"Alexander - the great", der Film auf den ich über ein Jahr sehnsüchtig gewartet hatte und ihn mir dann endlich in großer Erwartung hier in Österreich ansehen konnte, aber ich wurde wirklich bitter enttäuscht. Was haben die mit der Story gemacht? Die Vorschauen waren klasse (obwohl die Trailer auch nicht wirklich atemberaubend sind) und dann so etwas.
Klar der Film war historisch-korrekt wie schon lange kein Historienepos mehr, aber das war dann doch etwas zu korrekt. Über Alexanders Kriegsführung kann ich mich auch informieren wenn ich im Geschichtsunterricht aufpasse. Vielleicht wäre der Film garnicht so schlecht geworden, wenn man ihn nicht so in die Länge gezogen hätte und man 3 1/2 Std. im Kino sitzen muss. Ich liebe die Geschichte von Alexander, dem großen Herrscher, der mit knapp 25 Jahren schon bis nach Indien gekommen war und alles bis dahin erreichte in einen riesigen Schatten stellte, aber der Film ist einfach absolut nicht sehenswert. Als Alexander endlich von einem Pfeil getroffen wurde (der kerzengerade in seiner Brust steckte), auf einem riesigen Schild weggetragen wurde, die ganze Leinwand rot wurde (was sollte das bitte? Die Blutschlacht verdeutlichen? Lächerlich) und er wie ein vollkommen Bekiffter umhersieht (und dabei von keinem einzigen Pfeil mehr getroffen wurde, er war ja schließlich nur der Befehlshaber einer riesigen Streitmacht und der König von Makedonien und Persien), freute ich mich richtig, dass der Film nun endlich sein Ende gefunden hatte und ich den Kinosaal verlassen konnte. Ich wurde abermals enttäuscht, denn das Drama nahm einfach kein Ende und Alexander trat schon wieder aus seinem Zelt hervor und dies sei nur eine der Unglaubwürdigkeiten in diesem Film.
Wenn ich schon bei Unglaubwürdigkeiten bin, kriegt Colin auch gleich mal seinen Senf ab. Ich mag Colin, nein ich vergöttere diesen Mann, aber diese Rolle hat er einfach nicht geschafft überzeugen rübergebracht. Mir war die ganze Zeit bewusst, dass das ein Schauspieler ist, er hat Alexander sozusagen nicht verkörpert sondern einfach nur gespielt. Ich will ihm hier nicht unterstellen, er hätte sich in dieses Projekt nicht mit Herz und Seele reingesteigert und sein Bestes versucht, aber das Beste, was wir da zu sehen bekamen, war doch etwas sehr mikrig. Abgesehen davon, dass er mit blonden Haaren einfach absolut scheiße aussieht, gefiel er mir in dieser Rolle überhaupt nicht, da ich ihm den verweichlichten Muttersohn einfach nicht abnahm.
Jared Leto allerdings hat mir gut gefallen. Ich kannte vor Alexander nicht wirklich einen Film, in dem er mir überragend aufgefallen wäre, doch ab jetzt werde ich auf diesen Kerl aufpassen, der kann nämlich was. Jared stellte Hephaistions Liebe, die er Alexander bedingungslos entgegenbrachte super dar, auch als Alexander heiratete und er die Liebe trotzdem noch aufrecht erhielt.
Wenn ich gerade bei dieser Liebe bin. Ich mochte diesen Aspekt des Films, denn er war, ich möchte nicht sagen einzigartig, aber bestimmt selten. Ich versteh den Rummel darum nicht, denn diese Liebe bestand meist nur aus Worten und das fand ich wunderschön dargestellt. Es wurde gezeigt, dass man aufrichtige Liebe in einem Film auch noch anders als mit herben Bettszenen darstellen kann.
Apropo Bettszene, ist das jemandem aufgefallen? ^^ Die Szene hätte man genauso gut in Troy reinkopieren können und es wäre niemandem aufgefallen, dass sie aus einem anderen Film stammt (außer den unterschiedlichen Schauspielern natürlich). Es war einfach alles gleich: Sie sitzt auf ihm nach dem sie sich etwas im Bett herumgewältzt hatten und hält ihm das Messer an die Kehle. Er ermuntert sie sogar noch dazu, zu zustechen und im Endeffekt nimmt er das Messer weg und sie verbringen ne heiße Nacht zusammen. Erinnert doch sehr stark an die Szene mit Achilles und Briseis, wenn man nicht überhaupt sagen kann, dass sie ident ist.
Natürlich gab es auch gute Dinge in diesem Film, die leider im Angesicht der negativen Kritikpunkte kaum erwähnenswert ist, trotzdem sind sie ein Grund, weshalb ich den Film nicht als durch und durch grottenschlecht in meiner Erinnerung einsortiere.
Die Kulissen waren teilweise atemberaubend. Babylon war großartig dargestellt, mit all den Gebäuden, den hängenden Gärten und dem berühmten großen Tor. Auch die Szene als Alexander auf dem Gipfel voll Schnee stand und auf eine mindestens so verschneite Bergkette, die er eigentlich überqueren wollte, fand ich toll, solche Bilder machen sich immer gut in einem Film.
Und wenn ich gerade bei den guten Dingen des Filmes bin, komme ich gleich zu Angelina Jolie, dem einzigen ersichtlichen Grund weshalb man sich den Film möglicherweise ansehen sollte. Obwohl Angelina gerade mal ein Jahr älter ist als Colin und seine Mutter in dem Film spielt, hat sie die Rolle so überzeugend gespielt, wie es kaum eine Schauspielerin spielen könnte. Die durchtriebene machtbesessene Mutter, die alles dafür tut nur damit ihr Sohn auf den Thron kommt, stand ihr wirklich ausgezeichnet. Auch ihre Gestik und wie sie zb mit den Schlangen (sie waren früher das Zeichen der Frau) umgeht, so richtig überlegen. Grob gesehen wurde sie ja von Phillip unterdrückt, doch in Wirklichkeit war sie unglaublich mächtig, denn sie wusste genau wie sie die Fäden ziehen musste um für sich einen Vorteil zu erzielen, auch wenn sie sich dadurch mehr Feinde als Freunde machte. Sehr gut hat mir die Szene gefallen, als sie sich gegen Phillip wehrte, als er betrunken ins Schlafgemach kam und sich einfach eine schöne Nacht mit ihr machen wollte. Sie schrie ihre Rache, Wut und die unglaubliche Verachtung für diesen Mann richtig aus sich heraus und zeigte, dass sie sich auf keinen Fall von ihm unterkriegen lassen würde. Auch wenn die Schlussszene mit Angelina nur sehr kurz war, gehört sie trotzdem zu meinen Lieblingsszenen. Olympias steht schon zusehends gealtert (übrigens Kompliment an die Maskenbildner, die haben hier ganze Arbeit geleistet) in ihrem Zimmer und tritt hinaus ins Freie, wo ein Adler angeflogen kommt und ihr ein Band überbringt, dass den Tod Alexanders kennzeichnet. Sie bricht regelrecht zusammen und lässt ihrem Schmerz und Kummer freien Lauf, in dem sie ihre Trauer in die Welt hinausschreit. So viel Gefühl in eine einzige Szene zu verpacken, in der weder geredet noch viel dargestellt wird, ist eine beachtliche Leistung.
Wenn man mich gefragt hat, wie der Film war, ob er mir gefallen hätte und er sehenswert wäre, habe ich Alexander niemandem empfohlen und ihnen eher geraten, dass Geld für einen anderen, sehenswerteren Film auszugeben.