AW: [Supernatural] - Second Life
Yup, stimmt, Dean lässt kein Fettnäpfchen aus, aber eher verbal... 
* * *
"Bobby?" Er rieb sich die Augen und schaute sich verschlafen in dem dämmrigen Raum um. Nur eine kleine Schreibtischlampe erleuchtete den Raum sparsam. Bobby war nicht zu sehen, aber Dean erkannte, dass es draußen noch nicht dunkel war.
"Willst du Kaffee?" kam der fragende Ruf aus der Küche um die Ecke, gefolgt von Bobby mit zwei großen, schon etwas angeschlagenen Kaffeebechern aus Steingut, aus denen sich dampfend der Duft von frischem Kaffee im Raum verteilte.
"Ich dachte, du wolltest essen?" Dean nahm Bobby eine Tasse ab und blinzelte ihn fragend an.
"Yepp – wollte ich – gestern Abend."
Bobby räumte den Stuhl gegenüber frei und setzte sich auf die Kante. Er vermutete, dass Dean vor Wut kochen würde, wenn er bemerkte, dass es nicht Abend, sondern bereits früher Morgen war, aber Deans Kopf hatte am Abend kaum das Kopfteil des Sessels berührt, als er auch schon eingeschlafen war.
Nein, Bobby hatte in keinster Weise ein schlechtes Gewissen. Sie konnten auch ein paar Stunden später noch mit der Suche nach Sam beginnen.
Erstaunlicherweise machte Dean keine Szene, weil Bobby ihn hatte schlafen lassen, sondern schlürfte nur ergeben seinen Kaffee. Der Ältere hatte einen Ausbruch erwartet, stattdessen zeigte sich ein anderer Dean als der, den er bis vor wenigen Monaten gekannt hatte. Er nickte gedankenvoll, als er an Blair dachte, die diesen Feuerkopf anscheinend bedeutend ruhiger gemacht und ihm einen Ausgleich geschaffen hatte.
"Was weißt du über Harlan Mills? Film-Mogul, Hollywood-Tycoon, Milliardär…" fragte Dean zwischen zwei Schlucken des belebenden Gebräus.
"Hm, noch nicht viel, aber ich bin dran. Er ist erst vor wenigen Jahren aufgetaucht, hat die Finger in vielen obskuren Geschäften, die meisten davon am Rande der Legalität. Es wurde auch schon gemunkelt, er hätte beim Verschwinden eines Konkurrenten die Finger im Spiel gehabt. Wieso? Meinst du, der hat mit Sams Verschwinden zu tun?"
Bobby schaute Dean forschend ins langsam munterer wirkende Gesicht.
"Klar, wieso nicht? Bela hat anscheinend die meisten ihrer 'Schnäppchen' an ihn verscherbelt und wenn ich an ihren Deal denke, könnte ich mir vorstellen, dass er die Teile im Auftrag von Dämonen aus dem Verkehr gezogen hat und dafür vor besonderen Freunden damit angeben durfte. Sein Erfolg könnte eine Belohnung für treue Dienste sein."
Nachdenklich rieb sich Dean den Nacken. Sein Magen knurrte hörbar und er grinste Bobby schief an. "Hast du noch was zu essen von gestern Abend übrig? Ich hab seit zwei Tagen nichts mehr gegessen und falle vor Schwäche gleich vom Sessel."
Bobby kannte es von Dean nicht anders. Nichts konnte ihm den Appetit verderben - nichts, außer tödlicher Sorge um Sam. Wenigstens erinnerte er sich dieses Mal daran, dass er bei Kräften bleiben musste. Er nickte dem Jüngeren zu und machte Sandwiches zurecht, viele – Deans Appetit kam immer beim Essen - und einige für die Fahrt gen Osten.
Eine halbe Stunde später brachen sie auf, aber erst, nachdem Dean erneut mit Blair gesprochen hatte.
* * *
Dunkelheit umgab ihn, tiefe, unendliche, bodenlose Schwärze. Er hockte zusammengesunken auf dem Boden, unter ihm nichts als harter, trockener Fels. Sein Kopf dröhnte und er versuchte sich aufzurichten. Er hatte keinen Schimmer, was geschehen war. Eben noch stand er vor der Vitrine mit dem Colt, dann wurde er hier in diesem Loch wach. Er tastete seine Umgebung ab… höchstens 2m breit und vielleicht 2m lang und als er aufstand, stellte er fest, dass diese Kammer oder was es auch immer war, höchstens 2m hoch war. Er konnte keine Tür fühlen, keine Luke oder Klappe, keine Möglichkeit, dieses… dieses Gefängnis zu verlassen. Er versuchte, sich halbwegs bequem hinzusetzen und die Panik zu bekämpfen, die in ihm aufstieg.
