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Fighter [Memoirs OF A Geisha One Shot]

melancholy

Die Hoffnung schon erfüllt die Brust...
Registriert
27 August 2004
Beiträge
1.849
Ort
Wien
Titel: Fighter
Disclaimer: Die Charaktere aus diesem fabelhaften Film/Buch gehören (leider) nicht mir, sondern Arthur Golden, und von mir aus auch den Machern dieses Filmes
Genre: Joah, ich würd schon sagan Drama. Aber die Story ist nicht dark.
Inhalt: Mameha entscheidet sich zu kämpfen.
A/N: Boah, er ist fertig. Endlich. Nein, nicht endlich, ich will weiterschreiben, aber ich habe das perfekte Ende gefunden. Ich bin stolz darauf, den OS beendet zu haben, und ich bin stolz auf den OS. Es hat über eine Woche gebraucht, bis ich endlich einen Anfang gefunden hab, doch plötzlich war er da. Und hier ist nun die Story.
Ich denke, ich muss nichts zum Film erklären, man wird den OS auch so verstehen. Wenn nicht - dann fragt


Fighter
Es war nur ein kleiner Moment, eine winzige Unachtsamkeit, der alles verändert hätte. Doch niemals für sie. Nein, für sie würde sich nichts verändern. Sie würde weiterhin Leute mit Tanz, Musik und Gesang unterhalten. Es war ihre Bestimmung, Geisha zu sein. Und zu bleiben.

„Mameha, was du aus Sayuri gemacht hast, ist großartig.“, wisperte der Baron Mameha zu. „Wenn ich sie ansehe, ist es, als sähe ich dein Spiegelbild. Deine Eleganz, dein Sinn für Schönheit, einfach alles an ihr repräsentiert dich. Mameha, bitte, du musst zu meinem Kirschblütenfest kommen. Ohne dich würde etwas fehlen.“
„Baron, ich würde zu gerne kommen, aber ich sagte bereits. Ich habe einen sehr wichtigen Termin.“, antwortete Mameha.
„Oh.“, der Baron schien enttäuscht zu sein. „Tut mir leid. Ich vergaß.“, sagte er, und wandte den Kopf wieder der Bühne zu.

Drei Tage seit der Premiere waren vergangen. Für Mameha war es immer selbstverständlich gewesen, eine Geisha zu bleiben. Auch im Falle einer Schwangerschaft. Der Termin für die Abtreibung stand fest. Alles sollte so wie immer sein. Niemand würde von ihrem kleinen „Ausrutscher“ erfahren.
Doch mit einem Mal waren Zweifel in ihr aufgekommen. Wollte sie wirklich, nur um ihre Karriere zu schützen, einem neuen Leben keine Chance geben? Wollte sie überhaupt noch eine Geisha sein?
Mameha hatte lange überlegen müssen. Doch sie hatte eine Entscheidung getroffen. Gegen Sayuri. Gegen den Baron. Gegen ihre Karriere. Für sich selbst.

„Mameha, warum bist du doch hier?“, fragte der Baron erstaunt, als er Mameha erblickte. „Was ist mit deinem Termin?“
„Der Termin ist abgesagt.“, lautete Mamehas knappe Antwort. Der Baron sah Mameha glücklich an. „Das wird unser Fest.“, sagte er.
„Ja, Baron, das wird es.“, ein kleines Lächeln umspielte Mamehas Lächeln. „Glauben Sie mir.“

„Mameha, stell dich nicht so an!“, der schon reichlich angetrunkene Baron erhob die Stimme. Langsam wurde er wütend.
„Ich sagte nein, Baron.“, Mameha blieb ruhig, jedoch war die Schärfe in ihrer Stimme nicht zu überhören.
„Du trinkst doch sonst auch immer Sake! Und heute tust du so, als wäre das Gift!“
„Ich sagte es Ihnen bereits, ich werde keinen Sake trinken. Ich bleibe lieber bei Tee.“
„Jetzt hör mir mal gut zu.“, wisperte der Baron. „Hier wird gemacht, was ICH sage, und ich sage, du trinkst jetzt!“
„Entschuldigen Sie mich bitte.“, Mameha war nicht aus der Ruhe zu bringen. Sie stand auf, und verließ das Zimmer des Barons.

