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[Supernatural] - Second Life

AW: [Supernatural] - Second Life

*kicher*... du hast Recht, das war unverschämt...
Dann jetzt und hier entweder Stoff zum Träumen für heute Nacht - oder aber Frühstück?


* * *


Er bewegte sich nicht, blieb still sitzen, als ihre Hände, der Enthüllung seiner Absichten ganz nahe, weiter die Innenseiten seiner Oberschenkel hinauf glitten. Er war nicht sicher, wie er reagieren sollte, also wartete er… aber das hielt er nicht länger als wenige Atemzüge aus.
Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie. Seine Lippen plünderten ihren Mund in einem verzehrenden Kuss, raubten ihr die Luft und seine ganze Leidenschaft brach sich Bahn, als er sich nach hinten fallen ließ und sie mit sich zog.
Ihr Körper auf seinem fühlte sich so gut an, ihre Brüste pressten sich an seinen nackten Oberkörper und ihre Hände wühlten sich in seine kurzen Haare, während er seine Hände hitzig über ihren Rücken abwärts auf ihren Po gleiten ließ und sie an sich presste. Leise stöhnend rieb sie sich an seiner Erregung und die Hitze durchlief in Wellen ihren Körper, der sich nur allzu gut an ihn erinnerte.
Ihm schoss durch den Kopf, dass es sicher nicht so gut für sie war, flach auf dem Babybauch, oder besser mit dem Babybauch auf seinem Bauch zu liegen und er rollte sich mit ihr auf die Seite und stützte sich neben ihrem Körper auf dem Ellbogen auf. Sie sah ihn atemlos und mit geweiteten Pupillen an, ihr Körper wand sich seiner Hand entgegen und sie ließ ihre Hände über seinen wundervollen, schlanken Oberkörper gleiten, knetete die fein definierten Brustmuskeln und schob neugierig die Hände abwärts in den Bund der Boxers.
Heftig atmend schloss Dean die Augen und versuchte, sich zu beruhigen, denn er hatte nicht vor, wie ein Pennäler nach zwei Minuten fertig zu sein. Aber Blair schien genau zu wissen, was sie wollte, nämlich ihn und das jetzt sofort. Seine Hände bebten, als er ihr das Top über den Kopf schob und sein Blick hing fasziniert an ihren wundervollen, jetzt schon stärker gerundeten Brüsten. Er legte eine Hand um einen der vollen Hügel und zog mit der Zungenspitze die stärker sichtbaren feinen Äderchen unter der zarten Haut nach, leckte rund um die dunkel gefärbten Brustwarzen und fühlte entzückt, wie seine Liebste unter seiner Liebkosung erschauerte, sich ihm entgegen wölbte und leise wimmerte vor Wonne. Ihre Hingabe erregte ihn in einem Maße, wie er es noch nie erlebt hatte und er hob auffordernd die Hüften, um ihr bei der schnellstmöglichen Entledigung seiner Boxershorts behilflich zu sein, um sie danach aus der Pyjamahose und den Panties zu schälen. Ihr Bauch machte ihn verrückt, er legte die Hand auf die straffer werdende Haut und der Gedanke an seine Tochter darin ließ sein Herz einen wilden Trommelwirbel schlagen. Sie war so sexy mit diesem Bauch – seine Lippen folgten den streichelnden Fingern, und während seine Zunge eine feuchte Schneise um ihren Bauchnabel zog, ließen seine Fingerspitzen sie in einem flirrenden Höhepunkt erbeben.
Er genoss ihren Anblick, ihre geschlossenen Augen mit den zitternden Lidern, ihre ins Laken verkrallten Hände und ihr ihm entgegen gewölbtes Becken und während sie noch das Glühen spürte, schob er sich über sie und glitt heiß und hart in sie hinein. Er bemühte sich um Beherrschung, wollte sie noch ein weiteres Mal über die Klippe führen, und während er sich tief und behäbig in ihr bewegte, sah er in ihr aufgelöstes Gesicht. Als er die Hitze fühlte, die sich unaufhaltsam aufbaute, kam sie ihm stürmisch entgegen, ebenso auf dem Weg wie er, und in diesem Moment sah er in ihren Augen staunendes Erkennen, den Funken, den er so schmerzlich vermisst hatte und der ihn jetzt mit ihr zusammen ein weiteres Mal zu den Sternen fliegen ließ…

"Dean?" flüsterte sie heiser an seiner schweißnassen Brust.

"Hm?" Er brummte nur, zu faul, die Augen zu öffnen.

"Ich bin es, ich bin es wirklich…" Tränen klangen in ihrer Stimme und veranlassten ihn, sie anzusehen. Sie sah ihn aus tiefblauen, schwimmenden Augen, aber mit einem strahlenden Lächeln an, ein offenes Buch voller überwältigender Emotionen.

"Ich weiß", raunte er. "Ich hab gesehen, wie es geschah." Er schluckte, aber er war zu glücklich für Tränen.
"Ich hätte es wissen müssen – ich bin einfach zu gut, als dass du DAS vergessen könntest! Autsch!!!" Er lachte laut auf und rieb sich den Oberarm, in den Blair, SEINE Blair ihn gerade herzhaft gekniffen hatte.

"Ich fürchte, du hast Recht, Winchester. Das ist das, was du am besten kannst", gluckste sie und küsste ihn verspielt auf die Mundwinkel, die sich automatisch zu einem Lächeln kräuselten.
Gott, dieses Lachen! Sie hätte ihn am liebsten den ganzen Tag – oder besser die ganze Nacht zum Lachen gebracht. Wie sie es liebte, wenn seine Augen frech blitzten. Wie hatte sie DAS nur vergessen können. Sie schluckte heftig bei dem Gedanken, ihn beinahe allein gelassen zu haben und daran, was er durchgemacht haben musste!
Sie atmete tief durch und kuschelte sich an seine breite Brust, die Hand auf seinem Herzen – wie schon so oft, seine Liebe und Wärme in sich aufnehmend. Seine große Hand legte sich auf ihre und sie sah in seine Augen, grün wie Smaragde und ebenso klar. Sie waren jetzt voller Staunen.
Die Verbindung zwischen ihnen war zum ersten Mal keine Einbahnstraße, sondern transportierte all ihre tiefen Empfindungen für ihn, ließ ihn sich so sehen, wie sie ihn sah – als ihren Helden, ihren Freund, ihren Geliebten, einen ebenso starken wie empfindsamen Mann, den Vater ihres gemeinsamen Kindes, den Mann
"… der alles für mich ist und den ich über alles liebe", sprach sie ihre Gefühle laut aus, noch immer gefangen in seinem Blick.

"Du musst einen anderen Mann meinen, Rotschopf", raunte er heiser in ihr Haar, verlegen und kaum in der Lage, zu verstehen, was sie in ihm sah, aber nichtsdestotrotz glücklich.

"Immer nur dich", flüsterte sie.

"Willst du es gleich deiner Mom sagen?"

"Dean, heute Nacht kriegen mich keine zehn Pferde hier weg", flüsterte sie, ehe ihr die Augen zu einem seligen Traum zufielen…

*
*
*
 
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AW: [Supernatural] - Second Life

Das ist besser und wie du siehst, war es nicht mein Frühstück :)
Jetzt ist der Abschluss nicht so aprubt und gemein, von daher geb' ich dir auch wieder ein richtiges Feedback *g*
Allerdings habe ich langsam das Gefühl, mich leicht, aber doch deutlich zu wiederholen. Ich kann nämlich immer nur wieder sagen, dass es schön geschrieben ist und man die Gefühle zwischen den beiden absolut nachvollziehen kann. Schön, dass Blair wieder "da" ist... Aber wie gesagt, ich warte auf den nächsten Arschtritt des Schicksals ;)
 
AW: [Supernatural] - Second Life

Ok... wart' noch ein bisschen - dafür wird er umso heftiger ;)


* * *


Blair erwachte, weil ein Zwerg in ihrem Leib Purzelbäume schlug und zu testen schien, ob der Platz für ein gepflegtes Fußballspiel ausreichte. Sie lauschte einen Moment und kuschelte sich ein wenig dichter in den Arm, der sie umschlungen hielt. Deans warmer Atem strich in gleichmäßigen Stößen über ihre Stirn und während sie sich vorsichtig, um ihn nicht zu wecken, ein wenig streckte, fiel ihr Blick auf das pastellfarbene Blumenmuster der Tapete und sie erinnerte sich an die Nacht kurz vor der Beschwörung Abalams, als Dean ihr vollkommen teilnahmslos die Anzahl der Blumen im Zimmer genannt hatte. Die Angst, er würde sterben, zur Hölle fahren, war in diesen Tagen allgegenwärtig gewesen und sie hatten bislang weder Zeit noch Gelegenheit gehabt, sich über die Tatsache zu freuen, dass sie den Höllengestalten eine Nase gedreht hatten. Erst hatte die lange, notwendig erscheinende Trennung die Freude vereitelt, dann ihre Krankheit.
Sie legte lauschend die Hand auf die Rundung des Bauches und lächelte glücklich, als sie wie zur Begrüßung ein kleines Pochen fühlte.
Verträumt dachte sie an die vergangene Nacht. Sie war ein Fest gewesen, ein Fest der Erinnerung und der Leidenschaft. Deans Freude, dass sie wieder ganz und gar bei ihm war, hatte sie tief erschüttert und er hatte nicht genug bekommen können, ihr seine Liebe zu beweisen, was ihr heute ein Gefühl der Schwere in allen Gliedern bescherte.

Sie fühlte sich unbeweglich und musste unbedingt auf die Füße, aber Dean schien noch tief und fest zu schlafen, also wand sie sich aus seinem Arm, was ihm nur ein schläfriges, leises Murren entlockte. Sie schlüpfte für den Weg ins Bad in ein Shirt von ihm, das am Bettende lag und schlich auf Zehenspitzen aus dem Zimmer. Sie lachte leise, als sie ihr Spiegelbild sah. Ihre roten Locken bildeten ein wirres Nest um ihr müdes, aber glückliches Gesicht und ihre Augen hatten einen seltsam abwesenden Glanz. Sie fühlte sich wie ein Junkie – ein Dean-Junkie…
Sie schnupperte an dem Shirt, dem sein ganz eigener Duft anhaftete und überlegte ernsthaft, es den Tag über anzubehalten. Aber erst mal wollte sie sich mal munter machen und startete ihre Duschorgie.

*
*
*

"Morgen, Sammy."
Der Angesprochene zuckte bei ihren Worten zusammen. Er saß bereits bei einer Tasse Kaffee am Laptop und da sie ihn seit ihrem Unfall nicht mehr direkt angesprochen hatte, sah er sie mehr als erstaunt an.

"Morgen, Blair." Sein Blick veränderte sich und er hob die Brauen. "Du siehst prima aus…" er stutzte, als sie ihn breit angrinste.

"Sag nicht… kannst du dich wieder erinnern?"
Seine Augen weiteten sich und als sie nur nickte, sprang er auf und war mit zwei langen Schritten bei ihr, um sie fest an sich zu ziehen. Sie war ihm wie eine kleine Schwester ans Herz gewachsen und dass sie endlich zurück gefunden hatte, schien ihm wie ein Wunder.
"Weiß es Dean?" sprudelte es aus ihm heraus.

"…und wie er es weiß", gluckste sie glücklich. "Wir beide waren gerade… na, du weißt schon…, als ich plötzlich wieder alles wusste." Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte ihm glücklich einen Kuss auf die Wange. "Danke, Sammy. Danke für alles. Ich weiß, du warst für mich da, für uns."

Sam wurde rot, aber er lächelte zufrieden. Sein Bruder würde endlich wieder lachen und während Blair sich einen Kaffee nahm und mit viel Milch verdünnte, weil es ihrem Magen besser bekam, teilte er Sarah die guten Nachrichten brühwarm mit. Er und sie chatteten oft am frühen Morgen, bevor sie zu ihrem Vater in den Laden ging und sie hatte mitgelitten in den letzten Wochen und Monaten, auch wenn sie sich nur selten gesehen hatten.

Er hatte geträumt, Blair hätte ihr Gedächtnis wieder gewonnen und sie und er … Dean zuckte hoch. Er war allein im Bett, aber er fand noch ihren Duft auf seiner Haut und fühlte sich, als hätte er die halbe Nacht…
Er grinste, als er sich wieder zurück fallen ließ. Nur noch ein bisschen dösen, seine Süße war verdammt anspruchsvoll und fordernd und er liebte es. Er hörte die Tür leise klappen und Kaffeeduft kräuselte seine Nase.

"Kaffee, Winchester, aufwachen."
Ihre Stimme klang schon am frühen Morgen so sinnlich, dass er sie am liebsten gleich wieder ins Bett gezerrt hätte. Mal sehen, was ihr so einfiel, wenn er nicht wach wurde. Kurz darauf hörte er, wie die Tasse auf dem Tischchen neben dem Bett abgestellt wurde und nur Sekunden darauf traf ein nasser Lappen sein Gesicht.
"Hab ich mir doch gedacht, dass du heute morgen bestimmt zu erschöpft zum Aufstehen sein würdest", lästerte Blair, als er wie von der Tarantel gestochen mit einem scharfen "verdammt" hochschoss und sich den Lappen vom Gesicht zerrte.

"Warte, Rotschopf, das wirst du bereuen!"

Noch ehe sie in Sicherheit bringen konnte, hatte er sie bereits gegriffen und zu sich ins Bett gezogen, wo er begann, sie ausgiebig zu kitzeln. Sie wand sich kichernd unter ihm, chancenlos gegen seine kräftigen Arme und hielt sich den Bauch vor Lachen.
"Hör… bitte… auf… biiitteeeee… ich mach mir gleich in die Hose…."

Erst als sie kapitulierend die Hände hob, ließ er von ihr ab und schüttelte grinsend den Kopf. "Du bist so ein Kindskopf, Blair."

"Hahh… und DAS vom größten Kindskopf der Welt, welch ein Lob aus berufenem Munde", stichelte Blair. Er piekte mit dem Zeigefinger drohend in ihre noch vom Lachen schmerzende Seite.

"Ich fürchte, du brauchst noch einen Nachschlag…"

Sie schlüpfte aus dem Bett und verschanzte sich hinter seiner Kaffeetasse. "Nicht, du wirst doch den guten Schwarzen nicht verschwenden wollen, oder?"

"Warum nicht? Ist da was Besonderes drin? Hexengebräu oder so?"
Er zwinkerte ihr über den Tassenrand zu, während er einen Schluck des noch dampfenden Getränks nahm.

Blair grinste listig. "Viagra… doppelte Dosis…" und ergriff dann schnellstens die Flucht, als er beleidigt die Tasse auf das Tischchen knallte und erneut nach ihr greifen wollte.

"Hey, Mom, in der letzten Zeit Dämonen ausgerottet?" Blair hatte lautlos Cassandras Geheimzimmer betreten.

"Seit Monaten nicht…" antwortete die Ältere zerstreut, versunken in ein altes Rezeptbuch, aus dem sie just einen neuen schmerzlindernden Trank zubereitete. Sie stutzte und schnellte dann herum zu ihrer Tochter.
"Du hast dein Gedächtnis zurück!?"

Blair nickte glücklich und versuchte nicht, die Tränen unterdrücken zu wollen.
"Oh, Mom, ich bin so froh, dass das letzte Jahr wieder da ist! Sonst wüsste ich nicht, was Dean und ich schon gemeinsam durchgestanden haben… und wie sehr ich ihn liebe."
Blair umarmte ihre Mutter, die unter Tränen lächelte und nickte bekräftigend.

"Gott, bin ich froh, vor allem für Dean. Es hat ihn vollkommen fertig gemacht. Ich meine, mich kanntest du wenigstens noch!"
Zufrieden seufzend drückte Cassandra ihre Tochter an sich.

"Es ist auch schön, wieder zu wissen, weshalb und warum ich ausgerechnet von einem Hunter ein Baby haben wollte – von DIESEM Hunter. Ich habe ihn so vermisst in den letzten Monaten."

"Kleines, wenn du wüsstest, wie sehr er DICH vermisst hat. Die Beiden waren einige Male hier, selbst wenn sie dafür halb durch die Staaten fahren mussten, um sich zu vergewissern, dass mit mir und Melissa alles okay ist. Dean hat mich mit Fragen gelöchert nach deiner Kindheit und was du magst und was nicht und ich musste die Fotos raus kramen von unserem Sommer bei Nana. Er wäre am liebsten sofort zu dir gefahren und hätte dich keine Minute allein gelassen. Nur die Berichte von Bobby, dass es dir gut ging, überzeugten ihn davon, dass es richtig war, die Füße still zu halten."
Cass wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht und legte den Arm um die Schulter der jungen Frau.

"Lass uns Kaffee trinken gehen..."

*
*
*

"Und? Willst du noch immer mit Sam auf die Jagd gehen?" fragte Cassandra den jungen Mann, der mehrere höchst unterschiedliche Pistolen auf dem Küchentisch ausgebreitet hatte, und routiniert eine nach der anderen reinigte.

Dean sah auf und lächelte Cass an.
"Sicher – aber nicht heute oder morgen. Es sei denn, du schmeißt mich raus?"

"Naja, ich sollte drüber nachdenken – du frisst wie eine neunköpfige Raupe", versetzte Cass trocken und wuschelte ihm im Vorbeigehen durch die strubbeligen kurzen Haare.

"Okay, angekommen. Ich fahre gleich einkaufen, aber nur, wenn deine süße Tochter mitkommt, zum Einkäufe tragen", grinste er Blair an, die ihn lächelnd auf den Oberarm boxte und sich über den Bauch strich.

"Ich hab ja wohl an deiner Tochter genug zu tragen. Apropos Jagd – habt ihr einen Fall und müsst los?"

Dean legte seine Lieblingspistole mit dem kunstvoll gravierten, silbernen Lauf, die er soeben vom letzten Stäubchen befreit hatte, zur Seite, griff nach Blairs Hand und schaute ernst in die tiefblauen, von langen, dunklen Wimpern umkränzten Augen.

"Ich hatte vor, für einige Zeit fortzugehen, wenn nicht… ich meine, wenn du nicht heute Nacht das Gedächtnis wieder gefunden hättest."
Er fühlte sich wie ein Schwein, weil er mit dem Gedanken gespielt hatte, sie verlassen zu wollen, und schaute beschämt auf ihre miteinander verflochtenen Hände. Als er ihre Fingerspitzen auf seiner Wange spürte, sah er auf.

"Dean, ich verstehe dich. Ich bin deshalb nicht sauer. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich es nicht hätte ertragen können, dich um mich zu haben und doch auch wieder nicht."
Ein kleiner Schauer lief ihr die Wirbelsäule hinunter bei der Vorstellung.
Er musterte sie ein wenig skeptisch… aber er wusste, sie würde ihn nicht belügen, auch nicht, um sein schlechtes Gewissen zu besänftigen…

*
*
*

Dean schob den bereits ziemlich vollen Einkaufswagen, während Blair neben ihm her ging und auf ihrem Einkaufszettel systematisch abhakte, was bereits im Wagen war.

"Nicht noch mehr Süßkram!" schalt sie Dean, als er ein paar Schokoriegel aus dem Regal grabschte.

"Ich will aber Süßes – und das möglichst sofort", tuschelte er an ihrem Ohr. Sie kicherte leise und zog ihn stattdessen zum Obst- und Gemüseregal.
"Wow… sexy Obst", er hielt sich zwei runde Grapefruits vor die Brust und grinste anzüglich.

Blair bedachte ihn mit einem strengen Blick und nahm ihm die Früchte ab. "Damit spielt man nicht."

