Wer ist O`Loulin?
Peter hatte bereits ein paar kleine Anmerkungen am Rand meiner Skripte hinterlassen. Diese hatte er mir noch überreicht, bevor Pono mich in mein Hotel fuhr. Auch die Besetzungsliste war dabei.
Da die Serie auf jeden Fall an den Start gehen würde und die Dreharbeiten dazu bereits in ein paar Wochen beginnen sollten, hatte man die Hauptrollen schon besetzt. Im Grunde standen alle bereits in den Startlöchern.
Im Auto, auf dem Weg zum Hotel, überflog ich alles kurz. Keinen der Schauspieler, die dort aufgeführt waren, kannte ich. Ich muss ehrlicherweise zugeben, Fernsehen war noch nie meine Stärke. Ich las lieber ein gutes Buch.
Man hatte mich im Hawaiian Hilton Village einquartiert. Mein Zimmer war eine wahrhaftige Luxussuite.
Groß und geräumig. Mit einem separaten Wohn- und Esszimmer. Sogar eine kleine Küche war vorhanden.
Irgendwie überkam mich das Gefühl, als hätte man fest eingeplant, dass ich zusagen und bleiben würde. Warum sonst sollte man mich in so einer Suite einquartieren? Für ein paar Nächte hätte es auch ein einfaches Zimmer getan.
Der Schlafraum bestand aus zwei großen Betten. Ich konnte mir also sogar aussuchen, in welchem ich nächtigen wollte. Vom Wohnzimmer aus trat ich auf den Balkon. Mein Gott war das eine Aussicht. Einfach atemberaubend der Blick über den Strand und zu meiner rechten den Yachthafen. Ich glaubte wirklich, dass ich mich in einem Traum befinden musste, und hatte Angst jeden Moment aufzuwachen. Aber das hier war kein Traum. Es war real. Nur so richtig begreifen konnte ich das alles noch nicht.
Ich suchte erst einmal das Bad auf. Auch hier Luxus pur. Allein die Dusche war fast so groß wie mein gesamtes Badezimmer daheim.
Nachdem ich geduscht hatte und mich in den kuscheligen Bademantel gewickelt hatte, den das Hotel seinen Gästen zur Verfügung stellte, wählte ich Rebeccas Nummer in Deutschland. Ich hatte ihr ja versprechen müssen, dass ich mich so schnell wie möglich bei ihr melden würde. Allerdings hatte ich in meiner Aufregung den Zeitunterschied völlig vergessen. Hier war es jetzt später Nachmittag. In Deutschland allerdings noch mitten in der Nacht. Um genauer zu sein. Vier Uhr dreißig in der Früh.
Natürlich klingelte ich Rebecca aus dem Bett und fragte auch noch, ob ich sie geweckt hätte?
„Ja was glaubst du denn, was ich mitten in der Nacht tue?" Kam es dann auch von Rebecca zurück, aber trotzdem schien sie mir relativ schnell wach zu sein, als ich ihr erzählte, wie mein erstes Treffen mit Peter Lenkov verlaufen war. Zunächst einmal war sie einfach nur sprachlos. Ebenso wenig, wie ich, konnte, sie mein Glück gar nicht richtig begreifen.
„OH mein Gott. Das hört sich wirklich zu schön an, um wahr zu sein, “ meinte sie dann auch irgendwann nur und wollte jetzt natürlich wissen, mit wem man die Rollen besetzt hatte.
Rebecca war im Gegensatz zu mir ein regelrechter Fernsehjunkie. Und sie kannte wirklich alle vier der Wiederkehrenden Cast. Bei den ersten Dreien sagte sie immer nur „Aha ja. “
Als ich ihr dann allerdings den letzten Namen vorlas, hörte ich sie nur tief Luft holen und dann kam ein, „NEIN! Das glaub ich nicht! Alex weißt du eigentlich, was für ein unverschämtes Glück du hast? OH MEIN GOTT! Millionen weibliche Wesen auf der ganzen Welt werden vor Neid erblassen. Ich eingeschlossen.” Dann war es still. So still, dass ich nachfragen musste.