Dean würde ihn finden, er würde ihn befreien – das war so sicher wie das Amen in der
Kirche…
* * *
Blair und Cassandra eilten nach draußen, als sie das tiefe Brummen der Motoren der beiden alten Autos in der Einfahrt hörten. Die Jüngere schloss Dean in die Arme, als er kaum die Tür des Wagens hinter sich zugeworfen hatte. Er umschlang sie, hielt sie fest - hielt sich fest und jetzt endlich ließ er seiner Verzweiflung freien Lauf. Er klammerte sich an die junge Frau, geschüttelt von einem Weinkrampf, den er seit zwei Tagen verzweifelt zurück gehalten hatte. Alle Kraft schien diesen starken Körper verlassen zu haben und Blair knickte unter seinem Gewicht ein, fiel mit ihm gemeinsam auf die Knie. Erschüttert wiegte sie ihn, versuchte, ihn zu beruhigen, ihm Halt zu geben, während Bobby mit hängendem Kopf an den Beiden vorbei und mit Cassandra ins Haus ging.
"Ich hab mich über die Unterwäsche der Hausherrin amüsiert, während irgendjemand Sam gekidnappt hat", brach es aus Dean heraus. "Ich hab mir Zeit gelassen und das Riesenbett ausprobiert, statt Sam zu helfen!"
Unaufhörlich quollen die Tränen zwischen den langen, geschwungenen Wimpern hervor und es zerriss Blair das Herz, ihn so verwundet zu sehen.
Sie konnte noch nicht fassen, dass Sam nicht da war, aber noch war er 'nur' verschwunden, was bedeutete, er lebte möglicherweise noch. Noch bestand die Chance, ihn zu retten. Ihr war klar, dass diese Aussicht Deans Not nicht linderte, die Selbstvorwürfe nicht besänftigte, die ihn vollständig in ihren Klauen hatten.
Ihre Tränen vermischten sich mit seinen und ihre Hände streichelten unaufhörlich seinen bebenden Rücken, gleichermaßen ihn und sie selber tröstend. Nach einigen Minuten spürte Dean, dass sie am ganzen Körper zitterte und zog sie mit sich hoch, streifte die alte, bequeme Lederjacke ab und legte sie ihr um die Schultern, bevor er sie wieder in die Arme schloss.
"Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn es euch nicht gäbe, dich und unsere Tochter", flüsterte er und zog geräuschvoll die Nase hoch.
"Lass uns reingehen, es ist kalt und ich will nicht, dass du krank wirst."
Bis spät in die Nacht hinein saßen die Vier zusammen und diskutierten die Alternativen, die sich boten und jeder neue Anlauf endete in einer weiteren Sackgasse. Am Ende scheiterte jeder Gedankengang an der Tatsache, dass sie nicht wussten, WER Sam in seiner Gewalt hatte. Resignation breitete sich zwischen ihnen aus. Bobby raufte sich den zotteligen Bart, Cass starrte wortlos auf ihre Hände und Blair schien wie erstarrt in Hoffnungslosigkeit und Angst nicht nur um Sam, sondern auch um Dean, dessen Kopf auf die Brust gesunken war, die Augen in stummer Verzweiflung geschlossen.
Erinnerungsfetzen blitzten vor seinem inneren Auge auf…
Sammy, das Baby, geborgen in seinen Armen, während er zusammen mit dem Vater und mit brennenden Augen auf das Feuer starrte, das seine kleine heile Welt und seine Mutter verschlang.
Sammy bei seinem ersten Versuch, Rad zu fahren, an seinem ersten Schultag, bei seinem Highschool-Abschluss.
Sams Freude, als er seinen Bruder zum ersten Mal im Zweikampf besiegt hatte und sein konzentriertes Gesicht beim Reinigen der Waffen.
'Bitch'
'Jerk'
Das Atmen fiel ihm schwer bei dem Gedanken, möglicherweise nie wieder Sams breites Lächeln zu sehen, sich nie wieder mit ihm Wortgefechte zu liefern…
Der Vollmond tauchte das Zimmer in ein geisterhaftes, fahles Licht und ließ die Silhouette vor dem Fenster schmal und verloren erscheinen.
