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AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]


Es geht weiter... *flöt*



* * *



"Dude, ich muss es ihr vorschlagen, dieses Amulett ist nicht sicher! Dieses Ding gestern hätte es ihr abreißen können und wenn diese Mistkerle im Team arbeiteten, wäre sie ein leichtes Opfer für jeden anderen Dämon, der sich ihren Körper schnappen will."

Die Brüder schlenderten durch den wunderschönen alten Stadtkern von Providence, ohne einen Blick für die historischen Gebäude und das sehenswerte Stadtbild zu haben.


"Dean, du glaubst doch nicht im Ernst, sie lässt sich so ein hässliches Ding tätowieren – höchstens an eine Stelle, die niemand jemals", Sam zog grinsend eine Braue hoch, "sorry - FAST niemand – jemals zu sehen kriegt und ich bin nicht sicher, dass das Tattoo dort überhaupt wirkt."

Der Ältere knuffte seinen Bruder leicht in die Seite. "Werd mal nicht vorwitzig, Kleiner. Klar, leicht wird es nicht."

Er rieb sich abwesend das Kinn und trat vom Bürgersteig hinunter, um die Nebenstraße zu überqueren, als er so heftig zurück gerissen wurde, dass er seinem Bruder quasi in die Arme fiel. In derselben Sekunde brauste ein großer, schwarzer PickUp in einem Höllentempo an ihm vorbei. Hätte Sam nicht so blitzschnell reagiert, wäre er jetzt bereits Portier in der Hölle gewesen!


"Son of a bitch! Das war knapp!" Deans Herz raste und Sam schien es nicht viel besser zu gehen. Sie lehnten nebeneinander an der Hauswand und versuchten, sich zu beruhigen.

"Hast du den Fahrer erkannt?" fragte Dean.

"Nein, aber ich habe deutlich sehen können, dass er kohlschwarze Augen hatte." Sam kratzte sich am Kopf. "Ich denke, das können wir als weiteren Anschlag verbuchen."


"Ich verstehe den Aufwand nicht. Diese widerliche Bande könnte sich auf die faule Haut legen…", Deans Galgenhumor kam in diesem Moment durch. "…faule Haut… haha…", sein Grinsen erstarb, als er sah, dass Sam nicht bereit war, auf diesen blöden Witz einzugehen. "Die brauchen doch nur abwarten und ich komme von allein zu ihnen."


"Möglicherweise ist der Deal nicht so wasserdicht, wie wir die ganze Zeit angenommen haben und die wissen das genau. Ist doch möglich, dass Cass und Blair Recht haben." Sam gefiel der Gedanke sichtlich.


Zwei Stunden später saßen Cass, Blair und die Brüder um den großen Küchentisch herum und beim Kaffee. Dean trank seinen wie immer schwarz und machte sich – ebenfalls wie immer – über Sams Kaffee lustig.

"Weiber-Kaffee… wie heißt dieses Zeug noch, Cafè Au Lait oder Latte oder wie auch immer? Das trinken doch nur Frauen… oder College-Boys", lästerte er und kassierte ein arrogantes Heben einer dunklen Augenbraue, während der Jüngere Zucker in seinen bereits mit viel Milch verdünnten Kaffee schaufelte und Blair ihm über den Rand ihrer Tasse mit rabenschwarzem, ungesüßtem Kaffee einen strafenden Blick zuwarf.


"Könntest du dich mal zusammenreißen, Winchester?" Blair schnipste den Mittelfinger gegen seinen knackigen Hintern und grinste ihn herausfordernd an. Er fing ihren Blick ein, griff blitzschnell nach ihrer Hand und führte sie an seine Lippen, küsste ihre Innenfläche und kitzelte sie mit der Zungenspitze, dabei schaute er sie aus schmalen, samtig grünen Augen unverwandt an, machte aus der Neckerei urplötzlich ein erotisches Vorspiel, das eine kleine, erwartungsvoll glimmende Flamme in ihrem Bauch entzündete. Dieser Mann machte sie wahnsinnig! In einem Augenblick war er der verspielte kleine Junge und im nächsten der routinierte Verführer!

Dean hätte beinahe vergessen, warum sie hier zusammen saßen. Gott, diese Frau machte es ihm echt schwer, an etwas anderes zu denken, als sie ins Bett zu schleifen!

