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Was die dumme Liebe aus uns macht - Avi's OneShots and Similar Stuff

AW: Was die dumme Liebe aus uns macht - Avi's OneShots and Similar Stuff

Wenn Engel schweigen

„Und du bist dir wirklich sicher, dass du das schaffst, Katja?“, Basti sah seiner Kollegin besorgt in die Augen. Katja seufzte leise. „Sebastian… Ich sag’s dir jetzt noch ein letztes Mal. Ich bin schwanger und nicht krank! Und wie du siehst, geht es mir bestens.“
„Natürlich, aber du weißt doch, was der Arzt gesagt hat. Du sollst kürzer treten – auch wenn es dir gut geht. Du brauchst gar nicht so mit den Augen zu rollen!“
Katja musste lachen. „Weißt du eigentlich, dass du dich anhörst wie Fred? Wenn es nach dem ginge, säße ich den ganzen Tag zu Hause und würde wahllos Essen in mich reinstopfen.“
„Dann sag Freddy mal-… AUA!“, mit verzogenem Gesicht rieb er sich sein schmerzendes Schienbein. „Was sollte das denn?!“
Katja funkelte ihn wütend an. „Erstens: Er heißt Fred. Und zweitens: Ich bin erst im fünften Monat, Sebastian, bis du mich los bist, dauert es noch ein Weilchen.“
„So hab ich das doch nicht gemeint… Ich mach mir einfach nur Sorgen um dich und die Mini-Katja hier…“, vorsichtig legte Basti eine Hand auf Katjas Bauch. Diese lächelte. „Weiß ich doch…“, entgegnete sie. „Aber mir geht’s gut. Wirklich. Und jetzt lass uns fahren, die Mandantin wartet sicher.“
Basti nickte und die beiden machten sich auf den Weg zum Auto. „Schwanger bist du echt noch schlimmer als sonst…“, grummelte er. Katja puffte ihn in die Seite. „Das hab ich gehört…“
Basti lachte. „Umso besser.“, erwiderte er und startete den Motor.

„Katja… Hey… Kleine, was ist denn los? Du siehst ja furchtbar aus…“, Basti erhob sich und ging ein paar Schritte auf seine Kollegin zu, die an eine Wand gelehnt im Ermittlerbüro stand und eine Hand fest auf ihren Bauch presste. „Mir geht’s gut…“, flüsterte sie. „Ich hab nur Bauchschmerzen…“
Basti riss erschrocken die Augen auf. „WAS?!“, rief er. „Ist das denn normal?!“
Katja nickte. „Mach dir keine Sorgen, Basti… Ich war gestern beim Arzt und der hat mir gesagt, dass es keinen Grund zur Aufregung gibt, es ist alles in Ordnung.“, sie lächelte kaum merklich. Basti seufzte leise. „Wenn er das sagt…“, murmelte er. „Aber willst du nicht doch lieber nach Hause fahren und dich ausruhen?“
Kopfschütteln. „Ich beiß schon die Zähne zusammen.“, entgegnete Katja. „Wir müssen doch den Fall abschließen… Du weißt, wie wichtig dieser Auftrag für Ingo ist.“
Basti seufzte leise. „Mag ja sein, Süße, aber deine Gesundheit geht nun mal vor, vor allem in deinem Zustand.“
Katja rollte mit den Augen. „Das übergehe ich jetzt einfach…“, zischte sie. „Aber gut… Ich werde Ingo heute bitten, mir ab morgen ein paar Trage Urlaub zu geben. Vielleicht tut mir ein bisschen Ruhe wirklich gut.“
Basti lächelte. „Schön… Dann nehm ich dich mit. Unter einer Bedingung.“
Ein nicht zu definierendes Geräusch war aus Katjas Richtung zu vernehmen. „Die wäre?“, fragte sie. Basti begann zu strahlen. „Ich werd Taufpate.“
Katja musste lachen. „Das lässt sich einrichten…“, sie hauchte Basti einen Kuss auf die Wange und war im nächsten Augenblick verschwunden.

„Du sagst wirklich, wenn’s nicht mehr geht, oder Katja?“, Basti sah Katja eindringlich in die Augen. Diese seufzte leise. „Es geht mir doch schon viel besser, Basti…“
„Trotzdem.“, entgegnete er. „Achtung, die Zielperson kommt!“, er wandte seinen Blick sofort wieder nach vorne. „Scheiße, der haut ja ab!“
Ohne nachzudenken sprang Katja auf und lief dem Mann hinterher, dicht gefolgt von Basti. Völlig außer Atem kam sie schließlich fünf Minuten später wieder bei ihm an. „Tut mir Leid…“, keuchte sie. „Er ist mir entwischt…“
Basti seufzte. „Süße, du sollst doch nicht… Katja? Kleine… Oh mein Gott…“
Katja war in sich zusammengesunken, hatte ihre Arme fest um den Bauch geschlungen. Ihr Atem ging schnell und unregelmäßig, sie war innerhalb von Sekunden unfassbar blass geworden. Sanft tätschelte er ihre Wange. „Bleib bei mir, Süße…“, flüsterte er kaum hörbar. „Komm, Kleine, mach jetzt nicht schlapp!“
Doch Katja konnte ihn nicht hören, denn sie hatte längst ihr Bewusstsein verloren.

„Frau Hansen? Frau Hansen, können Sie mich hören?“ Katja öffnete mühsam die Augen und blickte in das verschwommene Gesicht eines älteren Herrn. „Ja?“, fragte sie kaum hörbar, mit erstickter Stimme. Der Mann lächelte. „Schön, dass Sie wach sind…“
„Wo… wo bin ich?“, Katja wollte sich ein kleines bisschen aufrichten, doch sie war zu schwach. Das Lächeln des Arztes gefror. „Sie sind im Krankenhaus…“, entgegnete er. Katja riss erschrocken die Augen auf. Fast panisch tastete sie nach ihrem Bauch. „Das Baby…“, presste sie mit aller Kraft hervor. Der Arzt seufzte leise. „Ich habe eine schlechte Nachricht für Sie, Frau Hansen…“, murmelte er. „Das Kind hat Ihren Zusammenbruch zwar überlebt, jedoch wird es bleibende Schäden davontragen.“
„Inwiefern?“, fragte Katja leise. Der Arzt sah ihr tief in die Augen. „Das genaue Ausmaß kann ich nicht mit Sicherheit bestimmen, jedoch wird Ihre Tochter mit einer schweren Behinderung auf die Welt kommen.“
Katjas Körper begann zu zittern. „Wie bitte?“, ihre Stimme sollte stark klingen, doch sie war fast unhörbar leise. Dr. Steinberg nickte. „Es tut mir sehr Leid… Ich werde in ein paar Stunden noch einmal bei Ihnen vorbeischauen.“, er wandte sich um und war im nächsten Moment aus Katjas Zimmer verschwunden.

„Na Süße?“, vorsichtig setzte sich Basti auf Katjas Bettkante. „ Wie geht’s dir denn? Du hast uns allen ja einen gehörigen Schrecken eingejagt…“
Katja blickte starr geradeaus. „Wie soll’s mir schon gehen…“, zischte sie. „Fred hat sich von mir getrennt, ich bin Schuld, dass mit meiner Tochter etwas nicht stimmt… Wunderbar geht’s mir Sebastian… Wirklich.“
Behutsam legte Basti eine Hand auf Katjas Schulter. „Es tut mir so Leid, meine Kleine…“, flüsterte er. „Es tut mir so unglaublich leid…“

„Um Himmels Willen… Katja! Süße! Hey… Nicht ohnmächtig werden… Bleib bei mir!“, vorsichtig nahm Basti Katjas Kopf in seine Hände. Sie lag mit blutüberströmten Handgelenken auf dem Boden und umklammerte mit drei Fingern fest eine riesige Glasscherbe. Im Bad war der Spiegel in tausend Stücke gebrochen. Vorsichtig hob Basti sie hoch und legte sie zurück auf ihr Bett. Er lief aus dem Zimmer, kam wenig später mit zwei Ärzten zurück. „Sie… sie hat versucht sich umzubringen…“, stotterte er, unfähig Luft zu holen. „Ich konnte nichts tun… Ich war doch nur kurz weg und als ich zurückkam….“
Einer der Ärzte wandte sich zu Basti um. „Herr Thiele, beruhigen Sie sich bitte… Sie können im Moment nichts für Frau Hansen tun!“
„Aber sie… sie kommt doch durch?“, fragte Basti aufgebracht. „Sie schafft es doch?! Und das Baby auch?“
Der Arzt seufzte. „Ich weiß es nicht.“, entgegnete er. „Es tut mir Leid… Könnten Sie uns jetzt bitte unsere Arbeit machen lassen? Wir haben keine Zeit zu verlieren.“

„Wie geht es ihr?!“, Basti sprang auf und kam dem Arzt entgegengelaufen, der gerade Katjas Zimmer verließ. Er wandte sich um. „Es geht ihr den Umständen entsprechend gut.“, entgegnete er. „Sie ist noch nicht außer Lebensgefahr, aber ich bin zuversichtlich, dass sie und das Baby es schaffen.“
Basti atmete erleichtert auf. „Gott sei Dank…“, flüsterte er. Der Arzt seufzte. „Herr Thiele, da gibt es noch etwas, was ich mit Ihnen besprechen muss…“
Basti musste schlucken. „Ja?“, fragte er. „Worum geht es?“
„Soweit ich mitbekommen habe, sind Sie im Moment der Einzige, der sich um Frau Hansen sorgt… Also müssen Sie entscheiden, was mit ihr geschieht.“
Basti sah dem Arzt tief in die Augen. „Wie… wie meinen Sie das?“, die Unsicherheit in seiner Stimme war nicht zu überhören.
„Ich will ehrlich zu Ihnen sein, Herr Thiele.“, erwiderte der Arzt. „Frau Hansens psychischer Zustand ist sehr labil, ich halte es für äußerst angebracht, sie vorerst in die Psychiatrie einzuweisen.“
Basti riss erschrocken die Augen auf. „Und das… das soll ich entscheiden?!“, rief er. Der Arzt nickte. Basti sah zu Boden. „Das kann ich nicht…“, flüsterte er. „Es tut mir Leid, Dr. Steinberg… Aber ich werde nicht über das Leben meiner besten Freundin entscheiden…“, er wandte seinen Blick ab und war im nächsten Moment verschwunden.