Dean stand reglos im weißen Schein des Mondes und schaute zum Sternenhimmel in der Hoffnung, dass irgendwo in dieser Sekunde sein Bruder dasselbe tat. Sein Gefühl sagte ihm, dass Sam lebte, sein Verstand dagegen versuchte ihm zuzuflüstern, dass die Wahrscheinlichkeit verdammt gering war, ihn jemals wiederzusehen.
Er schaute zum Bett hinüber, in dem Blair mittlerweile erwacht war. Sie sah traurig zu ihm auf, fand keine Worte des Trostes für diese neue Katastrophe in seinem verdrehten Leben.
"Komm wieder ins Bett, Winchester", sagte sie leise, "sonst frierst du noch fest."
Sie hob die Bettdecke und klopfte einladend neben sich auf die Matratze.
Nach kurzem Zögern schlüpfte Dean zu ihr unter die Decke. Seine Haut war eiskalt. Er musste schon länger dort am Fenster gestanden haben. Auf dem Rücken liegend starrte er an die Decke, in Gedanken schon wieder bei dem Vermissten und er brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass Blair ihn angesprochen hatte.
"Sorry, was hast du gesagt?" Verwirrt sah er in ihr Gesicht, das im Mondlicht blass leuchtete.
"Du hast deine Tochter nicht begrüßt, Winchester."
Sie wusste, dass das Baby seine größte Freude war und hoffte, ihm Mut zu machen, als sie seine Hand ergriff und sie auf ihren sich immer stärker rundenden Bauch legte, in dem die Kleine anscheinend gerade Nachtsport trieb.
Ein leises Lächeln stahl sich um seine Mundwinkel, schüchtern, als ob er sich schämte, ein bisschen Glück zuzulassen. Aber als er die kleinen Ausbuchtungen fühlte, für die die Füßchen oder der Kopf die Ursache sein mussten, seufzte er leise. Sam würde niemals wollen, dass er sich der Freude auf sein Kind berauben ließ. Dieses kleine Wesen war die Erfüllung all seiner Träume und zusammen mit Blair seine Zukunft.
Sie rückte mit dem Rücken in die Höhlung, die seine Vorderseite bildete und kuschelte sich in seine Arme, genoss seinen warmen Atem in ihrem Nacken und lächelte hoffnungsvoll, als er sie sanft aufs Ohr küsste. Ein Flüstern wie das Säuseln des Nachtwinds klang durch ihren Kopf und ihr schien, als habe sie irgendetwas Wichtiges vergessen…
Sie wachte in derselben Position auf, in der sie eingeschlafen war, als inneres 'Löffelchen', ihre Rückseite an ihn gepresst und seine Hand wie selbstverständlich auf ihrer Brust. Sein gleichmäßiger Atem an ihrem Haaransatz ließ sie zunächst glauben, er schliefe noch, aber dann fühlte sie seine Erregung an ihrem verlängerten Rücken und rieb sich, noch verschlafen, aber zielbewusst an ihm, entlockte ihm ein leises verlangendes Stöhnen und einen Kuss, der heiß wie ein Brandmal auf der zarten Haut am Hals unter ihrem Ohr brannte. Seine Hand schlüpfte in ihr Top und seine Finger umkreisten liebevoll ihre aufgerichtete Brustwarze, während er seinerseits nicht widerstehen konnte, sie fühlen zu lassen, wonach ihm der Sinn stand.
Wenige Atemzüge später spürte Blair statt seines warmen Körpers nur noch kühle Morgenluft an ihrem Rücken. Überrascht drehte sie sich zu ihm um, neugierig, warum er sich von ihr zurückgezogen hatte. Er saß auf der Bettkante und sah sie über die Schulter hinweg an, eine Träne hing in seinen Wimpern und seine Lippen zitterten.
"Dean? Was… "
"Blair, ich kann nicht. Möglicherweise ist Sam…" er stockte und wich ihrem Blick aus.
Sie setzte sich auf, schmiegte sich so eng an seinen kräftigen Rücken, wie es ihr mit dem runden Bauch möglich war und schlang die Arme um ihn.
