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AW: Was die dumme Liebe aus uns macht - Avi's OneShots and Similar Stuff


Bring me to Life


  „Chris, wir stürzen ab… Das Flugzeug wird abstürzen… Ich werde dich nie wieder sehen… Sterben… Vergiss mich nicht… Niemals… Ich liebe dich.“

 

  „Sandra…“ Fassungslos starrte ich auf die SMS, mein ganzer Körper begann zu zittern. „SANDRA!“

  Sofort kam sie angelaufen, ihrem besorgten, beinahe erschrockenen Blick konnte ich entnehmen, dass sie bereits ahnte, was geschehen war. „Chris…“, flüsterte sie. „Es gab einen Flugzeugabsturz… Hier in München…“

  Ich nickte und setzte mich neben meine Kollegin auf die Couch. Vorsichtig legte ich einen Arm um ihre Schultern. „Katja…“ Meine Kehle fühlte sich staubtrocken an, ich war kaum fähig, weiter zu sprechen Doch Sandra verstand. Sofort füllten sich ihre Augen mit Tränen, die stumm ihre Wange hinab liefen und zu Boden tropften. Selbst ich weinte, in jeder anderen Situation hätte ich es sofort abgestritten, doch dieses Mal ließ ich es geschehen. 

 

  Ich liebe dich… Ein eiskalter Schauer durchfuhr meinen Körper, immer wieder las ich Katjas Nachricht, konnte es nicht glauben. Niemand… Niemand hatte das Flugzeugunglück überlebt. Sie war tot… Meine kleine Katja… Tot. Wie sehr ich sie doch geliebt hatte… Ich war so unglaublich dumm gewesen… Warum hatte ich ihr nie etwas gesagt? Es wäre alles anders gekommen, wir wären so glücklich geworden… Zusammen… Und jetzt? Jetzt war alles vorbei… Nie mehr könnte ich sie in meinen Armen halten, mit ihr lachen, sie trösten... Sie war fort… Für immer. Doch was, wenn sie lebte? 

 





  Müde ließ sich Katja auf ihren Sitz sinken und schloss die Augen. Es war ein langer Tag gewesen, sie freute sich auf zu Hause, und vor allem auf ihr Bett. Aber sie durfte nicht vergessen, in der Kanzlei anzurufen, sobald sie gelandet war, das hatte sie Sandra versprochen. Katja musste lachen, als sie daran dachte. Sandra und ihre Flugangst… Wenn es sich vermeiden ließ, machte sie selbst um Flughäfen einen großen Bogen, bei jeder Gelegenheit wurde sie von Chris deswegen aufgezogen. Aber um ehrlich zu sein… Katja konnte es ihr nicht verübeln, denn das Fliegen gehörte auch nicht unbedingt zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. Trotz allem hatte sie keine Wahl, der Termin in Hamburg war wirklich wichtig gewesen, und mit dem Zug wäre sie wohl kaum pünktlich gekommen. Sie warf einen letzten Blick aus dem Fenster, als das Flugzeug langsam auf die Startbahn zurollte und schließlich in die Lüfte abhob. 

 

  Langsam ließ ich meinen Blick über die Unglücksstelle schweifen. Überall lagen Flugzeugteile verstreut, vereinzelte Feuer brannten, konnten nicht gelöscht werden, der beißende Gestank von Rauch, Verbranntem lag in der Luft. Noch immer durchforsteten Rettungskräfte die Trümmer nach Überlebenden, doch die Suche blieb erfolglos.  

  Meine Beine fühlten sich an wie Blei, ich schaffte es kaum, einen Schritt vor den anderen zu setzen, und doch zwang ich mich dazu, weiterzugehen, immer weiter. Warum war ich bloß hierher gekommen… 

  „Entschuldigen Sie…“

  Erschrocken wandte ich mich um, sah einem Feuerwehrmann direkt in die Augen. „Ja?“

  Er räusperte sich leise. „Eigentlich sollten Sie gar nicht hier sein… Der Zutritt ist für Unbefugte verboten… Sind Sie ein Angehöriger?“

  Ich nickte geistesabwesend, ohne darüber nachzudenken, was ich tat. „Ja… Ich… ich bin der Verlobte von…“

