S
sunrise
Guest
Ich hätte mir denken können, dass irgendetwas Außergewöhnliches passiert war, als mich Joachim angerufen hatte. Er tut das normalerweise nicht.
Gottseidank war ich noch in der Nähe. Ich hätte mir Vorwürfe gemacht, wenn ich zu spät gekommen wäre. Immerhin war er auch immer für mich da.
..... Er war und ist so wichtig für mein Leben. Er hat mich immer aufgebaut, wenn ich irgendwelche Probleme hatte...... mich einfach ganz fest gehalten. Dabei waren meine seelischen Tiefgänge eigentlich gar nichts, wenn ich überlege, was er schon mitgemacht hatte: Jahrelang miterleben, wie seine Mutter von ihrer Krankheit und den vielen Therapien langsam aber sicher dahingerafft wurde... wie sie immer schwächer wurde.
Er hat sich von Jugend an um alles gekümmert. War immer optimistisch, wenn ich ihn sah.
Trotz all seiner Probleme konnte er lachen - herzhaft lachen, so richtig von innen heraus. Sogar seine Augen lachten mit. Das können ohnehin nicht viele Menschen. Es war so ein wertvolles Lachen..... Er lebte ganz anders. Er wusste, was wichtig ist im Leben.
Und doch war er immer ein wenig nachdenklich und angespannt....
Als sie starb, war es vorbei. Wenn ich er gewesen wäre - ich glaube, meine ganze Welt über mir wäre zusammengebrochen. Aber es war, als wäre es für ihn - genauso wie es das für sie war - eine Erlösung gewesen.
Ob sein Optimismus nur eine Art Schutzmechanismus war? - Doch dann wäre wohl all das Wertvolle, das er vermittelte, nicht so von Herzen gekommen........
Es waren schon alle im Zimmer, als ich kam - sofern man diesen Raum als Zimmer bezeichnen konnte. Alle verzweifelt. Dabei sah es aus, als würde er nur für eine kurze Weile schlafen......
Draußen hörte man den Wind, der noch immer versuchte, die Wolken des sich anbahnenden Gewitters zu verdrängen.
Als ich - wortlos, wie vom Blitz getroffen bei diesem Anblick - an sein Bett trat...... vielleicht bilde ich es mir nur ein..... aber ich glaube, er hat seine Hand bewegt.
Kurz darauf öffnete er seine Augen. In seinem Blick lagen Worte wie: "Ich habe dich kommen gefühlt." Er sagte nichts - konnte nichts sagen. Doch ich wusste plötzlich auch so, was er mir mitteilen wollte. Seine Augen waren mehr als Worte.
Ich fühlte ihn sagen:
"Entschuldige, dass ich nicht so für dich da bin, wie wir es gewohnt waren.... dass ich dich jetzt nicht umarmen kann. Ich wünschte, dieser Tag hätte anders geendet. Ich kann nichts dafür.... da war der Berg.... Das Gefühl von Freiheit und Sorglosigkeit war auf noch keinem Gipfel so schön wie heute!"
Seine Augen blitzten für einen Augenblick auf, so sehr schien er noch von diesem Gefühl zu zehren.
Danach traurig - so als wollte er sagen: "Ich werde es nicht mehr schaffen.... der Stein.... er war zu locker...... Bitte vergiss es nicht - vergiss nicht zu leben. Verzweifle nicht!.... Ich bin so froh, dass du gekommen bist."
Ich sah ihn nur unentwegt und starr an. Am liebsten hätte ich ihn ganz fest an mich gedrückt. Ich spürte, wie sich meine Augen langsam mit Tränen füllten.......
Es herrschte Stille.
Im Hintergrund nur das eintönige Geräusch seines immer langsamer werdenden Herzschlags und das fortwährende - als würde es Hoffnung geben - Atmen des leblosen Lebensspenders, der glaubte, er könne mit den paar Volt ein so wertvolles Leben erhalten.
Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Es war, als schwebten alle Erinnerungen dort vorbei, wo sich unsere Blicke trafen.
Es war sein letzter Blick. Ich werde diesen Ausdruck in seinen feuchten Augen nie vergessen.