"Ja, Mama." Schmollend schob er den Wagen weiter, nachdem die junge Frau Tomaten und Äpfel eingetütet hatte und ihm eine große Wassermelone in die Hand drückte.
"Ich habe eine Wassermelone getragen, ich habe eine Wassermelone getragen…" feixte Dean und Blair sah ihn entgeistert an.

"Sag nicht, DU hast Dirty Dancing gesehen!"

Er grinste verlegen, immerhin war Dirty Dancing DER Kultfilm schlechthin für das weibliche Publikum. "Hm, ein paar der Mädchen, mit denen ich damals ausging, wollten ihn unbedingt sehen und als toleranter Mann…"

Blair platzte laut raus. "Toleranter Mann? Meine Güte, das muss die reinste Folter für einen Vorzeige-Macho wie dich gewesen sein!"

Er hob amüsiert die rechte Braue. "Naja, nach einem halben Dutzendmal Anschauen musste ich zugeben, dass dieser Johnny Castle was hatte und ich hab ernsthaft überlegt, Merengue zu lernen."

Blair stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn flüchtig auf die Lippen. "Ich werde darauf zurück kommen, später, wenn ich diesen Bauch los bin…"

"Immer diese leeren Drohungen", versetzte Dean trocken und kassierte einen Klaps auf die Finger, als er automatisch mehrere Tüten Chips in den Wagen werfen wollte…

Blair ließ sich auf den Sitz fallen und lockerte den dicken Schal um den Hals, weil ihr beim Einpacken der Einkäufe in den Kofferraum warm geworden war.
"Du bist schlimmer als ein Kleinkind im Supermarkt! Fehlte nur das Quengeln am Süßkramregal an der Kasse", ächzte sie.

Dean zog eine beleidigte Schnute und würdigte sie keines Blickes, während er vom Parkplatz des riesigen Supermarktes auf die belebte Hauptstraße einbog. Als auch sie längere Zeit schwieg, konnte er nicht widerstehen und linste aus dem Augenwinkel zu ihr. Sie sah ihn unverwandt an, die Lippen aufeinander gepresst, um bei seinem künstlich beleidigten Gesicht nicht loszulachen.
Wenige Sekunden später zuckte es verräterisch um seine Mundwinkel und beide brachen gleichzeitig in Gelächter aus.
Seine Augen blitzten und Blair hätte ihn in diesem Moment schlicht vernaschen können. Sie liebte sein Lachen und den Kranz aus Lachfältchen um seine Augen, beides sexy wie die Hölle. In ihrem Kopfkino lief ein heißer kleiner Spot ab, von Dingen, die sie jetzt gern mit ihm angestellt hätte, aber noch waren sie nicht zu Hause.

"Wir müssen noch in die Bibliothek. Mom hat mir die Titel von zwei Büchern aufgeschrieben, die ich für sie ausleihen soll. Bieg einfach an der nächsten Kreuzung rechts ab."


Blair fühlte sich wie im Schlaraffenland in dieser phänomenalen, riesigen Bibliothek. Zwischen all den Büchern fühlte sie sich Zuhause, konnte an den Regalen nicht einfach so vorbei marschieren. Im Gegensatz zu ihr betrachtete Dean ihre Anwesenheit in der Bibliothek vollkommen nüchtern. Bücher waren Mittel zum Zweck, man las darin, wenn man etwas brauchte, Fakten über einen Geist oder einen Wegweiser zu einem besonders wirksamen Spruch. Lesen einfach nur so zum Spaß war für ihn unvorstellbar und nicht seine Vorstellung von Vergnügen.

"Sie hat gesagt Reihe 219, Regal 12. Hier ist Reihe 169, komm weiter."

Er zerrte sie ungeduldig hinter sich her, weil sie sich seiner Meinung nach viel zu viel Zeit damit ließ, die Buchtitel zu studieren und ein ums andere Mal in bewundernde Laute ausbrach. Dabei hatte ihnen die Frau an der Info doch genau erklärt, wo sie die gesuchten Werke finden würden.
Als ihr sein Gezerre zu bunt wurde, schob Blair ihn in einen Gang zwischen Unmengen von Lektüre über klassische Musik, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass sich dort niemand außer ihnen aufhielt und presste ihn gegen eines der schweren Regale.

"Bücher machen mich an, du Nervensäge. Noch was einzuwenden?" flüsterte sie, bevor sie seine schwere Lederjacke öffnete und förmlich hinein krabbelte, mit den Händen unter sein Hemd und Shirt schlüpfte und die Finger sinnlich über seine warme Haut gleiten ließ.

Dean war vollkommen perplex, aber sie roch so gut und fühlte sich einfach wundervoll an und überhaupt… und legte die Arme um seine Freundin. Hölle, es war ihm SO egal, ob jemand ihnen zusah oder nicht.

Blair knabberte an seinem Hals, zog seinen Kopf zu sich herunter, um ihn mit heißen Lippen zu küssen, schickte ihre Zunge auf Entdeckungstour in seine warme Mundhöhle, ließ sie mit seiner spielen und rieb ihr Becken herausfordernd an ihm. Mit einem kleinen verlangenden Knurren gab er nur zu gern der Versuchung nach, schob seine Hände unter ihre Jacke und ließ sie unter ihren Pullover gleiten, hinauf zu ihren Brüsten, die von feiner Spitze bedeckt waren. Sie schnurrte leise vor Wohlbehagen und fühlte seine wachsende Erregung unter ihrer Hand auf seiner mittlerweile ausgebeulten Jeans. Sie öffnete seinen Gürtel und er schnappte begeistert nach Luft, als sie sich an den Knöpfen der Hose zu schaffen machte…

"Entschuldigen Sie, finde ich hier Schillers Werke?" Freeeeeeze!

Die ältere, silberhaarige Dame stand nur wenige Schritte entfernt und putzte eifrig mit einem kleinen Tuch ihre Brille, ohne die sie Gottseidank anscheinend stockblind war. Als sie keine Antwort erhielt, setzte sie ihre Brille auf und mit aufgerissenen Augen und einem schockierten "Tststs…" eilte sie weiter.

"Wohl eher Emanuelle", murmelte Dean und ließ frustriert den Kopf in den Nacken fallen, während Blair an seiner Brust hysterisch kicherte.

"Ich glaube, das war keine so gute Idee, verschieben wir's…"

Er grinste, als er ihre Finger an den Jeansknöpfen fühlte, die sie fürsorglich wieder schloss. "Fein, du hast ja jetzt Übung."
Sie verstand es wirklich, ihm das letzte bisschen Verstand zu rauben und zwei Dinge hatte er begriffen – Bücher waren sexy und die Hormone schwangerer Frauen eine heiße Sache…

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AW: [Supernatural] - Second Life

Schön, schön... Eine ganz idyllische, romantische - ähm, sry, wohl eher leidenschaftliche - Episode. Im Moment ist ja Friede, Freude, Eierkuchen :)
Aber grade auch nach deinem Kommentar bin ich ja überzeugt davon, dass das nicht lange hält :)

Aber da ich so natürlich nicht viel kritisieren kann, zitier ich lieber mal meine Lieblingsstellen :)

Blair erwachte, weil ein Zwerg in ihrem Leib Purzelbäume schlug und zu testen schien, ob der Platz für ein gepflegtes Fußballspiel ausreichte.

Ich will bitte mal den kleinen Knirps bei nem gepflegten Fußballspiel sehen :) Der erste Satz und ich musste erst mal Pause machen zum lachen^^

"Naja, ich sollte drüber nachdenken – du frisst wie eine neunköpfige Raupe"

Hihi... Ja, das habe ich mir schon so über den einen oder anderen Kerl gedacht.

Blair fühlte sich wie im Schlaraffenland in dieser phänomenalen, riesigen Bibliothek. Zwischen all den Büchern fühlte sie sich Zuhause, konnte an den Regalen nicht einfach so vorbei marschieren.

Ich will auch 'ne Bibliothek :(

Bücher waren sexy und die Hormone schwangerer Frauen eine heiße Sache…

Ganz offensichtlich^^
 
AW: [Supernatural] - Second Life

Yupp, die lieben Hormone. ;)
Ich danke dir sehr für das ausgiebige FB, Elenia.
Das nächste Kapitel ist etwas länger, weil ich die letzten friedlichen Momente für längere Zeit nicht auseinander reißen wollte.



* * *


"Ich fahre allein zu Turner, Dude, bleib du hier bei Blair. Das ist okay, nichts, was ich nicht allein hinkriegen würde." Sam redete auf seinen Bruder ein wie auf einen lahmen Gaul – und ebenso stur stellte der sich auch in Bezug auf diesen Alleingang des Jüngeren.

"Verdammt, ich will nicht, dass du ohne mich losziehst."

"Dean – es ist keine Jagd! Es ist nur sowas wie ein Interview! Ich bin kein Baby!"
Gereiztheit lag in Sams Stimme. Abgesehen davon, dass Dean seiner Meinung im Moment unbedingt zu Blair gehörte, hatte er absolut keinen Bock, seinen großen Bruder ständig um Erlaubnis zu fragen. Er war erwachsen, auch wenn Dean das zeitweise zu vergessen schien.

"Apropos Baby…" Blair fegte ins Zimmer und wedelte mit dem Telefon.
"Wir haben morgen einen Termin, mein Großer."

"Termin? Was für einen Termin?" Erwartungsvoll schaute er sie an und Sam atmete auf, als die Konzentration seines Bruders sich von ihm auf die junge Frau verlagerte.

"Wir haben einen Termin im Krankenhaus zum Ultraschall!"
Voller Vorfreude umarmte Blair ihren Freund. "Du weißt doch, mit dieser Untersuchung kann der Arzt Bilder von dem ungeborenen Baby machen und ziemlich sicher feststellen, ob es gesund und ein Mädchen oder ein Junge ist. Ich hatte schon eine solche Untersuchung und der Doc vermutete schon, es sei ein Mädchen, aber ganz sicher werden wir es morgen wissen", sprudelte sie heraus.

"Hast du da kein Foto bekommen?" fragte Dean neugierig und konnte es kaum erwarten, das Sinclair/Winchester-Baby zu sehen.

"Ich hatte, aber irgendwie ist es verschwunden, ich hatte es hinter der Sonnenblende im Auto… Ach, verdammt, das wird bei dem Unfall weggekommen sein", überlegte sie.

"Sam, fahr allein nach Lafayette – aber du passt auf und wenn dir irgendwas merkwürdig vorkommt, ruf mich sofort an, okay?"
Deans Aufmerksamkeit galt 100%ig seiner schwangeren Freundin und seine Vorfreude entlockte Sam ein breites Grinsen. Er hätte nie gedacht, dass sein Bruder nur einer Frau treu sein könnte und vor allem nicht, dass er sich so hingebungsvoll auf seine Vaterpflichten freuen würde. Aber wieso eigentlich nicht? Immerhin hatte er sich auch um ihn in einem Alter gekümmert, in dem andere Kinder noch im Sandkasten spielten…
"Dann nehme ich den Impala, okay?"

Der Schlüssel klingelte zwischen Deans Fingern, als er ihn ohne Widerrede aus der Tasche zog und dem Jüngeren zuwarf, der ihn geschickt auffing.

"Sei gefälligst vorsichtig damit, wenn sie auch nur eine Beule hat, wenn du wieder kommst, dreh ich dir den Hals um!" drohte der Ältere mit zusammen gezogenen Brauen.

"Da fällt mir ein, dieses Foto, das du vermisst… ist das so ein graues, das aussieht, als sei es im Nebel geschossen worden oder so? Da ist nichts drauf…" Sam schüttelte mit einer bedauernden Geste den Kopf.

"Genau, dieses Bild meine ich. Hast du es gefunden?" Blair war ganz aufgeregt.

"Hab ich, als ich deinen Wagen hab abschleppen lassen, während du bewusstlos warst. Ich hab's irgendwo in meinem Rucksack. Willst du's haben?"

"JAAAAA!" brüllten Dean und Blair einstimmig in einer Lautstärke, dass Sam erschrocken zurück wich.

"Okay, okay… ich geh' ja schon…" murmelte er vor sich hin, als er den Raum verließ.
Schwangere Menschen waren sonderbar…

*
*
*

"Das ist… nett… und das ist… verdammt! Was ist das?"
Dean drehte das Bild ein ums andere Mal und versuchte, etwas darauf zu erkennen, während Blair glucksend daneben saß und sich kaum beherrschen konnte.

"Dort, erkennst du es nicht? Das ist die Wirbelsäule und dort, das ist der Kopf", zeigte sie auf die entsprechenden Teile und versuchte ihm auf die Sprünge zu helfen.

"Sieht aus wie ein Gummibärchen", meinte er mit gerunzelter Stirn, während er das Bild noch mal drehte und den Kopf schief legte. "Sam, guck mal, kannst du darauf was erkennen?"

"Nope, sieht für mich immer noch aus wie ein Bild im Nebel…" brummte Sam mit einem scheelen Seitenblick auf Blair.

"Aber das ist mein Kind, müsste ich es nicht erkennen können?" Dean klang regelrecht verzweifelt und er schien ein schlechtes Gewissen zu haben, weil er dieses Foto nicht deuten konnte.

"Winchester, es ist okay, dass du nicht wirklich etwas erkennst. Für mich ist es viel leichter, weil ich gesehen habe, wie es sich bewegte, weil ich den Herzschlag gehört und gesehen habe. Warte bis morgen, dann wirst du deine Tochter sehen."
Sie drückte tröstend seine Hand und küsste ihn auf die deprimiert zusammen gepressten Lippen.
"Übrigens, Gummibärchen klingt niedlich." Ihr Kichern steckte an und ein schiefes Lächeln erhellte sein Gesicht.

"Na gut, dann muss ich eben noch einen Tag auf das erste PinUp-Foto warten. Sam, wann fährst du?"

"Hab meine Klamotten schon gepackt, kann los gehen." Er warf die große Tasche über die Schulter und ließ die Autoschlüssel, die Dean so ungewohnt großzügig rausgerückt hatte, um den Zeigefinger kreiseln.

"Okay, ich komm noch mit raus." Dean stiefelte schon aus dem Zimmer, während Sam Blair umarmte.

"Sei gut zu meiner Nichte, Sis", meinte er und sie zwinkerte ihm verschwörerisch zu, bevor er seinem Bruder zum Wagen folgte.

"Pass auf mein Baby auf", brummte der Ältere und ließ die Hand Abschied nehmend über den schwarz glänzenden Kotflügel gleiten und nachdem Sam die Tasche auf den Rücksitz verfrachtet hatte, klopfte Dean ihm kurz auf die Schulter.
"…und pass auch auf dich auf, Mann."


Wartezimmer beim Arzt – der Horror, aber Wartezimmer beim Frauenarzt – das war die Hölle! Wurden Männer hier immer so angestarrt und taxiert, wie bei diesem Arzt?
Dean saß zwischen einem Dutzend Frauen in verschiedenen Schwangerschaftsstadien mittlerweile nur noch auf der Kante des unbequemem orangefarbenen Plastikstuhls, einem Relikt aus den 70igern, und inspizierte fasziniert den Staub auf seinen Boots, der ein Erkennen der ursprünglichen Farbe des Leders unmöglich machte. Die Blicke, die auf ihm ruhten, legten den Schluss nahe, dass keine der Frauen einen Mann überhaupt schon mal aus der Nähe gesehen hatte.
Für Blair war der Grund klar – keine von ihnen hatte zuhause so ein ausnehmend ansehnliches Exemplar und sie schämte sich ihres 'Besitzerstolzes' nicht. Sie legte ihm beruhigend die Hand auf den Oberschenkel, als er sie mit verzweifelt gerunzelter Stirn anschaute, zog die Hand aber sofort wieder zurück, als sie erkannte, dass sie damit aller Blicke auf den besagten Oberschenkel und umliegende Körperbereiche ihres Freundes lenkte.
Er seufzte leise und beschloss, sich hinter einer der ausliegenden Zeitschriften zu verschanzen. Er blätterte eifrig in einer Eltern+Kind-Zeitung, las interessiert Werbung für Einweg-Windeln und Babynahrung und studierte eine Liste der zurzeit gängigen Mädchen- und Jungennamen.
Als er beim besonders intensiven Studium einer Seite blass wurde, schaute Blair ihm über die Schulter, um zu sehen, welcher Artikel ihn da so 'beeindruckte' und schluckte – eine reich bebilderte Reportage über eine Geburt mit Fotos aus verschiedensten Blickwinkeln, vorzugsweise aber aus der Perspektive, die normalerweise dem Arzt vorbehalten blieb, schien ihm den Schneid abzukaufen.
Sie zupfte ihm die Zeitung aus der Hand, um den interessanten Bericht zu lesen und er lehnte sich aufatmend auf seinem Stuhl zurück. Er war erleichtert, sich Blair nicht mehr in dieser Situation vorstellen zu müssen und versuchte, der Neugier der Wartenden mit einem Lächeln zu begegnen.
Gott, er konnte es nicht erwarten, aus der Höhle der Löwinnen zu fliehen!

Blair lag auf der Liege in einem kleinen, abgedunkelten Behandlungsraum und ihr schon recht runder Bauch glänzte von dem Kontaktgel, das die Gynäkologin aufgetragen hatte, um das Baby mit dem Ultraschallkopf sichtbar zu machen.
Dean saß am Kopfende neben dem Behandlungsbett und zerquetschte vor Aufregung beinahe Blairs Hand. Sie bewegte vorsichtig die Finger in seiner Umklammerung, weil sie das Gefühl hatte, sie seien bereits kurz vor dem Absterben, konzentrierte sich dann aber wieder auf das hochaufgelöste Ultraschallbild auf dem großen Monitor. Die Ärztin ließ das Gerät über die gespannte Haut des Bauchs gleiten, auf der Suche nach den Herztönen des Kleinen und nach wenigen Sekunden füllte ein gleichmäßiges, schnelles Wummern den Raum. Blair löste ihren Blick kurz vom Monitor und schaute zu Dean, als sie einen tiefen, schweren Atemzug aus seiner Richtung hörte. Er saß auf dem Stuhl, als hätte er ein Lineal verschluckt und starrte auf das Bild, auf dem er seine Tochter zum ersten Mal sah und lauschte andächtig ihrem Herzschlag. Seine Augen glänzten verdächtig feucht. Das war sein Kind, sein Baby, ein Stück von ihm und Blair…

"Sind Sie sicher, dass es ein Mädchen ist? Das sieht doch aus wie ein…zwei…?" Dean stutzte und kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.

"Das sind Finger, Mr. Winchester. Ihr kleines Mädchen macht gern Witze", lächelte die Ärztin, eine zierliche Asiatin in den Vierzigern.

"Von wem sie das wohl hat", meinte Blair in Deans Richtung.

Er grinste voller Stolz und beugte sich vor, um ihr ins Ohr zu flüstern "…und sie sieht doch aus wie ein Gummibärchen…"


Er konnte die Finger nicht von ihr lassen, als sie nach Hause fuhren und seine Hand verirrte sich immer wieder hinüber zu ihr, um ihren Bauch zu streicheln. Dean im Gefühlsrausch war für Blair doch etwas verwirrend, vor allem, da er alle Barrieren fallen lassen hatte, sich ihr so komplett öffnete, dass sie kaum glauben konnte, dass DAS ihr eher kaltschnäuziger Hunter war, dem zu allem ein blöder Spruch einfiel.
"Wie wollen wir sie nennen, Rotschopf? Lara, Lisa, Isabell?" Grübelnd zog er die Stirn kraus und Blair war sich nicht sicher, ob er den Straßenverkehr noch wahrnahm.

