„Hast du eigentlich irgendeine Ahnung, wo du lang musst?“, fragte Sebastian vom Rücksitz des Wagens nach vorne, wo Chris sich auf dem Fahrersitz umdrehte, um mit einem leicht genervten Gesichtsausdruck nach hinten zu sehen.
„Ich habe mir im Internet angesehen, wo wir hin müssen, ich finde das schon“, erklärte er nur, bevor er sich wieder zur Ampel umdrehte, die in diesem Moment grün wurde, sodass er sofort das Gaspedal durchtrat, um das Auto rechts von ihm zu überholen.
„Es ist mir scheißegal, ob du im Internet nachgesehen hast, wo das Hotel ist, wenn du nicht gleich das Navi einschaltest und uns innerhalb von fünf Minuten dorthin bringst, dann musst du so oder so anhalten, weil mir von deinem Fahrstil kotzübel wird!“, beschwerte sich nun auch Eva halb ernst, halb spaßeshalber vom Rücksitz, was Ben auf dem Beifahrersitz zum Lachen brachte, Chris allerdings mit einem bösen Stirnrunzeln in den Rückspiegel zu Eva blicken ließ.
„Wehe! Wenn du mir ins Auto kotzt, dann bist du das letzte Mal bei mir mitgefahren!“, drohte er ihr an, bevor er sich wieder auf den Verkehr konzentrierte und das Gaspedal erneut durchtrat, um noch über eine Ampel zu kommen, die gerade auf Gelb geschaltet hatte.
„Als ob das was Schlechtes wäre...“, grummelte Eva vor sich hin, die sich allerdings tatsächlich eingestehen musste, dass er auch schon einmal schlimmer gefahren war. Vor allem die Strecke auf der Autobahn zwischen Seesberg und Berlin war fast harmlos gewesen. Erst im Stadtverkehr hatte er den Kick-Down wiederentdeckt. Wenn sie so darüber nachdachte, wollte sie gar nicht erst wissen, wie der junge Zahnarzt fuhr, wenn er alleine im Auto saß.
Im Moment saßen sie jedoch zu viert im Wagen. Sie, Chris, Ben und Sebastian waren gemeinsam auf dem Weg nach Berlin, um dort an einer Fortbildung über zahnärztliche Bildgebung teilzunehmen, zu der Chambers alle seine Ärzte angemeldet hatten, die sich noch in ihrer Ausbildung befanden. Untereinander hatten sie sich selbst organisieren müssen, wie sie nach Berlin kamen und wo sie unterkommen würden und da die Kombination Chris, Eva und Sebastian von vorneherein festgestanden hatte, hatten sie Ben noch gefragt, ob er den letzten Platz im Auto haben wollte. Und so waren sie nun zu viert auf ihrem Weg nach Berlin, in das Hotel, das Sebastian gebucht hatte – beziehungsweise in Berlin waren sie ja bereits angekommen, nur das Hotel ließ noch auf sich warten.
Doch gerade, als Eva sich erneut und diesmal wirklich beschweren wollte, dass sie dem Fahrstil von Chris nicht sonderlich zugetan war, hielt er den Wagen in einem ziemlich gewagten Bremsmanöver vor dem Hotel an.
„Gott sei Dank...“, murmelte sie beim Aussteigen leise, was Ben, der ihre Bemerkung hörte, während er begann, das Gepäck aus dem Kofferraum zu holen, mit einem Grinsen quittierte.
Gemeinsam betraten die Vier die Hotellobby, wo sich Ben, Chris und Eva miteinander unterhielten, während Sebastian die Anmeldung regelte. Oder zumindest regeln wollte – denn bereits nach wenigen Augenblicken begann eine hitzige Diskussion zwischen dem Zahnarzt und der etwas ältlichen Dame an der Rezeption, die die Aufmerksamkeit der übrigen Fortbildungsteilnehmer relativ rasch auf sich zog.
„Ich habe online gebucht und die Buchungsbestätigung hier dabei, was ist also das Problem?“, fragte Sebastian nun schon zum wiederholten Male und wurde langsam wirklich ungeduldig. Er verstand das Problem einfach nicht, immerhin stimmte das Datum und der Rest der Buchung auf seinem Beleg.
„Die Buchung liegt in unserem System nicht vor und erst letzte Woche haben wir erfahren, dass unser Buchungssystem gehackt wurde, sodass wir keine Buchungen akzeptieren, die nicht in unserem System vorhanden sind.“, erklärte die Rezeptionistin ruhig, aber bestimmt.
