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AW: [Supernatural] One Life, One Heart, One Soul...]


Toll, dass es dir gefallen hat! *hugs*



* * *



Die letzten 48 Stunden vor Ablauf des Deals liefen in einer seltsamen Stimmung ab. Alle schienen auf Zehenspitzen durchs Leben zu gehen, alles schien verschwommen wie durch einen Weichzeichner, die Geräusche gedämpft wie unter Wasser.

Sam verbrachte Stunden damit, einfach neben seinem Bruder zu stehen, der den Motor des Impala anscheinend für ihn auf Hochglanz polierte und schien die möglicherweise letzten Stunden mit seinem Bruder aufzusaugen wie ein Schwamm. Dabei vermied er, darüber zu sprechen, was danach geschehen sollte, vermied, darüber nachzudenken, ob sein Leben so aussehen würde, wie er es nach Deans hundertfachem Tod durchexerziert hatte, den der Trickster ihm vortäuschte. Und dabei hatte er das Gefühl, Dean zu betrügen, ihm sagen zu müssen, was er empfand, dass er sich das Leben ohne ihn nicht vorstellen konnte, dass er Angst hatte, allein weitermachen zu müssen, ohne den Älteren, der es verstand, bei allem, was er tat, so oft wie möglich einfach Spaß zu haben, im Gegensatz zu ihm selber, der dazu neigte, das Leben bierernst zu nehmen und ohne seinen lebensfrohen Bruder jegliche Lebensfreude zu verlieren.


Blair suchte genau wie Sam Deans Nähe. Wenn Sam an seiner rechten Seite stand, war sie an seiner linken. Gemeinsam schienen sie wie ein Schild, der Dean gegen das Leben abschirmte und ihn innerlich wärmen und ihm Mut machen sollte.

Wenn Liebe ihn retten konnte – Blair hatte genug davon und ließ ihn das fühlen. Seine Empfindungen waren wie ein Echo. Er hatte außer seinem Dad und Sam niemanden im Leben wirklich geliebt und wenn ihn auch der Gedanke an die Hölle über alle Maßen entsetzte und er schlicht und ergreifend stinksauer war, dass er sie erst jetzt gefunden hatte, war er andererseits glücklich, diese Gefühle wenigstens einmal kennen gelernt zu haben und den wenn auch kurzen Traum vom Glück und einem normalen Leben geträumt zu haben.



Die Nacht bracht herein. Ruby stand vor dem Haus und verlangte Einlass, um mit den beiden älteren Sinclair-Frauen die letzten Vorbereitungen für das Ritual zu treffen.


Der erstaunlich große Raum, der sich hinter der immer gut verschlossenen dicken Tür verbarg, Cass' Geheimzimmer genannt, war komplett ausgeräumt und mit riesigen, schwarzen Tüchern verhängt, damit ja nichts die Energien spiegeln konnte, die im Laufe der Beschwörung hier in nicht vorhersehbarem Maße entstehen würden.

Auf den Holzfußboden waren mit roter, magischer Kreide mehrere magische Symbole, sowie ein besonders machtvolles Heptagramm gezeichnet worden, entnommen aus Sams Buch 'Key Of Solomon', da diese Teufelsfalls das wirksamste Banninstrument bei der Beschwörung von Dämonen dieses Kalibers darzustellen schien. Sam hatte das uralte Sammelwerk zur Bekämpfung des Bösen vor einiger Zeit von Bobby bekommen.

Sie hatten die Bestandteile für die Beschwörung zusammen getragen und vorbereitet, die notwendig waren, und auch die alten, schon porösen Knochen des Barker-Babys waren bereits pulverisiert.


Es war exakt 23:00 Uhr, als Dean tatenlos zusehen musste, wie die drei Frauen sich bereit machten, mit der äußerst schwierigen Beschwörung zu beginnen. Fast klischeehaft gekleidet in dunkle Kutten mit Kapuzen, die jetzt noch auf den Schultern lagen, betraten sie konzentriert Cassandras Geheimzimmer, jetzt wirklich ein Allerheiligstes, in dem sich Deans Schicksal erfüllen sollte. Es war eine Abschiedsprozession, die an dem älteren Winchester vorüber zog. In Rubys Blick lag zum ersten Mal, seit sie mit ihm im Hexenfall gesprochen hatte, keinerlei Falsch oder Arroganz, sondern Bedauern… und etwas, das er nicht definieren konnte – oder wollte. 


