AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]
Merci, Mädels, für eure Kommis! *hugs*
Entschuldigt, dass ich euch hab warten lassen, aber ich lasse noch immer die letzte SN-Folge sacken, die m. E. die beste aller Zeiten war *gg*
* * *
"Wenn ich es recht verstehe, sollte euer Zauber nur unser Treffen und irgendeine Art der Verbindung zwischen uns bewirken?"
Er legte den Kopf schräg und kaute nachdenklich auf der Unterlippe, nachdem Cass den genauen Zweck und Ablauf des damaligen Rituals kurz erklärt hatte. Ein schwaches Lächeln umspielte ihre Mundwinkel, weil diese Geste, seine in die Unterlippe gebohrten Schneidezähne sie so sehr an seine Mutter erinnerten!
"So ist es, Dean. Es tut mir leid, diese ganze Geschichte tut mir leid – wir wollten so gern, dass unsere Kinder einander mögen, auf irgendeine Art ihr Leben teilen, egal, ob als beste Freunde oder Liebende. Mir ist erst viel später aufgegangen, wie unpräzise unser Zauber war und wie gefährlich, denn er ließ sogar die Option auf lebenslangen Hass offen. Nur absolute Gleichgültigkeit gehörte nicht zu den Möglichkeiten."
Cass versuchte, so sachlich wie nur möglich zu bleiben. Das fiel ihr nicht leicht, wenn sie bedachte, wie wichtig es für Blair und Dean war, dass er verstand, dass seine Gefühle nur und ausschließlich aus ihm selber entstanden waren und so echt und real waren wie sein Herzschlag.
"Das heißt also, egal, was ich für Blair empfinde – es sind meine eigenen Gefühle und nicht irgendein Kram, den ihr euch zusammen gestrickt habt?"
Cass lächelte. "So ist es. Es hätte genauso gut sein können, dass ihr euch absolut nicht ausstehen könntet."
Er verstand und er hatte es eigentlich die ganze Zeit gewusst. Er war sicher, dass gespürt hätte, wenn Hexerei ihn manipuliert hätte. Er hatte keine Visionen oder irgendwelche anderen Psychic-Fähigkeiten, aber er hatte schon immer ein Gespür dafür, wann etwas Übernatürliches am Werk war.
Sein Blick umfing Blair und ein breites, blitzweißes Lächeln überzog sein ganzes Gesicht.
"Und wieso kriege ich dann keinen Kuss, Rotschopf?"
Er hatte kaum ausgesprochen, als Blair auch schon an seinem Hals hing und ihn so heftig küsste, dass er beinahe nach vorn überfiel.
Cass seufzte erleichtert und Sams ganzes Gesicht war ein einziges Grinsen. Verdammt – sein Bruder überraschte ihn doch immer wieder!
"Mann, du siehst nicht gut aus, was hast du getrieben letzte Nacht?" fragte Sam wenig später kopfschüttelnd angesichts der Augenränder seines Bruders, der gerade einem der silbernen Messer einen frischen Schliff verpasste.
"Huhh… nicht so laut, mein Kopf bringt mich um. Der letzte Jack hat's nicht besonders gut mit mir gemeint." Dean schloss gequält die Augen. "Aber sag's nicht Blair, die lacht mich aus."
"Darauf würde ich nicht wetten, Dude. Ich glaube nicht, dass sie besonders gut geschlafen hat. Was hast du dir nur dabei gedacht, ohne ein Wort abzuhauen?" Er zog missbilligend die Augenbrauen zusammen.
Dean antwortete nicht, sah ihn nur mit dem Blick eines getretenen Hundebabys an und wandte sich dann ab, eindeutiges Zeichen, dass es hierüber keine Diskussion geben würde.
Ein paar Sekunden später setzte er aber nach.
"Du hättest es mir erzählen müssen."
Sam versuchte erst gar nicht, sich dumm zu stellen - ihm war klar, was Dean meinte.
"Warum sollte ich? Es hätte dir nichts genützt und ich wusste, dass du abgehen würdest wie ein angestochenes Wildschwein." Er zuckte mit den Schultern. "Ich habe dich nie so zufrieden gesehen wie in den letzten Tagen mit Blair, warum hätte ich das riskieren sollen?"
Dean rieb sich nachdenklich das Kinn. "Du hast recht. Ich hätte es auch nicht getan", meinte er und widmete sich wieder der Reinigung der Waffen, die er um sich herum ausgebreitet hatte.
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Blair und Cass schoben auf dem Dachboden die Kisten, die bereits auf interessantes Material gecheckt waren in eine dunkle Ecke, um Platz zu machen für weitere, die einer gründlichen Durchsuchung wert zu sein schienen.
