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[Buffy] - 801 Dämonen auf der Matte

Summers82

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22 Mai 2003
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Sunnydale
Hey Leute. Durch Zufall und durch ein gute Freundin bin ich dazu gekommen, auch eine 8. Staffel zu schreiben. Folge eins hab ich jetzt endlich fertig. Freu mich auf feedback

Kapitel I

Cleveland

Buffy fluchte lautlos, während sie das Büro von Mr. Snyder verließ. ‚Das ist doch wirklich nicht zu fassen!’, dachte sie wütend. ‚Kein Wunder, dass er mich an Direktor Snyder erinnert hat. Er heißt nicht nur wie er. Er ist auch genau so selbstgefällig!’ So schnell sie ihre hohen Sandalen tragen konnten, lief sie den Gang zum Empfang entlang.
Buffy hätte ihren Ärger am liebsten laut Luft gemacht, doch in diesem Moment betrat sie die große Empfangshalle und musste an der Tresentante vorbei, die sie schon vorhin so komisch angesehen hatte. Dabei hatte doch Buffy nur einen Job gewollt, damit sie sich und Dawn über Wasser halten konnte. Schließlich konnten sie Giles nicht ewig auf der Tasche liegen, der ihnen half, das Haus zu finanzieren, dass sie sich mit Willow, Kennedy und Xander teilten. Kennedy bekam zwar Unterstützung von ihren Eltern und Xander hatte mittlerweile wieder einen gutbezahlten Job, aber Buffy wollte auf eigenen Beinen stehen. Sie konnten nicht ewig von Giles’ Geld leben. Am Rande fragte sie sich, woher Giles das Geld überhaupt hatte. Er konnte unmöglich so viele Ersparnisse vom Zauberladen haben.
Vielleicht hätten sie doch nicht nach Cleveland ziehen sollen. Doch Giles hatte es für angebracht gehalten. Nicht nur, weil hier auch ein paar Jägerinnen leben konnten. In erster Linie wollte er diesen Höllenschlund auch behütet haben. Buffy konnte das verstehen. Und obwohl sie sich eigentlich vorgenommen hatte, eine Zeit lang auszusetzen, jetzt, wo so viele Jägerinnen existierten, hatte sie gleich nach ihrer Ankunft in Cleveland weiter gemacht. Die Jagd wirkte auf sie anscheinend wie eine Droge. So wie damals, als sie nach ihrem Treffen mit der ersten Jägerin jeden Nacht auf Jagd gewesen war.
Buffy fragte sich auch immer wieder, wie man all die Jägerinnen, die es jetzt gab, finden sollte. Sicher, Willow konnte sie spüren, doch wie sollten sie sie lehren? Buffy seufzte. Sie hatte echt nicht mal gedacht, dass sie so etwas denken würde, aber in so einem Fall wäre der Rat nicht schlecht gewesen. Wächter schien es ja auch überall auf der Welt zu geben. Auch wenn von ihnen viele in den letzten Wochen und Monaten gestorben waren. Zusammen mit ihren Schützlingen. Zusammen mit den Anwärterinnen.
Doch Buffys Hauptsorge galt im Moment dem Lebensunterhalt für sich und Dawn. Und die Anzeige der World Enterprises hatte so vielversprechend geklungen. Buffy fand es zwar öde, den ganzen Tag hinter einem Schreibtisch zu sitzen und die Sekretärin für einen Möchtegern Juniorchef zu spielen. Aber sie hätte erst mal Geld nach Hause gebracht. Vor allem war in der Anzeige nicht zu lesen, dass man gleich einen Professor für die Stelle brauchte. Doch Mr. Snyder hatte ihr das sehr deutlich gemacht, auch wenn er es ihr nicht direkt gesagt, sondern es mit anderen Worten verpackt hatte. Doch seine Meinung hatte man ganz deutlich raushören können.
Buffy war nicht nur wütend sondern auch verletzt. Er hatte sie praktisch als total dämlich abgestempelt, weil sie nicht zu ende studiert hatte. Sie hätte am liebsten irgendwas kaputt geschlagen. Das war wohl die Art, wie Jägerinnen mit Wut umgingen. Aber hier konnte schlecht diesem Verlangen nachgeben und es würde noch Stunden dauern, bis die Sonne unterging. Also konnte sie ihren Ärger auch nicht an einen Vampir auslassen.
Buffy unterdrückte einen Seufzer, als sie an der finster dreinblickenden Empfangsdame vorbeiging und dabei mühsam zum Abschied lächelte. Dann hatte sie es hinter sich. Sie ging vorbei an den Sicherheitsbeamten am Eingang und trat hinaus in den Sonnenschein.
