AW: [Supernatural] - Second Life
Na gut... dann sagst du eben nix *schmoll* 
* * *
Deans Hände umschlossen so fest das große Lenkrad des Impala, dass seine Knöcheln weiß hervortraten, während sein Gesichtsausdruck nicht erahnen ließ, wie frustriert er war. Er hatte keine Ahnung, was er sich erhofft hatte – aber sicherlich mehr, als nur ein 'Sam lebt' und die Möglichkeit, dass sein Bruder irgendwo in der Hölle von einem widerlichen, schleimigen Dämon gefoltert wurde! Dabei wusste er genau, dass er ungerecht war, dass seine Erwartungen viel zu hoch gesteckt waren. Hatte er wirklich geglaubt, Melissa würde ein bisschen mit dem Pendel spielen, stinkende Kräuter ins magische Feuer werfen und dann mit schicksalsschwangerer Stimme den Verbleib von Sam verkünden oder ihn mit einem Knall wieder auftauchen lassen? Die Vorstellung amüsierte ihn und er versuchte vergeblich, das Zucken seiner Mundwinkel zu unterdrücken. Er riskierte einen Seitenblick zu Blair – der die entsprechende Frage deutlich ins Gesicht geschrieben stand. Er schüttelte leicht den Kopf und konzentrierte sich wieder auf' s Fahren.
"Sie ist schwach, Blair, das bilde ich mir nicht ein, oder?" sprach er ein paar Minuten später seine Gedanken laut aus, die Stimme sichtlich belegt aus Sorge um seine alte Freundin.
Blair nickte. "Sie glaubt, wir merken es nicht, aber als ich sie das letzte Mal gesehen habe - du weißt, in der Nacht, in der wir deinen Deal brachen - war sie noch voller Kraft, voller Leben und jetzt… Sie ist nur noch ein Schatten ihrer selbst und ich fürchte, wir werden sie bald verlieren."
Tränen klangen in ihrer Stimme mit, als die Trauer über den bevorstehenden Tod der Nana Überhand nahm. Andererseits wusste sie, dass aus dem Tod das Leben erwuchs und keine Seele verloren ging – so sagten es die alten Familienlegenden…
* * *
"Sam! Sammy?!" dröhnte die Stimme in hämischem Singsang durch sein winziges Gefängnis als wolle sie seinen Kopf zum Platzen bringen, nachdem er tage- oder schon wochenlang keinen Laut außer seiner eigenen Stimme vernommen hatte. Er hatte keine Ahnung, wie lange seine 'Einzelhaft' bereits andauerte, hatte sein Zeitgefühl vollständig verloren.
Er schüttelte sich benommen.
"Wer…" Seine Stimme gehorchte ihm nicht, klang fremd und belegt. Er räusperte sich und versuchte es erneut.
"Wer bist du?"
"Was nützt es dir, das zu wissen?" höhnte die körperlose Stimme.
Nach ungezählten Tagen und Nächten auf dem nackten Fußboden gab es keinen Körperteil mehr, der nicht schmerzte und bei dem Versuch, sich auch nur etwas zu dehnen, beschwerte sich jeder Muskel protestierend. Also blieb er sitzen.
Heiser antwortete er: "Du bist ein jämmerlicher Feigling. Wenn du mich schon umbringst, solltest du auch den Mumm haben, dich mir zu zeigen!"
Er hustete. Die Kälte hier würde ihn umbringen, wenn nicht zuvor der Wassermangel oder der Hunger.
Verdammt, wo war Dean? Hatte er nicht geschworen, ihn zu retten, ihn zu schützen? Er hätte wissen müssen, dass sein Bruder sich jetzt mehr für sein Mädchen interessierte als für ihn.
Die bösartige Stimme riss ihn wieder aus seinen verwirrten Gedankengängen.
"Okay, aber mein Name wird dir nichts sagen. Ich bin Akatash…"
"Was für' n Arsch?" höhnte Sam.
In dieser Sekunde hörte er ein leises Gluckern und fühlte, wie seine Füße nass wurden. Er tastete den Boden ab und stellte entsetzt fest, dass irgendwo Wasser in das Loch eindrang – und es stieg schnell, verdammt schnell!
