melancholy
Die Hoffnung schon erfüllt die Brust...
AW: Was die dumme Liebe aus uns macht - Avi's OneShots and Similar Stuff
Wenn Engel schweigen
„Und du bist dir wirklich sicher, dass du das schaffst, Katja?“, Basti sah seiner Kollegin besorgt in die Augen. Katja seufzte leise. „Sebastian… Ich sag’s dir jetzt noch ein letztes Mal. Ich bin schwanger und nicht krank! Und wie du siehst, geht es mir bestens.“
„Natürlich, aber du weißt doch, was der Arzt gesagt hat. Du sollst kürzer treten – auch wenn es dir gut geht. Du brauchst gar nicht so mit den Augen zu rollen!“
Katja musste lachen. „Weißt du eigentlich, dass du dich anhörst wie Fred? Wenn es nach dem ginge, säße ich den ganzen Tag zu Hause und würde wahllos Essen in mich reinstopfen.“
„Dann sag Freddy mal-… AUA!“, mit verzogenem Gesicht rieb er sich sein schmerzendes Schienbein. „Was sollte das denn?!“
Katja funkelte ihn wütend an. „Erstens: Er heißt Fred. Und zweitens: Ich bin erst im fünften Monat, Sebastian, bis du mich los bist, dauert es noch ein Weilchen.“
„So hab ich das doch nicht gemeint… Ich mach mir einfach nur Sorgen um dich und die Mini-Katja hier…“, vorsichtig legte Basti eine Hand auf Katjas Bauch. Diese lächelte. „Weiß ich doch…“, entgegnete sie. „Aber mir geht’s gut. Wirklich. Und jetzt lass uns fahren, die Mandantin wartet sicher.“
Basti nickte und die beiden machten sich auf den Weg zum Auto. „Schwanger bist du echt noch schlimmer als sonst…“, grummelte er. Katja puffte ihn in die Seite. „Das hab ich gehört…“
Basti lachte. „Umso besser.“, erwiderte er und startete den Motor.
„Katja… Hey… Kleine, was ist denn los? Du siehst ja furchtbar aus…“, Basti erhob sich und ging ein paar Schritte auf seine Kollegin zu, die an eine Wand gelehnt im Ermittlerbüro stand und eine Hand fest auf ihren Bauch presste. „Mir geht’s gut…“, flüsterte sie. „Ich hab nur Bauchschmerzen…“
Basti riss erschrocken die Augen auf. „WAS?!“, rief er. „Ist das denn normal?!“
Katja nickte. „Mach dir keine Sorgen, Basti… Ich war gestern beim Arzt und der hat mir gesagt, dass es keinen Grund zur Aufregung gibt, es ist alles in Ordnung.“, sie lächelte kaum merklich. Basti seufzte leise. „Wenn er das sagt…“, murmelte er. „Aber willst du nicht doch lieber nach Hause fahren und dich ausruhen?“
Kopfschütteln. „Ich beiß schon die Zähne zusammen.“, entgegnete Katja. „Wir müssen doch den Fall abschließen… Du weißt, wie wichtig dieser Auftrag für Ingo ist.“
Basti seufzte leise. „Mag ja sein, Süße, aber deine Gesundheit geht nun mal vor, vor allem in deinem Zustand.“
Katja rollte mit den Augen. „Das übergehe ich jetzt einfach…“, zischte sie. „Aber gut… Ich werde Ingo heute bitten, mir ab morgen ein paar Trage Urlaub zu geben. Vielleicht tut mir ein bisschen Ruhe wirklich gut.“
Basti lächelte. „Schön… Dann nehm ich dich mit. Unter einer Bedingung.“
Ein nicht zu definierendes Geräusch war aus Katjas Richtung zu vernehmen. „Die wäre?“, fragte sie. Basti begann zu strahlen. „Ich werd Taufpate.“
Katja musste lachen. „Das lässt sich einrichten…“, sie hauchte Basti einen Kuss auf die Wange und war im nächsten Augenblick verschwunden.
