Elenia
...sunshine...
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(c) by Neo
Die Balance, das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse, welches seit einiger Zeit für die Seite des Lichts ausgeschlagen hat, wird nun empfindlich gestört; die Charmed Ones, die Mächtigen Drei, die stärksten Verfechter des Guten wechseln auf die Seite der Finsternis und bilden eine Allianz, die der Triade gleichkommt. Nun versuchen sie absolute Macht und Herrschaft zu erringen; nur ihre Halbschwester kann sich ihnen in den Weg stellen und versuchen, die Flut des Bösen einzudämmen.
Episode 1x02 - Gegenwehr
Episode 1x02 - Gegenwehr
Wunschträume liefen vor Paiges geistigem Auge ab. Wie Piper schon gesagt hatte, hatte sie sich schon immer Geschwister gewünscht. Immer schon hatte sie das Gefühl gehabt, dass irgendetwas in ihrem Leben fehlte. Etwas, das sie nicht definieren konnte.
Und nun war die Chance, diese Lücke zu füllen, greifbar nahe. Ihre Schwestern, von denen sie erst vor so kurzer Zeit erfahren hatte, standen vor ihr und boten ihr an, sie in ihren Kreis aufzunehmen. Sie würde endlich ein Teil einer großen Familie sein können, sie würde Schwestern haben, die zu ihr hielten, mit denen sie reden konnte.
Schließlich hielt Prue ihr mit einer auffordernden Geste die Hand hin, um Paige so zu einer schnelleren Entscheidung zu bewegen. „Wie wäre es, wenn du dich heute noch entscheidest?“, wandte sie sich leicht gereizt an ihre Schwester, da deren Überlegungen ihr zu lange dauerten. Es war doch eindeutig, auf welche Seite sie sich zu stellen hatte, dachte Prue.
Aber genau diese Geste riss Paige wieder aus ihren übermäßig positiven Gedanken, was ihre Schwestern anging. Sie realisierte, dass sie sich fast von demselben Bösen hatte verführen lassen, dem Prue, Piper und Phoebe erlegen waren und dass nur wenige Meter hinter ihr ihre leibliche Mutter stand, die ihre Schwestern anscheinend zu Eis hatten erstarren lassen. Und sie hatte auch nur im Ansatz darüber nachgedacht, mit ihnen zusammenzuarbeiten?
Nun schüttelte Paige allerdings energisch den Kopf und versuchte stattdessen, ihre Schwestern davon zu überzeugen, wieder auf die Seite der Guten zurückzukehren. „Nein, ich werde mich nicht auf eure Seite schlagen. Vor allem, weil ihr eigentlich gar nicht böse seid. Ihr seid schon immer gute Hexen gewesen und das solltet ihr auch weiterhin sein. Man braucht euch hier.“
Mit ihren Worten erreichte sie allerdings lediglich ein kurzes, trockenes Lachen der mächtigen Drei. „Glaubst du wirklich, was du da redest? Wir waren vielleicht gut, aber wir mussten uns ständig um alle möglichen Regeln kümmern und durften unsere Kräfte nicht ein einziges Mal für uns selbst einsetzen, ohne dafür bestraft zu werden. Denkst du, dass man das auf Dauer aushält? Wir zumindest nicht, denn wir haben erkannt, dass wir so wesentlich mehr Macht ausüben können und diese Macht auch für uns selbst nutzen können und nicht immer nur für andere. Wofür haben wir unsere magischen Kräfte, wenn nicht für uns selbst? Glaubst du, wir wollen immer nur für andere leben? Nein, wirklich nicht“, erklärte nun Piper ziemlich aufbrausend, da sie Paiges Entscheidung nicht wirklich begreifen konnte. Sie würde nicht wieder in ein Leben zurückkehren, das nur noch von Regeln bestimmt war.
„Ich gebe dir noch eine letzte Chance: schließ dich uns an und genieße wie wir das Gefühl von großer Macht, uneingeschränkt nutzbar für dich selbst“, fügte Phoebe hinzu und an dem begeisterten Funkeln ihrer Augen konnte man deutlich erkennen, dass sie ihre neuen Fähigkeiten und Möglichkeiten genoss.
„Aber denkt an all das Gute, das ihr getan habt und noch tun könnt. Wie vielen Menschen ihr geholfen habt und was euch das gebracht hat: die Liebe vieler so wunderbarer Menschen wie unserer Mutter“, versuchte Paige noch einmal ihre Schwestern zu überzeugen und wies mit einer kurzen Handbewegung auf Patty, die immer noch zu einer Eisfigur erstarrt war.