Buffy atmete tief durch und versuchte sich zu beruhigen. Erst jetzt merkte sie, dass sie sich krampfhaft an ihre Handtasche krallte. Sie lockerte ihren Griff, atmete noch einmal tief durch und ging dann die Straße entlang.
Buffy fühlte sich unter all den Geschäftsleuten auf der Straße fehl am Platz, obwohl sie in ihrem modischen Hosenanzug und dem dazu passenden Blazer durchaus eine von ihnen sein konnte. Buffy war schon fast verzweifelt. Sie hatte vergessen, wie schwer es sein konnte, einen Job zu finden. Und am liebsten hätte sie Mr. Junior Snyder eine reingehauen, so wie er sie angestarrt hatte. Als würde sie splitternackt vor ihm sitzen. Buffy wusste, dass sie sich beruhigen sollte. Sie könnte sich ja noch bei den anderen Firmen bewerben, dessen Anzeigen sie sich rausgesucht hatte. Sie bog in eine weitere von unzähligen Geschäftsleuten verstopfte Straße ein und stieß ein überraschtes „Hey“ aus, als ihr plötzlich ein Handzettel ins Gesicht flog. Buffy stolperte. Sie fing sich gerade noch so und zog sich den Zettel vom Gesicht. Sie wollte ihn gerade zerknüllen und wegwerfen, als ihr das Wort „gesucht“ ins Auge fiel.
Doch es war keine vermisste Person. Das Dojo Yen Lee suchte einen Lehrer für Selbstverteidigungskurse. Buffy musste unwillkürlich grinsen. Sicher, sie hatte keine Referenzen, wenn es um Kampfsport ging, doch es gab keine andere Fähigkeit an ihr, die sie besser konnte. Vielleicht sollte sie es einfach versuchen. Das Dojo Yen Lee war ganz in der Nähe und probieren ging bekanntlich über studieren. Buffy faltete den Zettel zusammen und verstaute ihn in ihrer Handtasche. Sie eilte die Straße hinunter und bog schließlich in eine kleine Seitenstraße ein, in der es ruhiger zuging. Der Großteil bestand aus Wohnhäusern. Langsam schritt sie an der Häuserwand entlang bis sie ihr Ziel erreicht hatte.
‚Dojo Yen Lee’ stand in geschwungener Schrift über einem hölzernen Tor. In jeden Torflügel war ein geschwungener Drache und verschiedene Schriftzeichen geschnitzt und bunt angemalt. Buffy fand sie wunderschön. Aber schließlich war sie nicht hier, um das Tor zu bewundern, welches nur angelehnt war. Langsam stieß sie es auf, trat ein und hielt unwillkürlich die Luft an.
Vor Buffy erstreckte sich ein großer Hof, in dessen Mitte sich ein abgestecktes Viereck befand, das mit Sand ausgestreut war. Der Hof war umgeben mit holzverkleideten Häusern. Zu ihrer Rechten war ein Laden, in dem anscheinend allerhand Kräuter und der gleichen verkauft wurden. Auf den Schaufester stand „The Magic Dragon“. Vor dem Laden befand sich eine kleine Veranda, die mit Blumenkästen verziert war. Wilder Efeu schlängelte sich um das dunkle Holz. Auf der linken Seite befand sich ein Wohnhaus und ein großer Kräutergarten. Genau vor Buffy befand sich das Dojo. „Wow!“, flüsterte Buffy. Fast alles war im chinesischen Stil gehalten und fast überall grünte etwas. Buffy fühlte sich auf Stelle wohl und entspannte sich. Ihre Wut verrauchte und sie genoss die Stille, die hier herrschte. Die Geräusche der Straße verschwanden in den Hintergrund. Es war wie ein kleines Paradies. Hier zu arbeiten, würde ihr sicher Spaß machen. Wenn es denn dazu kommen würde.
Aus dem „Magic Dragon“ trat ein ältere Chinese in einem Karateanzug und sah sie erstaunt an. Buffy ging auf ihn zu. Vielleicht konnte er ihr ja helfen. „Was kann ich für sie tun? Suchen sie etwas bestimmtes?“, fragte der Mann lächelnd. „Ähm ja, ich suche etwas.“ Buffy kramte aus ihrer Tasche den Zettel hervor und reichte ihm den Mann. „Ich bin wegen des Jobs hier!“, erklärte Buffy, während der Mann den Zettel auseinander faltete. „Oh!“, sagte der Mann. Ein seltsamer Unterton schwang in seiner Stimme mit „Ich bin Sensei Yen Lee. Mir gehört das Dojo!“, sagte der Mann und verbeugte sich leicht. Buffy verbeugte sich auch. Nicht um Eindruck zu schinden, sondern ganz einfach, weil es sich gehörte.
 
