Voranstellen möchte ich bei folgenden Tipps dies:
Diese Tipps sind natürlich immer nur ein KANN niemals ein MUSS. Auch bedeuten diese Tipps NICHT: Nur so geht es und nicht anders! Diese Tipps zeigen nur meinen Weg - aber der muss nicht jedermanns Weg sein.
Grundsätzlich richten sich diese Tipps eher an FF-Autoren, die vielleicht gerne auch mal längere Projekte ins Auge fassen möchten (zwischen 30.000 und 40.000 Wörter) und dabei mit Schreibblockaden kämpfen, die möglicherweise keine sind, sondern sich durch etwas Vorarbeit weitgehend vermeiden lassen würden - wer Kurzgeschichten oder kürzere Oneshots schreibt, der kommt vermutlich mit weit weniger zurecht - findet aber vielleicht auch etwas, das er/sie gerne mal probieren würde.
Weitere Tipps folgen demnächst.
DIE STRUKTUR:
Was ich für sehr wichtig halte, wenn ich längere FF oder Original-Fiction schreibe (oder gerade bei Serien-Projekten mit fortlaufender Hintergrund-Story) ist die Struktur.
Bei so manchem FF-Autor steht dabei zuerst einmal die Frage im Raum: Struktur...?? Was bringt das...??
Meiner Meinung nach ist die Struktur einer Geschichte das Alpha und Omega - insbesondere bei langen Geschichten (und unter lang verstehe ich so ab 40.000 Wörter aufwärts). Die Struktur einer Geschichte ist sozusagen das Skelett und ohne dieses Skelett kann ein größeres Projekt kaum stehen.
Sprich: Man sollte - bevor man die erste Zeile seiner Geschichte schreibt - zuerst einmal wissen WORÜBER man da letztlich überhaupt schreiben wird und was alles passieren soll.
Und zwar von Anfang bis Ende...!!
Nichts ist schwieriger, als "einfach drauflos zu schreiben", denn man kann keine Anspielungen oder Hinweise auf später folgende Ereignisse schreiben, wenn man diese Ereignisse selbst noch gar nicht kennt. Bei Oneshots bis 20.000 bis 25.000 Wörtern kann das noch so eben klappen - was darüber hinausgeht läuft vermutlich mit einem Skript besser.
Aus diesem Grunde halte ich vier Schritte beim Schreiben für wichtig (dies betrifft umfangreiche Projekte)
1. Die Ideensammlung: In dieser Phase schreibe ich quasi alles was mir an Ideen kommt in ein Notizheft - diese Ideen müssen nicht miteinander zusammenhängen, das folgt später.
2. Das Exposé: Hier schreibe ich dann - ähnlich wie in einem Drehbuch - die einzelnen Szenen auf und füge auch vereinzelt sehr detailiert schon Unterhaltungen ein. Dies muss aber nicht zwangsläufig so sein, es kann auch Episoden geben, bei denen ich mit einem Minimum an Notizen auskomme. Da findet jeder FF-Autor letztlich seinen eigenen Weg...
Dieses Exposé kommentiere ich mit Gedanken zu den einzelnen Szenen, oder ich füge Fragen ein. Deshalb schreibe ich das Exposé auch so, dass ich jede zweite Zeile frei lasse - das lässt Platz auch mal Dinge umzuschreiben...
Zu den Fragen schreibe ich später auch Antworten in´s Exposé - dieses Fragen und Antworten hilft Logikfehler zu minimieren oder Ungereimtheiten im Ablauf der Geschichte zu erkennen.
3. Ich schreibe mir einen Fahrplan - tatsächlich mit der Zeit, die einzelne Aktionen dauern, um Fehler im Ablauf mehrerer Handlungsstränge zu vermeiden - wenn z.B. ein Landetrupp Tage unterwegs ist, an Bord, bis zu deren Rückkehr aber nur scheinbar Stunden vergangen sind, klingt das später etwas merkwürzig...
4. Erst nun beginne ich mit dem Schreiben der eigentlichen Geschichte, wobei auch in dieser Phase noch neue Story-Elemente mit einfließen können. Mit der beschriebenen Vorarbeit erkennt man jedoch viel besser, was machbar ist, oder wie sich dieses neue Story-Element einfügen lässt.
DIE HELDEN-PARTIE:
Wer eigene Charaktere verwendet, insbesondere, wenn es sich um Dutzende handelt, der wird um einige Notizen kaum herum kommen, denn wer behält jedes Detail mehrerer Dutzend Personen über längere Zeit im Kopf...??