„Und was hat uns das gebracht? Weißt du eigentlich, wie oft wir schon gestorben wären, beziehungsweise sogar schon annähernd gestorben sind? Piper war für wenige Minuten schon tot, weil wir unsere Kräfte nicht einmal einsetzen durften, um sie zu retten. Diese Liebe bringt uns überhaupt nichts, höchstens noch mehr Schwierigkeiten. Entscheide dich endlich. Entscheide dich für deine Schwestern oder gegen uns“, erklärte Prue nun schon ziemlich erregt und ihre Augen blitzten wütend auf. Es war klar, dass dies Paiges letzte Chance war, mit ihnen zusammenzuarbeiten.
Aber diese schüttelte nur demonstrativ ihren Kopf und trat instinktiv einen Schritt zurück – weg von ihren Schwestern, um sich deutlich von deren Einstellung zu distanzieren.
Prue, Piper und Phoebe wussten gleichzeitig, was dies bedeutete. Sie konnten es sich nicht leisten, eine gute Macht am Leben zu lassen, von der sie wussten, wie viel Potential in ihr steckte. Natürlich war sie ihre Schwester und sie würde auch ihre böse Macht um einiges verstärken können, aber es war nur allzu deutlich, dass sie in ihrer kurzen Zeit als Hexe deutlich von der guten Seite, vor allem auch durch Patty, beeinflusst worden war und sich nicht auf ihre Seite schlagen, sondern ihnen entgegenarbeiten würde. Und das konnten und wollten sie nicht zulassen.
Diese Gedanken hatten die drei Schwestern innerhalb weniger Augenblicke gefasst und indem sie sich nur kurz gegenseitig ansahen, wussten sie, dass sie alle die gleiche Entscheidung getroffen hatten. Und so schnell, dass Paige kaum realisieren konnte, was eigentlich passierte, entstanden in den Händen der drei Schwestern Energiebälle, die auf sie gerichtet waren.
Buchstäblich im letzten Moment erschienen jedoch blau-glänzende Punkte neben Paige, die sich ziemlich schnell zu einer Gestalt in einer hellen Kutte formten, die ihre Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte, sodass man anstellte des Antlitzes lediglich Schatten erkennen konnte. Die Person nahm Paige rasch am Arm, fasste auch nach der zu Eis erstarrten Patty und war kaum eine Sekunde zu früh wieder mit den beiden verschwunden, was die hastig abgefeuerten Energiebälle der mächtigen Drei ins Leere gehen ließ.
„Verdammt noch mal, was war das denn jetzt?“, schimpfte Piper fast augenblicklich und sah sich wütend in Paiges nun leerer Wohnung um.
„Ein Wächter des Lichts. Dabei fällt mir doch auf, dass sich unser eigener Wächter des Lichts damals sehr viel später zu erkennen gegeben hat. Ich schätze, das zeigt, dass denen da oben viel an Paige liegt, wenn er sich ihr gegenüber schon jetzt zu erkennen gibt. Sie werden keine andere Trumpfkarte als diese Möchtegern-Hexe mehr haben“, erklärt Prue nachdenklich und betonte dabei vor allem die Worte ‚denen da oben’ äußerst geringschätzig.
„Und wo ist sie dann jetzt bitte hin?“, wandte sich Piper an ihre ältere Schwester, während Phoebe auf einmal einen lauten Schrei los ließ und ihre Aggressionen über das knappe Entkommen von Paige an deren Einrichtung ausließ.
„Woher soll ich das wissen? Ich denke, wir sollten wieder zurück in die Unterwelt und erst einmal überlegen, wie wir am besten weiter vorgehen“, schlug Prue daraufhin vor. Piper stimmte diesem Vorschlag nickend zu und nachdem sie Phoebe erst einmal davon abgehalten hatte, die Möbel mit Tritten oder Energiebällen zu zerstören, stimmte auch sie zu, wenn gleich auch immer noch ziemlich wütend darüber, dass es Paige trotz ihrer geringen Erfahrung mit Hilfe dieses Wächters des Lichts geschafft hatte, ihnen zu entkommen.
Aber schließlich verschwanden die drei Schwestern dann gemeinsam wieder zurück in die Unterwelt.
