AW: FanFiction - Wettbewerb
Serie: Grey’s Anatomy
Disclaimer: Grey’s Anatomy gehört nicht mir *snüff*
Spoiler: bis 2x27 „Losing My Religion/Der Tod und das Mädchen“
Wörter: 1.347
„Ich habe gedacht ich bin ein Chirurg… aber das bin ich nicht. Deshalb kündige ich.“ Izzie’s Worte hallen durch die große von Glasmauern eingegrenzte Halle und obwohl du gewusst hast, wie sehr sie Danny’s Tod mitnimmt, bist du überrascht. Du willst etwas sagen, willst ihr erklären, dass das nicht die Lösung des Problems ist, dass Danny dadurch nicht wieder lebendig wird, aber du bleibst stumm. Du nimmst nur entfernt das Gemurmel wahr, als sich deine Vorgesetzten und Kollegen langsam in Bewegung setzen, die Halle verlassen, entweder Izzie folgen oder zurück zum Ball gehen, um den Abend offiziell zu beenden.
Du nimmst nur entfernt wahr, dass dein Date und dein Lover die einzigen sind, die zurück bleiben und wenn du nicht Meredith Grey heißen würdest, würdest du dich für einen der beiden entscheiden.
Du würdest auf deinen Verstand hören, wie er dir sagt, dass Finn der Richtige ist, dass er dich nicht verletzten wird und dass er dich nicht wegen einer Ehefrau sitzen lassen würde. Du würdest dich von ihm nach Hause fahren lassen und er wäre der Typ Freund, der über Nacht da bleiben würde, um deiner Freundin in dieser schlimmen Zeit beizustehen.
Oder du würdest auf dein Herz hören. Du würdest spüren, dass es dich darum anfleht zu Derek zu gehen, obwohl du weißt, dass er dich verletzt hat und dass die Möglichkeit groß ist, dass er es wieder tut. Du würdest deinem Herz folgen und dich von ihm nach Hause bringen lassen und er würde dir an der Haustür einen sanften Gute-Nacht-Kuss geben, bevor er nach Hause zu seiner Ehefrau fährt. Und du würdest wissen, dass du dir damit selbst wehtust, denn du weißt, dass er verheiratet ist.
„Meredith?“
Der Mann, der gerade noch deine Gedanken beherrscht hat, flüstert, murmelt und ruft deinen Namen und du erinnerst dich an Zeiten zurück. An Zeiten, wo ihr glücklich ward, an Zeiten, in denen das Leben einfach schien, an Zeiten, die aus dem jetzigen Standpunkt gesehen einfach waren. Dein Name auf seinen Lippen klingt so richtig in deinen Ohren, so ehrlich und du verlierst dich in seinen Augen. Du erinnerst dich an diese Augen, als sie dich beobachtet haben. Heimlich, aus der Entfernung, immer wieder. Der Blick lässt dein Herz betteln und flehen, es schmerzt, weil du noch immer da stehst, wo du vor einer Minute auch schon gestanden hast.
„Meredith?“
Dein Kopf wendet sich und du kannst dich nicht erinnern deinem Gehirn den Befehl dafür gegeben zu haben, aber du hast auch nichts gegen eine Ablenkung von dem Mann, nachdem sich dein Herz verzehrt, vor dem dich dein Verstand warnt. Dein Blick fällt auf den anderen Mann, auf den, den dir dein Verstand als Mr. Right vorstellt, als sichere Wahl. Du siehst diese sanften Augen und du weißt, dass er dich nicht enttäuschen würde. Du weißt, dass er derjenige wäre, der dich zu einem schicken Dinner ausführen würde, bei Kerzenschein sein Herz vor dir ausschütten würde. Er wäre der, der dir seine Pläne in allen Einzelheiten erzählen würde, der plant mit dir zusammen zu sein, nicht dich zu verlassen.
„Mere..“
Wieder dringt Derek’s Stimme an dein Ohr und du fühlst dich eingeengt, in die Enge getrieben, obwohl zehn Meter zwischen euch liegen. Du weißt nicht, warum du es tust aber du vernimmst deine Stimme, leise und du hörst eine Träne darin, die du noch nicht spürst.
„Ich kann nicht!“
Du fühlst dich wie ein Beobachter. Du kannst dich nicht erinnern dich dazu entschlossen zu haben dich umzudrehen und aus der Halle zu laufen. Du kannst dich nicht erinnern Tränen deine Wange runter laufen zu spüren, und doch weißt du, dass sie da sind. Du fliehst und läufst und bist froh, als du endlich die kalte Luft der Nacht spürst, wie sie sich um dich schließt und dir sofort Wärme spenden. Wärme, obwohl es späte Nacht ist und windig und kalt, und obwohl du dich fühlst, als würdest du innerlich verbrennen, so sehr brennt dein Herz vor Schmerzen. Schmerzen, weil du mal wieder davon gelaufen bist, weil du wieder mal versuchst vor deinen Problemen zu fliehen und nicht ihnen entgegen zu treten.