„Mameha, was da gestern zwischen uns beiden vorgefallen ist…“, sagte der Baron am nächsten Tag, während er Mamehas Zimmer betrat. „Nun ja, ich…“
„Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen. Es war mein Fehler. Ich hätte mich nicht so anstellen dürfen.“, Mameha sah ihrem danna einmal kurz in die Augen, und konzentrierte sich wieder auf das Packen.
„Aber… Alles in Allem war es doch ein ziemlich gelungenes Fest, findest du nicht?“
Mameha lächelte. „Ja. Das war es. Ein gelungener Abschluss.“
„Ich verstehe nicht ganz. Wofür? Mir fällt nichts ein, wofür dieses Fest ein Abschluss gewesen sein soll“, der Baron war verwirrt.
„Der Abschluss meiner Karriere.“, lautete die Antwort.
„Wie bitte?!“, rief der Baron aufgebracht. „Ich habe mich wohl verhört!“.
Mameha schloss ihren Koffer, und sah ihrem Patron in sein Gesicht. „Sie haben richtig gehört.“, sagte sie ruhig. „Ich werde meine Zeit als Geisha beenden.“
„DAS WIRST DU NICHT!“, schrie der Baron, und gab Mameha eine Ohrfeige. „Wie kannst du es wagen…“
„Ich habe meine Gründe, Baron.“, Mameha verbeugte sich kurz vor ihrem danna, und verließ, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen den Raum.

„Onei-san…“, Sayuri betrat aufgewühlt Mamehas Wohnung. „Stimmt es, was Hatsumomo Mutter erzählt hat? Wollen Sie wirklich ihre aufhören?“
Mameha nickte. „Ja, Sayuri, es stimmt. Sobald ich die Gebote für deine Mizuage erhalten habe, werde ich meine Zeit als Geisha beenden.“
„Aber… wieso?“, Sayuri war den Tränen nahe.
Mameha nahm Sayuris Hand. „Ich habe meine Gründe, Sayuri.“, sagte sie leise. „Das musst du verstehen.“
Sayuri sah Mameha an und seufzte. Ihre große Schwester lächelte. „Geh jetzt, Sayuri. Wir haben heute Abend eine Verabredung mit Dr. Krebs, und du musst dich noch fertig machen.“
Sayuri nickte, stand auf, und ging.

„Nun bist du eine vollwertige Geisha.“, Mameha lächelte. Doch ihr Lächeln wurde zu einem besorgten Blick, als sie in Sayuris Gesicht sah. „Was ist los? Warum schaust du so traurig?“
„Sie sagten doch, sobald ich meine Mizuage hinter mir habe, werden Sie ihre Laufbahn als Geisha beenden.“, sagte Sayuri bekümmert.
Mameha seufzte. „Ja, das habe ich gesagt.“, lautete ihre Antwort. Gefolgt von langem Schweigen.
„Onei-san, ich weiß, ich habe kein Recht, Sie das zu bitten, vor allem nicht nach all dem, was Sie für mich getan haben, aber… wäre es möglich für Sie, einen letzten Tanz zu tanzen?“
„Wieso willst du das?“, fragte Mameha.
„Eine große Geisha wie Sie sollte einen würdigen Abgang bekommen.“, Sayuri wagte es nicht, ihre große Schwester anzusehen.
Mameha schüttelte den Kopf. „Nein. Das kann ich nicht.“
„Bitte, Mameha. Tun Sie es für mich.“, versuchte Sayuri es noch ein mal. Doch wieder schüttelte Mameha den Kopf. „Beim besten Willen, Sayuri, das kann ich nicht machen.“
„Dann tue ich es!“, rief Sayuri. „Ich werde einen letzten Tanz für Sie tanzen.“
Ein leichtes Lächeln umspielte Mamehas Lippen. „Wenn du das willst…“, sagte sie.
„Aber unter einer Bedingung.“, Sayuri hob den Kopf und sah Mameha in die Augen. „Sie werden den Tanz choreographieren.“
„Wenn es nur das ist…“, Mameha sah Sayuri an.
„Und Sie werden mich auf die Bühne führen.“, Sayuri fuhr fort. „Es werden alle kommen. Nobu-san, der Direktor, natürlich der Baron, Doktor Krebs. Sie werden die Tänze wohl oder übel noch einmal ertragen müssen.“
„Moment. Welche Tänze?“, fragte Mameha verwirrt.
„Na, die im Theater! Statt meines üblichen Tanzes, werde ich Ihren Tanz tanzen.“
„Sayuri, ich glaube nicht-…“, begann Mameha, doch Sayuri unterbrach sie. „Mameha. Bitte.“, flüsterte sie.
Mameha seufzte. „Na gut.“, sagte sie. „Komm in drei Tagen zu mir.“
Sayuri lächelte begeistert. „Danke, Onei-san!“, rief sie, und lief glücklich in Richtung Okiya.

