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Tief wie der Ozean

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so, hab einen neuen titel für meine story gefunden:
"Die Nacht wie die Flut"

hier ist das nächste Kapitel:

Kapitel 7

Nachdem Nicole gestern beinahe die Decke auf den Kopf gefallen ist, war sie froh, wieder in die Schule gehen zu müssen und sich von ihrer Angst vorm Tod abzulenken. Gestern hatte sie sämtliche Freunde angerufen und gefragt, ob sie etwas mit ihr unternehmen würden. Doch entweder waren ihre Freunde nicht zu Hause oder sie hatten schon etwas vor. Ihr blieb einfach keine andere Wahl, als zu Hause zu bleiben und sich von ihrer Schwester ärgern zu lassen. Doch diesmal schaffte sie etwas vernünftigeres zu machen als nur mit ihr zu streiten. Die beiden Geschwister spielten „UNO“ bis der Arzt kam. Das tat Nicole gut.
Den heutigen Montag hatte sie komplett verplant. Zuerst fünf Stunden Unterricht, dann kamen zwei Stunden Theatergruppe, für die sich Nicole angemeldet hatte, hinzu und danach wollte sie mit ihrem Vater einkaufen fahren.
Die Theatergruppe fand nur 4mal pro Semester statt. Heute war der erste Tag und Nicole hatte neue Schüler kennen gelernt und eine Menge Spaß mit ihnen gehabt. Nach der Schule fuhr sie mit der U-Bahn zurück nach Hause. Wie immer. Gerade als sie die Stufen der Rolltreppe neben den stehenden Fahrgästen hinaufstieg, stieß sie mit ihrem Ellbogen gegen eine andere Schülerin ihres Alters.
Nicole blickte zurück und meinte höflich: „Entschuldigung!“
„Schon gut!“ Obwohl das Opfer ihr verzieh, lag in ihrem Gesicht kein freundlicher Ausdruck. Nicole blickte sie noch zwei Sekunden lang an, weil sie ihr irgendwie bekannt vorkam. Da ihr nicht einfiel, wer diese Person sein könnte, ging sie einfach weiter. Der böse Gesichtsausdruck lag noch lange vor Nicoles Augen.

Der Großeinkauf war wie jeder Einkauf, den ihr Vater machte. Der Kofferraum des VWs wurde jedes Mal voll beladen, was kein Wunder bei so einem guten Gastwirt ist. Nicoles Vater war stets in Eile, wenn er die ganzen Produkte zusammensuchte. Nur an der Kasse war er geduldig und beobachtete die anderen Kunden. Auch Nicole fand es immer wieder interessant, was sich die anderen Leute so alles kauften. Vor ihr standen zwei junge Männer, maybe Studenten, die kiloweise Knabberzeug und verschiedenste Arten von Alkohol brauchten. Daraus konnte Nicole schließen, dass sie eine große Party mit ihren Kollegen feierten. Welcher Grund es auch immer sein mag.
„Guck mal! Sind sie nicht süß?“ Nicoles Vater deutete auf 5jährige Zwillingsmädchen, die im Kreis umher liefen, und zeigte somit seine Vorfreude auf das neue Familienmitglied.
„Ja“, antwortete Nicole und lächelte. Sie ging auf die beiden Kinder zu und kniete sich, um auf ihrer Höhe zu sein. „Hi!“ grüßte sie. Die Mädchen hörten auf umher zu rennen und schauten Nicole lächelnd an. „Hallo!“ grüßten die beiden zurück. Das Eine fragte die 16jährige neugierig: „Wer bist denn du?“
„Nicole“, antwortete sie und deutete auf die Andere, „und wer ist das?“ – „Meine Schwester!“ kam es von der anderen, worauf die erste hinzufügte: „Zwillingsschwester!“ Nicole nickte verständnisvoll und blickte zu ihrem Vater, der schon zum Bezahlen bereitstand. Sie verabschiedete sich von den beiden Mädchen, die ebenfalls das Einkaufszentrum verlassen mussten.
„Wow. Ich hätte auch gern so ein Zwillingsschwester“, schwärmte Nicole, als sie bei ihrem Vater angelangt war. Dieser sagte: „Du hast eine!“
 