Melissa folgte ihr und sie lächelte ihn warmherzig an, strich über seine blasse Wange. "Junge, nun werden wir dich mal da rausholen", ihre Worte klangen zuversichtlich und sie schien keinerlei Zweifel am Erfolg ihrer Mission zu haben.


Cass hatte sich von der optimistischen Stimmung ihrer Großmutter anstecken lassen, umarmte Dean und flüsterte ihm zu "… bis nachher…"

 

Sam wollte und musste sich ihnen anschließen, blieb aber vor seinem Bruder stehen. Seine Lippen zitterten und Tränen rannen seine schmalen Wangen hinunter, seine Zuversicht hielt sich offensichtlich in Grenzen und er fürchtete, seinen Bruder nicht mehr lebend anzutreffen, wenn sie den Raum wieder verlassen würden… FALLS sie den Raum selber lebend verlassen würden…

In diesem Moment war kein Raum mehr für Macho-Gehabe und verdrängte Gefühle. Dean umarmte seinen Bruder tränenblind, Angst im Herzen und in den Knochen und er sprach aus, was sonst immer zwischen ihnen ungesagt geblieben war.

"Ich liebe dich, kleiner Bruder! Pass gut auf dich auf – und auf Blair! Vergiss nicht, was ich dir beigebracht habe…" er drückte sein tränenfeuchtes Gesicht an die Schulter des Größeren und schob ihn dann entschlossen von sich. "…und nun hol meinen Arsch aus der Hölle! Mach schon!"

 

Er wandte sich ab und verließ das Zimmer, ohne darauf zu warten, dass Sam den Hexen folgte, weil er den Zusammenbruch nahen fühlte. Seine Nerven schwangen wie Cello-Saiten und seine Knie zitterten, als er sich vor dem Haus auf die Verandatreppe setzte und das Gesicht in den Händen verbarg. Noch eine Stunde… nur noch eine Stunde…

Blair hatte den Abschied der Brüder von der Tür aus verfolgt und sich abwenden müssen, zu groß war die Spannung, war der Abschiedsschmerz, die Furcht, einander in diesem Leben nicht mehr zu begegnen, oder schlimmer noch – einander zu begegnen und sich als Feinde gegenüber zu stehen, Dean als Abgesandter der Hölle und Sam als Hunter, der geschworen hatte, dem Bösen ein Ende zu machen…

 

Als die Tür sich hinter dem Hexenzirkel und dem jüngeren Winchester schloss, folgte sie ihrem Geliebten nach draußen und setzte sich neben ihn, legte die Hand auf seinen Rücken, um ihn ihre Nähe fühlen zu lassen, ihm zu zeigen, dass er nicht allein war. Sein ebenmäßiges Gesicht wirkte zerstört, als er zu ihr aufsah, zerrissen von Angst, Zorn und Trauer. Er hatte so lange versucht, den Kopf in den Sand zu stecken, ein dreiviertel Jahr hatte er so getan, als hinge er nicht am Leben, als wäre es egal, ob es einen Dean Winchester auf der Welt gäbe, und hatte sich eingeredet, einfach das Beste aus der verbleibenden Zeit machen und dann mit einem lässigen Game-Face in die Hölle gehen und den Finsterlingen eine Nase drehen zu können. 

Nichts dergleichen schwebte ihm zur Zeit vor – er wollte leben und das mit aller Inbrunst und mit jeder Faser seines Körpers.

Genau ein Jahr war es her, dass er lieber gestorben wäre, als ohne seinen Bruder zu leben.

Es war ein Jahr, das verflogen war wie ein Augenblick und umso schneller, nachdem er die Frau seines Lebens gefunden hatte.

Und jetzt blieb ihm nichts, als zu warten - auf das Ende, oder auf die Rettung...


* * *


Die Stimmen der Hexen schwollen an und wieder ab im Singsang der Beschwörungsformeln, die Luft schien zum Schneiden dick, der Geruch nach den verbrannten Ingredienzien erschwerte das Atmen.

Sam war bisher nur unbeteiligter Zuschauer, hielt sich außerhalb des äußeren Kreises auf, im Inneren durften sich nur initiierte Hexen aufhalten, damit nichts den Fluss der Energien in diesem Ritual störte. Nach mehreren Minuten der 3-stimmigen Rezitation uralter Formeln schien sich die Luft elektrisch aufzuladen, das Atmen wurde noch schwieriger, Sam fühlte, wie sich ihm sprichwörtlich die Haare sträubten, als Blitze aus dem Nichts zuckten und in der Mitte des Zirkels die Atmosphäre zu wabern begann, fast greifbar zu sein schien.

