AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]
Keine Sorge, Elenia, du kriegst auch noch Übersinnliches 
Und hey - nichts kann Dean entstellen *sabber* :rofl:
* * *
Blair erwachte vom Geräusch der leise zufallenden Zimmertür. Sie überlegte einen kurzen Augenblick, was in der Nacht geschehen war und fand die Erklärung für die Enge in ihrem Kingsize-Bett. Sie drehte den Kopf und sah direkt in tiefgrüne Augen, die schönsten, die sie je gesehen hatte, trotz der dunklen Augenränder. Deans Haare waren schweißverklebt und er war blass – aber er war wach und er schien in halbwegs gutem Zustand zu sein.
Dean räusperte sich und sagte mit rauer Stimme: "Guten Morgen, Doc."
Blair setzte sich auf und legte die Hand prüfend auf seine Stirn. "Du scheinst kein Fieber zu haben, Winchester, und ich sehe auch keine Krallen oder scharfen Zähne. Wie fühlst du dich?"
Er bewegte sich vorsichtig und verzog das Gesicht zu einer Grimasse.
"Als hätte mich ein LKW überrollt. Eine Nacht in deinem Bett hab ich mir anders vorgestellt."
Sie schmunzelte. "Selber schuld. Du hattest letzte Nacht die Wahl zwischen Frau und Freak und hast die falsche Entscheidung getroffen."
"Du bist eine harte Frau, Rotschopf. Reibe auch noch Salz in meine Wunden." Seine Lebensgeister schienen zurück zu kehren und er setzte sich mühsam auf.
Sie saßen voreinander, die Decke im Schoß und sahen sich an. Blair dachte, dass sie sich den Morgen nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht anders vorgestellt hatte und sie beugte sich ein wenig vor, um sanft Deans trockene Lippen zu küssen. Sie fühlten sich rau wie Sandpapier an und erinnerten sie daran, dass er alles andere als fit war, zumindest nicht in der Form für das, was ihr eben durch den Kopf geschossen war. Sie streichelte sanft seine stoppelige Wange, als er seine Hand über ihre legte und sie festhielt.
"Du hast mich zusammengeflickt. Ich danke dir."
Er küsste Blairs Handfläche und beugte sich dann etwas vor, um sie auf die Stirn zu küssen.
Das war nicht DER Dean, der große Junge Dean, das war ein Erwachsener, der wusste, wie knapp er dem Teufel von der Schippe gesprungen war.
Sie sah sich im Zimmer um. "Wo ist Sam hin?"
"Er ist losgezogen, um uns Kaffee zu holen. Er meinte, sein Rücken bringe ihn um. Dieses Weichei… ich werde halb zerfleischt und er jammert über seinen Rücken."
Da war er wieder – der sorglose deanige Dean.
"Hm, Winchester, geh du zuerst ins Bad."
Er öffnete den Mund und das freche Funkeln seiner grünen Augen war eindeutig.
"Frag erst garnicht – ich werde nicht mitkommen." Blair lachte leise. Seine Genesung machte wirklich erstaunliche Fortschritte…
Sie hatten ihm nachts noch die Jeans ausgezogen und als er die Boxer-Shorts herunterzog, konnte er im Spiegel rund um die frischen Verbände die Prellungen sehen, die er sich zugezogen hatte, als das Ungeheuer ihn weg geschleudert hatte. Sie waren blauschwarz angelaufen und zogen sich über seine ganze linke Seite von der Hüfte hinauf bis zur Schulter. Kein Wunder, dass er sich am liebsten ein Taxi vom Bett zum Klo genommen hätte!
Er versuchte, in die Jeans zu steigen, konnte sich aber nicht vorbeugen, also versuchte er es zunächst mit Waschen, aber das Waschbecken war so klein, dass er eine heillose Überschwemmung angerichtet hätte. Niedergeschlagen ließ er den Kopf auf die Brust fallen und seufzte. Er öffnete die Tür einen Spalt, um Blair um Hilfe zu bitten.
Sie wandte ihm den schmalen Rücken zu und zog sich eben ein enges schwarzes Shirt über ihren Kopf. Er lächelte, als er den knallroten BH sah und stellte sich vor, wie er ihn öffnen würde… bald. Wenn ihm nur nicht alles so weh täte, er würde so gern…
"Blair, würdest du…"
Es fühlte sich auf seltsame Weise intimer an als Sex, als ihn Blair wusch. Sie hatte ein kleines Handtuch in heißem Wasser befeuchtet und wusch vorsichtig seine glatte, dunkel verfärbte Haut rund um den Verband und seinen Rücken. Sie konnte nicht widerstehen, tupfte weiter, die Schultern hinauf und die Brust wieder hinunter, während Dean ihren Blick nicht losließ, ihre Berührungen einfach genoss.