Ich selbst benutze bei großen Projekten gerne eine Kerngruppe von sieben Personen (die Glorreichen Sieben könnte man sagen)
Lustigerweise findet man diese spezielle Anzahl von Protagonisten auch in vielen Filmen oder Büchern wieder. Siehe ALIEN.
Natürlich gibt es auch davon Abweichungen - es können mehr sein, aber auch weniger - also bitte legt das nun nicht auf die Goldwaage.
Um eine interessante Mischung zu erhalten, bei der die Zusammenarbeit, aber auch Konflikte gleichermaßen glaubhaft funktionieren, ist es wichtig auf das Zusammenspiel der Charaktere zu achten.
Was sich nicht empfielt ist eine Gruppe reiner Extremcharaktere. Zugegebenermaßen ist eine solche Zusammenstellung verlockend, aber allgemein funktioniert eine solche "Extremgruppe" auf Dauer nicht so gut.
Besser ist hier die Wahl zweier verschiedener Extreme - und die restlichen Personen näher am "Durchschnitt" anzusiedeln
Beispiel: Ein Choleriker einerseits der einem Phlegmatiker andererseits gegenübersteht - und alle anderen Personen liegen vom Temperament eher dazwischen.
Aber auch zwei Charaktere, die sich in den Extremen gleichen können gut funktionieren - zum Beispiel, wenn beide sehr Temperamentvoll sind.
Idealerweise haben diese Personen die verschiedensten Vorlieben und Fähigkeiten, wobei einige der Interessen sich durchaus überlappen sollten um auch Berührungspunkte zu haben.
Allgemein gilt: je mehr man von den Figuren erfährt desto lebendiger wirken sie - allerdings sollten sich die einzelnen Eigenschaften nicht widersprechen (Geduldig UND Temperamentvoll bei ein und derselben Person - das glaubt man nicht wirklich)
Aus Erfahrung hat es sich als Vorteilhaft erwiesen, wenn man sich ein Notizbuch zulegt, in dass man sich die wichtigsten Eckdaten zu seinen Personen notiert. Schon um ausloten zu können, wer mit wem besser oder schlechter kann, oder ob eine gewisse Szene mit einer bestimmten Person funktioniert.
DER PROLOG:
Ein stilistisches Mittel, dass ich im Laufe der Zeit sehr zu schätzen gelernt habe - aber es gibt auch Leute die ihn meiden, wie der Teufel das Weihwasser. Auch hier: Es ist eine Option, nutzen muss man sie nicht.
Wozu überhaupt ein Prolog ??
Der Prolog ( ist nicht die Vergangenheitsform von: Pro lügt
) bietet sich dazu an eine Vorgeschichte zu erzählen - besonders wenn diese Vorgeschichte einen größeren Zeitraum umfasst, den man eigentlich in einer eigenen Geschichte erzählen könnte, aber nicht so ausschweifend erzählen will.
Dieser Zeitraum kann wenige Tage, bis Jahrtausende umfassen - ganz danach, wie monumental eine Geschchte ausgelegt ist.
Aber auch Geschehnisse, die einige Zeit vor den aktuellen Ereignissen liegen, die beschrieben werden sollen und evt. Auswirkungen auf diese haben können sehr gut in einem Prolog abgehandelt werden.
Auch Zwischenschritte zwischen zwei zusammenhängenden Geschichten, die zeitlich auseinander liegen sind hier denkbar.
Im Allgemeinen benutzt der "klassische" Prolog die erzählerische Form, aber auch Abweichungen davon. Auch das Einfügen einer normalen Handlung, die aber von der eigentlichen Geschichte abgetrennt sein soll, ist hier keine Seltenheit - was dem Prolog eine vielfältige Einsatzmöglichkeit gibt.
Ein sehr schönes Filmbeispiel für die Anwendungsmöglichkeit eines Prologs ist hier der schriftliche Prolog in den STAR WARS Episoden - aber auch der erzählte Prolog, wie im Originalfilm "Krieg der Welten" aus dem Jahr 1953, oder auch im Kinofilm: "Kampfstern Galactica" wird ab und an angewandt.
Ein anderes ist die Vorschau auf Dinge, ohne dem Zuschauer alle Informationen zu geben, und die eigentliche Handlung dann auf einen Zeitpunkt davor zu verlegen und den Prolog später quasi einholen zu lassen. Gerade die TV-Serie SMALLVILLE nutzt diese Art des Prologs sehr oft.
