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AW: [Supernatural] - Second Life


Yupp, die lieben Hormone. ;)

Ich danke dir sehr für das ausgiebige FB, Elenia.

Das nächste Kapitel ist etwas länger, weil ich die letzten friedlichen Momente für längere Zeit nicht auseinander reißen wollte.




* * *



"Ich fahre allein zu Turner, Dude, bleib du hier bei Blair. Das ist okay, nichts, was ich nicht allein hinkriegen würde." Sam redete auf seinen Bruder ein wie auf einen lahmen Gaul – und ebenso stur stellte der sich auch in Bezug auf diesen Alleingang des Jüngeren.


"Verdammt, ich will nicht, dass du ohne mich losziehst."


"Dean – es ist keine Jagd! Es ist nur sowas wie ein Interview! Ich bin kein Baby!"

Gereiztheit lag in Sams Stimme. Abgesehen davon, dass Dean seiner Meinung im Moment unbedingt zu Blair gehörte, hatte er absolut keinen Bock, seinen großen Bruder ständig um Erlaubnis zu fragen. Er war erwachsen, auch wenn Dean das zeitweise zu vergessen schien.


"Apropos Baby…" Blair fegte ins Zimmer und wedelte mit dem Telefon.

"Wir haben morgen einen Termin, mein Großer."


"Termin? Was für einen Termin?" Erwartungsvoll schaute er sie an und Sam atmete auf, als die Konzentration seines Bruders sich von ihm auf die junge Frau verlagerte.


"Wir haben einen Termin im Krankenhaus zum Ultraschall!"

Voller Vorfreude umarmte Blair ihren Freund. "Du weißt doch, mit dieser Untersuchung kann der Arzt Bilder von dem ungeborenen Baby machen und ziemlich sicher feststellen, ob es gesund und ein Mädchen oder ein Junge ist. Ich hatte schon eine solche Untersuchung und der Doc vermutete schon, es sei ein Mädchen, aber ganz sicher werden wir es morgen wissen", sprudelte sie heraus.


"Hast du da kein Foto bekommen?" fragte Dean neugierig und konnte es kaum erwarten, das Sinclair/Winchester-Baby zu sehen.


"Ich hatte, aber irgendwie ist es verschwunden, ich hatte es hinter der Sonnenblende im Auto… Ach, verdammt, das wird bei dem Unfall weggekommen sein", überlegte sie.


"Sam, fahr allein nach Lafayette – aber du passt auf und wenn dir irgendwas merkwürdig vorkommt, ruf mich sofort an, okay?"

Deans Aufmerksamkeit galt 100%ig seiner schwangeren Freundin und seine Vorfreude entlockte Sam ein breites Grinsen. Er hätte nie gedacht, dass sein Bruder nur einer Frau treu sein könnte und vor allem nicht, dass er sich so hingebungsvoll auf seine Vaterpflichten freuen würde. Aber wieso eigentlich nicht? Immerhin hatte er sich auch um ihn in einem Alter gekümmert, in dem andere Kinder noch im Sandkasten spielten…

"Dann nehme ich den Impala, okay?"


Der Schlüssel klingelte zwischen Deans Fingern, als er ihn ohne Widerrede aus der Tasche zog und dem Jüngeren zuwarf, der ihn geschickt auffing.


"Sei gefälligst vorsichtig damit, wenn sie auch nur eine Beule hat, wenn du wieder kommst, dreh ich dir den Hals um!" drohte der Ältere mit zusammen gezogenen Brauen.


"Da fällt mir ein, dieses Foto, das du vermisst… ist das so ein graues, das aussieht, als sei es im Nebel geschossen worden oder so? Da ist nichts drauf…" Sam schüttelte mit einer bedauernden Geste den Kopf.


"Genau, dieses Bild meine ich. Hast du es gefunden?" Blair war ganz aufgeregt.


"Hab ich, als ich deinen Wagen hab abschleppen lassen, während du bewusstlos warst. Ich hab's irgendwo in meinem Rucksack. Willst du's haben?"


"JAAAAA!" brüllten Dean und Blair einstimmig in einer Lautstärke, dass Sam erschrocken zurück wich.