Eine Kiste nach der anderen wanderte zurück in den Schatten des Vergessens und es blieben nicht mehr viele Möglichkeiten. Nach einer Stunde saßen sie auf einer großen, wurmstichigen Truhe in mitten des staubigen Raumes, den sie in den letzten Tagen öfter betreten hatten, als in den 20 Jahren zuvor und wischten sich die staubigen Hände an den Jeans ab.
Cass streichelte sanft über die Wange ihrer Tochter. "Du bist glücklich, dass er wieder hier ist, nicht wahr?"
"So glücklich, wie ich jetzt und hier sein kann, Mum", antwortete Blair und ihr Blick schweifte gedankenverloren über Kisten und Kästen.
"Ich weiß, dass wir im schlimmsten Fall nicht viel Zeit miteinander haben und die möchte ich auskosten bis zur letzten Sekunde. Hast du noch immer nichts entdeckt, was uns nützen kann?"
Ihre Mutter sah sich deprimiert um und hob ratlos die Schultern.
"Ich weiß nicht, ich habe einige uralte Rituale zum Handeln mit dem Teufel gefunden, aber noch keins, mit dem man einen Dämon hinters Licht führt oder mit dem man ihm einen Kontrakt abschwatzen kann. Möglicherweise muss ich tiefer graben, um herauszufinden, wer nun genau diesen Deal hält und dann nach Möglichkeiten suchen, diesen Unbekannten zu töten oder zumindest unschädlich zu machen.
Allerdings – wer sagt uns, dass wir damit den Deal wirklich auflösen und nicht automatisch ein anderer Dämon in die Bresche springt und Dean in die Hölle schleppt? Außerdem wird es schwierig sein, eine zu Waffe zu finden, die mächtig genug ist, um einen hochrangigen Dämon zu vernichten. Sam hat mir erzählt, dass er und sein Bruder eine solche Waffe bereits in ihrem Besitz hatten, bis eine geldgierige Artefakte-Diebin sie ihnen gestohlen und an irgendeinen spinnerten reichen Sammler verkauft hat."
Blair schüttelte verächtlich den Kopf. "Ich hasse diese Mistkäfer, die genau wissen, wie tödlich oder auch lebenswichtig diese Gegenstände für Jäger sind und sie trotzdem gegen fettes Geld verhökern. Wie niederträchtig! Was ist das für eine Waffe?"
"Es handelt sich um einen Trommelrevolver, den Samuel Colt seinerzeit gefertigt hat, um Dämonen zu töten. Mit ihm hat Dean den gelbäugigen Bastard vernichtet, der Mary und Sams Freundin auf dem Gewissen hatte."
Tiefer, eiskalter Hass klang durch die sonst so ruhige, sanfte Stimme von Cass, als sie vom Mörder ihrer besten Freundin sprach. "… und ausgerechnet Ruby hat Bobby Singer dabei geholfen, neue Munition herzustellen, die ebenso tödlich für Dämonen ist wie die ursprünglichen zwölf Kugeln", setzte sie in erstauntem Tonfall hinzu.
Blair war fassungslos. "Ruby? Du veräppelst mich!"
"Nein, die Jungs hatten die restliche Munition verbraucht und der Colt war wertlos im Kampf gegen das Böse geworden, nicht wirksamer als eine Gummiflitsche. Da tauchte Ruby auf und gab wertvolle Tipps, die es Bobby ermöglichten, neue Dämonen-killende Munition herzustellen. Und dann kam diese Bela Dingsda… keine Ahnung, wie sie hieß, und hat die Waffe aus dem Hotelsafe im Zimmer von Dean und Sam gestohlen. Wahrscheinlich liegt sie jetzt in der Vitrine irgendeines Ölmillionärs und staubt vor sich hin", schimpfte Cass.
"Woher….?"
"…ich das Alles weiß? Sam ist nicht so zugeknöpft wie Dean. Ihm ist das zwar auch peinlich, aber er nimmt es nicht so persönlich wie sein Bruder. Dean hat gedroht, sie umzubringen und Sam würde keine Wetten auf sie abschließen, so ungeheuer sauer wie dieser Brausekopf ist." Cass kicherte amüsiert. Sie mochte Dean, sie konnte es nicht verhehlen.
Blair schwieg einen Moment, dann erzählte sie ihrer Mutter von der Begegnung mit Ruby vor einigen Tagen.
"Im Nachhinein betrachtet war es wohl nicht besonders schlau, sie zu verärgern", grübelte sie.
"Möglicherweise war es etwas wie Eifersucht, die sie mir gegenüber so zickig reagieren lassen hat?"
"Honey, wie hast DU denn auf SIE reagiert?" fragte Cassandra mit neugierigem Gesicht, wissend um den Dickkopf ihrer Tochter und ihre Gefühle gegenüber dieser Hexe.