Jetzt...... jetzt kann er endlich... jetzt wird er nur noch........ in die Augen seiner Mutter blicken........
Gottseidank war ich noch in der Nähe. Ich hätte mir Vorwürfe gemacht, wenn ich zu spät gekommen wäre. Immerhin war er auch immer für mich da.
..... Er war und ist so wichtig für mein Leben. Er hat mich immer aufgebaut, wenn ich irgendwelche Probleme hatte...... mich einfach ganz fest gehalten. Dabei waren meine seelischen Tiefgänge eigentlich gar nichts, wenn ich überlege, was er schon mitgemacht hatte: Jahrelang miterleben, wie seine Mutter von ihrer Krankheit und den vielen Therapien langsam aber sicher dahingerafft wurde... wie sie immer schwächer wurde.
Er hat sich von Jugend an um alles gekümmert. War immer optimistisch, wenn ich ihn sah.
Trotz all seiner Probleme konnte er lachen - herzhaft lachen, so richtig von innen heraus. Sogar seine Augen lachten mit. Das können ohnehin nicht viele Menschen. Es war so ein wertvolles Lachen..... Er lebte ganz anders. Er wusste, was wichtig ist im Leben.
Und doch war er immer ein wenig nachdenklich und angespannt....
Als sie starb, war es vorbei. Wenn ich er gewesen wäre - ich glaube, meine ganze Welt über mir wäre zusammengebrochen. Aber es war, als wäre es für ihn - genauso wie es das für sie war - eine Erlösung gewesen.
Ob sein Optimismus nur eine Art Schutzmechanismus war? - Doch dann wäre wohl all das Wertvolle, das er vermittelte, nicht so von Herzen gekommen........
Es waren schon alle im Zimmer, als ich kam - sofern man diesen Raum als Zimmer bezeichnen konnte. Alle verzweifelt. Dabei sah es aus, als würde er nur für eine kurze Weile schlafen......
Draußen hörte man den Wind, der noch immer versuchte, die Wolken des sich anbahnenden Gewitters zu verdrängen.
Als ich - wortlos, wie vom Blitz getroffen bei diesem Anblick - an sein Bett trat...... vielleicht bilde ich es mir nur ein..... aber ich glaube, er hat seine Hand bewegt.
Kurz darauf öffnete er seine Augen. In seinem Blick lagen Worte wie: "Ich habe dich kommen gefühlt." Er sagte nichts - konnte nichts sagen. Doch ich wusste plötzlich auch so, was er mir mitteilen wollte. Seine Augen waren mehr als Worte.
Ich fühlte ihn sagen:
"Entschuldige, dass ich nicht so für dich da bin, wie wir es gewohnt waren.... dass ich dich jetzt nicht umarmen kann. Ich wünschte, dieser Tag hätte anders geendet. Ich kann nichts dafür.... da war der Berg.... Das Gefühl von Freiheit und Sorglosigkeit war auf noch keinem Gipfel so schön wie heute!"
Seine Augen blitzten für einen Augenblick auf, so sehr schien er noch von diesem Gefühl zu zehren.
Danach traurig - so als wollte er sagen: "Ich werde es nicht mehr schaffen.... der Stein.... er war zu locker...... Bitte vergiss es nicht - vergiss nicht zu leben. Verzweifle nicht!.... Ich bin so froh, dass du gekommen bist."
Ich sah ihn nur unentwegt und starr an. Am liebsten hätte ich ihn ganz fest an mich gedrückt. Ich spürte, wie sich meine Augen langsam mit Tränen füllten.......
Es herrschte Stille.
Im Hintergrund nur das eintönige Geräusch seines immer langsamer werdenden Herzschlags und das fortwährende - als würde es Hoffnung geben - Atmen des leblosen Lebensspenders, der glaubte, er könne mit den paar Volt ein so wertvolles Leben erhalten.
Meine Gedanken drehten sich im Kreis. Es war, als schwebten alle Erinnerungen dort vorbei, wo sich unsere Blicke trafen.
Es war sein letzter Blick. Ich werde diesen Ausdruck in seinen feuchten Augen nie vergessen.
Jetzt...... jetzt kann er endlich... jetzt wird er nur noch........ in die Augen seiner Mutter blicken........