melancholy
Die Hoffnung schon erfüllt die Brust...
AW: Was die dumme Liebe aus uns macht - Avi's OneShots and Similar Stuff
Ich bin kein Mensch, der gern über sich selbst spricht. Zugegeben, mein Leben mag vielen interessant erscheinen, doch eigentlich bin ich… ich. Nur ich, Katja Hansen. In meinem Beruf habe ich oft mit Menschen zu tun, die etwas über andere Personen in Erfahrung bringen wollen. Ob nun über Bekannte, Freunde oder Familie, sie machen sich Sorgen. Ich selbst habe keine Familie, mein Mann Sebastian ist vor zwei Wochen gestorben und hat mich allein zurückgelassen. Nun… nicht ganz allein. Ich bekomme ein Kind. Es war immer mein größter Wunsch, eines Tages eine Familie zu gründen, mit dem Mann, den ich über alles liebe, glücklich zu werden. Glücklich… das waren wir auch. Einzig und allein ein Baby zu bekommen hätte es noch perfekt machen können. Jeden Tag, kurz vor dem Einschlafen, schloss mich Basti fest in seine Arme und flüsterte mir etwas ins Ohr. Abend für Abend, immer etwas anderes. Wir liebten solche kleinen Rituale. „Wenn du mir jetzt noch eine kleine Tochter schenkst, Engelchen… Dann machst du mich zum glücklichsten Mann der Welt…“
Am Tag darauf erfuhr ich von meiner Schwangerschaft. Unser Traum war in Erfüllung gegangen. Ich beschloss, ihm bei einem romantischen Abendessen damit zu überraschen, doch noch am selben Abend bekam ich einen Anruf von der Polizei. Ein schwerer Unfall auf der Hauptstraße hatte ein Menschenleben gefordert, ich sollte die Leiche identifizieren. Es war Basti. Er hat niemals erfahren, dass er Vater wurde. Jetzt muss ich allein für mein Kind sorgen, habe niemanden, der mir dabei helfen kann. Doch ich habe mir eines geschworen. Egal, was geschieht, ich werde meiner Tochter eine Mutter sein, mich um sie kümmern, so wie ich es mir in meiner Jugend viele schlaflose Nächte lang ersehnt habe. Ich hatte nie Eltern, die für mich da waren, mich in die Arme schließen konnten, wenn ich traurig war. Oder Geschwister, mit denen ich streiten konnte… Ich war ganz allein, hatte niemanden. Aufgewachsen bin ich im Waisenhaus, meine Familie kam kurz nach meiner Geburt ums Leben. Viele Jahre lang hab ich mir nichts mehr gewünscht, als eines Tages adoptiert zu werden, doch dieser Traum wurde niemals wahr.
Ich war überall die Außenseiterin, die auf sich allein gestellt war, hatte keine Freunde. In der Schule war ich die Streberin, die nichts anderes im Kopf hat, als ihre Bücher, im Heim nur das hässliche Entlein, nur weil ich mein Geld lieber sparte, als es für Sachen wie Wimperntusche oder Lippenstifte auszugeben. Niemand wollte etwas mit mir zu tun haben und so sehr ich mich auch bemühte, es war, als wäre ich unfähig, Kontakte zu knüpfen. Selbst die Betreuer schienen mich zu hassen. Wenn ich einmal nicht pünktlich im Bett gewesen war, oder einer der Jungs es wieder geschafft hatte, mich für eine Tat verantwortlich zu machen, die ich nicht begangen hatte, wurde ich härter bestraft als alle anderen. Es kam vor, dass ich in meinem Zimmer eingesperrt wurde, ohne etwas zu essen zu bekommen, oder ich wurde geschlagen, oft stundenlang. Niemand wusste, was hinter den verschlossenen Türen im Waisenhaus vorging, und die, die davon erfahren hatten, fürchteten die Leiter zu sehr, um bei der Polizei eine Aussage zu machen. Ich habe mich oft gefragt, wieso ausgerechnet ich von allen so sehr verabscheut wurde, warum niemand etwas mit mir zu tun haben wollte und wie es wohl wäre, wenn ich nicht existieren würde. Doch ich hatte zu große Angst, um wegzulaufen, so fand ich nie eine Antwort und es blieb mir keine andere Wahl, als mein Schicksal zu akzeptieren.
