6:00 PM - Fotosession in den WB Centers
Müde sitze ich auf einem gepolsterten Stuhl, führe mir mit einer JustTeen brauchbaren Sauerstoff zu, da es hier drin bestimmt 30 °C, durch die vielen Scheinwerfer.
Ich blicke zur dunkelgrünen Leinwand wo Alyssa alle 2 Sekunden eine andere Haltung im Liegen einnimmt. Rose setzt sich neben mich, sie hat zwei Becher Cappuccino in der Hand. „Für dich“, flüstert sie und setzt sich auf den Stuhl links von mir. „du siehst so blass aus..“. Sie tätschelt mir die Hand.
„Ach...das ist bei mir immer so.....wenn ich meine Periode habe“, ich blicke verschämt weg. „Ach, so du Arme! Rose lächelt und nimmt mich seitwärts in den Arm. „Das sind nun mal die Leiden einer Frau, aber um ehrlich zu sein, ich liebe es eine Frau zu sein!“. Rose hält die Hände an ihr Kinn. „Stell dir vor, du wärst ein Mann, du hättest keinen Sinn für Mode und das shoppen für Dessous würde auch wegfallen. Ich bezweifle, dass ich als Mann Spaß haben würde“. „Denkst du nicht, das jeder Mann genauso denkt?“, ich sehe sie mit müden Augen an. „Stimmt auch wieder“, Rose lacht nervös auf und erhebt sich als ihr der Fotograf zu sich winkt.
„Na, Süße!“, Alyssa schnappt sich Rose’ Cappuccino den sie kaum angerührt hat.
„Denkst du wir werden hier lange brauchen?“, ich lasse mich soweit in den Stuhl sinken, dass ich Nackenschmerzen bekomme und richte mich wieder auf.
„Ich weiß nicht“, Alyssa wirkt abwesend, mit einem, für sie typischen, Glitzern in den Augen verfolgt sie Rose’ Bewegungen beim fotografieren.
„Ich meine nur, weil wir ja morgen diese Premiere haben“, ich bewundere Alyssas gelassene Art seit ich sie kenne. Sie strotzt voller Optimismus, und das glitzern in ihren Augen habe ich eigentlich noch nie verschwinden sehen. Sie ist immer gut gelaunt, außer sie streitet, und wenn sie das tut ist sie richtig gut, sie schafft es immer Außenstehende auf ihre Seite zu ziehen, obwohl diese eigentlich parteilos bleiben wollen. So hat sie es auch geschafft das Shannen gegangen ist, worauf sie nicht stolz zu sein braucht. Als mir Sebastian winkt erhebe ich mich schnaufend.
„Holly, ich will das du dich diesmal besonders anstrengst.......spiel mit der Kamera.....ja, Schatz, du kannst das“, während ich es Rose und Alyssa nachmache schreit Sebastian liebliche Wörter nach mir, auf das könnte ich echt verzichten. „Echt, krass Holl, du warst wirklich gut“. Ich lächle, so wie ich immer lächle wenn ich mich total, aber wirklich total von jemanden genervt fühle.
„Holly“, Rose nimmt mich an der Schulter, „tut mir leid, dass ich das jetzt sage, aber das ist eine echt nervige Starallüre an dir“. „Ach, ja Rose!“, ich schmeiße den Kaffeebecher aus ihre Hand. „ich habe es satt, mehr als das, Rose! Wenn du nur einen kleinen Schmerz am kleinen Finger hast, bittest du darum einen halben Tag Pause einzulegen, währen sich Alyssa und ich zu Tode langweilen. Du liegst auf einem Sofa und lässt dir von der Crew Wasser bringen und die Stirn abtupfen. Während ich es nicht verkrafte während meiner Tage, angeschmachtet zu werden, verkraftest du jeden einzelnen Tag im Monat nicht die kleinste Belastung. Du hast Power, aber nur auf Parties!“, als Draufgabe trete ich auf den Pappbecher, mit der Aufschrift HOT!, und verlasse das Studio. Draußen fragen mich die Securitys was passiert wäre doch, ich weiche ihnen mit einer Handbewegung aus.
Nie hätte ich für Möglich gehalten, so auszurasten, ich komme mir vor wie Piper. Sie lässt immer alles über mich ergehen, aber wenn es ihr zu viel ist platzt sie. Normalerweise weiche ich solchen Angriffen, wie gerade dem von Rose gezielt aus, aber durch das ganze Zusammenspiel von schlechten Dingen konnte ich es nicht aushalten und fühlte mich wie Piper, die Paige die Leviten liest.
Im Auto beginne ich zu weinen, ich stütze meinen Kopf auf das Lenkrad. Es ist mir einfach alles zu viel, ich habe es satt im Rampenlicht zu stehen, ich will nach Hause und ich wünsche mir einen Mann der mich in die Arme nimmt, mich zärtlich küsst und mir Tee kocht. Anstatt eines jungen, attraktiven Mannes erwarten mich hungrige Katzen, Hunde, Hamster, Kaninchen und Vögel.
Ich habe jetzt absolut keine Lust nachhause zu fahren, und so fahre ich schnurstracks zu Shannen, sie hatte schon immer ein Ohr für meine Probleme.
Ich habe zum ersten Mal heute Glück, denn Shanna, wie ich sie gerne nenne, ist zu Hause.
„Holly!“, in Trainingshose und Unterhemd empfängt mich Shannen mit offenen Armen.
„Was ist los? Du siehst schrecklich aus!“. Nachdem ich ihr alles erzählt habe, hüpft sie auf. „Ich habe eine wundervolle Idee!“, sie zeigt in Richtung Badezimmer. „Hast du denn keine Idee wie ich mein kleines Problem am Set lösen könnte?“, frage ich und lehne mich in die schwarze Ledercouch. „Nein, Holly. Du weist ich bin gegangen weil ich nicht mehr konnte. Aber du wirst es mir nicht gleich tun, ohne dich ist die Serie nichts, und das weißt du“.
„Ich denke gar nicht daran, zu gehen“.
Shannen hält inne und reißt die Augen auf.
„Gut!“, stößt sie aus, „komm mit!“. Sie greift nach meiner Hand. Im Bad angekommen schminkt sie mich, das ist nun einmal die unangenehme Seite an den Besuchen an Shannen, jedes Mal wenn ich vorbei komme schminkt sie mich und macht mir die Haare zurecht. Ich sage keinen Ton, weil ich genau weiß was sie macht.
„Und jetzt!“, Shannen klatscht. „Und jetzt...?“, albere ich ihr in albernem Ton nach.
Shannen steht vor ihrem Kleiderschrank, der ein bisschen an Carrie Bradshow aus Sex and the City erinnert, nur das Shannen, nicht nur Designerklamotten besitzt.
Sie greift nach einem schwarzen Spagettiträgerkleid. „Wenn du ausgehen willst, ich kann auch gehen“, ich zeige zur Tür.
„Ja, ich möchte ausgehen....aber mit dir“, Shannen lacht laut. „Nein....Shannen du weißt genau, ich ....... ich habe wirklich keine Lust“.
„Weißt du was? Das interessiert mich einen Dreck, du wirst Spaß haben, wenn wir attraktive Jungs finden, wirst du mir dankbar sein“, sie drückt mir das Kleid in die Hände.
Obwohl meines schlechten Gewissens, Alyssa und Rose alleine am Set gelassen zu haben, und nur wegen mir, die Session ein ander Mal nachzuholen, entschließe ich mich doch, mit Shannen auszugehen. Ob Spaß oder nicht, Ablenkung wird mir gut tun.