„Aber das ist doch nicht unser Fehler; wir brauchen eine Unterkunft und wir haben die Bestätigung, dass wir die Buchung vorgenommen haben. Und sie haben wahrscheinlich auch leere Zimmer. Also wenn sie schon die Buchungsbestätigung nicht annehmen wollen, dann geben sie uns doch wenigstens so ein Zimmer.“, mischte sich Chris nun in das Gespräch ein.
„Das kann ich leider nicht, da wir voll belegt sind. Erst vor zehn Minuten hat eine große Gruppe Japaner eingecheckt, die hier einen Kongress besuchen.“
Diese Bemerkung der Dame hinter der Rezeption rief eine weitere Diskussion zwischen ihr und den Zahnärzten hervor, die sie trotz allem nur zu dem Schluss kommen ließ, dass es hier im Hotel kein Zimmer gab und die vier sich eine andere Unterkunft suchen mussten.
Als sie das Hotel schließlich mit ihrem Gepäck wieder verließen, um genau das zu tun, blieben sie allerdings erst einmal etwas perplex stehen. Chris’ Wagen war verschwunden.
HOW TO BECOME AN ORAL SURGEON
Projekt-FanFiction by Elenia
Soundtrack: Decode by Paramore
How to: feel like beeing sixteen again
Konzentriert stand Peter Chambers am OP-Tisch und begann die Schnittführung, um eine Orbitabodenfraktur zu versorgen. Während er ein Instrument nach dem anderen verlangte und sich langsam zum Boden der Augenhöhle vorarbeitete, führte er trotzdem eine kleine Unterhaltung mit Alexa, die ihm mit den Instrumenten assistierte.
„Es ist ja direkt langweilig hier, ohne die ganzen Assistenzärzte. Es ist nur halb so lustig im OP...“, merkte er mit einem leichten Grinsen an, das man unter dem Mundschutz natürlich nicht erkennen, aber durchaus in seiner Stimme erahnen konnte.
Alexa sah kurz zu ihrem Chef und deutete ein Nicken an. Auch, wenn es lächerlich war, vermisste sie Sebastian bereits jetzt, wo er gerade seit dem Morgen weg war. Seit sie zusammengekommen waren, hatten sie beide hier auf der Ammerlander Insel gewohnt und das gerade einmal zwei Stockwerke auseinander, was bedeutete, dass sie sich fast jeden Tag wenigstens kurz gesehen hatten. Und jetzt war er das ganze Wochenende weg und sie vermisste ihn.
„Sie und Sebastian waren damals an der Universität noch nicht zusammen, oder, Alexa?“, fragte Chambers dann plötzlich in die Stille hinein und riss die OP-Schwester damit aus ihren Gedanken, die sich wieder einmal nur wundern konnte, dass ihr Chef immer wieder eine bemerkenswerte Beobachtungsgabe aufwies, die der jungen Frau allerdings fast peinlich war. Sie sprach ohnehin nicht gern über ihre Beziehung und schon gar nicht mit ihrem Chef. Wie hatte er überhaupt bemerkt, dass sie mit Sebastian zusammen war? Sie legte mehr als nur Wert darauf, dass sie und Sebastian in der Klinik miteinander umgingen, wie mit jedem anderen auch. Es ging schließlich nicht jeden etwas an. Um eine Antwort kam sie natürlich trotzdem nicht herum.
„Nein, waren wir nicht.“, lautete diese und war möglichst kurz gehalten, um nicht noch weiter auf das Thema eingehen zu müssen. Sie würde dieses Thema sicher nicht mit ihrem Chef diskutieren.
Zum Glück redete Chambers auch nicht mehr weiter über sie und Sebastian, denn die Platzierung der Membran forderte dann doch seine vollkommene Aufmerksamkeit.
Eva ließ ihre Reisetasche erschöpft von ihrer Schulter gleiten. Warum nur war sie der Meinung gewesen, dass sie für ein Wochenende keinen Koffer brauchte und stattdessen die Tasche genommen, die natürlich keine Rollen hatte?
„Jetzt komm schon, Eva, wir wollen heute noch eine Unterkunft finden!“, beschwerte sich Chris sofort, nachdem sie die Tasche abgesetzt hatte, was ihre ohnehin schon schlechte Laune nicht verbesserte und zudem noch auf ihn richtete.
„Dann trag du doch die Tasche, immerhin bist du Schuld daran, dass wir hier in der Gegend rumlaufen und ein Hotel nach dem anderen abklappern, weil alle wegen dieser dämlichen Tagung überfüllt sind. Kannst du dein Auto nicht einmal ordentlich parken?“, erwiderte die junge Frau daher lediglich gereizt und hielt Chris ihre Tasche hin, der diese Aufforderung jedoch ignorierte und stattdessen weiterging.