"Wolltest du sie nicht Mary nennen?" fragte sie sanft.

"Ich würde als zweiten Namen Mary toll finden, wenn es dir recht ist. Aber ich würde als ersten Vornamen Melissa gut finden, was meinst du?"

Sie wusste, warum ihre Tochter Melissa heißen sollte. Ihre Nana hatte ihn nachhaltig beeindruckt und sie liebte ihn, weshalb er von ihr hingerissen war. Außerdem war sie ein wichtiger Teil seiner Rettung gewesen. Aber dass er sie vor seine Mom stellte, überraschte sie doch und sie schluckte gerührt. Ihre Familie war seine geworden und er fühlte sich bei ihnen zuhause. Die Entscheidung für den Namen Melissa war ein sicheres Zeichen dafür. Sie griff nach seiner Hand, die noch auf ihrem Bauch lag und hauchte einen Kuss in seine Handfläche. Als er sie erstaunt ansah, lächelte sie ihn an.

"Ich liebe den Namen Melissa Marie… Melissa ist ein alter Sinclair-Hexenname, das ist dir klar, ja?" Forschend sah sie ihn, die Brauen hochgezogen.

"Es ist mir klar und mir ist auch klar, dass unsere Tochter niemals das sein wird, was ich früher für 'normal' hielt. Sie wird eine Sinclair sein, aber sie wird auch eine Winchester sein, sie soll stark und selbstbewusst sein, das Böse bekämpfen, wo sie es findet und niemals aufhören, an das Gute zu glauben."
Seine Gedanken und Hoffnungen kreisten um das Leben dieses Kindes. Plötzlich schoss ihm der Gedanke nach dem Verursacher von Blairs Unfall durch den von Babyfreuden beinahe vernebelten Kopf.
Er verstand sich selbst nicht – wieso hatte er sich bisher darüber keine Gedanken gemacht? Er hatte seinen Job sträflich vernachlässigt. Ihm lief ein Schauer über den Rücken, als er sich vorstellte, was hätte geschehen können, weil er nicht konzentriert genug gewesen war, Blairs Unfall objektiv und professionell zu betrachten und statt dessen sich und seine Gefühle zu sehr in den Vordergrund gerückt hatte. Sauer auf sich selbst schlug er mit der geballten Faust aufs Lenkrad und schüttelte unzufrieden den Kopf.

"Blair, dieses Kind, das dich veranlasste, in den Graben zu fahren … ist dir an ihm etwas aufgefallen?" fragte er harsch.

Sein Ausbruch kam vollkommen überraschend. Eben noch war er relaxt und voller Vorfreude und plötzlich rauchte er vor Zorn. Sie überlegte einen Moment, aber dann verstand sie, worauf er hinaus wollte.

"Ihre Augen waren glitzerten seltsam, fast weiß, und sie trug nur ein kurzärmliges Kleidchen. Mir schoss noch durch den Kopf, dass sie doch frieren musste, aber sie stand nur da und schaute mir entgegen, ohne sich zu rühren." Nachdenklich rieb sich Blair über den schmalen Nasenrücken.

"Ich denke, das war Lilith. Sie gehörte sozusagen zum Hofstaat von Abalam. Sam und ich sind ihr schon begegnet."
Er fluchte leise und starrte konzentriert auf die Straße. "Ich hab keine Ahnung, ob sie dich schon vorher gefunden hatte oder ob sie uns zu dir gefolgt ist."
Die Monate der Trennung hatten sich jedenfalls als vollkommen überflüssig erwiesen, da dieser Dämon Blair trotz aller Vorsicht gefunden und beinahe umgebracht hatte.

*
*
*

Mittlerweile waren sie vor Cassandras Haus angekommen und er lenkte den Rover in die Auffahrt. Nachdem er die Zündung ausgemacht hatte, drehte er sich zu Blair und nahm ihre Hände in seine.
"Rotschopf, ich muss meine Arbeit machen, ich kann's mir nicht leisten, mich auszuklinken. Bitte sei mir nicht böse, aber wenn Sam wiederkommt, werde ich mit ihm losfahren, um den Colt zu suchen. Er könnte noch verdammt wichtig werden. Ich werde dir Rubys Messer hier lassen. Dass du damit umgehen kannst, weiß ich."

In Erwartung heftigen Widerspruchs sah er sie bittend an, aber sie verblüffte ihn wieder einmal.
"Dean, ich weiß, dass du Sam nicht allein gehen lassen kannst und mir war immer bewusst, dass du deine Familie lieben wirst, aber niemals alles aufgeben kannst, woran du dein Leben lang geglaubt hast. Das ist, als wollte ich einem Löwen die Krallen ziehen…"

Er seufzte erleichtert. "Ich hatte vergessen, dass du mich durchschaust und meine Gedanken kennst, bevor ich sie ausgesprochen habe."
Er drückte ihr einen schnellen Kuss auf die Lippen und öffnete die Autotür.
"Lass uns reingehen, es ist verdammt kalt und außerdem wird Sam bald anrufen."

* * *

"Rufus hat mir erzählt, dass Bela den Colt an einen Film-Tycoon verkauft hat, so einen Milliardär mit Riesenvilla in den Hollywood-Hills. Er hat vor seinen Freunden damit rumgeprotzt, dass er eine antike Waffe erstanden hat, die angeblich 'Das Böse' vernichten kann", erstattete Sam Bericht, als er Dean am Abend anrief.

"Und wusste dieser Rufus auch, wo der reiche Furz den Colt versteckt?" drängte Dean, begierig darauf, die für Dämonen tödliche Waffe zurückzuerobern.

"Er wollte erst nicht damit rausrücken, aber dann verriet er mir, dass Mills – das ist der Käufer – ein Luxus-Chalet in der Nähe von Denver besitzt, in der er eine bereits legendäre Sammlung von okkulten Gegenständen hortet. Er soll sie angeblich nur von Zeit zu Zeit besonders engen Freunden vorführen, alle extrem erfolgreich und ebenso extrem abgebrüht wie er selbst", schilderte der jüngere Winchester konzentriert die Fakten, die er von dem älteren Hunter erfahren hatte, der scheinbar über sehr gute Kontakte verfügte.

"Und – was hat dich diese Auskunft gekostet? Oder hat Turner dir das alles aus reiner Menschenfreundlichkeit erzählt?"
Dean hatte die Erfahrung gemacht, dass auch unter Huntern nichts umsonst war. Normalerweise gab keiner der Geisterjäger eine derartige Information preis, sondern machte sich auf den Weg, um eine derart wertvolle Waffe selbst zu ergattern.

"Bobbys Tipp war goldrichtig. Der Preis war eine Flasche feinster Johnny Walker Blue – billiger als ein Flugzeug…" Dean hörte seinen Bruder zufrieden kichern und grinste. Der 'Kleine' hatte seine Sache gut gemacht.

"Wann bist du wieder hier?" Ungeduld schwang in seiner Stimme mit. Es juckte ihn in den Fingern, sich sein Eigentum wiederzuholen.

"Ich muss erst kurz bei Bobby vorbei, der Wagen…" Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden, weil Dean ihm heftig ins Wort fiel.

"WAS ist mit dem Wagen!?"

"… braucht einen Ölwechsel. Mann, reg dich ab!"
Sam gluckste vor Vergnügen über den unbeabsichtigten Tiefschlag, den er seinem Bruder versetzt hatte. "Ich bin morgen Abend zurück. Fang schon mal an, dich von deiner Liebsten zu verabschieden", spöttelte er gutmütig, bevor er das Handy zuklappte und sich auf den Weg zu Bobby machte.

*
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*


Ein winterblasser Sonnenstrahl fand seinen Weg zwischen den Vorhängen hindurch und ließ Blair geblendet blinzeln. Sie schloss die Augen wieder und streckte sich verschlafen, langte zur anderen Seite des breiten Bettes hinüber, fand es aber leer vor, allerdings noch warm von dem Körper, der bis vor wenigen Minuten dort gelegen haben musste. Dafür hörte sie im Bad die Dusche rauschen und bei der Vorstellung, wie er sich dort nackt unter dem Wasserstrahl rekelte, schnurrte sie leise und genüsslich in Erinnerung an die letzte Nacht.
Dean war immer leidenschaftlich, heißblütig und zärtlich, aber in der letzten Nacht hatte er sie vollkommen überrascht mit einer Sanftheit, die sie weinen ließ.
Er hatte sich Zeit gelassen, sie nervtötend langsam und zärtlich immer wieder an den Rand des Wahnsinns getrieben, um kurz davor inne zu halten. Er hatte keinen Millimeter ihres Körpers unberührt und ungeküsst gelassen, ließ ihre Sinne aufschreien und all ihre Nerven beben, bevor er ihr die Erlösung gönnte und sich mit ihr in einem sinnlichen Rhythmus vereinte.
Sie hätte niemals geglaubt, dass sie sich so sexy fühlen könnte mit dem dicker werdenden Bauch und den rundum wachsenden Rundungen, aber Dean schien nicht genug zu bekommen, sie anzusehen und zu fühlen.

Sie bemerkte nicht, wie sich die Tür fast unhörbar öffnete und lautlose Schritte sich dem Bett näherten, sah nicht die Gestalt, die sich über das Bett, über sie beugte…
… erst als die kalten Tropfen ihr Gesicht benetzten, schreckte Blair auf – zu spät! Der Eindringling hatte sie bereits aus dem Bett gehoben und an den tropfnassen Körper gepresst, um mit langen Schritten dem Badezimmer entgegen zu eilen, die Vorfreude deutlich ins breit grinsende Gesicht geschrieben. In der Dusche stellte er sie auf die Füße und drehte das Wasser an. Blair prustete erschrocken los, weil das klare Nass einen Moment benötigte, um sich zu erwärmen und strich sich die feuchten Locken aus dem Gesicht. Dean grinste wie ein Honigkuchenpferd, allerdings hatte er mehr Ähnlichkeit mit Poseidon, wie sie fand und sie drängte sich an seinen schlanken, muskulösen Körper. Seine Arme legten sich beschützend um sie.

"Guten Morgen, Süße."

Aneinander geschmiegt, standen sie einen Moment unter dem sprudelnden Wasserstrahl, sein Kinn lag auf ihrem Scheitel und ihre Wange an seiner Brust.
Er löste sich von ihr, schäumte etwas von dem nach Orangen duftenden Duschgel in seinen Händen auf und begann, sie einzuseifen. Liebevoll verteilte er den Schaum auf ihrem Körper und die Berührung seiner Hände auf ihrer Haut ließ sie wohlig aufseufzen.

"Hm, daran könnte ich mich gewöhnen – ab heute hätte ich diese Behandlung bitte täglich", seufzte Blair, als er ihre roten Locken im weißen, feinporigen Schaum versteckt hatte.
Er spülte ihr den Schaum aus dem Haar, stellte das Wasser ab, hüllte sie fürsorglich in das große Badetuch, das er auf der Heizung angewärmt hatte und trocknete sie ab, bevor er es ohne Vorwarnung fallen ließ und sie bewundernd ansah. Sein perfekt proportionierter Körper glänzte nass und von den kurzen Haaren tropfte beständig das Wasser, um in kleinen Bächen erst die Brust hinunter und dann verführerisch weiter abwärts zu rinnen. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, hob Blair das Handtuch auf und begann, ihn abzutrocknen, bat ihn, den Kopf zu senken, damit sie ihm die Haare trocken reiben konnte und genoss seine Reaktion auf ihre Berührungen. Als sie das Badelaken achtlos auf den Wannenrand fallen ließ, streckte er die Hand aus und zeichnete mit dem Zeigefinger zart die verstärkt erkennbaren Adern nach, die ihre vollen Brüste durchzogen, ließ die Hand auf ihrem straffer werdenden Bauch ruhen und hockte sich vor sie hin. Er legte das Gesicht an die Wölbung und schloss lauschend die Augen.

"Es gluckert", stellte er nach einigen Sekunden fest und grinste zu ihr auf. "Ich glaube, unser kleines Fräulein duscht auch gerade oder sie hat eine ziemlich feuchte Aussprache."

"Ich glaube eher, das ist mein knurrender Magen, Winchester." Blair zog ihn sanft an den in alle Richtungen abstehenden Haare hoch und lehnte sich an ihn, die Arme um seine Taille gelegt und die Wange an seine glatte Brust geschmiegt.

"Ich will nicht, dass du gehst…" wimmerte sie leise, "du bist noch gar nicht weg und du fehlst mir bereits."
Er wollte etwas erwidern, aber sie legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen.
"Pscht… sag nichts, ich weiß, dass du gehen musst, bitte schreib mein Gejammer den Rock' n Roll tanzenden Hormonen zu."
Sie lächelte gezwungen. "Komm, zieh dir was an, sonst muss ich mich schon zum Frühstück mit meiner Mom um dich prügeln."

*
*
*
 
AW: [Supernatural] - Second Life

Ja, was soll man da noch sagen? Schön wie immer, aber ich mag es absolut nicht, dass du selbst schon davon sprichst, dass es die letzten glücklichen Momente für eine Zeit waren^^ Dafür könnte ich mich durchaus an die längeren Teile gewöhnen. Das hat was, muss ich sagen *gg*

Genial finde ich wieder mal eine bestimmte Szene, nämlich in diesem Fall die Wartezimmer-Szene. So geil, wie unwohl Dean sich fühlt und wie toll Blair es findet, dass ihn alle anstarren und neidisch sind *gg* Bei so 'nem Kerl wäre ich auch neidisch, bzw. in Blairs Fall besitzergreifend :)
 
AW: [Supernatural] - Second Life

*gg*... Bei diesem Mann wäre ich auch verdammt besitzergreifend... ;)


* * *



"Passt auf euch auf", flüsterte Blair und eine Ahnung drohenden Unheils zog ihren Magen zu einem kleinen harten Ball zusammen. Sie fühlte Tränen aufsteigen und senkte den Kopf, um Deans prüfendem Blick auszuweichen. Ohne Erfolg.

Mit zwei Fingern hob er ihr Kinn an, um in ihre Augen sehen zu können.
"Blair, wir sind bald wieder da, mach dir keine Sorgen", versprach er mit fester Stimme.
"Ich liebe dich." Sein Blick war ruhig und voller Liebe und seine Hand strich leicht über ihren Bauch. "Ich liebe euch…"

"Ich liebe dich auch, Dean", Blair schluckte mühsam, aber eine Träne entkam ihren Bemühungen und rann einsam die blasse Wange hinunter, aufgefangen von Dean, der ihr Gesicht mit den Händen umfing, mit dem Daumen die kleine glitzernde Perle stoppte und sie auf die zitternden Lippen küsste.

"Kommt in die Puschen, Mädels, es wird schon gleich wieder dunkel", spöttelte Sam, der an der Beifahrerseite stand, die Hände auf dem Dach des Impala verschränkt. Er hatte Blair bereits kurz, aber herzlich umarmt und schaute nun gespielt gelangweilt der Abschiedsszene der Beiden zu.
Deans Kuss war unendlich zärtlich und er konnte sich kaum aufraffen, seine Lippen von ihren zu lösen. War er denn bescheuert, eine Jagd auf eine dumme Waffe dem Zusammensein mit ihr vorzuziehen…?
Blair fühlte seinen Zwiespalt und schob ihn mit sanfter Gewalt von sich.

"Fahrt vorsichtig und prügelt die alte Lady nicht so", meinte sie gespielt fröhlich, während sie die Hand über den glänzenden schwarzen Kotflügel des Impala gleiten ließ.
"Vielleicht könnte ihr auf dem Rückweg bei Bobby vorbei fahren und den 'Ray mitbringen?" Der Gedanke war ihr eben erst durch den Kopf geschossen und sie grinste erfreut, als Dean den Schlüssel ihres Oldies klimpernd aus der Jackentasche zog.

"Steht schon auf dem Plan, Rotschopf."

Er stieg ein, startete den PS-starken Motor des Musclecars und schaute auffordernd zu Sam, der seine nahezu zwei Meter Körperlänge auf dem Beifahrersitz zusammenfaltete.

"Können wir jetzt endlich fahren, Kleiner?" fragte er mit schiefem Grinsen in einem Tonfall, als habe er bereits stundenlang nur auf den Jüngeren gewartet.
Auch wenn er sich ungern von seiner Freundin trennte – die Aussicht auf einen ausgedehnten Roadtrip mit Sam ließ seinen Fuß auf dem Gas zappelig werden. Er drehte die Scheibe der Fahrertür herunter und lächelte der jungen Frau zu. "Pass auf unsere kleine Hexe auf – und auf dich!"

Blair drückte einen Kuss auf ihre Fingerspitzen und legte sie für einen Moment auf seine Lippen. "Nun fahrt endlich, umso eher seid ihr zurück…"
Sie winkte nur kurz, als der Wagen anrollte, dann ging sie schnell ins Haus, in die Sicherheit des magisch gesicherten Zuhauses, das Herz schwer von dunklen Ahnungen, die leider zu vage waren, um hilfreich zu sein.

*
*
*

"Du bist sicher, Mills ist nicht hier?" Dean ließ den Blick über das luxuriöse, überdimensionale Holz-Chalet schweifen, das sie seit einer Stunde observierten. Es wirkte unbewohnt. Die dunklen Fenster sahen aus wie hohle, tote Augen und das hohe, schmiedeeiserne Tor war verschlossen.
"Er ist definitiv in LA", bestätigte Sam und Sekunden später waren beide bereits über das Tor geklettert und näherten sich, jede sich bietende Deckung nutzend, dem protzigen Holzhaus.

"Du oder ich?", signalisierte Sam in Richtung seines Bruders.

"Ich bin schneller als du", brummte Dean und zog das Etui mit den Dietrichen aus der Jackentasche. Die Tür verfügte über mehrere Schlösser mit unterschiedlichen Schließmechanismen, die selbst bei ihm, geübt in B&E, einige Minuten schweißtreibender Konzentration abverlangten.

"Dude, du wirst alt, brauchst du 'ne Brille?" frotzelte Sam leise mit kaum unterdrückter Schadenfreude und erntete ein zickiges Grinsen just in dem Moment, als sich die Tür lautlos öffnete.
Drinnen kam Sams Einsatz. Er hatte ein Händchen für Alarmanlagen und kümmerte sich um das weiße Kästchen hinter der Haustür, an dem eine kleine rote LED-Leuchte im schnellen Rhythmus blinkte und noch 48 Sekunden bis zum stillen Alarm bei der örtlichen Polizeistation oder einem ortsansässigen Sicherheitsdienst anzeigte. Dean wippte nervös auf den Zehenspitzen und behielt die Einfahrt im Auge, während Sam mit einem kleinen elektronischen Helfer versuchte, dem Code der Sicherheitsanlage auf die Spur zu kommen.

11…10…9…8…7… blinkte das kleine rote LED-Auge.

"Hab's", zischte Sam triumphierend, als die rote Leuchte bei sechs Sekunden Restzeit auf grünes Dauerlicht umsprang.

"Ich geh' nach oben", bestimmte Dean und schlich leichtfüßig die Stufen der geschwungenen Treppe hinauf, die kleine Taschenlampe in einer Hand und die geladene Pistole abstützend darunter in der anderen.
Sam durchsuchte routiniert das Erdgeschoss, während er von oben gedämpfte Geräusche von Schubladen und Schranktüren vernahm. Er checkte die protzigen Wohnräume, die ganz sicher von einem Innenarchitekten ohne festgelegtes Limit ausgestattet worden waren und eindeutig selten genutzt wurden. Selbst er erkannte, dass die Küche jeden Fernsehkoch vor Wonne aufseufzen lassen würde, riesig und bestens ausgestattet, wie sie war.