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„Kommen sie. Es sind schon ein paar andere da, die sich ebenfalls um den Job bemühen!“, sagte Sensei Yen Lee und führte Buffy über den Hof. „Es ist wirklich schön hier!“, sagte Buffy, die sich immer noch einwenig umsah. „Danke!“, sagte Sensei Yen Lee. „Das hier ist wie eine Familientradition. Mein Großvater hat das alles aufgebaut. Seit Jahrzehnten verkaufen wir Kräuter und Gemüse und führen unsere Stunden auf dem Sandplatz durch, sollte das Wetter mitspielen!“ „Und sind sie allein hier?“, fragte Buffy, während sie zusammen die Stufen zum Dojo hochstiegen. „Leider ja. Mein Sohn hält nicht viel von all dem!“, sagte Sensei Yen Lee bedauernd und betrat zuerst das Gebäude. Buffy folgte ihm und war schwer beeindruckt. Hier im Dojo war es genauso schön wie draußen. Die Wände waren zwar in dunklen Tönen gehalten, doch das Licht von kleinen Lampen erhellte den Raum auf angenehme Art und machte ihn gemütlich. Die Wände waren mit chinesischen Schriftzeichen verziert. „Dort sind die Umkleideräume und mein Büro!“, sagte Yen Lee und deutete in die entsprechende Richtung. Neben den Türen führte eine Treppe nach oben. Dann führte er sie in die große Sporthalle. Ihre Wände waren hell gestrichen und die Fenster weit oben und an allen Seiten. Das Sonnenlicht flutete den Raum geradezu. Im hinteren Bereich befand sich eine große Matte, wie sie Buffy schon so oft in Filmen gesehen hatte, die als Ring diente. Neben dem Eingang befand sich links und rechts flache Schalen auf hohen Ständern, in denen Kräuter verbrannt wurden. Auch jetzt glühte es in ihnen und ein leichter Rauch erfüllte die Halle mit einem aromatischen, für Buffy nicht unbekannten, Duft. Tief sog sie den Duft ein und folgte dem alten Sensei. Die übrigen Interessenten waren alles Männer, die auf der Matte saßen und auf den Sensei warteten. Buffy kam sich völlig fehl am Platz vor. Nicht nur, weil sie die einzige Frau war. Alle trugen Sportanzüge oder Karatekies. Sie glaubte nun nicht mehr, dass es so eine gute Idee war, hierher zu kommen. Sie kam sich vor, wie eine bunt gescheckte Kuh.
„Hu, ist das ihre Sekretärin?“, fragte einer der Männer amüsant, während er und die anderen aufstanden. „Nein, das ist...“, der Sensei unterbrach sich und blickte Buffy fragend an. „Buffy. Buffy Summers!“, sagte sie leise. „Das ist Miss Summers. Sie interessiert sich auch für den Job!“, fuhr der Sensei fort. Buffy wäre am liebsten sofort verschwunden. Die meisten der Männer sahen sie missbilligend an, was wohl nicht nur an ihrem unpassenden Outfit lag. Der junge Mann, der zu erst gesprochen hat, lachte auf. Buffy konnte spüren, wie ihre Wut zurückkehrte. Sie ballte ihre Hände zu Fäuste, verbiss sich aber ihren Kommentar. Sie stellte sich etwas abseits hin, während Sensei Yen Lee vor die Truppe trat. „Was riecht hier eigentlich zu komisch?“, fragte einer der jungen Männer. „Das sind Heilkräuter, die Körper und Geist miteinander in Gleichklang bringen sollen!“, antwortete Buffy ohne nachzudenken. Die Männer sahen sie schräg von der Seite an. Von Sensei Yen Lee erntete sie ein anerkennendes Nicken. „Ich habe die meisten von ihnen schon kämpfen gesehen. Oder ich habe von ihnen gehört!“, begann der Sensei. Buffy fühlte sich ganz schrecklich. Von ihr hatte er ja mit Sicherheit nichts gehört. Sie hatte nichts vorzuweisen, sah man von der großen Anzahl vernichteter Dämonen ab. „Trotzdem würde ich von jeden von ihnen hören, was er gelernt hat. Welche Stile und bei welchen Trainer!“, fuhr Sensei Yen Lee fort. ‚Na klasse!’, dachte Buffy niedergeschlagen. ‚Jetzt bin ich endgültig abgeschrieben!’
 