Er war ohnehin wütend auf sich selbst, dass er das Auto einfach so im Halteverbot abgestellt hatte und die kleine Diskussion an der Hotelrezeption gereicht hatte, dass es abgeschleppt worden war. So lange waren sie doch eigentlich gar nicht im Hotel gewesen? Und jetzt fanden sie einfach keine Unterkunft mehr, die Zimmer frei hatte und das Taxifahren hatten sie auch bald aufgegeben, da es zu teuer geworden war. Was natürlich U-Bahn und eine Menge Fußwege bedeutet hatte. Jetzt waren sie gerade auf dem Weg zu einer Jugendherberge, in der sie hoffentlich noch unterkommen konnten. Langsam wurde es schließlich dunkel.
„Komm, gib her.“, bot Sebastian Eva dafür an, die Tasche zu tragen und übernahm sie dann auch für die letzten Meter, wofür sie ihrem Freund einen kleinen Kuss auf die Wange gab, um sich zu bedanken.
Ben hatte alles mehr oder weniger belustigt beobachtet und folgte nun als letzter der Gruppe. Das kleine Grinsen war noch immer auf seinen Lippen, als sie schließlich und endlich die Jugendherberge betraten.
Jeder von ihnen hatte bereits bessere, aber zum Glück auch schlimmere Unterkünfte erlebt, sodass langsam die Hoffnung aufkeimte, dass es eventuell doch nicht so schlimm werden würde – vorausgesetzt natürlich, hier war überhaupt ein Zimmer frei, nachdem sie bei den ganzen Hotels zuvor keinen Erfolg gehabt hatten.
Und tatsächlich hatte die Jugendherberge noch Zimmer übrig. Allerdings gab es natürlich hauptsächlich Räume für mindestens sechs Personen aufwärts – das kleinste Zimmer, das im Angebot war, war für vier Gäste. Aber was blieb den jungen Ärzten schon übrig? Sie waren froh, überhaupt eine Unterkunft gefunden zu haben und würden sich auch mit Enge, wenig Komfort und den gemischten Geschlechtern zurecht finden. Zumal Eva ja schließlich die einzige Frau war und die Männer würden ohnehin kein Problem damit haben. Sebastian dachte nur kurz an Alexa, die wahrscheinlich nicht so begeistert sein würde, aber immerhin war sie auch mit Eva befreundet und wusste, dass es keine Rolle spielte, ob er mit ihr in einem Zimmer war, oder nicht.
Schließlich öffneten die Vier endlich die Tür zu ihrem Zimmer für das Wochenende und wuchteten als erstes die Reisetaschen möglichst aus den Laufwegen, bevor sie sich fast zeitgleich auf die Betten fallen ließen. Statt wie geplant 8 Uhr abends war es inzwischen fast 11 Uhr geworden und die Gruppe doch erschöpfter als gedacht. Keiner von ihnen hatte noch Lust, sich zu bewegen, obwohl alle Hunger hatten. Und als letztendlich Sebastians Bauch so laut grummelte, dass es für alle zu hören war, nahm Chris dies für eine seiner frechen Bemerkungen zum Anlass.
„He, Eva, du bist doch hier die Frau. Geh uns mal was zum Essen holen.“
„Oh, oh... Das hätte ich an deiner Stelle lieber nicht gesagt!“, merkte Sebastian an, der sich sicherheitshalber hinter seinem Kopfkissen in Deckung brachte.
Die einzige Bemerkung, die Eva dafür übrig hatte, war ebenfalls ihr Kopfkissen, das sie Chris mit Wucht an den Kopf warf, was Ben dazu veranlasste, loszulachen, während Sebastian vorsichtig über seine Deckung lugte und Chris ziemlich verdutzt aus der Wäsche blickte.
Peter Chambers ließ die Schere an Alexa zurück gehen, mit der er gerade die letzte Naht abgeschnitten hatte. Eigentlich hätte dies die dritte und letzte Operation für diesen Tag sein sollen, doch gerade zuvor hatte eine der Schwestern gemeldet, dass ein benachbartes Krankenhaus angerufen hatte, die eine komplizierte Gesichtsfraktur überweisen wollten.
Das hieß, dass sich der Feierabend verschieben würde. Leider war ja auch niemand der Assistenzärzte da, auf den er die leidige OP hätte abwälzen können – immerhin hatte er eigentlich noch einen Termin im Anschluss, den er nun wohl absagen musste.