Er fand nichts, was in irgendeiner Weise auf einen Fan von Okkultem hinwies und sah sich suchend in der bombastischen Küche um, als seinem geübten Blick ein Vorsprung auffiel, der von dem davor platzierten Regal nur teilweise verdeckt wurde. Er tastete die unbehauene Backstein-Wand nach versteckten Schließmechanismen oder fühlbaren Kanten ab und stieß auf einen Stein, der lose zu sein schien. Als er ihn leicht anstieß, schnappte wie von Geisterhand das Regal aus seiner Halterung, löste sich ein paar Zentimeter von der dahinter liegenden Wand und gab eine schmale Tür mit einem Sicherheitsschloss frei. Sam überlegte eine Sekunde, ob er Dean rufen sollte, beschloss aber, sich erst mal dem Schloss zu widmen, ehe er die Pferde scheu machte. Dean hatte mit Sicherheit oben selbst genug zu durchsuchen.
Sam brauchte kaum länger als Dean vorhin an der Haustür, um das mehrfach gesicherte Schloss zu öffnen und als die Tür aufsprang, drang abgestandene Luft aus dem Spalt, hinter dem er im Schein der Taschenlampe eine Treppe erkennen konnte, die abwärts führte.

"Mist, bestimmt der Vorratskeller…" murmelte er, erkannte aber in derselben Sekunde, dass ein normaler Vorratskeller ganz sicher weder mit einem Regal getarnt noch mit einem komplizierten Schloss gesichert wäre – es sei denn, es handelte sich bei den Vorräten um goldene Kartoffeln.
Er lauschte und rief dann in die Stille "Dean! … Dean!"

Keine Reaktion. Er wiederholte seinen Ruf, und nach weiteren zehn Sekunden unentschlossenen Wartens gewann seine Neugier die Oberhand und er schob die Tür auf, um die Treppe hinunter zu schleichen, vorsichtig jede Stufe mit der Lampe ableuchtend und mit der Waffe im Anschlag.
Am Fuß der Treppe erwartete ihn ein… tja, was war es, ein Vorraum, ein Wartezimmer? Eine bequeme riesige Sitzlandschaft nahm einen Großteil des Raumes ein und ihr gegenüber hing ein übergroßer LCD-Monitor.
Direkt unter der Treppe gab es eine weitere Tür und er ging ohne zu zögern mit dem Einbruchsbesteck an die Arbeit. Sie war erstaunlich schlecht gesichert und sprang schon nach wenigen Sekunden leise zischend auf. Dahinter war gedämpftes, blassgelbes Licht erkennbar, das wie ferngesteuert an Intensität und Helligkeit zunahm, als er den Raum betrat. Das war's! Das musste das Allerheiligste sein, die Schatzkammer sozusagen, die Normalsterblichen verborgen blieb. An den Wänden standen mehrere große, gut ausgeleuchtete Vitrinen, in denen Kreuze verschiedenster Art, Amulette, Edelsteine in verschiedenen Schliffen, Dolche und Armbrüste ausgestellt waren.

Im Zentrum des Raums erregte eine kleinere, durch eine indirekte Lichtquelle erleuchtete Vitrine seine Aufmerksamkeit, in ihrem Inneren auf einem kleinen Gestell lag er... DER Colt, Samuel Colts Meisterwerk, die Dämonen vernichtende, ultimative Waffe, die Bela aus ihrem Besitz entwendet und an Mills verscherbelt hatte!

Sam atmete scharf aus und sah sich noch einmal gründlich im Raum um. Sein Eindringen hier schien so einfach… ZU einfach, aber er konnte keine Fallen oder weitere Sicherungsmaßnahmen erkennen und so schritt er zur Tat, sprich zum Colt.

Es waren nur etwa sechs Schritte bis zu dem Glasbehälter, in dem sich die tödliche Waffe befand und er hatte eben die Hälfte geschafft, als der Boden unter ihm in einer vollendeten Kreislinie rot aufglühte und ein Symbol sichtbar werden ließ, das entfernt einer Teufelsfalle ähnelte. Der Boden innerhalb des Symbols wurde durchsichtig und verschwand.
Sam fiel hindurch und sein überraschter Schrei erstarb abrupt, als die Fläche sich wieder materialisierte und das magische Zeichen verblasste, als hätte es niemals existiert…

*
*
*

Dean stellte derweil das Obergeschoss auf den Kopf. Allerdings gab es nichts, das den Aufwand gelohnt hätte, außer einer Großpackung Viagra auf dem Nachtisch neben dem riesigen Prunkbett. Die Decke darüber war verspiegelt und Dean konnte nicht widerstehen – er musste sich auf das Bett werfen, um die Aussicht zu bewundern. Er grinste seinem Abbild breit zu und machte sich dann wieder an die Arbeit, die momentan darin bestand, Anzüge, Kleider und Unterwäsche zu filzen, leider keine besonders interessante Aufgabe, denn die Dame des Hauses trug anscheinend Konfektionsgröße Zirkuszelt und er schüttelte sich, als er einen überdimensionalen Liebestöter hochhielt. Schnell stopfte er das trotz aller offensichtlichen Kostspieligkeit eher unansehnliche Teil zurück in die überreichlich gefüllte Schublade und nahm sich in gewohnter Gründlichkeit die restlichen Räume der oberen Etage vor.
Nach ein paar Minuten glaubte er, Sam rufen zu hören und trat lauschend auf den Flur hinaus, aber von unten war nichts mehr zu vernehmen. Mit einem Schulterzucken fuhr er fort, die übrigen Schlaf- und Badezimmer nach verborgenen Türen und doppelten Wänden zu untersuchen.
Als seine Suche ergebnislos blieb, eilte er die Treppe hinunter zu Sam. Vielleicht hatte dieser ja mehr Glück gehabt. In der Eingangshalle orientierte er sich und rief leise nach dem Bruder.

"Sam?" Nur seine Stimme durchbrach die Stille im Haus. "Sam, wo bist du?"

Auch nach einem weiteren, lauteren Ruf antwortete der Jüngere nicht und während Dean begann, systematisch die Räume im Erdgeschoss zu durchsuchen, breitete sich ein ungutes Gefühl in seinem Magen aus. Er blieb immer wieder reglos stehen, um zu lauschen, aber kein Geräusch war zu hören, außer denen, die er selbst verursachte.
Als letzter Raum verblieb die Küche und dort fiel ihm sofort das von der Wand abgerückte Regal ins Auge. Das sah ganz nach Sam aus. Er hatte es einfach nicht erwarten können und war ohne ihn weiter marschiert. Verdammt! dachte Dean und pirschte sich seitlich die Stufen hinunter. Überrascht hob er die rechte Braue, als er den leger, aber weniger prollig als die oberen Wohnräume eingerichteten Kuschelbereich in Augenschein nahm. Die Tür unter der Treppe lockte ihn. Sie war zwar geschlossen, aber vielleicht hatte Sam sie hinter sich zugemacht.
Er hämmerte gegen das massive Holz. "Sam!"
Die Tür war dick, verdammt dick. "SAM… mach die Tür auf!"
Mittlerweile kochte Dean auf kleiner Flamme. Wenn man den Jüngeren aus den Augen ließ… er hätte es besser wissen müssen.
Er kramte den Dietrich raus und verschaffte sich Zutritt zu dem Ausstellungsraum des Film-Moguls. Als die Tür aufschwang, entschlüpfte ihm ein verblüfftes "wow…" und er schaute sich überwältigt um. Hier gab es wirklich alles, was das Hunter-Herz begehrte. Viele dieser Gegenstände waren ihm aus Berichten und Legenden bekannt, verschollen im Strom der Zeit – in Wahrheit gebunkert in diesem Tresor eines gierigen Sammlers. Waffen, erschaffen, um das Böse zu vernichten, jetzt zur Nutzlosigkeit verdammt und weggesperrt in gläsernen Schaukästen.
Der Colt – da war er! Aber wo, zum Teufel, steckte Sam?

Der ältere Winchester ging langsam auf den Kasten mit der alten Waffe zu, stutzte aber nach wenigen Schritten. Ein kalter Hauch strich über ihn hinweg und ein Schauer lief seine Wirbelsäule entlang. Er horchte, schaute sich um – er spürte die Nähe seines Bruders, konnte ihn fast körperlich wahrnehmen.
Hochkonzentriert drehte er sich langsam mehrfach um die eigene Achse und nahm den Raum mit allen Sinnen in sich auf. Als er in einer Ecke unter einem der Schaukästen etwas aufblitzen sah, hockte er sich hin und langte danach. Seine Finger ertasteten einen runden länglichen Gegenstand und als er ihn hervor zog, erkannte er das Gegenstück zu seiner eigenen Taschenlampe. Er schloss die Augen und biss sich auf die Lippe. Sein Gesicht hatte jegliche Farbe verloren und sein Puls raste, während er auf den Knien verharrte. Seine Gedanken purzelten wild durcheinander, ohne Zusammenhalt und Substanz.
Er versuchte, tief durchzuatmen, während seine Finger unruhig mit der Leuchte spielten und zwang sich zur Ruhe. Panik würde Sam nicht helfen.
Er war hier gewesen und jetzt war er verschwunden. Wie konnte das sein? Er musste noch irgendwo im Haus sein! Dean schnellte auf die Füße und begann, das riesige Haus systematisch nochmals zu durchkämmen … und noch einmal. Seine Verzweiflung wuchs in dem Maße, wie seine Möglichkeiten, den Bruder noch zu finden, schwanden und seine erfolglose Suche endete wiederum in dem mit Waffen vollgestopften Raum im Keller.
Er sah sich frustriert und ratlos um – Sams Präsenz schien verflogen zu sein, zumindest konnte er ihn nicht mehr fühlen. Nichtsdestotrotz weigerte er sich, die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass Sam tot sein könnte. Er war sich sicher, dass er es spüren würde, ebenso, wie er damals gefühlt hatte, dass der Vater am Leben war, obwohl sie schon seit Monaten kein Lebenszeichen von ihm gefunden hatten.

Sam. SAM!

Bittere Magensäure stieg seine Kehle hinauf und Verzweiflung ballte sich in seinem Inneren zu einem schier unlösbaren Knoten. Er dachte an den Tag vor über einem Jahr, als er seinen Bruder bereits einmal verloren hatte, an den Deal, den er damals abgeschlossen hatte, um ihn zurück zu holen. Er dachte an Blair und das Baby, die zuhause auf ihn warteten und die Aussichtslosigkeit seiner Lage zwang ihn auf die Knie und ließ ihn gequält aufbrüllen…

"SAAAAAM!"


*
*
*

Blair setzte sich mit einem Ruck im Bett auf. Dean? Sie lauschte auf die Geräusche der Nacht, die aber vom Echo von Deans Stimme in ihrem Kopf übertönt wurden. Etwas stimmte ganz und garnicht! Er war in Not, in furchtbarer Seelenqual!
Ihre Ahnungen bewahrheiteten sich.

Sie schlang zitternd die Arme um den Oberkörper und wiegte sich hin und her beim Versuch, ihre Ruhe wieder zu gewinnen. Ihr Verstand raste. Was war geschehen, das Dean zu einer solchen Verzweiflung trieb, dass er sie mental aufschrecken konnte, fast 2000 Meilen entfernt?
Der einzig mögliche Grund für diesen herzzerreißenden Schrei konnte sein, dass Sam etwas Schreckliches zugestoßen war. Der Gedanke setzte sich in ihr fest und trieb ihr die Tränen in die Augen. Er war ihr Bruder, wenn auch nicht durch Blutsverbindung, so doch gefühlsmäßig und es würde Dean umbringen, wenn er ihn verlieren würde – erneut verlieren würde. Er hatte so viel durchgemacht, um den Jüngeren zurück zu holen und er hatte in seinem Leben bereits zu viel verloren…
Alles in ihr drängte danach, Dean anzurufen… oder sollte sie warten, dass er sie anrief?

"Ruf ihn an, Kleines."
Cassandra strich sich eine Strähne des zerzausten roten Haares aus dem
verschlafenen Gesicht, während sie mit der Kaffeemaschine hantierte. Es war zwar erst 3 Uhr früh, aber an Schlaf war nicht mehr zu denken. Die Winchester-Jungen waren Teil der Familie geworden und sie hätte eigene Söhne kaum mehr lieben können, als Dean und Sam. Während der Kaffee durchlief, setzte sie sich mit sorgenvoll gefurchter Stirn an den Tisch und umschloss tröstend die eiskalten Hände ihrer Tochter.
"Du wirst doch keine Ruhe haben, bevor du nicht weißt, was geschehen ist… und ich auch nicht."

Blair hatte das Handy vor sich auf dem Tisch liegen und starrte es an, wie ein Kaninchen die Schlange, hoffend, dass Dean sich melden würde – aber nichts geschah. Mit zittrigen Fingern klappte sie es auf und wählte die Kurzwahlnummer, unter der Dean gespeichert war.
Es klingelte… und klingelte. Er ging nicht ans Telefon und Blair blickte mit angstvoll aufgerissenen Augen ihrer Mutter ins blasse Gesicht.

*
*
*

…Smoke on the water… schrammelte es aus Deans Jackentasche.
Er saß im Wagen und starrte blicklos zur Windschutzscheibe, sah nicht die dicken Regentropfen, die breite Schlieren auf dem staubigen Glas zogen, sah nicht den diffusen Schein der Morgendämmerung am östlichen Nachthimmel. Alle Sinne schienen ausgeschaltet. Der Kummer und das Entsetzen über Sams Verschwinden hatten ihn paralysiert. Nicht ein Muskel rührte sich, er schien nicht einmal mehr zu atmen.
Aber in seinem Inneren arbeitete es.
Wie hatte er nur zulassen können, dass das geschah?
Wieso hatte er nicht besser auf den Jüngeren aufgepasst? Er hatte nur eine Aufgabe im Leben und die hatte er – wieder mal! – versaut. Er hatte nicht die leiseste Vorstellung, wo er mit der Suche nach Sam beginnen sollte, keinen noch so kleinen Anhaltspunkt. Sollte er diesen Milliardär mal kurz 'befragen', was er da in seinem 'Vorratskeller' hortete? Vielleicht war er gar kein Mensch? Vielleicht…

Sein Brustkorb hob sich kräftiger, als er die Augen einen Moment zufallen ließ und tief durchatmete. Er würde noch einmal hinein gehen, er würde dieses Haus in seine Einzelteile zerlegen und mitnehmen, was er für richtig und notwendig hielt. Die Waffen in diesen Vitrinen waren einmal dazu erdacht und konstruiert worden, das Böse zu vernichten und nicht, als Schaustücke versteckt gehalten zu werden. Genau diesem Zweck würde er sie wieder zuführen. Aber zuerst musste er telefonieren.

"Dean!" gellte Blair, als sie seine erschöpfte Stimme erkannte. "Was ist passiert? Geht es dir gut? Und was ist mit Sam?" sprudelte es aus ihr heraus.
Völlig untypisch für ihn, bekam sie zunächst keine Antwort von Dean, als müsste er erst nach den richtigen Worten suchen.
Sehr viel leiser und sanfter hakte Blair nach. "Dean? Sprich mit mir."

"Sam… er ist…" seine Stimme klang erstickt, "Sam ist verschwunden."

Blair schluckte. Es zu vermuten war etwas ganz anderes, als es bestätigt zu bekommen.
"Wie…?"

"Ich war nicht da, und…" seine Stimme brach und Blair hörte die Tränen darin.
Sie schloss die Augen und sprach sanft auf ihn ein, sich wünschend, ihn in den Arm nehmen zu können.
"Dean, er ist erwachsen und du kannst nicht ständig seine Hand halten." Sie hörte ihn tief atmen und sprach weiter. "Ist er entführt worden oder was meinst du mit 'verschwunden'?"

"Wir haben das Haus von Mills durchsucht, ich oben, er unten und als ich runter kam, war er nicht mehr da. Die einzige Spur von ihm habe ich in dem Raum gefunden, in dem der reiche Fatzke seine Sammlung antiker okkulter Waffen ausgestellt hat, unter anderem den Colt – unseren Colt."

"Glaubst du… glaubst du, dass er lebt?" Sie traute sich kaum, diese Frage zu stellen.

Seine Stimme klang jetzt fester. "Ich bin ganz sicher, dass er lebt. Ich würde fühlen, wenn er tot wäre. Irgendwer oder irgendwas hat ihn entführt und ich muss ihn finden." Leiser, aber mit mehr Nachdruck fügte er hinzu: "Ich werde ihn finden."

"Was wirst du jetzt tun?" Sie versuchte, sachlich zu bleiben.

"Ich weiß es nicht, ich denke, ich werde zuerst zu Bobby fahren und mit ihm besprechen, welche Optionen wir haben – und dann komme ich nach Hause…"
Diese Worte, nach Hause, ließen ihn sich etwas weniger verloren fühlen und er stellte sich Blairs freches kleines Gesicht vor, das jetzt während der Schwangerschaft förmlich glühte. Er wusste, warum jetzt alles anders war, als vor einem Jahr. Damals hatten er und Sam nur einander und ohne den Bruder schien sein Leben sinn- und richtungslos. Jetzt hatte er die Verantwortung für weitere Personen übernommen und seine Familie war gewachsen. Er musste sie einbeziehen in seine Pläne, durfte sie bei seinen Entscheidungen nicht außen vor lassen.

"Dean? Du wirst ihn finden – wir werden ihn finden. Komm bald heim… bitte."

*
*
*

"Junge, was ist passiert?"
Knorrig wie ein alter Baum, mit zotteligem Bart und der obligatorischen Schirmmütze auf dem struppigen Kopf, öffnete Bobby Singer die Tür. Bei Deans Anblick fuhr ihm der Schreck tief in die Glieder. Es hätte ihm niemand sagen müssen, dass etwas Schreckliches passiert war. Dunkle Ränder unter viel zu tief in den Höhlen liegenden Augen hoben die unnatürliche Blässe des jungen Mannes hervor, der wie ein Sohn für ihn geworden war. Als Dean keine Anstalten machte, aus freiem Willen sein Haus zu betreten, zog er ihn kurzerhand hinein.
Nichts hatte sich seit dem letzten Besuch der Brüder in Bobbys Haus verändert. Bücher stapelten sich wacklig in jeder Ecke, die Decken zierten in jedem Raum Teufelsfallen und die Fensterbänke quollen über von Salz.

"Du siehst aus, als könntest du etwas zu Essen gebrauchen, Sohn. Such dir ein Plätzchen und schmeiß einfach runter, was drauf liegt." Bobby machte Anstalten, in die Küche zu verschwinden, als Dean ihn am Ärmel zurück hielt.

"Nicht, Bobby, ich will nichts essen." Er stockte. Sam... er..."

"Ich weiß, Blair hat angerufen. Junge - wir werden ihn finden!" Bobbys Stimme war rau vor mühsam in Schach gehaltenen Emotionen. "Ich habe schon den Kofferraum des Stingray mit Büchern vollgepackt, und wir können auf jeden Fall die Hilfe von Melissa Sinclair gebrauchen. Aber erst solltest du was essen und dich ein bisschen hinlegen. Du siehst aus wie der Tod auf Socken."

"Mir geht's gut, Bobby. Ich will nicht schlafen, ich will Sam finden." Verzweiflung diktierte Deans Worte, ad absurdum geführt durch seine blutunterlaufenen Augen, die von Schlafmangel und unterdrückten Tränen zeugten.