„Na gut, fangen wir an.“, sagte Mameha sofort, als Sayuri ihre Wohnung betrat. „Wir haben keine Zeit zu verlieren.“

„Sayuri, konzentrier dich.“, Mameha war schon sichtlich genervt. „Das kann doch nicht so schwer sein!“, widerwillig führte sie die Schrittfolge noch einmal vor, und bemerkte dabei nicht, wie Sayuri triumphierend lächelte.
„Na los. Noch mal von vorne.“, seufzte Mameha, und stellte sich neben Sayuri. Die Klänge des Shamisen ertönten, und beide begannen zu tanzen. Doch sie kamen nicht weit. Bei einer Drehung stolperte Sayuri über ihren Kimono und fiel hin.
Mameha verdrehte die Augen und kniete sich zu Sayuri auf den Boden. „Also so wird das nichts.“, sagte sie. „Steh auf. Und jetzt das ganze noch mal. Aber diesmal tanzt du allein. Ich will sehen, was du falsch machst.“
Sayuri nickte, begab sich in die Anfangsposition, und begann zu tanzen. Bis zur Hälfte des Tanzes lief alles glatt. Doch als Sayuri ihren Fächer in die Luft warf, und ihn wieder auffangen wollte, war es, als hätte es sich der Fächer anders überlegt, und segelte zu Boden.
Mameha erhob sich kopfschüttelnd. „Sayuri, uns läuft die Zeit davon. So schwer ist der Tanz doch gar nicht. Sieh her!“, sie gab der Shamisenspielerin ein Zeichen, und begann zu tanzen. Als die Musik verklang, drehte sich Mameha zu Sayuri. „Na los. Noch einmal. Ich tanze mit.“
Sayuri stand auf, und stellte sich hinter ihre große Schwester. Diesmal verlief der Tanz ohne Probleme. Mameha lächelte zufrieden. „Na bitte.“, lautete ihr Kommentar. „Ich denke, das reicht für heute. Wir machen morgen weiter. Es ist schon spät.“
Sayuri nickte, verbeugte sich kurz, und verließ Mamehas Wohnung.

„Bitte. Sayuri. Stell dich nicht so ungeschickt an.“, Mameha seufzte tief. „Uns bleiben nur noch drei Tage. Und absagen können wir beim besten Willen nicht mehr. Alle haben zugesagt.“
„Ich versuche es ja, Mameha.“, Sayuri sah Mameha an. „Glauben Sie mir.“
Mameha lächelte tröstend. „Natürlich glaube ich dir, Sayuri. Ich kenne dich ja.“, sie machte eine kurze Pause. „Na gut. Noch einmal. Aber bitte konzentrier dich!“
Sayuri nickte ernst, und begann zu tanzen. Und prompt stolperte sie. Mameha schüttelte nur den Kopf. „Ich kann doch nicht immer mittanzen.“, sagte sie leise und seufzte wieder. „Na gut. Stell dich neben mich. Aber diesmal darf dir kein Fehler passieren!“, warnte sie.
Als hätten Mamehas Worte Wunder gewirkt, passierte Sayuri diesmal nicht der winzigste Ausrutscher. Und auch am nächsten Tag tanzte Sayuri, ohne auch nur einen kleinen Fehler zu machen. Doch einen Tag vor der Vorstellung passierte es.
Bei einer Drehung mitten im Tanz knickte Sayuri plötzlich um, und fiel hin. „Au…“, flüsterte sie mit schmerzverzerrtem Gesicht.
„Sayuri?“, fragte Mameha „Was ist los?“
„Mein… mein Knöchel.“, murmelte Sayuri, und wollte aufstehen. Mameha drückte sie jedoch wieder zu Boden. „Nicht aufstehen.“, meinte sie besorgt, und schüttelte den Kopf. „Sayuri, so leid es mir tut, aber so kannst du unmöglich morgen tanzen.“
„Aber… aber, ich muss!“, rief Sayuri.
„Sayuri, bitte sei nicht unvernünftig.“, sagte Mameha streng. „Du darfst so nicht tanzen. Wenn ich es dir nicht verbieten kann, wird es dir jeder Arzt verbieten.“
„Aber Sie sagten es doch selbst, wir können auf keinen Fall mehr absagen!“, protestierte Mamehas jüngere Schwester.
Mameha schloss für einen kurzen Moment die Augen. Als sie sie wieder öffnete, seufzte sie. „Ich werde tanzen.“

