AW: [Serien-Projekt] Time's Up - Ihr Gegner ist die Zeit
Wie war es bloß schon wieder passiert, dass sie diesen Teil der Ermittlungen zu übernehmen hatte? Gut, zugegeben, sie war die einzige Frau im Team – zumindest derzeit noch – es wurde wirklich Zeit, dass die neue Kollegin ins Team kam.
Mit einem leisen Seufzen rückte sich Lauren etwas missmutig den Ausschnitt zurecht, der ihrer Meinung nach viel zu tief war, und betätigte die Türklingel. Vom Inneren des Hauses ertönte ein tiefer, langer Ton und einige Momente passierte erst einmal gar nichts. Mit einem schnellen Griff versicherte sie sich noch einmal, dass das kleine Funkgerät in ihrem Ohr nicht offensichtlich zu sehen war.
Nachdem sich Michael, Jason und sie in Dannys Büro versammelt hatten, hatte dieser ihnen mit recht unzufriedener Mine gestanden, dass er eigentlich nur eine Kleinigkeit gefunden hatte, und das waren Reste einer unbekannten Chemikalie in den Schleimhäuten der Nase. Er hatte die Vermutung, dass das Opfer ein giftiges Gas eingeatmet hatte, er konnte jedoch nicht sagen welches, da die chemische Zusammensetzung in keiner Datenbank zu finden war.
Wie schon so oft war auch diesmal wieder Jason die Rettung gewesen. Er hatte einen Blick auf die chemische Formel geworfen und sie sofort wieder erkannt als die Formel einer komplett neuartigen Medizin gegen Epilepsie, von der er vor einigen Wochen in einem Medizinjournal gelesen hatte. Es war nicht das erste Mal gewesen, bei dem sich Lauren ernsthaft gefragt hatte, was ein so intelligenter junger Mann – dem praktisch jede Tür dieser Welt offen stand – dazu getrieben hatte der Polizeiakademie bei zu treten.
Mit dieser Information fiel es Danny dann nicht mehr schwer einen Zusammenhang zu Naiim Kuhadi zu finden: Der Sohn des Senators litt seit dem achten Lebensjahr an Epilepsie. Da er zusätzlich an einigen Allergien und Unverträglichkeiten litt, wechselte er sehr oft die Medizin, in der Hoffnung irgendwann eine zu finden, die er ohne Probleme vertragen würde.
Gerade wollte Lauren ein zweites Mal die Türklingel betätigen, als die schwere Holztür von innen geöffnet wurde und die blonde Detective einer etwas molligen, mexikanisch aussehenden Haushälterin gegenüber stand.
"Hiiii!" Laurens Stimme war hoch und übertrieben fröhlich, als sie ohne Probleme in ihre Rolle schlüpfte und eine tollpatschige Blondine zum Besten gab. "Sorry, dass ich so unangekündigt anläute. Ich bin neu in der Nachbarschaft, bin gerade erst ein paar Türen weiter eingezogen", quiekte sie vergnügt und unbeschwert und ignorierte den hochnäsigen Blick der Haushälterin gekonnt. "Jedenfalls ist mir was gaaanz Dummes passiert. Sehen Sie, ich hab mich versehentlich aus meinem Haus ausgesperrt." Ein hohes Kichern gab der Rolle den rechten Schliff, bevor Lauren einen kleinen Schritt nach vorne machte und zu ihrem Anliegen zu sprechen kam. "Wäre es vielleicht möglich, wenn ich von Ihrem Telefon aus einen Schlüsseldienst anrufe? Ich verspreche, dass ich auch sicher nicht lange stören werde." Ein breites, offenes Grinsen vervollständigte die Showeinlage zur Perfektion, weshalb es für Lauren nicht überraschend kam, als die Haushälterin nach einigen Sekunden zur Seite trat, um sie einzulassen.