„Du sagst wirklich, wenn’s nicht mehr geht, oder Katja?“, Basti sah Katja eindringlich in die Augen. Diese seufzte leise. „Es geht mir doch schon viel besser, Basti…“
„Trotzdem.“, entgegnete er. „Achtung, die Zielperson kommt!“, er wandte seinen Blick sofort wieder nach vorne. „Scheiße, der haut ja ab!“
Ohne nachzudenken sprang Katja auf und lief dem Mann hinterher, dicht gefolgt von Basti. Völlig außer Atem kam sie schließlich fünf Minuten später wieder bei ihm an. „Tut mir Leid…“, keuchte sie. „Er ist mir entwischt…“
Basti seufzte. „Süße, du sollst doch nicht… Katja? Kleine… Oh mein Gott…“
Katja war in sich zusammengesunken, hatte ihre Arme fest um den Bauch geschlungen. Ihr Atem ging schnell und unregelmäßig, sie war innerhalb von Sekunden unfassbar blass geworden. Sanft tätschelte er ihre Wange. „Bleib bei mir, Süße…“, flüsterte er kaum hörbar. „Komm, Kleine, mach jetzt nicht schlapp!“
Doch Katja konnte ihn nicht hören, denn sie hatte längst ihr Bewusstsein verloren.
„Frau Hansen? Frau Hansen, können Sie mich hören?“ Katja öffnete mühsam die Augen und blickte in das verschwommene Gesicht eines älteren Herrn. „Ja?“, fragte sie kaum hörbar, mit erstickter Stimme. Der Mann lächelte. „Schön, dass Sie wach sind…“
„Wo… wo bin ich?“, Katja wollte sich ein kleines bisschen aufrichten, doch sie war zu schwach. Das Lächeln des Arztes gefror. „Sie sind im Krankenhaus…“, entgegnete er. Katja riss erschrocken die Augen auf. Fast panisch tastete sie nach ihrem Bauch. „Das Baby…“, presste sie mit aller Kraft hervor. Der Arzt seufzte leise. „Ich habe eine schlechte Nachricht für Sie, Frau Hansen…“, murmelte er. „Das Kind hat Ihren Zusammenbruch zwar überlebt, jedoch wird es bleibende Schäden davontragen.“
„Inwiefern?“, fragte Katja leise. Der Arzt sah ihr tief in die Augen. „Das genaue Ausmaß kann ich nicht mit Sicherheit bestimmen, jedoch wird Ihre Tochter mit einer schweren Behinderung auf die Welt kommen.“
Katjas Körper begann zu zittern. „Wie bitte?“, ihre Stimme sollte stark klingen, doch sie war fast unhörbar leise. Dr. Steinberg nickte. „Es tut mir sehr Leid… Ich werde in ein paar Stunden noch einmal bei Ihnen vorbeischauen.“, er wandte sich um und war im nächsten Moment aus Katjas Zimmer verschwunden.
„Na Süße?“, vorsichtig setzte sich Basti auf Katjas Bettkante. „ Wie geht’s dir denn? Du hast uns allen ja einen gehörigen Schrecken eingejagt…“
Katja blickte starr geradeaus. „Wie soll’s mir schon gehen…“, zischte sie. „Fred hat sich von mir getrennt, ich bin Schuld, dass mit meiner Tochter etwas nicht stimmt… Wunderbar geht’s mir Sebastian… Wirklich.“
Behutsam legte Basti eine Hand auf Katjas Schulter. „Es tut mir so Leid, meine Kleine…“, flüsterte er. „Es tut mir so unglaublich leid…“
„Um Himmels Willen… Katja! Süße! Hey… Nicht ohnmächtig werden… Bleib bei mir!“, vorsichtig nahm Basti Katjas Kopf in seine Hände. Sie lag mit blutüberströmten Handgelenken auf dem Boden und umklammerte mit drei Fingern fest eine riesige Glasscherbe. Im Bad war der Spiegel in tausend Stücke gebrochen. Vorsichtig hob Basti sie hoch und legte sie zurück auf ihr Bett. Er lief aus dem Zimmer, kam wenig später mit zwei Ärzten zurück. „Sie… sie hat versucht sich umzubringen…“, stotterte er, unfähig Luft zu holen. „Ich konnte nichts tun… Ich war doch nur kurz weg und als ich zurückkam….“
Einer der Ärzte wandte sich zu Basti um. „Herr Thiele, beruhigen Sie sich bitte… Sie können im Moment nichts für Frau Hansen tun!“
„Aber sie… sie kommt doch durch?“, fragte Basti aufgebracht. „Sie schafft es doch?! Und das Baby auch?“
Der Arzt seufzte. „Ich weiß es nicht.“, entgegnete er. „Es tut mir Leid… Könnten Sie uns jetzt bitte unsere Arbeit machen lassen? Wir haben keine Zeit zu verlieren.“