Der Abend war gekommen. Das Theater war bis auf den letzten Platz ausverkauft. Der Baron, Nobu, der Direktor und Doktor Krebs saßen in der ersten Reihe. Sayuri in der zweiten.
Endlich war es so weit. Die Tänzerinnen verließen die Bühne, und der Theaterdirektor kam zum Vorschein. „Sehr geehrte Damen und Herren, wegen eines unglücklichen Unfalls wird Sayuri heute Abend leider nicht tanzen können. Stattdessen werden wir das Vergnügen haben, ein letztes Mal Mameha auf unserer Bühne begrüßen zu dürfen.“, mit diesen Worten verließ er unter kurzem Applaus das Podium.
Als Mameha auf die Bühne trat, wurde es still im Theater. Der Klang des Shamisen ertönte, und Mameha begann zu tanzen. Jede einzelne ihrer Bewegungen zeigte von solcher Grazie, von solcher Leichtigkeit, wie man es noch nie gesehen hatte. Mameha schien alles um sich herum zu vergessen. Für sie existierte nur noch die Welt des Tanzes. Sie tanzte mit einer Hingabe, mit so viel Gefühl, wie noch nie zuvor eine Geisha getanzt hatte.
Als die Musik verhallte, herrschte zuerst Stille, bevor ein tosender Applaus ausbrach. Sayuri verlor ihre Beherrschung, sprang auf, lief zu Mameha auf die Bühne, und fiel ihr um den Hals.
Mameha sah Sayuri mit einer hochgezogenen Augenbraue an. „Sayuri, wieso läufst du?“, fragte sie mit einem strengen Unterton in der Stimme, der nicht zu überhören war.
Sayuri errötete. „Oh…“, murmelte sie. Doch Mameha schüttelte nur kurz den Kopf, und schloss Sayuri lächelnd in ihre Arme.