DER ANFANG:
Die Frage die ich mir bei einem Anfang zuerst stelle ist - "Was soll am Anfang passieren...??" Oder besser - welches Tempo benötige ich dafür...??
Actionlastig einzusteigen und mitten in eine laufende Raumschlacht zu springen wird gerne dazu benutzt um sich zunächst einmal vor den lästigen Beschreibungen zu drücken - aber die holen einen später gnadenlos ein, soviel ist sicher...
Bei einem solchen Paukenschlag sollte man danach aber unbedingt die ruhige Phase der Geschichte fest einplanen und die Vorstellung einiger Personen dann nachholen...
Die langsam Fahrt aufnehmenden Anfänge haben den Vorteil, dass jeder weiß woran er ist, sobald die Action losgeht (Nichts ist für mich schlimmer, als wenn mir bei einer Schießerei einfällt: "Ich habe ja gar nicht beschrieben, welchem Volk mein Held angehört, wie er heißt, und welche Waffen er bei sich hat...")
Der Anfang anhand einer Einzelperson gehört ebenfalls zu meinen bevorzugten - sieht dann etwa so aus:
Lieutenant Rania Singh-Badh - schon zu Akademiezeiten als Pechvogel verschrien - war am Ende ihrer nervlichen Kräfte angelangt. Vor etwas mehr als fünf Stunden war sie im Orbitalstützpunkt angekommen, und jetzt, nachdem sie endlich, nach einer wahren Odyssee durch die verschiedensten Abteilungen dieser Riesenstation, den Liegeplatz erreicht hatte an dem die U.S.S. ICICLE in wenigen Minuten anlegen sollte, hätte sie fast geweint vor Freude...
Hier konzentriert man sich erst einmal auf eine der Hauptpersonen und erzählt in nur wenigen Sätzen bereits etwas von der Vergangenheit der Person, und verpasst ihr einen markanten Zug ( der Pechvogel ) b.z.w. was unmittelbar zuvor war. Sowas verleiht Tiefe ohne dass man sich dafür besonders anstrengen muss, und man kann sehr schön weitere Hauptpersonen einfach dazubringen und sie quasi "durch die Augen" dieser einen Figur beschreiben, was sich besser in der Handlung auflöst.
Was ich versuche unbedingt zu vermeiden sind Anfänge a la:
Es war ein warmer, sonniger Frühlingstag. Der Himmel war strahlend blau und wolkenlos. Wind blies vom tiefblauen Meer landeinwärts. Rings um Rania Singh-Badh war es still. Sie trug lediglich... So sehen die meisten ersten Versuche aus ( auch meiner, vor viiiiielen Jahren... )
Besser ist es solche Äußerlichkeiten durch eine Figur beschreiben zu lassen - etwa so:
Rania Singh-Badh spazierte gerne kurz nach Sonnenaufgang, am Strand entlang. Zu dieser frühen Stunde war hier, für gewöhnlich, noch nichts los. Trotz des noch jungen Morgens war es bereits so warm, dass Rania lediglich eine dünne, cremefarbene Bluse und passende Shorts dazu trug. Sie blieb kurz stehen und drehte ihr Gesicht dem tiefblauen Meer zu. Mit geschlossenen Augen genoss sie den leicht auffrischenden, salzig schmeckenden Wind auf ihrer samtbraunen Haut. Sie atmete tief durch und blickte nach einer Weile hinauf zum tiefblauen Himmel. Nur einige vereinzelte, kleine Quellwolken, die im Begriff waren sich aufzulösen, standen am östlichen Horizont...
Hier beschreibe ich quasi dasselbe wie zuvor, allerdings löse ich diese Beschreibungen in der Handlung auf - ich lasse die Figur beschreiben statt dass ich dies selbst mache...
Den Sprung in eine Unterhaltung bevorzuge ich weniger - zumindest möchte ich gerne erwähnt wissen, wer da redet und worüber. Es gibt zwar Beispiele, bei denen es nicht so ist, aber mein Geschmack sind solche Anfänge nicht.
Ganz wichtig für den Anfang ist IMO, dass man selbst schon weiß, wie die Geschichte auch endet - für mich ist die Struktur der Geschichte ein wesentlicher Punkt. Ein "Drauflosschreiben" bei umfangreichen Geschichten und sich - von Kapitel zu Kapitel - durch die Story zu hangeln ist sicherlich nur etwas für amtlich beglaubigte Genies (und die sind rar gesäht.)