„Wie geht es ihr?!“, Basti sprang auf und kam dem Arzt entgegengelaufen, der gerade Katjas Zimmer verließ. Er wandte sich um. „Es geht ihr den Umständen entsprechend gut.“, entgegnete er. „Sie ist noch nicht außer Lebensgefahr, aber ich bin zuversichtlich, dass sie und das Baby es schaffen.“
Basti atmete erleichtert auf. „Gott sei Dank…“, flüsterte er. Der Arzt seufzte. „Herr Thiele, da gibt es noch etwas, was ich mit Ihnen besprechen muss…“
Basti musste schlucken. „Ja?“, fragte er. „Worum geht es?“
„Soweit ich mitbekommen habe, sind Sie im Moment der Einzige, der sich um Frau Hansen sorgt… Also müssen Sie entscheiden, was mit ihr geschieht.“
Basti sah dem Arzt tief in die Augen. „Wie… wie meinen Sie das?“, die Unsicherheit in seiner Stimme war nicht zu überhören.
„Ich will ehrlich zu Ihnen sein, Herr Thiele.“, erwiderte der Arzt. „Frau Hansens psychischer Zustand ist sehr labil, ich halte es für äußerst angebracht, sie vorerst in die Psychiatrie einzuweisen.“
Basti riss erschrocken die Augen auf. „Und das… das soll ich entscheiden?!“, rief er. Der Arzt nickte. Basti sah zu Boden. „Das kann ich nicht…“, flüsterte er. „Es tut mir Leid, Dr. Steinberg… Aber ich werde nicht über das Leben meiner besten Freundin entscheiden…“, er wandte seinen Blick ab und war im nächsten Moment verschwunden.
„Hey, meine Süße…“, zärtlich strich Basti Katja eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie sah ihn müde, mit leeren Augen an. „Hey…“, murmelte sie. Basti nahm vorsichtig ihre Hand. „Katja, du… du musst mir versprechen, dass du so etwas nie wieder machst, hörst du? Ich hab so große Angst um dich gehabt…“
Katja nickte kaum merklich. „Versprochen…“, flüsterte sie. „Das Baby…“
Basti legte sanft einen Finger auf ihren Mund. „Streng dich nicht so an, Süße… Dem Baby fehlt nichts…“, er wischte ihr sanft die Tränen aus dem Gesicht. „Jetzt wird alles gut… Versprochen…“
„Warum fahren wir nicht nach Hause, Sebastian? Was is los? Wo bringst du mich hin?“, nervös trommelte Katja mit den Fingern an die Fensterscheibe. Basti seufzte leise. „Wir… wir fahren in eine Klinik, Süße…“, entgegnete er, nicht fähig ihr in die Augen zu sehen.
„Dort wird man dir helfen…“
Katja riss erschrocken die Augen auf. „Ich… ich soll in die Psychiatrie?!“, schrie sie. „Nein! Nein, Sebastian, ich geh da nicht hin! Ich bin nicht krank!“
Basti biss sich auf die Unterlippe. „Es geht nicht anders, Katja…“, flüsterte er. „Und es… es ist doch nur zu deinem Besten…“
„Zu meinem Besten?!“, kreischte sie. „Basti, du… du weißt nicht, was dort vor sich geht! Bring mich nach Hause, und zwar sofort!“
Basti atmete tief durch. „Es tut mir leid, Süße…“, er wandte sich zu ihr um. In Katjas Augen hatten sich Tränen gebildet, ihr Blick war hasserfüllt. So hatte er sie noch niemals zuvor gesehen. „Spar dir dein ‚Tut mir Leid, Süße’! Ich… ich kann es einfach nicht glauben… Dass mein bester Freund mich so im Stich lässt… Gerade jetzt…“, sie blickte starr aus dem Fenster. Basti musste schlucken. „Katja, Kleine, jetzt… jetzt sag doch was….“
„Ich hab dir nichts mehr zu sagen…“, zischte Katja. Basti seufzte leise. „Süße, bitte... Es… es liegt nicht in meiner Macht, zu entscheiden, was mit dir geschieht… Dr. Steinberg hat es beschlossen und ich muss dich dorthin bringen…“
„Lügner!“, schrie Katja. „Du bist die längste Zeit mein bester Freund gewesen… Ich hasse dich, Sebastian! Ich verabscheue dich! Wag es nicht, mir jemals wieder unter die Augen zu treten!“
Basti wandte seinen Blick ab. „Katja…“
„Halt den Mund!“, fuhr sie ihn an. „Für mich bist du gestorben!
