Tagebucheintrag, Fortsetzung #2 – Sonntag, 5. Oktober 2003
Heute gab es beunruhigende Neuigkeiten, die mir Angst machen, die mich bestimmt heut Nacht nicht in Ruhe schlafen lassen werden, bekomme ich durch sie jetzt schon Panikattacken. Doch möchte ich die Chronologie der Ereignisse beibehalten, also hier alles von Beginn an:
(Anmerkung am Rande: Als ich bereit war, ins Freie zu gehen – es war bereits Mittag –, wunderte ich mich über meine Schuhe (und wunder mich noch immer), die ich nicht so derartig verschmutzt in Erinnerung hatte. Das fast unberührte, hellbraune Rauleder war nun komplett mit dunklem Schmutz übersehrt – seltsam. Ich werde sie wohl gleich im Anschluss an diesen Eintrag hier reinigen.)
Nun zu meinem Ausflug, der anfangs recht ruhig verlief, mich in weiterer Folge doch zunehmend verängstigte. Bei dem Platz angekommen, wo ich das Amulett gefunden hatte, bemerkte ich, dass alles genauso aussah wie ich es beim ersten Mal zu Gesicht bekam. Genauso wie damals fand ich den Vorhang aus Blättern vor dem Eingang der Höhle hängen, getarnt, dass man ihn nicht erkennen konnte, wusste man nicht von diesem Geheimnis, welches ich aufklären möchte. Um sicher zu gehen, dass ich alleine war, blickte ich mich des Öfteren um, während ich mich dem Vorhang langsam und vorsichtig näherte. Meinem Körper war die Anspannung förmlich zu spüren, wurde ich zunehmend versteifter. Die Krönung war, als ich versehentlich auf einen Ast trat, welcher sogleich zerbrach. Ängstlich zuckte ich zusammen, blickte mich hektisch in der Gegend um, schließlich wollte ich nicht, dass mich jemand bei meinem Vorhaben beobachtete. Langsam wieder beruhigt, mein Herz raste und kleine Schweißperlen flossen die Stirn abwärts über mein Gesicht, ging ich vorsichtig weiter bis zum Vorhang. Ich durchsuchte ihn, konzentrierte mich nur auf das Amulett, in der Hoffnung, es hier wieder zu finden. Die Angst war mittlerweile seltsamer Weise wie verflogen, nun suchte ich – rund um mich alles vergessend – wie fanatisch nach diesem Schmuckstück und hatte Glück. Wie es wieder hier her gelangen konnte, ist mir ein Rätsel, doch überkam mich eine Flut der Freude, als ich es wieder in Händen hielt. Wenn ich jetzt daran zurückdenke, kann ich nicht verstehen, warum ich nicht in die Höhle ging. Immerhin bin ich aus diesem Grunde zu diesem Platz gegangen, um nach Informationen innerhalb der Höhle zu suchen. Stattdessen bin ich auf schnellstem Wege zurückgegangen, um das Amulett zu verstecken – hier in einem Kasten in dem Zimmer, von wo es mir schon einmal entwendet wurde, im Schlafzimmer. Egal, ich hab das Amulett wieder, das ist doch zumindest schon ein Anfang! Als ich das Amulett verstaut hatte und mich auf das Sofa im Wohnzimmer fallen lassen wollte, klopfte jemand wie wild an der Eingangstüre. Mit einem riesigen Schreck, da ich keinen Besuch erwartete, landete ich auf der weichen Couch, mein Herz pochte wie wild, meine Hände zitterten. Doch das legte sich genauso schnell, wie es kam, als ich sah, wer an die Türe geklopft hatte. Es war ein Streifenpolizist aus der Nachbargemeinde, was mich stutzig machte. Was suchte ein Polizist in diesem kleinen Dorf. Und vor allem: Was suchte er bei mir? Jedenfalls bin ich zur Türe und bat den Herrn herein. Er erzählte mir, es wurde eine Leiche vor einem der nächsten Häuser gefunden. Bei dem Opfer handelte es sich um einen älteren Mann, welcher vor seiner Eingangstüre ermordet aufgefunden wurde. Sein Bauch war aufgeschlitzt, die Rippen waren gebrochen und die inneren Organe entwendet worden. Es gab Kratzspuren, doch konnte der Polizist nicht sagen, wer oder was sie verursacht hatte. Für die alte Frau, welche die Leiche fand, war es kein schöner Anblick. Ihr war noch schlecht, als sie dem Polizisten die Geschichte erzählte. Sie sagte, sie könne sein angstverzerrtes Gesicht und seine weit aufgerissenen Augen nicht vergessen…
Am liebsten hätte ich sogleich meine Sachen gepackt und wäre auf der Stelle nach Hause gefahren, doch der Polizist meinte, ich dürfe hier nicht weg – wir alle sind Verdächtige. Toll!