Drei Monate waren seit Mamehas letztem Auftritt vergangen. Sayuri hatte sie seit diesem Abend nicht mehr gesehen, und machte sich Sorgen um ihre große Schwester. Eines Tages beschloss sie, Mameha aufzusuchen. Nachdem Sayuri sich kurz vor der Dienerin verneigt hatte, und wieder aufsah, erblickte sie Mameha, die gerade den Raum betrat. Ihr Bauch war inzwischen deutlich gewölbt, jedoch hatte keine ihrer Bewegungen an Eleganz verloren.
Sayuri atmete hörbar ein. „Mameha…“, flüsterte sie erschrocken. „Also haben Sie aufgehört, weil…“
Mameha nickte. „Weil ich ein Kind erwarte.“, antwortete sie. Nach einer langen Zeit des Schweigens sagte sie schließlich: „Ich bin froh, dass du gekommen bist, Sayuri.“
„Warum?“, fragte Sayuri leise.
Mameha lächelte etwas schwermütig. „Ich werde die Stadt bald verlassen müssen.“, seufzte sie. „Und einfach zu gehen, ohne mich von dir zu verabschieden… Du kannst dir nicht vorstellen, wie schwer das für mich gewesen wäre.“
Sayuri sah Mameha unglücklich an. „Aber, Mameha… Müssen Sie wirklich gehen?“, fragte sie. „Können Sie nicht hier bleiben?“
„Sayuri, glaubst du wirklich, ich könnte das Kind so ohne weiteres hier in der Stadt bekommen?“, Mameha seufzte.
Sayuri schüttelte den Kopf. „Nein.“, antwortete sie.
Mameha senkte den Kopf. „Meine Schwangerschaft ist nicht der einzige Grund, warum ich aufgehört habe.“, murmelte sie, und lachte kurz auf. „Es ist so lächerlich…“, sagte sie. „Obwohl es verboten war… Obwohl ich es mir niemals erlaubt hätte, hatte ich Gefühle für den Baron. Doch als ich begann, meine Gefühle wahrzunehmen, war es schon zu spät.
Plötzlich, von einer Sekunde auf die andere, sah mich der Baron wieder mit dieser Wärme in den Augen an. Wie damals, als er mein danna wurde. Dieser Abend, der alles veränderte, war der Abend der Premiere im Theater.“
Mameha machte eine kurze Pause und sah Sayuri an, die aufmerksam zuhörte.
„Aber wozu erzähle ich dir das eigentlich? Du bist doch sicher nicht gekommen, um mein Gejammer anzuhören…“
Sayuri schüttelte hastig den Kopf. „Das macht nichts. Bitte, Mameha, erzählen Sie weiter.“
Mameha lächelte kurz. „Als ich erfuhr, dass ich schwanger bin, war es selbstverständlich für mich, eine Geisha zu bleiben. Es wäre töricht, wegen eines kleinen ‚Ausrutschers’ meine Karriere beenden zu müssen. Ich wusste, dass ich keine andere Wahl hatte, als die Schwangerschaft noch bevor es an die Öffentlichkeit geriet abzubrechen. Diese Situation war nicht neu für mich, jedoch wusste ich, dass ich es nicht über das Herz bringen würde, auch noch ein drittes Kind abzutreiben. Der Termin für den Schwangerschaftsabbruch war schon gesetzt, doch ich kämpfte immer noch mit dem Gedanken, das Kind zu behalten. Erst am Abend de Premiere, als ich realisierte, was ich wirklich für den Baron wirklich empfand, wusste ich, dass ich meine Karriere als Geisha beenden, und das Kind bekommen würde.“, Mameha sah zu Boden. „Natürlich hätte ich meine Gefühle verdrängen können. Oder ich hätte mir einen neuen danna suchen können…“, sie schwieg eine kurze Zeit. „Doch ich brachte es nicht über das Herz, ein weiteres Leben nur für eine Karriere, die keine Zukunft hatte, zu opfern.“, erneut eine Zeit des Schweigens.
„Ich habe dich einfach im Stich gelassen.“, sagte sie bitter. „Es tut mir so leid, Sayuri…“
„Sie haben mich nicht im Stich gelassen, Mameha.“, Sayuri nahm tröstend Mamehas Hand. „Sie haben die beste Entscheidung getroffen, die Sie jemals hätten treffen können. Und dafür bewundere ich Sie aus tiefstem Herzen. Onei-san.“
Mamehas Lippen verformten sich zu einem leichten Lächeln. „Danke…“, antwortete sie leise. Eine kurze Zeit lang schienen beide in ihre Gedanken versunken zu sein. Bis Mameha plötzlich zusammenzuckte.
„Mameha?“, fragte Sayuri sofort erschrocken. „Alles in Ordnung?“
Mameha lächelte beruhigend. „Alles in Ordnung.“, sagte sie. „Das Baby hat getreten.“
Sayuri atmete hörbar auf. „Darf… darf ich…?“, fragte sie schüchtern. Mameha nickte. Sayuri hob langsam ihre Hand und legte sie vorsichtig auf Mamehas Bauch. „Es tritt ja wirklich.“, stellte sie lächelnd fest.
„Mameha, ich muss gehen.“, sagte Sayuri nach einiger Zeit. „Ich habe einen sehr wichtigen Termin im Teehaus, und so gerne ich ihn absagen würde, ich muss ihn wahrnehmen.“
„Ja, natürlich.“, Mameha lächelte. „Deine große Schwester würde dich umbringen, wenn du deine Termine nicht wahrnehmen würdest.“
Sayuri nickte. „Ja, das würde sie.“, erwiderte sie lachend. „Danke für alles, Onei-san.“, sagte sie plötzlich wieder ernst und verbeugte sich tief.
„Was für eine vollkommene Verbeugung.“, lautete Mamehas Kommentar. Sayuri erhob sich wieder. „Für einen Schweinezüchter.“, erwiderte sie.
Mameha musste lachen. „Du erinnerst dich also…“, stellte sie fest.
Sayuri nickte. „Ich könnte diesen Tag niemals vergessen.“, antwortete sie, und stand auf. Mameha erhob sich ebenfalls. „Danke, dass du gekommen bist, Sayuri.“, sagte sie. „Das hat mir sehr viel bedeutet.“
Sayuri lächelte, drehte sich um, und verließ zum letzten Mal Mamehas Wohnung.

