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AW: [Schillerstraße] - Die Geschichte der sieben kleinen Scherzkekse


Wo zum Teufel steckte sie? Sie musste doch irgendwo sein, und er musste sie finden. Um keinen Preis der Welt durfte sie entkommen. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Er spürte einen Anflug von Panik in sich aufsteigen. Wenn sie entkam, dann war alles umsonst gewesen. Und das durfte auf gar keinen Fall so sein. Irgendwo war sie und er würde sie finden. Er versuchte sich die Ereignisse der vergangenen Stunden zurück in den Kopf zu rufen. Nachdem der erste Pfeil Michael getroffen hatte, hatte es zunächst so ausgesehen, als würde sein Plan aufgehen. Er hatte damit gerechnet, dass Annette sich vor lauter Angst nicht würde bewegen können und nicht von Michaels Seite weichen würde, bis er tot war. Dann hätte er sie sich geschnappt und bald wäre alles vorbei gewesen. Aber so war es nicht. Michael hatte scheinbar seinen Plan erkannt, gewusst was er vorhatte und er hatte es geschafft, Annette dazu bewegen wegzulaufen. Vielleicht hätte er ihr sofort folgen sollen. Aber er war so verwirrt darüber gewesen, dass seine Vorhersage nicht aufgegangen war, dass er sie hatte entkommen lassen. Und dann hatte er sich erst einmal um Michael gekümmert. Er hatte sich ihm nicht gezeigt. Hatte ihm nach und nach in jeden Arm und jedes Bein geschossen, dann in die Brust, und dann hatte er das Bewusstsein verloren und er hatte ihn ignoriert und sich seinem anderen Problem zugewandt. Annette. Er wusste, dass Michael sterben würde, dass er sich nicht um ihn kümmern brauchte. Aber sie zu finden war um einiges wichtiger gewesen. Doch er hatte sie nicht gefunden. Er wusste, dass sie ohne jegliches Licht einfach losgelaufen war. Also hatte er alle Lampions ausgemacht, für den Fall, dass sie sich am Rande des Waldes versteckt hielt und darauf wartete, dass er verschwand, um sich doch noch einen Lampion schnappen zu können. Aber durch diese Rechnung hatte er ihr einen gehörigen Strich gezogen. Vermutlich hatte sie sich dann im Wald verirrt und wusste selber nicht mehr wo sie war. Wie um alles in der Welt sollte er sie dann finden? Er rief ihren Namen. Tat so, als wäre er ihr Freund und wollte ihr helfen. Vielleicht hatte sie seine Nachricht ja doch nicht gelesen gehabt, und wusste immer noch nicht, dass er hinter allem steckte. Doch sie reagierte nicht. Entweder sie war nicht in der Nähe und hörte ihn nicht, oder aber sie wusste, dass er sie umbringen wollte und hielt sich deshalb versteckt. Leise fluchend hatte er seine Taschenlampe eingeschaltet. Er wusste, dass sie ihn so genauso schnell sehen konnte, wie er sie, aber anders hatte es einfach keinen Sinn. Auch er stolperte ständig über irgendwelche Äste, die am Boden lagen und das machte so viel Lärm, dass sie ohnehin schnell hören würde. Und ob Annette ihn sah oder hörte, war auch egal. Er leuchtete auf den Boden und dann sah er es plötzlich: Fußabdrücke. Direkt neben ihm, unter einer riesigen Fichte, deren Blätter vermieden hatten, dass der Regen sie verwischte. Es war fast wie ein Wunder. Es hatte seit Tagen nicht geregnet gehabt, und der Boden war staubtrocken. Aber Annette war offensichtlich unbewusst in eine nasse Stelle getreten, wo ein Tier seine Notdurft verrichtet hatte. Und ausgerechnet diese Stelle, war trotz des tosenden Gewitters vom Regen verschont worden. Wenn das kein Zeichen Gottes war. Er lächelte leicht. Und dann machte er sich auf in die Richtung, in die die Fußspuren deuteten. Bereits nach relativ kurzer Zeit sah er im Schein seiner Taschenlampe die Bungalows wieder. Er runzelte die Stirn. War sie etwa zurückgekehrt in die Bungalowanlage? Das bezweifelte er. Andererseits. Dumm wäre es nicht. Immerhin hatte er sie eine ganze Weile im Wald gesucht