+heul+
Einst Geboren
Vor vielen Jahren wurde sie geboren, erblickte mit leuchtenden Augen die Welt, sie sah ihre Mutter erwartungsvoll an, obwohl sie noch keine Details erkennen konnte. Auf den Armen der Mutter fühlte sie sich wohl, auf den Armen der Mutter hatte sie ein lächeln im Gesicht. Bald schon bekam sie einen Namen, man nannte sie Luciana (kein realer Name des Mädchen). Einige Tage später ging es nach Hause. Ein Zimmer war schon eingerichtet und es begann der normale Alltag. Die Eltern arbeiteten abwechselnd, die Windeln wurden gewechselt, das Kind wurde gewaschen. Bald schon kam sie in die Grippe und wurde dort jeden Tag versorgt. Bis zu ihrem 4ten Lebensjahr.
Es ändert sich alles
Als ihre Schwester vier Jahre später das Licht der Welt erblickte, bis an jenem Tag war Luciana glücklich. Es dauerte von da an nur noch 2 ganze Jahre, in jenen Jahren war nicht viel los, sie kann sich kaum an irgendetwas Schönes erinnern. Als sie nun 6 Sommer überstanden hatte, fing es an. Erst ganz langsam und nur ab und an, später immer mehr. Sie war das Böse, ihre Schwester der Engel, nie glaubte ihr jemand wenn sie sagte "sie war es nicht", immer zeigte die Schwester auf sie, wenn sie gefragt wurde, und schaute dann zu wie sie Schläge bekam. Es ging weiter, aus Angst sagte sie nichts. Sie wurde 7 Jahre alt.
Die Schule
In jenem Jahr wurde sie eingeschult, sie wurde eine super Schülerin, schrieb einsen, wurde gelobt, hatte in der Schule ihre Aufgaben, es fing an als sie Brikateleiter wurde, später wurde sie Klassensprecher, dann bekam sie die Aufgabe die Wandzeitung der Schule zu pflegen, sie wurde zum besten Altpapiersammler der Schule, und sie kam in den Freundschaftsrat, später wurde sie dort gewählt als Appelstellvertretung, ihr Aufgaben nahm sie immer sehr ernst und machte sie sorgfältig, immer mehr wurde sie von den Lehrern und Schülern akzeptiert, hatte viele Freunde und zum Schluß fuhr sie sogar zum Pioniertreffen, die höhste Ehre die ein Pionier zu DDR-Zeiten bekommen konnte. Doch die Schläge frasen sie auf, schon fast täglich, wenn nur einmal ein Glas runterfiel, schlug der Vater zu. Sie hielt sich die Hände über den Kopf, keine Worte aus ihrem Mund, nur die Tränen in den Augen. Schläge auf den Rücken, der Rücken fast schon eine Trommel für den Vater, Drohungen mit Küchenmessern, wenn sie schreien würde. Doch sie schaffte es immer wieder. Nie sagte sie etwas, ruhig blieb sie aus Angst. Und sie wurde Älter.
Der Abstieg
Bald schon war sie 13 Jahre alt geworden, ihre Leistungen liesen nach, sie wurde gewalttätig, fing an zu klauen, rauchte und trank Alkohol, und alles, alles nur weil sie mit niemanden über die Vorfälle redete, nein sie fras alles in sich hinein, alles das was nun mittlerweile schon jeden Tag geschah, die Schläge, die Schreie, die silbernen Messer, mit denen er vor ihr Stand, sie wusste nicht mehr ein und aus. Sie traute sich nach der Schule nicht nach Hause, es wurde schlimmer, immer und immer wieder passierte es. Doch ein weiteres Jahr verging.
Die angebliche Erlösung
Gerade war sie 14 als ihr Vater nach einem Streit einen Herzinfarkt, sie hatte wieder einmal aus Rache 50 Mark aus seiner Tasche gestohlen, doch diesmal bemerkte er es, es gab Schläge, doch diesmal schlug sie zurück, irgendwann nach langen Diskussionen rannte sie zum Vorsaal, machte die Türe auf, rannte nach draussen und knallte die Türe hinter sich zu. Am Abend als sie nach Hause kam, sass ihre Mutter auf dem Sofa, sie fragte nach dem Vater, doch sie bekam zur Antwort, lass uns auf deine Schwester warten, also setzte sie sich zu ihr und wartete mit ihr. Als sie die Türe betrat, stand die Mutter auf, nahm beide in die Arme, und sagte in leiser, zittriger Stimme, bevor ihr die Tränen das Gesicht zerschnitten, das der Vater am Nachmittag verstorben sei.
Luciana, sie setzte sich, schaute beide lächelnd an, sprang auf, rannte die Treppe hinunter auf den Spielplatz, und schrie, ihr Vater ist tot, alle Freunde welche gerade da waren, schauten, und glaubten ihr kein Wort. Sie sprang umher, bis zum heutigen Tage, weiß sie nicht wo ihr Vater begraben liegt, bis zum heutigen Tage hat sie keine Träne vergossen, bis zum heutigen Tage hat sie ihm nicht verziehen, immer wieder sieht sie die erhobene Hand und die leuchtenden Messer, in Träumen und Erinnerungen.