Mit einem leichten mexikanischen Akzent wies sie Lauren an ihr zu folgen, dann ging sie voran durch die extrem geräumige Vorhalle. Der Boden war aus kostbarem Marmor und im ganzen Raum waren einige sehr teuer aussehende Dekorationen und Möbelstücke. Hier und da erkannte Lauren alte, afrikanisch verzierte Kunstschätze, die die Herkunft der Familie zum Ausdruck brachten.
Mit möglichst ehrfürchtigem Blick folgte sie der Haushälterin, bis diese in einer Art zweitem Vorraum zum Stehen kam und sich stumm zur blonden Polizistin umdrehte. Sie deutete auf einen antik aussehenden Apparat und schien noch einen Moment hin- und hergerissen, ob sie dableiben und aufpassen sollte oder ob sie sich erlauben konnte zu ihrem Modemagazin zurück zu kehren.
„Oh Man, Sie haben hier ja echt schicke Sachen… kommen Sie aus Südamerika oder so was? Sieht ja echt irre aus das Telefon, das muss doch sicher aus dem Mittelalter stammen, so alt wie das aussieht.“ Lauren bemühte sich möglichst hirnlos zu wirken und atmete erleichtert auf, als ihre Taktik Wirkung zeigte und die Haushälterin sie offensichtlich für zu dumm einschätze, als dass sie hier etwas anstellen könnte. Mit einem letzten hochnäsigen Blick zog sich die Haushälterin in einen Nebenraum zurück und ließ Lauren beim Telefonapparat zurück.
Unsicher wie viel Zeit sie zur Verfügung hatte, sprang Lauren sofort in Aktion. Sie nahm den Hörer vom Apparat, wählte wahllos ein paar Tasten, die – wie erwartet – mit einem lauten Zurr-Geräusch zu drehen begannen und als sie sich fast sicher war, dass die Haushälterin nicht mehr lauschte, warf sie noch ein paar kichernde, intelligenzlose Kommentare in Richtung des Nebenzimmers. Dann eilte sie auf Zehenspitzen den Gang entlang in Richtung des Bürozimmers des Senators. Danny hatte ihr zum Glück die Pläne des Hauses gezeigt, damit sie nicht in Gefahr kommen konnte sich zu verirren oder Zeit mit Suchen zu verschwenden.
Kaum hatte sie das Büro betreten, vernahm Lauren die leise Stimme von Jason in ihrem Ohr. „Das war ja sehr sexy, Lauren… warst du in der High School im Drama Club?“ Das breite Grinsen, das in seiner Stimme zu hören war, konnte sich die Detective bildlich vorstellen und obwohl sie wusste, dass Jason sie nicht sehen konnte, verdrehte sie leicht lächelnd die Augen. Sie konnte ein kurzes Husten von Michael hören und wusste sofort, dass der Teamchef Jason gerade einen seiner patentierten „Schluss mit lustig“-Blicke zugeworfen hatte. Interessanterweise war Jason meist der Einzige den diese Blicke trafen.
Es dauerte nicht lang bis sich Lauren im Raum orientiert hatte. Leise wurde sie von Michael erinnert wo der Safe von Senator Kuhadi versteckt war und schon kurze Zeit später hatte sie ihn gefunden. „Schlechte Nachrichten, Jungs.“, flüsterte sie. In den Moment, als sie den Safe gesehen hatte, wusste sie, dass sie sich einen neuen Plan einfallen lassen mussten. „Das Ding lässt sich nur mit gültigem Fingerabdruck öffnen.“
Jasons leiser Fluch wurde diesmal von Michael unterstützt. Für einen Moment herrschte Funkstille und Lauren nutze die Zeit, um sich auf dem übergroßen Schreibtisch – der aus kostbarem Mahagoni und edlem Marmor bestand und mit Sicherheit mehr gekostet hatte, als Lauren in einem Monat verdiente – etwas umzusehen.
„So viel Geld wie dieser Mann für Möbelstücke ausgibt, so unordentlich scheint er auch zu sein… es würde mich gar nicht wundern, wenn ich auf diesem Schreibtisch sogar Essensreste und anderen Abfall finden würde.“ Laurens Stimme war bewusst leise, um ja nicht durch Geräusche auf ihre Präsenz aufmerksam zu machen.