Das Handtuch fühlte sich mittlerweile klamm an und auf Deans kühler, feuchter Haut bildete sich eine Gänsehaut.
"Ich hole ein Shirt und deine Jeans, lauf nicht weg", wisperte sie und reichte ihm ein trockenes Handtuch.
Sie stand draußen vor der Badezimmertür und versuchte krampfhaft, nicht zu weinen. Er sah so verletzlich aus mit den Wunden, die ihm dieses Monster geschlagen hatte, mit diesen furchtbaren Blutergüssen und dem großen weißen Verband. Er hätte tot sein können … ihr Mann… und er hätte niemals erfahren, dass er es war! Sie schluckte die heißen Tränen hinunter, die in ihrer Kehle brannten und raffte Deans Kleidung zusammen, um ihm beim Anziehen zu helfen.
"Wo bleibt ihr, der Kaffee wird kalt." Sam bewegte sich, als ob er ein Lineal verschluckt hätte. Verdammt, war dieser Sessel winzig!
Aber mehr Sorgen als sein Rücken machte ihm Dean. Sein Bruder hielt sich die bandagierten Rippen und war furchtbar blass. Er musste gleich nach dem Frühstück Bobby anrufen, um sich zu vergewissern, dass das, was er Blair versichert hatte, nicht der pure Blödsinn war. Ansonsten hätten sie spätestens beim nächsten Vollmond ein Problem!
Er war sich so sicher gewesen - naja, zu 90% sicher. Hoffentlich lag er richtig.
"Sam, du hast dich schon besser bewegt. Sag mal, Blair, hast du in deinem Zauberköfferchen auch Rheuma-Salbe?" lästerte Dean.
"Lach du nur - du hast gemütlich mit einer schönen Frau im Bett gelegen, während ich mir die Knochen im Sessel verrenkt habe", brummte Sam.
"Aber ich habe mich benommen wie ein Gentleman, oder?" grinste Dean die junge Frau an.
"Kunststück, das Beruhigungsmittel, das ich dir gespritzt habe, hätte für einen Elefanten ausgereicht", versetzte Blair.
"Können wir weiterfahren oder braucht Dean eine Pause, Doc?" Sam ignorierte den Patienten geflissentlich, weil er dessen Antwort bereits kannte.
Sie saßen beim Frühstück im Diner und Deans Schmerzen schienen seinen Appetit nicht zu beinträchtigen. Er verputzte einen Berg Pfannkuchen mit Ahornsirup und der starke schwarze Kaffee hatte seine Lebensgeister angeregt, sodass sein Gesicht langsam die kränkliche Blässe verlor.
"Ich bin okay, wir können fahren", kaum es kaum verständlich zwischen zwei riesigen Bissen Pfannkuchen aus seinem Mund.
"Du bist mir ein Rätsel, Winchester! Ich kann kaum glauben, dass ich vor kaum sechs Stunden diese hässlichen Wunden mit fast 30 Stichen genäht habe." Blair hatte schon viel gesehen, aber er schoss den Vogel ab. Statt hinfällig und blass, wie noch vor einer Stunde, wirkte Dean putzmunter und unternehmungslustig, als wäre nichts geschehen!
"Ich glaube, das ist der Gewöhnungseffekt. Ich bin nicht zufrieden, wenn ich nicht einmal im Jahr beinahe den Kopf verliere." Natürlich hatte Dean Schmerzen, die Wunden brannten und die Prellungen auf den Rippen nahmen ihm die Luft, aber er würde den Teufel tun und das eingestehen. Er hatte sich von ihr zusammen flicken und waschen und beim Anziehen helfen lassen müssen. Das war demütigend genug…
"Ähem… ich muss telefonieren, bin gleich zurück." Sam trank seinen Kaffee aus und verdrückte sich eilig nach draußen.
Dean zog erstaunt die Augenbrauen zusammen, als Sam beinahe fluchtartig das Diner verließ, enthielt sich aber eines Kommentars und rief die Bedienung.
Die mollige Mittvierzigerin lächelte ihn mütterlich besorgt an.