Während Alexa begann, die Instrumente zusammen zu sammeln, fing Chambers damit an, die Nahtversorgung des Patienten abzudecken und mit einem sterilen Pflaster zu bekleben. Anschließend deckte er zusammen mit der OP-Schwester den Patienten wieder ab, während der Anästhesist begann, ihn wieder aufzuwecken.
„Alexa, ich werde mich danach um die Unterlagen des Notfall-Patienten kümmern müssen. Rufen Sie bitte meine Frau an und sagen ihr, dass es bei mir später wird. Sie soll die Reservierung lieber absagen.“
Eva gähnte leise und möglichst versteckt vor sich hin. Trotz aller Erschöpfung hatte es am gestrigen Abend noch einige Zeit gedauert, bis die vier tatsächlich schlafen gegangen waren. Allein bis jeder im Bad gewesen war, waren fast zwei Stunden vergangen, da sie zwischendurch noch allerlei Blödsinn veranstaltet hatten. Inklusive einer improvisierten Kissenschlacht zwischen ihr und Chris, da er ihr heimzahlen wollte, dass sie zuvor ihr Kissen nach ihm geworfen hatte. Ben und Sebastian hatten sich köstlich darüber amüsiert und noch viel gelacht mehr, als der Zivi vor der Tür stand und sie darauf hinwies, dass es längst Nachtruhe war und sie leiser sein sollten. Sie hatten sich gefühlt, wie auf dem Schulausflug in der 10. Klasse. Abgesehen von dem gemischtgeschlechtlichen Zimmer natürlich.
Gerade, als die junge Frau sich bemühte, wieder dem Vortrag zu lauschen, der sich mit dem Thema des sinnvollen Einsatzes eines DVT-Gerätes in der zahnärztlichen Praxis beschäftigte, spürte sie einen kurzen Pieks in ihre rechte Seite, bei dem sie sich bemühen musste, leise zu bleiben und nicht vor Überraschung aufzuschreien.
Ein Blick zur Seite zeigte ihr, dass es Chris gewesen war, der sie nun mit einem seiner unverschämt spitzbübigen Grinsen ansah, sodass man ihm nicht einmal böse sein konnte.
„Tut mir ja leid, aber ich schlafe hier sonst noch ein. Das ist ja schlimmer, als die Vorlesungen vom alten Hermann an der Uni!“, entschuldigte Chris sich im Flüsterton und wurde nun seinerseits von Sebastian angerempelt, der auf seiner anderen Seite saß.
„He, wehe, ihr schließt mich aus, dann schlafe ich hier mit Sicherheit ein!“, kam seine Beschwerde ebenfalls so leise wie möglich, um niemanden zu stören, der vielleicht doch aufpassen wollte. Aber ein kurzer Blick durch das Auditorium zeigte ihm schnell, dass die drei nicht die einzigen waren, die dem Redner kaum folgen konnten.
Sogar Ben links neben Eva hatte sein Kinn auf der Hand aufgestützt und kämpfte gegen die Augenlider, die ihm ständig zuzufallen drohten. Er kam erst wieder zurück in die Realität, als ihn ein kleiner Zettel traf, den Sebastian eigentlich nach Eva geworfen hatte, die nun schon seit mehreren Minuten mit Chris einen Kleinkrieg ausfocht.
Einen kurzen Moment warf er einen irritierten Blick auf den Kindergarten neben sich, bevor er den Zettel auseinander faltete, diesen kurz überflog und sich dann die Hand vor den Mund hielt, um nicht laut loszulachen.
Willst du mit mir gehen? Bitte ankreuzen!
Ja Nein Vielleicht
Chris
stand dort in Sebastians Handschrift zu lesen, der damit eigentlich Eva hatte aufziehen wollen. Und Chris ebenfalls, denn die beiden hatten immer noch den größten Spaß dabei, sich gegenseitig zu ärgern. Immerhin hatten Ben und Sebastian auch etwas davon, denn die Kabbeleien der beiden waren allemal interessanter, als der Vortrag.
„Wow, nicht schlecht! Ihr solltet euch mal ein Beispiel an Ben nehmen, ihr zwei, immerhin sind wir in Berlin.“, meinte Eva anerkennend, als Ben gestylt aus dem kleinen Bad der Jugendherberge trat. Er hatte seine Jeans mit einem weißen Hemd und einem schlichten schwarzen Sakko kombiniert und drehte sich unter dem Kommentar von Eva einmal um seine eigene Achse.