„Abfall!“ Dannys Stimme war überraschend in ihrem Ohr. Sie hatte nicht gewusst, dass auch er mit hören und reden konnte und wunderte sich für einen Moment was die Aussage des Laboranten zu bedeuten hatte. Doch noch bevor sie nachfragen konnte, hatte der junge Ire bereits eilig weitergesprochen: „Schau, ob du irgendwo einen Schredder findest... durchsuch den Behälter darunter!“
Obwohl Dannys Worte schnell und zusammenhanglos erschienen, wusste Lauren sofort worauf er hinaus wollte. Es war bei der DCPD allseits bekannt, dass viele Verdächtige dachten, dass ihnen zerschnittene Dokumente nicht mehr gefährlich werden konnten. Viele ließen ihre heiklen Papiere durch einen Schredder laufen und waren der Meinung, dass ihre Probleme damit gelöst wären.
Nach einigen Sekunden hatte Lauren ihr Ziel lokalisiert und war dabei so leise wie möglich den Behälter vom Gerät zu lösen, um den Inhalt zu untersuchen. „Verdammt! Der Behälter ist leer.“, murmelte Lauren verärgert und ließ ihren Blick blitzschnell durch den Raum wandern, während ihre Gedanken einer Idee nachjagten, die gerade noch außer Reichweite war. „Dieser Mann hält nicht viel von Ordnung, und die Haushälterin scheint hier auch schon seit Wochen keinen Fuß mehr in den Raum gesetzt zu haben.“ Konzentriert flüsterte die blonde Frau ihre Gedanken, um dem Team die Möglichkeit zu geben sie gedanklich zu unterstützen. „Der Behälter ist leer, aber der Schredder sieht mitgenommen aus. Das heißt… der Sentaor hat den Behälter selbst ausgeleert. Er hat etwas zerschnitten, das ihn belasten könnte und um auf Nummer sicher zu gehen, hat er die Papierstreifen gleich entsorgt.“
Lauren wusste nicht, ob sie sich über diese Schlussfolgerung freuen sollte oder nicht. Offensichtlich war Sentaor Kuhadi doch nicht so dumm, wie sie gehofft hatten.
Durch das Geräusch von einer zufallenden Haustür wurde sie daran erinnert, dass sie keine Zeit hatte hier zu stehen und sich zu ärgern. Wenn der Sentaor sie hier erwischte, konnte er ihr ohne Weiteres eine Klage auf den Hals hetzen und damit wäre ihr zumindest eine Suspendierung zugesichert. Zwar genoss das Team einige Vorzüge, wie zum Beispiel einen „eigenen“ Richter, der ihnen jederzeit per Telefon sogenannte „blind Warrants“ ausstellen konnte, ohne dass sie auf dessen Unterschrift warten mussten. Gegen Strafanzeigen wegen widerrechtlichen Betretens und Durchsuchens waren sie jedoch nicht immun.
Panik durchschoss die junge Frau und ohne zu Zögern eilte sie zur Bürotür, durch die sie gekommen war. Sie zog die Tür einen Spalt auf und als sie sich sicher sein konnte, dass der Neuankömmling nicht direkt vor der Tür auf sie wartete, schlich sie sich hinaus, durch den Flur und zurück ins Vorzimmer, in dem sie zurückgelassen wurde.
Um ihr Alibi zu sichern, legte sie den Hörer etwas lauter auf das Gerät, als unbedingt nötig gewesen wäre und machte sich auf den Weg zur Haustür. Sie war kurz vor ihrem Ziel angelangt, als sie einem jungen, dunkelhäutigen Mann in die Arme lief. Er hatte kurzes, lockiges Haar und durchdringende Augen, die Lauren das Gefühl gaben, dass er genau wusste wer sie war und was sie hier gesucht hatte.