Cool! Deine Buffy- Story ist echt verschärft! :cool:
Weiter so, hut ab! Genial! Supi!
Das ist fast so gut, wie das original! :zustimmen
 
Es geht schon weiter :)

Viel zu schnell waren die anderen fertig. Nun war Buffy an der Reihe. Sie räusperte sich nervös. Yen Lee lächelte ihr aufmunternd zu.
„Also, ich glaube meinen Stil kann man keine Kampfart zuordnen!“, begann Buffy nervös. Die Männer lachten auf. „Klar kann man das. Kreischen und wegrennen!“, stichelte einer. „Ruhe!“, bellte Yen Lee streng, dann wandte er sich an Buffy. „Sie bewerben sich für eine Stelle als Kampfsportlehrerin und können nicht kämpfen!“, fragte er etwas verwirrt. „Das habe ich nicht gesagt.“, erwiderte Buffy leicht gekränkt. Irgendwie musste sie sich da rausreden. Schließlich konnte sie schlecht sagen, dass sie die Jägerin war und von hause kämpfen konnte und den Rest von ihrem Wächter Giles gelernt hatte.
„Rupert Giles, ein Freund meiner Familie hat mir viel beigebracht. Aus dem japanischen Aikido und Jiu-Jitsu. Nur ohne das Japanisch!“, fügte Buffy hinzu und erntete dadurch erneut Lachen. „Ich kann auch Tai Chi!“, sagte Buffy und versuchte das Lachen zu ignorieren. „Toll. Dann kannst du den Dieb ja streicheln, wenn er dich überfällt!“, bekam sie dieses Mal als Kommentar. ‚Das reicht!’, dachte Buffy wütend und trat einen Schritt auf den jungen Mann zu, der andauernd stichelte. „Sag mal hast du irgendein Problem?“, fragte sie und machte sich dabei nicht die Mühe, ihren Zorn zu verbergen. Er war einen Kopf größer als und blickte herablassend auf sie hinab. „Könnte man so sagen. Du hast hier nichts zu suchen. Du hast keine Ausbildung, hast wahrscheinlich noch nie einen Wettkampf geführt. Und du willst anderen helfen, sich zu verteidigen? Angesehen davon ist das nichts für Frauen.“, sagte der Mann spöttisch. „Richard, übertreibst du nicht ein bisschen?“, warf einer der anderen Männer ein. „Du hast mich noch nie kämpfen sehen, also urteile nicht so vorschnell!“, sagte Buffy nur. „Dann zeig es mir!“, sagte Richard und blickte sie herausfordernd an. „Jetzt auf der Stelle!“, fragte Buffy und blickte dabei an sich hinunter. Gut, dass sie sich heute nicht entschlossen hatte, einen Rock anzuziehen. „Klar, es sei denn du willst lieber wegrennen!“, sagte Richard und betonte das letzte Wort absichtlich. Buffy unterdrückte einen Kommentar, während sich Richard an den Sensei wandte. „Sie haben doch nichts dagegen Sensei?“ Yen Lee schüttelte Kopf. „Nur zu!“ „Na dann!“, sagte Richard und machte eine galante Verbeugung Richtung Matte. „Na ihnen!“ Buffy verdrehte die Augen. Dieser Typ hielt sich wohl für den Größten. Sie zuckte mit den Schultern und wandte sich ab. Richard wollte schon etwas dazu sagen, weil er dachte, dass sie gehen wollte. Doch Buffy ging nur ein wenig zu Seite und legte ihre Tasche ab. Dann zog sie ihren Blazer und ihre Schuhe aus und legte sie dazu. Sie drehte sich wieder um und ging zur Matte.
