StillesWasser
1.000er-Club
Hi Leute!
Hier startet nun ein Vorhaben von Birgit und mir - eine Schreib-Battle mit folgenden Regeln:
- Jede Person schreibt unabhängig vom anderen eine 10-teilige Kurzgeschichte
- Wortminimum pro Post: 250 Wörter
- Wortmaximum pro Post: das Zeichenmaximum eines Posts (10.000 Zeichen)
- Vorgaben: KEINE!
- Kriterium: Die Geschichte muss nach dem 10. Beitrag abgeschlossen sein!
Viel Spaß beim Lesen!
Harald
Hier startet nun ein Vorhaben von Birgit und mir - eine Schreib-Battle mit folgenden Regeln:
- Jede Person schreibt unabhängig vom anderen eine 10-teilige Kurzgeschichte
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- Vorgaben: KEINE!
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Harald
Das alte Haus
Da standen sie nun vor den Toren dieser alten Gemäuer, welche ihnen zusätzlich zu dem eisigen und laut heulenden Wind das Blut in den Adern gefrieren ließen. Die letzten Jahre bekam die Besitzerin dieses alten Anwesens keinen Besuch mehr von den Sternsingern, denn die Kinder und Jugendlichen machten vor lauter Angst stets einen Bogen um das Haus mit der Nummer 43, über das es eine mysteriöse Geschichte gab. Es hieß, hier wohne eine alte und böse Hexe, die mit Vorliebe kleine Kinder verspeise. Für Julia nichts weiter als eine alberne Gruselgeschichte, welche sich Kinder am Lagerfeuer erzählen, um sich gegenseitig Angst einzujagen. Und doch hatte sie gemischte Gefühle bei dem Anblick des Anwesens, denn es verschwanden in der Tat in den vergangenen zehn Jahren einige junge Kinder und tauchten nie wieder auf. Natürlich beschuldigte niemand die alte Frau, denn es gab keinerlei Spuren und Hinweise, welche sie in indirekte oder gar direkte Verbindung mit den Kindern gebracht hätte; doch entstanden Gerüchte um die Besitzerin dieses Hauses, welche die Quelle dieser Gruselgeschichte wurden.
Dieses Jahr jedoch wollte Julia ihr Glück bei der bereits über achtzig jährigen Frau versuchen. Immerhin hatte die Gruppe bei den vorherigen Stationen bereits großzügige Spenden erhalten, warum nicht auch hier? Der Anblick des nicht gepflegten Grundstücks, auf welchem sich Unkraut wie im Paradies fühlen musste, des sanierungsbedürftigen Hauses, dessen Äußeres so ungepflegt und heruntergekommen aussah, dass jeder, der es ansah, glauben konnte, es bräche jeden Augenblick in sich zusammen, und der gekrümmten Gestalt, welche sich am Geländer haltend langsam über die Treppen zog, ließ die Kinder erschaudern. Die Zeit, im Gegenteil zum rasch vorbeiziehenden und immer lauter heulenden Wind, verging wie in Zeitlupe.
Ewigkeiten vergingen, bis die alte Frau am Tor angekommen war; doch als sie dann vor der Gruppe stand und diese ihr Gesicht erkennen konnten, welches durch die Straßenlaterne erhellt wurde, wichen alle Kinder einige Schritte zurück. Beinahe hätte Daniel vor Schreck aufgeschrieen, doch Julia konnte ihm noch rechtzeitig die Hand vor dem Mund halten, während sie ihn von hinten warmherzig umarmte.
„Fröhlichen Epiphanias, gnädige Frau. Wir sind Sternsinger und mit ihrer Erlaubnis würden wir gerne ihr Haus segnen und von bösen Wintergeistern säubern.“
„Ach, ihr habt auch wieder einmal den Weg zu meinem Haus gefunden.“
Zitternd holte die alte, grimmig dreinblickende Gestalt, deren Falten wie kleine Lappen aussahen, einen Bund Schlüssel aus ihrer Jackentasche und versuchte, den passenden für das Tor zu finden. Nach einigen Fehlversuchen hatte sie doch den richtigen Schlüssel gefunden, sperrte auf und öffnete das Tor. In der Zwischenzeit hatte Julia es geschafft, den Namen, der neben der Klingel stand, zu entziffern – Linden.
„Los! Worauf wartet ihr! Kommt endlich herein. Ich möchte nicht ewig hier draußen in eisiger Kälte herumstehen! Oder wollt ihr mich etwa ins Grab bringen!?“
Die Gruppe, bestehend aus der Gruppenleiterin Julia, der Sternträgerin Angelika, dem Kaspar Phillip, dem als Melchior verkleideten Dominik, Wolfgang im Kostüm des Balthasar und dem kleinen Kreideträger Daniel, sah sich kurz kopfschüttelnd an und betrat dann rasch das Grundstück, um sich nicht den Unmut von Frau Linden zuzutragen. Sowie die Besitzerin das Tor wieder versperrt hatte, führte sie die Gruppe zum Haus. Wieder vergingen die Sekunden wie Minuten und die Minuten wie Stunden. Julia blickte in Richtung der dunklen und gebrechlichen Fenster, welche sie hintergründig ansahen, und begann zu frösteln. ‚Wer weiß, was von dort einen Blick auf mich herab wirft, während ich hinaufblicke?’ Gleichzeitig wurde mit jedem Meter, dem sie sich dem Gebäude näherten, die Angst vor dem Ungewissen bei allen Gruppenmitgliedern stetig größer, sodass Daniel sich an Julia klammerte.