„Hey, meine Süße…“, zärtlich strich Basti Katja eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie sah ihn müde, mit leeren Augen an. „Hey…“, murmelte sie. Basti nahm vorsichtig ihre Hand. „Katja, du… du musst mir versprechen, dass du so etwas nie wieder machst, hörst du? Ich hab so große Angst um dich gehabt…“
Katja nickte kaum merklich. „Versprochen…“, flüsterte sie. „Das Baby…“
Basti legte sanft einen Finger auf ihren Mund. „Streng dich nicht so an, Süße… Dem Baby fehlt nichts…“, er wischte ihr sanft die Tränen aus dem Gesicht. „Jetzt wird alles gut… Versprochen…“

„Warum fahren wir nicht nach Hause, Sebastian? Was is los? Wo bringst du mich hin?“, nervös trommelte Katja mit den Fingern an die Fensterscheibe. Basti seufzte leise. „Wir… wir fahren in eine Klinik, Süße…“, entgegnete er, nicht fähig ihr in die Augen zu sehen.
„Dort wird man dir helfen…“
Katja riss erschrocken die Augen auf. „Ich… ich soll in die Psychiatrie?!“, schrie sie. „Nein! Nein, Sebastian, ich geh da nicht hin! Ich bin nicht krank!“
Basti biss sich auf die Unterlippe. „Es geht nicht anders, Katja…“, flüsterte er. „Und es… es ist doch nur zu deinem Besten…“
„Zu meinem Besten?!“, kreischte sie. „Basti, du… du weißt nicht, was dort vor sich geht! Bring mich nach Hause, und zwar sofort!“
Basti atmete tief durch. „Es tut mir leid, Süße…“, er wandte sich zu ihr um. In Katjas Augen hatten sich Tränen gebildet, ihr Blick war hasserfüllt. So hatte er sie noch niemals zuvor gesehen. „Spar dir dein ‚Tut mir Leid, Süße’! Ich… ich kann es einfach nicht glauben… Dass mein bester Freund mich so im Stich lässt… Gerade jetzt…“, sie blickte starr aus dem Fenster. Basti musste schlucken. „Katja, Kleine, jetzt… jetzt sag doch was….“
„Ich hab dir nichts mehr zu sagen…“, zischte Katja. Basti seufzte leise. „Süße, bitte... Es… es liegt nicht in meiner Macht, zu entscheiden, was mit dir geschieht… Dr. Steinberg hat es beschlossen und ich muss dich dorthin bringen…“
„Lügner!“, schrie Katja. „Du bist die längste Zeit mein bester Freund gewesen… Ich hasse dich, Sebastian! Ich verabscheue dich! Wag es nicht, mir jemals wieder unter die Augen zu treten!“
Basti wandte seinen Blick ab. „Katja…“
„Halt den Mund!“, fuhr sie ihn an. „Für mich bist du gestorben!

„Hier, Frau Hansen, nehmen Sie das, das wird Ihnen gut tun.“, eine Ärztin reichte Katja eine Hand voll Tabletten. Diese schüttelte den Kopf. „Ich… ich bin doch schwanger…“, entgegnete sie. „Ich kann nicht…“
Die Ärztin lächelte. „Ihrem Baby geschieht nichts… Machen Sie sich keine Sorgen, Sie sind hier in besten Händen.“

„Katja? Kleine, hey…“, langsam betrat Basti Katjas Zimmer. Sie lag in ihrem Bett, starrte ihn mit weit aufgerissenen, ausdruckslosen Augen an. Auf ihrem Nachttisch lag ein Messbecher voller winziger Tabletten. Wie lange sie schon gezwungen wurde, Medikamente zu schlucken, so dass sie nun nicht einmal mehr fähig war, sie selbstständig einzunehmen? Es tat ihm so unglaublich weh, sie so zu sehen… Vorsichtig löste er die strammgezogenen Fesseln von ihren Handgelenken, doch Katja regte sich nicht. Konnte sie überhaupt etwas wahrnehmen? Zärtlich streichelte Basti über ihre Stirn. Sie war glühend heiß. Katja hatte Fieber. „Ich hol dich hier raus, meine Kleine…“, flüsterte er. „Dann wird alles gut… Das verspreche ich dir.“

„Basti, ich… ich schaff das nicht!“, schluchzend klammerte sich Katja an Bastis T-Shirt fest. Sie hatte keine andere Wahl gehabt, als zu akzeptieren, dass es nicht seine Entscheidung gewesen war, sie in die Psychiatrie einweisen zu lassen. Er war der einzige gewesen, der sie selbst an den schlimmsten Tagen besucht hatte. Alle anderen hatten sie lägnst aufgegeben. Sie war verstoßen worden. „Ich sterbe…“, flüsterte sie unter Tränen. „Ich… ich kann das Baby nicht bekommen… Nicht jetzt! Ich sterbe, Sebastian!“

Basti strich ihr behutsam durch die Haare. „Du schaffst das, Süße…“, entgegnete er lächelnd. „Du bist doch stark… Und wenn die Kleine auf der Welt ist, dann kommst du zu mir… Du musst nie wieder dorthin zurück, meine Kleine… Nie wieder…“

„Herzlichen Glückwunsch, Frau Hansen…“, vorsichtig legte eine Schwester Katja ihr Baby in die Arme. „Sie haben soeben eine gesunde, kleine Tochter geboren.“
Katja lächelte erschöpft. „Gesund?“, fragte sie kaum hörbar. Die Schwester nickte. „Kerngesund.“, entgegnete sie. Müde blickte Katja zu Basti, der sie überglücklich anstrahlte. „Du hast es geschafft, meine Süße…“, flüsterte er. „Ich bin so unglaublich stolz auf dich….“
Unter Tränen schloss Katja die Augen. „Kümmer dich um sie, Basti…“, murmelte sie. Basti runzelte die Stirn. „Was sagst du da, Katja?“, er konnte kaum die Besorgnis in seiner Stimme unterdrücken.
„Sag meiner kleinen Emilia es tut mir Leid…“, flüsterte sie. „Sei ihr ein guter Vater… Sie soll jemanden haben, der sie liebt…“
„Katja!“, Basti tätschelte sanft ihre Wange. „Katja, Kleine, wach auf!“, hektisch suchte er nach ihrem Puls. „Bitte, Süße, tu mir das nicht an!“, flehte er und versuchte weiterhin verzweifelt, sie wach zu bekommen. Doch es hatte keinen Zweck. Katja war gestorben.
 
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Written Tragedy

Wenn die Nacht ihren schützenden Schleier über die Stadt legt, geschehen Dinge von denen manch einer noch nicht einmal zu träumen wagt. So hell und klar die Sterne auch leuchten mögen, stets liegt etwas Unheimliches in der Luft. Wie so oft saß Katja auch in dieser Nacht in ihrem Zimmer und schrieb. Schlafen konnte sie längst nicht mehr. Früher hatte sie nächtelang geweint, doch nun waren ihre Tränen vertrocknet, die Angst, ihre Augen zu schließen war jedoch Tag für Tag gewachsen und schien nun unerträglich. Sie würde erneut von den Bildern heimgesucht werden. Bilder, die sie für immer verfolgen würden. Sandras lebloser Körper, der schlaff zu Boden fiel, ihre glasigen Augen, aus denen mit einem Schlag jegliches Leben gewichen war und die sie selbst im Tod anblickten, als wüssten sie genau, was geschehen war.
„Es ist meine Schuld, Katja… Es tut mir so leid…“ Ihre Worte bevor sie starb würden ewig in Katjas Ohren widerhallen. Nach Sandras Tod war Katja in eine tiefe Depression gefallen. Oft saß sie den ganzen Tag in ihrem durch schwere Vorhänge abgedunkelten Zimmer, das stets abgesperrt war. Nur sie selbst wusste, was hinter verschlossenen Türen vor sich ging. Oft tagelang schrieb sie all die Dinge auf, die sie nicht wagte, preiszugeben. Ihre Schrift wurde von Mal zu Mal zittriger, mittlerweile war sie kaum noch lesbar. Doch es kümmerte sie nicht, denn niemals würden ihre Tagebücher in fremde Hände gelangen. Das hatte sie sich geschworen.

Es ist schon wieder Nacht. Die Stille, die Dunkelheit, einfach alles scheint mich zu erdrücken. Doch selbst das Mondlicht blendet mich, es scheint so unglaublich hell im Vergleich zu meinem Zimmer. Ich wage nicht, die Vorhänge aufzuziehen und etwas Licht hereinzulassen. Wie jeden Tag sitze ich nur an meinem Schreibtisch und versuche, einen klaren Kopf zu bekommen. Nun ist es genau einen Monat her, und noch immer scheint sich mein Schmerz jede Minute zu verdoppeln. Nur langsam beginne ich zu realisieren, dass all die Ereignisse von damals kein Traum sind, sondern grausame Wahrheit. Es tut mir so leid, Sandra… Das, was ich getan habe, werde ich mir niemals verzeihen können.

Ein eiskalter Schauer durchfuhr Katjas Körper. Ihre Hand schmerzte vom vielen Schreiben, doch sie versuchte, weiterzumachen. So lange, bis sie vor Müdigkeit zusammenbrach. Langsam erhob sie sich, aber ihre Knie gaben sofort nach und sie sank zurück in den Sessel. Wie lange war sie nicht mehr aufgestanden oder hatte versucht, ein paar Schritte zu gehen… Es war, als wäre sie in einer Welt der Trauer und Gleichgültigkeit gefangen, aus der sie, so sehr sie es auch versuchte, niemals fliehen konnte. Katja richtete sich ein kleines bisschen auf, zitterte am ganzen Leib. Sie wusste nicht, wie lange sie schon nichts mehr gegessen hatte, doch selbst wenn sie kurz davor wäre zu verhungern, für sie war es bedeutungslos. Inzwischen machte es keinen Unterschied mehr, ob sie etwas zu sich nahm oder nicht. Spätestens eine halbe Stunde danach würde sie alles wieder erbrechen. Sie war so unfassbar dünn geworden… Ihre Haut war noch blasser als sonst, sie hatte tiefe Ringe unter den Augen. Doch sie kümmerte sich längst nicht mehr um ihr Aussehen, es war ihr egal geworden. Wie alles andere auf dieser Erde.
So krampfhaft sie auch versuchte, wach zu bleiben, Katja hatte keine Chance gegen die Müdigkeit, die sie von einer Sekunde auf die andere heimsuchte. Ihre Furcht davor, zu träumen war nicht stark genug, um sie vor dem Einschlafen zu bewahren. Sie spürte, dass dieses Mal etwas anders war. Sie würde nicht wieder von Sandra träumen. Denn wenn sie nun ihre Augen schloss, würde sie sie nie wieder öffnen können. Doch selbst im Tod wäre Katja niemals fähig, den Tag zu vergessen, an dem sie ihre beste Freundin Sandra erschoss.
 