Er zwang sich zur Konzentration und erzählte möglichst sachlich von dem Beinahe-Unfall – oder Anschlag - in der Stadt und gemeinsam überlegten sie, ob die Sicherheitsvorkehrungen rund um das Haus noch verbessert werden konnten und mussten.


"Das Salz, die Abwehr-Hex-Bags, die Pentagramme und Amulette wirken seit vielen Jahren zuverlässig. Sie haben Blair und mich immer beschützt, selbst vor höheren Dämonen." Cass machte eine Pause. "Auch vor dem Gelbäugigen…"


Sams Augen wurden groß. "Du hast auch mit Azazel Bekanntschaft gemacht? Wieso hast du das noch nicht erzählt? Dabei fällt mir ein, ich wollte dich schon lange fragen, wie du diesem Schweinehund entkommen bist. Alle anderen Freunde und Verwandte von Mum sind tot, soweit ich weiß. Hat er nie versucht, dich zu töten?"


Cass seufzte. "Ich habe es bisher nicht erwähnt, da ihr ihn ja ausgelöscht habt. Aber er war der Grund für die magische Aufrüstung dieses Hauses. Er erwischte mich eines Tages vor über zwanzig Jahren unvorbereitet und ich erwachte erst drei Tage später im Krankenhaus – im Gipsbett! Er hatte mich die Treppe hinunter geworfen und mir mehrere Wirbel angebrochen. Ich lag wochenlang in diesem Bett und konnte nur beten, dass in der Zwischenzeit meiner Tochter nichts geschah. Ihr Vater, mein lieber Thomas…" sie sah Blair traurig an "hatte unsere Kleine am Tag nach meinem … Unfall zu meiner Großmutter nach Boston gebracht und auf dem Rückweg…" in ihrer Stimme schwangen selbst nach so vielen Jahren noch Tränen "…wurde er von einem anderen Wagen von der Straße abgedrängt und stürzte in den Providence-River. Der andere Fahrer wurde in seinem Wagen tot aufgefunden, nur wenige hundert Meter weiter, ohne jegliche äußerliche Verletzung – aber nichtsdestotrotz ebenso tot wie Blairs Vater."


Sie musste kurz unterbrechen, schluckte die Tränen herunter, die in ihr noch immer brannten, wenn sie an ihren Mann dachte, den sie geliebt und viel zu früh verloren hatte.

"Als ich aus dem Krankenhaus kam, wollte ich zuerst fliehen, am besten ans andere Ende der Welt – aber Melissa, meine Großmutter machte mir klar, dass ich nicht mal in Tibet vor dem Dämon sicher sein würde. Also machten wir gemeinsam dieses Haus zu einem möglichst sicheren Zuhause für Blair. Da ich von Marys Schicksal wusste, vergingen die ersten Jahre in Furcht, die Nächte ohne Schlaf und gequält von Schreckensbildern, aber nach einiger Zeit verblasste das Grauen etwas, meine Gesundheit kehrte weitestgehend zurück und ich nahm mein Leben, unser Leben, wieder in die Hand. Ich sperrte den Schrecken aus und bis vor einem knappen Jahr hielt sich alles Dämonische von unserem Heim fern."


"…bis zu diesem Tag am Devil's Gate…" warf Dean ein und kaute nachdenklich auf der Unterlippe, sah dann Blair besorgt an.


"Rotschopf, ich sag' s nicht gern, aber Sam und ich sind uns einig, dass das Amulett nicht ausreicht. Es kann dir zu leicht abgerissen werden und dann bist du schutzlos. Du brauchst ein Tattoo!" Hätte er angekündigt, am nächsten Tag zum Mond zu fliegen, ihre Fassungslosigkeit wäre kaum größer gewesen. Sie sah ihn an wie ein Marsmännchen.


"Du machst Witze!" platzte sie heraus.


"Mensch, Blair, dann hast du eben eins mehr – und diesmal kannst du dir aussuchen, wo es hin soll… Autsch! Dein Ellbogen ist aber auch spitz!" Dean rieb sich die Seite und amüsierte sich über Blairs säuerliche Miene. Sam schien nicht überrascht, aber Cass sah Blair mit hochgezogenen Brauen höchst erstaunt an.

