Birgl
5.000er-Club
Butterflys also lie - auch Schmetterlinge lügen
ich freu mich über alle komentare... auch Kritik...
-1-
Ein dumpfer Ton ist zu hören, als die Pistole auf das Parkett knallt. Was niemand hört, aber doch da ist, sind die langsamen, schweren Atemzüge eines jungen Mädchens, dessen Haut blasser und lebloser wird. Schweißperlen fließen langsam in Bahnen die Stirn hinunter. Der Puls wird immer langsamer, während sich die langen braunen Haare, die von der Sommersonne helle Strähnchen haben, dunkelrot färben. Das Blut rinnt aus der kleinen Wunde am Nacken. Ihr zierlicher, gepflegter Körper sackt in sich zusammen auf den Boden. Die wunderschönen, grünen Augen starren eisig an die Decke. Das Herz schlägt ein letztes Mal und kommt dann zum Stillstand.
Serena Woulf sitzt in einer der ersten Bankreihen der St.Claire’s Cathedral. Der stramm gebundene blonde Zopf glänzt in dem wenigen Licht, das den Weg durch die bunt bemalten Fenstern geschafft hat. Der Pastor beginnt seine Predigt, die sie aber ausblendet. Von wegen Cindy Burton sei ein so besonders tolles Mädchen gewesen... bla... bla... bla... Er hat doch sowieso nur eine seiner Standardpredigten herausgesucht, meint sie. Sie war immer noch zu geschockt und verwirrt, um sich überhaupt auf irgendetwas konzentrieren zu können. Sie lässt ihren Blick über ihre Umgebung schweifen. Oberflächlich betrachtet sie die Gesichter der trauernden Menschen. Besonders das Gesicht von Cindys Mutter fällt ihr ins Auge. Ihre Augen waren verquollen und sie hatte dunkle Ringe unter den Augen, die sie versuchte etwas mit Make-up zu kaschieren. Dies gelang ihr allerdings nicht wirklich. Sie lässt ihren Blick weiter schweifen und bleibt schließlich an dem blassen Gesicht ihrer besten Freundin hängen. Ihr Gesicht war immer wunderschön, aber nun, in diesem blassen Teint und dazu das schlecht geschminkte Rouge sah sie etwas verkümmert aus. Doch dies interessiert hier nicht wirklich jemanden. Cindy. Das war sie. Sie interessierte sich nicht für ihr aussehen, war immer bester Laune und beliebt. Ja, beliebt war sie. Und wie. In zwei Wochen ist der Abschlussball und der Titel der Abschlussballkönigin war ihr sicher. Aber jetzt ist ihr Leben beendet. Das Leben ihrer besten Freundin, Ersatzschwester und größten Vertrauten zugleich. Niemand kann es nachvollziehen. Niemand versteht, wieso sie sich das leben genommen hat. Besonders sie nicht. Serena. Ihre beste Freundin, die immer dachte, alles über sie zu wissen. Die immer meinte, dass Cindy ihr alles erzählt.
Serenas Augen wandern weiter den leblosen Körper hinunter und stoppen erst an einer wunderschönen schwarzen Rose, die auf ihrem Oberkörper in den beiden Händen liegt. Das Schwarz der Rose ist ein krasser Kontrast zu dem hellen Weiß des Sommerkleides, das sie trägt. Irgendwie bringt diese Blume ihre ganzen Gefühle zum Ausdruck, wie sie bei näherem Betrachten feststellt. Schwarz für Trauer und diese unendliche Tiefe der Blüte, die das Unwissen über Cindys Beweggründe symbolisieren.
Die Orgel beginnt ein ruhiges Lied zu spielen und die Trauergäste begeben sich aus der Kirche. Cindys Mutter im Arm ihres Mannes, wie ihre Tränen ihren Atem unterdrücken, die ganzen anderen Menschen, von denen sie die meisten noch nie gesehen hatte. Auf einmal fühlte sie sich mit ihnen verbunden. Sie kannten Cindy anscheinend genau so wenig, wie sie feststellen musste, sie zu kennen. Das beruhigt sie auf eigenartige Weise. Ein kurzes, trauriges Lächeln huscht über ihre Lippen und ihr rinnt eine erste Träne über die Wange. Als der Trauerzug zum Stehen kommt und sich um das offene grab verteilt, findet sie sich neben Cindys Mutter wieder und sieht sie beinahe schuldbewusst an, ihr laufen jetzt immer mehr Tränen, die ihr langsam aber sicher die Wimperntusche verschmieren, übers Gesicht. Der Sarg, dessen Deckel nun fest verschlossen ist und auf dem ein großer, schön verzierter Kranz prangt, wird langsam hinunter gelassen und Serena vernimmt wieder leise Trauermusik. Die Eltern von Cindy stehen die ganze Zeit stumm da und nicken nur hin und wieder mit den Köpfen, während die Gäste, von denen einer nach dem anderen eine Blume auf den Sarg geworfen und ihnen ihr Beileid ausgesprochen hat, gehen. Nach einiger Zeit steht nur noch Serena neben ihnen und da sie keine Anstalten macht es den anderen gleich zu tun, gehen nun auch sie mit langsamen Schritten auf das Grab ihrer Tochter zu und bleiben davor stehen. Mr. und Mrs. Burton starren auf den Sargdeckel und machen sich Selbstvorwürfe. Auf eine besondere Art und Weise fühlen sie sich für die Geschehnisse verantwortlich, obwohl sie eigentlich in ihrem tiefsten Inneren wissen, dass sie dafür nichts können und dass sie nichts verhindern, geschweige denn anders hätten machen können. Sie legen einen großen Strauß neben die anderen, die von den Trauergästen, von denen die meisten Freunde der allseits beliebten Familie sind, stammen. Ebenso wie bei Serena ist auch Mrs. Burtons Wimperntusche verschmiert, was ihr Gesicht noch trauriger wirken lässt. Die Angestellten des Bestattungsunternehmens nehmen nun Spaten und schaufeln symbolisch etwas Erde auf die Blumen. Zu einem späteren Zeitpunkt würde dann mit einem Minibagger der Rest aufgeschüttet werden. Doch das würden die Angehörigen nicht mehr mitbekommen.
will be continued...
hoffe, die story gefällt euch...
glg,
Birgl