und bisher war er wirklich davon ausgegangen, dass sie dort herumirrte. Und dumm war Annette nicht. Oh nein, dumm war sie nicht. Aber er war um einiges intelligenter als sie. Er würde sie finden. Er spürte es ganz deutlich. Sie war irgendwo hier in der Nähe, und hielt sich versteckt. In einem der Bungalows war sie und er würde sie finden. Er grinste und rief erneut ihren Namen. Sie sollte es ruhig wissen. Sie sollte ruhig wissen, dass er in der Nähe war, dass er wusste, wo sie war und dass er sie holen würde. Es machte ihn ein wenig sauer, aber andererseits amüsierte es ihn auch. Sie spielte mit ihm. Das gefiel ihm. Dennoch, er würde auch sie umbringen. Aber vielleicht sollte er sich noch eine andere Methode für sie überlegen. Im Grunde genommen hatte sie etwas viel besseres verdient, als von einem Zementblock zerquetscht zu werden, obwohl das mit Sicherheit auch nicht angenehm wäre, und lange dauerte. Aber es war so langweilig. „Vielleicht hat sie ja eine bessere Idee,“ dachte er und sein Grinsen wurde noch breiter. Er musste sie finden und dann konnte er sich immer noch überlegen, was passieren sollte. Doch zuerst musste er noch überprüfen, ob Michael tatsächlich tot war. Vielleicht würde er auch noch etwas Schönes mit ihm anstellen können. Er hatte mal in einem Film gesehen, wie jemandem alle Gliedmaßen abgeschnitten und verkehrt herum wieder dran genäht worden waren. Faszinierend. Aber das Ganze enthielt keine Botschaft. Jedenfalls fiel ihm im Augenblick keine ein. Aber wenn er ein bisschen nachdachte. Zu gerne hätte er Annette Michaels Leiche gezeigt, die Arme statt Beine und Beine statt Arme hatte. Das wäre zu lustig. Er leuchtete auf die Stelle, an der Michael gelegen hatte, doch da war nichts. Alles was er sehen konnte, war ein großer Fleck Blut, der daraufhin deutete, dass dort mal jemand gelegen hatte, der schwer verletzt worden war. Annette. Also war sie tatsächlich hier irgendwo, und sie hatte Michaels Leiche vor ihm gerettet, damit er nichts mehr damit machen konnte. Jetzt war er wirklich sauer. Sie nahm ihm jeglichen Spaß und das würde sie noch bitter bereuen. „Blöde Schlampe,“ flüsterte er leise und blickte sich wütend um.


Das Licht seiner Taschenlampe erhellte den Raum ein wenig und Michael betete, dass er nicht herein kommen würde. Schmerzen durchfluteten seinen ganzen Körper. Ein Pfeil steckte noch immer in seinem rechten Bein, während er den aus dem Bein herausgezogen hatte. Er steckte nicht besonders tief in seinem Körper und so hatte er ihn ganz einfach entfernen können. Es hatte noch ein wenig geblutet, doch jetzt sah er dass das Bluten aufgehört hatte. Erleichtert atmete er auf. Er war kein besonders guter Schütze gewesen. Nur zwei der Pfeile hatten ihn getroffen und verwundet, der dritte und der vierte Pfeil hatten seinen Körper nur leicht gestreift. Aber er hatte trotzdem aufgeschrieen und so getan, als wäre er getroffen worden. Nicht nur wegen ihm, auch wegen Annette. Er hatte gewollt, dass sie weglief und sich in Sicherheit brachte. Ihm war klar gewesen, dass er sich nicht besonders viel Mühe mit seinem Tod geben würde. Er würde nicht so einfallsreich sein, wie bei den anderen, sondern ihn einfach erschießen oder erstechen. Damit hatte Michael gerechnet und seine Vorkehrungen getroffen. Er hatte das einzige getan, was ihm einfiel und sich dicke Bücher unter sein T-Shirt gestopft. Was hätte er auch sonst tun sollen? Eine andere Möglichkeit blieb ihm nicht und zu seinem Erstaunen hatte es funktioniert. Aber es war knapp gewesen. Der Pfeil hatte das Buch vollständig durchbohrt und ihn leicht in den Bauch gepiekst. Aber mehr war nicht passiert. Und er hatte sich bewusstlos gestellt, und gehofft, dass er ihn zunächst ignorieren und Annette verfolgen würde. Und auch dieser Plan war aufgegangen. Er