Kurz nach meinem 18. Geburtstag wurde ich schließlich mit den Worten „Viel Glück für die Zukunft“ und 500€ aus dem Heim entlassen. Ich hatte großes Glück, denn ich fand schnell einen Job, mit dem ich mich über Wasser halten konnte und da meine schulischen Leistungen immer sehr gut gewesen waren, wurde mir ein Stipendium für die Universität gewährt. Dort lernte ich Sebastian kennen.
Nun, man könnte meinen, er würde jemandem wie mir keine Beachtung schenken, nicht einmal den Namen des Mädchens kennen, das ihn so sehr begehrte, doch es kam alles anders als erwartet. Eines Tages kam Basti nach einer Vorlesung auf mich zu und fragte mich, ob ich Lust hätte, mit ihm am Abend etwas trinken zugehen, ich wäre ihm vor längerer Zeit schon aufgefallen, aber er hätte sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht getraut, mich anzusprechen. Zuerst hielt ich es für einen schlechten Scherz, in den 18 Jahren meines Lebens hatte ich gelernt, nur mir selbst zu trauen, doch als ich ihm in die Augen sah, konnte ich Aufrichtigkeit darin lesen. Und ich willigte ein. Noch in der Bar kam es zu unserem ersten Kuss, am Morgen danach gestand er mir, sich von Anfang an in mich verliebt zu haben. In diesem Moment war ich so glücklich wie niemals zuvor. Ich spürte, dass ich Sebastian vertrauen konnte, so erzählte ich ihm von meinen Ängsten und geheimsten Wünschen, die ich viel zu lange mit niemandem teilen konnte. Ein Leben ohne ihn war innerhalb kürzester Zeit völlig unmöglich für mich geworden, denn er gab mir das Gefühl der Geborgenheit, die Gewissheit, jemanden zu haben, der mich liebte, bei dem ich sicher war. Doch es blieben auch Zweifel. Ich konnte mir nicht vorstellen, wieso ausgerechnet ich einen so wunderbaren Mann wie Basti verdienen konnte, auf der Universität war ich immerhin für alle unsichtbar. Natürlich merkte er, dass ich mir immer noch zu viele Gedanken machte. Er nahm mich mit in sein Zimmer und schloss mich dort fest in seine Arme. „Ich verspreche dir, Engelchen... Eines Tages wirst auch du lernen, wie man fliegt.“
Dieser Tag, obwohl wir erst sechs Monate ein Paar waren, war der Tag unserer Verlobung.
In derselben Nacht erhielt ich einen Anruf von der Polizei, meine ehemalige Heimleiterin hatte sich in ihrem Büro erhängt. Jemand war ihren Machenschaften auf die Schliche gekommen und ihre Angst, dass die Öffentlichkeit davon erfahren würde, war einfach zu groß gewesen. Das Waisenhaus wurde daraufhin geschlossen, die Kinder in die verschiedensten Heime aufgeteilt. Ich wusste nicht wieso, doch in gewisser Weise verspürte ich Mitleid mit ihnen.
So sehr ich es auch versuchte, ich konnte kaum schlafen, wurde ständig von den Erinnerungen an meine Kindheit eingeholt. Basti entging nicht, wie unruhig ich war, er kuschelte sich fest an mich und begann mit mir über unsere Hochzeit zu sprechen. Obwohl er einen so unglaublich anstrengenden Tag hinter sich hatte, blieb er solange wach, bis ich fest in seinen Armen eingeschlafen war.
Ich vermisse ihn. Ich vermisse ihn unglaublich... Nie mehr werde ich einen Mann so lieben können, wie ich einst Sebastian geliebt hatte, selbst wenn ich wollte. Er wird für immer einen Platz in meinem Herzen haben und bis ich ihm eines Tages folge, werde ich auf dieser Erde weiterleben, mich um unsere gemeinsame Tochter kümmern. Auch wenn es schwer ist. Auch, wenn ich ohne ihn verloren bin.
