AW: Buchclub Runde 5: "Beim Leben meiner Schwester" von Jodi Picoult
So, ich bin erst mit dem Buch fertig geworden, da ich erst noch mein anderes Buch zu Ende lesen wollte und zudem im Skiurlaub war, aber jetzt bin ich auch fertig und poste hier mal
1. Wie hat dir das Buch gefallen?
Gefallen hat es mir definitiv. Es stellt eine für jede Familie furchtbar schwierige Situation gut, emotional und nachvollziehbar dar und ich möchte nicht in der Haut irgendeines Beteiligten stecken und diese Entscheidungen treffen müssen.
Allerdings muss ich sagen, dass ich, nachdem ich von Freundinnen vor Heulattacken bei dem Buch gewarnt wurde, in dieser Richtung mehr erwartet hätte. Ich bin eigentlich jemand, der gerade bei Büchern sehr nah am Wasser gebaut ist und ich kann bei der kleinsten Kleinigkeit heulen... Bei dem Buch irgendwie nicht. Nur am Schluss kam das dann ein wenig, mit dem Epilog.
Ich könnte allerdings nicht mal wirklich sagen, woran es lag, warum es mich nicht so mitgenommen hat, wie ich erwartet habe. Vielleicht habe ich in letzter Zeit zu viel in meinen Chirurgie-Büchern über geringe Lebenserwartungen bei Krebspatienten gelesen und mich damit "immunisiert"
2. Was hat dir besonders gefallen, was nicht? (Und warum?)
Besonders gefallen haben mir persönlich immer die kleinen Witzchen, die Campbell gemacht hat, wenn er gefragt wurde, warum er diesen Servicehund hat. Und auch die Szenen, in denen Kate über ihre Krankheit Witze machen kann, haben mir immer gefallen, da sie durchaus auch authentisch wirken.
Weniger gefallen haben mir diverse "Abschweifungen", wenn z.B. Brian irgendetwas über die Sterne erzählt. Ist ja ganz interessant, hat aber mit der Handlung an sich gar nichts zu tun. Und leider hat es mir persönlich seine Figur auch nicht wirklich näher gebracht, das geschah eher durch andere Dinge.
Zudem fand ich die Storyline mit Jesse irgendwie seltsam, bei ihm versteht man nicht so ganz, warum er diese Brände legt. Klar, irgendwo bekommt er zu wenig Aufmerksamkeit, aber wie er von 'nem süßen kleinen Jungen zu einem jungen Mann wird, der Alkohol trinkt, Drogen nimmt und gelegentlich mal ein Gebäude anzündet, das war für mich nicht so ganz klar.
3. Welche Figur hat es dir besonders angetan, welche konntest du gar nicht ausstehen? Wieso?
Auf der einen Seite muss ich Anne zustimmen, Kate ist definitiv bewunderswert, aber wer's mir definitiv angetan hatte, war ihr Freund, den sie im Krankenhaus gefunden hat (hab' leider den Namen grade nicht im Kopf). Der war einfach toll und wäre wirklich perfekt für sie gewesen. Dass ausgerechnet er dann plötzlich gestorben ist, wo er doch die "unkompliziertere" Krankheit hat, das war schon so 'ne Sache...
Nicht ausstehen trifft es in diesem Fall nicht, aber manchmal hätte ich Sara gerne mal durchgeschüttelt, um ihr klar zu machen, dass Anna nicht einfach nur ein Ersatzteillager für Kate ist. Klar ist die Situation mit Sicherheit furchtbar schwer und man will, dass das kranke Kind möglichst lange lebt, aber allein schon deshalb noch ein genetisch abgestimmtes Kind zu bekommen ist für mich persönlich doch etwas fragwürdig - wobei ich hoffentlich nicht in die Situation komme, wo ich das dann vielleicht doch einmal anders sehe.
4. Allgemeine Bewertung des Buches auf einer Skala von 1-10 (10 ist das Beste)?
8
5. Würdest du noch weitere Bücher des Autors/der Autorin lesen?
Ja, würde ich schon, denke ich.
6. Falls dir sonst noch was einfällt...
Ich habe mich - nachdem ich das Buch durch hatte - mit einer Freundin unterhalten, die bisher nur den Film kennt und wir sind schnell draufgekommen, dass unsere jeweiligen Geschichten unterschiedliche Enden haben. Ich persönlich kenne den Film nämlich nicht.
Und ich muss sagen, dass ich da das Filmende doch einfach realistischer finde.
Im Buch, das Ende ist irgendwie, konstruiert. Dass sie aus der elterlichen Gewalt entlassen wird, ist eigentlich von Anfang an klar, ich hatte nur vermutet, dass sie die Niere schließlich doch spenden würde.
Dass Kate das gar nicht wollte, war kurz etwas überraschend, aber dann doch ganz gut nachvollziehbar. Ich habe die Situation schon einmal erlebt, wo der Kranke einfach nicht mehr wollte und kann das verstehen.
Dann kam der Unfall und schon, als Brian dort hin gerufen wurde, war mir klar, dass Anna darin verwickelt ist. Aber ihr Tod wird eigentlich so wahnsinnig schnell abgehandelt, sachlich fast schon. Kates Sterben wird eigentlich das ganze Buch über behandelt und Anna ist nach ein paar Absätzen einfach tot. Fertig. Vielleicht konnte ich deshalb nicht so mitfühlen.
Realistischer hätte ich es dann einfach gefunden, wenn Kate trotz der Niere ihrer Schwester nicht überlebt hätte... Es ist einfach irgendwo ein medizinisches Wunder, dass sie nach acht Jahren noch lebt und gesund ist. Hier wurde, für meinen Geschmack, nochmal ein Happy End provoziert, das mit ein bisschen Drama für die Tränendrüsen verbunden wurde.
Ich will nicht falsch verstanden werden, ich fand es trotzdem gut, aber für mich persönlich war es nicht das perfekte und definitiv nicht das realistische Ende.