Die Zeit ist reif
Kurze Zeit nach des Vaters Tod, ein wunderschöner Sommermorgen, in der Schule, an nichts schlimmes hätte sie in jenem Augenblick gedacht als es passierte. Sie hatte im zweiten Stock der Schule Unterricht, als es zur Pause klingelte. Sie machte sich auf den Weg in einen der anderen Klassenräume, wo ihre Freunde waren, doch an, an kam sie dort nie. Als ihr plötzlich ein Junge den Mund zuhielt und ein anderer sie in den Polizeigriff nahm, dachte sie an erster stelle es sei ein Scherz, doch der erste Eindruck täuschte. Ein Lehrer verfolgte das Geschehen, bis heute hat sie seine Blicke nicht vergessen. Die beiden trugen oder besser gesagt schleppten sie in das Erdgeschoss, dort gingen sie mit ihr in die Jungentoilette und dann kamen Minuten der Qual. Einer hielt sie fest, einer zog sie aus, er fing an sie zu "verwöhnen", er fing an in ihr zu spielen, er legte seine Lippen auf den ganzen Körper, sie war nicht in der Lage zu schreien. Nach und nach kamen Jungen, welche den Drang hatten ihren Durst wieder loswerden. Doch das schlimmste geschah, keiner half ihr, keiner sagte sie sollten aufhören, nein alle standen da oder machten einfach mit, bis schlussendlich acht Jungen um sie herum waren, sieben hielten sie fest, an Armen, Beinen, den Körper, den Mund, einfach alle Stellen, welche sich bewegten. Dies war jener Tag an dem sie ihre Unschuld verlor, nein nicht mit Liebe, nur mit Gewalt, wie sollte sie nun jemals lieben können? Ihre Erlösung war die Direktorin, als sie die Toilette betrat um nach den Rauchern zu sehen, wie jede Pause, noch heute kann sie sich an ihren Satz erinnern:
"Du musst nicht hier rauchen, es ist deine Schuld!"
Nach diesen Worten verlies sie den Raum. Zitternd lag Luciana nun da, langsam kam sie wieder zu sich, zog sich an und ging ohne eine Träne zu vergiesen in den Klassenraum zurück, doch an jenem Tag war sie schweigsam.
Es nimmt kein Ende
Nur einige Wochen später, als sie auf dem Weg nach Hause war, kamen zwei "Freunde" auf sie zu, fragten sie ob sie nicht Lust hätte noch ein wenig mit den Block zu gehen, zum unterhalten. Hätte sie zu jenem Zeitpunkt gewusst das es keine Freunde waren, wäre sie nicht mitgegangen, denn es passierte wieder. Die beiden zogen sie in ein Haus auf den Flur. Man fing an sie auszuziehen. Sie anzutätscheln, sie blieb wie beim ersten Mal ruhig, wehrte sich nur, doch hatte sie keine Chance. Bis bald, die Türe aufging, es trat ein Mann herein, er schnappte sich die beiden, das war ihre Chance, ohne Worte rannte sie davon, auf dem Weg zog sie sich halbwegs an. Sie kam nach einigen Minuten bei ihrer besten Freundin an, sie brach in Tränen aus, und es war das erste mal das sie irgendwem etwas erzählte. Doch beide schwiegen, Jahre schwiegen sie, aus Angst.
Das Ende
Noch in jenem Jahr, kam das Ende ihres besten Freundes, mit jenem hatte sie bisher alles geteil hatte, außer ihre Sorgen die sie seit Jahren hatte. An jenem Tag als sie zu ihm ging, hatte sie vor mit ihm ihre Wunden zu heilen, denn sie wusste nur er könne ihr helfen, er war der einzige Mensch, der soviel Vertrauen in sie setzte, wie sie in ihn. Als sie vor der Haustüre ankam, drückte sie den Klingelknopf, die Mutter ging ran, sie meinte nur leise, das sie nach oben kommen solle. Also machte sie sich über die Treppen auf den Weg nach oben. Dort angekommen, fand sie die Mutter in Tränen vor. Langsam tritt sie an sie heran. Die Mutter erzählte ihr alles, er hätte keinen Mut mehr zum Leben gehabt, aber warum er hatte doch eine beste Freundin, mit der er über alles reden konnte. Luciana brach in Tränen aus, jene zerschnitten ihr Gesicht, welches vom Schmerz erfühlt war. Einige Monate später schrieb sie etwas nieder.
Ich sitze hier
Einen Brief in der Hand
Der Körper zittert
Die Tränen fließen
Wie Blut aus meinen Augen
Ich erinnere mich
an meinen besten Freund
Er nahm sich das Leben
WARUM ?
Er wollte nicht mehr sein.
Wie ich auch
Doch ich bin feige
Zu feige um zu sterben
Zu feige ein leuchtendes Messer in die Hand zu nehmen
und mich zu töten
Ich lese den Brief
den er mir ganz liebevoll schrieb
mit der Überschrift:
'Anything for Love'
Und dem Ende:
'Wach auf, ich bin nebenan!'
Ich zittere am ganzen Körper
Ich hab einen leeren Kopf
und trotzdem schießen viele Gedanken durch
Ich weine
Und ich frage mich:
WARUM ER ?
Ich lege den Brief aus der Hand
Und meine Gedanken an ihn lassen mir keine Ruhe mehr
Völlig leer sitze ich nun da
Und weiß:
Ich werde ihn nie wieder sehen
WARUM ?
Er war mein bester Freund
Ich werde immer an ihn denken
Werde ihn nie vergessen
Werde ihn in meinem Herzen tragen
Und keinen Anderen an seine Stelle setzen
Ich möchte ihm noch einmal sagen:
'Danke das du immer für mich da warst !'
Und ich frage mich:
'Warum war ich nicht da, als du mich brauchtest!'
Ich war nicht da - WARUM ?
Du warst doch erst 27 Jahre jung
Du hattest den TOD nicht verdient
Doch du hast dich so entschieden - WARUM ?
Wir konnten doch über alles reden
Ich will dir noch eines sagen:
'Ich vermisse dich !'
Warum hast du dich so entschieden ? - Warum ?
Ich kann es bis heute nicht verstehen
Und werde es nie verstehen
Höre mich und gib mir eine Antwort
WARUM ? WARUM ? WARUM ?
Doch bis heute hat sie keine Antwort darauf.