Elenia
...sunshine...
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(c) by Neo
Die Balance, das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse, welches seit einiger Zeit für die Seite des Lichts ausgeschlagen hat, wird nun empfindlich gestört; die Charmed Ones, die Mächtigen Drei, die stärksten Verfechter des Guten wechseln auf die Seite der Finsternis und bilden eine Allianz, die der Triade gleichkommt. Nun versuchen sie absolute Macht und Herrschaft zu erringen; nur ihre Halbschwester kann sich ihnen in den Weg stellen und versuchen, die Flut des Bösen einzudämmen.
Episode 1x03 - Gewissheit
Episode 1x03 - Gewissheit
Schreie hallten durch die Gänge, die grob aus den Felsen geschlagen waren. Das Gestein wirkte verbrannt und dunkle Flecken waren zu sehen, die sehr stark an Blut und andere Dinge erinnerten, über deren Sinn und Zweck man lieber nicht nachdenken sollte. Auch einzelne Fleischklumpen, die einst zu menschlichen und weniger menschlichen Körper gehörten, lagen auf dem unebenen Steinboden und hingen an den Vorsprüngen der rauen Gangwände.
Diese Szenerie wurde von einem flackernden roten Licht erhellt, das an den Schein rauchender Fackeln erinnerte. Doch die schmiedeeisernen Halterungen, die für sie vorgesehen waren, waren leer oder zerstört, geschmolzen, gesprengt. Der Schein des Lichtes wurde von der Luft selbst übertragen, so schien es zumindest, denn eine Quelle war nicht festzustellen. Mittlerweile zogen Rauchschwaden durch die Gänge und füllten diese aus, um den Blick eines Betrachters abzulenken.
Weiter hinten öffnete sich der Gang zu einem Felsendom, unter dessen Kuppel sich der Rauch gesammelt hatte, der von den Körpern aufstieg, die vereinzelt am mit großen Steinquadern ausgelegten Boden des weiten Doms lagen. Blicklos starrten sie anklagend in die Weite, während ihre Kameraden versuchten, das gleiche Schicksal zu vermeiden. Ein kurzer Blitz in einem glühenden Rot und ein weiterer verpufften wie ein Alp in den glühenden Strahlen der Sonne...
Zu eben jener Sonne, die es verstand, düsteren Gedanken Einhalt zu gebieten, blickte in diesem Moment Paige hinauf, wie um sich zu vergewissern, ob es noch etwas gab, das sich nicht verändert hatte. Blinzelnd wischte sie sich die Tränen aus den Augen, die das helle Sonnenlicht in ihre Augen getrieben hatte, und warf einen letzten Blick zurück zu dem Laden, aus dem sie eben gekommen war.
Sie war mit der Absicht hierher gekommen, die Hexenliteratur zu erweitern, die ihr ihre Mutter, Patty, bei ihrem ersten Treffen übereignet hatte. Allerdings war dieses Unternehmen zu einem Fehlschlag geworden. Selbst mit ihrem begrenzten Wissen hatte sie erkannt, dass es hier zwar viel zu kaufen gab, das meiste davon aber nicht zu gebrauchen war, wenn man ernsthafte Magie betrieb.
Seufzend wandte sich die junge Hexe ab und fuhr sich nachdenklich durch die dunklen Haare, die der leichte Wind ihr, seit sie auf der Straße stand, immer wieder in einzelnen Strähnen ins Gesicht wehte. Erneut strich sich Paige die nervenden Haare hinter die Ohren, während sie sich langsam in Bewegung setzte und einen mehrmals gefalteten Zettel aus ihrer Handtasche zog. Mit einem weiteren Seufzer öffnete sie diesen und strich den letzten Namen in einer längeren Liste durch.
So viele größere und kleinere Läden hatte sie heute nun schon abgeklappert. Und ebenso viele hatten sich als Fehlschlag erwiesen. Kopfschüttelnd näherte sie sich ihrem kleinen grünen Käfer und strich ihm beinahe liebevoll über die Motorhaube. Auch eines der wenigen Dinge, die sich – glücklicherweise – nicht geändert hatten. Mit einem melancholischen Lächeln stieg Paige ein, startete den Motor und fuhr langsam nach Hause zurück. Nein, korrigierte sie sich in Gedanken, ins Manor. Noch war zu wenig Zeit vergangen, als dass sie sich von ihrer Vergangenheit lossagen konnte.
Ein weiterer Energieball flog durch die rauchgeschwängerte Luft, traf aber mitten im Flug auf ein weiteres Geschoss und vernichtetet dieses; sonst blieb er wirkungslos. Vor einem Angreifer ballte sich die Luft zu einem blitzenden Knäuel zusammen und während er es noch verwundert anstarrte, bohrte es sich bereits mit einem hässlichen Geräusch in seine Brust. Er wich schreiend zurück, doch das war vergeblich, denn es schossen bereits Flammen aus seinem Mund und er verging mit einem letzten Brüllen in einer Säule aus glühenden Funken.
Die drei Schwestern hatten sich in der Mitte des Doms Rücken an Rücken aufgestellt und funkelten wütend die angreifenden Warlocks an. Vor ihnen, einem Teppich gleich, breiten sich Leichen aus, zerfetzt, zerrissen, zerstückelt; verbrannt und verloren. Viele waren bereits vernichtet, doch die Angreifer gaben nicht auf, als sich einer der ihren durch das Netz der Energiebälle der Drei kämpfte und einen Dolch in Phoebes Schulter warf. Diese schrie auf und brach in die Knie, während ihre Schwestern diesen Angriff sofort vergalten.
