2 Kapitel(hatte mich beim ersten Post leider vertan)
Hinter meinem Rücken
Endlich zu Hause! Dachte ich nur, als ich meinen Wagen auf dem Parkplatz, der sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite von meiner Wohnung befand, parkte, den Motor abstellte und ausstieg. Ich griff noch schnell auf die Rücksitzbank und holte meine beiden Einkaufstüten heraus.
So bepackt betrat ich den Hausflur, schloss meinen Briefkasten auf und holte die Post hervor. Das meiste davon war wieder einmal Werbung. Ich sollte doch unbedingt mal eines dieser kleinen Schildchen, mit der Aufschrift” Werbung verboten” anbringen. Von dem ganzen Packen blieben zum Schluss zwei Briefe über. Der Rest wanderte mal wieder in die Papierkiste. Einer von den beiden enthielt meine Handyrechnung. Der Zweite jedoch ließ mich stutzen. Ich hielt einen hellblauen Luftpostbrief in der Hand.
Ich sah genauer hin. Kein Zweifel da stand meine Adresse und auch mein Name. Ich schaute auf den Stempel. USA - Los Angeles. Mehr konnte ich jetzt, bei diesem Treppenhauslicht, nicht entziffern. Merkwürdig. Ich kenne dort niemanden, dachte ich bei mir und stieg die Treppen zu meiner Wohnung hoch.
Einkaufstüten in der Küche schnell auf der Arbeitsplatte abgestellt und erst einmal hinsetzen und diesen ominösen Brief öffnen. Ich überflog die Zeilen. Das Teil war auch noch in Englisch geschrieben. Na klar. Der kam ja schließlich auch aus Amerika. Also noch mal. In Englisch lesen und in Deutsch denken.
Oh wei. Irgendwie musste ich da einiges verlernt haben, denn dass, was ich da las, konnte so nicht stimmen. Ich saß nur da und starrte auf das Blatt Papier in meiner Hand. Ganz langsam Alexandra dachte ich bei mir. Da erlaubt sich jemand einen Scherz mit dir. Komm, sagte ich, jetzt noch mal ganz langsam. Wort für Wort. Also:
Liebe Ms Bauer.
Es tut mir leid, dass sie solange auf eine Antwort warten mussten.
Aber ihre Skripte sind sehr umfangreich und es dauerte dementsprechend, bis ich auch den letzten Teil studiert hatte.
Es war vollkommen richtig und sie brauchen sich auch nicht dafür zu entschuldigen, dass sie mir ihre Skripte zugesandt haben.
Ich halte sehr viel davon und bin überzeugt, dass wir miteinander ins Geschäft kommen.
Ich würde ihre Skripte gerne verfilmen, und zwar würde ich sie gerne zu einer Serie hinzufügen, die wir derzeit vorbereiten.
Dies setzt allerdings noch einige Gespräche und Verhandlungen voraus. Da sich dies aber, aufgrund der großen Entfernung schwierig gestalten dürfte, möchte ich ihnen vorschlagen, dass wir uns am zwölften Juni dieses Jahres in Honolulu/Hawaii treffen.
Ein Hotelzimmer wird für sie reserviert sein, ebenso ist bei der American Airline Vertretung in Berlin, ein Flugticket für sie hinterlegt.
Ich würde mich freuen, wenn ich sie dann persönlich begrüßen dürfte.
Teilen sie mir bitte via E-Mail ihre Entscheidung mit.
Mit freundlichen Grüßen
Peter Lenkov
Was sollte das jetzt? Und wer war überhaupt dieser Peter Lenkov?
Ah ja. Da oben im Briefkopf stand was: CBS Produktion.
Na toll, da konnte ich jetzt auch nichts mit anfangen. Was zum Teufel ging hier eigentlich vor? Ich legte den Brief vor mir auf den Küchentisch und starrte bestimmt fünf Minuten darauf, bis mir die Idee kam, Rebecca anzurufen. Gedacht, getan. Ich griff zum Telefon und hatte Sekunden später meine Freundin am anderen Ende dran. Ich erzählte ihr, was in dem Brief stand und dass ich mir darauf überhaupt keinen Reim machen konnte.
„WAS!?“ Schrie Rebecca dann nur in den Hörer, und zwar so laut, dass ich ihn vor Schreck einige Zentimeter von meinem Ohr entfernt hielt.
„Du brauchst nicht zu schreien Becci. Ich hör dich auch so.“
„Okay. Bleib wo du bist! Ich bin gleich bei dir.“
„Ich sitze in der Küche,” gab ich ein wenig genervt zur Antwort und verdrehte dabei unweigerlich leicht die Augen. Wieso benahm Becci sich auf einmal so komisch?