„Hier, Frau Hansen, nehmen Sie das, das wird Ihnen gut tun.“, eine Ärztin reichte Katja eine Hand voll Tabletten. Diese schüttelte den Kopf. „Ich… ich bin doch schwanger…“, entgegnete sie. „Ich kann nicht…“
Die Ärztin lächelte. „Ihrem Baby geschieht nichts… Machen Sie sich keine Sorgen, Sie sind hier in besten Händen.“
„Katja? Kleine, hey…“, langsam betrat Basti Katjas Zimmer. Sie lag in ihrem Bett, starrte ihn mit weit aufgerissenen, ausdruckslosen Augen an. Auf ihrem Nachttisch lag ein Messbecher voller winziger Tabletten. Wie lange sie schon gezwungen wurde, Medikamente zu schlucken, so dass sie nun nicht einmal mehr fähig war, sie selbstständig einzunehmen? Es tat ihm so unglaublich weh, sie so zu sehen… Vorsichtig löste er die strammgezogenen Fesseln von ihren Handgelenken, doch Katja regte sich nicht. Konnte sie überhaupt etwas wahrnehmen? Zärtlich streichelte Basti über ihre Stirn. Sie war glühend heiß. Katja hatte Fieber. „Ich hol dich hier raus, meine Kleine…“, flüsterte er. „Dann wird alles gut… Das verspreche ich dir.“
„Basti, ich… ich schaff das nicht!“, schluchzend klammerte sich Katja an Bastis T-Shirt fest. Sie hatte keine andere Wahl gehabt, als zu akzeptieren, dass es nicht seine Entscheidung gewesen war, sie in die Psychiatrie einweisen zu lassen. Er war der einzige gewesen, der sie selbst an den schlimmsten Tagen besucht hatte. Alle anderen hatten sie lägnst aufgegeben. Sie war verstoßen worden. „Ich sterbe…“, flüsterte sie unter Tränen. „Ich… ich kann das Baby nicht bekommen… Nicht jetzt! Ich sterbe, Sebastian!“
Basti strich ihr behutsam durch die Haare. „Du schaffst das, Süße…“, entgegnete er lächelnd. „Du bist doch stark… Und wenn die Kleine auf der Welt ist, dann kommst du zu mir… Du musst nie wieder dorthin zurück, meine Kleine… Nie wieder…“
„Herzlichen Glückwunsch, Frau Hansen…“, vorsichtig legte eine Schwester Katja ihr Baby in die Arme. „Sie haben soeben eine gesunde, kleine Tochter geboren.“
Katja lächelte erschöpft. „Gesund?“, fragte sie kaum hörbar. Die Schwester nickte. „Kerngesund.“, entgegnete sie. Müde blickte Katja zu Basti, der sie überglücklich anstrahlte. „Du hast es geschafft, meine Süße…“, flüsterte er. „Ich bin so unglaublich stolz auf dich….“
Unter Tränen schloss Katja die Augen. „Kümmer dich um sie, Basti…“, murmelte sie. Basti runzelte die Stirn. „Was sagst du da, Katja?“, er konnte kaum die Besorgnis in seiner Stimme unterdrücken.
„Sag meiner kleinen Emilia es tut mir Leid…“, flüsterte sie. „Sei ihr ein guter Vater… Sie soll jemanden haben, der sie liebt…“
„Katja!“, Basti tätschelte sanft ihre Wange. „Katja, Kleine, wach auf!“, hektisch suchte er nach ihrem Puls. „Bitte, Süße, tu mir das nicht an!“, flehte er und versuchte weiterhin verzweifelt, sie wach zu bekommen. Doch es hatte keinen Zweck. Katja war gestorben.