Kapitel 8

Nicole knallte ihre Zimmertür zu und verkroch sich unter der Decke, nachdem sie sich mit ihren Eltern gestritten hatte. Sie konnte einfach nicht verstehen, wieso ihr nie erzählt wurde, dass Nicole noch eine Schwester hatte, die bei der Geburt nicht überlebte. Nicoles Mutter war der Meinung, dass niemand aus der Familie darüber Bescheid wissen sollte, nicht einmal engste Freunde, sonst käme sie nicht darüber hinweg. Der Vater hingegen konnte sich die ganze Aufregung nicht erklären und zog sich immer mehr aus dem Streit zurück. Woraufhin er von den beiden Frauen wieder in den Streit hineingezogen wurde. Letztendlich verzog Nicole eine wütendes Gesicht und flüchtete. Jetzt konnte sie sehr gut eine starke Schulter zum Anlehnen brauchen. Die Schülerin wollte gerade ihren Freund anrufen und ihn bitten vorbeizuschauen, als ihr einfiel, dass er noch beim Fußballtraining ist.
Nicole schaute auf die strahlende Uhr neben ihrem Bett, die 18:55 anzeigte. Das ist eine gute Gelegenheit mit Mel über die Vorfälle der letzten Tage zu reden. Soeben hatte Nicole vor, ihre kleine Schwester vom Computer zu verdrängen, was nicht immer einfach ist, wenn Sarah gute Argumente hat.
„Ich bin doch erst vor zehn Minuten gekommen!“ jammerte die Kleine Nicole an. Meistens hatte Sarah Verständnis für das älteste Geschwistermitglied, wenn es darum geht, ihre beste Freundin Mel im Internet zu treffen.
„Das hättest du dir vorher überlegen sollen“, keifte Nicole immer noch wütend zurück. Sarah wusste natürlich worauf Nicole hinauswollte, gab aber nicht nach: „Hallo? Gestern hast du doch gesagt, dass Mel heute nicht kommen kann.“
„Das werden wir ja gleich sehen!“ Nicole schaute auf ihren Standkalender, der neben den Bildschirm steht. Dort trägt sie immer ein, wenn sie sich mit Mel trifft. Doch dieses Mal war der komplette Tag frei von Einträgen. Ohne weiteren Kommentare spaziert Nicole zurück in ihr Zimmer, worauf sich Sarah wieder ihrem Spiel zuwandte.
Zum ersten Mal fühlte sich Nicole alleine und verlassen. Zumindest für einen Moment, da sie niemanden hatte, dem sie ihre Gefühle mitteilen konnte. Aber es gab etwas, was sie nicht wusste und bis heute nicht erfahren wird. Es gibt eine Person, die Nicole versteht, die ihre Gefühle nachvollziehen kann und die sie beobachtet. Aber das weiß Nicole nicht, niemand weiß das. Aber das ist eine andere Geschichte.
Nicole kann nicht mehr denken. Viel zu viele Fragen schwirren in ihrem Kopf herum, auf denen sie keine Antwort findet. Einen solchen Tiefpunkt hatte sie noch nie erlebt, darum fühlte sie sich nicht gut und schloss ihre Augen, aus deren Winkeln bald Tränen zu sehen waren. Die Tränen rannten Nicole auf den Seiten ihres Gesichtes herunter und befeuchteten ihr Kopfkissen.

Nicole spürte jede Menge Gefühle in ihrer Umgebung, sowohl angenehme als auch furchterregende. Vor sich sah sie nur Arme, die bereit waren Nicole einzuschließen. Doch Nicole zögerte, da sie nicht wusste, worauf sie sich da einlässt. Die Person, dem die Arme gehören, strahlte viel Liebe und Wärme aus. Dennoch war Nicole nicht bereit ihr zu vertrauen, da noch andere Gefühle drinnen steckten. Wut und Neid. Sie sah sich um, aber es gibt keine Ausgänge. Es war nicht einmal zu erkennen, ob sie sich in einem Raum befand, oder eine Dimension, die sich ins Unendliche ausbreitete. Da Nicole keine andere Wahl blieb, ließ sie die Arme ihren Körper berühren. Diese gingen sehr zärtlich mit Nicole um, dass sie in Trance fiel, was ihr keineswegs störte. Es war sehr angenehm, an nichts denken zu müssen und von allen Sorgen befreit zu sein.
 
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