Ein dunkler Fleck entstand, der wuchs und wuchs, bis er an die Decke des Raums stieß, Substanz gewann und sich in die Breite ausdehnte. Aus der Schwärze schälte sich eine Kreatur, undeutlich, ohne konkrete Umrisse, das Gesicht erst ein heller, konturloser Fleck, in dem die Augen rot in einem bösartigen Feuer glommen, dann gewann es an Schärfe. Eine Frau mit schwarzem Haar, auf denen ein Krönchen aus unschätzbar wertvollen Diamanten glitzerte – oder war es ein Mann, der dort hämisch grinste! Nicht wirklich erkennbar, weil die Gesichtsform und –züge ständig wechselten, eine verzerrte Fratze, die sich ständig zu verändern schien, sich aus hunderten Gesichtern zusammensetzte - Gefangene der Hölle, die ihren Kontrakt mit dem Höllenprinzen zu erfüllen schienen.


„Lästiges Hexen-Gesindel! Ihr wagt es mich zu rufen – MICH!!! Ich werde euch lebendig die Haut abziehen…“

Die Stimme des Wesens, des Dämons klang schrill, schmerzte in den Ohren, war überall, nicht im Raum, sondern in den Köpfen.

"Ihr verf*** Hexen-Schlampen glaubt wirklich, dass ihr könntet mich ungestraft hierher zitieren?"


Melissa sah ihn furchtlos an. "Genau, das glauben wir." Ihre Stimme donnerte durch den Raum. "Lass Dean Winchester frei, oder du wirst es bereuen!"


Ein widerliches, tonloses Kichern erfüllte die Luft und brachte sie zum Schwingen, heizte sie auf, sodass den Frauen und Sam der Schweiß ausbrach.


" Ihr wagt es, mir zu drohen?! Ihr seid so dumm, Menschenpack! Seine lächerliche Seele gehört mir als Preis für das Leben von dem da…" ein obszön kaltes Kindergesicht drehte sich zu Sam, verspottete ihn " ihr Menschen seid so primitiv, so durchschaubar, für einen Funken Hoffnung würdet ihr alles geben… und jetzt ist es soweit. Ich werde ihn mitnehmen, wenn ich schon mal hier bin!"

 

„Gib ihn frei!“


„NEIN! Seine Zeit ist längst abgelaufen…“


Der Dämon bewegte sich blitzschnell in Richtung Tür – wurde aber schlagartig gestoppt, als seine formlose Gestalt den Rand der Teufelsfalle berührte. Die roten Augen in dem jetzt weichen, unschuldig jungenhaften Gesicht funkelten, Flammen schlugen den Frauen aus ihnen entgegen, verpufften aber an der mächtigen Barriere, die sie zu ihrem Schutz und als sein Gefängnis errichtet hatten.


"Ruby!" donnerte die so furchtbar missklingende Stimme durch den Raum und wandte sich der blonden Hexe zu, die herausfordernd den Kopf hob und ihn aus dunklen, ausdruckslosen Augen anstarrte.

"Du Missgeburt einer Hexe! Du hast mich verraten! Ich hätte dich vernichten sollen an dem Tag, an dem du in die Hölle kamst! Ich hätte dich auf kleiner Flamme rösten sollen, du verdammtes Miststück!"

Ungeheure Wut schwang in diesen Worten und er begann zu toben, versuchte, die Barriere des Heptagramms von innen zu zermürben, indem er wie ein Pingpongball hin und her schwang, seine Masse mit Urgewalt gegen die unsichtbaren Mauern donnern ließ. Er wütete mit ungeheurer Kraft – aber die Falle hielt und Sam nahm sich vor, Bobby nochmal zu danken für das großartige magische Sammelwerk, das er ihm überlassen hatte.

Aber plötzlich verharrte der Dämon, die rot glühenden Augen in dem sich ständig verändernden Gesicht checkten den Raum, glitten nach einer Schwachstelle suchend umher und dann konzentrierte er sich auf einen Punkt und bombardierte ihn mit Flammen. Donnernd fuhren sie in die Barriere, die langsam aber sicher zu flackern begann und zu zerfallen drohte.

Die Hände, eher Klauen, formten einen kleinen Kreis, in dem sich zuerst eine kleine Flamme bildete, die aber rasch größer wurde, eine superheiße Fackel, weißbrennend wie ein Kugelblitz. Sie wuchs unter ohrenbetäubendem Lärm, wurde größer und größer und ihr helles pulsierendes Licht erhellte die erschrockenen, blassen Gesichter der Mitglieder des Zirkels.