"Deine Mami sollte dir den vorlauten Mund mit Seife auswaschen", kicherte die Stimme.
"Oooh… ich vergaß…du hast ja keine Mutter…"
Irgendwo klingelte es in Sam, diesen Spruch hatte er schon mal gehört…
Mittlerweile hatte das Wasser bereits sein Kinn erreicht und er hob mühevoll den Kopf, versuchte zitternd, sich zu strecken und stieß doch bereits unter die Decke der Kammer. Bei dem Versuch, nicht in Panik zu verfallen, atmete er so tief und ruhig es ging… bis das Wasser über seinem Kopf zusammen schlug und den gesamten Raum füllte. Er hielt die Luft an, bis seine Lungen brannten – dann explodierten Supernovas vor seinen Augen und seine Brust platzte…
DEEEEEEEEEEEEAN!
* * *
In den nächsten Tagen veränderte sich Dean. Nach ihrem Besuch bei Melissa stromerte er ruhelos und schwermütig durch das Haus, als erwarte er, Sam vorzufinden, wenn er wahllos eine Tür öffnete.
Er saß stundenlang an Sams Laptop und durchsuchte das Internet nach Übernatürlichem, genau genommen jedoch nach Zielen, an denen er seinen ungeheuren Zorn auf sich selbst und die Welt abreagieren konnte.
Die Nachrichten über mehrere verstümmelte und ausgeblutete Leichen verschiedenen Alters in Grenada kamen ihm gerade recht.
Unter dem Vorwand, Bobby nach Hause bringen zu wollen, schlug er auf dem Weg dorthin einen 'winzigen' Haken von knapp 800 Meilen, um ein Vampir-Nest auszuheben. Einmal eingeweiht war Bobby zwar nicht begeistert davon, sich mit den gierigen Blutsaugern anzulegen, aber Dean diesen Kampf allein ausfechten zu lassen, stand für ihn nicht zur Debatte, vor allem nicht in dessen augenblicklichem Zustand – dem der blinden Wut.
Sie mieteten ein Zimmer in einem nahegelegenen Motel und verbrachten den Abend damit, die Stadt und die Lokalitäten auszubaldowern, die das bevorzugte Jagdrevier der Vampire zu sein schienen.
Dean erwachte am Morgen mit dem vertrauten Gefühl, nicht allein im Motel-Zimmer zu sein und schaute zum zweiten Bett – dem hinteren, denn es hatte niemals Diskussionen darüber gegeben, dass er das vordere Bett im Zimmer belegte. Er reckte sich gähnend und setzte sich auf die Bettkante, während er sich den Schlaf aus den Augen rieb.
"Sam, du bist dran mit Kaffee holen…"
Ein struppiger Kopf tauchte unter der Decke auf und eine Stimme brummte: "Hol dir deinen Kaffee gefälligst selber, Sohn."
Die Realität traf Dean mit der Gewalt einer Dampframme – Sam war nicht da, würde möglicherweise nie wieder mit ihm unterwegs sein, in Ruf- und Reichweite nächtigen.
Er kämpfte um seine Fassung – ein Kampf, den er nicht gewinnen konnte und als Bobby sich wenig später aus dem Bett schälte, fand er einen jungen Mann vor, der erstarrt zu sein schien, leer, tränenlos, innerlich wie tot…
Die Vampire konnten einem fast leid tun.
Dean stürmte das alte Farmhaus, in dem die Sippe lebte und metzelte nieder, was ihm vor die rasiermesserscharfe Machete kam. Er richtete ein Blutbad an, das ihn selbst entsetzt hätte, wenn er nicht sowieso alles durch einen roten Nebel wahrgenommen hätte. Er setzte noch eins drauf, indem er einen besonders wehrhaften älteren und offensichtlich erfahrenen Blutsauger mit einem Flammenwerfer grillte, bevor das gesamte Gebäude ein Raub lodernder Flammen wurde.
Bobby hatte er kurzerhand zum Statisten degradiert – zu einem entsetzten Statisten. Er erkannte Dean nicht wieder.