„Gut. Dann bleib da sitzen und rühr dich nicht vom Fleck, bis ich bei dir klingele.“
Schon hatte sie aufgelegt. Ich starrte nur das Telefon in meiner Hand an.
Zwanzig Minuten später schrillte meine Türklingel wie wild. Ich saß immer noch am Küchentisch, stand jedoch nun auf, um meiner Freundin die Tür zu öffnen.
Rebecca war, glaub ich, so schnell wie noch nie oben.
„Hi Süße.“
Eine kurze Umarmung von ihr und schon stürmte sie an mir vorbei. „Wo ist der Brief?”
„Auf dem Küchentisch.“ Und schon verschwand sie in der Küche, während ich noch die Tür schloss. Als ich in die Küche kam, war sie schon dabei, ihn sich durchzulesen. Als sie fertig war, sah sie mich mit strahlenden Augen an. „Also das ist großartig. Ich wusste doch, dass es jemanden gibt, der es genauso toll findet wie ich und wie es ja auch ist.“
Ich musste jetzt erst einmal schlucken. Was sagte Rebecca da gerade?
„Sag mal, wie kommt der Typ eigentlich an meine Drehbücher”?
Sollte sich mein Verdacht, den ich gerade hegte, jetzt wirklich bestätigen, wäre ich aber mehr als sauer auf meine “Beste” Freundin.
Aber die grinste nur wissend.
„Becci! DAS ist NICHT dein Ernst!?“
Aber sie nickte nur. „Doch einer musste es ja schließlich tun. Und da du dich ja so gesträubt hast, hab ich es übersetzt und an CBS geschickt. Und es hat ja auch geklappt. Alex du hast es geschafft!”
Rebecca war vor lauter Freude total aus dem Häuschen, ich aber war sprachlos und musste mich erst einmal setzen. Fassungslos starrte ich Rebecca an. „Wie konntest du nur?”
„Wieso. Du hast dich doch nicht getraut. Alex, dein Traum wird wahr. Du hast endlich mit deiner Schreiberei Erfolg. Und nicht nur hier und da mal ne Kurzgeschichte in irgendeinem Blatt.“
„Und wenn ich nie mehr als genau das gewollt habe?” Ich wollte immer noch nicht glauben, dass Rebecca wirklich hinter meinem Rücken meine Drehbücher an eine Produktion geschickt hatte. Noch dazu in Amerika.
Aber Rebecca kriegte sich überhaupt nicht mehr ein. „Ich verstehe dich nicht. Du bekommst die einmalige Chance deine Drehbücher zu verkaufen und du bist auch noch sauer!? Außerdem ist CBS keine reine Filmproduktionsfirma, sondern ein US-Sender, der seine eigenen Serien produziert. Süße ich versteh dich wirklich nicht. Was willst du denn noch?”
„Ich will einfach meine Ruhe. Wenn du so begeistert bist, warum holst du dir das Ticket nicht bei der Airline ab und fliegst selber nach Hawaii? Ich werd es jedenfalls nicht tun. Auf gar keinen Fall. Soll dieser Typ mit den Büchern machen, was er will. Mir egal!” Damit war für mich die Sache erledigt. Mir war das auch alles gerade zu viel. Ich konnte das alles, was scheinbar um mich herum einstürmte nicht einsortieren. Meine Gedanken flogen wild durcheinander. Nur eines stand für mich in diesem einen Augenblick fest: Ich würde auf keinen Fall nach Hawaii fliegen.
3 Kapitel
Was tue ich eigentlich hier?
Vier Wochen später
Ein reger E-Mail Austausch hatte zwischen mir und Mr. Lenkov stattgefunden. Und nachdem was er mir via Mail erzählt hatte, war ich doch tatsächlich neugierig geworden.
Er hatte die Idee eine alte US Serie in neuem Gewand wieder auferstehen zu lassen. In Filmkreisen nennt man so etwas Remake. Die Vorbereitungen für die Serie liefen auch bereits und die ersten Folgen waren auch bereits geschrieben. Und Mr. Lenkov meinte, das meine Skripte da hervorragend reinpassen würden.
Also hatte ich zugesagt, nach Hawaii zu kommen.
Oh mein Gott. Hatte ich das wirklich?
Musste wohl so sein, denn ich stand nun in der Check-in Schlange vor dem Abfertigungsschalter der American Airline. Neben mir meine Freundin Rebecca. Die am liebsten mit gekommen wäre. Aber es lag nur ein Flugticket am Schalter bereit. Und das war auf meinen Namen ausgestellt.
„Also, lass dich bloß nicht über den Tisch ziehen. Die sollen sich deine Drehbücher ordentlich was kosten lassen. Das sind immerhin zwölf Folgen. Verkauf dich ja nicht unter Wert!”
