Auf Drängen geht's weiter 
Pipers dunkle Augen verengten sich. Sie war zwar froh anscheinend doch noch eine zweite Chance zu bekommen ... doch wer versicherte ihr, dass das keine Falle war? Der Wolf, der sie angegriffen hatte, Rex, er war ein hinterlistiger Wolf. Vielleicht hatte er diese beiden - seine Geschwister, die genau dadurch doch eigentlich automatisch auf seiner Seite stehen müssten - geschickt.
Nein, diesen Dahergelaufenen wollte sie nicht so einfach trauen. Auch wenn sie das gerne gewollt hätte. Misstrauisch schlich sie um die Fremden und beäugte sie von allen Seiten. Maggie starrte stur auf Phoebe, während Spike sie mit den Augen verfolgte. Er hatte die Augen genauso verengt wie Piper.
"Woher wissen wir,", sagte Piper mit gruseliger Stimme, "dass das kein Trick ist?"
"Was hätten wir denn davon euch anzugreifen?", fragte Maggie nur und warf Piper einen flüchtigen Blick zu, bevor sie letztendlich wieder Phoebe fragend ansah.
"Nichts.", sagten die Schwestern, Werwolf und Frankenstein, gleichzeitig, doch nur Eine von Beiden sprach auch weiter, "Aber euer Rudel hat sichtlich Spaß daran, Andere zu verletzten."
Paiges Augen strahlten Verständnis aus, das sah Piper ganz deutlich, doch bei Phoebe war es anders. Piper konnte diesen Blick nicht deuten. Es musste irgendwas zwischen Wut und Mitgefühl sein.
"Wie bereits gesagt: Nicht jeder teilt die Auffassung unseres "geliebten" Bruders."
Phoebe war sich nun entgültig sicher. Dieser Hass, der in Spikes Stimme mitschwang als er Piper antwortete, war nicht gespielt. Er war echt, und das machte auch seine Worte glaubwürdig. Sie nickte.
"Wir sollten ihnen eine Chance geben.", sagte sie zu ihren Schwestern. Paige nickte, sie vertraute ihrer Schwester. Denn Phoebe war trotz allem ein Empath! Wenn die Zwei sie anlügen würden, dann wäre sie die Erste, die es bemerken würde.
Piper hingegen glaubte nicht ganz an den plötzlichen "Frieden". Irgendwas war faul und sie würde herauskriegen, was es war. Langsam ließ sie sich neben ihren Monster-Schwestern nieder.
"Jetzt komm' schon, Piper. Da sind deine Verbündeten - das wolltest du doch!", Phoebe hatte es hörbar satt. Pipers Misstrauen gegenüber Fremden war berechtigt, aber wieso vertraute sie ihrer Schwester nicht? Sicher: Piper- und Phoebes Verhältnis zueinander war etwas angeschlagen, durch ungeklärte Dinge, doch rüttelte diese Tatsache auch an dem Vertrauen, das sie sich gegenseitig schenkten? Phoebe war nicht dieser Meinung, Piper anscheinend schon. Sonst hätte sie längst zugestimmt.
"Ist ja schon gut!", keifte Piper zurück, "Ich weiss selbst, was ich will - Danke!", beleidigt, gar eingeschnappt, vermied sie jeglichen Blickkontakt.
Phoebe wusste darauf keine Antwort- oder passende Reaktion. Stattdessen nickte sie Spike und Maggie nochmals zu.
"Aha. Also wärst eigentlich du Rudelführer geworden.", fasste Paige für sich selbst nochmal zusammen. "Ja.", bestätigte ihr der schwarze Wolf mit weißer Vorderpfote nochmals, "Aber Rex hat solange auf unseren Vater eingeredet, bis dieser Selbstzweifel an seiner Entscheidung bekam ...", leise brummte Spike seine Wut aus, "Piper hat Recht: Rex erfreut sich am Schmerz anderer.", seine gelblichen Augen huschten aufmerksam über die Gegend. Zwar befanden sie sich außerhalb Rex' Terrain. Trotzdem mussten sie äußert vorsichtig sein, denn würden sie zusammen gesehen, war es für sie alle aus.
Spikes Blick blieb an dem langem Schweif seiner älteren Schwester kleben. Eine Weile lief er stumm neben dem zweibeinigen Vampir- und hinter der Wölfin her, dann "Entschuldige mich, ich muss Etwas mit Maggie besprechen.", lief er schneller, um Maggie einholen zu können.
Paige nickte ihm nach, dann lief sie absichtlich langsamer. Denn auch sie hatte etwas mit ihrer Schwester zu besprechen. Als Piper wenig später an ihr vorbeitrottete blickte sie ihre kleinste Schwester nicht einmal an. Paige ärgerte das - sie hatte mit dem Streit schließlich Nichts am Hut! - trotzdem sagte sie nichts. Mit Piper war zur Zeit ohnehin nicht gut Kirschen essen.
"Und? Was sagst du jetzt zu meiner Idee?"
Auch Maggies Augen huschten immer wieder über das unübersichtliche Waldgelände. Es dauerte eine Weile bis sie es riskierte ihrem Bruder einen Blick zu schenken. "Ich versteh' immer noch nicht, was du überhaupt vorhast.", gestand sie.
Spike schnaubte daraufhin. "So schwer ist es doch nicht zu verstehen.", sagte er bestimmt, "Wir helfen ihnen, sie helfen uns!" "Ja, aber wobei?!", unfreiwillig erhob sich Maggies eigentlich eher ruhige Stimme, worauf Spike ihr ein leises "Shh!!" zuzischte, "Willst du Rex etwa stürzen?", fragte die Wölfin weiter, dieses Mal bemüht ihre Stimme unter Kontrolle zu halten.