Der Ältere der Brüder war immer ein Feuerkopf gewesen, aber dabei hatte er immer eine Selbstbeherrschung und Professionalität an den Tag gelegt, die seinen Jahren weit voraus war. Jetzt wütete er wie ein Berserker, ohne Maß und Zurückhaltung und vor allem ohne sich auch nur im Geringsten darum zu sorgen, und ob er selbst dem Massaker mit heiler Haut entkam oder nicht.
Als die Sirenen der Feuerwehr in der Ferne ertönten, saß er, beschmiert mit Asche und dem Blut von fast einem Dutzend Vampire, am Steuer seines Autos auf dem Weg nach South Dakota und klopfte unter dem konsternierten Blick von Bobby beängstigend fröhlich den Takt zu Paranoid auf dem Lenkrad mit – Sinnbild seines momentanen Geisteszustands, wie Bobby insgeheim dachte.
Seine Wandlung hatte neue Dimensionen angenommen, als er drei Tage später wieder 'zuhause' auftauchte – unangekündigt, wie er sich auch schon an den Tagen zuvor nicht bei Blair gemeldet hatte. Er trug einen stümperhaften Verband um die rechte Hand und hörte keine Musik mehr in seinem Wagen. Auf dem Rückweg von Bobbys Haus nach Providence hatte ihn ein Song die bis dahin mühsam erhaltene Fassung verlieren lassen – Ashes to Ashes. Voll grenzenloser Wut hatte er die Faust ins Tape-Deck gerammt und solange immer wieder zugeschlagen, bis es nur noch ein Klumpen Schrott war. Nach diesem Ausbruch hatte er den Wagen an den Straßenrand gelenkt und sich ohne weitere Gefühlsregung die schmerzende, blutende Hand verbunden.
War er in den ersten Tagen nach Sams Verschwinden noch emotional unausgeglichen und äußerst verletzlich gewesen, so schien er jetzt verhärtet und ein Leben, das Sam nicht einschloss, ließ ihn augenscheinlich kalt.
Nahezu jede Nacht erwachte Blair, weil er das gemeinsame Bett verlassen hatte und aus dem Fenster in die dunkle Nacht starrte. Immer seltener reagierte er auf ihre Aufforderung, sich wieder schlafen zu legen. Er wurde immer unzugänglicher und selbst Blair konnte den Panzer aus Gleichgültigkeit nicht mehr durchbrechen, den er trug wie einen wertvollen Mantel.
Auch das Telefongespräch, das sie mit Bobby kurz nach Deans Rückkehr geführt hatte, war nicht dazu angetan, sie zu beruhigen.
Bei einigen wenigen Gelegenheiten erhaschte Blair einen Schatten des alten, liebevollen Dean, wenn sein Blick auf ihrem immer stärker anschwellenden Bauch ruhte und in seinen Augen die Gefühle für das werdende Leben aufblitzten.
Aber er hatte das Interesse an ihr vollkommen verdrängt, ging ihr tagsüber aus dem Weg und wenn er nachts das Bett aufsuchte und nicht im Sessel oder auf der Couch schlief, rückte er an den äußersten Rand der Matratze, als habe er einen Widerwillen dagegen, sie auch nur zu berühren.
Ihr Verstand sagte ihr, dass er seine Gefühle einfach nicht filtern konnte: entweder er ließ alle Emotionen zu oder er schloss alle aus, wozu dann auch die Liebe zu ihr gehörte. Ihr war durchaus klar, dass sein Verlust nicht vergleichbar war mit dem 'normalen' Verlust eines Verwandten und schon gar nicht mit ihrem Verlust in Bezug auf Sam.
Aber bei all ihrem Verständnis für sein emotionales Dilemma verletzte es sie zutiefst, dass er sie ausschloss und langsam hinterließ sein Verhalten tiefe Spuren in ihrem Gemüt. Ihr bisher immer äußerst gesunder Appetit verließ sie und heftige Rückenschmerzen ließen sie nicht mehr zur Ruhe kommen. Immer häufiger vernahm sie eine Stimme in ihrem Kopf und sie fürchtete um ihren Verstand.
* * *
Das krampfhafte Zittern ließ seine Zähne so heftig aufeinander schlagen, dass er befürchtete, sie würden in Stücke brechen.