Mit einem flauen Gefühl im Magen, versuche sie ihr bestes, um ihre Stimme möglichst schrill zu machen, bevor sie den Fremden – den sie mittlerweile als Naiim Kuhadi wiedererkannt hatte – grüßte: „Hiiii, wie geht es Ihnen… Sie haben echt eine schicke Bude, Mister, echt beeindruckend. Ihre Köchin hat mich hereingelassen, damit ich einen Schlüsseldienst rufen kann.“ Sie kicherte in lächerlich hohen Tönen, bevor sie eiligst weitersprach. „Ich Dummerchen hab mich ausgesperrt.“ Sie schenkte Naiim ein strahlendes Lachen und griff dann um ihn herum zur Türklinke. „War echt supernett von Ihrer Köchin, dass ich kurz das Telefon benutzen durfte. Und Mann! Gratulation zu dieser duften Einrichtung, echt!“
Ohne noch mehr Zeit zu vergeuden, öffnete sie die Tür und trat hinaus ins Freie. Sie drehte sich noch ein letztes Mal um, um ihren „Nachbarn“ fröhlich zuzuwinken und bemerkte zufrieden, dass auch Naiim sie für völlig kaputt im Hirn halten musste – wenn man seinem Gesichtsausdruck glauben durfte.
Eilig brachte Lauren die geräumige Einfahrt des Anwesens hinter sich und erst als sie mehrere Büsche und Bäume zwischen sich und das Haus gebracht hatte, blieb sie stehen und atmete tief durch.
„Das war knapp! Geht’s dir gut?“ Michaels besorgte Stimme drang beruhigend an ihr Ohr. Zur Antwort nickte sie nur leicht, bis sie realisierte, dass Michael ihre Geste nicht sehen konnte und ein „Ja, alles in Ordnung“ nachschob.
Kaum hatte sich die Aufregung gelegt, wurde ihr allerdings erneut bewusst, dass die ganze Aktion fruchtlos geblieben war. Sie hatte nichts gegen den Senator und seinen Sohn in der Hand und der Privatjet würde in weniger als 90 Minuten abheben. Hatte der Mörder die sudanischen Grenzen erst einmal überschritten, würde er dank der Hilfe seiner mächtigen Freunde praktisch unauffindbar sein. Verärgert blickte Lauren um sich, auf der Suche nach etwas, das sie treten konnte, als ihr Blick auf drei große Mülltonnen fiel, die am Rande des Grundstücks hinter einer kleinen Umzäunung versteckt waren.
Dass Michael, Jason und Danny längst wieder begonnen hatten zu diskutieren und neue Pläne auszuhecken, bekam Lauren nur peripher mit, als ihr bewusst wurde, dass alle Mülltonnen bis oben hin voll waren.
„Was für ein Tag ist heute?“ Laurens Stimme wirkte klein und leise und schien im Stimmengewühl der Männer beinahe unterzugehen. Trotzdem verstummten diese augenblicklich und nach einigen Füllwörtern und verwirrten Fragen, kam endlich eine nützliche Antwort von Danny: „Dienstag… wieso?“
„Weil die Müllabfuhr nur mittwochs kommt!“ Mit einem Mal war die Aufregung und Hoffnung zurück und in Windeseile hatte die blonde Detective die Mülltonnen auf den Kopf gestellt und deren Inhalt auf dem Gehsteig verteilt. „Wenn Kuhadi die Papierstreifen weggeworfen hat, dann müssen sie noch hier sein“, erklärte Lauren aufgeregt, als sie eine Plastiktüte voll mit Papierstreifen aufriss und die Streifen genau inspizierte.
„Jackpot!“, stieß sie nur kurze Zeit später freudig aus und legte einige Streifen nebeneinander auf dem Boden auf. Mit etwas Mühe war tatsächlich zu erkennen, was auf dem Dokument einmal gestanden hatte. „Es ist eine Anleitung, ein Ausdruck aus dem Internet. Er erklärt wie man Atrynophyl in Gasform bringen kann und dass das Einatmen großer Mengen dieses Gases zu plötzlichen Herzversagen führt.“
"Gute Arbeit, Lauren. Wir werden Naiim und den Senator festnehmen. Danny, sprich dich mit Dr. Miller ab und bestätige uns die Todesursache... und finde uns einen handfesten Beweis für Mord!"