„Natürlich, aber du weißt doch, was der Arzt gesagt hat. Du sollst kürzer treten – auch wenn es dir gut geht. Du brauchst gar nicht so mit den Augen zu rollen!“
Katja musste lachen. „Weißt du eigentlich, dass du dich anhörst wie Fred? Wenn es nach dem ginge, säße ich den ganzen Tag zu Hause und würde wahllos Essen in mich reinstopfen.“
„Dann sag Freddy mal-… AUA!“, mit verzogenem Gesicht rieb er sich sein schmerzendes Schienbein. „Was sollte das denn?!“
Katja funkelte ihn wütend an. „Erstens: Er heißt Fred. Und zweitens: Ich bin erst im fünften Monat, Sebastian, bis du mich los bist, dauert es noch ein Weilchen.“
„So hab ich das doch nicht gemeint… Ich mach mir einfach nur Sorgen um dich und die Mini-Katja hier…“, vorsichtig legte Basti eine Hand auf Katjas Bauch. Diese lächelte. „Weiß ich doch…“, entgegnete sie. „Aber mir geht’s gut. Wirklich. Und jetzt lass uns fahren, die Mandantin wartet sicher.“
Basti nickte und die beiden machten sich auf den Weg zum Auto. „Schwanger bist du echt noch schlimmer als sonst…“, grummelte er. Katja puffte ihn in die Seite. „Das hab ich gehört…“
Basti lachte. „Umso besser.“, erwiderte er und startete den Motor.
„Katja… Hey… Kleine, was ist denn los? Du siehst ja furchtbar aus…“, Basti erhob sich und ging ein paar Schritte auf seine Kollegin zu, die an eine Wand gelehnt im Ermittlerbüro stand und eine Hand fest auf ihren Bauch presste. „Mir geht’s gut…“, flüsterte sie. „Ich hab nur Bauchschmerzen…“
Basti riss erschrocken die Augen auf. „WAS?!“, rief er. „Ist das denn normal?!“
Katja nickte. „Mach dir keine Sorgen, Basti… Ich war gestern beim Arzt und der hat mir gesagt, dass es keinen Grund zur Aufregung gibt, es ist alles in Ordnung.“, sie lächelte kaum merklich. Basti seufzte leise. „Wenn er das sagt…“, murmelte er. „Aber willst du nicht doch lieber nach Hause fahren und dich ausruhen?“
Kopfschütteln. „Ich beiß schon die Zähne zusammen.“, entgegnete Katja. „Wir müssen doch den Fall abschließen… Du weißt, wie wichtig dieser Auftrag für Ingo ist.“
Basti seufzte leise. „Mag ja sein, Süße, aber deine Gesundheit geht nun mal vor, vor allem in deinem Zustand.“
Katja rollte mit den Augen. „Das übergehe ich jetzt einfach…“, zischte sie. „Aber gut… Ich werde Ingo heute bitten, mir ab morgen ein paar Trage Urlaub zu geben. Vielleicht tut mir ein bisschen Ruhe wirklich gut.“
Basti lächelte. „Schön… Dann nehm ich dich mit. Unter einer Bedingung.“
Ein nicht zu definierendes Geräusch war aus Katjas Richtung zu vernehmen. „Die wäre?“, fragte sie. Basti begann zu strahlen. „Ich werd Taufpate.“
Katja musste lachen. „Das lässt sich einrichten…“, sie hauchte Basti einen Kuss auf die Wange und war im nächsten Augenblick verschwunden.