Zum wiederholten Mal hatte sein Kerkermeister ihn fast ertrinken lassen, nur um nach mehreren Minuten, wenn Sam bereits das Bewusstsein verloren hatte, das Wasser wieder aus der Zelle abzulassen.
Halbverhungert hatte er neulich verschimmeltes Brot verschlungen, um es postwendend unter furchtbaren Magenkrämpfen wieder zu erbrechen. Er stank nach Schweiß, Urin und Erbrochenem und die Nummer mit dem Wasser hätte ihn beinahe erfrischt, wenn er in den klammen, stinkenden Klamotten nicht so erbärmlich gefroren hätte.
Wie viele Tage er schon in diesem Loch vermoderte, konnte er nicht mal mehr schätzen. Waren es überhaupt noch Tage oder eher schon Wochen? Seine Uhr hatte keine Beleuchtung mehr, da er sie an der Wand zertrümmert hatte, weil ihr unnützes Ticken ihm den letzten Nerv geraubt hatte.
"Dude, langsam könntest du dich hier mal sehen lassen. Ist 'ne scheiß Location, 5 Sterne Minus", murmelte er und leckte sich die trockenen, rissigen Lippen.
Er versuchte, sich Jessicas Gesicht vorzustellen, aber es vermischte sich mit dem einer schwarzhaarigen Schönheit mit langen, spitzen Zähnen.
Wie hieß sie noch? Er hatte sie getötet, genauso wie er Jessica getötet hatte und seine Mutter. Er schmeckte den Kupfergeschmack von Blut auf seiner Zunge, aber es hatte noch einen Beigeschmack… war das Schwefel?
Dad hatte es gewusst. Dad – wenn er ihn sich vorstellte, sah er immer nur gelbe Augen mit geschlitzter Pupille.
Wer war überhaupt sein Vater?
Seine Gedanken drehten sich wie verrückt im Kreis und das Einzige, das ihren wilden Tanz aufhalten konnte, war der Gedanke an Dean. Sein Gesicht war das Einzige, was er klar vor Augen hatte, das Einzige, das ihm Mut machte und ihn vor der endgültigen Kapitulation bewahrte. Klare, grüne Augen und fest aufeinander gepresste Lippen zeigten seine Entschlossenheit, seinen Bruder immer und überall zu retten.
Er würde kommen… WÜRDE er kommen?
Tränen rannen die eingefallenen bärtigen Wangen hinunter, brannten sich in die trockene Haut und der vage Gedanke, der Qual ein Ende zu setzen, flackerte in seinem gemarterten Hirn auf.
Aber NOCH hatte er Hoffnung…
* * *
Es war genug! Er machte sie krank und schadete ihrem Kind und sie musste mit ihm reden.
Voller Zorn und Angst begab sie sich in die Höhle des – tja, des zahnlosen Löwen.
"Dean… ich muss mit dir reden."
Dean hob langsam den Kopf und sah Blair ausdruckslos an. Seine Augen hatten ihren Glanz verloren und schienen sie nicht wirklich wahrzunehmen, als sie sich ihm gegenüber am Tisch niederließ.
"Was?" presste er zwischen schmalen Lippen unwillig hervor, sichtlich genervt von der unliebsamen Unterbrechung.
Blair starrte ihn an. Er wirkte so kalt, so unberührbar, dass sie schon befürchtete, nicht zu ihm durchdringen zu können. Sie griff nach einer seiner Hände und drückte sie liebevoll, aber seine Finger lagen schlaff wie ein toter Fisch in ihrer Hand und sie fühlte Tränen bitter in ihrer Kehle brennen.
"Lebst du noch oder bist du bereits gestorben?"
Für einen kurzen Moment traf sein verständnisloser Blick den ihren, bevor er ihr seine Hand entzog und begann, wieder auf die Tastatur einzuhacken.
"Dean, so geht es nicht weiter! Ich bin auch noch da, WIR sind auch noch da. Ich weiß, was du fühlst, aber… "
"Weißt du das? Glaubst du wirklich, DU weißt es?" blaffte er sie an. "Du hast keine Ahnung, was ich fühle!"