„Was war das denn jetzt bitte?“, fragte Paige ziemlich verwirrt, als sie in einem etwas altmodischer eingerichteten Haus wieder erschien und mit ihr die Person, die sie gerettet hatte, sowie die Eisstatue ihrer Mutter. „Wo bin ich hier eigentlich und wesentlich wichtiger: Wer sind sie?“, wandte sie sich dann direkt an den Mann in der Kutte, der Paige auf irgendeine Weise, die sie sich nicht erklären konnte, Vertrauen einflößte. Sie wusste, dass sie von diesem Mann nichts zu befürchten hatte.
„Ich wurde vom Ältestenrat geschickt, um dich zu retten, da du wohl der einzige Mensch auf der Welt bist, der sich gegen die mächtigen Drei zur Wehr setzen kann. Und ab sofort bin ich auch weiterhin für dich verantwortlich, da ich dein Wächter des Lichts bin. Ich habe dich auch gerade eben aus deiner Wohnung weggeorbt und zwar hierher ins Halliwell Manor, das Haus, in dem deine Schwestern vor ihrem Wechsel auf die dunkle Seite gelebt haben. Ich denke, das waren fürs erste genügend Informationen. Ich muss mich jetzt erst einmal um Patty kümmern. Bleib einfach hier, es wird nicht lange dauern“, erklärte der junge Mann und Paige konnte nicht anders, als einfach zu nicken, da sie von dem schnellen Ablauf der Geschehnisse noch immer ziemlich durcheinander war. Ihr Wächter des Lichts, falls sie diesen Punkt seiner Erklärung richtig verstanden hatte, umfasste nun wieder Pattys Arm und löste sich mit ihr in blau-glänzende Lichtpunkte auf, die rasch nach oben und durch die Zimmerdecke verschwanden.
Zum ersten Mal hatte Paige nun die Gelegenheit, sich in dem Haus umzusehen, in das sie gebracht worden war. Das Zimmer, in dem sie sich befand, war mit wunderschönen, altmodischen Möbeln eingerichtet. Die Füße des Couchtisches zum Beispiel wiesen wunderschöne Schnörkel auf und insgesamt passte alles einfach zusammen. Als sie auch die umliegenden Räume erkundete, konnte sie das in jedem Zimmer feststellen. Obwohl es eigentlich altmodisch war, wirkte es mehr als anheimelnd und weckte sofort ein wohliges Gefühl in Paige, als hätte sie schon immer hier sein müssen und würde hier hingehören.
„Hier haben also meine Schwestern gewohnt und wahrscheinlich auch unsere Mutter und unsere Großmutter wahrscheinlich auch“, murmelte sie leise vor sich hin. Währenddessen warf sie in der Küche einen Blick in die Schränke, die einen immensen Vorrat an Kräutern und anderen seltsamen Zutaten enthielten. Wahrscheinlich sind diese für Zaubertränke gedacht, falls es so etwas tatsächlich gibt, schoss es Paige durch den Kopf. Eigentlich war es ja unhöflich, die Schränke anderer Leute zu durchsuchen, aber sie konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Schwestern noch hier wohnten. Erstens hätte sie der Wächter des Lichts doch kaum hierher gebracht, wenn die Gefahr bestand, dass die drei zurückkehrten. Zweitens sah alles nach einem ziemlich unplanmäßigen Aufbruch aus, denn in der Spüle lag Geschirr, das noch niemand abgespült hatte und auch sonst waren einige Dinge nicht so aufgeräumt, wie man es in einem normalen Haushalt erwarten würde. Aber Paige gefiel es hier und sie fuhr fast schon andächtig mit ihrer Hand über die Möbel, da sie es immer noch nicht glauben konnte, was dieses Haus für eine große Wirkung auf sie hatte. Sie würde am liebsten überhaupt nicht mehr von hier weggehen.
Sie war gerade wieder zurück in die Vorhalle gegangen und wollte die Treppen nach oben hinaufsteigen, als auf einmal Patty wieder bei ihr erschien.
„Entschuldige bitte, dass es so lange gedauert hat, aber der Ältestenrat musste mich zuerst aus der Eisstarre befreien, die ich Piper zu verdanken hatte. Jetzt bin ich aber für dich und deine Fragen da, von denen du wahrscheinlich eine Menge haben wirst“, erklärte sie und führte Paige zum Sofa des Vorzimmers, wo er mit ihr Platz nahm.