"Ich hätte endlich eine Chance mich zu beweisen - doch noch Anführer zu werden ...", murmelte Spike abwesend. Seine Schritte wurden schneller, sodass nun nicht mehr Maggie die Gruppe führte, sondern ihr jüngerer Bruder.
"Du hast nicht mir ihr gesprochen, stimmt' s?", fragte Paige direkt. Sie hatte keine Lust lange um den heißen Brei zu reden. Es war ohnehin wichtig, dass sich Piper und Phoebe wieder vertrugen, da diese Stimmung sie jetzt schon innerlich angriff.
"Du siehst doch, dass sie mir immernoch ausweicht.", brummte Phoebe deprimiert vor sich hin. Sie hatte bereits geahnt, dass Paige sie darauf ansprechen würde, zu deutlich waren ihre Blicke gewesen und zu auffällig war sie auf einmal langsamer gelaufen. Trotzdem wusste Phoebe auch jetzt noch nicht, was sie ihrer kleinen Schwester großartig antworten konnte, denn sie hatte selbst keine Ahnung wieso die zwei nicht einfach aufeinander zugingen und die Sache vergaßen.
"Hör' mal, so kann's nicht weitergehen.", erklärte Paige leicht kopfschüttelnd, "Ich kenn das gar nicht von euch ... Ihr müsst euch endlich wieder zusammenraufen! So wie immer."
"Warum erklärst du das nur mir? Red' doch mit ihr darüber!"
Phoebe kamen die Tränen, als sie den Satz mit hoher Stimme ausklingen ließ, doch sie unterdrückte sie, bevor sie je sichtbar wurden. Was sollte sie denn tun? Paige traf keine Schuld - sie war damals nicht bei Bewusstsein gewesen, als das Unglück seinen Lauf genommen hatte. Sie hätte nichts tun können, anders als Phoebe ... und diese hatte das Gefühl, als würde ihr Piper genau das vorhalten und deshalb nicht mit ihr Reden wollen.
"Weil du mir zuhörst!", antwortete Paige ruhig, "Du kennst Piper - sogar besser als ich! - also weißt du doch, dass sie viel zu stur ist einen Rat von ihrer kleinen Halbschwester anzunehmen! Vor allem in so einer Situation.". Phoebe sah das altbekannte Funkeln in Paiges Augen. Ja, Paige hatte oft einen guten Rat für sie parat. Aber ihr war noch nicht aufgefallen, dass Piper diese gutgemeinten Tipps nicht ernst nahm. War das wirklich so, oder bildete sich Paige etwas ein?
"Aber was soll ich tun? Jedes Mal, wenn ich mit ihr sprechen wollte ist sie mir entweder ausgewichen oder irgendwelche unter Draculas Einfluss stehenden Freunde haben uns angegriffen!", verzweifelt und auf einen dieser guten Rate hoffend, sah sie in Paige braune Augen.
Diese wussten einen Moment auch nicht, was sie Phoebe vermitteln sollten. Paige hatte keine Ahnung um was es überhaupt ging. Sie hatte auch keinerlei Vermutung. Doch was sie mit Sicherheit wusste war, dass sie Phoebe selten so verzweifelt gesehen hatte.
"Dann versuch' es weiter. Sie kann dir nicht ewig ausweichen.", aufmuntert lächelte der vergleichsweise kleine Vampir. Eigentlich wollte sie ihrer Frankenstein-Phoebe tröstend auf die Schulter klopfen, doch als sie wieder einmal an der großen, grünen Statur hinauf sah verwarf sie diesen Gedanken schnell wieder. Das würde ihr sowieso nicht gelingen.
"Bist du dir sicher?", fragte Phoebe unsicher. "Ja.", Paige nickte, "Sie wird es nicht können. Schließlich leidet sie auch unter der Situation und das mehr, als wir uns vermutlich vorstellen."
Phoebe war es nur noch möglich Paige dankbar zuzunicken, dann drang auch schon ein unheimlich lautes Knurren in ihre Ohren. Schnell wandte sie den Blick nach vorne.
Dort bemerkte sie, dass das Knurren nur deshalb so laut war, weil die drei Wölfe es synchron erzeugten. Erstaunt blickte sie auf den Angreifer: Christopher ...
Mit ihm hatte auch Paige nicht gerechnet. Doch eine andere Frage schoss ihr sofort durch den Kopf: Wo waren seine Enkel, David und Daniel, Vampir und Werwolf?!
Plötzlich spürte sie ein Stechen im Nacken - ein Blick. Ruckartig drehte sie sich um, doch es war bereits zu spät: ein etwas kleinerer Werwolf, als gewöhnlich, sprang ihr mit aufgerissenem Maul entgegen und drängte sie zu Boden.
Phoebe konnte nur aus dem Augenwinkel zusehen, wie Paige versuchte ihren Angreifer abzuschütteln, sodass sie sich wieder vom Boden erheben konnte. Sie war selbst beschäftigt scharfe Zähne von ihrem Hals fern zu halten: Immer wieder versuchte sie David mit den starken Armen zurückzudrängen, doch der Vampir war wie eine Klette, sprang immer wieder an ihre Schulter, um mit dem Gebiss ihren Hals erreichen zu können.
"Hey!!!"
Beide Schwestern blickten nur kurz auf, doch es reichte um ihre große Schwester zu bemerken, die ihnen zur Hilfe eilte, während Spike und Maggie knurrend vor Christopher standen. Gleich würden sie angreifen. Genauso wie Piper.