"Okay, Junge, dann setz dich wenigstens erst mal hin. Im Gegensatz zu dir muss ich was essen, bevor wir losfahren", brummte Bobby und fegte mit einer Handbewegung mehrere dicke Wälzer über dämonische Besessenheit von einem alten, abgesessenen, aber bequemen Ohrensessel. Dann drückte er Dean mit sanfter Gewalt hinein. Der ältere der Winchester-Jungen lehnte den Kopf an die Rückenlehne, um ein paar Minuten die Augen zu schließen, nur so lange bis Bobby soweit war, dass sie losfahren konnten…

* * *
 
AW: [Supernatural] - Second Life

Hab ich's nicht gesagt? Kaum, dass Blair sich wieder eirnnert, passiert der nächste Mist! War ja so klar... :p Eigentlich brauch ich hier ja gar nicht weiterlesen, ich mag es nicht, wenn bei Dean, Blair und Sam nicht alles in Ordnung ist.

Aber 'ne, ich sag schon nichts mehr, wenn immer nur alles glatt laufen würde, dann wär's ja auch nicht wirklich spannend, dann würd's wahrscheinlich niemand lesen wollen, von daher bin ich natürlich pro Spannung, ist ja klar :)
Aber dass es net Dean war, der in die "Falle" getappt ist, das wundert mich ja schon fast. Schließlich ist ja eigentlich Dean der Tollpatsch und Sam muss sich und ihn irgendwie aus der Affäre ziehen.

Naja, jetzt hilft ja Bobby mit und ein Kofferraum voller Bücher... von daher bin ich mal gespannt, wie das jetzt weiter geht :)
 
AW: [Supernatural] - Second Life

Yup, stimmt, Dean lässt kein Fettnäpfchen aus, aber eher verbal... ;)


* * *


"Bobby?" Er rieb sich die Augen und schaute sich verschlafen in dem dämmrigen Raum um. Nur eine kleine Schreibtischlampe erleuchtete den Raum sparsam. Bobby war nicht zu sehen, aber Dean erkannte, dass es draußen noch nicht dunkel war.

"Willst du Kaffee?" kam der fragende Ruf aus der Küche um die Ecke, gefolgt von Bobby mit zwei großen, schon etwas angeschlagenen Kaffeebechern aus Steingut, aus denen sich dampfend der Duft von frischem Kaffee im Raum verteilte.

"Ich dachte, du wolltest essen?" Dean nahm Bobby eine Tasse ab und blinzelte ihn fragend an.
"Yepp – wollte ich – gestern Abend."
Bobby räumte den Stuhl gegenüber frei und setzte sich auf die Kante. Er vermutete, dass Dean vor Wut kochen würde, wenn er bemerkte, dass es nicht Abend, sondern bereits früher Morgen war, aber Deans Kopf hatte am Abend kaum das Kopfteil des Sessels berührt, als er auch schon eingeschlafen war.
Nein, Bobby hatte in keinster Weise ein schlechtes Gewissen. Sie konnten auch ein paar Stunden später noch mit der Suche nach Sam beginnen.
Erstaunlicherweise machte Dean keine Szene, weil Bobby ihn hatte schlafen lassen, sondern schlürfte nur ergeben seinen Kaffee. Der Ältere hatte einen Ausbruch erwartet, stattdessen zeigte sich ein anderer Dean als der, den er bis vor wenigen Monaten gekannt hatte. Er nickte gedankenvoll, als er an Blair dachte, die diesen Feuerkopf anscheinend bedeutend ruhiger gemacht und ihm einen Ausgleich geschaffen hatte.

"Was weißt du über Harlan Mills? Film-Mogul, Hollywood-Tycoon, Milliardär…" fragte Dean zwischen zwei Schlucken des belebenden Gebräus.

"Hm, noch nicht viel, aber ich bin dran. Er ist erst vor wenigen Jahren aufgetaucht, hat die Finger in vielen obskuren Geschäften, die meisten davon am Rande der Legalität. Es wurde auch schon gemunkelt, er hätte beim Verschwinden eines Konkurrenten die Finger im Spiel gehabt. Wieso? Meinst du, der hat mit Sams Verschwinden zu tun?"
Bobby schaute Dean forschend ins langsam munterer wirkende Gesicht.

"Klar, wieso nicht? Bela hat anscheinend die meisten ihrer 'Schnäppchen' an ihn verscherbelt und wenn ich an ihren Deal denke, könnte ich mir vorstellen, dass er die Teile im Auftrag von Dämonen aus dem Verkehr gezogen hat und dafür vor besonderen Freunden damit angeben durfte. Sein Erfolg könnte eine Belohnung für treue Dienste sein."

Nachdenklich rieb sich Dean den Nacken. Sein Magen knurrte hörbar und er grinste Bobby schief an. "Hast du noch was zu essen von gestern Abend übrig? Ich hab seit zwei Tagen nichts mehr gegessen und falle vor Schwäche gleich vom Sessel."

Bobby kannte es von Dean nicht anders. Nichts konnte ihm den Appetit verderben - nichts, außer tödlicher Sorge um Sam. Wenigstens erinnerte er sich dieses Mal daran, dass er bei Kräften bleiben musste. Er nickte dem Jüngeren zu und machte Sandwiches zurecht, viele – Deans Appetit kam immer beim Essen - und einige für die Fahrt gen Osten.
Eine halbe Stunde später brachen sie auf, aber erst, nachdem Dean erneut mit Blair gesprochen hatte.

* * *

Dunkelheit umgab ihn, tiefe, unendliche, bodenlose Schwärze. Er hockte zusammengesunken auf dem Boden, unter ihm nichts als harter, trockener Fels. Sein Kopf dröhnte und er versuchte sich aufzurichten. Er hatte keinen Schimmer, was geschehen war. Eben noch stand er vor der Vitrine mit dem Colt, dann wurde er hier in diesem Loch wach. Er tastete seine Umgebung ab… höchstens 2m breit und vielleicht 2m lang und als er aufstand, stellte er fest, dass diese Kammer oder was es auch immer war, höchstens 2m hoch war. Er konnte keine Tür fühlen, keine Luke oder Klappe, keine Möglichkeit, dieses… dieses Gefängnis zu verlassen. Er versuchte, sich halbwegs bequem hinzusetzen und die Panik zu bekämpfen, die in ihm aufstieg.

Dean würde ihn finden, er würde ihn befreien – das war so sicher wie das Amen in der
Kirche…


* * *

Blair und Cassandra eilten nach draußen, als sie das tiefe Brummen der Motoren der beiden alten Autos in der Einfahrt hörten. Die Jüngere schloss Dean in die Arme, als er kaum die Tür des Wagens hinter sich zugeworfen hatte. Er umschlang sie, hielt sie fest - hielt sich fest und jetzt endlich ließ er seiner Verzweiflung freien Lauf. Er klammerte sich an die junge Frau, geschüttelt von einem Weinkrampf, den er seit zwei Tagen verzweifelt zurück gehalten hatte. Alle Kraft schien diesen starken Körper verlassen zu haben und Blair knickte unter seinem Gewicht ein, fiel mit ihm gemeinsam auf die Knie. Erschüttert wiegte sie ihn, versuchte, ihn zu beruhigen, ihm Halt zu geben, während Bobby mit hängendem Kopf an den Beiden vorbei und mit Cassandra ins Haus ging.

"Ich hab mich über die Unterwäsche der Hausherrin amüsiert, während irgendjemand Sam gekidnappt hat", brach es aus Dean heraus. "Ich hab mir Zeit gelassen und das Riesenbett ausprobiert, statt Sam zu helfen!"

Unaufhörlich quollen die Tränen zwischen den langen, geschwungenen Wimpern hervor und es zerriss Blair das Herz, ihn so verwundet zu sehen.
Sie konnte noch nicht fassen, dass Sam nicht da war, aber noch war er 'nur' verschwunden, was bedeutete, er lebte möglicherweise noch. Noch bestand die Chance, ihn zu retten. Ihr war klar, dass diese Aussicht Deans Not nicht linderte, die Selbstvorwürfe nicht besänftigte, die ihn vollständig in ihren Klauen hatten.
Ihre Tränen vermischten sich mit seinen und ihre Hände streichelten unaufhörlich seinen bebenden Rücken, gleichermaßen ihn und sie selber tröstend. Nach einigen Minuten spürte Dean, dass sie am ganzen Körper zitterte und zog sie mit sich hoch, streifte die alte, bequeme Lederjacke ab und legte sie ihr um die Schultern, bevor er sie wieder in die Arme schloss.

"Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn es euch nicht gäbe, dich und unsere Tochter", flüsterte er und zog geräuschvoll die Nase hoch.
"Lass uns reingehen, es ist kalt und ich will nicht, dass du krank wirst."

Bis spät in die Nacht hinein saßen die Vier zusammen und diskutierten die Alternativen, die sich boten und jeder neue Anlauf endete in einer weiteren Sackgasse. Am Ende scheiterte jeder Gedankengang an der Tatsache, dass sie nicht wussten, WER Sam in seiner Gewalt hatte. Resignation breitete sich zwischen ihnen aus. Bobby raufte sich den zotteligen Bart, Cass starrte wortlos auf ihre Hände und Blair schien wie erstarrt in Hoffnungslosigkeit und Angst nicht nur um Sam, sondern auch um Dean, dessen Kopf auf die Brust gesunken war, die Augen in stummer Verzweiflung geschlossen.

Erinnerungsfetzen blitzten vor seinem inneren Auge auf…

Sammy, das Baby, geborgen in seinen Armen, während er zusammen mit dem Vater und mit brennenden Augen auf das Feuer starrte, das seine kleine heile Welt und seine Mutter verschlang.
Sammy bei seinem ersten Versuch, Rad zu fahren, an seinem ersten Schultag, bei seinem Highschool-Abschluss.
Sams Freude, als er seinen Bruder zum ersten Mal im Zweikampf besiegt hatte und sein konzentriertes Gesicht beim Reinigen der Waffen.

'Bitch'

'Jerk'

Das Atmen fiel ihm schwer bei dem Gedanken, möglicherweise nie wieder Sams breites Lächeln zu sehen, sich nie wieder mit ihm Wortgefechte zu liefern…


Der Vollmond tauchte das Zimmer in ein geisterhaftes, fahles Licht und ließ die Silhouette vor dem Fenster schmal und verloren erscheinen.
Dean stand reglos im weißen Schein des Mondes und schaute zum Sternenhimmel in der Hoffnung, dass irgendwo in dieser Sekunde sein Bruder dasselbe tat. Sein Gefühl sagte ihm, dass Sam lebte, sein Verstand dagegen versuchte ihm zuzuflüstern, dass die Wahrscheinlichkeit verdammt gering war, ihn jemals wiederzusehen.
Er schaute zum Bett hinüber, in dem Blair mittlerweile erwacht war. Sie sah traurig zu ihm auf, fand keine Worte des Trostes für diese neue Katastrophe in seinem verdrehten Leben.

"Komm wieder ins Bett, Winchester", sagte sie leise, "sonst frierst du noch fest."
Sie hob die Bettdecke und klopfte einladend neben sich auf die Matratze.
Nach kurzem Zögern schlüpfte Dean zu ihr unter die Decke. Seine Haut war eiskalt. Er musste schon länger dort am Fenster gestanden haben. Auf dem Rücken liegend starrte er an die Decke, in Gedanken schon wieder bei dem Vermissten und er brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass Blair ihn angesprochen hatte.

"Sorry, was hast du gesagt?" Verwirrt sah er in ihr Gesicht, das im Mondlicht blass leuchtete.

"Du hast deine Tochter nicht begrüßt, Winchester."
Sie wusste, dass das Baby seine größte Freude war und hoffte, ihm Mut zu machen, als sie seine Hand ergriff und sie auf ihren sich immer stärker rundenden Bauch legte, in dem die Kleine anscheinend gerade Nachtsport trieb.
Ein leises Lächeln stahl sich um seine Mundwinkel, schüchtern, als ob er sich schämte, ein bisschen Glück zuzulassen. Aber als er die kleinen Ausbuchtungen fühlte, für die die Füßchen oder der Kopf die Ursache sein mussten, seufzte er leise. Sam würde niemals wollen, dass er sich der Freude auf sein Kind berauben ließ. Dieses kleine Wesen war die Erfüllung all seiner Träume und zusammen mit Blair seine Zukunft.

Sie rückte mit dem Rücken in die Höhlung, die seine Vorderseite bildete und kuschelte sich in seine Arme, genoss seinen warmen Atem in ihrem Nacken und lächelte hoffnungsvoll, als er sie sanft aufs Ohr küsste. Ein Flüstern wie das Säuseln des Nachtwinds klang durch ihren Kopf und ihr schien, als habe sie irgendetwas Wichtiges vergessen…


Sie wachte in derselben Position auf, in der sie eingeschlafen war, als inneres 'Löffelchen', ihre Rückseite an ihn gepresst und seine Hand wie selbstverständlich auf ihrer Brust. Sein gleichmäßiger Atem an ihrem Haaransatz ließ sie zunächst glauben, er schliefe noch, aber dann fühlte sie seine Erregung an ihrem verlängerten Rücken und rieb sich, noch verschlafen, aber zielbewusst an ihm, entlockte ihm ein leises verlangendes Stöhnen und einen Kuss, der heiß wie ein Brandmal auf der zarten Haut am Hals unter ihrem Ohr brannte. Seine Hand schlüpfte in ihr Top und seine Finger umkreisten liebevoll ihre aufgerichtete Brustwarze, während er seinerseits nicht widerstehen konnte, sie fühlen zu lassen, wonach ihm der Sinn stand.

Wenige Atemzüge später spürte Blair statt seines warmen Körpers nur noch kühle Morgenluft an ihrem Rücken. Überrascht drehte sie sich zu ihm um, neugierig, warum er sich von ihr zurückgezogen hatte. Er saß auf der Bettkante und sah sie über die Schulter hinweg an, eine Träne hing in seinen Wimpern und seine Lippen zitterten.

"Dean? Was… "

"Blair, ich kann nicht. Möglicherweise ist Sam…" er stockte und wich ihrem Blick aus.

Sie setzte sich auf, schmiegte sich so eng an seinen kräftigen Rücken, wie es ihr mit dem runden Bauch möglich war und schlang die Arme um ihn.

"Du willst mir sagen, du darfst keine Sekunde glücklich sein, während Sams Schicksal ungewiss ist? Winchester, wenn du wirklich und ehrlich meinst, damit könntest du ihm helfen oder er würde es von dir erwarten, werde ich dich nicht mehr belästigen. Ansonsten…"

Sie fühlte seinen inneren Kampf, den Zwiespalt zwischen ihrer zwingenden Logik und dem Bauchgefühl, das ihn zum Unglücklichsein verdammen wollte.
"Dean… du nimmst Sam nichts, aber es nützt ihm auch nichts, wenn du… verdammt, ich will dich!" Sie schlug mit der geballten Faust auf seine Schulter.

Er fuhr herum und bei aller Trauer musste er lächeln, als er sie so vor sich knien sah, mit schmollenden Lippen, brennenden Augen und roten Locken, die in alle Richtungen abstanden, die Fäuste herausfordernd in die Seiten des runden Babybauchs gestemmt – und schöner, als jede Frau, die er bisher gesehen hatte.

Wie hatte er annehmen können, dass er die Finger von ihr lassen könnte? Sam jedenfalls würde ihm das niemals abkaufen…

* * *

* * *

Sein Zeitgefühl hatte ihn längst verlassen. Er konnte lediglich Stunden, aber ebenso gut auch schon Tage hier in diesem Loch sitzen. Er war nach einer gefühlten Ewigkeit ergebnislosen Grübelns über seine Situation eingedöst. Als er wieder erwacht war, hatte er einen Eimer und einen Teller kalter, matschiger Suppe vorgefunden, die irgendjemand von ihm unbemerkt hinein geschafft hatte. Der dünnflüssige Brei schmeckte ekelhaft, aber er war so durstig, dass er ihn durch seine Kehle zwang und sich dabei vorstellte, mit Dean am Tisch zu sitzen und genüsslich einen Burger zu vertilgen.…

Dean… was mochte er denken?
Ob er ihn suchte?
Aber wo sollte er ihn suchen?
Er selber hatte keine Ahnung, wo er sich aufhielt und warum.
Er versuchte, sich aufzuwärmen, indem er auf der Stelle trat, aber plötzlich fiel ihm ein, dass er nicht wusste, wie viel Sauerstoff er in diesem Raum hatte. Er hockte sich wieder hin und begann zu rechnen. Klar – ohne Frischluftzufuhr wäre er längst tot. Also musste er nur abwarten…

Warten, dass Dean ihn fand und befreite…


* * *

"Okay, dann ist es beschlossen, wir fahren zu Madame Melissa", knurrte Bobby.

Cassandra lächelte ihn sanft an. Sie mochte diesen brummigen, etwas schwerfällig wirkenden Mann, der so loyal zu den Winchesters stand. Er würde alles tun, um Dean bei der Suche nach dem Bruder zu helfen, ebenso, wie er monatelang verzweifelt nach einem Weg gesucht hatte, den Deal zu brechen, den Dean für seinen kleinen Bruder eingegangen war. Für ihn genauso wie für sie selbst waren die Brüder Teil der Familie geworden, und sie beide einte der Wunsch, die Beiden wieder zusammen zu führen und sie gesund und glücklich zu sehen. Persönlich kennen gelernt hatten sie sich aber tatsächlich erst jetzt.
Bobby, Dean und Blair würden gleich nach Boston aufbrechen, um die alte Sinclair-Hexe um Rat zu bitten. Mittlerweile war Sam allerdings seit mehr als vier Tagen verschwunden und die Spuren, so sie existierten, waren sicherlich längst erkaltet.
Sie konnten eine Menge Hexenpower gebrauchen…

"Dean, Junge, es kommt alles in Ordnung." Ihre Worte ließen keinen Widerspruch zu.
Genau so kannte Dean die alte Lady und genau so liebte er sie.
Sie hatte ihre Besucher erwartet, öffnete just in dem Moment die Tür, als der Impala vor ihrem Hexenhäuschen bremste und streckte die Arme nach dem älteren Winchester aus, bei aller Traurigkeit des Anlasses doch überaus glücklich, ihn und die Urenkelin wieder zu sehen. Sie machte aus ihrer Schwäche für den gutaussehenden, jungen Jäger keinen Hehl und drückte ihn fest an ihren mageren Körper, der früher einmal die Männer mehrerer Staaten um den Verstand gebracht hatte.
Sie strich mit der schmalen, blaugeäderten Hand über seine Wange, auf der seit Sams Verschwinden der Bart spross und lächelte wehmütig.
"Du wirst ihn wieder sehen, glaub mir."

Dann erst wandte sie sich der jüngeren Sinclair zu und nachdem sie ihre Urenkelin herzlich umarmt und geküsst hatte, trat sie einen Schritt zurück und strich sanft und andächtig über den runden Bauch, den Blair stolz in einem hautengen Shirt präsentierte.

"Deine Tochter ist stark, Kind, sie ist eine echte Sinclair. Junge, du bist nicht zu beneiden mit zwei so starken Frauen im Haus. Zieh dich warm an…", schmunzelte die mächtige Weiße Hexe und nahm erst jetzt den älteren, bärtigen Mann wahr, der hinter Blair und Dean die Veranda betreten hatte.

