliche Typ, den sie erst vor zwei Tagen kennen gelernt hatte.

"Ich liebe Sam…"

Dean schluckte und nickte. "Ich verstehe…"

"…wie einen Bruder. Ich hatte niemals einen und Sam ist einfach süß", Blair holte tief Luft und ging in die Offensive. "… aber noch mehr liebe ich große böse Jungs, speziell diejenigen, die ein großes Herz haben und für ihre Familie sterben würden. Und ich mag Männer, die gut küssen. Küss mich… sofort!"
Mit einem erleichterten Seufzer machte sich Dean an Arbeit, um sie davon zu überzeugen, dass er zumindest in die zweite Kategorie gehörte.

* * *

Gegen 9 Uhr abends blinzelte ihnen ein Motel am Straßenrand verhältnismäßig freundlich zu, das zudem den Vorteil eines Restaurants aufwies. Alle drei gingen mittlerweile ziemlich auf dem Zahnfleisch und speziell Dean war unleidlich wie ein nörgelndes Kind.
Blair fuhr zu schnell, zu langsam, zu weit rechts, die Musik war zu laut, zu leise und überhaupt…
Sie schüttelte nur noch den Kopf und machte gedanklich drei Kreuze, als das Motel mit der anhängigen Futterstelle auftauchte.

In der Rezeption tat ein ausgesprochen hübscher, junger Mann Dienst, der ein wenig zu tief in die Palette mit dem Augen-Make-Up gegriffen hatte und aussah wie eine Drag-Queen.
"King oder zwei Queens?"
"Zwei Einzelbetten", antwortete Dean mit einem Seitenblick auf seinen Bruder und erntete ein einladendes Zwinkern des hübschen Typen, der sie eindeutig für ein Paar hielt – eines, bei dem momentan der Haussegen schief hing. Er hätte offensichtlich gern Sams Stelle eingenommen.
Blair, die hinter ihm stand und daher unsichtbar für den jungen Mann am Tresen war, kicherte leise und konnte gerade so noch ihren Fuß zurückziehen, als Dean nach hinten austrat.
Da es kein Einzelzimmer gab, nahm sie ein Doppelzimmer mit einem Kingsize-Bett, direkt neben Sam und Deans Zimmer.

"…und wann trefft ihr euch? Hast du ein Date mit dem hübschen Jungen oder zumindest seine Telefonnummer?" stichelte Blair und piekte Dean in die Seite.

Dean grinste kurz und giftig. "Hast du eine Ahnung, wie oft uns das passiert? Teil du dir mal immer ein Zimmer mit Sam…"

"Soll ich?" zwinkerte Blair Sam zu und erntete einen gutmütigen Knuddler von dem großen Jungen, der ihre kleinen Scheingefechte mit seinem Bruder einfach zu geil fand.

Dean grummelte eingeschnappt vor sich hin und marschierte vorneweg in Richtung Zimmer.

Die waren recht ansehnlich – zumindest gab es keine geschmacklosen 70er-Jahre Tapeten oder Spiegel an der Decke und Blair sprang schnellstens unter die heiße Dusche.
Sie lehnte die Stirn an die Wand der Dusche und ließ, wohlig stöhnend, das dampfend heiße Wasser minutenlang über ihre von der langen Fahrt verkrampften Nackenmuskeln strömen.
Sie schloss die Augen und genoss die entspannende Hitze, bevor sie sich das hoteleigene Duschgel griff. Es fühlte sich unangenehm seifig an, duftete aber irgendwie lecker nach Orangen.
Ob Dean drüben auch gerade unter der Dusche stand? Stellte er sich auch gerade vor, mit ihr gemeinsam zu duschen… sich gegenseitig einzuschäumen… und mehr?
Sie seufzte. Heute nicht… aber vielleicht morgen?
Sie schlüpfte in eine frische Jeans und ein Tanktop und rubbelte mit dem Handtuch die feuerroten, streichholzkurzen Haare trocken. Nachdem sie ihre Wimpern getuscht hatte, unterzog sie ihr blasses, sommersprossiges Gesicht einer kritischen Inspektion: Sonne – sie brauchte unbedingt wieder mal Sonne. Sie zeigte ihrem Spiegelbild die Zunge, zog die kurze schwarze Lederjacke über und ließ die Zimmertür hinter sich zuschnappen.