Wieder waren drei Monate vergangen. Mameha hatte die Stadt verlassen, und sich seither nicht gemeldet. Niemand wusste, wo sie war, oder wie es ihr ging. Nicht einmal Sayuri, die jeden Tag mehrmals an ihre große Schwester dachte. Natürlich hätte Sayuri gerne gewusst, wie es Mameha dort, wo auch immer sie war, ging. Doch sie vertraute fest darauf, dass alles in Ordnung war.
„Sayuri!“, rief Frau Nitta. „Ich habe hier einen Brief, der an dich adressiert ist.“
Sayuri betrat das Zimmer ihrer Adoptivmutter. „Von wem ist er?“, fragte sie. „Ich erwarte keine Post.
Frau Nitta zuckte mit den Schultern. „Es kann nirgends einen Absender entdecken.“, sagte sie und reichte ihrer Tochter den Brief. Sayuri verbeugte sich kurz, und verließ den Raum. Als sie wieder in ihrem Zimmer saß, öffnete sie das Kuvert, entfaltete das Blatt Papier, und begann zu lesen.

Liebe Sayuri,
zwei Tage, nachdem du bei mir warst, habe ich die Stadt verlassen. Es war der allerletzte Moment, denn ich hörte, dass der Baron nur kurz nach meiner Abreise meine Wohnung aufgesucht hatte. Dein Besuch hat mir meinen Aufbruch wesentlich vereinfacht. Du bist mir sehr ans Herz gewachsen und es wäre mir überaus schwer gefallen, die Stadt einfach so zu verlassen, ohne mich von dir zu verabschieden. Ich danke dir, dass du dir damals die Zeit genommen hast, mir zuzuhören. Denn ich hätte niemanden gekannt, mit dem ich sonst hätte sprechen können.
Sayuri, ich hatte nie die Gelegenheit gehabt, dir zu sagen, wie stolz ich auf dich bin. Mir war von Anfang an klar, dass es eine große Herausforderung sein würde, dich in nur sechs Monaten in eine Geisha zu verwandeln. Doch ich glaubte fest daran, dass du es schaffen würdest. Du bist nun die angesehenste Geisha in der ganzen Umgebung. Selbst hier auf dem Land höre ich Menschen immer wieder von dir sprechen.
Natürlich lebe ich hier ein sehr einfaches Leben. Nicht das einer Geisha. Doch ich vermisse dieses Dasein nicht. Und selbst wenn, ich könnte nicht mehr in die Stadt zurückkehren. Ich bereue die Entscheidung, meine Karriere vorzeitig beendet zu haben nicht. Denn sonst hätte ich vor drei Tagen nicht das wertvollste Geschenk erhalten, das ich mir wünschen kann. Meine Tochter. Ihr Name ist Chiyo. Denn sie erinnert mich so stark an das kleine Mädchen, das mir vor vielen Jahren meinen Kimono zurückbrachte. Das soll keinesfalls eine Beleidigung sein. Als Hatsumomo dich damals zwang, meinen wertvollsten Kimono zu ruinieren, und dich mit ihm zu mir schickte, sah ich dieses kleine Mädchen, dessen Augen voller Furcht waren, und ich wusste, dass es dazu bestimmt war, eine Legende zu werden. Ich war dir wegen dem Kimono niemals böse, denn ich gab dir nicht eine Minute lang die Schuld daran, dass er nun unbrauchbar war. Hatsumomo wusste genau so gut wie ich, dass du gute Chancen hattest, eine große Geisha zu werden. Denn trotz ihrer Arroganz hatte sie einen Blick für wahre Schönheit.