"Du willst mir sagen, du darfst keine Sekunde glücklich sein, während Sams Schicksal ungewiss ist? Winchester, wenn du wirklich und ehrlich meinst, damit könntest du ihm helfen oder er würde es von dir erwarten, werde ich dich nicht mehr belästigen. Ansonsten…"
Sie fühlte seinen inneren Kampf, den Zwiespalt zwischen ihrer zwingenden Logik und dem Bauchgefühl, das ihn zum Unglücklichsein verdammen wollte.
"Dean… du nimmst Sam nichts, aber es nützt ihm auch nichts, wenn du… verdammt, ich will dich!" Sie schlug mit der geballten Faust auf seine Schulter.
Er fuhr herum und bei aller Trauer musste er lächeln, als er sie so vor sich knien sah, mit schmollenden Lippen, brennenden Augen und roten Locken, die in alle Richtungen abstanden, die Fäuste herausfordernd in die Seiten des runden Babybauchs gestemmt – und schöner, als jede Frau, die er bisher gesehen hatte.
Wie hatte er annehmen können, dass er die Finger von ihr lassen könnte? Sam jedenfalls würde ihm das niemals abkaufen…
* * *
* * *
Sein Zeitgefühl hatte ihn längst verlassen. Er konnte lediglich Stunden, aber ebenso gut auch schon Tage hier in diesem Loch sitzen. Er war nach einer gefühlten Ewigkeit ergebnislosen Grübelns über seine Situation eingedöst. Als er wieder erwacht war, hatte er einen Eimer und einen Teller kalter, matschiger Suppe vorgefunden, die irgendjemand von ihm unbemerkt hinein geschafft hatte. Der dünnflüssige Brei schmeckte ekelhaft, aber er war so durstig, dass er ihn durch seine Kehle zwang und sich dabei vorstellte, mit Dean am Tisch zu sitzen und genüsslich einen Burger zu vertilgen.…
Dean… was mochte er denken?
Ob er ihn suchte?
Aber wo sollte er ihn suchen?
Er selber hatte keine Ahnung, wo er sich aufhielt und warum.
Er versuchte, sich aufzuwärmen, indem er auf der Stelle trat, aber plötzlich fiel ihm ein, dass er nicht wusste, wie viel Sauerstoff er in diesem Raum hatte. Er hockte sich wieder hin und begann zu rechnen. Klar – ohne Frischluftzufuhr wäre er längst tot. Also musste er nur abwarten…
Warten, dass Dean ihn fand und befreite…
* * *
"Okay, dann ist es beschlossen, wir fahren zu Madame Melissa", knurrte Bobby.
Cassandra lächelte ihn sanft an. Sie mochte diesen brummigen, etwas schwerfällig wirkenden Mann, der so loyal zu den Winchesters stand. Er würde alles tun, um Dean bei der Suche nach dem Bruder zu helfen, ebenso, wie er monatelang verzweifelt nach einem Weg gesucht hatte, den Deal zu brechen, den Dean für seinen kleinen Bruder eingegangen war. Für ihn genauso wie für sie selbst waren die Brüder Teil der Familie geworden, und sie beide einte der Wunsch, die Beiden wieder zusammen zu führen und sie gesund und glücklich zu sehen. Persönlich kennen gelernt hatten sie sich aber tatsächlich erst jetzt.
Bobby, Dean und Blair würden gleich nach Boston aufbrechen, um die alte Sinclair-Hexe um Rat zu bitten. Mittlerweile war Sam allerdings seit mehr als vier Tagen verschwunden und die Spuren, so sie existierten, waren sicherlich längst erkaltet.
Sie konnten eine Menge Hexenpower gebrauchen…
"Dean, Junge, es kommt alles in Ordnung." Ihre Worte ließen keinen Widerspruch zu.
Genau so kannte Dean die alte Lady und genau so liebte er sie.
Sie hatte ihre Besucher erwartet, öffnete just in dem Moment die Tür, als der Impala vor ihrem Hexenhäuschen bremste und streckte die Arme nach dem älteren Winchester aus, bei aller Traurigkeit des Anlasses doch überaus glücklich, ihn und die Urenkelin wieder zu sehen. Sie machte aus ihrer Schwäche für den gutaussehenden, jungen Jäger keinen Hehl und drückte ihn fest an ihren mageren Körper, der früher einmal die Männer mehrerer Staaten um den Verstand gebracht hatte.
Sie strich mit der schmalen, blaugeäderten Hand über seine Wange, auf der seit Sams Verschwinden der Bart spross und lächelte wehmütig.