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So, ich hab' mir jetzt alle Geschichten durchgelesen und mach' mich mal an eine Antwort, die vll. ein wenig länger ausfallen wird ;)
Zuerst einmal: Ich mag deinen Schreibstil. Es sind eigentlich keine Fehler vorhanden und generell ist alles sehr angenehm zu lesen. Dabei finde ich, dass dir vor allem die Dialoge sehr realistisch gelingen und wirklich passend sind.
Ich kenne zwar Lenßen&Partner überhaupt nicht, aber für mich war das auch nicht nötig, ich bin auch so mit den Geschichten zurecht gekommen. Ich kann jetzt zwar nicht sagen, ob du die Charaktere getroffen hast, aber mir gefallen sie, so, wie du sie geschrieben hast. Ich finde nur den Gebrauch von "Kleine" und "Süße" etwas zu häufig, aber ich weiß ja nicht, ob die sich in der Serie nicht wirklich so unterhalten ;)

Zu den Geschichten: "Gebrochene Seele" hat mir echt sehr gut gefallen, die war sehr emotional und berührend, richtig gut geschrieben und das eine oder andere Mal hatte ich fast Tränen in den Augen. Auch "Anywhere" war von der Idee und der generellen Ausführung her echt schön geschrieben. Allerdings fand ich's dann am Schluss schon fast etwas viel, dass er sich auch noch umbringt, schließlich wollte er sie vorher ja davon abhalten und war ganz vernünftig... aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt, die Story hat mir auch so wirklich gut gefallen.
"Beautiful Disaster" hat mir dann wieder komplett sehr gut gefallen, die Geschichte war süß und hatte in witziges Ende. Da kann ich gar nichts aussetzen :) Und auch "Drei Mal um die ganze Welt" ist insgesamt sehr gelungen, man fiebert die ganze Zeit mit und trotzdem will's am Ende nicht so ganz klappen - wobei man ja trotzdem noch auf ein Happy End hoffen kann^^
Dann "Endlose Nacht"... Ja, damit was anzufangen, hab' ich mich ein bisschen schwer getan. Ich meine, klar, die Geschichte ist wirklich gut geschrieben, aber für mich persönlich ein bisschen klischee-mäßig.
Nun aber zu den "Fallen Angel Chronicles". Auch hier, definitiv handwerklich sehr gut, aber für meinen Geschmack einfach insgesamt vom Ende her etwas zu tragisch für mich. Das Gleiche gilt auch für "Goodbye my Almost Lover", "Wenn Engel schweigen" und "Written Tragedy". Ich habe persönlich eigentlich jetzt nichts gegen ein bisschen Drama, aber es sollte gut dosiert sein. Und da finde ich es für mich persönlich einfach ein bisschen zu viel. Was allerdings nichts daran ändert, dass die Geschichten gut geschrieben sind.
Als nächstes dann "The House" - auch hier wieder gut geschrieben, schöne Ideen, aber die Idee mit dem Gasthaus wohl hier in Deutschland ist fast ein bisschen zu gewollt.
"If everyone cared" ist dann ja wieder ein bisschen anders und sehr interessant, ich dachte aber sehr schnell daran, dass es wohl sie gewesen ist mit den Morden, darum war der Überraschungseffekt am Ende ein bisschen dahin. Aber nette Idee ;)
Bei "If I saw you in Heaven" muss ich jetzt ehrlich zugeben, dass ich das Ende nicht so ganz verstanden habe, wer da jetzt dahinter steckt und darum glaub ich, ist mir die Story wohl etwas entgangen.
"One Moment in Time" ist dann aber wieder echt gut. Zwar kurz, aber trotzdem bringt es einiges an Emotionen rüber... die beiden tun einem wirklich Leid, aber hier ist es genau die richtige Menge Drama :)
Dann "Was die dumme Liebe aus uns macht", hier zwar ein bisschen viel übersinnlicher Einfluss, aber eigentlich ne recht nette, aufmunternde Geschichte. Zur Abwechslung mal was mit einem Happy End *gg*
Ganz im Gegensatz ja zur Gilmore Girls Geschichte "Klage". Ein recht interessanter Ansatz, der für mich jetzt allerdings nicht unbedingt in das Gilmore Girls Universum hineinpasst. Aber von der Umsetzung her wieder gut gemacht. Hatte die ganze Zeit über ja gedacht das mit dem "verlassen" bezieht sich darauf, dass Lorelai abhaut ;)


So, das ist jetzt zwar ein Monster-FB, aber nachdem du ja gleich so viele Geschichten auf einmal gepostet hast... Mir hat einfach die erste Geschichte sehr gefallen, sodass ich alle weitergelesen habe und mir dann dachte, dass ich dann wenigstens auch noch ein FB posten kann, v.a. weil du generell einen schönen Schreibstil hast und mir viele Geschichten sehr gefallen haben.
 
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Oh wow, ich hab ja gar nicht damit gerechent, dass ich FB krieg *strahl*. Und dann noch ein so langes, vielen, vielen Dank =)
Ja, ich glaub, ich muss dir gar nicht mehr, dass ich einen kleinen Hang zur Tragik hab, daher auch die vielen, düsteren Geschichten xD
Zu einigen möchte ich auch noch schnell was sagen *lach*
Also, If Everyone Cared war nicht ganz meine Idee, wir haben in der Schule ein Buch gelesen, das hieß "Der Kameramörder" (Thomas Glavinic) und mein Deutschlehrer - dem ich auch sehr viel von meinen Sachen zu lesen gebe - meinte, ich soll mal versuchen, ind em Stil was zu schreiben... Und das ist das Ergebnis xD
If I Saw You In Heaven ist dann doch eher was... Serienbezogenes... Es gab mal nen fünfteiler, in dem eben Chris hätte sterben sollen, bzw. Sandra ihn hätte in der Pathologie identifizieren sollen, das hab ich einfach weitergeführt und eigentlich die Grundideen dieses Fünfteilers übernommen.
Was die dumme Liebe aus uns macht hingegen ist das Resultat einer Fanfiction Challenge (wie Anywhere (Thema Songfic), Written Tragedy (Tod), Goodbye, my Almost Lover (Monolog, übrigens mein erster Versuch in der Ich-Form) und Drei Mal um die ganze Welt (Abschied) auch), deren Thema es war, einen verstorbenen Charakter mit einem anderen Kontakt aufnehmen zu lassen.
Klage stammt ebenfalls aus einer Challenge - Thema "Übernatürliche Fähigkeit", deshalb auch hier das bisschen Magie *lach*
Noch einmal vielen, vielen Dank für dein FB, das war eine Riesenüberraschung.
 
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Totale Finsternis

„Katja… Schhhh… Süße, hey…“ Christian schloss sie fest in seine Arme, so sehr sie sich auch dagegen wehrte, wie wild sie um sich schlug, er ließ sie nicht los. „Ruhig, meine Kleine…“, flüsterte er kaum hörbar „Beruhig dich doch…“
Katjas Atem ging schnell und unregelmäßig, tiefe Furcht spiegelte sich in ihren Augen wider. „Ich krieg keine Luft…“, schluchzte sie immer wieder. „Ich… ich krieg keine Luft mehr!“
„Versuch zu atmen, mein Schatz… Ganz ruhig…“ Chris streichelte zärtlich über ihre Haare, sprach mit ihr, versuchte, sie zu beruhigen. Wie lange schon hatte sie jede Nacht diese fürchterlichen Anfälle, wurde von einer so ungeheuren Panik erfasst, dass sie nicht mehr atmen konnte, drohte, zu ersticken… Sie war nur noch ein Schatten ihrer selbst, so unglaublich labil, vollkommen auf fremde Hilfe angewiesen… Es tat ihm so unglaublich weh, seine Katja so zu sehen…
„Ich will zu meiner Tochter!“, rief sie plötzlich. „Bring mich zu ihr, bring mich zu Mia!“ Tränen liefen unaufhörlich ihre Wangen hinab, noch immer versuchte sie verzweifelt, sich Chris’ Griff zu entziehen, doch er hielt sie, sie hatte keine Chance, zu entkommen. „Katja…“
„ICH WILL ZU MEINEM KIND!“ Schluchzend sank sie in Chris’ Armen zusammen, blieb dort regungslos liegen. „Schhhh…“, Chris gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn, führte langsam ein Glas Wasser zu ihrem Mund. „Trink das, mein Schatz…“
„Wo ist sie?“, murmelte sie, kaum fähig, ihre Augen offen zu halten. „Wo ist meine Kleine?“
Es dauerte nur fünf Minuten, bis sie verstummte. Sie begann zu zittern, ihr Atem ging schwer und regelmäßig. Das Beruhigungsmittel wirkte. Jedes Mal musste Chris ihr diese Tropfen einflößen, die sie über Tage hinweg ans Bett fesselten, in einen tiefen Trancezustand versetzten, doch nur so hatte sie eine Chance, für kurze Zeit nicht mehr von diesen Bildern, den furchtbaren Träumen heimgesucht zu werden. Auch wenn es wehtat, Katja so zu sehen, es war das Beste für sie.
Christians Blick fiel auf den Kalender, der über dem Bett hing, erschrocken riss er die Augen auf. Heute war Mias Geburtstag. Seine Kleine wäre heute drei Jahre alt geworden. Er musste schlucken, spürte, wie sich seine Augen mit Tränen füllten. Wie sehr er sie doch vermisste… Sie hatte eine so große Leere in ihm hinterlassen, der Schmerz war unerträglich, obwohl sie schon so lange fort war… Es war ihr Tod gewesen, der Katja so sehr verändert, die schrecklichen Anfälle ausgelöst hatte. Mia war gegangen und würde nie wieder kommen. Sie hatte ihre Mutter gebrochen.

„Nein…“ Mit einem dumpfen Knall fiel Katjas Tasche zu Boden. „Christian… CHRISTIAN!“
Langsam trat Chris hinter seine Ehefrau. „Süße, was- Oh mein Gott…“ Fest schloss er sie in seine Arme, drehte ihren Kopf zu sich. „Sieh nicht hin, mein Schatz…“, flüsterte er. „Sieh nicht hin…“
Schluchzend sank sie in sich zusammen. „Tu doch was, Chris… Sie stirbt… Unsere Kleine… Blut… Da… da ist so viel Blut! VERDAMMT NOCHMAL, DU MUSST ETWAS TUN!“
Vorsichtig hob Chris den leblosen Körper seiner Tochter hoch, versuchte, ihren Puls zu fühlen, sie atmen zu hören. Zitternd presste sich Katja ihre Hände auf die Augen. „Du musst etwas tun…“, murmelte sie immer wieder. „Tu doch was…“
Doch Chris schüttelte kaum merklich den Kopf, Tränen liefen seine Wangen hinab. „Ich kann nicht, Katja… Es… es geht nicht…“
„Nein!“, schrie sie und entriss Mia seinen Armen. Sanft tätschelte sie ihre Wange. „Wach auf, mein Schatz…“, flüsterte sie immer wieder. „Du musst aufwachen…“
„Süße… Mia wird nicht aufwachen…“
„Halt den Mund!“, fuhr Katja ihn an, drückte Mia fest an sich. „Sie schläft doch nur… Sie… sie muss sich ausruhen…“ Chris nahm vorsichtig ihre Hand. „Lass sie los, Katja…“
Doch sie streichelte nur liebevoll über die Haare ihrer Tochter. „Schlaf nur, Mia…“, murmelte sie.. „Morgen musst du früh aufstehen… Schlaf…“