Ich war als Kind sehr ähnlich wie du, Sayuri. Ich stammte aus einem kleinen Dorf, und wurde nach dem Tod meiner Mutter an Okiya in Kyoto verkauft. Als ich dann zum ersten Mal eine Geisha sah, mit ihren roten Lippen und ihrem wunderschönen seidenen Kimono, wusste ich, dass ich um alles in der Welt so werden wollte wie sie. Auch ich habe Ungerechtigkeit erfahren. Ich wurde oft von der Leiterin der Okiya verprügelt. Manchmal nur, weil ich zu spät zur Schule gekommen war, oder weil bei meinem Shamisen eine Saite gerissen war. Einmal, ich war vielleicht zehn oder elf Jahre alt gewesen, wurde ich unerwartet krank. Ich hatte hohes Fieber, jedoch wurde ich trotzdem zur Schule geschickt. Als ich dann während eines Tanzes plötzlich zusammenbrach, und schließlich in meiner Okiya wieder aufwachte, wurde ich so stark verprügelt, dass ich über einen Monat nicht mehr zur Schule gehen konnte. Doch das war nicht das Schlimmste. Frau Tendo sagte mir immer wieder, dass ich zu nichts gut sei, und niemals eine anständige Geisha werden würde. Diese Worte schmerzten viel mehr, als die Schläge. Von diesem Tag an wollte ich besser als alle anderen sein. Ich wollte alles perfekt machen, Frau Tendo einfach zeigen, dass ich doch zu etwas gut war. Ich arbeitete härter und länger als alle Mädchen in meiner Klasse. Manchmal übte ich die verschiedenen Tanzschritte sogar in der Nacht.
Grausamkeiten und Ungerechtigkeiten begegnen dir überall auf der Welt, Sayuri. Sie gehören zum Leben. Du kannst ihnen nicht immer ausweichen, sondern musst ihnen auch manchmal ins Auge blicken. Doch es gibt immer einen Lichtblick. Damals, als ich gerade die Entscheidung getroffen hatte, das Kind zu behalten, war ich verzweifelt. Denn ich wusste, dass ich mein Leben hier aufgeben müsste. Der einzige Trost, den ich hatte war es, mit dir einen letzten Tanz einzustudieren. Glaub nicht, dass ich mit der Zeit nicht bemerkt habe, dass du dich absichtlich nicht konzentriert hast. Denn wenn eine gute Tänzerin wie du auch nach mehrmaligem Üben am Tag eine Choreographie immer noch nicht beherrscht, dann muss irgendetwas nicht stimmen. Doch das ganze Training nützte nur einer was. Und zwar mir. Immerhin hattest du es ja geschafft, dass ich nun doch tanzte. Und dafür danke ich dir. Denn es war der beste Tanz meines Lebens.
Vor allem in den letzten Monaten machte ich mir immer wieder Gedanken darüber, wie mein Leben wohl aussehen würde, wenn ich den Baron nie kennen gelernt hätte. Ich wäre wahrscheinlich weiterhin eine Geisha. Irgendwo würde ich mir in einem kleinen Teehaus jeden Abend das nötige Geld verdienen, um überleben zu können. Und ich hätte dich möglicherweise nie kennen gelernt. Auch dein Leben wäre dann womöglich anders verlaufen. Vielleicht hätte dich eine andere Geisha in ihre Obhut genommen. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du es auch ohne meine Hilfe geschafft hättest, die großartige Geisha zu werden, die du jetzt bist.
Ich verdanke dem Baron wirklich alles. In gewisser Weise auch, dass ich damals deine große Schwester werden durfte. Du warst in der Zeit wie eine Tochter für mich.
Ich werde eine lange Zeit nicht mehr in die Stadt zurückkehren können. Womöglich nie wieder. Sayuri, ich möchte dir eines sagen. Ich bin stolz, dich als kleine Schwester zu haben.

In Liebe,
Mameha
 
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AW: Fighter [Memoirs OF A Geisha One Shot]

Bin gerade beim stöbern auf deine Geschichte gestossen und muss sagen das sie mir gefällt und ich nicht versteh warum hier niemand schon nen Kommentar abgegeben hat.


Ich finde die Story mit der Geisha ziemlich gut hab noch kein Film davongesehen oderein Buch davon gelesen aber deine Geschichte ich glaub ich werd mal das Buch lesen ^^

Schreibst du noch irgendwie weiter? Ich würde gerne weiterlesen.
 
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