  „Hey, Boss!“, wurde ich von einer der Rettungskräfte unterbrochen. Der Feuerwehrmann wandte sich von mir ab und merkte nicht, dass ich mich ebenfalls umdrehte. „Was gibt’s denn?“

  „Wir haben noch eine Leiche gefunden!“

 

  Erschrocken schlug Katja die Augen auf, als das Flugzeug plötzlich an Höhe verlor. „Was war das?“, fragte sie ihre Sitznachbarin. Doch diese klammerte sich nur an ihrem Sitz fest. „Wir werden sterben…“, flüsterte sie immer wieder. „Wir… wir werden alle sterben…“

  „Na toll…“ Katja seufzte leise und lehnte sich in ihrem Sitz zurück. Ihr war nicht wohl bei der Sache, ganz und gar nicht, denn die besorgten Blicke der Stewardessen waren nicht zu übersehen. Das Flugzeug sank tiefer, immer tiefer, nun fielen die Sauerstoffmasken herab, einige Passagiere schrieen, die Frau im Sitz neben ihr schien kaum noch Luft zu bekommen. Ohne nachzudenken nahm Katja  ihre Hand. „Hey…“, murmelte sie. Keine Reaktion. „Sehen Sie mich an…“ Zitternd wandte die Frau sich um. Tränen liefen ihre Wangen hinab. Katja biss sich auf die Unterlippe. „Sie müssen versuchen, zu atmen… Ganz ruhig… Versuchen Sie zu atmen…“

  „Wir… wir stürzen ab… Wir werden sterben…“, schluchzte sie. Katja schüttelte den Kopf, schloss sie fest in ihre Arme. „Nein… Nein, das sind nur ein paar Turbulenzen… Die kriegen das in den Griff, da bin ich mir sicher…“

  „Ich… ich hab so große Angst…“, flüsterte Maya. Katja strich ihr vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich weiß…“, entgegnete sie. „Aber wir werden nicht sterben… Im Moment ist es etwas unruhig, aber in zwanzig Minuten landen wir in München… Nur noch zwanzig Minuten, dann haben Sie es geschafft…“ Vorsichtig löste sie sich von ihr und sah ihr tief in die Augen. Maya lächelte kaum merklich. „Danke…“ Katja erwiderte ihr Lächeln, konnte es jedoch nicht verhindern, dass sie zusammenzuckte, als die Stewardess mit zitternden Händen das Mikrofon ergriff. „Meine Damen und Herren… Ich… ich muss Ihnen mitteilen, dass… Turbulenzen während des Fluges aufgetreten sind… Bitte bleiben Sie angeschnallt…“

  Katja schloss für einen kurzen Moment die Augen, erst jetzt wurde ihr der Ernst der Lage bewusst. Sie würde sterben… Ihre Familie, Freunde nie wieder sehen… Erneut verlor das Flugzeug an Höhe, hastig holte sie ihr Handy hervor, wie in Trance schrieb sie eine SMS an Chris. Sie musste sich verabschieden… Das war sie ihm schuldig. Sie fühlte, wie Maya sich an ihrem Arm festkrallte, Tränen liefen ihre Wangen hinab, als sie aus dem Fenster blickte, konnte sie sehen, wie sie sanken. Tiefer, immer tiefer… Plötzlich schlug das Flugzeug mit einem gewaltigen Knall auf dem Boden auf. Und alles wurde schwarz. 

 

  Wie in einer Art Trance gefangen beobachtete ich die drei Feuerwehrmänner, die versuchten, den leblosen Körper einer jungen Frau aus dem Trümmerhaufen zu befreien. Die langen, blonden Haare, die völlig zerzaust in ihr Gesicht hingen, sämtliche Knochen waren gebrochen, sie hatte stark geblutet, die Schmerzen mussten unerträglich gewesen sein. Endlich konnte ich ihr Gesicht erkennen, die geschlossenen Augen, ihre blutroten Lippen… Mein ganzer Körper begann zu zittern, ich schaffte es nicht, mich länger auf den Beinen zu halten, sank in die Knie und vergrub mein Gesicht in den Händen. Katja... 

 



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