„Du sagst wirklich, wenn’s nicht mehr geht, oder Katja?“, Basti sah Katja eindringlich in die Augen. Diese seufzte leise. „Es geht mir doch schon viel besser, Basti…“
„Trotzdem.“, entgegnete er. „Achtung, die Zielperson kommt!“, er wandte seinen Blick sofort wieder nach vorne. „Scheiße, der haut ja ab!“
Ohne nachzudenken sprang Katja auf und lief dem Mann hinterher, dicht gefolgt von Basti. Völlig außer Atem kam sie schließlich fünf Minuten später wieder bei ihm an. „Tut mir Leid…“, keuchte sie. „Er ist mir entwischt…“
Basti seufzte. „Süße, du sollst doch nicht… Katja? Kleine… Oh mein Gott…“
Katja war in sich zusammengesunken, hatte ihre Arme fest um den Bauch geschlungen. Ihr Atem ging schnell und unregelmäßig, sie war innerhalb von Sekunden unfassbar blass geworden. Sanft tätschelte er ihre Wange. „Bleib bei mir, Süße…“, flüsterte er kaum hörbar. „Komm, Kleine, mach jetzt nicht schlapp!“
Doch Katja konnte ihn nicht hören, denn sie hatte längst ihr Bewusstsein verloren.
„Frau Hansen? Frau Hansen, können Sie mich hören?“ Katja öffnete mühsam die Augen und blickte in das verschwommene Gesicht eines älteren Herrn. „Ja?“, fragte sie kaum hörbar, mit erstickter Stimme. Der Mann lächelte. „Schön, dass Sie wach sind…“
„Wo… wo bin ich?“, Katja wollte sich ein kleines bisschen aufrichten, doch sie war zu schwach. Das Lächeln des Arztes gefror. „Sie sind im Krankenhaus…“, entgegnete er. Katja riss erschrocken die Augen auf. Fast panisch tastete sie nach ihrem Bauch. „Das Baby…“, presste sie mit aller Kraft hervor. Der Arzt seufzte leise. „Ich habe eine schlechte Nachricht für Sie, Frau Hansen…“, murmelte er. „Das Kind hat Ihren Zusammenbruch zwar überlebt, jedoch wird es bleibende Schäden davontragen.“
„Inwiefern?“, fragte Katja leise. Der Arzt sah ihr tief in die Augen. „Das genaue Ausmaß kann ich nicht mit Sicherheit bestimmen, jedoch wird Ihre Tochter mit einer schweren Behinderung auf die Welt kommen.“
Katjas Körper begann zu zittern. „Wie bitte?“, ihre Stimme sollte stark klingen, doch sie war fast unhörbar leise. Dr. Steinberg nickte. „Es tut mir sehr Leid… Ich werde in ein paar Stunden noch einmal bei Ihnen vorbeischauen.“, er wandte sich um und war im nächsten Moment aus Katjas Zimmer verschwunden.
„Na Süße?“, vorsichtig setzte sich Basti auf Katjas Bettkante. „ Wie geht’s dir denn? Du hast uns allen ja einen gehörigen Schrecken eingejagt…“
Katja blickte starr geradeaus. „Wie soll’s mir schon gehen…“, zischte sie. „Fred hat sich von mir getrennt, ich bin Schuld, dass mit meiner Tochter etwas nicht stimmt… Wunderbar geht’s mir Sebastian… Wirklich.“
Behutsam legte Basti eine Hand auf Katjas Schulter. „Es tut mir so Leid, meine Kleine…“, flüsterte er. „Es tut mir so unglaublich leid…“
„Um Himmels Willen… Katja! Süße! Hey… Nicht ohnmächtig werden… Bleib bei mir!“, vorsichtig nahm Basti Katjas Kopf in seine Hände. Sie lag mit blutüberströmten Handgelenken auf dem Boden und umklammerte mit drei Fingern fest eine riesige Glasscherbe. Im Bad war der Spiegel in tausend Stücke gebrochen. Vorsichtig hob Basti sie hoch und legte sie zurück auf ihr Bett. Er lief aus dem Zimmer, kam wenig später mit zwei Ärzten zurück. „Sie… sie hat versucht sich umzubringen…“, stotterte er, unfähig Luft zu holen. „Ich konnte nichts tun… Ich war doch nur kurz weg und als ich zurückkam….“
Einer der Ärzte wandte sich zu Basti um. „Herr Thiele, beruhigen Sie sich bitte… Sie können im Moment nichts für Frau Hansen tun!“
„Aber sie… sie kommt doch durch?“, fragte Basti aufgebracht. „Sie schafft es doch?! Und das Baby auch?“
Der Arzt seufzte. „Ich weiß es nicht.“, entgegnete er. „Es tut mir Leid… Könnten Sie uns jetzt bitte unsere Arbeit machen lassen? Wir haben keine Zeit zu verlieren.“
„Wie geht es ihr?!“, Basti sprang auf und kam dem Arzt entgegengelaufen, der gerade Katjas Zimmer verließ. Er wandte sich um. „Es geht ihr den Umständen entsprechend gut.“, entgegnete er. „Sie ist noch nicht außer Lebensgefahr, aber ich bin zuversichtlich, dass sie und das Baby es schaffen.“
Basti atmete erleichtert auf. „Gott sei Dank…“, flüsterte er. Der Arzt seufzte. „Herr Thiele, da gibt es noch etwas, was ich mit Ihnen besprechen muss…“
Basti musste schlucken. „Ja?“, fragte er. „Worum geht es?“
„Soweit ich mitbekommen habe, sind Sie im Moment der Einzige, der sich um Frau Hansen sorgt… Also müssen Sie entscheiden, was mit ihr geschieht.“
Basti sah dem Arzt tief in die Augen. „Wie… wie meinen Sie das?“, die Unsicherheit in seiner Stimme war nicht zu überhören.