"Wie… noch eins? Seit wann hast du…?"


"Mum, darüber müssen wir nicht reden, das ist verjährt", unterbrach ihre Tochter mit einem vorwurfsvollen Blick auf den Verräter, der sich unschuldig gab und so konzentriert in seinen Kaffee schaute, als ob dort die Rettung der Welt zu finden sei.


"Du kannst das getrost vergessen, Winchester, ich denke nicht daran. Bei euch Beiden mag so ein Riesenvieh von Tattoo was Archaisches haben – bei einer Frau sieht es nur prollig aus." Sie schüttelte sich vehement.


Deans Hand schob sich hinter ihrem Rücken unter ihr Shirt und seine Fingerspitzen lösten einen kleinen Schauer aus, der bis zu ihrer Kopfhaut hinauf kribbelte. Sie schloss einen Moment die Augen und hatte erhebliche Mühe, sich zu konzentrieren. Dann sah sie zu ihm hoch, und die stumme Bitte in seinem Blick überzeugte sie zum Nachgeben.

"Okay, ich mach's."


Die große, warme Hand verharrte überrascht bewegungslos auf ihrer Wirbelsäule und sie hörte ihn erleichtert aufatmen.


"Ich kenne da ein Studio in der Marple-Street, das einem Chinesen gehört. Er hat einen ausgezeichneten Ruf und er kann mir sicherlich euer Schutztattoo proportional verkleinert stechen. Es muss doch sicherlich nicht so groß und an dieser Stelle sein, oder?"


Sam kratzte sich am Hinterkopf. "Ich kann mich nicht erinnern, etwas in dieser Richtung gelesen zu haben, als ich für uns die Entwürfe rausgesucht habe. Es sollte in einer kleineren Ausführung dieselbe Wirkung haben wie unsere großen Tätowierungen."


"Alles klar, ihr Zwei fahrt in die Stadt in dieses Studio, während Sam und ich die Schutzzauber rund um das Haus kontrollieren und wenn nötig verstärken." Cass beendete die Diskussion und scheuchte Dean und Blair kurzerhand aus dem Haus.

*

*

*

"Au verdammt, ich kann mich nicht erinnern, dass das Tätowieren damals auch so wehgetan hat." Blair verzog das Gesicht und griff automatisch fester nach Deans Hand.

Sie hätte so gern die Coole gespielt und den Schmerz hingenommen, ohne mit der Wimper zu zucken – aber es ziepte heftig und trieb ihr zeitweise die Tränen in die blauen Augen. Sie konnte nicht sehen, wie weit der Chinese mit dem dünnen Ziegenbärtchen mit der Arbeit an dem Schutztattoo war, da sie sich entschieden hatte, es auf ihre rechte Schulter tätowieren zu lassen, aber Dean schaute voller Interesse zu, wie der kleine Asiate mit kleinen, behandschuhten Händen die elektrische Nadel führte. Sauber und geschickt entstanden zuerst die Umrisse des Pentagramms, dann der Kreis drum herum und abschließend das Flammenrad am äußeren Rand, alles nur etwa halb so groß wie die Vorlage, die er von Deans Tattoo vorab erstellt hatte. Alles in Allem dauerte die Prozedur mittlerweile etwa zwei Stunden und er war beinahe fertig.


"Rotschopf, damals warst du ja auch mehr oder weniger betäubt, oder?" Er hauchte ihr einen Kuss auf die blasse Wange. "Hey, du wirst der Kracher am Strand sein im nächsten Urlaub. Das Teil sieht einfach klasse aus."


"Natürlich, und wenn jemand fragt, was es darstellt, sage ich: 'es schützt mich vor Dämonen'. Da kann ich mich ja gleich einliefern lassen." Blair verzog schmollend die feingezeichneten Lippen und richtete sich ein wenig auf, als der Tätowierer die Maschine ausmachte.

Er holte den Spiegel unter dem Tischchen hervor und zeigte Blair das frisch gestochene Meisterwerk. Es sah nicht so übel aus, wenn auch die Ränder gerötet waren und noch hier und dort ein paar feine Blutströpfchen hervortraten. Er tupfte sie ab und begann, eine heilende Salbe auf das Tattoo aufzutragen, und danach deckte er die frische Zeichnung mit Folie ab und fixierte den Verband mit Klebestreifen.