"Okay, okay… ich geh' ja schon…" murmelte er vor sich hin, als er den Raum verließ.

Schwangere Menschen waren sonderbar…


*

*

*


"Das ist… nett… und das ist… verdammt! Was ist das?"

Dean drehte das Bild ein ums andere Mal und versuchte, etwas darauf zu erkennen, während Blair glucksend daneben saß und sich kaum beherrschen konnte.


"Dort, erkennst du es nicht? Das ist die Wirbelsäule und dort, das ist der Kopf", zeigte sie auf die entsprechenden Teile und versuchte ihm auf die Sprünge zu helfen.


"Sieht aus wie ein Gummibärchen", meinte er mit gerunzelter Stirn, während er das Bild noch mal drehte und den Kopf schief legte. "Sam, guck mal, kannst du darauf was erkennen?"


"Nope, sieht für mich immer noch aus wie ein Bild im Nebel…" brummte Sam mit einem scheelen Seitenblick auf Blair.


"Aber das ist mein Kind, müsste ich es nicht erkennen können?" Dean klang regelrecht verzweifelt und er schien ein schlechtes Gewissen zu haben, weil er dieses Foto nicht deuten konnte.


"Winchester, es ist okay, dass du nicht wirklich etwas erkennst. Für mich ist es viel leichter, weil ich gesehen habe, wie es sich bewegte, weil ich den Herzschlag gehört und gesehen habe. Warte bis morgen, dann wirst du deine Tochter sehen."

Sie drückte tröstend seine Hand und küsste ihn auf die deprimiert zusammen gepressten Lippen.

"Übrigens, Gummibärchen klingt niedlich." Ihr Kichern steckte an und ein schiefes Lächeln erhellte sein Gesicht.


"Na gut, dann muss ich eben noch einen Tag auf das erste PinUp-Foto warten. Sam, wann fährst du?"


"Hab meine Klamotten schon gepackt, kann los gehen." Er warf die große Tasche über die Schulter und ließ die Autoschlüssel, die Dean so ungewohnt großzügig rausgerückt hatte, um den Zeigefinger kreiseln.


"Okay, ich komm noch mit raus." Dean stiefelte schon aus dem Zimmer, während Sam Blair umarmte.


"Sei gut zu meiner Nichte, Sis", meinte er und sie zwinkerte ihm verschwörerisch zu, bevor er seinem Bruder zum Wagen folgte.


"Pass auf mein Baby auf", brummte der Ältere und ließ die Hand Abschied nehmend über den schwarz glänzenden Kotflügel gleiten und nachdem Sam die Tasche auf den Rücksitz verfrachtet hatte, klopfte Dean ihm kurz auf die Schulter.

"…und pass auch auf dich auf, Mann."



Wartezimmer beim Arzt – der Horror, aber Wartezimmer beim Frauenarzt – das war die Hölle! Wurden Männer hier immer so angestarrt und taxiert, wie bei diesem Arzt?

Dean saß zwischen einem Dutzend Frauen in verschiedenen Schwangerschaftsstadien mittlerweile nur noch auf der Kante des unbequemem orangefarbenen Plastikstuhls, einem Relikt aus den 70igern, und inspizierte fasziniert den Staub auf seinen Boots, der ein Erkennen der ursprünglichen Farbe des Leders unmöglich machte. Die Blicke, die auf ihm ruhten, legten den Schluss nahe, dass keine der Frauen einen Mann überhaupt schon mal aus der Nähe gesehen hatte.

Für Blair war der Grund klar – keine von ihnen hatte zuhause so ein ausnehmend ansehnliches Exemplar und sie schämte sich ihres 'Besitzerstolzes' nicht. Sie legte ihm beruhigend die Hand auf den Oberschenkel, als er sie mit verzweifelt gerunzelter Stirn anschaute, zog die Hand aber sofort wieder zurück, als sie erkannte, dass sie damit aller Blicke auf den besagten Oberschenkel und umliegende Körperbereiche ihres Freundes lenkte.

Er seufzte leise und beschloss, sich hinter einer der ausliegenden Zeitschriften zu verschanzen. Er blätterte eifrig in einer Eltern+Kind-Zeitung, las interessiert Werbung für Einweg-Windeln und Babynahrung und studierte eine Liste der zurzeit gängigen Mädchen- und Jungennamen.