"Nana, das ist Bobby Singer, ein sehr guter Freund", übernahm Dean die Vorstellung seines väterlichen Freundes. Der entsann sich aller Manieren, die er früher mal besessen hatte, zog die Mütze vom struppigen Kopf und beugte sich mit einem ehrerbietigen "Ma'am" tief über die runzelige Hand der Alten.
DAS war die Art Verehrung, den Melissa noch aus jüngeren Jahren kannte und der Graukopf hatte bei ihr direkt einen Stein im Brett.

"Ich habe ein wenig meditiert und mit einigen Leuten gesprochen." Melissa rührte mit einem zierlichen, silbernen Löffel im obligatorischen Tee, während ihre Besucher den starken, schwarzen Kaffee genossen, den die alte Lady gekocht hatte.
Nach einem strafenden Blick von Dean hatte Blair ihren Kaffee mit reichlich Milch verdünnt. Schade um den guten Kaffee, rebellierte sie innerlich. Nichts durfte man, wenn man schwanger war und Abbitte leistend für ihre aufsässigen Gedanken legte sie die Hand auf ihren Bauch, obwohl sie das Gefühl hatte, ihre Tochter wäre ganz ihrer Meinung und wispere ihre Zustimmung.

"Mit Leuten gesprochen - so wie – 'gesprochen'?" fragte Dean und betonte die Worte so, dass klar war, dass er von einer Séance und dem Kontakt mit Geistern sprach.

"Kluger Junge", schmunzelte die Alte und nickte ihrem Liebling wohlwollend zu.
"Ich habe ein paar Gefallen eingetrieben und ein paar Leute losgeschickt, sich umzuhören, was die Gerüchteküche so hergibt."

"Und du hast etwas erreicht, Nana, da bin ich sicher", warf Blair ein, wobei sie nach Deans Hand griff und sie ermutigend drückte.

"Nicht so viel, wie ich gern hätte, Kind, nicht wirklich." Sie wiegte gedankenverloren den Kopf, war aber gleich wieder bei der Sache.
"Ich weiß nicht, wer Sam entführt hat und wo er ist, aber man spricht von einem Dämon, der sich ein neues Spielzeug zugelegt hat, was zumindest bedeutet, dass er lebt. Ich vermute, ich sage euch damit nichts Neues, oder?" Fragend sah sie erst Dean, dann Blair an.
Dean war sich dessen entgegen jeder Logik gefühlsmäßig ganz sicher, während Blair der Stimme glaubte, die in ihrem Inneren zu flüstern schien.

Melissa ließ sich ausgelaugt in ihren Lieblingssessel fallen, nachdem der raue Klang des starken Motors in der Ferne verklungen war. Stärke vorzutäuschen war eine anstrengende Sache, wenn man wusste, dass sich der Rest der Lebenszeit nicht mehr nach Jahren, sondern nur noch nach wenigen Monaten berechnete.
Sie seufzte, trotzdem zufrieden, tief auf. Ihr Tod würde nicht das Ende bedeuten. Ihre Blutlinie war noch immer stark, stärker jetzt durch die Vermischung mit dem Blut der mental und physisch starken Winchester-Familie und die Stärkste ihrer Sippe war noch nicht geboren! Melissa… sie würde die Fackel der Sinclairs weiter tragen und das Böse das Fürchten lehren.
Ihre eigene Stärke schwand in demselben Maße, wie die des Kindes wuchs und ihr war bewusst, dass der heutige Abschied von den 'Kindern' ihr letzter gewesen war.
Ihre allerletzte große Aufgabe, ihre Bestimmung lag allerdings noch vor ihr…

*
*
*
 
AW: [Supernatural] - Second Life

Hm, was soll ich da schon groß an Feedback geben?? Weiter :) Ansonsten kann ich dazu jetzt eigentlich gar nicht wirklich was sagen^^

Nun ja, vielleicht noch, dass der letzte Absatz jedenfalls sehr mysteriös ist, was Nana angeht, bin mal gespannt, was da noch so kommt...

Sry, wenn ich heute bissl unkreativ bin... liegt an der Uhrzeit und an meinem Uni-Tag von 8 bis 8 ;) Nächstes Mal kommt bestimmt wieder was Sinnvolleres.
 
AW: [Supernatural] - Second Life

Na gut... dann sagst du eben nix *schmoll* ;)


* * *


Deans Hände umschlossen so fest das große Lenkrad des Impala, dass seine Knöcheln weiß hervortraten, während sein Gesichtsausdruck nicht erahnen ließ, wie frustriert er war. Er hatte keine Ahnung, was er sich erhofft hatte – aber sicherlich mehr, als nur ein 'Sam lebt' und die Möglichkeit, dass sein Bruder irgendwo in der Hölle von einem widerlichen, schleimigen Dämon gefoltert wurde! Dabei wusste er genau, dass er ungerecht war, dass seine Erwartungen viel zu hoch gesteckt waren. Hatte er wirklich geglaubt, Melissa würde ein bisschen mit dem Pendel spielen, stinkende Kräuter ins magische Feuer werfen und dann mit schicksalsschwangerer Stimme den Verbleib von Sam verkünden oder ihn mit einem Knall wieder auftauchen lassen? Die Vorstellung amüsierte ihn und er versuchte vergeblich, das Zucken seiner Mundwinkel zu unterdrücken. Er riskierte einen Seitenblick zu Blair – der die entsprechende Frage deutlich ins Gesicht geschrieben stand. Er schüttelte leicht den Kopf und konzentrierte sich wieder auf' s Fahren.

"Sie ist schwach, Blair, das bilde ich mir nicht ein, oder?" sprach er ein paar Minuten später seine Gedanken laut aus, die Stimme sichtlich belegt aus Sorge um seine alte Freundin.

Blair nickte. "Sie glaubt, wir merken es nicht, aber als ich sie das letzte Mal gesehen habe - du weißt, in der Nacht, in der wir deinen Deal brachen - war sie noch voller Kraft, voller Leben und jetzt… Sie ist nur noch ein Schatten ihrer selbst und ich fürchte, wir werden sie bald verlieren."
Tränen klangen in ihrer Stimme mit, als die Trauer über den bevorstehenden Tod der Nana Überhand nahm. Andererseits wusste sie, dass aus dem Tod das Leben erwuchs und keine Seele verloren ging – so sagten es die alten Familienlegenden…

* * *

"Sam! Sammy?!" dröhnte die Stimme in hämischem Singsang durch sein winziges Gefängnis als wolle sie seinen Kopf zum Platzen bringen, nachdem er tage- oder schon wochenlang keinen Laut außer seiner eigenen Stimme vernommen hatte. Er hatte keine Ahnung, wie lange seine 'Einzelhaft' bereits andauerte, hatte sein Zeitgefühl vollständig verloren.
Er schüttelte sich benommen.
"Wer…" Seine Stimme gehorchte ihm nicht, klang fremd und belegt. Er räusperte sich und versuchte es erneut.
"Wer bist du?"

"Was nützt es dir, das zu wissen?" höhnte die körperlose Stimme.
Nach ungezählten Tagen und Nächten auf dem nackten Fußboden gab es keinen Körperteil mehr, der nicht schmerzte und bei dem Versuch, sich auch nur etwas zu dehnen, beschwerte sich jeder Muskel protestierend. Also blieb er sitzen.

Heiser antwortete er: "Du bist ein jämmerlicher Feigling. Wenn du mich schon umbringst, solltest du auch den Mumm haben, dich mir zu zeigen!"
Er hustete. Die Kälte hier würde ihn umbringen, wenn nicht zuvor der Wassermangel oder der Hunger.

Verdammt, wo war Dean? Hatte er nicht geschworen, ihn zu retten, ihn zu schützen? Er hätte wissen müssen, dass sein Bruder sich jetzt mehr für sein Mädchen interessierte als für ihn.
Die bösartige Stimme riss ihn wieder aus seinen verwirrten Gedankengängen.

"Okay, aber mein Name wird dir nichts sagen. Ich bin Akatash…"

"Was für' n Arsch?" höhnte Sam.
In dieser Sekunde hörte er ein leises Gluckern und fühlte, wie seine Füße nass wurden. Er tastete den Boden ab und stellte entsetzt fest, dass irgendwo Wasser in das Loch eindrang – und es stieg schnell, verdammt schnell!

"Deine Mami sollte dir den vorlauten Mund mit Seife auswaschen", kicherte die Stimme.
"Oooh… ich vergaß…du hast ja keine Mutter…"

Irgendwo klingelte es in Sam, diesen Spruch hatte er schon mal gehört…

Mittlerweile hatte das Wasser bereits sein Kinn erreicht und er hob mühevoll den Kopf, versuchte zitternd, sich zu strecken und stieß doch bereits unter die Decke der Kammer. Bei dem Versuch, nicht in Panik zu verfallen, atmete er so tief und ruhig es ging… bis das Wasser über seinem Kopf zusammen schlug und den gesamten Raum füllte. Er hielt die Luft an, bis seine Lungen brannten – dann explodierten Supernovas vor seinen Augen und seine Brust platzte…

DEEEEEEEEEEEEAN!


* * *

In den nächsten Tagen veränderte sich Dean. Nach ihrem Besuch bei Melissa stromerte er ruhelos und schwermütig durch das Haus, als erwarte er, Sam vorzufinden, wenn er wahllos eine Tür öffnete.

Er saß stundenlang an Sams Laptop und durchsuchte das Internet nach Übernatürlichem, genau genommen jedoch nach Zielen, an denen er seinen ungeheuren Zorn auf sich selbst und die Welt abreagieren konnte.
Die Nachrichten über mehrere verstümmelte und ausgeblutete Leichen verschiedenen Alters in Grenada kamen ihm gerade recht.

Unter dem Vorwand, Bobby nach Hause bringen zu wollen, schlug er auf dem Weg dorthin einen 'winzigen' Haken von knapp 800 Meilen, um ein Vampir-Nest auszuheben. Einmal eingeweiht war Bobby zwar nicht begeistert davon, sich mit den gierigen Blutsaugern anzulegen, aber Dean diesen Kampf allein ausfechten zu lassen, stand für ihn nicht zur Debatte, vor allem nicht in dessen augenblicklichem Zustand – dem der blinden Wut.
Sie mieteten ein Zimmer in einem nahegelegenen Motel und verbrachten den Abend damit, die Stadt und die Lokalitäten auszubaldowern, die das bevorzugte Jagdrevier der Vampire zu sein schienen.

Dean erwachte am Morgen mit dem vertrauten Gefühl, nicht allein im Motel-Zimmer zu sein und schaute zum zweiten Bett – dem hinteren, denn es hatte niemals Diskussionen darüber gegeben, dass er das vordere Bett im Zimmer belegte. Er reckte sich gähnend und setzte sich auf die Bettkante, während er sich den Schlaf aus den Augen rieb.

"Sam, du bist dran mit Kaffee holen…"

Ein struppiger Kopf tauchte unter der Decke auf und eine Stimme brummte: "Hol dir deinen Kaffee gefälligst selber, Sohn."

Die Realität traf Dean mit der Gewalt einer Dampframme – Sam war nicht da, würde möglicherweise nie wieder mit ihm unterwegs sein, in Ruf- und Reichweite nächtigen.
Er kämpfte um seine Fassung – ein Kampf, den er nicht gewinnen konnte und als Bobby sich wenig später aus dem Bett schälte, fand er einen jungen Mann vor, der erstarrt zu sein schien, leer, tränenlos, innerlich wie tot…

Die Vampire konnten einem fast leid tun.
Dean stürmte das alte Farmhaus, in dem die Sippe lebte und metzelte nieder, was ihm vor die rasiermesserscharfe Machete kam. Er richtete ein Blutbad an, das ihn selbst entsetzt hätte, wenn er nicht sowieso alles durch einen roten Nebel wahrgenommen hätte. Er setzte noch eins drauf, indem er einen besonders wehrhaften älteren und offensichtlich erfahrenen Blutsauger mit einem Flammenwerfer grillte, bevor das gesamte Gebäude ein Raub lodernder Flammen wurde.
Bobby hatte er kurzerhand zum Statisten degradiert – zu einem entsetzten Statisten. Er erkannte Dean nicht wieder.
Der Ältere der Brüder war immer ein Feuerkopf gewesen, aber dabei hatte er immer eine Selbstbeherrschung und Professionalität an den Tag gelegt, die seinen Jahren weit voraus war. Jetzt wütete er wie ein Berserker, ohne Maß und Zurückhaltung und vor allem ohne sich auch nur im Geringsten darum zu sorgen, und ob er selbst dem Massaker mit heiler Haut entkam oder nicht.

Als die Sirenen der Feuerwehr in der Ferne ertönten, saß er, beschmiert mit Asche und dem Blut von fast einem Dutzend Vampire, am Steuer seines Autos auf dem Weg nach South Dakota und klopfte unter dem konsternierten Blick von Bobby beängstigend fröhlich den Takt zu Paranoid auf dem Lenkrad mit – Sinnbild seines momentanen Geisteszustands, wie Bobby insgeheim dachte.


Seine Wandlung hatte neue Dimensionen angenommen, als er drei Tage später wieder 'zuhause' auftauchte – unangekündigt, wie er sich auch schon an den Tagen zuvor nicht bei Blair gemeldet hatte. Er trug einen stümperhaften Verband um die rechte Hand und hörte keine Musik mehr in seinem Wagen. Auf dem Rückweg von Bobbys Haus nach Providence hatte ihn ein Song die bis dahin mühsam erhaltene Fassung verlieren lassen – Ashes to Ashes. Voll grenzenloser Wut hatte er die Faust ins Tape-Deck gerammt und solange immer wieder zugeschlagen, bis es nur noch ein Klumpen Schrott war. Nach diesem Ausbruch hatte er den Wagen an den Straßenrand gelenkt und sich ohne weitere Gefühlsregung die schmerzende, blutende Hand verbunden.


War er in den ersten Tagen nach Sams Verschwinden noch emotional unausgeglichen und äußerst verletzlich gewesen, so schien er jetzt verhärtet und ein Leben, das Sam nicht einschloss, ließ ihn augenscheinlich kalt.
Nahezu jede Nacht erwachte Blair, weil er das gemeinsame Bett verlassen hatte und aus dem Fenster in die dunkle Nacht starrte. Immer seltener reagierte er auf ihre Aufforderung, sich wieder schlafen zu legen. Er wurde immer unzugänglicher und selbst Blair konnte den Panzer aus Gleichgültigkeit nicht mehr durchbrechen, den er trug wie einen wertvollen Mantel.
Auch das Telefongespräch, das sie mit Bobby kurz nach Deans Rückkehr geführt hatte, war nicht dazu angetan, sie zu beruhigen.

Bei einigen wenigen Gelegenheiten erhaschte Blair einen Schatten des alten, liebevollen Dean, wenn sein Blick auf ihrem immer stärker anschwellenden Bauch ruhte und in seinen Augen die Gefühle für das werdende Leben aufblitzten.
Aber er hatte das Interesse an ihr vollkommen verdrängt, ging ihr tagsüber aus dem Weg und wenn er nachts das Bett aufsuchte und nicht im Sessel oder auf der Couch schlief, rückte er an den äußersten Rand der Matratze, als habe er einen Widerwillen dagegen, sie auch nur zu berühren.
Ihr Verstand sagte ihr, dass er seine Gefühle einfach nicht filtern konnte: entweder er ließ alle Emotionen zu oder er schloss alle aus, wozu dann auch die Liebe zu ihr gehörte. Ihr war durchaus klar, dass sein Verlust nicht vergleichbar war mit dem 'normalen' Verlust eines Verwandten und schon gar nicht mit ihrem Verlust in Bezug auf Sam.
Aber bei all ihrem Verständnis für sein emotionales Dilemma verletzte es sie zutiefst, dass er sie ausschloss und langsam hinterließ sein Verhalten tiefe Spuren in ihrem Gemüt. Ihr bisher immer äußerst gesunder Appetit verließ sie und heftige Rückenschmerzen ließen sie nicht mehr zur Ruhe kommen. Immer häufiger vernahm sie eine Stimme in ihrem Kopf und sie fürchtete um ihren Verstand.

* * *

Das krampfhafte Zittern ließ seine Zähne so heftig aufeinander schlagen, dass er befürchtete, sie würden in Stücke brechen.
Zum wiederholten Mal hatte sein Kerkermeister ihn fast ertrinken lassen, nur um nach mehreren Minuten, wenn Sam bereits das Bewusstsein verloren hatte, das Wasser wieder aus der Zelle abzulassen.
Halbverhungert hatte er neulich verschimmeltes Brot verschlungen, um es postwendend unter furchtbaren Magenkrämpfen wieder zu erbrechen. Er stank nach Schweiß, Urin und Erbrochenem und die Nummer mit dem Wasser hätte ihn beinahe erfrischt, wenn er in den klammen, stinkenden Klamotten nicht so erbärmlich gefroren hätte.

Wie viele Tage er schon in diesem Loch vermoderte, konnte er nicht mal mehr schätzen. Waren es überhaupt noch Tage oder eher schon Wochen? Seine Uhr hatte keine Beleuchtung mehr, da er sie an der Wand zertrümmert hatte, weil ihr unnützes Ticken ihm den letzten Nerv geraubt hatte.

"Dude, langsam könntest du dich hier mal sehen lassen. Ist 'ne scheiß Location, 5 Sterne Minus", murmelte er und leckte sich die trockenen, rissigen Lippen.

Er versuchte, sich Jessicas Gesicht vorzustellen, aber es vermischte sich mit dem einer schwarzhaarigen Schönheit mit langen, spitzen Zähnen.
Wie hieß sie noch? Er hatte sie getötet, genauso wie er Jessica getötet hatte und seine Mutter. Er schmeckte den Kupfergeschmack von Blut auf seiner Zunge, aber es hatte noch einen Beigeschmack… war das Schwefel?
Dad hatte es gewusst. Dad – wenn er ihn sich vorstellte, sah er immer nur gelbe Augen mit geschlitzter Pupille.
Wer war überhaupt sein Vater?
Seine Gedanken drehten sich wie verrückt im Kreis und das Einzige, das ihren wilden Tanz aufhalten konnte, war der Gedanke an Dean. Sein Gesicht war das Einzige, was er klar vor Augen hatte, das Einzige, das ihm Mut machte und ihn vor der endgültigen Kapitulation bewahrte. Klare, grüne Augen und fest aufeinander gepresste Lippen zeigten seine Entschlossenheit, seinen Bruder immer und überall zu retten.

Er würde kommen… WÜRDE er kommen?

Tränen rannen die eingefallenen bärtigen Wangen hinunter, brannten sich in die trockene Haut und der vage Gedanke, der Qual ein Ende zu setzen, flackerte in seinem gemarterten Hirn auf.

Aber NOCH hatte er Hoffnung…


* * *

Es war genug! Er machte sie krank und schadete ihrem Kind und sie musste mit ihm reden.
Voller Zorn und Angst begab sie sich in die Höhle des – tja, des zahnlosen Löwen.

"Dean… ich muss mit dir reden."

Dean hob langsam den Kopf und sah Blair ausdruckslos an. Seine Augen hatten ihren Glanz verloren und schienen sie nicht wirklich wahrzunehmen, als sie sich ihm gegenüber am Tisch niederließ.

"Was?" presste er zwischen schmalen Lippen unwillig hervor, sichtlich genervt von der unliebsamen Unterbrechung.

Blair starrte ihn an. Er wirkte so kalt, so unberührbar, dass sie schon befürchtete, nicht zu ihm durchdringen zu können. Sie griff nach einer seiner Hände und drückte sie liebevoll, aber seine Finger lagen schlaff wie ein toter Fisch in ihrer Hand und sie fühlte Tränen bitter in ihrer Kehle brennen.
"Lebst du noch oder bist du bereits gestorben?"