„Es kann losgehen!“, sagte sie. Damit hatte Richard nicht gerechnet. Er folgte Buffy auf die Matte und stellte sich ihr gegenüber. „Schomaniday!“, entfuhr es Buffy unbewusst schnippisch. „Hä?“, fragte Richard irritiert und verständnislos. „Sie will, dass sie sich zur Begrüßung verbeugen!“, sagte Sensei Yen Lee lächelnd. „Hast du nicht gesagt, dass du kein Japanisch kannst?“, fragte er. Buffy zuckte nur mit den Schultern. Das war ihr ganz spontan eingefallen. Irgendwie hatte sie wohl erwartet, dass jemand das oder etwas anderes sagen würde. Das letzte Mal, als sie jemanden zeigen sollte, wie sie kämpfte, wurde sie mit japanischen Begriffen bombardiert, die ihr Giles übersetzt hatte. Aber am Ende hatte sie das einfach fallen lassen und es auf ihre Weise gemacht. Obwohl Quentin Travers und die anderen Wächter davon alles andere als begeistert gewesen waren. Aber Buffy hatte sich schon immer auf ihre Instinkte und Sinne verlassen. Ein paar japanische Begriffen konnte sie in ihren Augen nicht besser machen. Sie gaben dem, was sie konnte, nur andere Namen.
Richard zuckte mit den Schultern und verbeugte sich übertrieben, um Buffy noch mehr zu verspotten. Dann nahm er Position ein und Buffy hatte mühe, nicht loszulachen. Was Richard da vorführte sah wie eine billige Matriximitation aus. Als sie die anderen ansah, die um die Matte herum Stellung bezogen, konnte sie sehen, dass sie ähnlich darüber dachten. Selbst Sensei Yen Lee sah belustigt aus.
Buffy lockerte ihre Schultern und hob ihre Hände, die sie offen ließ. Sie spreizte leicht die Beine, damit sie einen festeren Stand hatte und musterte Richard. Er mochte vielleicht Witze reißen, aber unterschätzen wollte sie ihn trotzdem nicht. Wenn er es geschickt anstellte, konnte er ihr durchaus gefährlich werden.
Richard täuschte einen Angriff an, um den ersten Treffer zu landen. Doch Buffy war darauf vorbereiten. Sie wich geschmeidig zur Seite aus und Richards Angriff ging ins Leere. Dabei verlor er einen Moment lang das Gleichgewicht, fing sich aber schnell wieder. Er holte Schwung und schlug zu. Doch Buffy fing den Schlag ab. Sie hielt seinen Arm fest, drehte ihm den Rücken zu und warf ihn über ihre Schulter. Mit einem dumpfen Laut schlug er vor ihr auf der Matte auf. Die anderen johlten begeistern, während Sensei Yen Lee nur schweigend zusah. Richard blickte sie überrascht, aber auch wütend an. Schnell sprang er auf und griff an. Buffy wich seiner ersten Schlagkombination aus, ging mit einer Drehung in die Hocke und trat ihm die Beine unter dem Körper weg. Mit einem verblüfften „Uff“ landete Richard erneut auf der Matte. Wütend sprang er auf. Er wollte sich nicht von Buffy besiegen lassen, sonst konnte er sich in keinen Dojo der Stadt mehr blicken lassen. Erneut griff er an.
Buffy fing jeden Schlag ab oder wich ihm aus und setzte dann zu einem Tritt an. Doch ihr Timing stimmte nicht und bevor sie ihren Fehler korrigieren konnte, hatte Richard ihr Bein gepackt. Er hätte sie jetzt auf die Matte werfen können, doch er genoss die Situation viel zu sehr. Und das war sein Fehler. Buffy sprang mit ihrem freien Fuß ab und schlug dabei einen Salto rückwärts. Richard ließ dabei ihr Bein los, so dass ihr Fuß hart gegen sein Kinn schlug. Während Buffy mit den Füßen aufkam, landete Richard auf dem Rücken.