Als er beim besonders intensiven Studium einer Seite blass wurde, schaute Blair ihm über die Schulter, um zu sehen, welcher Artikel ihn da so 'beeindruckte' und schluckte – eine reich bebilderte Reportage über eine Geburt mit Fotos aus verschiedensten Blickwinkeln, vorzugsweise aber aus der Perspektive, die normalerweise dem Arzt vorbehalten blieb, schien ihm den Schneid abzukaufen.

Sie zupfte ihm die Zeitung aus der Hand, um den interessanten Bericht zu lesen und er lehnte sich aufatmend auf seinem Stuhl zurück. Er war erleichtert, sich Blair nicht mehr in dieser Situation vorstellen zu müssen und versuchte, der Neugier der Wartenden mit einem Lächeln zu begegnen.

Gott, er konnte es nicht erwarten, aus der Höhle der Löwinnen zu fliehen!


Blair lag auf der Liege in einem kleinen, abgedunkelten Behandlungsraum und ihr schon recht runder Bauch glänzte von dem Kontaktgel, das die Gynäkologin aufgetragen hatte, um das Baby mit dem Ultraschallkopf sichtbar zu machen.

Dean saß am Kopfende neben dem Behandlungsbett und zerquetschte vor Aufregung beinahe Blairs Hand. Sie bewegte vorsichtig die Finger in seiner Umklammerung, weil sie das Gefühl hatte, sie seien bereits kurz vor dem Absterben, konzentrierte sich dann aber wieder auf das hochaufgelöste Ultraschallbild auf dem großen Monitor. Die Ärztin ließ das Gerät über die gespannte Haut des Bauchs gleiten, auf der Suche nach den Herztönen des Kleinen und nach wenigen Sekunden füllte ein gleichmäßiges, schnelles Wummern den Raum. Blair löste ihren Blick kurz vom Monitor und schaute zu Dean, als sie einen tiefen, schweren Atemzug aus seiner Richtung hörte. Er saß auf dem Stuhl, als hätte er ein Lineal verschluckt und starrte auf das Bild, auf dem er seine Tochter zum ersten Mal sah und lauschte andächtig ihrem Herzschlag. Seine Augen glänzten verdächtig feucht. Das war sein Kind, sein Baby, ein Stück von ihm und Blair…


"Sind Sie sicher, dass es ein Mädchen ist? Das sieht doch aus wie ein…zwei…?" Dean stutzte und kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.


"Das sind Finger, Mr. Winchester. Ihr kleines Mädchen macht gern Witze", lächelte die Ärztin, eine zierliche Asiatin in den Vierzigern.


"Von wem sie das wohl hat", meinte Blair in Deans Richtung.


Er grinste voller Stolz und beugte sich vor, um ihr ins Ohr zu flüstern "…und sie sieht doch aus wie ein Gummibärchen…"



Er konnte die Finger nicht von ihr lassen, als sie nach Hause fuhren und seine Hand verirrte sich immer wieder hinüber zu ihr, um ihren Bauch zu streicheln. Dean im Gefühlsrausch war für Blair doch etwas verwirrend, vor allem, da er alle Barrieren fallen lassen hatte, sich ihr so komplett öffnete, dass sie kaum glauben konnte, dass DAS ihr eher kaltschnäuziger Hunter war, dem zu allem ein blöder Spruch einfiel.

"Wie wollen wir sie nennen, Rotschopf? Lara, Lisa, Isabell?" Grübelnd zog er die Stirn kraus und Blair war sich nicht sicher, ob er den Straßenverkehr noch wahrnahm.


"Wolltest du sie nicht Mary nennen?" fragte sie sanft.


"Ich würde als zweiten Namen Mary toll finden, wenn es dir recht ist. Aber ich würde als ersten Vornamen Melissa gut finden, was meinst du?"