hoffte und betete nur, dass wenn er sie fand, er sie nicht direkt im Wald umbringen würde, sondern sie zurück zu den Bungalows brachte. Noch besser wäre natürlich, wenn er sie gar nicht erst fand. Und bisher hatte er sie offenbar nicht gefunden. Als die Tür zu dem Bungalow aufging und er mit der Taschenlampe in den Raum leuchtete, duckte Michael sich tiefer hinter das Sofa. Er hoffte, dass er das Blut auf dem Boden nicht entdeckte, hoffte, dass er dachte, es wäre Cordulas Blut. Wenn er ihn jetzt fand, dann wäre alles umsonst gewesen. Er schien einen Augenblick zu zögern, dann verließ er den Bungalow wieder. Michael atmete erleichtert auf. Das war knapp gewesen. Warum suchte er Annette überhaupt hier? Sie war doch sicher in den Wald gelaufen, oder? Warum ging er plötzlich davon aus, dass sie hier war? Ein ungutes Gefühl überkam Michael. Vielleicht war sie tatsächlich hier und dann würde er sie jeden Augenblick finden können. Schnell richtete er sich auf. Die drei Pfeile, die ihn nicht verwundet hatte hielt er in der Hand. Sie waren die einzige Waffe, die er hatte. Und er würde sie jetzt einsetzen müssen. Er würde ihn töten müssen, bevor es zu spät war, und er sie gefunden hatte. Und Michael wusste, dass er einen klaren Vorteil hatte. Denn er wusste ja nicht, dass er noch am Leben war. Offensichtlich ging er davon aus, dass Annette seine Leiche weggeschafft hatte. Vielleicht war auch das der Grund, warum er dachte, dass sie hier in der Nähe war und in Wirklichkeit war sie schon weit weg. Das wenigstens hoffte er. Sein Bein zitterte heftig, er hatte zwar die Blutung gestoppt, aber scheinbar hatte der Pfeil einen Nerv getroffen oder so. Er dachte an Annette und biss die Zähne zusammen. Er musste die Schmerzen ignorieren, - für sie.


Er kam näher. Sie sah den Schein seiner Taschenlampe und hörte wie er brüllte: „Komm raus, ich bekomme dich sowieso und dann wirst du dafür büßen, was du mir angetan hast!“ Was hatte Annette ihm denn angetan? Er war wirklich krank, und der Gedanke brachte sie zum Schaudern. Er hörte, wie er die Tür des Bungalows, der neben ihrem lag, aufstieß und der Schein der Taschenlampe war für einen Moment verschwunden. Etwas polterte, fiel zu Boden. Er war sauer, weil er sie nicht fand, das spürte sie ganz genau. Nun, bald würde er sie finden, wie auch immer diese Begegnung ausgehen würde. Er verließ den Bungalow, stapfte über den Rasen und rief erneut ihren Namen, und dann wurde plötzlich die Tür zu ihrem eigenen Bungalow aufgestoßen und gleißendes Licht erfüllte den Raum.


Oh Gott, sie war tatsächlich hier, und jetzt hatte er sie gefunden! Entsetzt hörte Michael, wie Annette aufschrie, gefolgt von einem wütenden Schrei von ihm. Dann rannte er los. Die Schmerzen in seinem Bein waren wie weggeblasen, alles was er noch wusste, und was ihn interessierte, war das Annette in Gefahr war und er ihr zu Hilfe kommen musste. Er rannte über den nassen Rasen auf den Bungalow zu, in dem er schwach das Licht einer Taschenlampe sah. Irgendetwas polterte und dann war das Licht verschwunden und Michael war in vollkommene Dunkelheit gehüllt, doch das störte ihn nicht, er rannte einfach weiter in die Richtung, aus der das Licht gekommen war. Erneut hörte er wie etwas zu Boden fiel und orientierte sich an dem Geräusch. Dann stolperte er plötzlich über einige Stufen. Schnell rappelte er sich wieder auf, und sprang die wenigen Stufen zur Terrasse des Bungalows hinauf. Als er die Terrassentür endlich aufstieß, hörte er einen Schmerzensschrei irgendwo rechts von ihm. Es war Annette. Und dann hörte er ein grausiges, beinahe unmenschliches Lachen und er sagte: „Das wirst du so was von bereuen.“ Michael drehte sich bei diesen kalten Worten der Magen um, doch dann griff er nach dem Pfeil in seiner Hosentasche und stürzte los.