„Rebecca. Bitte. Ich bin dreimal sieben. Ich werde schon das Richtige tun.“
„Na hoffentlich! Und vergess ja nicht mich sofort anzurufen, wenn du da bist.“
„Nein. Wie könnte ich das vergessen. Du erinnerst mich ja alle fünf Minuten daran.“
Endlich war ich an der Reihe. Ich stellte meinen Koffer auf die Waage. Noch nicht einmal fünfzehn Kilo. Der junge Mann hinter dem Schalter, Mitte zwanzig. Kurzes, dunkles, gewelltes Haar, sah mich jetzt etwas überrascht an. Er war offensichtlich anderes von Frauen gewohnt. Die meisten hatten mehr Gepäck dabei, als erlaubt war. Nicht so ich. Schließlich flog ich nach Hawaii um dort etwas, ja was eigentlich? Geschäftliches? Zu erledigen. Wie ich von Mister Lenkov via Mail in Erfahrung bringen konnte, sollte das ganze nicht länger als eine Woche dauern. Bis dahin sollten alle Formalitäten erledigt sein.
Schließlich reichte ich, mit einem äußerst charmanten Lächeln, wie ich fand, dem netten Herrn mein Ticket, meinen Ausweis und mein ausgefülltes APIS-Formular.
Schnell waren die Formalitäten erledigt und ich bekam meinen Ausweis zurück und meine Bordkarte.
Freundlicherweise hatte mir Mr. Lenkov ein First Class Ticket zukommen lassen. Bei diesem langen Flug, immerhin würde ich sechsundzwanzig Stunden unterwegs sein, nicht das schlechteste.
Jetzt hatte ich noch Zeit, bis mein Flug aufgerufen wurde. Also beschlossen Rebecca und ich, noch irgendwo einen Kaffee zu trinken.
Zwei Stunden später saß ich dann im Flieger. Also das war wirklich komfortabel. Ich war ja bisher nur die touristische Holzklasse gewohnt, wo man noch nicht einmal seine Beine richtig ausstrecken konnte. Da war das hier schon was ganz anderes. Hier hatte jeder soviel Platz, fast schon wie im heimischen Wohnzimmer. Und die Sitze konnte man sogar richtig in eine Liege umwandeln. So das man während des Fluges keine Genickstarre bekam, wenn man schlief.
Die Stewardess war äußerst zuvorkommend. Hier brauchte man nicht zu warten bis man etwas zu essen oder trinken bekam. Hier gab es keine Massenabfertigung wie in der Touristenklasse.
Ja, so machte das Fliegen Spaß und es war wirklich angenehm. Man konnte fast vergessen, dass man in einem Flugzeug saß.
Sechsundzwanzig Stunden später stand ich dann am Gepäckausgabeband des Honolulu International Flughafen. Die Einreiseformalitäten wie Fingerabdruck und digitales Foto hatte ich schon in Los Angeles während des Zwischenstopps erledigt.
Endlich nach gefühlten zwei Stunden sah ich meinen Koffer. Ich hievte ihn vom Band, obwohl er ja gar nicht so schwer war, aber fast fünfzehn Kilo waren für mich schon eine Hausnummer. Zum Glück hatte ich mir sofort einen Kofferkuli organisiert. Damit schob ich mich jetzt zwischen all den anderen Passagieren hindurch und steuerte auf den Zollbereich zu.
Aha. Einmal grün und einmal rot. Na toll, wo musste ich denn jetzt hin? Zum Glück schnappte ein freundlicher älterer Herr meinen unwissenden Blick auf. „Also wenn sie nichts zu verzollen haben, dann gehen sie einfach zum grünen Bereich. Wenn doch müssen sie durch den Roten. “
Ich sah ihn dankbar an. Vor allem weil er mir freundlicherweise auch noch alles auf Deutsch erklärte. Ihm entging mein erstaunter Blick nicht und er zeigte lächelnd auf meinen Gepäckanhänger. Das war die Erklärung, denn natürlich hatte er meinen deutschen Namen und auch meine Anschrift entziffert.
Er besuchte seine Tochter hier in Honolulu. Sie war vor zehn Jahren hergezogen und hatte hier ihr Glück in Form eines Ehemannes und zwei Kindern gefunden, wie er mir erklärte, während wir beide unsere Gepäckwagen auf den grünen Bereich zuschoben und davor warteten, bis wir durchgewunken wurden.
Dann endlich wurde ich heran gebeten. Ich musste noch einmal kurz meine Einreisepapiere vorzeigen und dann wurde ich mit einem freundlichen Aloha willkommen geheißen und konnte passieren.
Da stand ich nun. In der Ankunftshalle. 11000 Kilometer von meiner Heimat entfernt. In einem fremden Land. Ich sprach zwar ganz passabel Englisch aber das Stimmengewirr um mich herum konnte ich nur schlecht verstehen.