Sebastian und Chris sahen an ihrem üblichen „Jeans und T-Shirt – Style“ hinunter und zuckten nur kurz mit den Schultern. Man musste es ja nicht übertreiben. Sebastian war sowieso vergeben und langsam begann er ernsthaft über Alexas Theorie nachzudenken, dass zwischen Eva und Chris etwas lief. Oje... Ab diesem Zeitpunkt war er definitiv schon zu lange mit Alexa zusammen.
Die vier hatten endlich die Fortbildung für den heutigen Tag hinter sich gebracht und wollten sich nun ins Berliner Nachtleben stürzen. Sebastian hatte bereits im Vorfeld einen Club ausgesucht, in den sie nun gehen wollten und für den sie sich alle zurecht gemacht hatten. Die einen mehr, die anderen weniger.
Eva zumindest schien in ihrem Minirock und einem trägerlosen Oberteil Eindruck zu machen, denn der Türsteher machte sich gar nicht erst die Mühe, die Gruppe aufzuhalten, sondern öffnete kommentarlos das rote Absperrband, um sie durchzulassen.
Schon fast an der Treppe hinauf in den Club angelangt, drehte Eva sich noch einmal mit einem Lächeln um, um Sebastians Hand zu nehmen und ihn hinter sich her zu ziehen. Sie hatte Lust, sich zu bewegen, zu tanzen, um den Tag zu verarbeiten, an dem sie nur in einem großen Konferenzsaal gesessen waren und sich gelangweilt hatten.
Chris sah ihr mit einem leichten Kopfschütteln hinterher. Wäre er interessiert an einer festen Beziehung, wäre er wirklich froh, sie zu haben.
„Na los, lass uns den beiden Jungspunden mal folgen, sonst verlieren wir sie noch in der Menge!“, forderte er Ben grinsend auf.
„He, ich bin der Einzige hier, den man nicht mehr zu euch Jungspunden zählen kann. Du bist doch selbst nicht viel älter als die beiden.“, kam die leicht verwirrte Antwort des Chirurgen.
„Ja, ich wollte dich mal nicht alleine so alt wirken lassen!“
Im Anschluss an diese Antwort beeilte sich Chris, schneller als Ben zu sein, der auf einmal wirkte, als wäre er nicht sonderlich gut auf Hinweise auf sein Alter zu sprechen.
Bis die beiden Eva und Sebastian irgendwo auf der Tanzfläche wieder fanden, hatten sie bereits die diversen Bars des Clubs abgeklappert und waren entsprechend gut dabei.
Sogar, um den anderen noch einen Cocktail mitzubringen, hatte es gereicht.
„Dankeschön!“, rief Eva über die laute Musik hinweg und gab Chris einen kleinen Kuss auf die Wange, nachdem er ihr den Cocktail in die Hand gedrückt hatte. Sie hatte ihm längst verziehen, dass er gestern bei der Anreise so unleidig gewesen war. Und er verschwendete sowieso schon keinen Gedanken mehr daran; tat er nie.
Eva begann nun mit Chris zu tanzen, wobei eine Hand den Cocktail hielt und die andere auf Chris’ Schulter ruhte. Er hielt ebenfalls sein Glas und hatte seine andere Hand ursprünglich um ihre Taille liegen, doch irgendwie rutschte sie mit der Zeit immer tiefer.
Mit einem Lachen hielt sie seine Hand fest.
„He, wir sind hier in der Öffentlichkeit, pass mal lieber ein bisschen auf. Wenn Sebastian es mitkriegt, weiß es morgen Alexa. Und damit wäre es schon nicht mehr geheim. Und ich habe keine Lust auf „Pärchenabend“ mit den beiden!“, erklärte sie, halb belustigt, halb besorgt.
„Wir gehen doch ständig zu viert weg?“, warf Chris ein und schob seine Hand gegen ihren Widerstand erneut ein Stückchen weiter nach unten.
Diesmal nun hielt Eva seine Hand entschieden fest und löste sich ein wenig von ihm.
„Ja, aber als Freunde. Und das soll so bleiben, das hast du selbst schließlich auch gesagt. Du bist gerade nur betrunken.“
„Vielleicht... Aber nur ein bisschen. Und ich mag dich trotzdem!“, erwiderte Chris nach einer kurzen Pause und blickte Eva in die Augen.
Diese erwiderte seinen Blick mit einem kurzen Lächeln, bevor sie seine Hand drückte und sich gleichzeitig von ihm löste.
„Ich brauche nur mal eben frische Luft!“, erklärte sie kurz, drehte sich um und verließ die Tanzfläche.