Die junge Frau überlegte. "Um ganz ehrlich zu sein hat mich Dean gerade noch so vor einer Dummheit bewahrt. Ich wäre ihr glatt an die Kehle gegangen, wenn er mich nicht zurück gehalten hätte. Aber beschimpft habe ich sie erst nachher – als sie gegangen war." Sie biss sich etwas verlegen auf die Lippen - das war kein Ruhmesblatt gewesen und möglicherweise war ihr Zorn damals auch in Eifersucht begründet.
"Egal, Blair. Das ist Vergangenheit. Lass uns runtergehen und sehen, dass wir den Dreck los werden."
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"Ich hab Angst, verdammte Scheißangst…"
Sie saßen wieder an Blairs Lieblingsplatz am Ufer des Flusses.
Dean hatte seinen Arm um sie gelegt und sie schauten über den Fluss, in dem sich die glitzernden Lichter der Stadt spiegelten, während er ihr mit einem Satz mehr von sich offenbarte, als je einem Menschen zuvor.
Er wusste, das Sam ihn längst durchschaut hatte, aber er konnte ihm gegenüber nicht einfach zugegeben, dass er Angst hatte zu sterben, Angst, zu einem Ungeheuer zu werden, Angst, andere Menschen zu verletzen und zu töten, wenn er zu diesem Monster geworden war. Panikanfälle überkamen ihn in letzter Zeit in immer kürzeren Abständen und er hörte seine Zeit ablaufen, ein Ticken laut wie die Hämmer einer Eisenschmiede in seinem Schädel. Die Zeit verrann und es zeichnete sich noch immer keine Möglichkeit ab, einem Schicksal zu entfliehen, das er selber gewählt hatte. Oh ja, Sam war jedes Opfer wert und er hätte ohne ihn nicht weitermachen können. Aber sie waren in ihrem Leben so vielen Gefahren entronnen, dass ein Jahr ihm unendlich lang erschien, der in einem Jahr drohende Abstieg in die Hölle eine abstrakte Gefahr war, etwas, das sich zu gegebener Zeit sicher erledigen würde. Dass sein Tod ebenso real sein würde wie der von Sam, hatte er in der Sekunde des Kusses, der den Deal besiegelte, verdrängt. Zudem war er damals seines Lebens, der Jagd und des Todes rund um ihn herum so müde, dass er das Ende nicht als Bedrohung, sondern beinahe als Erlösung ansah.
Erst vor kurzer Zeit hatte er mit Entsetzen erkannt, dass mit seinem Tod nicht ein Ende und ewiger Frieden nahte, wie es Sam geschehen war, sondern eine Unendlichkeit als Dämon, brennend in der Hölle. Nicht Erlösung, sondern Verdammnis war das Schicksal, das ihn erwartete.
Blair wartete. Sein Schutzwall war zerbrochen, in winzige Teilchen zerbröselt, und sie fühlte, was er sagen wollte, bevor er es in Worte fasste.
"Ich will leben, mit dir leben. Ich bin mir nicht wirklich sicher, dass unsere Gefühle nicht von diesem verdammten Zauber herrühren, aber wenn ich ehrlich bin – es ist mir vollkommen egal!"
Blair war absolut klar, dass er sich niemals so offenbaren würde, wenn er nicht momentan einen seelischen Tanz auf dem Drahtseil vollführen würde.
Sie legte ihre schmale Hand an sein stoppeliges Kinn und drehte sein Gesicht zu sich, sah ihn an, als sähe sie ihn zum ersten Mal. Da war nichts Überhebliches, sondern Traurigkeit, keine Arroganz, sondern Liebe und keine Macho-Fassade, sondern Verletzlichkeit. Im Gegensatz zu ihrem ersten Eindruck hatte dieser Mann alles, was sie anturnte, vor allem ein großes Herz und eine tiefe Sehnsucht nach Liebe, danach, so geliebt zu werden, wie er war.
Auf seine Fähigkeit zu einem normalen Leben würde sie keine Wetten abschließen, als braven Familienvater mit Bowlingclub und Nachbarschaftsclique konnte sie ihn sich beim besten Willen nicht vorstellen. Aber er würde sich für seine Familie zerreißen lassen – und stand jetzt bereits buchstäblich kurz davor.
"Dean, unsere Mütter haben gedankenlos und im jugendlichen Überschwang gehandelt, sicher, aber sie wollten das Beste für ihre Kinder. Dessen bin ich mir sicher und du solltest es auch sein."
"Du kennst deine Mutter, du weißt, dass es so ist, dass sie so ist – aber ich? Ich kenne meine Mutter nicht wirklich, meine Erinnerungen sind über zwanzig Jahre verblasst und nur Überbleibsel der Gefühle eines Vierjährigen, Blair."
Seine Zweifel an seiner Mutter taten ihm weh, aber er hatte sich eingestehen müssen, dass er verdammt wenig von ihr und ihrem Leben wusste.
Sie wusste dem nichts wirklich Tröstliches entgegen zu halten und tat etwas, von dem sie sicher wusste, dass es ihn beruhigte und ihm Mut machte – sie küsste ihn…