"Schätzchen, kann ich dir Nachschub bringen? Wir haben noch frische Pfannkuchen?"
"Danke Ma'am, nur Kaffee bitte. Die Pfannkuchen waren grandios."
Blair biss sich bei soviel Artigkeit auf die Lippen, um sich das Grinsen zu verbeißen. Dieser Mann war doch immer für eine Überraschung gut!
"Rotschopf, du wolltest mir erzählen, woher du Ruby kennst", erwähnte Dean beiläufig, während er sich satt Zucker in seinen Kaffee schaufelte, ganz gegen seine sonstige Gewohnheit, den Kaffee mannhaft kohlrabenschwarz und ungesüßt zu trinken. Sein Verhalten bewies Blair, dass er nicht zum ersten Mal einen hohen Blutverlust auszugleichen hatte.
"Ruby ist die Hexe, die am Tod meiner Ahnin im Jahr 1693 schuld war in einem der letzten Hexenprozesse in der Umgebung von Salems Lot. Sie beschuldigte meine Vorfahrin, Anne Abbott, eine engagierte Hebamme und Heilerin, der Hexerei und blieb bei ihren Beschuldigungen, bis Anne im Sommer '93 gehängt wurde. Ruby hieß damals noch Rubinia Baxter und entging durch diesen schlauen Schachzug der eigenen Beschuldigung. Sie soll auf Annes Mann Joe scharf gewesen sein." Blair berichtete in Kurzform die Historie, wie sie in ihrer Familie überliefert war.
"Und woher kennt sie deine Mutter? Oder hat sie gestern Nacht im Trüben gefischt?" bohrte Dean weiter.
"Sie ist vor etwa einem Dreivierteljahr bei meiner Mutter aufgetaucht, keine Ahnung, was sie wollte. Sie machte sich darüber lustig, dass meine Mutter keinen Zirkel hat, keine Rituale und Beschwörungen durchführt und statt Macht und Erfolg anzustreben, Frieden und Liebe sucht und gibt. Dann verschwand sie wieder. Ich wusste bis gestern nicht, dass ihr beide sie kennt." Blair ließ ihren Ärger auf Ruby heute nicht die Oberhand gewinnen. Dean hatte Recht gehabt. Es gab Wichtigeres - zum Beispiel sein Leben…
"Vor zehn Monaten haben Sam und ich das Tor zur Hölle aufgestoßen", Dean malte nachdenklich mit der Gabel Kreise im restlichen Ahornsirup auf seinem Teller.
"Kommt hin, ungefähr zu dieser Zeit erschien sie bei uns."
Die Glocke des Diners läutete und Sam warf sich auf die Bank am Tisch, wobei er übers ganze dreieckige Katzengesicht strahlte. "Ich hatte Recht. Gottseidank hatte ich Recht!"
Blair runzelte irritiert die Stirn.
"Womit hattest du Recht?"
"Genau – womit hattest du Recht", echote Dean.
"Du hast mich gefragt, ob Dean durch die Kratzer mit Lykanthropie infiziert worden sein kann." Sam machte eine Kunstpause und sah von Blair zu seinem älteren Bruder. "Laut Bobby wird man tatsächlich nur durch Bisse zum Werwolf, nicht durch Kratzer, weil dabei keine Körperflüssigkeit übertragen wird."
"Sam!" Blairs Stimme klang drohend.
"Du hast also einfach irgendwas gesagt, um mich zu beruhigen, ohne zu wissen, ob es die Wahrheit ist?! Was denkst du, mit wem du sprichst? Mit einem Doofchen oder einem Kind, das die Wahrheit nicht erträgt?"
Dean legte voller Mitleid für seinen Bruder die Stirn in Falten. Er sollte vielleicht seinen Spitznamen für ihre feurige Begleiterin ändern – Hitzkopf schien passender als Rotschopf. Armer Sam!
"Übrigens – ich freue mich auch, dass ihr mich nun nicht erschießen müsst…" versuchte er die Stimmung aufzulockern und schloss resigniert die Augen, als ihm in derselben Sekunde aufging, was er da von sich gegeben hatte.
"Dean!" und "Dean!" erscholl es gleichzeitig aus zwei Kehlen und in Sams Stimme klang Entsetzen und Trauer mit. Dean konnte es nicht fassen, dass er wieder mal so ein taktloses Zeug geredet hatte. Da konnte auch ein verlegenes, um Verzeihung bettelndes Lächeln nichts mehr retten.
* * *