Aber es wäre nicht dein Leben, wenn es nicht immer Probleme darin gäbe und wenn du nicht immer Schmerz empfinden würdest. Das wärst nicht du, wenn du nicht vor Konflikten fliehen würdest und wenn der Konflikt nicht mit einem Mann zu tun hätte.
Wann hat das alles begonnen? Das McDreamy-Problem… oder war es ein Beziehungs-Problem im Allgemeinen?
Nicht weiter darüber nachdenken wollend, gehst du ein paar Schritte in die dunkle Nacht hinein. Zitternd und gleichzeitig einen leichten Schweißfilm auf der Haut spürend, siehst du ein Werbeplakat auf der anderen Straßenseite und es wäre nicht dein Leben, wenn es dir nicht indirekt deine miserable Situation unter die Nase reiben würde. “Life is like running with scissors…“ steht auf dem Plakat geschrieben, das für eine Lebensversicherung wirbt. Gleich darunter wird der Satz vollendet: „…it will only end in tears!“, und du kannst nicht anders, als die Wahrheit in diesem Spruch zu erkennen.
„Wie schmerzvoll die Wahrheit manchmal sein kann… oder?“
Du hast ihn nicht kommen gehört und obwohl du vor wenigen Sekunden noch seine Ferne gesucht hast, bist du nun froh seine Stimme zu hören, sanft und direkt hinter dir. Sein unverkennbarer Duft lässt einen kalten Schauer über deinen Rücken jagen, während du seinen Atem heiß in deinem Nacken spürst.
Du liest den Werbeslogan zu Ende und irgendwie spendet er dir Trost, gibt dir Mut und Hoffnung. “So change it now!“ steht am unteren Ende des Plakates und wieder wird dir klar, wie recht es doch hat.
Als du dich umdrehst, wird sein Gesicht vom sanften Schein des Mondes erhellt und die Emotionen, sowohl positive, als auch negative, aber alles sehr starke, werden für dich klar lesbar. Du genießt seine Nähe und die Wärme und Stärke, die von ihm ausstrahlt und am liebsten würdest du dich an ihn schmiegen, dich von ihm trösten und anschließend nach Hause bringen lassen. Etwas in dir hält dich auf.
„Lass mich dich nach Hause bringen.“
Ein leichtes Betteln liegt in dieser Aufforderung, die mehr wie eine Frage klingt. Du hast dich bereits entschieden die Einladung anzunehmen, als du dich fragst, wo der Dritte im Bunde abgeblieben ist. Dein Blick sucht den Parkplatz ab, die Frage ist dir offensichtlich ins Gesicht geschrieben.
„Er wurde angepiept.“
Du nickst leicht und lächelst deinen Gegenüber an, als Antwort auf seine indirekte Frage kurz davor und er antwortet dir mit einem Lächeln, bevor er seinen Autoschlüssel aus der Tasche holt und zu seinem Auto geht, immer darauf bedacht, dass du noch neben ihm bist.
Die Fahrt ist ruhig, jeder hängt seinen Gedanken nach und das gelegentliche Klicken des Blinkers ist das einzige, was die Stille durchbricht. Plötzlich spürst du das Verlangen zu reden, Dinge klar zu stellen und kurz darauf schon vernimmst du deine eigene Stimme, zittrig und unsicher.
„Das heißt nicht, dass ich ihn verlasse.“
Du versuchst selbstsicher zu wirken, doch weißt du, dass du seinem Blick nicht standhalten wirst und wendest den Blick aus dem Fenster, wo die Lichter an dir vorbeiziehen.
„Ich werde nicht zu ihr zurückgehen, Meredith.“
Eine weitere Stille füllt den Wagen, als du über seine Worte nachdenkst. Wie gern würdest du ihnen Glauben schenken und wie groß ist die Angst vor erneuter Enttäuschung. Erst als das Auto vor einem Haus hält, wagst du es ihn wieder anzusehen und sein Blick raubt dir den Atem.
„Gib mir noch eine Chance, bitte.“
Noch während du dir einredest, dass du standhaft bleiben musst, weißt du, dass es zu spät ist, dass du ihm längst wieder verfallen bist und als seine sanften Lippen deine berühren, ist jegliche Vernunft über Bord geworfen. So kurz wie der Kuss ist, so zärtlich und gleichzeitig leidenschaftlich ist er auch und als ihr euch von einander trennt, um Luft zu holen, denkst du schon lange nicht mehr an Finn.
„Gute Nacht, Derek.“, ein Flüstern in der Nacht, bevor du die Autotür öffnest und aus dem Auto steigst. Du hörst den Wagen davonfahren und als du kurze Zeit später die Tür deines Hauses öffnest, hoffst du, dass dein Verstand diesmal Unrecht gehabt hat.