„Ich will ehrlich zu Ihnen sein, Herr Thiele.“, erwiderte der Arzt. „Frau Hansens psychischer Zustand ist sehr labil, ich halte es für äußerst angebracht, sie vorerst in die Psychiatrie einzuweisen.“
Basti riss erschrocken die Augen auf. „Und das… das soll ich entscheiden?!“, rief er. Der Arzt nickte. Basti sah zu Boden. „Das kann ich nicht…“, flüsterte er. „Es tut mir Leid, Dr. Steinberg… Aber ich werde nicht über das Leben meiner besten Freundin entscheiden…“, er wandte seinen Blick ab und war im nächsten Moment verschwunden.
„Hey, meine Süße…“, zärtlich strich Basti Katja eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie sah ihn müde, mit leeren Augen an. „Hey…“, murmelte sie. Basti nahm vorsichtig ihre Hand. „Katja, du… du musst mir versprechen, dass du so etwas nie wieder machst, hörst du? Ich hab so große Angst um dich gehabt…“
Katja nickte kaum merklich. „Versprochen…“, flüsterte sie. „Das Baby…“
Basti legte sanft einen Finger auf ihren Mund. „Streng dich nicht so an, Süße… Dem Baby fehlt nichts…“, er wischte ihr sanft die Tränen aus dem Gesicht. „Jetzt wird alles gut… Versprochen…“
„Warum fahren wir nicht nach Hause, Sebastian? Was is los? Wo bringst du mich hin?“, nervös trommelte Katja mit den Fingern an die Fensterscheibe. Basti seufzte leise. „Wir… wir fahren in eine Klinik, Süße…“, entgegnete er, nicht fähig ihr in die Augen zu sehen.
„Dort wird man dir helfen…“
Katja riss erschrocken die Augen auf. „Ich… ich soll in die Psychiatrie?!“, schrie sie. „Nein! Nein, Sebastian, ich geh da nicht hin! Ich bin nicht krank!“
Basti biss sich auf die Unterlippe. „Es geht nicht anders, Katja…“, flüsterte er. „Und es… es ist doch nur zu deinem Besten…“
„Zu meinem Besten?!“, kreischte sie. „Basti, du… du weißt nicht, was dort vor sich geht! Bring mich nach Hause, und zwar sofort!“
Basti atmete tief durch. „Es tut mir leid, Süße…“, er wandte sich zu ihr um. In Katjas Augen hatten sich Tränen gebildet, ihr Blick war hasserfüllt. So hatte er sie noch niemals zuvor gesehen. „Spar dir dein ‚Tut mir Leid, Süße’! Ich… ich kann es einfach nicht glauben… Dass mein bester Freund mich so im Stich lässt… Gerade jetzt…“, sie blickte starr aus dem Fenster. Basti musste schlucken. „Katja, Kleine, jetzt… jetzt sag doch was….“
„Ich hab dir nichts mehr zu sagen…“, zischte Katja. Basti seufzte leise. „Süße, bitte... Es… es liegt nicht in meiner Macht, zu entscheiden, was mit dir geschieht… Dr. Steinberg hat es beschlossen und ich muss dich dorthin bringen…“
„Lügner!“, schrie Katja. „Du bist die längste Zeit mein bester Freund gewesen… Ich hasse dich, Sebastian! Ich verabscheue dich! Wag es nicht, mir jemals wieder unter die Augen zu treten!“
Basti wandte seinen Blick ab. „Katja…“
„Halt den Mund!“, fuhr sie ihn an. „Für mich bist du gestorben!
