Number 23
Jim Carrey verbindet man üblicherweise mit Blödelfilmen wie Die Maske, Ace Ventura oder Bruce Allmächtig, aber natürlich gibt es immer wieder Ausnahmen. Eine dieser Ausnahmen bildet
Number 23, für den sich Carrey mit Regie – Althasen Joel Schumacher, der sich nach einigen Griffen ins Klo wieder einen Namen in Hollywood gemacht hat, zusammen getan hat.
In
Number 23 mimt Carrey den Hundefänger Walter Sparrow, der von einem Hund gebissen und deswegen zu spät zur Verabredung mit seiner Frau kam. Diese hatte sich derweilen in einem Buchladen umgesehen und ein passendes Geburtstagsgeschenk – es ist der 32. - für ihren Mann entdeckt – das Buch
Number 23. Je mehr Kapitel Walter liest, desto überzeugter ist er, dass der Autor sein eigenes Leben nach erzählt und entwickelt nach und nach schon fast eine Paranoia überall und in jedem Zusammenhang die Nummer 23 zu erkennen – sie scheint sein Leben zu bestimmen.
Das Buch schildert die Geschichte des Detektivs Fingerling, der es immer wieder mit der 23 zu tun bekommt, ebenso wie mit der Selbstmordblondine und Fabrizia, der Inbegriff einer Femme Fatale. Immer mehr glaubt sich Walter in der Geschichte selbst zu erkennen, jedoch hält seine Frau seine Hirngespinste für überdreht und übernimmt während des ganzen Films die Rolle des rationalen Denkers. Bald jedoch kann auch sie nicht mehr mit logischen Erklärungen zu ihm durchdringen, denn er zieht sich immer mehr in die Welt der Verschwörung zurück.
Die Nummer 23 war schon immer ein Liebling der Verschwörungstheoretiker, denn sie lässt sich wunderbar für alle Bereiche des Lebens einsetzen. Wir vererben je
23 Chromosomen, die Erdachse ist um genau
23,5 Grad geneigt, die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki wurden am 6. und 9. 8. abgeworfen, was zusammengezählt wieder
23 ergibt, laut den Mayes wird die Welt im Jahre 2012 untergehen, woraus man wieder 23 bilden kann (2+0=
2, 1+2=
3) Wie man sieht eignet sich die Zahl 23 hervorragend für solche Rechenspielchen und wenn man danach sucht und genügend Fantasie hat, kann man aus so gut wie allem irgendwie die Zahl 23 errechnen.
Number 23 spielt nicht nur in der realen Welt, in der Walter und seine Familie, das Geheimnis des Buches zu lösen versuchen, sondern baut auch einen zweiten Handlungsstrang mit Hilfe des Buches auf. Man findet sich wieder in einer Comic artigen Welt, die an Sin City erinnert, und von einem Erzähler, der direkt aus dem Buch zitiert, geführt wird. Diese Welt ist vollkommen überzeichnet, übermäßig inszeniert und jeden Moment auf Vollgas – es überzeugt und macht Spaß.
Nicht so reißend geht es jedoch in der realen Welt zu. Die Story um Sparrow, der versucht das Mysterium 23 zu lösen, ergibt ein nettes Gesamtbild, bietet jedoch nichts wirklich Neues. Aufmerksame Kinobesucher, die nicht gerade ihren ersten Thriller sehen, können, vor allem gegen Ende, die Wendungen des Plots erahnen, können sich die weiteren Geschehnisse auf der Leinwand zusammenreimen. Die größte Spannung und Begeisterung kommt auf, wenn der Irrsinn um die Zahl 23 ihren Höhepunkt erreicht, die Bilder im rasanten Tempo über die Leinwand fegen und den Besucher sprichwörtlich in den Sessel drücken. In diesen Sequenzen bleibt kaum Zeit großartig nachzudenken, viel zu schnell prasseln die Szenen auf einen ein und schaffen es so die Paranoia, in die sich der Charakter immer weiter selbst hinstürzt, wunderbar zu übermitteln.
Dass der Film, der weitgehend durchaus Potenzial aufzeigt, dann doch nur eine nette Nachmittagsunterhaltung ist, ist am Ehesten dem Ende zuzuschreiben, das sich dann leider total in den Mainstream einklinkt. Schumacher wollte anscheinend auf Nummer sicher gehen und nicht das Risiko eingehen, das Publikum mit einem moralisch fragwürdigeren oder eventuell offenen Ende, ohne vorgekaute Auflösung des Plots, möglicherweise vor den Kopf zu stoßen – schade. Alles in allem liefern alle, Regie, Drehbuch und Schauspieler, eine solide Leistung ab, die sogar so manche Höhepunkte aufweise kann. Obwohl
Number 23 es dann aber doch nicht schafft sich richtig aus der Masse hervorzuheben, ist der Film als nette Nachmittagsunterhaltung und für Thematikfans durchaus zu empfehlen.
(P.S.: Nachdem der Film aus war, musste ich noch mit dem Zug nach Hause fahren. "Wann fährt der nächste Zug?" "In 23 Minuten." Witzig war´s auf alle Fälle