Zwei Jahre war es nun schon her, dass Katja und Christian ihre Tochter tot in ihrem Zimmer gefunden hatten. Sie waren durch die Hölle gegangen, hatten jeden Tag die unzähligen Fragen der Polizisten beantworten müssen, doch bereits nach wenigen Monaten wurden die Ermittlungen eingestellt. Mias Mörder wurde nie gefasst.
Katja war nie darüber hinweg gekommen, am ersten Todestag ihrer Kleinen hatte sie versucht, sich das Leben zu nehmen. Doch Christian hatte sie gerade noch rechtzeitig gefunden und ins Krankenhaus gebracht, im letzten Moment hatten die Ärzte ihr Leben retten können. Alle hatten es für besser gehalten, Katja zu ihrem Schutz in die Psychiatrie einzuweisen, aber niemals wäre Chris bereit gewesen, sie aufzugeben. Er würde sich um sie kümmern, egal, wie schlimm es um sie stand.
Lange betrachtete er sie, wie sie starr an die Decke blickte, ihn nicht wahrzunehmen schien. Wie lange würde es noch so gehen, bis sie endlich wieder gesund sein würde… Nach Mias Tod war sie monatelang nicht fähig gewesen, aufzustehen, oder etwas zu sich zu nehmen. Stundenlang hatte er an ihrem Bett gesessen und sie gefüttert, er war für sie da gewesen, wann immer sie ihn brauchte. Mit der Zeit ging es ihr besser, doch die Panikanfälle waren geblieben.
Jeden Tag blickte Christian in ihr in sich zusammengefallenes, blasses Gesicht, die stets rot geweinten Augen. Es zerriss ihm das Herz, aber er konnte nichts tun, so sehr er es auch wollte. Niemals mehr würde Katja glücklich werden können, sie war zerbrochen. Für immer.

Einmal dachte ich,
bricht Liebe den Bann,
jetzt zerbricht sie gleich meine Welt.
Totale Finsternis, ich falle und nichts
was mich hält
 
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Bring me to Life

„Chris, wir stürzen ab… Das Flugzeug wird abstürzen… Ich werde dich nie wieder sehen… Sterben… Vergiss mich nicht… Niemals… Ich liebe dich.“

„Sandra…“ Fassungslos starrte ich auf die SMS, mein ganzer Körper begann zu zittern. „SANDRA!“
Sofort kam sie angelaufen, ihrem besorgten, beinahe erschrockenen Blick konnte ich entnehmen, dass sie bereits ahnte, was geschehen war. „Chris…“, flüsterte sie. „Es gab einen Flugzeugabsturz… Hier in München…“
Ich nickte und setzte mich neben meine Kollegin auf die Couch. Vorsichtig legte ich einen Arm um ihre Schultern. „Katja…“ Meine Kehle fühlte sich staubtrocken an, ich war kaum fähig, weiter zu sprechen Doch Sandra verstand. Sofort füllten sich ihre Augen mit Tränen, die stumm ihre Wange hinab liefen und zu Boden tropften. Selbst ich weinte, in jeder anderen Situation hätte ich es sofort abgestritten, doch dieses Mal ließ ich es geschehen.

Ich liebe dich… Ein eiskalter Schauer durchfuhr meinen Körper, immer wieder las ich Katjas Nachricht, konnte es nicht glauben. Niemand… Niemand hatte das Flugzeugunglück überlebt. Sie war tot… Meine kleine Katja… Tot. Wie sehr ich sie doch geliebt hatte… Ich war so unglaublich dumm gewesen… Warum hatte ich ihr nie etwas gesagt? Es wäre alles anders gekommen, wir wären so glücklich geworden… Zusammen… Und jetzt? Jetzt war alles vorbei… Nie mehr könnte ich sie in meinen Armen halten, mit ihr lachen, sie trösten... Sie war fort… Für immer. Doch was, wenn sie lebte?
Müde ließ sich Katja auf ihren Sitz sinken und schloss die Augen. Es war ein langer Tag gewesen, sie freute sich auf zu Hause, und vor allem auf ihr Bett. Aber sie durfte nicht vergessen, in der Kanzlei anzurufen, sobald sie gelandet war, das hatte sie Sandra versprochen. Katja musste lachen, als sie daran dachte. Sandra und ihre Flugangst… Wenn es sich vermeiden ließ, machte sie selbst um Flughäfen einen großen Bogen, bei jeder Gelegenheit wurde sie von Chris deswegen aufgezogen. Aber um ehrlich zu sein… Katja konnte es ihr nicht verübeln, denn das Fliegen gehörte auch nicht unbedingt zu ihren Lieblingsbeschäftigungen. Trotz allem hatte sie keine Wahl, der Termin in Hamburg war wirklich wichtig gewesen, und mit dem Zug wäre sie wohl kaum pünktlich gekommen. Sie warf einen letzten Blick aus dem Fenster, als das Flugzeug langsam auf die Startbahn zurollte und schließlich in die Lüfte abhob.

Langsam ließ ich meinen Blick über die Unglücksstelle schweifen. Überall lagen Flugzeugteile verstreut, vereinzelte Feuer brannten, konnten nicht gelöscht werden, der beißende Gestank von Rauch, Verbranntem lag in der Luft. Noch immer durchforsteten Rettungskräfte die Trümmer nach Überlebenden, doch die Suche blieb erfolglos.
Meine Beine fühlten sich an wie Blei, ich schaffte es kaum, einen Schritt vor den anderen zu setzen, und doch zwang ich mich dazu, weiterzugehen, immer weiter. Warum war ich bloß hierher gekommen…
„Entschuldigen Sie…“
Erschrocken wandte ich mich um, sah einem Feuerwehrmann direkt in die Augen. „Ja?“
Er räusperte sich leise. „Eigentlich sollten Sie gar nicht hier sein… Der Zutritt ist für Unbefugte verboten… Sind Sie ein Angehöriger?“
Ich nickte geistesabwesend, ohne darüber nachzudenken, was ich tat. „Ja… Ich… ich bin der Verlobte von…“
„Hey, Boss!“, wurde ich von einer der Rettungskräfte unterbrochen. Der Feuerwehrmann wandte sich von mir ab und merkte nicht, dass ich mich ebenfalls umdrehte. „Was gibt’s denn?“
„Wir haben noch eine Leiche gefunden!“

Erschrocken schlug Katja die Augen auf, als das Flugzeug plötzlich an Höhe verlor. „Was war das?“, fragte sie ihre Sitznachbarin. Doch diese klammerte sich nur an ihrem Sitz fest. „Wir werden sterben…“, flüsterte sie immer wieder. „Wir… wir werden alle sterben…“
„Na toll…“ Katja seufzte leise und lehnte sich in ihrem Sitz zurück. Ihr war nicht wohl bei der Sache, ganz und gar nicht, denn die besorgten Blicke der Stewardessen waren nicht zu übersehen. Das Flugzeug sank tiefer, immer tiefer, nun fielen die Sauerstoffmasken herab, einige Passagiere schrieen, die Frau im Sitz neben ihr schien kaum noch Luft zu bekommen. Ohne nachzudenken nahm Katja ihre Hand. „Hey…“, murmelte sie. Keine Reaktion. „Sehen Sie mich an…“ Zitternd wandte die Frau sich um. Tränen liefen ihre Wangen hinab. Katja biss sich auf die Unterlippe. „Sie müssen versuchen, zu atmen… Ganz ruhig… Versuchen Sie zu atmen…“
„Wir… wir stürzen ab… Wir werden sterben…“, schluchzte sie. Katja schüttelte den Kopf, schloss sie fest in ihre Arme. „Nein… Nein, das sind nur ein paar Turbulenzen… Die kriegen das in den Griff, da bin ich mir sicher…“
„Ich… ich hab so große Angst…“, flüsterte Maya. Katja strich ihr vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Ich weiß…“, entgegnete sie. „Aber wir werden nicht sterben… Im Moment ist es etwas unruhig, aber in zwanzig Minuten landen wir in München… Nur noch zwanzig Minuten, dann haben Sie es geschafft…“ Vorsichtig löste sie sich von ihr und sah ihr tief in die Augen. Maya lächelte kaum merklich. „Danke…“ Katja erwiderte ihr Lächeln, konnte es jedoch nicht verhindern, dass sie zusammenzuckte, als die Stewardess mit zitternden Händen das Mikrofon ergriff. „Meine Damen und Herren… Ich… ich muss Ihnen mitteilen, dass… Turbulenzen während des Fluges aufgetreten sind… Bitte bleiben Sie angeschnallt…“
Katja schloss für einen kurzen Moment die Augen, erst jetzt wurde ihr der Ernst der Lage bewusst. Sie würde sterben… Ihre Familie, Freunde nie wieder sehen… Erneut verlor das Flugzeug an Höhe, hastig holte sie ihr Handy hervor, wie in Trance schrieb sie eine SMS an Chris. Sie musste sich verabschieden… Das war sie ihm schuldig. Sie fühlte, wie Maya sich an ihrem Arm festkrallte, Tränen liefen ihre Wangen hinab, als sie aus dem Fenster blickte, konnte sie sehen, wie sie sanken. Tiefer, immer tiefer… Plötzlich schlug das Flugzeug mit einem gewaltigen Knall auf dem Boden auf. Und alles wurde schwarz.

Wie in einer Art Trance gefangen beobachtete ich die drei Feuerwehrmänner, die versuchten, den leblosen Körper einer jungen Frau aus dem Trümmerhaufen zu befreien. Die langen, blonden Haare, die völlig zerzaust in ihr Gesicht hingen, sämtliche Knochen waren gebrochen, sie hatte stark geblutet, die Schmerzen mussten unerträglich gewesen sein. Endlich konnte ich ihr Gesicht erkennen, die geschlossenen Augen, ihre blutroten Lippen… Mein ganzer Körper begann zu zittern, ich schaffte es nicht, mich länger auf den Beinen zu halten, sank in die Knie und vergrub mein Gesicht in den Händen. Katja...
 
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Ich werde jetzt wahrscheinlich anfangen deine FF zu lesen :D
Deshalb meine Frage:
Ist deine Story eine zusammenhängende? Also ich meine damit, kann ich die Folgen auch durcheinander lesen, ohne dass ich dann was verpass oder baut eine Story auf die nächste auf??

LG Sandy
 
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Neee, das is keine FF, das sind verschiedene einteilige FFs, die ich hier geposted hab... Also du kannst nach Lust und Laune mixen =)
 
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das ist ja klasse :D

Dann werd ich immer wenn ich Bock hab, eine Story lesen... und brauch keine Angst haben, dass ich den Anschluss nicht mehr weis etc.

Danke, für die Info.
 