Für einen kurzen Moment traf sein verständnisloser Blick den ihren, bevor er ihr seine Hand entzog und begann, wieder auf die Tastatur einzuhacken.

"Dean, so geht es nicht weiter! Ich bin auch noch da, WIR sind auch noch da. Ich weiß, was du fühlst, aber… "

"Weißt du das? Glaubst du wirklich, DU weißt es?" blaffte er sie an. "Du hast keine Ahnung, was ich fühle!"
Blair zuckte zurück vor soviel eisiger Ablehnung, war aber nicht bereit, so schnell klein beizugeben. "Dann sag es mir! Sag mir, was du fühlst, hilf mir, es zu verstehen…"

Ohne sie auch nur anzusehen, schüttelte er den Kopf.
"Du und deine heile Welt – wie solltest du verstehen, was Sam mir bedeutet", knurrte er gereizt in einem Ton, der ihr nahe legte, sich doch am besten in Luft aufzulösen oder zu Staub zu zerfallen, Hauptsache, sie ging ihm nicht weiter auf die Nerven.

Seine selbstmitleidige Arroganz verwandelte Blairs Kummer langsam aber sicher in Wut und sie lehnte sich über dem Tisch so weit vor, dass es ihm unmöglich wurde, an ihr vorbei zu sehen.

"Winchester, entweder redest du mit mir oder du kannst dir deine Vaterrolle von der Backe putzen! Du kannst nicht in mein Leben rein und raus marschieren, wie es dir beliebt und ich werde nicht zulassen, dass unsere Tochter ihren Vater als irren Zombie durchs Leben schleichen sieht! Vergiss es!"

Sie hatte sich in Rage geredet und ihre Stimme hämmerte unnachgiebig auf die Mauer ein, die er um seine Gefühle aufgerichtet hatte. Etwas in ihren Worten rüttelte ihn auf und er schaute resigniert in ihr zorniges Gesicht.
Ihre Augen funkelten ihn an und es war selbst für ihn in seiner Verbohrtheit überdeutlich, dass sie mit ihrer Geduld am Ende war.

Sein Blick fiel auf ihren Bauch und der verzweifelte Wunsch nach Liebe und Verständnis – und nach seinem Bruder - ließ seine Barrieren bröckeln. Er biss sich auf die Lippe, versuchte weiterhin zu verdrängen, was er seit Tagen einfach aus seinen Gedanken ausgeschlossen hatte.
Er wollte sie nicht verlieren und er wollte sein Kind nicht verlieren – ohne sie UND Sam würde er nur ein Nichts sein, für niemanden auf der Welt für Bedeutung.
Er fragte sich, ob das alles geschehen wäre, wenn er sich vor einem halben Jahr mit seinem Schicksal abgefunden hätte, wenn er Blair niemals begegnet wäre. Sie würde nicht sein Baby erwarten und würde ahnungslos ihr Leben leben, Sam würde wieder studieren, leben, nicht nur überleben und er – tja, die Hölle war angeblich ein nettes, warmes Plätzchen…

"Blair, ich… ich kann einfach nicht so weitermachen, als wenn Sam noch da wäre! Es war meine Aufgabe, ihn zu schützen und ich habe furchtbar versagt – und das nicht nur einmal. Mein Leben ist ein Chaos und ich hab's versaut. Für mich ist dieses Leben sinnlos und ich würde deins auch gründlich versauen."
Er versuchte, ihrem drängenden Blick zu entgehen und machte den Eindruck, als sei die Unterhaltung für ihn beendet.

Sie schluckte hart. "Dann musst du dich entscheiden: entweder, du lässt dir helfen und kümmerst dich um den Teil deiner Familie, der hier ist und dich braucht oder du suhlst dich weiter im Selbstmitleid und verschwindest schleunigst aus diesem Haus."

Sie hatte kaum ausgesprochen, als ein scharfer Schmerz durch ihren Unterleib schoss wie ein glühendes Messer. Sie krümmte sich ruckartig zusammen und stieß zischend die Luft aus, um heftig und schnell wieder einzuatmen. Erst ihr dumpfes, schmerzerfülltes Stöhnen erregte Dean Aufmerksamkeit und er sprang auf, um sie aufzufangen, als sie vom Stuhl glitt. Ihr kalkig weißes Gesicht war von kaltem Schweiß bedeckt und ihm blieb fast das Herz stehen, als er bemerkte, dass sie bewusstlos war.

"Cass! Cassandraaaaaa!" brüllte er nach Blairs Mutter, während er sie auf dem Boden sitzend in seinem Schoß barg und ihr hilflos die blasse Wange streichelte.

*
*
*
 
AW: [Supernatural] - Second Life

Vll. wünscht du dir ja nach diesem FB, dass ich lieber wie beim letzten Mal nicht so wirklich was geschrieben hätte :D

Boah, was für ein mieeeeses Ende! Das muss ich jetzt schon mal sagen. Mega-mies. Es reicht ja noch nicht, dass Sam verschwunden ist, nein, jetzt muss auch noch bei Blair und der Schwangerschaft was sein. Wehe... wehe, den beiden passiert was *gr*
;)

Aber was Dean angeht, verstehe ich einfach nicht so ganz, warum er sich net mal den Typ vorknöpft, in dessen Haus sie waren. Ich würde ja erst mal vermuten, dass er was damit zu tun haben könnte. Das fehlt mir irgendwie... oder ich hab's partout überlesen :D

Ansonsten wie immer gut geschrieben, da fällt mir nun wirklich keine neue Formulierung für ein. Und 'ne Lieblingsstelle gabs auch:

Als die Sirenen der Feuerwehr in der Ferne ertönten, saß er, beschmiert mit Asche und dem Blut von fast einem Dutzend Vampire, am Steuer seines Autos auf dem Weg nach South Dakota und klopfte unter dem konsternierten Blick von Bobby beängstigend fröhlich den Takt zu Paranoid auf dem Lenkrad mit – Sinnbild seines momentanen Geisteszustands, wie Bobby insgeheim dachte.

Wobei ich auch gegrinst hab, als er das Kasettendeck kaputt geschlagen hat *gg*
 
AW: [Supernatural] - Second Life

Ich finde FB in jeder Weise absolut positiv - also immer raus damit.
Im Nachhinein denke ich auch, dass Dean nicht nur das Haus umgekrempelt, sondern den Typen auseinander genommen hätte. Leider ist das nicht mehr zu ändern, ohne diese gesamte Passage zu überarbeiten. Möglicherweise nervt mich das am Gesamtbild irgendwann so sehr, dass ich mir die Mühe mache - nur für mich selbst ;)
Nach dem bitteren Ende des letzten Teils lasse ich dich lieber nicht lange warten...



* * *


"Ihr Blutdruck ist miserabel und ihr Puls ist flach, Dean. Wir müssen sofort in die Klinik, ich kann ihr nicht helfen, ich bin kein Arzt." Mit bebenden Händen hatte Cassandra ihre einzige Tochter untersucht und erhob sich, um sie ins Krankenhaus zu fahren.
"DEAN! Wir müssen fahren – JETZT!"

Er hatte ihr gar nicht zugehört, nur mit brennenden Augen in das blasse Gesicht seiner Geliebten gestarrt und schaute nun wie erwachend zu ihrer Mutter auf. Mit der bewusstlosen jungen Frau auf den Armen folgte er Cassandra zu seinem Auto. Sie betteten sie auf den breiten Rücksitz und ihre Mutter setzte sich zu ihr. Sein Fahrstil auf dem Weg zur Klinik hätte einem Tiefflieger alle Ehre gemacht und seine Bewusstsein kreiste nur um eines: er war schuld – wie immer hatte er es versiebt!
Er tötete, was er liebte - dieser Gedanke ließ ihn nicht los.

"Sie hat einen Kreislaufzusammenbruch erlitten, vermutlich ist der Auslöser mangelnde Nahrungsaufnahme und Stress", erklärte der Stationsarzt der gynäkologischen Abteilung den beiden Angehörigen der jungen Frau, die noch immer schwach, aber wieder bei Bewusstsein klein und schmal in einem Krankenhausbett lag und abwesend aus dem Fenster ins Dunkel der Nacht starrte. Ihre Hände glitten unruhig über die Wölbung ihres Bauches, als müsse sie sich versichern, dass ihr Baby noch da war.

"Kann sie die Schwangerschaft durchhalten, Doc? Sie wirkt so schwach…" fragte Cassandra mit bebender Stimme mit einem zornigen Seitenblick auf Dean, dem das schlechte Gewissen deutlich ins Gesicht geschrieben stand.

"Ihre Tochter ist in der 33. Woche schwanger, das heißt, die Gefahr vorzeitiger Wehen wächst mit dem Gewicht des Kindes. Allerdings stünden auch bei einer Geburt zum jetzigen Zeitpunkt die Chancen für das Baby mehr als gut. Aber das wissen Sie genauso gut wie ich, Mrs. Sinclair."

"Ich möchte zu meiner Tochter", bat sie und setzte ein wenig unwillig hinzu "…wir möchten zu ihr."

"Natürlich. Kein Problem, aber bitte nicht zu lange." Eine Schwester rief nach dem Arzt und er nickte ihnen zu und eilte in die entgegengesetzte Richtung davon.

"Dean?"
Cassandra sah sich ungeduldig nach Dean um, der sich nicht von der Stelle gerührt hatte. Er lehnte an der Wand, hatte die Fäuste in typischer Manier in die Jackentaschen geschoben und scharrte betroffen schweigend mit dem Fuß auf dem Linoleum-Fußboden.

"Okay, dann nicht, aber meinst du nicht, langsam könntest du mal wieder in die Realität zurückkehren?" Sie hatte sich in den letzten Tagen und Wochen angesehen, wie die Beziehung zwischen ihrer Tochter und diesem Mann zerbröckelte, weil er vollkommen im Kummer um den Bruder aufging. Sie hatte sich nicht eingemischt – ein Fehler, wie sie jetzt einsehen musste und ihre Wut brach sich Bahn.

"Winchester, reiß dich, verdammt noch mal, zusammen! Dein Bruder ist nicht hier – aber Blair ist es und deine Tochter auch! Du solltest dich schämen, die beiden so im Stich zu lassen!" zischte sie leise und bedrohlich und er blinzelte sie wie erwachend an.
Als sie sich zornig von ihm abwenden wollte, griff er hastig nach ihrem Arm.

"Du hast Recht. Ich hab sie im Stich gelassen und ich kann nicht sagen, wie leid es mir tut. …aber ich bin vermutlich der Letzte, den sie jetzt sehen will. Du gehst besser allein zu ihr." Beschämt wich er ihrem Blick aus.

"Aha, erst bringst du meine Tochter fast um und dann drückst du dich?" Ihre sonst so sanften Augen verengten sich zornig und sie stieß unbeherrscht hervor: "Ich hätte dich zur Hölle gehen lassen sollen, als ich die Möglichkeit hatte!"

Sie schüttelte seine Hand ab wie eine lästige Fliege und ließ ihn mit hängenden Schultern mitten im Krankenhausflur stehen.


Blair hatte ihre Mutter nicht nach Dean gefragt, aus Angst davor, er wäre ihrer wütenden Aufforderung gefolgt und die Antwort würde lauten "er ist gegangen".
Cassandra wiederum war so gefangen in ihrem mütterlichen Zorn auf ihn, dass sie ihn nicht erwähnte, auch wenn sie die letzten bitterbösen Worte bereits bereute, war es ihr schlicht egal, ob er draußen Wurzeln schlug oder längst das Weite gesucht hatte.
Für sie zählte jetzt nur ihre Tochter.
Nach einigen weiteren Untersuchungen war klar, dass Mutter und Kind den Schwächeanfall unbeschadet überstanden hatten. Allerdings bestand der Arzt darauf, dass sie die Nacht zur Beobachtung in der Klinik verbrachte, bevor er sie am nächsten Morgen in die Obhut ihrer besorgten Mutter entlassen würde.


Sie erwachte mitten in der Nacht ohne erkennbaren Anlass. Ein bisschen desorientiert blinzelte sie ins Halbdunkel des Krankenzimmers, das nur durch ein Nachtlicht dürftig erhellt wurde. Träge schloss sie wieder die Augen, als sie plötzlich das Gefühl hatte, beobachtet zu werden.
Zwischen halb geschlossenen Lidern ließ sie den Blick in der Erwartung einer erneuten Begegnung der Dritten Art durch das Zimmer schweifen und suchte fieberhaft nach Möglichkeiten zur Verteidigung oder Flucht. Eine Bewegung im Schatten am Fenster erregte ihre Aufmerksamkeit.

"Ich bin' s nur."
Sie hätte Deans Stimme fast nicht erkannt, so rau klang sie. "Ich gehe sofort, ich wollte mich nur vergewissern, dass es euch gut geht."

Der hochgewachsene Mann löste sich aus dem Dunkel und trat ins diffuse Licht der Nachtbeleuchtung. Er wirkte blass und kränklich, seine Augen lagen tief in den Höhlen und seine Zähne malträtierten pausenlos die blutleere Unterlippe.
Einen Moment versanken ihre Blicke ineinander, dann streckte die junge Frau die Hand nach ihm aus. Überrascht hob er die Hand und berührte zaghaft ihre Fingerspitzen. Gefühle fluteten in ihren Körper, Schuldbewusstsein, Sehnsucht, Liebe, Angst vor einer ungewissen Zukunft…
Ein liebevolles, verzeihendes Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel, als sie fest nach seinen langen Fingern griff und ihn näher zu sich zog, seine herüber brandenden Gefühle aufsaugend wie eine Pflanze in der Wüste den langersehnten Regen. Endlich begann der Eispanzer, den er um sein Herz errichtet hatte, zu schmelzen.

Er streichelte zärtlich ihren Handrücken und setzte sich auf den Rand des Bettes.

"Ich bin ein Freak, wenn es um Worte und Gefühle geht, aber ich… es tut mir so leid, Blair!" sprudelte es aus ihm heraus. "Du hattest Recht - du warst im Recht. Dich von mir zu stoßen, war der schlimmste Fehler meines Lebens – naja, der zweitschlimmste, gleich danach, Sam zu verlieren wie andere Menschen einen Schirm oder Handschuh."

Blair zog kritisch die Brauen hoch. "Der zweitschlimmste also. Meli und ich stehen also immer hinter Sam, selbst in der Liste deiner Fehler. Ich glaube, du hast nichts gelernt, Winchester."

Dean stutzte – er war schon wieder drauf und dran, sich um Kopf und Kragen zu reden. Himmel, wieso konnte er nicht mit Worten jonglieren wie sein Bruder? Er beschloss, es ganz geradeaus zu probieren.
"Ich liebe dich, Blair, und ich liebe unser Baby und ich will Teil eures Lebens sein… aber ich muss auch weiter nach Sam suchen. Kannst du das nicht verstehen?"

Blair seufzte tief auf. Ihr Hunter war so ein Dickschädel, so ein Sturkopf und sie liebte ihn über alle Maßen…
"Wie könnte ich nicht verstehen, dass du Sam nicht aufgeben kannst? Aber schließ mich nicht aus, lass dir von mir helfen, lass mich dir nahe sein. Du schaffst das nicht allein!" Tränen glitzerten in ihren tiefblauen Augen, als sie sich aufrichtete und an seine Brust lehnte, seine Umarmung forderte. Minutenlang saßen sie so aneinander geschmiegt im Dämmerlicht, jeder die Nähe des anderen in sich aufnehmend.

"Ich wusste nicht, wie ich wieder rauskommen sollte aus diesem Loch, aus der Verzweiflung. Je mehr ich zappelte, umso tiefer bin ich versunken. Ich habe mich selber gehasst dafür…" wisperte er, während er eine Hand in ihr vom Schlaf zerzaustes Haar grub und ihren Kopf ein wenig zurück zog. Wie um zu testen, wie es sich anfühlte nach diesen unendlich lang scheinenden, kalten Tagen, legte er seine warmen Lippen auf ihre, liebkoste sie sanft und saugte sanft daran, bevor seine Zungenspitze fast schüchtern um Einlass bat.
Er machte sie so schwach und gleichzeitig stark. Sie würde ohne ihn leben können – aber wollte sie das? Ihrer Tochter den Vater vorenthalten, selbst ohne dieses überwältigende Gefühl leben, das nur er in ihr wecken konnte?
Sie legte in stummer Kapitulation die Arme ein wenig fester um ihn, während eine kleine Stimme in ihrem Kopf flüsterte "liebe ihn".
Sie lächelte.
Sie begann zu verstehen…

*
*
*


Cassandra erkannte Dean in den nächsten Tagen kaum wieder und ehe sie es recht bemerkte, hatte er sich wieder in ihr Herz geschlichen.
Er wich kaum von Blairs Seite, umsorgte und umtüddelte sie und versuchte, sie mit allerlei dummen Späßen zum Lachen zu bringen und ihr zu beweisen, dass er ihre Liebe verdiente. Der Kummer lauerte noch immer ungemildert hinter seinem Lächeln, aber er hatte einen Weg gefunden, ihn zu kanalisieren.
Er erzählte von Sam, von gemeinsamen Erlebnissen aus ihrer Kindheit, davon, wie er dem Jüngeren das Schießen und den Kampf Mann gegen Mann beigebracht hatte, von den Reibereien zwischen John und Sam und seinen wiederholten und manchmal fruchtlosen Bemühungen, die beiden wieder zusammen zu bringen und den Familienfrieden wieder herzustellen.
Das verstörende Bild, das sich herauskristallisierte, ließ Mutter und Tochter erkennen, wie aus dem Individuum Dean der Mann geworden war, der sich ausschließlich über seine Aufgabe definierte, den Bruder zu schützen. Er selber sah das als etwas vollkommen Normales an, als die Essenz seines ansonsten ziemlich unnützen Lebens, aber Blair, die bisher nur von ihm subjektiv empfundene Gefühle gelesen hatte, schnürten die entstehenden Momentaufnahmen die Kehle zu.
Dieser kleine Junge, der soeben im zarten Alter von vier Jahren seine Mutter und sein Zuhause verloren hatte, stand in der Pflicht, seinen Babybruder zu versorgen angesichts der Tatsache, dass der Vater am Tod der geliebten Frau zerbrochen war und nicht in der Lage, sich emotional und im alltäglichen Leben um seine Jungen zu kümmern.
Es war erstaunlich, dass er außer seiner überdimensionierten Liebe und Fürsorge für Sam und einem unglaublich unterentwickelten Selbstwertgefühl keinerlei seelischen Schäden davon getragen zu haben schien…


Sie konnte nicht schlafen, weil ihre Tochter der Meinung zu sein schien, dass nächtlicher Schlummer zutiefst überbewertet würde. Sie fühlte sich wie ein gestrandeter Wal, als sie vergeblich versuchte, eine halbwegs bequeme Lage auf der Seite zu finden, in der Baby Melissa sich dann vielleicht doch zur Ruhe überreden ließ. Sie liebte es, auf dem Bauch zu schlafen – hatte es geliebt, bis der immer runder werdende Bauch diese Stellung vereitelte und seufzt unglücklich über ihre eingeschränkte Bewegungsfreiheit.

"Kannst du nicht schlafen?" flüsterte Dean an ihrem Ohr und sie fühlte seine Hand warm auf ihrem Bauch.

"Deine Tochter gönnt mir meinen Schlaf offensichtlich nicht", murmelte Blair leicht angefressen und mit einem herzhaften Gähnen.