„Hier, Frau Hansen, nehmen Sie das, das wird Ihnen gut tun.“, eine Ärztin reichte Katja eine Hand voll Tabletten. Diese schüttelte den Kopf. „Ich… ich bin doch schwanger…“, entgegnete sie. „Ich kann nicht…“
Die Ärztin lächelte. „Ihrem Baby geschieht nichts… Machen Sie sich keine Sorgen, Sie sind hier in besten Händen.“
„Katja? Kleine, hey…“, langsam betrat Basti Katjas Zimmer. Sie lag in ihrem Bett, starrte ihn mit weit aufgerissenen, ausdruckslosen Augen an. Auf ihrem Nachttisch lag ein Messbecher voller winziger Tabletten. Wie lange sie schon gezwungen wurde, Medikamente zu schlucken, so dass sie nun nicht einmal mehr fähig war, sie selbstständig einzunehmen? Es tat ihm so unglaublich weh, sie so zu sehen… Vorsichtig löste er die strammgezogenen Fesseln von ihren Handgelenken, doch Katja regte sich nicht. Konnte sie überhaupt etwas wahrnehmen? Zärtlich streichelte Basti über ihre Stirn. Sie war glühend heiß. Katja hatte Fieber. „Ich hol dich hier raus, meine Kleine…“, flüsterte er. „Dann wird alles gut… Das verspreche ich dir.“
„Basti, ich… ich schaff das nicht!“, schluchzend klammerte sich Katja an Bastis T-Shirt fest. Sie hatte keine andere Wahl gehabt, als zu akzeptieren, dass es nicht seine Entscheidung gewesen war, sie in die Psychiatrie einweisen zu lassen. Er war der einzige gewesen, der sie selbst an den schlimmsten Tagen besucht hatte. Alle anderen hatten sie lägnst aufgegeben. Sie war verstoßen worden. „Ich sterbe…“, flüsterte sie unter Tränen. „Ich… ich kann das Baby nicht bekommen… Nicht jetzt! Ich sterbe, Sebastian!“
Basti strich ihr behutsam durch die Haare. „Du schaffst das, Süße…“, entgegnete er lächelnd. „Du bist doch stark… Und wenn die Kleine auf der Welt ist, dann kommst du zu mir… Du musst nie wieder dorthin zurück, meine Kleine… Nie wieder…“
„Herzlichen Glückwunsch, Frau Hansen…“, vorsichtig legte eine Schwester Katja ihr Baby in die Arme. „Sie haben soeben eine gesunde, kleine Tochter geboren.“
Katja lächelte erschöpft. „Gesund?“, fragte sie kaum hörbar. Die Schwester nickte. „Kerngesund.“, entgegnete sie. Müde blickte Katja zu Basti, der sie überglücklich anstrahlte. „Du hast es geschafft, meine Süße…“, flüsterte er. „Ich bin so unglaublich stolz auf dich….“
Unter Tränen schloss Katja die Augen. „Kümmer dich um sie, Basti…“, murmelte sie. Basti runzelte die Stirn. „Was sagst du da, Katja?“, er konnte kaum die Besorgnis in seiner Stimme unterdrücken.
„Sag meiner kleinen Emilia es tut mir Leid…“, flüsterte sie. „Sei ihr ein guter Vater… Sie soll jemanden haben, der sie liebt…“
„Katja!“, Basti tätschelte sanft ihre Wange. „Katja, Kleine, wach auf!“, hektisch suchte er nach ihrem Puls. „Bitte, Süße, tu mir das nicht an!“, flehte er und versuchte weiterhin verzweifelt, sie wach zu bekommen. Doch es hatte keinen Zweck. Katja war gestorben.