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Just Hold Me

„Na, mein Schatz?“ Vorsichtig legte er sich neben sie, schlang zärtlich einen Arm um ihre Schultern. Sandra lächelte. „Hey...“, flüsterte sie und kuschelte sich dicht an ihn. „Du bist spät dran...“
Chris nickte. „Ich weiß...“, entgegnete er. „Aber ich musste Ingo noch beim Aktensortieren helfen... Geht’s dir besser?“ Besorgt betrachtete er sie. Sie war blass, noch immer... Seit ein paar Tagen schlief sie sehr unruhig, wurde am Morgen von einem Brechreiz heimgesucht, den sie nicht unterdrücken konnte, auch ihre Temperatur war leicht erhöht. Ihr Vorgesetzter hatte ihr für die Woche freigegeben, um sich zu erholen, aber ihr Zustand schien sich nicht verbessern zu wollen. Sandra seufzte leise. „Ich hab Kopfschmerzen...“, murmelte sie. „Ich glaub, morgen geh ich zum Arzt...“ Sie zwang sich zu einem Lächeln. Chris strich ihr vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Das wird schon, Süße...“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Mach dir keine Sorgen...“

„Chris? Hey, Chris... CHRISTIAN!“
Erschrocken fuhr er herum, sah seiner Kollegin Katja tief in die Augen. „Musst du mich so erschrecken?!“, fuhr er sie an. Diese seufzte leise, schnappte sich einen Stuhl und setzte sich neben ihn. „Okay, was ist los?“, fragte sie leise. „Ist es wegen Sandra?“
Chris nickte kaum merklich. „Ich mach mir Sorgen um sie...“, erwiderte er. „Es geht ihr einfach nicht besser...“
Katja legte vorsichtig eine Hand auf seine Schulter. „Hey...“, flüsterte sie. „Sie ist doch grade beim Arzt...“
Wieder nur ein Nicken. „Aber...“
„Kein Aber, Chris... Sie hat nur eine leichte Grippe, mehr nicht... Das wird schon wieder, ganz bestimmt...“ Sie lächelte aufmunternd. „Und jetzt lenk dich ein bisschen ab, ja?“
„Ich glaube, das wird nicht nötig sein.“, kam es plötzlich von hinten. Sandra stand in der Tür, trat langsam in den Raum und ließ sich müde auf die Couch sinken. Sie lächelte. Sofort sprang Chris auf und lief zu ihr. „Und?!“, fragte er aufgeregt. „Was hat der Arzt gesagt?!“
Vorsichtig nahm sie seine Hand, strich zärtlich darüber. „Ich bin nicht krank, Chris...“, flüsterte sie. „Ich... ich bekomme ein Baby.“

„Chris... Warte... Warte doch bitte!“ Mit Tränen in den Augen sprang Sandra auf, lief ihrem Verlobten nach, der ohne ein Wort das Büro verlassen hatte. Doch er würdigte sie keines Blickes. „Komm zurück, bitte...“, flüsterte sie immer wieder. „Komm zurück...“
Katja schloss sie fest in ihre Arme. „Schhh... Ruhig, Sandra, ganz ruhig...“ Zärtlich streichelte sie über ihren Rücken, wischte ihr sanft die Tränen aus dem Gesicht. „Ich red mit ihm, ja?“
Sandra brachte nur ein schwaches Nicken zu Stande. „Danke...“, schluchzte sie. Katja lächelte aufmunternd. „Hey... Ich schaff das schon... Vertrau mir...“

„Na?“ Langsam kam Katja auf Chris zu, der in sich zusammengesunken auf einem Stein am Rande des Flusses saß und Kiesel ins Wasser warf. Er schien sie nicht wahrnehmen zu können. Mit einem leisen Seufzen setzte sie sich neben ihn auf den Boden. „Ich hab mir schon gedacht, dass du hier bist...“
„Sie... sie ist schwanger...“, murmelte er. Katja nickte. „Ja... Ja, das ist sie... Ihr werdet Eltern, Chris...“
Endlich sah er auf, blickte ihr tief in die Augen. Tränen liefen seine Wangen hinab. „Das hätte nicht passieren dürfen...“
Katja seufzte leise. „Aber warum denn nicht?“, fragte sie leise. „Du... du wünschst dir doch nichts sehnlicher, als Vater zu werden...“
Er nickte kaum merklich. „Das... das ist es ja...“, flüsterte er. „Verdammt Katja, verstehst du denn nicht? Wenn wieder etwas passiert, dann... Dann kann ich mir das nicht verzeihen...“
„Oh, Chris...“ Vorsichtig legte sie eine Hand auf seine Schulter. Zitternd wandte er seinen Blick ab. „Ich hab Angst...“ Er schluchzte leise. „Das Baby...“
„Hey... Es wird alles gut gehen... Ich... ich versprechs dir... Alles wird gut... Sandra wird ein gesundes Baby bekommen und du wirst endlich Papa...“
„Aber meine Kleine...“
Katja musste schlucken. „Du hättest ihr nicht helfen können, Christian...“, erwiderte sie. „Sie... sie war einfach nicht bereit, zu leben...“
Chris biss sich auf die Unterlippe. „Wäre ich nur eine Minute früher da gewesen, dann...“ Sie legte sanft einen Finger auf seinen Mund. „Nein...“, flüsterte sie. „Nein... Geh zu Sandra, Chris... Und sag ihr, dass du dich freust... Sie ist so verzweifelt...“
Chris sah zu Boden. „Das... das wollte ich nicht...“, entgegnete er. „Aber ich...“
Katja lächelte. „Ich weiß... Aber jetzt hau schon ab...“
Schwerfällig erhob er sich, erwiderte ihr Lächeln. „Danke...“, murmelte er und wandte sich um. Doch er wurde von ihr zurückgehalten. „Chris?“
„Ja?“
Katja wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Ich... ich bin sicher, unserer Tochter geht es gut...“

„Gott sei Dank...“ Schluchzend kam Sandra auf Chris zugelaufen und fiel ihm in die Arme. „Ich... ich hab so große Angst gehabt, dass du nicht zurückkommst...“, flüsterte sie kaum hörbar. Chris strich ihr liebevoll eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Hey... Hey, Kleine, wein doch nicht... Es tut mir Leid...“
„Geh nicht weg, Chris...“ Zitternd klammerte sie sich an ihm fest. „Bitte... Geh nicht weg...“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, mein Schatz...“, murmelte er und legte vorsichtig eine Hand auf ihren Bauch. „Ich lass euch nicht mehr allein... Nie mehr...“
Ein leichtes Lächeln umspielte Christians Lippen. Alles würde gut werden, das spürte er... Sandra, seine geliebte Sandra, bekam ein Baby, sie würden Eltern werden... Sein größter Wunsch würde in Erfüllung gehen.
Lange noch standen sie so da, hielten einander fest, einfach nur fest, ohne etwas zu sagen. Sie schienen nicht zu bemerken, dass sie längst nicht mehr allein waren. Doch selbst wenn, es kümmerte sie nicht, dass Katja schon seit vielen Minuten in der Türe stand und die beiden lächelnd beobachtete.​
 
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Credits: Rosenstolz - Kein Lied von Liebe

Kein Lied von Liebe


„Nein... Sebastian, bleib hier! Lass... lass mich nicht allein, ich brauch dich doch! Geh nicht, bitte!“
Keine Reaktion. Er antwortete nicht. Schluchzend klammerte sich Katja an der Armlehne eines Stuhles fest, wandte hastig ihren Blick ab. „Ich... ich brauch dich doch...“, flüsterte sie immer wieder. „Du... du kannst mich doch nicht einfach so verlassen...“
Wieder... Nichts. Zitternd wandte sie sich um, warf mit voller Wucht einen Teller gegen die Wand, der in tausend Scherben zerschellte und zu Boden fiel. „Jetzt siehst du, was du mit mir gemacht hast...“, zischte sie. „Du verdammter Mistkerl hast mich gebrochen...“


Langsam, ganz langsam schlug sie die Augen auf, sah sich in dem riesigen Raum um. Das helle Sonnenlicht brannte in ihren Augen wie Feuer, nur verschwommen konnte sie die Gestalt warhnehmen, die an der Kante ihres Bettes saß und zärtlich über ihre Stirn streichelte. „Hab... hab ich es geträumt?“, fragte sie kaum hörbar. Sandra schüttelte den Kopf. „Nein...“
Langsam wandte Katja ihren Blick ab. Sie konnte fühlen, wie Tränen ihre Wangen hinab liefen und langsam auf die Decke tropften. „Er ist weg...“, flüsterte sie immer wieder. „Er... er ist weg...“
Sandra musste schlucken, strich ihr vorsichtig eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Es tut mir so Leid, Katja...“ Ein eiskalter Schauer durchfuhr ihren Körper. Es tat so unglaublich weh, sie so zu sehen... So am Boden zerstört, so zerbrochen... Wenn sie ihr doch nur helfen könnte... Doch sie konnte nur für sie da sein, rund um die Uhr... Und zusehen...
Wie oft hatte sie Basti in den letzten Tagen verflucht, Katja verlassen, sie im Stich gelassen zu haben... Sich vorgestellt, wie es sein würde, wenn sie sich wieder begegneten... Doch es würde nicht geschehen... Sie würde ihn nie wieder sehen.
Katja schluchzte leise. „Ich... ich hasse ihn, Sandra...“, zischte sie. „Verdammt, ich hasse ihn!“
Sandra legte ihr sanft einen Finger auf die Lippen. „Schhhh... Sag das nicht, Kleine... Sag das nicht...“

Mir geht es gut
Kein Grund zur Sorge
Seh zwar fertig aus
Ich lebe noch
Zu viel von allem
vor allem von dir
Doch ich steh hier
Nur die Nacht machts mir schwer

„Guten Morgen...“ Langsam betrat Katja die Kanzlei, ließ sich auf die Couch im Ermittlerbüro sinken. Stirnrunzelnd setzte sich Sandra neben sie. „Was machst du denn hier?“, fragte sie leise. Katja seufzte. „Ich... ich kann nicht länger zu Hause bleiben, Sandra... Ich... ich muss etwas tun...“
Vorsichtig legte Sandra eine Hand auf ihre Schulter. „Meinst... meinst du, du schaffst das?“
Katja nickte. „Keine Sorge...“ Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Ich schaff das schon...“
Sandra erwiderte ihr Lächeln. „Na dann komm...“ Sie erhob sich. „Ich glaube, Ingo will uns sprechen...“

Ich halt mich gut
Solangs nicht still wird
So lang das Licht noch brennt
Schau ich nach vorn