Michaels Worte wirkten professionell und hastig und Lauren konnte sich bildlich vorstellen, wie er eine Straße weiter eilig alles zusammen packte und dabei versuchte keine wichtigen Details zu vergessen. Sie wussten alle wie riskant es war einen mächtigen Politiker ohne hieb- und stichfeste Beweise festzunehmen, doch sie hatten kaum eine Wahl. Im Hintergrund zu Michaels Stimme vernahm Lauren das Geräusch einer zufallenden Autotür, als sich Michael und Jason auf den Weg zu ihr machten. Zugleich konnte Lauren das leise Klacken einer Tastatur hören und wusste, dass Danny bereits tief in seine Analysen und Tests vertieft war. Sie hoffte nur, dass er auch bald etwas fand... nun lag alles an ihm.
"Scotch?"
Michaels Stimme riss sie aus ihren Gedanken. Müde Augen wanderten vom blinkenden Curser am weißen Bildschirmhintergrund ab und trafen kurz darauf auf ebenso erschöpft wirkende Augen, in denen jedoch ein leichter Glimmer von Freude blitzte, was vermutlich mit der Flasche Alkohol zu tun hatte, die Michael fragen in die Höhe hielt. Ein kleines Lächeln stahl sich auf Laurens Lippen, als sie sich sehr bereitwillig von ihrem unvollständigen Polizeibericht abwandte. Mit ein bisschen Schwung rollte sie samt Drehstuhl zu Michaels Schreibtisch hinüber, wo sie ihm gegenüber zum Stillstand kam.
"Immer, wenn das heißt, dass ich dem Papierkram noch etwas länger vor mir herschieben kann." entgegnete Lauren lächelnd und beobachtete, wie ihr Partner zu einer der Schubladen an seinem Schreibtisch griff und darauf zwei Shotgläser nahm. Er füllte die Gläser mit der goldenfarbigen Flüssigkeit und schob Lauren eines davon zu.
"Auf den abgeschlossenen Fall?"
"Auf den abgeschlossenen Fall!" bestätigte Lauren, bevor sie den Alkohol ihren Rachen hinunterschüttete. Er brannte in ihrem Hals und sie konnte ihn den ganzen Weg die Speiseröhre hinab spüren.
"Du warst großartig heute. Du kannst stolz auf dich sein." Michaels Lob klang fast wie aus der Luft gegriffen, doch Lauren wusste, dass ihr Partner ihr die Sorgen im Gesicht ansehen konnte. Ein Seufzer entfuhr ihr und mit einer Handbewegung wies sie Michael an die Shotgläser erneut zu füllen.
"Ich hätte ihm einfach etwas erzählen sollen, dann hätte er keinen Grund gehabt selbst nachzuforschen." murmelte sie leise, obwohl sie genau wusste, dass sie keine Schuld an dem fast katastrophalen Ende des Falles traf. Nate war es, der ihnen beinahe alles ruiniert hätte.
"Du weißt genauso gut wie ich, dass du nichts falsch gemacht hast. Während einer Ermittlung mit einem Journalisten reden hätte dir mit Sicherheit einige Probleme mit dem Chief eingehandelt. Wenn sich jemand schuldig fühlen sollte, dann dein Ex-Mann!" Das letzte Wort wirkte fast wie ein Schimpfwort und wieder einmal wurde Lauren klar, dass Michael und Nate einander nie leiden konnten und dass sich daran wohl auch nie etwas ändern wird.
Wenn sie ehrlich mit sich selbst war, konnte sie es dem Team nicht einmal übel nehmen, wenn sie Nate nicht mochten – nicht nach dem heutigen Tag: Nachdem die beiden Detectives Nate nichts über den Fall erzählt hatte und Nate auch von Dr. Miller kaum Informationen bekommen hatte, hatte der Reporter selbst nachgeforscht. Es war kaum überraschend, dass er recht bald die Verbindung zwischen Jane Doe und Naiim Kuhadi entdeckt hatte. Es war auch kaum überraschend, dass er kurz darauf bei den Kuhadis angeläutet hatte und ein paar Fragen gestellt hatte.