Blair zuckte zurück vor soviel eisiger Ablehnung, war aber nicht bereit, so schnell klein beizugeben. "Dann sag es mir! Sag mir, was du fühlst, hilf mir, es zu verstehen…"
Ohne sie auch nur anzusehen, schüttelte er den Kopf.
"Du und deine heile Welt – wie solltest du verstehen, was Sam mir bedeutet", knurrte er gereizt in einem Ton, der ihr nahe legte, sich doch am besten in Luft aufzulösen oder zu Staub zu zerfallen, Hauptsache, sie ging ihm nicht weiter auf die Nerven.
Seine selbstmitleidige Arroganz verwandelte Blairs Kummer langsam aber sicher in Wut und sie lehnte sich über dem Tisch so weit vor, dass es ihm unmöglich wurde, an ihr vorbei zu sehen.
"Winchester, entweder redest du mit mir oder du kannst dir deine Vaterrolle von der Backe putzen! Du kannst nicht in mein Leben rein und raus marschieren, wie es dir beliebt und ich werde nicht zulassen, dass unsere Tochter ihren Vater als irren Zombie durchs Leben schleichen sieht! Vergiss es!"
Sie hatte sich in Rage geredet und ihre Stimme hämmerte unnachgiebig auf die Mauer ein, die er um seine Gefühle aufgerichtet hatte. Etwas in ihren Worten rüttelte ihn auf und er schaute resigniert in ihr zorniges Gesicht.
Ihre Augen funkelten ihn an und es war selbst für ihn in seiner Verbohrtheit überdeutlich, dass sie mit ihrer Geduld am Ende war.
Sein Blick fiel auf ihren Bauch und der verzweifelte Wunsch nach Liebe und Verständnis – und nach seinem Bruder - ließ seine Barrieren bröckeln. Er biss sich auf die Lippe, versuchte weiterhin zu verdrängen, was er seit Tagen einfach aus seinen Gedanken ausgeschlossen hatte.
Er wollte sie nicht verlieren und er wollte sein Kind nicht verlieren – ohne sie UND Sam würde er nur ein Nichts sein, für niemanden auf der Welt für Bedeutung.
Er fragte sich, ob das alles geschehen wäre, wenn er sich vor einem halben Jahr mit seinem Schicksal abgefunden hätte, wenn er Blair niemals begegnet wäre. Sie würde nicht sein Baby erwarten und würde ahnungslos ihr Leben leben, Sam würde wieder studieren, leben, nicht nur überleben und er – tja, die Hölle war angeblich ein nettes, warmes Plätzchen…
"Blair, ich… ich kann einfach nicht so weitermachen, als wenn Sam noch da wäre! Es war meine Aufgabe, ihn zu schützen und ich habe furchtbar versagt – und das nicht nur einmal. Mein Leben ist ein Chaos und ich hab's versaut. Für mich ist dieses Leben sinnlos und ich würde deins auch gründlich versauen."
Er versuchte, ihrem drängenden Blick zu entgehen und machte den Eindruck, als sei die Unterhaltung für ihn beendet.
Sie schluckte hart. "Dann musst du dich entscheiden: entweder, du lässt dir helfen und kümmerst dich um den Teil deiner Familie, der hier ist und dich braucht oder du suhlst dich weiter im Selbstmitleid und verschwindest schleunigst aus diesem Haus."
Sie hatte kaum ausgesprochen, als ein scharfer Schmerz durch ihren Unterleib schoss wie ein glühendes Messer. Sie krümmte sich ruckartig zusammen und stieß zischend die Luft aus, um heftig und schnell wieder einzuatmen. Erst ihr dumpfes, schmerzerfülltes Stöhnen erregte Dean Aufmerksamkeit und er sprang auf, um sie aufzufangen, als sie vom Stuhl glitt. Ihr kalkig weißes Gesicht war von kaltem Schweiß bedeckt und ihm blieb fast das Herz stehen, als er bemerkte, dass sie bewusstlos war.
"Cass! Cassandraaaaaa!" brüllte er nach Blairs Mutter, während er sie auf dem Boden sitzend in seinem Schoß barg und ihr hilflos die blasse Wange streichelte.
*
*
*