„Basti... Hey...“ Mit zitternden Händen wischte sich Katja die Tränen aus dem Gesicht. „Ich... ich will dich gar nicht lange stören, aber...“ Sie stockte. „Aber... Verdammt, ich vermiss dich so...“ Langsam sank sie zu Boden, blieb regungslos auf dem Kies liegen, die winzigen Steine bohrten sich in ihre Beine, doch es kümmerte sie nicht. „Komm zurück...“, flüsterte sie immer wieder. „Bitte... Komm zurück... Ich... ich brauch dich doch...“ Tränen liefen unaufhörlich ihre Wangen hinab, tropften lautlos zu Boden. Vorsichtig, beinahe zärtlich strich sie mit zwei Fingern über die Blütenblätter der längst welken, bluroten Rosen, die schon so lange auf der Erde lagen, seit Wochen nicht ersetzt worden waren. „Ich lieb dich so sehr, Sebastian... Weißt... weißt du noch damals... Als... als wir geheiratet haben? Wir haben uns geschworen, niemals auseinander zu gehen, Basti... Nie... Und jetzt? Verdammt, warum hast du mich verlassen?!“ Von lauten Schluchzern geschüttelt schlug sie mit der Faust auf den Boden, immer und immer wieder. „Du... du hast es doch versprochen... Du Lügner, du gottverdammter Lügner! Ich hasse dich, Sebastian Thiele!“
Langsam, ganz langsam versuche Katja, aufzustehen, doch ihre Knie gaben nach... Sie konnte es nicht. „Warum...“ Ihre Stimme war fast unhörbar leise, sie war kaum fähig, weiterzusprechen. „Warum bist du einfach gegangen? Warum jetzt? Du... du bist doch mein Leben...“
Zitternd streifte sie den schlichten, gelbgoldenen Ring von ihrem Finger, führte ihn zu ihren Lippen und küsste ihn vorsichtig, bevor die Hand, die ihn so fest umschloss, sich langsam öffnete. Behutsam ließ sie ihn auf die Erde fallen, benetzt von ihren Tränen, die noch immer stumm über ihr Gesicht liefen, die winzige Flamme des Lichtes längst besiegt hatten. Schon vor Stunden war sie erloschen. „Warte auf mich, Sebastian...“, flüsterte sie. „Du musst mir versprechen, dass du auf mich wartest...“
Schwerfällig erhob sie sich, wandte sich um. „Ich liebe dich, mein Schatz... Vergiss mich nicht...“

Es ist für mich, nur für mich
Kein Lied von Liebe
Das ist für mich, nur für mich
Kein Lied von uns
 
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ECHT - Sag mal weinst du

Sag mal weinst du...

Liebe... Liebe ist etwas Wunderschönes, man kann sie mit keinem anderen Gefühl der Welt vergleichen. Niemand ist fähig, sie zu beschreiben, sie schwirrt unsichtbar umher, man kann sie nicht sehen, oder einfangen. Sie kommt, macht Menschen unglaublich glücklich, schenkt ihnen die schönste Zeit ihres Lebens...
Und sie geht. Ja, Liebe kann auch erlöschen, hinterlässt Spuren der Verwüstung, der Trauer... Tiefe Furchen des Schmerzes bleiben zurück, meist vergehen Monate, Jahre, bis die Wunden verheilen. Doch manchmal kann nicht einmal die Zeit es wieder gut machen.
Leise schluchzend legte Katja Hansen ihren Kopf auf das Kissen, das auf der Seite ihres Ehemannes lag, schloss langsam die Augen. Noch immer war alles so, als würde er jeden Moment zu ihr kommen, sich neben sie legen und einen Arm um ihre Schultern schlingen... Doch schon vor Monaten hatten sie sich getrennt, und er war ausgezogen. Vorsichtig, fast liebevoll streichelte Katja über die Decke. „Ich vermiss dich...“, flüsterte sie kaum hörbar. „Verdammt, ich vermiss dich so...“
Sie hatte niemandem je von ihrer Scheidung erzählt, nicht einmal ihren besten Freunden. Vergessen... Sie wollte es einfach nur vergessen, auch wenn es unglaublich wehtat... Wenn es ihr unmöglich schien.

Unsere Liebe ist am Boden, läuft langsam aus,
Noch eine Runde, bis sie Stille steht,
und Du, ich geh' am Stock, will nie wieder schlafen,
solange Du mich Nacht für Nacht in meinen Träumen besuchst.
Jetzt lieg' ich neben Dir, wir ha'm uns alles gesagt,
ha'm uns ausgesprochen, uns Luft gemacht,
Ich fühl' mich wie ausgekotzt, Dir geht's nicht viel besser,
dann seh' ich es in Deinen Augen glitzern.

„Alles okay mit dir, Katja?“ Stirnrunzelnd betrachtete Sebastian seine Kollegin, die sich gerade müde auf die Couch im Büro sinken ließ, für einen kurzen Moment die Augen schloss. Sie nicke kaum merklich. „Ja... Ja, ich hab nur schlecht geschlafen...“, erwiderte sie. „Mir geht’s gut...“
Seufzend setzte sich Basti neben Katja und betrachtete sie. Er konnte nicht leugnen, dass er sich Sorgen um sie machte. Sie war unglaublich blass, sprach kaum noch, immer mehr zog sie sich zurück, ohne, dass er es verhindern konnte. In knapp einem halben Jahr hatte sie sich so stark verändert... Es war erschreckend, wie viel Gewicht Katja verloren hatte, die tiefen Ringe unter ihren Augen waren kaum zu übersehen. „Dir fehlt doch etwas...“, flüsterte er. Sie wandte ihren Blick ab. „Es ist alles okay, Sebastian...“, zischte sie, atmete einaml tief durch und bettete den Kopf in ihre Hände.
Basti musste schlucken. „Wo... wo ist der Ring?“, fragte er kaum hörbar. „Wo ist dein Ehering?“
Ihm entging nicht, wie sehr sie zusammenzuckte. „Katja...“
Ohne Sebastian eines Blickes zu würdigen erhob sie sich und verließ stumm den Raum. Draußen regnete es in Strömen, doch es kümmerte sie nicht, denn sie lief... Weiter, immer weiter... Einfach nur weg. Natürlich hatte sie bemerkt, dass er ihr folgte, aber auch das war ihr egal.
Ihr ganzer Körper begann zu zittern, jeder Schritt schien ihr fortan schwerzufallen, sie konnte nicht mehr... All ihre Kraft war verbraucht. Auf offener Straße sank sie in sich zusammen, blieb regungslos liegen... Ihr Atem ging schnell und unregelmäßig, es war, als würde sie keine Luft mehr bekommen... Katja bemerkte nicht, dass Basti sich neben sie kniete, sie vorsichtig aufrichtete. „Hey...“, flüsterte er. „Katja, was machst du denn... Es ist eiskalt hier draußen... Komm, ich bring dich wieder rein...“

Sag' mal weinst Du, oder ist das der Regen,
der von Deiner Nasenspitze tropft ?
Sag' mal weinst Du etwa, oder ist das der Regen,
der von Deiner Oberlippe perlt ?
Komm' her, ich küß' den Tropfen weg,
probier' ihn, ob er salzig schmeckt ...

„Hier... Trink das...“ Langsam führte Basti die Tasse Tee zu Katjas Mund, stellte sie nach einigen Schlucken auf den Nachttisch. „Was ist denn passiert?“, fragte er leise und deckte sie liebevoll zu. Er konnte sehen, wie sie fror. Doch sie zeigte keine Reaktion. Starr blickte sie an die Decke, zitterte noch immer am ganzen Leib. Sie schien nicht zu realisieren, was geschah.
Er war mit ihr nicht zurück in die Kanzlei gegangen, hatte sie zu sich genommen, sofort in sein Bett gebracht. Wenn er doch nur wüsste, was geschehen war... Noch nie hatte er sie so am Boden, so unglaublich verzweifelt gesehen... Es brach ihm das Herz, nichts für sie tun zu können... „Oh, Katja...“ Vorsichtig strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Seit Stunden schon lag sie so da... Unverändert... Doch endlich schloss sie ihre Augen. Sogleich wurde sie von schrecklichen Schluchzern geschüttelt, klammerte sich fast panisch am Bettlaken fest. „Komm zurück...“, flüsterte sie immer wieder. „Bitte... Komm zurück...“

Jetzt sitz' ich hier, und schreibe nur noch blinde Liebeslieder,
von Herz und Schmerz und Schmalz,
und so was Tolles kommt nie wieder.
Hätt' ich nie gedacht, noch vor'n paar Tagen
lagen wir uns Nacht für Nacht im Arm.
Jetzt lieg' ich neben Dir, wir ha'm uns alles gesagt,
ha'm uns ausgesprochen, uns Luft gemacht,
Ich fühl' mich wie ausgekotzt,
Dir geht's nicht viel besser,
dann seh' ich es in Deinen Augen glitzern.

Langsam, ganz langsam richtete sie sich auf, blickte Sebastian tief in die Augen. Noch immer saß er an ihrem Bett, wachte über sie, ohne ein Auge zuzutun. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen, als er sah, dass sie erwacht war. Doch er schwieg. Katja musste schlucken. „Er ist weg...“ Ihre Stimme war fast unhörbar leise, doch Basti schien sie zu verstehen. Zärtlich strich er über ihre nassgeweinte Wange. „Es tut mir so Leid...“
Erschöpft sank Katja zurück in die Kissen. Sie schien dagegen anzukämpfen, doch bereits nach einer Minute fielen ihr die Augen zu. Zitternd suchte sie nach seiner Hand und drückte sie schwach. „Danke, Basti...“, flüsterte sie müde. „Danke für alles...“

Sag' mal weinst Du, oder ist das der Regen,
der von Deiner Nasenspitze tropft ?
Sag' mal weinst Du etwa, oder ist das der Regen,
der von Deiner Oberlippe perlt ?
Komm' her, ich küß' den Tropfen weg,
probier' ihn, ob er salzig schmeckt ...

„Hey...“ Vorsichtig stellte Sebastian einen Teller mit Lasagne auf den Tisch und setzte sich zu Katja ans Bett. „Geht’s dir besser?“, fragte er leise. Sie nickte nur. Basti lächelte. „Hast du Hunger?“
Kopfschütteln. Zärtlich strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Du hast seit drei Tagen nichts gegessen, Katja...“, flüsterte er. Sie zuckte mit den Schultern. „Und wenn schon...“ Langsam wandte sie ihren Blick ab. Basti seufzte. „Kleine...“ Behutsam legte er eine Hand auf ihren Arm, doch sie zeigte keine Reaktion. Erneut füllten sich Katjas Augen mit Tränen, liefen stumm ihre Wangen hinab und tropften auf die Decke. „Er fehlt mir so, Sebastian...“, murmelte sie kaum hörbar.
„Schhh...“ Sanft strich er ihr die Tränen aus dem Gesicht. „Wein nicht mehr, Süße... Er ist es nicht wert, dass du an ihn denkst, hörst du? Er ist es nicht wert...“
Katja schluchzte leise. „Aber...“
Sebastian schüttelte den Kopf. „Nein...“, erwiderte er und schloss sie fest in seine Arme. „Du brauchst ihn nicht, Katja...“
„Wie kannst du dir da nur so sicher sein?“, fragte sie leise, sah ihm nun endlich in die Augen. Doch er antwortete nicht.
„B...basti?“
Ein kaum merkliches Lächeln umspielte seine Lippen. „Darum, Katja...“, flüsterte er. „Darum...“ Vorsichtig, ganz vosichtig nahm er ihren Kopf in seine Hände und schloss die Augen. Langsam näherten sich seine Lippen den ihren... Es schien Stunden zu dauern, doch endlich trafen sie sich und verschmolzen zu einem wunderbaren Kuss... Einem Kuss, der niemals enden würde.