Draußen lief sie direkt Dean in die ausgestreckten Arme. "Whowhowho…" er griff nach ihrer Hand und zog sie mit sich hinter Sam her, der mit langen Schritten schon ein Stück voraus war.
Es fühlte sich gut an, es schien, als ob er sie als sein Mädchen sah, seine Freundin, und sie wunderte sich über sich selbst – es gefiel ihr. Er gefiel ihr.
Sie tat ihrer Mutter Abbitte und schwor, sie würde sie noch heute anrufen und ihr die Neuigkeit mitteilen. Mum, du hattest recht – ich hab ihn getroffen und ich habe sofort gewusst, er ist es und wir werden heiraten und Kinder kriegen und glücklich leben, bis an unser Ende. Sie schluckte - das war sicherlich ein bisschen zu viel des Guten, wenn man bedachte, dass Deans Lebenserwartung momentan nicht in Jahren, sondern in Wochen gezählt wurde. Bei dem Gedanken verstärkte sie automatisch den Griff ihrer Hand in seiner, als ob sie ihn auf diese Art in ihrem Leben halten könne.

"Sam, hast du dir die Route nach Providence mal genau angesehen?" Dean stach ein Stück von dem köstlichen Blaubeerkuchen ab und schob es mit einem genießerischen Brummen in den Mund.

"Hab ich. Und?" Sam wirkte demonstrativ desinteressiert, aber Dean wusste, dass sein kleiner Bruder genau wusste, worauf er hinaus wollte.

"Wir fahren fast vor Sarahs Tür vorbei." Es klang ein wenig undeutlich – und hinterließ ein paar kleine violette Spritzer auf der karierten Tischdecke.

"Ich weiß! Und?" Lange Finger trommelten einen genervten Jungle-Rock auf der Tischplatte.

"Komm, Dude, stell dich nicht dumm!" Langsam verlor Dean die Geduld. Warum war Sam immer so begriffsstutzig?

"Willst du nicht wenigstens guten Tag sagen?"

"Warum sollte ich? Wir haben uns über ein Jahr nicht gesehen und sie hat mich längst vergessen. Außerdem erwartet uns Blairs Mutter." Ungemütlich rutschte Sam auf der Bank hin und her.

"Könnte mir jemand freundlicherweise mitteilen, worum es hier geht?" Blair schaute fragend von einem zum anderen.

"Gar nicht weit weg von Providence, in New Paltz, wohnt Sarah Blake, eine Freundin von Sam und ich dachte, wenn wir schon in der Nähe sind…" Dean zuckte vielsagend mit den Schultern und schob noch ein Stückchen des köstlichen Kuchens nach.

"Aber Blairs Mutter…"

"… weiß noch gar nicht, dass wir kommen!" versetzte Blair und erntete einen zufriedenen Blick von Dean.
"…und hey, das ist eine klasse Idee! Lass uns einen kleinen Schlenker machen und sie besuchen! Ich würde gern deine Freundin kennenlernen, Sammy."

"Ich heiße Sam – und sie ist nicht meine Freundin. Wir kennen uns ja kaum!"

Er war genervt – und fühlte sich ertappt. Er würde sie gern wiedersehen, aber unter anderen Vorzeichen, nicht mit diesen düsteren Zukunftsaussichten für Dean und der eigenen Angst vor einer Veränderung seiner Persönlichkeit.

"Sam? Ich meinte wirklich nur besuchen, hallo sagen…" versuchte Blair ihn zu beruhigen.
Er war geschlagen. Verdammt, die beiden hatten einander verdient! Brüder! Frauen!

"Okay, meinetwegen. Aber wenn ich sage, wir fahren weiter, dann fahren wir weiter – ohne nervige Fragen!"

Dean hob beschwichtigend die Hände. "Wie auch immer, Alter", und zwinkerte Blair zu.
"...und jetzt lasst mich endlich diesen tollen Kuchen aufessen!"

...
 
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