Mit erhobenem Zeigefinger gab er seine Pflegeanweisungen: "Heut Abend – nicht anfassen, nicht Verband runter nehmen, nicht Wasser darauf machen. Morgen auch nicht. Folie am Tag danach herunter nehmen, cremen. Und am Tag danach und danach, cremen. Gut?"

Nachdem Blair ihr neues Schmuckstück bezahlt hatte, verließen sie das kleine, aber peinlich saubere Studio in China-Town. Blair fühlte sich ein wenig unbeweglich, aber das würde sicher bald vergehen und Dean sah aus, als ob ihn diese Aktion echt beruhigte… oder er sich bereits eine neue Quälerei für sie ausdachte.



Auf dem Rückweg aus der Stadt hatte Dean festgestellt, dass der Keilriemen des Impala erbärmlich quietschte und an der nächsten Werkstatt einen Neuen besorgt. Jetzt stand der schwarze Wagen in der Auffahrt direkt vor dem Garagentor und er wechselte das defekte Teil, routiniert wie ein Mechaniker, aus.


"Kann ich irgendwas helfen, Winchester?" Blair lehnte an der Mauer der Garageneinfahrt und linste unter die Motorhaube. Sie hatte keinen Schimmer, was Dean da machte und woran er rumschraubte, aber er sah echt lecker aus… schmierig, ölig und nass geschwitzt. Sein Kopf fuhr bei ihren Worten hoch – und mit Schwung unter die Motorhaube.


"Verdammt!" fluchte er und rieb sich mit der öligen Hand über den Kopf, wobei er eine wunderhübsche schwarze Schmierspur auf seiner Stirn hinterließ.


Blair grinste. "Pass ein bisschen auf, sonst muss ich dich gleich wieder verarzten."


"Ruhe auf den billigen Plätzen." Dean zeigte ihr die Zunge und setzte den Schraubenschlüssel, oder was für ein Teil auch immer das sein mochte, an, um, was auch immer zu schrauben. "Ein Bier wäre nett, Süße." Er zwinkerte ihr frech zu und schien fürs Erste mit der Arbeit am Wagen fertig zu sein. Er tauchte aus dem Motorraum auf und versuchte, sich den Schweiß aus den Augen zu wischen. Als das mit der schmutzigen Hand nicht gelingen wollte, griff er sich das Shirt, das eindeutig schon bessere Tage gesehen hatte und zog es über den Kopf, um sich damit das Gesicht halbwegs sauber zu putzen.


Blair hatte sich schon umgedreht, um ein Bier aus der Küche zu holen, als sie mitten in der Bewegung stoppte. Oh Himmel, was dachte er sich nur dabei! Nicht, dass sie nur auf Sex aus war – aber sie hatte noch nie in ihrem Leben innerhalb so kurzer Zeit so oft daran gedacht, wie in den Wochen, seit sie ihn kannte! Hm… dieser Mann war einfach unglaublich sexy! Jeans, schwere, abgetragene Schuhe und … nichts weiter. Bei seinen Bewegungen spielten die straffen Muskeln unter der glatten Haut und sie konnte an nichts anderes denken, als ihn zu berühren.

Sie biss sich auf die Lippe, war drauf und dran, ihn anzuspringen und sein flirrender Blick aus halbgeschlossenen Augen bewies, dass sich seine Gedanken in genau dieselbe Richtung bewegten. Immerhin hatte sie nur im BH zwei Stunden vor ihm gesessen und er hatte viel Zeit gehabt, sie anzusehen… und nicht nur das in Arbeit befindliche Tattoo. Sie standen dicht voreinander, nur eine Handbreit voneinander entfernt, konnten bereits die Körperwärme des jeweils anderen fühlen und Blair stockte der Atem aus lauter Vorfreude. Sie streckte die Hand nach ihm aus…


"Dude, was ist denn dieses Mal kaputt an der alten Mühle?" Sam stand neben dem Auto und schaute mit schief gelegtem Kopf um die Motorhaube herum und grinste schadenfroh, als die beiden aufgeschreckt auseinander fuhren. Er versuchte noch auszuweichen, aber das schweißnasse, ölige Shirt seines Bruders traf ihn direkt ins Gesicht und er spuckte und schimpfte wie ein Rohrspatz, als er es sich von der Stirn gepflückt hatte. Dean und Blair kicherten um die Wette. Das hatte er sich redlich verdient, und als er sah, dass die beiden sich die Bäuche hielten vor Lachen, ließ er sich anstecken. Er hatte keine Ahnung, was so lustig war, aber er liebte es, seinen großen Bruder so ausgelassen zu sehen, etwas, das viel zu selten gewesen war in den letzten Monaten.