Sie wusste, warum ihre Tochter Melissa heißen sollte. Ihre Nana hatte ihn nachhaltig beeindruckt und sie liebte ihn, weshalb er von ihr hingerissen war. Außerdem war sie ein wichtiger Teil seiner Rettung gewesen. Aber dass er sie vor seine Mom stellte, überraschte sie doch und sie schluckte gerührt. Ihre Familie war seine geworden und er fühlte sich bei ihnen zuhause. Die Entscheidung für den Namen Melissa war ein sicheres Zeichen dafür. Sie griff nach seiner Hand, die noch auf ihrem Bauch lag und hauchte einen Kuss in seine Handfläche. Als er sie erstaunt ansah, lächelte sie ihn an.


"Ich liebe den Namen Melissa Marie… Melissa ist ein alter Sinclair-Hexenname, das ist dir klar, ja?" Forschend sah sie ihn, die Brauen hochgezogen.


"Es ist mir klar und mir ist auch klar, dass unsere Tochter niemals das sein wird, was ich früher für 'normal' hielt. Sie wird eine Sinclair sein, aber sie wird auch eine Winchester sein, sie soll stark und selbstbewusst sein, das Böse bekämpfen, wo sie es findet und niemals aufhören, an das Gute zu glauben."

Seine Gedanken und Hoffnungen kreisten um das Leben dieses Kindes. Plötzlich schoss ihm der Gedanke nach dem Verursacher von Blairs Unfall durch den von Babyfreuden beinahe vernebelten Kopf.

Er verstand sich selbst nicht – wieso hatte er sich bisher darüber keine Gedanken gemacht? Er hatte seinen Job sträflich vernachlässigt. Ihm lief ein Schauer über den Rücken, als er sich vorstellte, was hätte geschehen können, weil er nicht konzentriert genug gewesen war, Blairs Unfall objektiv und professionell zu betrachten und statt dessen sich und seine Gefühle zu sehr in den Vordergrund gerückt hatte. Sauer auf sich selbst schlug er mit der geballten Faust aufs Lenkrad und schüttelte unzufrieden den Kopf.


"Blair, dieses Kind, das dich veranlasste, in den Graben zu fahren … ist dir an ihm etwas aufgefallen?" fragte er harsch.


Sein Ausbruch kam vollkommen überraschend. Eben noch war er relaxt und voller Vorfreude und plötzlich rauchte er vor Zorn. Sie überlegte einen Moment, aber dann verstand sie, worauf er hinaus wollte.


"Ihre Augen waren glitzerten seltsam, fast weiß, und sie trug nur ein kurzärmliges Kleidchen. Mir schoss noch durch den Kopf, dass sie doch frieren musste, aber sie stand nur da und schaute mir entgegen, ohne sich zu rühren." Nachdenklich rieb sich Blair über den schmalen Nasenrücken.


"Ich denke, das war Lilith. Sie gehörte sozusagen zum Hofstaat von Abalam. Sam und ich sind ihr schon begegnet."

Er fluchte leise und starrte konzentriert auf die Straße. "Ich hab keine Ahnung, ob sie dich schon vorher gefunden hatte oder ob sie uns zu dir gefolgt ist."

Die Monate der Trennung hatten sich jedenfalls als vollkommen überflüssig erwiesen, da dieser Dämon Blair trotz aller Vorsicht gefunden und beinahe umgebracht hatte.


*

*

*


Mittlerweile waren sie vor Cassandras Haus angekommen und er lenkte den Rover in die Auffahrt. Nachdem er die Zündung ausgemacht hatte, drehte er sich zu Blair und nahm ihre Hände in seine.

"Rotschopf, ich muss meine Arbeit machen, ich kann's mir nicht leisten, mich auszuklinken. Bitte sei mir nicht böse, aber wenn Sam wiederkommt, werde ich mit ihm losfahren, um den Colt zu suchen. Er könnte noch verdammt wichtig werden. Ich werde dir Rubys Messer hier lassen. Dass du damit umgehen kannst, weiß ich."


In Erwartung heftigen Widerspruchs sah er sie bittend an, aber sie verblüffte ihn wieder einmal.

"Dean, ich weiß, dass du Sam nicht allein gehen lassen kannst und mir war immer bewusst, dass du deine Familie lieben wirst, aber niemals alles aufgeben kannst, woran du dein Leben lang geglaubt hast. Das ist, als wollte ich einem Löwen die Krallen ziehen…"


Er seufzte erleichtert. "Ich hatte vergessen, dass du mich  durchschaust und meine Gedanken kennst, bevor ich sie ausgesprochen habe."