Sie konnte sich an nichts mehr erinnern und das war gut so. Von dem Augenblick da er den Bungalow betreten hatte, war alle Erinnerung wie weggeblasen. Michael hatte ihr erzählt, dass er ihn mit einem der Pfeile niedergestochen hatte, dass er sie aus dem Bungalow geschafft hatte und weggetragen hatte. Annette war bewusstlos gewesen, offensichtlich hatte er sie ziemlich schwer verletzt gehabt und Michael war sich nicht sicher gewesen, ob sie das überleben würde. Er hatte sie einfach getragen, die Hauptstraße entlang, immer weiter und weiter, durch die Dunkelheit und dabei beruhigend auf sie eingeredet. Eigentlich hatte er ihn umbringen wollen. Aber nachdem Michael ihm den Pfeil in den Nacken gerammt hatte, hatte er nur noch Augen für Annette gehabt, und dafür sie so schnell wie möglich in ein Krankenhaus zu bringen. Jetzt wusste er, dass es einen Fehler gewesen war, aber damals war es ihm vollkommen egal. Irgendwann hatte Michael sein Auto gefunden. Er hatte es einfach einige hundert Meter im Wald an der Hauptstraße abgestellt, seine komplette Ausrüstung im Kofferraum. Und so hatte er Annette auf die Rückbank gelegt, und war losgerast. Sogar der Zündschlüssel steckte, so sicher hatte er sich gefühlt. Michael kam das nur zu Gute und Annette auch. Die Ärzte hatten ihm gesagt, dass es tatsächlich Rettung in letzter Minute gewesen war. Wäre er nur ein paar Minuten später gekommen, wäre Annette verblutet. Aber sie war nicht verblutet. Annette lächelte leicht. Eine Zeit lang hatte sie sich wirklich gewünscht, dass auch sie damals gestorben wäre. Und sie war sich sicher, dass auch Michael das oftmals gedacht hatte. Es wäre alles so viel leichter gewesen. Einfach zu sterben, einfach bei ihren toten Freunden zu sein. Sie wusste nicht, wie sie die Beerdigungen, die ganzen Vernehmungen durch die Polizei verkraftet hatte. Und noch weniger wusste sie, wie sie weiter mit der Nachricht hatte leben können, dass er entkommen war. Am Anfang hatte sie ständig Alpträume gehabt, sich eingebildet, dass er in ihrer Wohnung war. Annette hatte einige Therapien über sich ergehen lassen müssen, genauso wie Michael auch, aber jetzt ging es ihnen Beiden endlich wieder besser. Es war genau ein Jahr her. Heute vor einem Jahr hatten Ralf, Bernhard, Oliver und Cordula ihr Leben verloren. Annette klammerte sich an den Blumen fest, die sie in der Hand hielt und sah traurig auf das Grab ihrer toten Freundin. Es waren bereits einige Menschen dort gewesen und hatten Blumen niedergelegt. Der Gedanke, dass niemand sie vergessen hatte, dass Cordula in der Erinnerung ihrer Familie und Freunde weiterlebte, beruhigte Annette irgendwie. Es war ein gutes Gefühl. Sie ließ Michaels Hand los und beugte sich hinunter zum Grab, um die frischen Blumen abzulegen. Als sie aufstand und sich zum Gehen wandte, die Hand wieder fest in Michaels, wusste sie, dass jetzt alles wieder gut werden würde. Sie würde das, was vor einem Jahr passiert war, nie vergessen. Aber jetzt war es an der Zeit loszulassen und ein neues Leben zu beginnen. Die Vergangenheit sollte die Vergangenheit bleiben. Sie lächelte Michael an und gab ihm einen sanften Kuss. Für einen Augenblick erfüllte sie ein Gefühl von Wehmut, und sie wünschte, Cordula wäre hier, um ihr Glück teilen zu können. Annette schüttelte den Gedanken ab. Ihre beste Freundin war da. Nicht direkt neben ihr, aber trotzdem, sie war da und freute sich für sie.