Jetzt war es still. Beeindrucktes Schweigen hing im Raum. Buffy musste innerlich schmunzeln, denn diesen Trick hatte sie sich aus einem alten Karate Film abgekuckt. Richard rappelte sich auf und hielt sich das schmerzende Kinn. Er blickte Buffy mit einer Mischung aus Zorn und Ehrfurcht an. Doch letztendlich siegte sein Zorn. „Gut, die erste Runde geht an dich. Ich hab mich nämlich zurückgehalten!“, versuchte er seine Niederlage zu überspielen. Buffy musste sich sehr zusammenreißen, damit sie nicht genervt die Augen verdrehte. Richard nahm wieder Kampfstellung ein, doch bevor er etwas machen konnte, sagte Sensei Yen Lee: „Das reicht. Genug!“ „Ich werd mich doch nicht von einem geschniegelten Modepüppchen auf die Matte werfen lassen!“, rief Richard zornig. „Alter, das hast du gerade!“, sagte einer der anderen amüsiert und erntete dafür einen bösen Blick. „Ich habe meine Wahl getroffen!“, sagte der Sensei, ohne auf die Worte einzugehen. „Das ist nur fair. Sie ist wirklich gut!“, sagte einer der anderen und blickte Buffy dabei anerkennend an. Die Jägerin lächelte verlegen. „Ich hab den Job?“, fragte sie leicht ungläubig. Sensei Yen Lee nickte. Richard stieß einen zornigen Laut aus und verließ in seinem Ego gekränkt die Halle. Buffy wunderte sich, wie schnell man das Ego eines Mannes verletzen konnte. Der Sensei blickte ihm Kopfschüttelnd hinterher. „Er ist viel zu kampflustig!“, bemerkte er und wandte sich dann wieder an die anderen. „Ich danke ihnen, dass sie alle gekommen sind.“ Die anderen nickten und verabschiedeten sich. Buffy blickte ihnen nach.
„Ich fass es nicht, wie leicht das gewesen ist!“, sagte sie unbewusst laut. Der Sensei sah sie einen Augenblick merkwürdig an, so als suche etwas an ihr, dass ihm verriet, wie sie das gemacht hatte. Und Buffy wäre fast einen Schritt zurückgewichen, wenn nicht sofort wieder das freundliche Lächeln zurückkehrt wäre. „Und wie geht es jetzt weiter?“, fragte Buffy, griff nach ihren Sachen und folgte dem Sensei in den Vorraum des Dojos. „Im Moment gar nicht.“, sagte der Meister. „Heute ist nicht viel los. Kommen sie heute Abend gegen sieben her. Dann können sie die Aufwärmübungen übernehmen. Tai Chi wäre doch eine nette Abwechslung. Dann können sie sehen, wie hier eine Stunde abläuft und dann kümmern wir uns um ihren Vertrag, Miss Summers!“ Buffy nickte. „Okay!“ „Gut, dann sehen wir uns heute Abend!“, sagte der Sensei und verbeugte sich leicht. Buffy machte es ihm nach. Dann verschwand Yen Lee in seinem Büro und Buffy verließ das Dojo. Sie lächelte breit, als sie über den Hof ging. Nicht nur, dass sie ein Job hatte, nein sie wusste auch mit Sicherheit, dass er ihr Spaß machen würde. Sie war unheimlich froh, dass sie nicht gezwungen war, erneut in einem Burgerladen zu arbeiten. Sie blickte sich noch einmal kurz um, bevor sie den Hof verließ und sich auf dem Weg nach Hause machte. Der Tag war doch noch erfolgreich gewesen.
 