Komm' her, ich küß' den Tropfen weg,
probier' ihn, ob er salzig schmeckt ...

 
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Mein FB zur Story: Kein Lied von Liebe Einfach nur wunderschön, du beschreibst die Situation so real, da hat man richtig die Bilder vor Augen. Außerdem fühlt man richtig mich. Eine echt tolle und todtraurige Story!!! (Bin gespannt, ob ich es schaffe noch weitere Storys zu lesen :D :D)
 
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Danke, Sandy <3
Mir fällt grad auf - ich hab gestern nen Halloween/Allerheiligen OS geschrieben und ganz vergessen, ihn hier zu posten *umkipp* *lach* Das hol ich jetzt nach =)

All Hallow's Eve

„BUH!“
Mit einem lauten Schrei sprang Katja von der Couch auf und fuhr herum. Vor ihr stand – mit einem breiten Grinsen im Gesicht – ihr Kollege Christian, der sogleich einem Kugelschreiber ausweichen musste. „Daneben.“
Katja seufzte leise. „Du bringst mich noch ins Grab...“, brummte sie. Chris lachte. „Happy Halloween, Süße.“
„Hör mir bloß mit diesem Halloween-Kram auf...“, entgegnete sie augenrollend. „Sandra redet auch schon den ganzen Tag von nichts Anderem...“
„Aber, aber, Frau Hansen, ich wusste nicht, dass Sie etwas gegen Feiertage haben.“
„Ich hab nichts gegen Feiertage.“, meinte sie, während sie sich wieder ihrer Arbeit zuwandte. „Zumindest nichts gegen richtige.“
„Halloween ist doch-“
„-kein Feiertag.“, beendete sie seinen Satz. „Zumindest nicht für euch.“
Chris runzelte die Stirn. „Nich für euch...“, wiederholte er leise und sah sie fragend an. Doch sie gab keine Antwort.
„Katja?“
„Werde dir erstmal über die wahre Bedeutung von All Hallow’s Eve klar, bevor du den Klischees der Medien glaubst...“, erwiderte sie trocken, erhob sich und ging in Richtung Tür. „Dann reden wir weiter.“
„Also... Ganz ehrlich, Katja?“ Unsicher sah sich Christian am Gelände um. „Egal, was Ingo gesagt hat und was nicht... Friedhöfe bei Nacht sind mir ganz und gar nicht geheuer...“
Katja lachte leise. „Und du willst Halloween feiern? Jetzt beeil dich, sonst kommen wir hier vor Mitternacht nicht mehr raus...“
Ein leises Knacken war zu vernehmen. Erschrocken fuhr Chris herum. „Was... was war das?“, fragte er. Katja seufzte. „Man könnte fast meinen, du hättest... Angst, Christian...“
Hastig schüttelte er den Kopf. „Quatsch...“
Es folgte kurze Stille. „Was... hast du eigentlich vorhin gemeint? Mit... der wahren Bedeutung von Halloween?“
Ein eiskalter Schauer durchfuhr ihren Körper. „Chris...“, murmelte sie. Vorsichtig legte er eine Hand auf ihren Arm. „Bitte...“
„Na gut...“ Sie wandte ihren Blick ab. „Halloween geht auf eine jahrtausendalte Tradition zurück... Bereits die alten Kelten feierten in der Nacht auf den ersten November das Fest der Toten... Samhain. Im mittelalterlichen Irland entwickelte sich schließlich daraus „All Hallow’s Eve“ - der Abend der Heiligen. Kürbisse wurden ausgehöhlt und grässliche Fratzen darin eingeschnitzt, um böse Geister fernzuhalten... Eine uralte Legende besagt allerdings, dass es vor vielen hundert Jahren ein Mann geschafft hatte, den Teufel zu überlisten. Seit seinem Tod wandelt er in der Nacht auf Allerheiligen auf der Erde umher, mit einer Rübe als Laterne, die niemals erlöschen wird... Halloween ist ein Fest zur Ehre der Toten, Christian, in vielen Kulturen bis heute der höchste Feiertag. Keine... Party... Oder aber Gelegenheit, um sich zu verkleiden und Süßigkeiten zu erbetteln...“
Chris musste schlucken. „Wow...“, flüsterte er. „Das... das ist... wow.“
Katja lächelte. „Du wiederholst dich...“, entgegnete sie. Er erwiderte ihr Lächeln. „Aber... Woher... woher weißt du das?“
Keine Antwort. Gerade, als Chris zu einer weiteren Frage ansetzen wollte, legte Katja hastig einen Finger auf den Mund. „Schhh!“, zischte sie. „Es... es folgt uns jemand...“
Chris runzelte die Stirn. „Ich hab gar nichts gehört...“, suchend wandte er sich um. „Und sehen kann ich auch nichts...“
„Es... es ist auch kein Mensch...“, murmelte sie, packe ihn plötzlich am Arm. „LAUF!“
„Katja, was-?!“
„Halt die Klappe, und lauf!“, rief sie. Chris hatte keine andere Wahl, als ihr zu folgen. Atemlos kamen die beiden schließlich bei einem Gebäude – dem Krematorium – an. „Katja...“, keuchte er. „Wenn das die Rache wegen heute Morgen sein soll...“
Katja schüttelte hastig den Kopf. „Das... das ist kein Scherz, Chris...“
Dieser seufzte leise. „Dann erklär mir mal, was hier gespielt wird...“, brummte er. Wieder Kopfschütteln. „Ich kann nicht... Aber du musst mir vertrauen...“ Erschrocken wandte sie sich um. „Scheiße... Geh in Deckung...“
„Was?“
„IN DECKUNG!“
„Katja...“
„Verdammt nochmal, jetzt geh rein!“, fuhr sie ihn an. „Ich kann dich hier nicht gebrauchen!“
Noch immer zögernd öffnete Chris die Tür zum Krematorium und trat in den Innenraum. Beinahe fasziniert blickte er nach draußen, zu Katja, wich jedoch erschrocken zurück, als plötzlich grellrote und grüne Blitze durch die Luft flogen. „Oh mein Gott...“

„Katja, um Himmels Willen... Du blutest ja!“ Sofort lief Chris auf seine Kollegin zu, die nun auch in das Krematorium gestolpert kam. „Ist nicht schlimm...“, murmelte sie und sank müde an der Wand entlang zu Boden.
„Was... was war das eben?“, fragte er leise und kniete sich zu ihr. „Ich hab diese... diese Lichter gesehen... Und irgendwas hat geschrieen...“
Katja seufzte leise. „Selbst wenn ich es dir erzählte, Chris... Du würdest es mir nicht glauben...“
Chris runzelte die Stirn. „Versuch es doch...“, flüsterte er. Wieder ein Seufzen. „Na gut...“

500 Jahre zuvor
„Katja...“ Lächelnd erhob sich die Älteste, als die junge Frau den Raum betrat. Sofort fiel sie auf die Knie. „Meisterin...“
„Steh auf...“, flüsterte Nathalia. „Ich habe gehört, du hättest eine Nachricht für mich...“
Katja nickte. „Die Vampire haben heute Nacht ein benachbartes Dorf überfallen... Es wird nicht mehr lange dauern, bis sie die Stadt erreicht haben, wir müssen fliehen...“
Nathalia sah zu Boden. „Wie viele haben sie diesmal getötet?“, fragte sie leise, doch noch immer lag etwas Beruhigendes in ihrer Stimme. Katja schwieg. Die Älteste hob ihren Kopf, blickte ihr tief in die leuchtenden, smaragdgrünen Augen. Sie waren angsterfüllt. „Wie viele, Katja?“
„Das genaue Ausmaß der Schäden ist noch nicht bekannt, Meisterin...“, erwiderte sie. „Aber wir haben viele Schwestern an sie verloren...“
„Nun gut...“ Nathalia seufzte leise, schloss für einen kurzen Moment die Augen. „All Hallow’s Eve ausfallen zu lassen, ist unmöglich...“, murmelte sie, eher zu sich selbst. „Trotz allem müssen wir Sicherheitsvorkehrungen treffen... Katja, du weißt, was zu tun ist?“
Nicken. „Natürlich... Ich werde alles vorbereiten.“
Nathalia lächelte. „Vielen Dank, Katja...“ Sie wandte sich um. „Heute Abend sehen wir uns wieder... Bis dahin muss alles erledigt sein.“


„Du bist eine Hexe?!“ Entgeistert starrte Chris seine Kollegin an, die nur schüchtern lächelte. „Katja, bist... bist du sicher, dass du... keinen Schlag auf den Kopf bekommen hast?“
Katja seufzte leise. „Ich wusste, dass du mir nicht glaubst...“, flüsterte sie. „Und ich... ich will dir auch gar nicht irgendwelche Zaubertricks zeigen, um es dir zu beweisen...“
Chris zog eine Augenbraue hoch. „Könntest du das denn?“ fragte er. Sie räusperte sich leise. „Können? Natürlich kann ich das... Oder meinst du, die grünen Blitze waren ein Naturphänomen? Hör zu, Christian, mir macht es auch keinen Spaß, Vampire zu zerfetzen, aber... ich hab nunmal keine andere Wahl...“
Er musste schlucken. „Du bist also wirklich...“
Nicken. „Aber, Chris...“ Katja räusperte sich leise. „Es wäre besser, wenn du das für dich behältst...“
„Klar...“, murmelte er. Für keinen kurzen Moment herrschte Stille. „Ihr Hexen seid die... die Guten, oder?“, erkundigte er sich schließlich. Katja musste lachen. „Vorausgesetzt es gibt so etwas wie Gut und Böse... Ja.“
Er lächelte erleichtert. „Zum Glück... Und der... Vampir... von eben... Ist er tot?“
Sie hob eine Augenbraue. „Ich hoffe doch...“
„Falsch gedacht Schätzchen!“, kam es plötzlich von hinten. Erschrocken sprang Katja auf, stellte sich sogleich vor Christian. „Verschwinde...“, zischte sie ihm zu. „Das könnte jetzt sehr... ungemütlich werden...“ Blitzschnell schoss etwas Blutrotes aus seinen Fingern, direkt auf Chris zu. Grob wurde er von Katja zu Boden gestoßen, die dem Vampir sogleich einen giftgrünen Strahl entgegenschleuderte.
Lestat begann zu lächeln. „Ich mache dir einen Vorschlag, kleine Hexe...“, hauchte er. „Ich lasse dich laufen... Wenn du mir den Sterblichen übergibst.“
„Niemals!“, rief sie, schnippte einmal mit den Fingern. Die Athame in ihrer Hand blitzte im Mondlicht, das durch die Fenster schien. „Bist du bereit zu sterben, Lestat?“
Er lachte leise. „Ich muss dich enttäuschen, Katja, ich bin keinewegs willig, zu gehen...“
Wütend schleuderte sie den Dolch in das Herz des Vampirs, doch er prallte an seiner Brust ab, flog zurück in ihre Hände. „Du hast nachgelassen, Kleine...“, murmelte er. „Hast dich wohl in den letzten Jahren zu viel mit... Menschen...“, angewidert verzog er das Gesicht. „herumgetrieben... Dumme, dumme Hexe...“
Zitternd setzte Katja die Athame an ihrem linken Unterarm an. „Du weißt, was geschieht, wenn ich es tue, Lestat...“, flüsterte sie. Der Vampir musste schlucken. „Das wagst du nicht...“
„Ach nein?“ Sie bohrte die Schneide tiefer in ihren Arm. „Das Blut einer Ältesten...“
Langsam wich er zurück. „Wir sehen uns wieder, Katja... Wir sehen uns wieder...“ Er wandte sich um – und war im nächsten Moment verschwunden.