Engelchen, flieg
Ich bin kein Mensch, der gern über sich selbst spricht. Zugegeben, mein Leben mag vielen interessant erscheinen, doch eigentlich bin ich… ich. Nur ich, Katja Hansen. In meinem Beruf habe ich oft mit Menschen zu tun, die etwas über andere Personen in Erfahrung bringen wollen. Ob nun über Bekannte, Freunde oder Familie, sie machen sich Sorgen. Ich selbst habe keine Familie, mein Mann Sebastian ist vor zwei Wochen gestorben und hat mich allein zurückgelassen. Nun… nicht ganz allein. Ich bekomme ein Kind. Es war immer mein größter Wunsch, eines Tages eine Familie zu gründen, mit dem Mann, den ich über alles liebe, glücklich zu werden. Glücklich… das waren wir auch. Einzig und allein ein Baby zu bekommen hätte es noch perfekt machen können. Jeden Tag, kurz vor dem Einschlafen, schloss mich Basti fest in seine Arme und flüsterte mir etwas ins Ohr. Abend für Abend, immer etwas anderes. Wir liebten solche kleinen Rituale. „Wenn du mir jetzt noch eine kleine Tochter schenkst, Engelchen… Dann machst du mich zum glücklichsten Mann der Welt…“
Am Tag darauf erfuhr ich von meiner Schwangerschaft. Unser Traum war in Erfüllung gegangen. Ich beschloss, ihm bei einem romantischen Abendessen damit zu überraschen, doch noch am selben Abend bekam ich einen Anruf von der Polizei. Ein schwerer Unfall auf der Hauptstraße hatte ein Menschenleben gefordert, ich sollte die Leiche identifizieren. Es war Basti. Er hat niemals erfahren, dass er Vater wurde. Jetzt muss ich allein für mein Kind sorgen, habe niemanden, der mir dabei helfen kann. Doch ich habe mir eines geschworen. Egal, was geschieht, ich werde meiner Tochter eine Mutter sein, mich um sie kümmern, so wie ich es mir in meiner Jugend viele schlaflose Nächte lang ersehnt habe. Ich hatte nie Eltern, die für mich da waren, mich in die Arme schließen konnten, wenn ich traurig war. Oder Geschwister, mit denen ich streiten konnte… Ich war ganz allein, hatte niemanden. Aufgewachsen bin ich im Waisenhaus, meine Familie kam kurz nach meiner Geburt ums Leben. Viele Jahre lang hab ich mir nichts mehr gewünscht, als eines Tages adoptiert zu werden, doch dieser Traum wurde niemals wahr.
Ich war überall die Außenseiterin, die auf sich allein gestellt war, hatte keine Freunde. In der Schule war ich die Streberin, die nichts anderes im Kopf hat, als ihre Bücher, im Heim nur das hässliche Entlein, nur weil ich mein Geld lieber sparte, als es für Sachen wie Wimperntusche oder Lippenstifte auszugeben. Niemand wollte etwas mit mir zu tun haben und so sehr ich mich auch bemühte, es war, als wäre ich unfähig, Kontakte zu knüpfen. Selbst die Betreuer schienen mich zu hassen. Wenn ich einmal nicht pünktlich im Bett gewesen war, oder einer der Jungs es wieder geschafft hatte, mich für eine Tat verantwortlich zu machen, die ich nicht begangen hatte, wurde ich härter bestraft als alle anderen. Es kam vor, dass ich in meinem Zimmer eingesperrt wurde, ohne etwas zu essen zu bekommen, oder ich wurde geschlagen, oft stundenlang. Niemand wusste, was hinter den verschlossenen Türen im Waisenhaus vorging, und die, die davon erfahren hatten, fürchteten die Leiter zu sehr, um bei der Polizei eine Aussage zu machen. Ich habe mich oft gefragt, wieso ausgerechnet ich von allen so sehr verabscheut wurde, warum niemand etwas mit mir zu tun haben wollte und wie es wohl wäre, wenn ich nicht existieren würde. Doch ich hatte zu große Angst, um wegzulaufen, so fand ich nie eine Antwort und es blieb mir keine andere Wahl, als mein Schicksal zu akzeptieren.