Er drückte ihr einen schnellen Kuss auf die Lippen und öffnete die Autotür.

"Lass uns reingehen, es ist verdammt kalt und außerdem wird Sam bald anrufen."


* * *


"Rufus hat mir erzählt, dass Bela den Colt an einen Film-Tycoon verkauft hat, so einen Milliardär mit Riesenvilla in den Hollywood-Hills. Er hat vor seinen Freunden damit rumgeprotzt, dass er eine antike Waffe erstanden hat, die angeblich 'Das Böse' vernichten kann", erstattete Sam Bericht, als er Dean am Abend anrief.


"Und wusste dieser Rufus auch, wo der reiche Furz den Colt versteckt?" drängte Dean, begierig darauf, die für Dämonen tödliche Waffe zurückzuerobern.


"Er wollte erst nicht damit rausrücken, aber dann verriet er mir, dass Mills – das ist der Käufer – ein Luxus-Chalet in der Nähe von Denver besitzt, in der er eine bereits legendäre Sammlung von okkulten Gegenständen hortet. Er soll sie angeblich nur von Zeit zu Zeit besonders engen Freunden vorführen, alle extrem erfolgreich und ebenso extrem abgebrüht wie er selbst", schilderte der jüngere Winchester konzentriert die Fakten, die er von dem älteren Hunter erfahren hatte, der scheinbar über sehr gute Kontakte verfügte.


"Und – was hat dich diese Auskunft gekostet? Oder hat Turner dir das alles aus reiner Menschenfreundlichkeit erzählt?"

Dean hatte die Erfahrung gemacht, dass auch unter Huntern nichts umsonst war. Normalerweise gab keiner der Geisterjäger eine derartige Information preis, sondern machte sich auf den Weg, um eine derart wertvolle Waffe selbst zu ergattern.


"Bobbys Tipp war goldrichtig. Der Preis war eine Flasche feinster Johnny Walker Blue – billiger als ein Flugzeug…" Dean hörte seinen Bruder zufrieden kichern und grinste. Der 'Kleine' hatte seine Sache gut gemacht.


"Wann bist du wieder hier?" Ungeduld schwang in seiner Stimme mit. Es juckte ihn in den Fingern, sich sein Eigentum wiederzuholen.


"Ich muss erst kurz bei Bobby vorbei, der Wagen…" Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden, weil Dean ihm heftig ins Wort fiel.


"WAS ist mit dem Wagen!?"


"… braucht einen Ölwechsel. Mann, reg dich ab!"

Sam gluckste vor Vergnügen über den unbeabsichtigten Tiefschlag, den er seinem Bruder versetzt hatte. "Ich bin morgen Abend zurück. Fang schon mal an, dich von deiner Liebsten zu verabschieden", spöttelte er gutmütig, bevor er das Handy zuklappte und sich auf den Weg zu Bobby machte.


*

*

*



Ein winterblasser Sonnenstrahl fand seinen Weg zwischen den Vorhängen hindurch und ließ Blair geblendet blinzeln. Sie schloss die Augen wieder und streckte sich verschlafen, langte zur anderen Seite des breiten Bettes hinüber, fand es aber leer vor, allerdings noch warm von dem Körper, der bis vor wenigen Minuten dort gelegen haben musste. Dafür hörte sie im Bad die Dusche rauschen und bei der Vorstellung, wie er sich dort nackt unter dem Wasserstrahl rekelte, schnurrte sie leise und genüsslich in Erinnerung an die letzte Nacht.

Dean war immer leidenschaftlich, heißblütig und zärtlich, aber in der letzten Nacht hatte er sie vollkommen überrascht mit einer Sanftheit, die sie weinen ließ.

Er hatte sich Zeit gelassen, sie nervtötend langsam und zärtlich immer wieder an den Rand des Wahnsinns getrieben, um kurz davor inne zu halten. Er hatte keinen Millimeter ihres Körpers unberührt und ungeküsst gelassen, ließ ihre Sinne aufschreien und all ihre Nerven beben, bevor er ihr die Erlösung gönnte und sich mit ihr in einem sinnlichen Rhythmus vereinte.