Er rückte noch ein wenig näher heran, zog sie in seine Armbeuge und streichelte rhythmisch ihren Leib, während er ins Dunkel starrte. "Ich erinnere mich an eine Nacht - ich muss sechs oder so gewesen sein. Dad war nicht da, war abends nicht nach Hause gekommen und ich wurde mitten in der Nacht wach, weil es gewitterte. Blitze erhellten in kurzen Abständen das Zimmer, und der Donner machte mir unendliche Angst", erzählte er und sie konnte die Furcht fühlen, die ihn lähmte, ihn veranlasste, sich tief unter der Bettdecke zu verkriechen.

"Ein Blitz schlug ganz in der Nähe ein, der blecherne, unglaubliche laute Knall schien mir wie der Auftakt zum Weltuntergang und er weckte Sammy, der das ganze Spektakel bis dahin total verschlafen hatte. Er weinte, erst leise, dann immer lauter und ängstlicher, als ihn die darauf folgenden Donnerschläge erschreckten. Ich schaute unter einem Zipfel meiner Decke zu ihm, sah ihn mit den kleinen Ärmchen in der Luft herum werken und hörte die Panik in seiner Stimme und ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich hatte solche Angst, aber Sammy brauchte mich. Er war doch noch so klein."

Seine Furcht in dieser Nacht teilte sich Blair mit, seine Not, trotz seiner eigenen kindlichen Furcht den noch jüngeren Bruder beruhigen und schützen zu wollen.

"Ich hab' gewartet, bis das Zimmer nach dem nächsten Blitz wieder ganz dunkel war und bin dann aus meinem Bett so schnell ich konnte zu Sammys Bett und zu ihm unter die Decke gekrabbelt. Er hat nicht mehr geweint und das Gewitter endete bald darauf.
Aber es war schön, mich an ihn zu kuscheln und nicht allein zu sein…"

All seine Gefühle für den kleinen Sammy schwangen in diesen letzten Worten… "nicht allein zu sein" und sie kämpfte nicht gegen die Tränen an, die lautlos ihre Wangen hinunter liefen, während sie an den kleinen tapferen Jungen dachte, der, selbst traumatisiert und sich nach dem Trost durch die Mutter sehnend, nicht nur Wärme und Nähe bei dem kleinen Bruder suchte und fand, sondern auch gab.

"Ich hab mir danach oft gewünscht, es gäbe ein Gewitter – damit ich einen Grund hätte, bei Sammy im Bett zu schlafen…" murmelte Dean leise und war fast schon weggetreten.

Sie fühlte das letzte Bild, das ihm vor Augen stand, bevor er einschlief – Sam, breit lächelnd und mit unter dem langen Pony blitzenden Augen, der Sam, den sie vor mittlerweile sieben Wochen zum letzten Mal gesehen hatte…

*
*
*

Dieselben Augen, die jetzt genauso gut hätten blind sein können, da es in diesem lichtlosen Loch nicht das Geringste zu sehen gab. Aus lauter Gewohnheit öffnete er die Augen, blinzelte und hatte das Gefühl, seine Augenlider würden an seinen Augäpfeln festkleben.
Er würgte, weil ihn sein eigener Geruch anwiderte und wünschte sich, es wäre wieder soweit und Akatash würde es für notwendig halten, ihn wieder mal 'ertrinken' zu lassen.
Er begann wieder zu zählen, seine liebste Freizeitbeschäftigung. Er hatte es schon bis 397.654 geschafft, ohne ins Stolpern zu geraten. Toll… und alles ohne Taschenrechner oder Computer…
Er lachte leise, aber es klang mehr wie ein atemloses Hecheln, da sich seine Stimme fast verabschiedet hatte. Er hatte schon vor Wochen aufgehört, nach seinem Bruder zu rufen, hatte aufgegeben, sich sein Gesicht vorzustellen, hatte aufgehört, auf Rettung durch ihn zu hoffen.
Er war im Nirgendwo.
Er war tot.
Er fühlte Hitze aufsteigen. Oh, toll, heute war mal wieder Hitze angesagt. Beim letzten Mal hatte Akat*arsch*, wie er ihn nannte, ihn fast geröstet. Er hatte gefühlt, wie die Kleidung immer heißer auf seiner Haut wurde und nur wenige Sekunden später hätte sie Feuer gefangen, aber sein 'Gastgeber' wollte anscheinend noch nicht auf sein Spielzeug verzichten.
Mal sehen, wie weit er heute gehen würde. Gleichgültig lehnte der Mann, der früher Sam Winchester hieß, sich zurück und harrte der Abwechslung.


Akatash war wütend.
Der Winchester ödete ihn an.
Er schrie nicht mehr.
Er weinte nicht mehr.
Und er bettelte nicht. Das war so enttäuschend.

Er hatte es sich so schön vorgestellt, diesen dummen Sterblichen im Laufe von Jahren zu zerbrechen. Er hatte schon einmal von ihm Besitz ergriffen und in seinem Körper einen Mord begangen, der der Erste von vielen sein sollte, die Sam Winchester auf den elektrischen Stuhl brachten. Die andere Lösung, die ihm vorschwebte, wäre gewesen, dass Sam vom eigenen Bruder getötet würde, aber der hatte ihm in seiner Gefühlsduselei einen Strich durch die Rechnung gemacht und statt dessen ihn, Akatash, mit Hilfe dieses alten Mannes wieder mal zurück in die Hölle geschickt – wieder einmal!
Hm… vielleicht war DAS viel lustiger? Vielleicht sollte er wieder mal die Bruderliebe-Karte ausspielen?

Akatash leckte sich voller Vorfreude die Lippen und stellte die Falle auf.


* * *
 
AW: [Supernatural] - Second Life

Ok, das Ende dieses Teils ist auch wieder ein ziemlich guter Cliffhanger, aber wenigstens nicht so doof, wie der letzte ;)
Hier wird Spannung aufgebaut und dementsprechend bin ich auch jetzt schon gespannt, wie's weitergeht, was dieser Idiot mit Sam vor hat etc.
Beim letzten Cliffhanger mit Blair konnte man sich einfach nur Sorgen machen, hier bin ich einfach nur gespannt, von daher, besser :D

Und natürlich auch schön, dass Blair und dem Baby nichts fehlt. Und Dean sich endlich wieder etwas zusammenreißt. Wenigstens an dieser Front ist es wieder positiv.

Was deinen Kommentar angeht: Klar, dass du im Nachhinein da nicht noch groß was ändern kannst, aber du siehst es ja trotzdem genauso^^ Ich mein, im Endeffekt ändert das sicher auch nichts daran, dass ich deine Geschichte toll finde, es kam mir nur mal so in den Sinn, dass mir das eigentlich irgendwo gefehlt hat, dass er den Typ wahrscheinlich umgebracht hätte, um Sam zu finden.
 
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AW: [Supernatural] - Second Life

Er erwachte aus seinem unruhigen Schlaf, als sich Blair in seinen Armen wand und unverständliche Wortfragmente flüsterte, während ihre Hände ruhelos auf der Bettdecke hin und her glitten. Noch bevor er reagieren konnte, setzte sie sich, hektisch nach Luft schnappend, auf und schien von einer Sekunde auf die andere hellwach.

"Dean!"
Sie drehte sich zu ihm um und legte haltsuchend die Hand auf seine Brust, als sie sah, dass er bereits erwacht war. "Sagt dir der Name 'Meg' etwas?"

Seine Hand, die beruhigend ihren Rücken gestreichelt hatte, erstarrte in der Bewegung. "Ich kenne ihn - aber woher kennst du ihn?"

Er setzte sich auf und schaute im Licht der blass aufziehenden Dämmerung in ihr schlaftrunkenes Gesicht. Ein starkes Gefühl der Spannung durchzog seinen Körper, die Gewissheit, dass es möglicherweise endlich eine Spur gab, der er bis zu Sam folgen konnte.

"Ich habe geträumt, vielmehr eine Traumvision gehabt. Ich habe Sam gefühlt, aber aus irgendeinem Grund konnte ich ihn nicht sehen, vollkommen lichtlose Schwärze schien ihn zu umgeben. Er friert, Dean, er ist hungrig und unheimlich wütend – aber er lebt!"

Die Erregung in ihrer Stimme hatte zugenommen bis zur Euphorie und Dean schloss ergriffen die Augen, als er sie fest in seine Arme schloss. Einen Moment lang war ihm der Gedanke genug, dass sein Bruder am Leben war, dann rückte er ein wenig von ihr ab und schaute forschend in die aufgeregt funkelnden Augen.

"...und was ist mit Meg? Woher hast du diesen Namen, jetzt mitten in der Nacht?"

"Er hat ihn gedacht, nein, eher gefühlt und zwar mit einer solchen Wut, mit ungeheurem Hass, wie ich ihn niemals bei Sam vermutet hätte. Noch ein anderer Name war da: Akatash, aber auch der sagt mir nichts."

Blair grub die Schneidezähne in die volle Unterlippe, während sie auf der Suche nach weiteren Erinnerungen an die Vision in sich hinein lauschte.

"Du erinnerst dich sicher, dass ich dir erzählt habe, zu einer der beiden Narben in meiner linken Schulter müsstest du Sam fragen, richtig?"

Blair nickte bestätigend. "Du sagtest, er sei besessen gewesen. Ahh… war DAS Meg?"
Dean zog die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.
"Yeah, dieses Miststück war Meg, oder zumindest der Dämon, der zuvor den Körper einer jungen Frau namens Meg Masters in Besitz genommen hatte. Seinen wahren Namen wussten wir nicht, aber es gelang ihm ein paar Monate später, Besitz von Sam zu ergreifen und ihn eine Woche lang wie ein Puppenspieler zu lenken. Unter seinem Einfluss tötete Sam einen Hunter und schoss mich an", erklärte er wütend.
Dann grinste er. "Wie wenig Sam er selbst war, kannst du daran erkennen, dass er in dieser Woche gesoffen hat wie ein Loch und rauchte… Menthol-Zigaretten!"

Die Vorstellung, Sam mit einem dieser ekligen Stäbchen im Mund zu sehen, amüsierte ihn, aber er kam schnell wieder zum Wesentlichen zurück.

"Deine Vision bedeutet wahrscheinlich, der Dämon 'formerly-known-as-Meg' heißt Akatash und er – oder sie – hat Sam. Dieser Hurensohn hasst uns wie die Pest – fast so sehr, wie ich ihn. Er hat Meg Masters zerstört und es drauf angelegt, dass ich Sam erschieße – wie ich es seinerzeit unserem Dad versprochen habe, für den Fall, dass Sam seiner dunklen Seite erliegen sollte."

Er fuhr sich mit der Handfläche über das Gesicht, bevor er leise fragte: "Hast du sonst noch etwas von Sam fühlen können? Ist er verletzt? Hat ihm dieser Mistkerl etwas angetan?"

"Er wäre beinahe ertrunken. Keine Ahnung, wie das geschehen ist oder wo, aber er hat es überlebt, hat nicht mal einen Schnupfen." Blair hatte keinen Schimmer, woher dieser Gedanke jetzt kam, aber sie lächelte, weil es typisch Sam war.

"Er ist nicht verletzt. Er stinkt wie ein Klo und würde sich gern rasieren. Er möchte daran glauben, dass du kommst und ihn rettest – aber manchmal kann er sich nicht mehr an deinen Namen erinnern… oder an seinen eigenen. Er verliert sich, Dean…"
Tränen stiegen in ihrer Kehle auf und brannten sich ihren Weg in die tintenblauen Augen. In ihrem Kopf schrie eine Stimme "rette ihn" und sie schluckte hart. Sie musste Dean erklären, woher diese detaillierte Vision kam, die ihre 'normalen' angeborenen Fähigkeiten weit überstieg.

"Dean, ich muss dir noch etwas sagen."
Sie hatte keine Ahnung, wie er auf diese Neuigkeit reagieren würde.
"Deine Tochter – unsere Tochter – sie hat spezielle Fähigkeiten… seherische Fähigkeiten."

Puhh, nun war es raus und sie sah Dean erwartungsvoll an. Sein Gesichtsausdruck wandelte sich von überrascht über vollkommen verständnislos zu neugierig und er setzte mehrfach an, bevor er rauskriegte, was er sagen wollte.

"Sie hat… ähh… sie ist doch noch gar nicht… verdammt, woher weißt du, ich meine, sie ist noch nicht mal geboren, wie soll sie da… " Ratlos kratzte er sich am Kopf. Seine Vorstellungskraft reichte nicht soweit, zu erfassen, dass ein ungeborenes Kind übersinnliche Fähigkeiten entwickeln und sogar nutzen könnte.

"Beruhige dich, Winchester, es ist alles okay. Sie ist ein starkes Kind, was nicht unwesentlich an dir liegt und ein starkes Medium aufgrund ihrer Hexen-Gene. Sie versucht schon seit geraumer Zeit, genauer gesagt, schon seit Wochen, mit mir Kontakt aufzunehmen, aber ich war einfach zu taub, um ihre Stimme zu hören. Sie hat viel intensivere mediale Fähigkeiten als ich und sie hat quasi als Verstärker zu Sam gewirkt."

Dean setzte erneut zu einer Frage an, brach aber verwirrt ab und schloss den Mund wieder.
Er überlegte einen Moment, dann platzte er raus: "Das heißt, wenn unsere Tochter geboren wird, kann sie denken, sprechen und Gedanken lesen wie deine Oma? Wo bleibt da der Spaß, ihr das alles beizubringen?"
Er zog leicht unzufrieden die Stirn kraus, aber dann hellte sich sein Gesicht hoffnungsvoll auf. "Abgesehen davon – dann braucht sie wahrscheinlich auch keine Windeln, oder?"

Blair kicherte amüsiert. "Dean, sie ist ein Baby! Sie kann nicht sprechen, sie kann nicht laufen und sie macht in die Windeln wie jedes Baby. Also zu früh gefreut…"

Er schmollte einen Moment. "Schade eigentlich. Aber du hast das Gedanken lesen ausgelassen…"

Es war zwar noch verdammt früh am Tag, aber man konnte ihn trotzdem nicht einfach so austricksen. Blair hatte gehofft, diesen Teil auslassen zu können, bis Meli geboren sein würde… und er es selbst rausfinden würde.

"Hm… ich würde nicht wetten, dass sie dich nicht vom ersten Tag an durchschaut – aber das ist ja auch einfach, dafür muss man keine Gedanken lesen können", spöttelte sie.
Grinsend zog er seine Liebste in die Arme… so gut das mit einem beinahe-acht-Monats-Bauch möglich war.
"Blair, ich danke dir… und ich danke unserer Kleinen."
Seine Stimme schwankte ein bisschen bei dem Gedanken an seinen Bruder, der dieser Ausgeburt der Hölle ausgeliefert war. Aber er lebte, noch hatte er die Chance, ihn zu retten – wenn er nur endlich einen Hinweis fände, wo er ihn suchen musste!

*
*
*

>Milliarden-schwerer Medienmogul in seinem Wochenendhaus in Denver tot aufgefunden! Polizei steht vor einem Rätsel!<

Deans Blick war mindestens schon drei Mal über diese Schlagzeile hinweg geglitten, als er endlich daran hängen blieb und den dazu gehörigen Artikel las.

>Harlan Mills, Milliardär und Film-Produzent, wurde gestern von seiner Assistentin tot in seinem Chalet aufgefunden. Über die Todesursache wollte die Polizei von Denver bislang keine Auskunft geben, außer, dass es sich um keinen natürlichen Tod handle. Aber aus informierten Kreisen verlautete, es habe ein Blutbad stattgefunden.
Türen und Fenster des Hauses waren lt. Aussage der Polizei von innen verschlossen, ein gewaltsames Eindringen scheint ausgeschlossen.<


"Natürlich weiß ich, dass das 'ne Falle ist. Ich bin ja kein Anfänger! Aber ich muss dahin, das weißt du!" bellte Dean Bobby an und war drauf und dran, das Handy einfach zuzuklappen.

Der Ältere redete seit ein paar Minuten mit Engelszungen auf ihn ein, um ihn davon abzuhalten, sofort Hals über Kopf nach Denver zu fahren. Diese Spur war ZU deutlich, ZU gut, um KEINE Falle zu sein.
"Okay, du weißt, dass dich jemand in die Falle locken will – aber dann lass mich dir wenigstens helfen. Hol mich ab und wir gehen der Sache gemeinsam nach."

Das Argument klang vernünftig – vor allem, wenn Bobby dann endlich aufhören würde, auf ihn einzuquatschen.
"Fein, guter Vorschlag. Bleib zuhause, ich gable dich morgen auf dem Weg nach Denver auf. Und vergiss nicht, was zu Futtern einzupacken, damit wir möglichst keine Pause machen müssen."
Dean verabschiedete sich kurz und knapp vom Älteren und klappte das Mobiltelefon zu.
"Da kannst du lange warten…" murmelte er leise, "… du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dein Leben auch noch aufs Spiel setze…"

"Na klar, ich passe auf mich auf, Rotschopf, und schließlich ist Bobby ja auch noch da", log er wenig später ohne rot zu werden Blair an, während er hinter dem Rücken die Finger kreuzte und hoffte, dass sie ihn nicht durchschaute. Er konzentrierte sich auf seinen Lieblingssong von Metallica…

'Exit light
Enter night
Take my hand
Off to never never land'​

um seinen Gedanken dahinter zu verbergen, denn auch, wenn Blair angeblich keine Gedanken lesen konnte, so war ihre Trefferquote seit kurzem beängstigend hoch, wenn es darum ging, seinen Gemütszustand zu diagnostizieren.

'Something' s wrong, shut the light
Heavy thoughts tonight
And they aren't of snow white'​

Er würde nicht zulassen, dass sie sich vor Sorge krank machte, weil er der Meinung war, in diesem Kampf niemanden außer sich selbst in Gefahr bringen zu dürfen.

'Dreams of war, dreams of liars
Dreams of dragon's fire
And of things that will bite'​

Er schaffte es tatsächlich, diese Abschirmung lange genug aufrecht zu erhalten, selbst, als er sich schweren Herzens von ihr verabschiedete.

Als er den Impala langsam rückwärts aus der Einfahrt rollen ließ, standen seine drei Lieblingsfrauen auf der Veranda, zwei davon voller Sorge um sein Leben und das seines Bruders. Er saugte Blairs Anblick in sich auf – das jetzt in der fortgeschrittenen Schwangerschaft etwas runder wirkende, aber noch immer zarte Gesicht mit den tintenblauen Augen, umgeben von einem wilden Wust kupferroter Locken, die gerade, selbstbewusste Haltung und der sich wölbende Bauch, in dem seine Tochter ungeduldig den nicht mehr fernen Zeitpunkt ihrer Geburt abwartete.
Er war sich durchaus nicht sicher, ob er sie jemals sehen würde. Wenn die jetzige Spur tatsächlich zu Sam führte und er ihn retten konnte, ohne selbst ernsthaft Schaden zu nehmen, dann – so schwor er sich – würde das die letzte lebensgefährliche Aktion sein, auf die er sich einließe. Seine Verantwortung galt jetzt seiner Frau und seinem ungeborenen Kind. Sein Bruder war erwachsen und er hatte ihn alles gelehrt, was er wusste, während seine Tochter ihn noch viele Jahre brauchen würde…

Er schob die Cassette in das 20 Jahre alte Tape-Deck, das er in der Stadt in einem Elektronik-Kramladen als Ersatz für das kürzlich zerschlagene Teil erworben hatte und konzentrierte sich auf seine Art auf die vor ihm liegende Aufgabe – mit ohrenbetäubender Hardrock-Beschallung.

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