Kurz nach meinem 18. Geburtstag wurde ich schließlich mit den Worten „Viel Glück für die Zukunft“ und 500€ aus dem Heim entlassen. Ich hatte großes Glück, denn ich fand schnell einen Job, mit dem ich mich über Wasser halten konnte und da meine schulischen Leistungen immer sehr gut gewesen waren, wurde mir ein Stipendium für die Universität gewährt. Dort lernte ich Sebastian kennen.
Nun, man könnte meinen, er würde jemandem wie mir keine Beachtung schenken, nicht einmal den Namen des Mädchens kennen, das ihn so sehr begehrte, doch es kam alles anders als erwartet. Eines Tages kam Basti nach einer Vorlesung auf mich zu und fragte mich, ob ich Lust hätte, mit ihm am Abend etwas trinken zugehen, ich wäre ihm vor längerer Zeit schon aufgefallen, aber er hätte sich bis zu diesem Zeitpunkt nicht getraut, mich anzusprechen. Zuerst hielt ich es für einen schlechten Scherz, in den 18 Jahren meines Lebens hatte ich gelernt, nur mir selbst zu trauen, doch als ich ihm in die Augen sah, konnte ich Aufrichtigkeit darin lesen. Und ich willigte ein. Noch in der Bar kam es zu unserem ersten Kuss, am Morgen danach gestand er mir, sich von Anfang an in mich verliebt zu haben. In diesem Moment war ich so glücklich wie niemals zuvor. Ich spürte, dass ich Sebastian vertrauen konnte, so erzählte ich ihm von meinen Ängsten und geheimsten Wünschen, die ich viel zu lange mit niemandem teilen konnte. Ein Leben ohne ihn war innerhalb kürzester Zeit völlig unmöglich für mich geworden, denn er gab mir das Gefühl der Geborgenheit, die Gewissheit, jemanden zu haben, der mich liebte, bei dem ich sicher war. Doch es blieben auch Zweifel. Ich konnte mir nicht vorstellen, wieso ausgerechnet ich einen so wunderbaren Mann wie Basti verdienen konnte, auf der Universität war ich immerhin für alle unsichtbar. Natürlich merkte er, dass ich mir immer noch zu viele Gedanken machte. Er nahm mich mit in sein Zimmer und schloss mich dort fest in seine Arme. „Ich verspreche dir, Engelchen... Eines Tages wirst auch du lernen, wie man fliegt.“
Dieser Tag, obwohl wir erst sechs Monate ein Paar waren, war der Tag unserer Verlobung.
In derselben Nacht erhielt ich einen Anruf von der Polizei, meine ehemalige Heimleiterin hatte sich in ihrem Büro erhängt. Jemand war ihren Machenschaften auf die Schliche gekommen und ihre Angst, dass die Öffentlichkeit davon erfahren würde, war einfach zu groß gewesen. Das Waisenhaus wurde daraufhin geschlossen, die Kinder in die verschiedensten Heime aufgeteilt. Ich wusste nicht wieso, doch in gewisser Weise verspürte ich Mitleid mit ihnen.
So sehr ich es auch versuchte, ich konnte kaum schlafen, wurde ständig von den Erinnerungen an meine Kindheit eingeholt. Basti entging nicht, wie unruhig ich war, er kuschelte sich fest an mich und begann mit mir über unsere Hochzeit zu sprechen. Obwohl er einen so unglaublich anstrengenden Tag hinter sich hatte, blieb er solange wach, bis ich fest in seinen Armen eingeschlafen war.
Ich vermisse ihn. Ich vermisse ihn unglaublich... Nie mehr werde ich einen Mann so lieben können, wie ich einst Sebastian geliebt hatte, selbst wenn ich wollte. Er wird für immer einen Platz in meinem Herzen haben und bis ich ihm eines Tages folge, werde ich auf dieser Erde weiterleben, mich um unsere gemeinsame Tochter kümmern. Auch wenn es schwer ist. Auch, wenn ich ohne ihn verloren bin.