Bei vielen diese "Genies" denen ich zu einem Script geraten habe, hörte ich im Laufe der Jahre immer wieder den Spruch (nachdem sie jammerten, dass sie nach den ersten 20 Seiten - wieder einmal - feststecken):
"Ich komme damit besser klar..."
Die traurige Wahrheit ist: "Kommen sie eben nicht!" (Sonst würden sie ja nicht händeringend jammern.) Sie behaupten es nur. Das geht dann auf den ersten 20-30 Seiten zumeist blöderweise auch gut, aber spätestens dann kommt erbarmungslos das Krea-Tief, und dieselben "Genies" nörgeln dann in diversen "Schreibblockade-Threads" herum.
Und gibt man ihnen dann dort genau die Tipps, die einen solchen Hänger zu vermeiden helfen, dann nehmen sie ihn natürlich nicht an - wundern sich aber am Ende warum es mit ihrer Story nun partout nicht weitergehen will - und sie jammern dann munter weiter...
Fazit: Leute, die es sich schwerer machen möchten, als es nötig wäre und solche, die schlicht zu stur sind sich im positiven Sinne hier weiter zu entwickeln schreiben einfach weiter immer wieder drauflos. Das hat mit "persönlichem Schreibstil" nichts zu schaffen. Meine Meinung.
DER AUFBAU:
Hier möchte ich kurz über den (Spannungs)Aufbau einer geplanten Story eingehen. Natürlich gibt es auch hier kein Patentrezept, aber ein gewisses Muster lässt sich doch, gerade in actionlastigen Geschichten, immer wieder beobachten:
Ein gern benutzter Aufbau, der z.B. in STAR WARS-Episode IV Verwendung findet:
1. Ein steiler Spannungsanstieg; der erste Feindkontakt - meist verbucht hier erst einmal der Gegner den Triumph.
2. Abflachen der Spannungskurve und ein etwas genaueres Beschreiben der allgemeinen Lage.
3. Die Planungsphase - hier finden sich die Helden zusammen und überlegen was zu tun ist. (Mit einem Seitenblick was der Gegner derzeit macht.)
4. Eine zweite erneute Kontaktaufnahme zum Feind.
5. Das hineinreiten der Heldenpartie in größere Schwierigkeiten denen man...
6. ...nur mit Mühe und Not entkommt - manchmal erleidet man hier einen schmerzlichen Verlust
7. Der Anstieg der Spannungskurve - man trifft sich zur finalen Auseinandersetzung ( Eventuelle erneute Verluste inklusive )
8. Das mehr oder weniger glorreiche Ende derer, die überleben.
Sicher gibt es auch Abweichungen oder Erweiterungen dazu, aber dieses Grundgerüst kann man oft - gerade in Filmen - beobachten.
Natürlich soll jetzt Niemand meinen jede Geschichte soll genau so aufgebaut sein - es ist lediglich ein Beispiel dafür, wie relativ einfach man sich selbst ein kleines Gerüst schaffen kann, auf das man immer wieder mal blicken kann um zu prüfen ob man die Punkte, die man für seine Geschichte haben will auch hat.
BESCHREIBUNGEN:
Ein Problem, mit dem viele Autoren zu kämpfen haben, sind die Beschreibungen der Szene.
Nicht nur das WAS ist dabei schwierig, sondern auch das WIE.
Man kennt das:
-
Es war ein schöner, sonniger Tag. Der Himmel war wolkenlos. Die Luft war herrlich warm...
Das liest sich etwa so spektakulär, wie eine Excel-Tabelle
Ein Trick ist: Man lässt den Leser durch den Protsgonisten die Umwelt erleben.
-
Jan blickte hinauf zu dem herrlich blauen, beinahe wolkenlosen Himmel, an dem er nur vereinzelte Vögel erkennen konnte. Er beschattete mit der Hand seine Augen und blickte nach Osten über das Meer, wobei er die salzige Brise auf seiner Haut spürte, die vom Wasser her landeinwärts wehte...
Ihr merkt den Unterschied.
Der Trick heißt: Beschreiben, ohne zu beschreiben. (Natürlich kommt man hin und wieder nicht ganz darum herum - aber doch sehr oft.)
Versetzt euch einfach in die Szene und lasst dann eure Figuren ihre Umwelt erleben, indem ihr schreibt was sie hören, sehen, riechen, fühlen und schmecken. Und das ist es eigentlich schon.