Doch der Schmerz stachelte die Wut der jüngsten Schwester an und mit flammenden Augen erhob sie sich wieder. Phoebes Finger legten sich um den Griff des Dolches, den sie mit einer langsamen Bewegung aus ihrer Schulter zog. Blut rann ihren Arm hinab, was sie aber nicht weiter störte, und Blut glitzerte auf der schmalen Klinge. Mit einem beinahe lässigen Schwung ihres Armes warf sie den Dolch auf einen der Angreifer, der ihn zwar abfangen konnte, aber, da er sich auf die Klinge konzentriert hatte, den nachgeworfenen Energieball nicht bemerkte und daran zu Grunde ging.
Lange schon mussten sich Prue, Piper und Phoebe nun schon verteidigen, und ihren stand mittlerweile der Schweiß auf den Gesichtern. Die Kraft, von der sie zehrten, war zwar stark, doch auch sie konnte erschöpft werden; besonders, wenn sie von so vielen Seiten attackiert wurden. Doch langsam nahm die Schar der Angreifer ab und plötzlich kehrte Ruhe ein. In dem Felsendom schien es unnatürlich still zu sein. „Endlich...“, murmelte Phoebe leise und brach so nach einigen Minuten das vollkommene Schweigen. Prue und Piper nickten nur zustimmend, während sie sich gegenseitig eingehend musterten. Alle drei waren verletzt, Phoebe mit ihrer Schulterwunde am schwersten und es war nicht zu übersehen, wie erschöpft sie waren.
Die ehemaligen Hexen nahmen sich an den Händen; ein dunkler Schimmer lief über ihre Körper, sog die Farbe aus ihnen und mit einer plötzlichen Funkenexplosion verschwanden sie im Nichts. Im mit einem Mal schwächer werdenden Licht blieb nur die erkaltenden Körper, der Geruch nach verbranntem Fleisch und das Blitzen der magischen Energie, die sich noch nicht vollständig entladen hatte, zurück.
Paige fuhr in die Einfahrt und stellte den Motor ab. Doch statt auszusteigen, blieb sie noch in ihrem Wagen sitzen und strich gedankenverloren über das Lenkrad. Ihr Blick wanderte über das Manor, soweit sie es sehen konnte, und wie bei einer Vision wurde dieses Bild dunkler, finsterer. Sie zuckte zusammen und schüttelte den Kopf. Jetzt liess sie sich schon von Bildern ihrer Phantasie beeinflussen. Selbst wenn ihre Schwestern böse waren, hieß das noch lange nicht, dass auch das Haus darauf reagierte. Ihre Mutter hatte ihr ja einiges über die Geschichte der Hexen erzählt und das Manor war immer den bösen Mächten entgegen getreten; soweit es das vermochte.
Erneut den Kopf schüttelnd stieg sie aus dem Wagen, sperrte ab und ging dann über den Rasen zu Eingangstür. Mit dem Schlüssel, den sie im Haus gefunden hatte, öffnete sie die Tür und ließ diese dann hinter sich ins Schloss fallen. Mit einem Lächeln ließ sie ihren Blick durch den Raum, der sich zum Wohnzimmer öffnete, schweifen. Seit sie sich daran gemacht hatte, das ganze Haus zu putzen, was sehr anstrengend war, strahlte es wieder in seinem alten Glanz und wirkte wieder wie das Heim derer, die das Gute vertraten.
Langsam legte sie Tasche und Mantel ab und begab sich ebenso langsam ins Wohnzimmer, wo sie sich auf ein Sofa fallen liess. Auf dem Tisch vor ihr, darunter, daneben, stapelten sich Bücher über Magie, Zaubertränke, Dämonen, magische Wesen, Rituale und Sprüche; einfach alles, was eine angehende Hexe wohl benötigte. Dem war aber nicht so. Ziemlich viel, was in diesen Büchern stand, war einfach nur Blödsinn, unbrauchbares Zeug. Und das regte sie auf. Gerade noch kreisten ihre Gedanken um ihr Leben und nun waren sie schon bei ihrer Berufung. Und bei ihrem ungenügenden Informationsmaterial. Wie sollte sie gegen ihre Schwestern ankommen, wenn sie ihnen nichts entgegensetzen konnte?
In Paiges Augen erschien ein wütendes Funkeln und am Liebsten wollte sie etwas zerstören, aber bevor sie auch nur den Entschluss zu solch einer Tat fassen konnte, hörte sie eine Stimme hinter sich. „Weswegen regst du dich so auf, mein Kind?“ Verwirrt sprang Paige auf und fuhr noch in derselben Bewegung herum und erstarrte. Vor ihr stand Patty, ihre Mutter, die Frau, die ihr gesagt hatte, wer sie war. Plötzlich betreten, druckste sie herum und brachte nur ein „Hallo...“ zustande, was ihrer Mutter ein Lächeln entlockte.
„Nur nicht so schüchtern, immerhin bin ich deine Mutter. Aber ich weiß,“ fuhr Patty fort, als Paige dazu ansetzte, etwas zu sagen, „ du kennst mich erst seit kurzer Zeit. Das verstehe ich.“ Sie kam um das Möbelstück herum, legte Paige eine Hand auf die Schulter und drückte sie sanft auf die Couch zurück. „Also, was regt dich nun so auf?“, fragte Patty erneut. „Eigentlich alles. Ich bin hier, was ja nichts Schlechtes ist, aber alleine in einem so großen Haus. Und dann mein Hexendasein. Es ist ja interessant und alles, aber wie soll ich etwas lernen, wenn es mir niemand zeigt? Und in den Büchern steht auch nicht so viel drinnen, wie ich gehofft hatte. Und mit meinen Kräften komme ich auch nicht klar. Über meine Schwestern höre ich auch nichts, wie soll ich mich da vorbereiten? Sie wollten mich töten und ich konnte ihnen nichts entgegen setzen. Und das kann ich jetzt genauso wenig wie vorher...“