„Bist du noch da?”
„Ja, aber ich steh kurz vor einem Ohnmachtsanfall.”
„Warum das denn?” Ich war total ahnungslos.
„Süße, das ist jetzt nicht dein Ernst. Du willst mir doch nicht erzählen, dass du nicht weißt, wer Alex O`Loughlin ist!?” Meine Freundin hörte sich plötzlich so ganz anders an als sonst und ich überlegte ernsthaft, die Verbindung einfach abzubrechen. Meine allerbeste Freundin war mir just in diesem Moment so fremd wie noch nie „Nein Becci. Ich habe noch nie was von diesem O Loulin gehört. “
„O`LOU-GH-LIN" Rebecca schrie den Namen jetzt förmlich in den Hörer.
„Ja meinetwegen auch so. Was ist so toll an dem?” Wollte ich einfach wissen. Ich war müde und hatte keine Lust auf Ratespielchen alla Becci.
„Ach Süße. Du bist wirklich nicht von dieser Welt. Alex O´Loughlin ist der Frauenschwarm schlecht hin. Seine Augen - sein Lächeln - seine Wimpern. Ich sag dir, der Mann hat ein Lächeln, einfach nur betörend und umwerfend - sein Body - sein Sixpack. - Sein Hintern. Und nicht zu vergessen seine Tattoos. Überhaupt seine ganze Ausstrahlung. Kurz gesagt. Den Mann muss Gott höchstpersönlich erschaffen haben. So was kann nicht von einer Frau geboren worden sein.“
Du lieber Himmel. Dass am anderen Ende der Leitung und der Welt, von Hawaii aus betrachtet, sollte meine Freundin Rebecca sein? Schwer zu glauben in dem Moment. Hatte sie doch genau wie ich, eigentlich von Männern die Nase voll. Und vor gar nicht langer Zeit, hatten wir beide uns geschworen mit unseren zweiunddreißig Jahren nicht jedem Dreibein hinterher zulaufen.
Die Männer sollten uns vorläufig gestohlen bleiben. Wir kamen ganz gut ohne sie zurecht.
Aber Rebecca war überhaupt nicht mehr zu bremsen. „Also, wenn du das ablehnst, ausgerechnet für ihn diese Rolle zuschreiben, dann ist dir echt nicht mehr zu helfen. Oh mein Gott! Ich fass es immer noch nicht. Und ausgerechnet ich hab dir dazu verholfen. Also ich sag dir, hätte ich das gewusst, dann hätte ich deine Skripte als die meinen aus gegeben und ich wäre jetzt statt deiner in Hawaii. Und ich wüsste genau, was ich zu tun hätte!”
Du lieber heiliger Himmel! Rebecca war jetzt vollkommen von der Rolle. Sie kam aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Sie benahm sich wirklich wie ein total verknallter Teenager.
„Aber glaub mir, Süße. Du wirst ihn sehen und dann nur noch nach Luft schnappen. Glaub mir, du wirst dich hundertprozentig auf den ersten Blick, so was von in ihn verlieben, dass du überhaupt nicht mehr weißt, wo oben und unten ist. “
Also langsam wurde mir das wirklich zu dumm: „Rebecca bitte! Ich bin doch kein Backfisch mehr. Aus dem Alter, wo ich mich auf den ersten Blick verliebe, bin ich raus. Außerdem hatte ich das schon mal, wie du ja weißt. “
Irgendwann beendete ich das Gespräch. Es hatte überhaupt keinen Zweck. Mit Rebecca war nicht mehr vernünftig zu reden. Ich würde mir ja morgen selbst ein Bild von diesem O´Loughlin machen können. Denn Peter hatte mir noch mitgeteilt, dass ich morgen die Hauptbesetzungen kennenlernen würde, denn ich musste ja schließlich wissen, für wen ich diese Charaktere schrieb. Wenn ich es denn tat.
Und so rollte ich mich dann schließlich gemütlich in die Decke und schlief bis zum nächsten Morgen wie ein Murmeltier.