Und weiter gehts!
4. Sallys Vergngenheit
Schwarzer Adler
Schwarzer Adler lag still da, die Arme unter dem Kopf verschränkt. Er dachte über Sally nach. Sie war für ihn ein Geheimnis, einerseits wirkte sie stark und selbstsicher, aber andererseits auch wieder schwach und verletzlich. Seine Gedanken schweiften ein paar Stunden zurück.
Plötzlich hatte sie begonnen ihm von ihre Leben zu erzählen. Er hatte gespürte, dass ihr das sehr schwer gefallen war, aber sie hatte wahrscheinlich das Bedürfnis verspürt endlich mit irgendjemandem darüber zu reden. Alles war aus ihr heraus gesprudelte wie bei einer Quelle. Sie war glücklich gewesen, bis an dem Tag, als das Unglück geschah...
Sally war zu dem Zeitpunkt vierzehn Jahre alt. Die ganze Familie war auf dem Weg zur Kirche, als ihnen zwei Männer in den Weg traten. Sie hatte nicht einmal Zeit, die Situation zu erfassen, da hatten die Fremden auch schon abgedrückt und waren wieder verschwunden. Ihre Eltern lebten noch, als Sally sich neben sie kniete. Das letzte, was ihr Vater zu ihr sagte war: „Wein nicht, mein kleines Mädchen. Alles geht einmal zu ende. Versprich mir, dass du dich nicht unterkriegen lässt.“ Schluchzend versprach sie ihm das, dann war er gestorben. Nur ein paar Minuten später war das ganze Dorf an der Unfallstelle versammelt. Niemand konnte sich erklären von wem und warum sie umgebracht worden waren, denn Mr. und Ms. Brown waren immer hilfsbereit gewesen und kamen mit allen gut aus. Aber vielleicht war eben gerade das das Problem. Denn mit „allen“ waren wirklich alle gemeint, auch Indianer.
Nachdem sie mit ihrer Erzählung geendet hatte, waren die Tränen in Strömen geflossen. Alles, was sie in den vergangenen Jahren in ihrem Innern eingeschlossen hatte, brach einfach aus ihr heraus.
Schwarzer Adler hatte sich, ohne zu wissen warum, neben sie gesetzt und sie wie ein kleines Kind in den Arm genommen. Sallys Körper hatte vor lauter schluchzen gebebt. Obwohl es eigentlich kein glücklicher Moment gewesen war, hatte er sich erfüllter als je zuvor in seinem Leben gefühlt. Sein Herz hatte sofort gewusst, dass er nicht mehr ohne sie sein konnte, aber sein Verstand weigerte sich bis jetzt das zu akzeptieren. Als sie sich wieder ein wenig beruhigt hatte, hatte sie sich sanft aus seinen Armen befreit und war ohne ein Wort schlafen gegangen.
Schwarzer Adler konnte noch immer nicht glauben, was an diesem Abend passiert war. Er hatte sein Herz an eine Weisse verloren. Das durfte einfach nicht wahr sein, weil es nicht gut gehen konnte. Sie würden Verstossene sein und das von beiden Seiten her...
Was machte er da eigentlich? Es nützte gar nichts sich darüber Gedanken zu machen, wahrscheinlich war es nur ein kurzfristiges schwärmen, und wenn nicht? Dann würde er sich selbst zwingen sie zu vergessen. Eine Beziehung zwischen Sally und ihm würde nur im Chaos enden. Mit diesem Vorsatz drehte er sich vorsichtig zur Seite, da seine Wunde immer noch ziemlich weh tat, und schloss die Augen...