Als Blair sich lautlos durch die Seitentür aus der Garage verdrückte, grinste Dean den Jüngeren an und verschwand wieder unter der Motorhaube, um die Reparatur zu Ende zu führen. Sam schaute nur kurz zu, dann sah er Blairs Gesicht wieder vor sich, direkt, bevor sie urplötzlich aufhörte zu lachen und hastig die Garage verließ.


"Kann ich was helfen, Dean?" Er kannte die Antwort und war nicht überrascht, als der Ältere nur den Kopf schüttelte und sich auf den Motor konzentrierte. Deshalb folgte er Blair nach draußen. Sie saß auf der rückwärtigen Veranda auf der breiten Holzschaukel, hatte die Beine angezogen und ihren Kopf auf den Knien liegen. Kein Laut drang zu ihm, als sich neben sie setzte und seine Hand auf den schmalen Rücken legte. Sie richtete sich auf und sah ihn aus aufgerissenen Augen an, die riesig in dem schmalen Gesicht glühten, die Wangen tränennass und der Körper zitternd wie im Fieber.

Sam konnte kaum glauben, dass sie gerade noch gemeinsam um die Wette gelacht hatten –

jetzt war sie vollkommen aufgelöst. Er zog sie an seine breite Brust und strich ihr tröstend über die kurzen Haare. Er musste nicht fragen, warum sie weinte – auch er strich innerlich die Tage ab, die Dean noch blieben.


Blair hatte eben noch Deans Lachen gesehen, als sich ein anderes Gesicht vor seins schob. Es war auch Dean, aber mit schwarzen Augen und das Lächeln – es war eher ein Zähnefletschen, boshaft und anzüglich. Dieses Gesicht veränderte sich erneut, es wurde totenblass und von Blutspritzern bedeckt, leblos, die Augen waren geschlossen und kein Atem drang mehr aus diesem eben noch lachenden Mund. Sie spürte eine ungeheure Übelkeit in sich aufsteigen, zusammen mit heißen, salzigen Tränen und wusste nur, dass sie raus musste, weg von ihm, wenn sie nicht vor seinen Füßen zusammenbrechen wollte.

Sie hatte es gerade bis zur Veranda geschafft, als die Dämme brachen. Sie hatte sich wochenlang nicht erlaubt, den Gedanken zuzulassen, dass sie möglicherweise keinen Weg zu Deans Rettung finden würden, aber gerade eben brach ihre Selbstbeherrschung zusammen,  diese unerwarteten Bilder waren mehr, als sie verkraften konnte. Sie hatte innerhalb kürzester Zeit den Mann ihres Lebens getroffen, sich Hals über Kopf in ihn verliebt, einen Angriff durch einen Dämon überlebt und mehr Gefühls-Input erhalten, als sonst über Monate. Ihre Schutzmauer war marode, all ihr Psycho-Training für die Katz und der einzige klare Gedanke, den sie momentan fassen konnte, war, dass sie Dean verlieren würde, wenn nicht ein Wunder geschah. Sie nahm den Trost, den ihr Sam bot, dankbar an und versuchte erst garnicht, ihre Tränen unter Kontrolle zu kriegen. Sie wusste ja, dass niemand sie so gut verstehen würde, wie dieser Junge, weil er als einziger ebenso an Dean hing wie sie selber. In ihr krampfte sich alles zusammen, wenn sie sich vorstellte, ihr Leben ohne Dean weiterzuleben, ohne ihn zu schlafen, zu essen, zu lachen und zu weinen, ohne ihn weiter zu existieren...

Der Gedanke raubte ihr den Atem und ihr Herz klopfte wie ein Schmiedehammer, während sie sich hilfesuchend an Sam klammerte und ihr Schluchzen ihm das Herz brach, das genauso verzweifelt für Dean schlug wie das ihre...


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