Sie hätte niemals geglaubt, dass sie sich so sexy fühlen könnte mit dem dicker werdenden Bauch und den rundum wachsenden Rundungen, aber Dean schien nicht genug zu bekommen, sie anzusehen und zu fühlen.


Sie bemerkte nicht, wie sich die Tür fast unhörbar öffnete und lautlose Schritte sich dem Bett näherten, sah nicht die Gestalt, die sich über das Bett, über sie beugte…

… erst als die kalten Tropfen ihr Gesicht benetzten, schreckte Blair auf – zu spät! Der Eindringling hatte sie bereits aus dem Bett gehoben und an den tropfnassen Körper gepresst, um mit langen Schritten dem Badezimmer entgegen zu eilen, die Vorfreude deutlich ins breit grinsende Gesicht geschrieben. In der Dusche stellte er sie auf die Füße und drehte das Wasser an. Blair prustete erschrocken los, weil das klare Nass einen Moment benötigte, um sich zu erwärmen und strich sich die feuchten Locken aus dem Gesicht. Dean grinste wie ein Honigkuchenpferd, allerdings hatte er mehr Ähnlichkeit mit Poseidon, wie sie fand und sie drängte sich an seinen schlanken, muskulösen Körper. Seine Arme legten sich beschützend um sie.


"Guten Morgen, Süße."


Aneinander geschmiegt, standen sie einen Moment unter dem sprudelnden Wasserstrahl, sein Kinn lag auf ihrem Scheitel und ihre Wange an seiner Brust.

Er löste sich von ihr, schäumte etwas von dem nach Orangen duftenden Duschgel in seinen Händen auf und begann, sie einzuseifen. Liebevoll verteilte er den Schaum auf ihrem Körper und die Berührung seiner Hände  auf ihrer Haut ließ sie wohlig aufseufzen.


"Hm, daran könnte ich mich gewöhnen – ab heute hätte ich diese Behandlung bitte täglich", seufzte Blair, als er ihre roten Locken im weißen, feinporigen Schaum versteckt hatte.

Er spülte ihr den Schaum aus dem Haar, stellte das Wasser ab, hüllte sie fürsorglich in das große Badetuch, das er auf der Heizung angewärmt hatte und trocknete sie ab, bevor er es ohne Vorwarnung fallen ließ und sie bewundernd ansah. Sein perfekt proportionierter Körper glänzte nass und von den kurzen Haaren tropfte beständig das Wasser, um in kleinen Bächen erst die Brust hinunter und dann verführerisch weiter abwärts zu rinnen. Ohne ihn aus den Augen zu lassen, hob Blair das Handtuch auf und begann, ihn abzutrocknen, bat ihn, den Kopf zu senken, damit sie ihm die Haare trocken reiben konnte und genoss seine Reaktion auf ihre Berührungen. Als sie das Badelaken achtlos auf den Wannenrand fallen ließ, streckte er die Hand aus und zeichnete mit dem Zeigefinger zart die verstärkt erkennbaren Adern nach, die ihre vollen Brüste durchzogen, ließ die Hand auf ihrem straffer werdenden Bauch ruhen und hockte sich vor sie hin. Er legte das Gesicht an die Wölbung und schloss lauschend die Augen.


"Es gluckert", stellte er nach einigen Sekunden fest und grinste zu ihr auf. "Ich glaube, unser kleines Fräulein duscht auch gerade oder sie hat eine ziemlich feuchte Aussprache."


"Ich glaube eher, das ist mein knurrender Magen, Winchester." Blair zog ihn sanft an den in alle Richtungen abstehenden Haare hoch und lehnte sich an ihn, die Arme um seine Taille gelegt und die Wange an seine glatte Brust geschmiegt.


"Ich will nicht, dass du gehst…" wimmerte sie leise, "du bist noch gar nicht weg und du fehlst mir bereits."

Er wollte etwas erwidern, aber sie legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen.

"Pscht… sag nichts, ich weiß, dass du gehen musst, bitte schreib mein Gejammer den Rock' n Roll tanzenden Hormonen zu."

Sie lächelte gezwungen. "Komm, zieh dir was an, sonst muss ich mich schon zum Frühstück mit meiner Mom um dich prügeln."


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