Tosh
Mitglied
Liebe Evette,
Liebe Evette,
so schaffe ich es nach mir unbekannt langer Zeit wieder an dich zu schreiben und fühle bereits bei den ersten Worten dieses Briefes wie wohl es mir tut. Ich genieße das Gefühl, wie sich Erinnerungen an vergangene Zeit in meinem Kopf breit machen. Ich denke an jene lange Abende zurück, die wir zusammen verbracht haben. Wie wir mit unseren Weingläsern gemeinsam mit dem Meer anstießen. Wie wir mit unseren Sektkelchen den Bergen zuprosteten. Wie wir den Grappa über die Felder führten und dabei stets in den Himmel blickten und den Moment der vollkommenen Perfektion über uns ergehen ließen. Tief in die Nacht lachten wir, erinnerst du dich? Diskutierten bis in die Morgenstunden und waren trotz verschiedener Meinungen immer wieder bereit für ein weiteres Mal. Wie ich mich stets auf ein Neues darauf freute, waren die Diskussionen noch so hitzig, noch so zermürbend, noch so gehaltvoll.
Doch nicht nur jetzt kreisen meine Gedanken um diese vielen und doch wenigen Momente. Immer wieder riss es mich hier und dort aus meinem Jetzt und es zog mich zurück ins Gestern. Meist geschah dies in Augenblicken in denen ich allem entfliehen wollte. In Augenblicken, in denen ich mich nach dieser unbeschwerten Zeit zurücksehnte und nicht weiter wusste.
Erinnerst du dich daran, wie wir uns ausmalten, wie es sein würde, wenn unsere Haut nicht mehr glatt sein würde und die Hände langsam zittrig? Was wir alles erleben wollten, was alles sehen?
Die Zeit lehrte mich, dass wir vielerlei Dinge vergessen hatten.
Wir dachten nicht an Dinge, die uns mehr prägen würden als jene, die uns prägen sollten. Wir haben nicht daran gedacht, was das Leben für uns tatsächlich parat hält. Welch Schmerzen und Enttäuschungen. Schmerzen, die unsere Hände schneller zittern ließen, Enttäuschungen, die unsere Haut schneller faltig machte. Daran dachten wir nicht.
Ich habe dem Wein entsagt, meide den Sekt und habe den Geschmack nach Grappa verloren. Denn, wie konnte ich glauben, er könne so schmecken wie damals. Dem Wein fehlt das Meer, dem Sekt die Berge und dem Grappa die Felder. Und mir die Zeit der einstigen Zweisamkeit; dem Schlüssel des Geschmacks dieser Dinge.
Auf meine alten Tage hin, befürchte ich, dass ich nunmehr zu schätzen lernen muss, was gewesen war, denn die Zeit für Träume neigt sich dem Ende.
Und so ist es mir doch eine Freude, dass, wenn ich zurück blicke, du vor meinen Augen erscheinst.
In Hoffnung, auf das es dir gut ergeht.
Deine Rosalie
Liebe Evette,
so schaffe ich es nach mir unbekannt langer Zeit wieder an dich zu schreiben und fühle bereits bei den ersten Worten dieses Briefes wie wohl es mir tut. Ich genieße das Gefühl, wie sich Erinnerungen an vergangene Zeit in meinem Kopf breit machen. Ich denke an jene lange Abende zurück, die wir zusammen verbracht haben. Wie wir mit unseren Weingläsern gemeinsam mit dem Meer anstießen. Wie wir mit unseren Sektkelchen den Bergen zuprosteten. Wie wir den Grappa über die Felder führten und dabei stets in den Himmel blickten und den Moment der vollkommenen Perfektion über uns ergehen ließen. Tief in die Nacht lachten wir, erinnerst du dich? Diskutierten bis in die Morgenstunden und waren trotz verschiedener Meinungen immer wieder bereit für ein weiteres Mal. Wie ich mich stets auf ein Neues darauf freute, waren die Diskussionen noch so hitzig, noch so zermürbend, noch so gehaltvoll.
Doch nicht nur jetzt kreisen meine Gedanken um diese vielen und doch wenigen Momente. Immer wieder riss es mich hier und dort aus meinem Jetzt und es zog mich zurück ins Gestern. Meist geschah dies in Augenblicken in denen ich allem entfliehen wollte. In Augenblicken, in denen ich mich nach dieser unbeschwerten Zeit zurücksehnte und nicht weiter wusste.
Erinnerst du dich daran, wie wir uns ausmalten, wie es sein würde, wenn unsere Haut nicht mehr glatt sein würde und die Hände langsam zittrig? Was wir alles erleben wollten, was alles sehen?
Die Zeit lehrte mich, dass wir vielerlei Dinge vergessen hatten.
Wir dachten nicht an Dinge, die uns mehr prägen würden als jene, die uns prägen sollten. Wir haben nicht daran gedacht, was das Leben für uns tatsächlich parat hält. Welch Schmerzen und Enttäuschungen. Schmerzen, die unsere Hände schneller zittern ließen, Enttäuschungen, die unsere Haut schneller faltig machte. Daran dachten wir nicht.
Ich habe dem Wein entsagt, meide den Sekt und habe den Geschmack nach Grappa verloren. Denn, wie konnte ich glauben, er könne so schmecken wie damals. Dem Wein fehlt das Meer, dem Sekt die Berge und dem Grappa die Felder. Und mir die Zeit der einstigen Zweisamkeit; dem Schlüssel des Geschmacks dieser Dinge.
Auf meine alten Tage hin, befürchte ich, dass ich nunmehr zu schätzen lernen muss, was gewesen war, denn die Zeit für Träume neigt sich dem Ende.
Und so ist es mir doch eine Freude, dass, wenn ich zurück blicke, du vor meinen Augen erscheinst.
In Hoffnung, auf das es dir gut ergeht.
Deine Rosalie