Er stand am Waldrand und beobachtete sie. Wie damals. Beobachten und im richtigen Augenblick zuschlagen. Er hatte einen Fehler begannen, aber das  würde ihm nicht noch einmal passieren. Er war entkommen, hatte sich durchgeschlagen, hatte sich so verändert, dass sie ihn garantiert nicht wieder erkennen würden, bis es zu spät war. Und er war bereit für seine Rache. Eine grausame Rache, so viel war sicher. Und sie hatten es wirklich verdient, - das was sie ihm angetan hatten, war einfach zu viel gewesen. Ilka hatte ihn bis aufs Blut blamiert. Schon als Kind war sie besser im Tauziehen gewesen als er, und wenn er jetzt daran dachte, empfand er schon wieder eine unbändige Wut auf sie. Doch das war jetzt vorbei, sie war tot. Genau wie Ralf. Nachdem seine Fische bei Cordula gewesen waren, und Ralf sie so erschreckt hatte, waren vier von ihnen gestorben. Aber das hatte er Ralf heimgezahlt. Genauso wie er es Bernhard heimgezahlt hatte, dass er ihm nie zugehört hatte, nur über seinen blöden Bungalow-Park geredet hatte und für nichts anderes mehr Augen hatte. Und Oliver hatte ihm doch tatsächlich den Brand im Schillereck vorwerfen wollen, dabei war er bei der Karnevals-Party nicht einmal anwesend gewesen. Und zu guter Letzt Cordula. Sie hatte ihn doch tatsächlich an die Polizei verraten, als er steckbrieflich gesucht worden war. Gut, zuerst hatte sie so getan, als wollte sie ihm helfen, aber letzten Endes hatte sie den Polizisten vermutlich doch verraten, wo er war. Michael hatte sterben sollen, weil er, ihn genau wie seine eigene Schwester furchtbar blamiert hatte. Beim Bogenschießen. Er selber war doch in einem Club, übte seit Jahren, und dann war Michael einfach besser gewesen, als er selber. Und Annette hatte sich immer über sein Gewicht lustig gemacht, so getan, als würde er tausende Tonnen wiegen. Aber auch sie würde büßen. Jetzt endlich. Er sah wie sie Michael küsste. Unglaublich, hatte er sie also doch rumgekriegt, aber jemand anderes war ja auch nicht mehr übrig. Nun, ihr Glück würde ohnehin nicht von großer Dauer sein. Und dann begann er wieder sein Lied zu summen. Ganz plötzlich und völlig unerwartet fiel ihm auch endlich ein, welches Lied es war. Zehn kleine Negerlein. Doch der Text wollte ihm einfach nicht einfallen. Aber sich einen eigenen Text auszudenken, war ja auch kein großes Problem, jedenfalls für ihn nicht. „ Sieben kleine Scherzkekse, die fuhren in den Wald, eine wurde aufgehang´ und war nach kurzem kalt. Sechs kleine Scherzkekse, die schwammen in den Sümpf´, einer von ihn´ ist ertrunkn, da warens nur noch fünf. Fünf kleine Scherzkekse, die hatten ne Idee, einer hat sich tot gedacht, da waren´s nur noch vier. Vier kleine Scherzkekse, die spielten mit dem Feuer, einer hat sich angezün´, das kam ihn ganz schön teuer. Drei kleine Scherzkekse, die hatten große Not, denn eine von ihn´war ganz plötzlich tot. Zwei kleine Scherzkekse, die spielten Indianer, einer wurd vom Pfeil getroff´n, da war es nur noch einer. Ein kleiner Scherzkeks, fühlt´sich einsam und allein, das böse Monster half ihr schnell, so konnt sie wieder bei ihren Freunden sein.“ sang er und dann trat Tetje aus dem Schatten des Waldes heraus und schlenderte langsam auf den Friedhof zu.


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