AW: [Serien-Projekt] Replay
[ich wollte nur kurz sagen: ich mach die Pausen zwischen den Kapitel nicht, um euch zu ärgern, ehrlich, oder um so an mehr Kommentare zu kommen (auch wenn das ein angenehmer Nebeneffekt ist) ^^ ich hab nur einfach nicht genug Zeit, um mehr auf einmal ab zu tippen *very busy itz* ]
Es dauerte nicht lange, bis selbst die wenigen, die an diesem Abend nicht beim Spiel anwesen gewesen waren, die freudige Botschaft empfangen hatten und das Club-Haus von Justins Fraternity zum Mittelpunkt einer epischen Siegesfeier gemacht hatten. In jedem Raum trumpften die Teamfarben, die Musik dröhnte aus den Boxen und Mitglieder der Brüderschaft hievten mehrere Fässer Bier vom Keller hinauf in den Gemeinschaftsraum, in dem mittlerweile der halbe Campus vereint tanzte und jubelte. Julian war in seinem Leben schon auf einigen Parties gewesen, doch er musste zugeben, dass er noch nie die Ehre gehabt hatte bei einer Frat-Party anwesend sein zu dürfen.
Zum ersten Mal seit er vor knapp fünfzehn Stunden als Jugendlicher erwacht war, gefiel ihm diese neue Situation. Zwischen halbnackten Cheerleadern und seinem Football-Team, das ihn wie einen Kriegshelden feierte, wünschte er sich fast noch etwas länger dieses Leben genießen zu dürfen.
Getoppt wurde der Abend nur durch den kurzen Besuch vom Coach, der ihm überglücklich aus dem Haus holte, um ohne störender Hintergrundmusik mit ihm zu reden. Sein Stolz und seine Freude war ihm deutlich im Gesicht anzusehen und als er Julian den Grund dafür erklärte, glaubte dieser vor Freude und Überraschung fast ohnmächtig zu werden: "Junge, du hast es geschafft!! Die Sponsoren, die heute beim Spiel anwesen waren, wollen dich als neues Werbegesicht engagieren!"
Es dauerte einige Sekunden, bis Julian das gehörte verstanden hatte. Nie hatte er sich gedacht, dass dieser Traum je für ihn in Erfüllung gehen würde; er war sich nicht einmal sicher gewesen, ob überhaupt Sponsoren oder Scouts dem Spiel zusehen würden. "Gratulation, J! Ich bin stolz auf dich!" Immer noch unter Schock und vom Bier schon etwas alkoholisiert, fand Julian es nicht einmal seltsam, als der Coach ihn in eine Umarmung schloss und dann nach einem weiteren, anerkennenden Klopfen auf die Schulter den Vorgarten vom Club Haus verließ.
Julian blieb stumm am Rasen stehen. All das fühlte sich so surreal an; so unecht. Es wirkte, wie ein schöner Traum und er wünschte nie wieder aufzuwachen.
Mit einer plötzlichen Wucht wurde Julian zu Boden gerissen. Justin hatte das Gespräch vom Eingang des Club Hauses mit angehört und war ihn sofort nach Verlassen des Coaches freudig angesprungen. Von Justins Jubelgeschrei angesteckt, wurde auch Julian endlich richtig klar, was er gerade gehört hatte. Lachend und brüllend rannten die beiden Freunde zurück in den Gemeinschaftsraum, wo die Neuigkeit schnell die Runde machte. Ehe er sich versehen konnte, hingen schon drei gut aussehende Studentinnen an Julians Armen und alle wollten seine Aufmerksamkeit; er füllte sich wie ein Gott!
Zwei Stunden und 23 Becher Bier später war die Party immer noch im vollen Gange. Julian konnte sein Team im Nebenzimmer die verschiedensten Partyspiele spielen hören, die von Zuschauern so lautstark umjubelt wurden, dass selbst Julian, der eigentlich mit zwei wunderschönen Sportstudentinnen beschäftigt war, mitbekommen hatte, dass Chriss und Gary Beer-Pong spielten und Gary mit zwei Punkten im Vorsprung war.
"Was zur Hölle, Julian?!!" Überrascht fuhr Julian herum, als er seinen Namen mit solcher Wut in der Stimme hörte. Vor ihm stand eine sehr viel jüngere Sarah, als er sie in Erinnerung hatte, und sie schien überhaupt nicht glücklich darüber, dass er sich gerade mit jemand anderen als ihr beschäftigte – vor allem so intim. Zwischen all dem Alkohol, dem Schock über den Sieg und dem Werbevertrag, hatte er ganz vergessen, dass er mit zwanzig Jahren noch eine eigentlich sehr glückliche Beziehung mit Sarah geführt hatte.
"Oh... hey, Sarah." Grinste Julian seiner Ex-Frau... äh, Freundin zu und rappelte sich schnell auf die Beine. Er deutete den zwei Studentinnen kurz zu warten, als er auf Sarah zuging, die automatisch zurückwich, als er ihr näher kam.
"Was soll die Scheiße, Julian??!" Sarahs Gesicht von wutverzerrt und hätte Julian nicht so viel Alkohol intus gehabt, hätte er auch gesehen wie verletzt sie war und dass ihr Tränen in den Augen standen. So jedoch konnte Julian nur an die vielen hübschen Mädels denken, die alle Schlange standen, um mit ihm ins Bett zu dürfen, und daran, wie sehr sie ihn verletzt hatte, als er damals herausgefunden hatte, dass sie ihn betrogen hatte... betrogen werden würde... betrogen werden haben würde. Julian schüttelte leicht den Kopf, um die Zukunfts-Vergangenheits-Verwirrung loszuwerden und blickte Sarah an. Er sah die Tränen in ihren Augen, doch sein Verstand war zu vernebelt, um das als sein Zeichen für eine Entschuldigung zu erkennen. Stattdessen kam ihm ein Bild vor Augen: Sarah, eingewickelt in ein Leintuch, mit Tränen in den Augen und Verzweiflung in der Stimme, die ihn anfehlte nicht zu gehen, ihm schwörte, dass sie ihn immer noch liebte. Sie hatte ihm ein Messer durchs Herz gestochen und hatte es umgedreht. Er würde den selben Fehler nicht zwei Mal machen; vor allem nicht, wenn er sooo viele hübsche Alternativen zur Auswahl hatte.
"Hör zu Sarah, ich glaube nicht, dass wir uns noch länger sehen sollten. Ich habe jetzt so viele Mädchen zur Auswahl, ich brauche dich nicht mehr." Wäre er nicht so betrunken gewesen, hätte er die Ohrfeige kommen sehen. Verdutzt rieb sich Julian die Wange, bevor er aufblickte und zusah, wie Sarah aus dem Club Haus lief, schwer darauf bemüht nicht vor Julians Freunden zu weinen. Für einen kleinen Moment spürte Julian Schuldgefühle aufkeimen.
Vielleicht wäre es dieses Mal anders geworden... vielleicht wären wir dieses Mal glücklich geblieben. Doch schon kurz darauf hatte ihm der kleine Teufel auf der Schulter wieder die Schmerzen vorgeführt, die er bei Sarahs Betrug vor zehn Jahren gespürt hatte.
Menschen ändern sich nicht; wer einmal betrügt, betrügt wieder!
- to be continued -