Was um alles in der Welt tat ich hier eigentlich?
Um mich herum herrschte ein Gewusel an Menschen. Ich hatte die Info, dass man mich hier abholen würde. Toll! Aber wer? Und vor allem, wie sollte ich denjenigen überhaupt erkennen?
Ich schaute mich immer und immer wieder suchend um. Keine Chance. Hier würde ich niemanden finden, von dem ich nicht einmal ansatzweise wusste, wie der oder diejenige aussah.
Ich war schon fast soweit wieder kehrt zu machen und mich nach dem nächsten Rückflug zu erkundigen, als ich plötzlich ein Schild sah, das hochgehalten wurde, “ Alexandra Bauer “ stand darauf.
Okay, dachte ich mir. Damit wäre wohl ich gemeint. Ich ging nun auf das Schild zu und fand mich, wenige Augenblicke später, einem freundlichen Hawaiianer gegenüber wieder. "Ich bin Alexandra Bauer" nannte ich ihm meinen Namen.
Pono, so stellte sich der freundlich lächelnde Hawaiianer mir gegenüber vor, schnappte sich meinen Gepäckwagen und schob ihn dann in Richtung Ausgang. Nicht weit entfernt stand ein schwarzer SUV. Pono nahm meinen Koffer und verstaute ihn im Kofferraum. Dann hielt er mir die hintere Autotür auf der Beifahrerseite auf, wartete, bis ich eingestiegen war, schloss die Tür und ging um den Wagen herum.
Als er auf dem Fahrersitz Platz genommen hatte und den Motor anließ, drehte er sich zu mir um. „Ich fahre sie jetzt erst zum Produktionsbüro und dann später in ihr Hotel.“
Eigentlich wollte ich ja lieber zuerst ins Hotel. Für eine Dusche hätte ich jetzt was weiß ich nicht gegeben und vor allem für frische Kleidung. Aber Pono teilte mir mit, das Mr. Lenkov schon auf mich warten würde. Also musste ich wohl noch eine Weile in den gleichen Klamotten herumlaufen.
Während Pono den Wagen durch den ziemlich dichten Verkehr lenkte, nahm ich die ersten Eindrücke von Hawaii in mich auf.
Der Highway, auf den Pono wenig später einbog, war schon gewaltig. Vierspurig in jeweils beide Richtungen. Zu meiner rechten sah ich nur so etwas wie ein riesiges Gewerbegebiet. Zu meiner linken erstreckten sich in einiger Entfernung nur Berge. Und das auf Hawaii. Ich hatte bisher ja immer gedacht, dass der größte Teil hier aus Strand und Meer bestehen würde. Na so kann man sich täuschen.
Irgendwann bog Pono dann von dem Highway ab und ich schaute eine Skyline vor mir. Scheinbar fuhren wir genau auf das Stadtzentrum zu. Oder wie auch immer man das hier nennt. Später sollte ich erfahren, dass es sich bei dieser Ansammlung von Hochhäusern um Honolulu Downtown handelt. Dann fuhren wir auch schon durch diese Hochhausschlucht. Links und rechts nur hohe Bauten der modernen Art. Und dann wieder, als Pono links abbog, öffnete sich der Blick und wir ließen die Hochhäuser hinter uns. Links und rechts waren jetzt Park ähnliche Anlagen zusehen und wunderschöne alte große Gebäude. Und genau vor einem dieser durchaus imposanten Gebäude, brachte Pono jetzt den Wagen zum Stehen.
Während ich, noch immer nicht aus dem Staunen heraus kam, war Pono bereits ausgestiegen, hielt die Tür auf und war mir sogar beim Aussteigen behilflich.
Ich schaute auf dieses imposante Gebäude. „Wo sind wir hier?”
„Das ist der Iolani Palace, Ma´ am. Der einzige Königspalast, der auf amerikanischen Boden steht,“ erklärte mir Pono freundlich, während eine junge blondhaarige Frau mit Pferdeschwanz, auf mich zu kam.
„Hallo, du musst Alexandra sein. Ich bin Helen. Eine der Produktionsassistentin.“ Sie streckte mir mit einem freundlichen Lächeln ihre rechte Hand entgegen.
„Ja. Alexandra Bauer, aber du kannst auch ruhig Alex sagen, wenn dir Alexandra zu lang ist.“
Mir entging ihr erstauntes Gesicht nicht aber kurz darauf, begann sie zu lachen. „Oh mein Gott. Noch ein Alex. Na das soll ja was geben. Komm ich führ dich zu Peter.“
Sie musste meinen verwirrten Blick gesehen haben denn sie sagte nur, „du wirst bald wissen was ich meine,” als wir auch schon auf das riesige Gebäude zusteuerten.