„Katja, was... was war das?!“ Aufgebracht folgte Chris ihr zum Auto, ließ sich auf den Fahrersitz sinken. „Warum ist er verschwunden?!“
Katja seufzte leise. „Ich... ich bin eine Älteste, Chris... Nathalia hat mich kurz vor ihrem Tod zu ihrer Nachfolgerin ernannt...“
Er nickte kaum merklich. „Okay, aber... Der Vampir...“
Wieder ein Seufzen. „Lestat ist der Herrscher über alle Vampire dieser Welt...“, sie stockte. „Man kann ihn nicht vernichten.. Doch... Eine Möglichkeit gibt es...“
„W...welche?“, fragte er kaum hörbar. Katja wandte sich um, sah ihm tief in die Augen. „In der Nacht auf Allerheiligen – All Hallow’s Eve - muss die Älteste der Hexen ihr Blut vergießen... Nathalia starb beim Versuch, ihn zu töten. Jetzt liegt es in meiner Hand...“
Chris musste schlucken. „Du...“
Sie nickte. „Ja... Aber jetzt lass uns fahren, Christian... Ich... Ich will nicht länger hier bleiben...“
„Okay...“, murmelte er. „Okay...“ Zitternd startete er den Motor. Doch sie hatten keine Chance mehr, das Gelände zu verlassen.
„Nicht so schnell, kleine Hexe...“​
 
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Dreams

Da saß sie nun. Frierend auf dem eiskalten Asphaltboden der kleinen Gasse. Schneeflocken fielen herab, verfingen sich in ihrem dunklen völlig zerzausten Haar. Sie hatte die Beine angezogen, ihre nackten Füße waren längst taub von der Kälte. Heute war Heiligabend. Aus den Fenstern der Häuser drangen Gelächter, Melodiefetzen von Weihnachtsliedern und die Freudenschreie der Kinder hervor, die gerade ihre Geschenke auspackten. Die bunten Lichter der Christbaumkerzen warfen ihren Schein auf die dunkle, völlig verschneite Straße, die wie ausgestorben war. Zitternd kauerte sie sich zusammen, versuchte, sich auch nur ein kleines bisschen zu wärmen. Früher hatte sie Schnee und Kälte geliebt, jedes Jahr gehofft, endlich ein Mal ein weißes Weihnachtsfest zu bekommen. Für sie war die Weihnachtszeit die schönste Zeit des Jahres gewesen. Und nun? Nun fürchtete sie diese am meisten. Schon lange drohten ihr die Augen zuzufallen, doch die Kirchenglocken ließen sie hochschrecken. War es wirklich schon Mitternacht? Längst hatte sie jegliches Zeitgefühl verloren. Jede Stunde unterschied sich nicht im Geringsten von der anderen. Tag für Tag saß sie in der kleinen Gasse, die an eine Einkaufsstraße anschloss, musste um Geld betteln, um überleben zu können. Weihnachten unterschied sich nicht mehr von den anderen Tagen im Jahr. Wie immer gingen tausende von Leuten an ihr vorbei, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Menschen warfen ihr verächtliche Blicke zu, nur die wenigsten warfen eine winzige Münze zu ihr auf den Boden. All diese Personen waren Menschen, wie sie einst selbst einer gewesen war. Von Minute zu Minute verschwammen die Erinnerungen an ihr altes Leben mehr. Seit die Rechtsanwaltskanzlei, in der sie als Privatermittlerin gearbeitet hatte, nach dem Tod ihres Vorgesetzten geschlossen wurde, war sie arbeitslos. Ihre fünf Kollegen hatten eine Stelle in einer neu eröffneten Kanzlei gefunden, doch für sie hatte es keinen Platz mehr gegeben. Lange hatte sie nach einer neuen Stelle gesucht. Erfolglos. Das Geld, das sie angespart hatte, war nach wenigen Monaten verbraucht gewesen, sie war nicht mehr im Stande, Rechnungen und Miete zu bezahlen, die Wohnung wurde gekündigt. Zuerst hatte sie es nicht wahrhaben wollen. Alles, was sie jemals besessen hatte, wurde ihr genommen. Am Anfang hatte sie sehr viel geweint, doch sie hatte gelernt, sich damit abzufinden. Es war ihr Schicksal, auch wenn es schwer war. Sie hatte keine andere Wahl, als es zu akzeptieren. Krampfhaft versuchte sie die Augen offen zu halten. Sie durfte nicht einschlafen, musste wach bleiben. Wenn sie bei dieser Kälte einschlief, würde sie sterben, das wusste sie. Doch sie war so furchtbar müde, hatte tagelang nicht geschlafen… Nur gebetet, dass sie diese Nacht überstehen würde. Tränen liefen ihre Wangen hinab, als sie die Augen schloss. Zitternd legte sie sich auf den nassen Boden. Leise schluchzend schickte sie ein letztes Gebet in Richtung Himmel und war innerhalb der nächsten Sekunden eingeschlafen.

Als Sandra wieder zu sich kam, merkte sie, dass sie nicht mehr am Boden lag, jemand hatte sie hochgehoben und trug sie nun fort. Die grellen Lichter der Straßenlaternen brannten in ihren Augen, der Lärm des Verkehrs schien ihr unerträglich. Obwohl ihr ein Mantel umgelegt worden war, war ihr immer noch eiskalt. Sandra bekam nicht mehr mit, wie sie vorsichtig auf den Rücksitz eines Autos gelegt wurde, denn die Müdigkeit hatte sie erneut überwältigt.
Erst viele Stunden später erwachte sie aus einem tiefen Schlaf. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sie sich… lebendig. Doch sie wusste immer noch nicht, wo sie war, erst, als sie den Kopf ein kleines bisschen drehte, sich langsam aufsetzte, bemerkte sie, dass jemand an ihrem Bett saß, dessen Gestalt sie nur schemenhaft erkennen konnte. „Hey…“, flüsterte eine ihr wohl bekannte Stimme in ihr Ohr. Erschrocken sah sie dem jungen Mann in die Augen „Chris?“, fragte sie kaum hörbar. Er nickte. „Mensch, Kleine, jag mir doch nicht so einen Schrecken ein… Was hast du denn bei dieser Eiseskälte auf der Straße gemacht?“
Sandra sah zu Boden. „Chris...“, flüsterte sie. „Chris, ich... die...“ Sie stockte. „Die Straße... ist mein Zuhause...“
Seine Augen weiteten sich vor Schreck. „Bitte was?!“, rief er – lauter, als er gewollt hatte. „Aber… wieso, Sandra, wieso?“
Sandra schluchzte leise. „Ich… ich hab einfach keine Arbeit mehr gefunden...“, erwiderte sie, fast unhörbar. „ Und irgendwann... Irgendwann konnte ich die Rechnungen nicht mehr bezahlen… Ich hab mich verschuldet, meine Wohnung verloren... Es ging weiter, immer weiter... Bis eines Tages das Geld nicht einmal mehr für etwas zu Essen reichte...“
„Aber Sandra, warum bist du denn nicht zu mir gekommen?“, fragte er, nun endlich wieder leiser, nahm vorsichtig ihre Hand
„Weil ich Angst hatte…“, flüsterte sie. Chris seufzte leise. „Oh, Kleine...“ Vorsichtig strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Aber jetzt... jetzt wird alles gut... Du bleibst hier, Süße... Bei mir...“
„Aber...“
Sanft legte Christian einen Finger auf ihre Lippen. „Kein Aber... Denkst du etwa, ich lass dich zurück auf die Straße? Nein, Sandra, ganz sicher nicht... Außerdem hab ich dich in der ganzen Stadt gesucht...“
„Wieso, Christian?“, fragte Sandra kaum hörbar. „Was...“
„Ich wollte dir etwas geben.“, erwiderte er, ohne sie ausreden zu lassen. Stirnrunzelnd kramte er in seiner Hosentasche – und holte eine kleine, schwarze Samtschatulle hervor. Lächelnd reichte er es Sandra, die sie mit zitternden öffnete. Erschrocken schlug sie sich die Hand vor den Mund, ließ das Kästchen zu Boden fallen. „Chris, das... das kann ich nicht annehmen... Das... das geht nicht!“ Hastig sprang sie auf – und lief. Doch Chris hielt sie zurück. „Bleib hier, Sandra...“ „Nein...“, zischte sie, wandte sich hastig um und riss sich los. „Ich... Ich kann nicht, Christian... Versteh das doch endlich, es geht nicht! Ich... ich spiel nicht mehr in deiner Liga...“
„Sandra, halt den Mund.“
„Chris! Ich... ich bin...“
„Ich will kein Wort mehr hören, hast du mich verstanden?!“ Wütend schlug Chris mit der flachen Hand auf den Nachttisch, packte sie grob an den Schultern. „Siehst du eigentlich nicht, dass du mir wehtust?! Ich... ich hab dich gesucht, Sandra! Jede freie Minute hab ich dich gesucht, weil ich vergeblich auf ein Lebenszeichen von dir gewartet habe! Weil ich seit Jahren zu feige war, dir diesen verdammten Ring zu geben, endlich um deine Hand anzuhalten! Und dann?! Dann hab ich dich gefunden, halb erfroren in einer verdreckten Gosse... Du brichst mir das Herz, Sandra... Und du merkst es nicht mal...“ Traurig ließ er sie nun los, wandte seinen Blick ab. „Wenn du auf der Straße glücklicher bist als hier... Dann... dann geh... Geh und verhunger...“
„Chris... Chris, bitte...“ Zitternd wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht, sank leise schluchzend zu Boden. „Du verstehst nicht... Ich... ich kann doch nicht...“
Langsam setzte er sich neben sie, legte behutsam eine Hand auf ihre Schulter. „Du kannst, Kleine...“, murmelte er, nur schon viel sanfter. „Natürlich kannst du... Und jetzt wein nicht mehr....“ Vorsichtig nahm er den Ring aus der Schatulle, steckte ihn ihr an den Finger. „Bleib hier, Sandra... Bitte...“ Langsam zog er sie auf die Beine. „Ich liebe dich...“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Und jetzt... Jetzt wird alles gut... Das versprech ich dir.“

 
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