In diesem Augenblick wurde die Tür eingetreten und in der schwach erleuchteten Türöffnung waren zwei Schatten zu erkennen, einer groß, schlank und eindeutig männlich, direkt dahinter eine weibliche, zierliche Gestalt, und beide blieben bei dem unglaublichen Anblick, der sich ihnen bot, auf der Schwelle stehen.

Der Feuerball in den Händen des Dämons dehnte sich im Rhythmus eines  donnernden Pulsschlages aus und beleuchtete gespenstisch das blasse, sich ständig verändernde Gesicht mit den boshaft rot glühenden Augen darin. Die Atmosphäre schien zu wabern, dick genug, um sie zu trinken, statt sie einzuatmen und in dieser Sekunde überstürzten sich die Dinge.



Dean sah, wie Sam mit Rubys für Dämonen tödlichem Messer mit der grob gezahnten, rasiermesserscharfen Klinge in der Hand auf Abalam zusprang, mitten in der Bewegung in der Luft einzufrieren schien und dann mit Urgewalt an die Wand geschmettert wurde, wobei das Messer klirrend zu Boden fiel und quer durch den Raum rutschte.

"Saaaaaaaaam!!!" brüllte Dean beim Anblick von Sams regloser Gestalt und machte damit den Höllenknecht auf sich aufmerksam, der ein teuflisch amüsiertes, hämisches Kichern von sich gab.

"Dean, der lang und sehnsüchtig erwartete Anwärter auf einen Vorzugsplatz in der Hölle! Du kommst gerade zur rechten Zeit!"

Die Stimme war nicht recht zu identifizieren, sie variierte zwischen weiblich schrill und seltsam hohl und dumpf und als Dean durchstartete, um zu Sam zu kommen, schoss der Höllenprinz die weißglühende Feuerkugel mit ungeheurem Effet auf ihn zu.

Bevor sie ihn erreichte, warf sich eine Gestalt vor den älteren Winchester und riss ihn mit sich zu Boden, während wie aus dem Nichts Rubys Messer durch die Luft flog und den Abgesandten der Hölle mitten in die konturlose Stirn traf! Mit einem unmenschlichen, schrillen Kreischen begann die Gestallt zu flimmern und die Form verschwamm immer stärker, bis die Kreatur mit einem donnernden Laut in sich zusammen fiel und urplötzlich jeder Laut erstarb.


Die unvermittelte Stille wurde nur von einem schrecklichen, gurgelnden Geräusch unterbrochen und der Geruch verbrannten Fleisches erfüllte den Raum. Dean schob den leichten Frauenkörper vorsichtig von sich herunter und sah voller Entsetzen auf die klaffende, noch schwelende Wunde, die der Feuerball in den schmalen Brustkorb geschlagen hatte, der sich unter schwachen, rasselnden Atemzügen nur widerstrebend hob und senkte.

Er hielt die sterbende Frau im Arm und ihm war klar, dass hier jede Hilfe zu spät kommen würde und als sich die blassen Lippen bewegten, beugte er sich hinunter, um die geflüsterten Worte verstehen zu können.

"Dean… ich liebe…" mit einem zischenden Laut erstarb das Wispern und die blauen Augen wurden starr, als alles Leben aus ihnen wich…


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"…und heute nun tragen wir sie zu Grabe – unsere Tochter, unsere Enkelin, unsere Freundin und Geliebte – Blair Sinclair. Asche zu Asche – Staub zu Staub."


Die Stimme des Geistlichen klang routiniert, aber teilnahmsvoll, als er in die Runde der wenigen Trauergäste schaute. Die Mutter des Opfers, deren leuchtend rote Haare, zu einem dicken Knoten zusammen gesteckt, eine fast fünf Zentimeter breite schneeweiße Strähne an der linken Schläfe aufwiesen, stützte ihre gebrechlich wirkende Großmutter. Begleitet wurden die beiden Frauen von einem jungen dunkelblonden Mann mit militärisch kurzem Haar und vor Trauer versteinerten Zügen, sowie einem sehr großen dunkelhaarigen Mann, der wie erstarrt auf den schlichten Sarg starrte.

Der Sarg wurde in die Grube hinab gelassen und nach einem Moment der stillen Andacht verließen die trauernden Angehörigen den Friedhof.


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