Natürlich hatte der Senator sofort durchblickt, dass die Polizei gegen ihn und seinen Sohn als Hauptverdächtige ermittelten. Anstatt noch drei Stunden zu warten und wie geplant abzureisen, hatte der Senator sofort die Koffer gepackt und seinen Sohn geschnappt. Hätte Danny nicht rechtzeitig den Server des Flughafens gehackt und die Starterlaubnis für den Privatjet verweigert, wären sie zu spät gekommen und hätten die beiden nicht mehr festnehmen können.
Ohne Chance auf eine Flucht und mit ein paar belastenden Beweisen, die das Team in dieser kurzen Zeit zusammentragen konnten, hatte Naiim letztendlich gestanden. Zum Glück, denn ohne dem Geständnis hätten sie wohl nichts in der Hand, das von einer Jury nicht sofort lächeln abgetan worden wäre.
"Rückblickend betrachtet war die Hälfte des Falles mehr Glück, als Verstand." grummelte Lauren und warf sich einen weiteren Shot Scotch den Hals hinab. Ihre Laune war drastisch in den Keller gestürzt, als sie erfahren hatte, dass Nate für das ganze Schlamassel verantwortlich war. Es wunderte sie, dass der Chief sie noch nicht ermahnt hatte und ihr aufgetragen hatte ihren Ex-Mann besser unter Kontrolle zu halten.
"Tom hat mich vorher gerade angerufen. Das Verfahren wegen Drogenschmuggels wurde bereits eingeleitet. Ohne dem Geständnis hätten sie nicht einmal gewagt daran zu denken gegen den Sohn eines Senators zu ermitteln. Und zusammen mit dem Mord an der Journalistin, mit dem er den Schmuggel geheim halten wollte, wird er erst einmal mindestens 20 Jahre hinter Gitter verbringen." Michael ließ sich von Laurens gedrückter Stimmung nicht beeinflussen. Mit einem seiner "Das hast du gut gemacht"-Blicke reichte er der blonden Frau ein letztes Glas Scotch, bevor er die Flasche verschloss und in seiner Schreibtischschublade verstaute.
"Geh nach Hause, den Bericht kannst du auch morgen fertig schreiben. Lass dir ein Bad ein, gib dich deinem überdimensionalen Eiskübel hin und genieß einen dieser schwarz-weißen Liebesfilme, die dein Regal füllen." Mit einem Zwinkern erhob sich Michael, griff sich seinen Mantel von der Sessellehne und machte sich auf den Weg, genau wissend, dass Lauren ihm in spätestens zwei Minuten folgen wird.
abschließende Author's Note zu 1x02:
1.) die chemische Formel in den Grafiken ist... keine Ahnung.. irgendwas xD jedenfalls nicht die von Atrynophyl, das gibts nämlich nicht mal... frei erfunden
2.) der Mordfall ist sehr seicht und ja, ich weiß, dass das alles total lächerlich klingt und unlogisch ist und wahrscheinlich nicht mal Sinn macht. aber das ist mir fast egal.. hier gehts hauptsächlich um die Charaktere - das ist meine Ausrede ^^
3.) der Senator und sein Sohn sind auch frei erfunden. Ich hatte ursprünglich vor die Namen der sudanischen Diplomaten zu verwenden, aber ich will ja niemanden etwas Böses nachsagen. Außerdem will ich auf gar keinen Fall zum Ausdruck bringen, dass ich alle Afrikaner oder dunkelhäutige Menschen für Verbrecher halte! Auf keinen Fall! Ich brauchte einfach nur irgendwen aus einem weit entfernten Land.
4.) die Folgt suckt kinda und ich schiebe alle Schuld auf den Writers Block. ich hoffe, dass ich 1x03 wieder besser hinkriege :/
5.) Feedback is love <3