"Du wirst ihn wieder sehen, glaub mir."
Dann erst wandte sie sich der jüngeren Sinclair zu und nachdem sie ihre Urenkelin herzlich umarmt und geküsst hatte, trat sie einen Schritt zurück und strich sanft und andächtig über den runden Bauch, den Blair stolz in einem hautengen Shirt präsentierte.
"Deine Tochter ist stark, Kind, sie ist eine echte Sinclair. Junge, du bist nicht zu beneiden mit zwei so starken Frauen im Haus. Zieh dich warm an…", schmunzelte die mächtige Weiße Hexe und nahm erst jetzt den älteren, bärtigen Mann wahr, der hinter Blair und Dean die Veranda betreten hatte.
"Nana, das ist Bobby Singer, ein sehr guter Freund", übernahm Dean die Vorstellung seines väterlichen Freundes. Der entsann sich aller Manieren, die er früher mal besessen hatte, zog die Mütze vom struppigen Kopf und beugte sich mit einem ehrerbietigen "Ma'am" tief über die runzelige Hand der Alten.
DAS war die Art Verehrung, den Melissa noch aus jüngeren Jahren kannte und der Graukopf hatte bei ihr direkt einen Stein im Brett.
"Ich habe ein wenig meditiert und mit einigen Leuten gesprochen." Melissa rührte mit einem zierlichen, silbernen Löffel im obligatorischen Tee, während ihre Besucher den starken, schwarzen Kaffee genossen, den die alte Lady gekocht hatte.
Nach einem strafenden Blick von Dean hatte Blair ihren Kaffee mit reichlich Milch verdünnt. Schade um den guten Kaffee, rebellierte sie innerlich. Nichts durfte man, wenn man schwanger war und Abbitte leistend für ihre aufsässigen Gedanken legte sie die Hand auf ihren Bauch, obwohl sie das Gefühl hatte, ihre Tochter wäre ganz ihrer Meinung und wispere ihre Zustimmung.
"Mit Leuten gesprochen - so wie – 'gesprochen'?" fragte Dean und betonte die Worte so, dass klar war, dass er von einer Séance und dem Kontakt mit Geistern sprach.
"Kluger Junge", schmunzelte die Alte und nickte ihrem Liebling wohlwollend zu.
"Ich habe ein paar Gefallen eingetrieben und ein paar Leute losgeschickt, sich umzuhören, was die Gerüchteküche so hergibt."
"Und du hast etwas erreicht, Nana, da bin ich sicher", warf Blair ein, wobei sie nach Deans Hand griff und sie ermutigend drückte.
"Nicht so viel, wie ich gern hätte, Kind, nicht wirklich." Sie wiegte gedankenverloren den Kopf, war aber gleich wieder bei der Sache.
"Ich weiß nicht, wer Sam entführt hat und wo er ist, aber man spricht von einem Dämon, der sich ein neues Spielzeug zugelegt hat, was zumindest bedeutet, dass er lebt. Ich vermute, ich sage euch damit nichts Neues, oder?" Fragend sah sie erst Dean, dann Blair an.
Dean war sich dessen entgegen jeder Logik gefühlsmäßig ganz sicher, während Blair der Stimme glaubte, die in ihrem Inneren zu flüstern schien.
Melissa ließ sich ausgelaugt in ihren Lieblingssessel fallen, nachdem der raue Klang des starken Motors in der Ferne verklungen war. Stärke vorzutäuschen war eine anstrengende Sache, wenn man wusste, dass sich der Rest der Lebenszeit nicht mehr nach Jahren, sondern nur noch nach wenigen Monaten berechnete.
Sie seufzte, trotzdem zufrieden, tief auf. Ihr Tod würde nicht das Ende bedeuten. Ihre Blutlinie war noch immer stark, stärker jetzt durch die Vermischung mit dem Blut der mental und physisch starken Winchester-Familie und die Stärkste ihrer Sippe war noch nicht geboren! Melissa… sie würde die Fackel der Sinclairs weiter tragen und das Böse das Fürchten lehren.
Ihre eigene Stärke schwand in demselben Maße, wie die des Kindes wuchs und ihr war bewusst, dass der heutige Abschied von den 'Kindern' ihr letzter gewesen war.
Ihre allerletzte große Aufgabe, ihre Bestimmung lag allerdings noch vor ihr…
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