Hab heute noch ein Stück mitgebracht :)

Kapitel II

„Ist jemand zu hause!“, rief Buffy munter, als sie die Haustür aufschloss und in den Flur trat. „Dawn?“ „In der Küche!“, rief ihre kleine Schwester zurück. Buffy hängte ihre Blazer an die Garderobe und ging in die Küche. Dort saßen Dawn, Willow und Kennedy an einem Tisch und packten gerade chinesischen Essen aus. ‚Wie passend!’, dachte Buffy und setzte sich zu ihnen. „Du kommst genau richtig!“, sagte Dawn und reichte Buffy Stäbchen. „Das ist nämlich für dich!“ „Für mich?“, fragte Buffy leicht verwirrt. „Ja, entweder, um dir zu deinen neuen Job zu gratulieren oder um dich zu trösten, falls es nicht geklappt hat!“, sagte Willow und reichte Buffy gebratene Nudeln mit Hühnchen. „Wie lief es denn?“, fragte Kennedy. „Ach nicht so toll. Mr. Snyder war ein kompletter Idiot und hat mich um hundert Ecken als total dämlich abgestempelt, weil ich nicht zu ende studiert habe!“, sagte Buffy und öffnete die Pappschachtel mit ihrem Essen. „Trotzdem siehst du nicht besonders niedergeschlagen aus. Dir liegt doch so viel daran, einen neuen Job zu bekommen!“, stellte Willow fest und aß eine Frühlingsrolle. „Das bei World Enterprises war ein Reinfall, klar. Das heißt aber nicht, dass ich erfolglos in meiner Jobsuche war.“, sagte Buffy und aß ein paar Nudeln. „Erzähl schon!“, rief Dawn aus. „Mach es doch nicht so spannend!“ Buffy lächelte und kaute genüsslich auf einen Stück Hühnchen. Willow musste über Dawns ungeduldigen Gesichtsausdruck lachen. Sie kannte ihn nur zu gut. Buffy setzte ihn immer auf, wenn Giles zu weit von den eigentlichen Informationen abschweifte. Buffy griff nach dem Mineralwasser, welches ihr Willow reichte und sagte: „Auf den Weg nach Hause ist mir ein Zettel ins Gesicht geflogen.“ Sie trank einen Schluck. „Auf dem stand, dass das Yen Lee Dojo einen Karatelehrer sich! Und ich dachte, dass ich nichts zu verlieren habe. Also bin ich hin!“, fuhr Buffy fort. „Und du hast den Job einfach so bekommen? Ohne Referenzen?“, fragte Dawn ungläubig und aß ein Stück von ihrer gebratenen Ente. „Natürlich nicht!“, sagte Buffy. „Sensei Yen Lee kannte die anderen Bewerber, die auch da waren schon. Jeder musste sagen was er konnte. Ich kam mir total blöd vor, als die alle ihre Gürtel aufgezählt haben und so. Womit hätte ich denn prahlen sollen?“ „Mit der Anzahl der Vampire, die du schon mit deiner Kampftechnik vernichtet hast!“, scherzte Willow. „Zudem war ich die einzigste Frau und dementsprechend haben sich die meisten auch verhalten. Besonders der eine. Frauen wären für so was nicht geeignet, bla bla... Zum Schluss wollte er dann eine Probe meiner Technik. Die habe ich ihm gegeben und Sensei Yen Lee gab mir den Job!“, fuhr Buffy fort, Willows Kommentar ignorierend. „Cool!“, sagte Kennedy. „So ein Job würde mir auch gefallen!“ „Und wann fängst du an?“, fragte Willow. „Heute Abend soll ich noch mal hin und erst mal die Aufwärmübungen übernehmen. Danach werden wir den Vertrag aufsetzen!“, antwortete Buffy. „Du kannst doch gar kein Karate!“, sagte Dawn. „Das stimmt schon!“, sagte Buffy. „Aber ich kann den Leuten Tai Chi beibringen. Außerdem kann ich Aikido und Jiu-Jitsu. Jedenfalls sagt Giles, dass das meiste, was er mir beigebracht hat aus diesen beiden Stilen stammt.“ „So kann der Sensei sein Sortiment erweitern!“, stellte Willow fest und trank einen Schluck von ihrem Wasser. „Schon möglich.“, sagte Buffy. „Was?“, fragte Dawn. Buffy schüttelte den Kopf über ihre Bedenken. „Ich weiß nicht, findet ihr nicht auch, dass er mir den Job viel zu schnell gegeben hat?“, fragte Buffy. „Ich meine, ich bin froh darüber, keine Frage. Aber er hat mich nur einmal kämpfen sehen. Und das hat ihn für eine Einstellung gereicht. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke, kommt mir das schon ein bisschen merkwürdig vor!“ „Du kannst ihn ja fragen, wieso er das getan hat!“, sagte Dawn. „Und wenn er nicht antwortet?“, fragte Buffy. „Jetzt warte doch erst mal ab!“, sagte Willow bestimmt. „Es wird sich schon alles finden!“

Als Buffy gegen sieben das Dojo betrat, dämmerte es bereits. Diesmal war sie passend gekleidet. Sie hatte sich für eine etwas weite Sporthose und ein T-Shirt entschieden. Sie hatte einfach nichts, was der üblichen Karatekluft ähnlich war.
Unschlüssig blieb sie am Eingang der Turnhalle stehen und sah zu den Schülern rüber, die schon da waren. Sie konnte ja schlecht zu ihnen gehen und sich ihnen als die neue Lehrerin vorstellen. Während sie noch überlegte, was sie machen sollte, trat Sensei Yen Lee aus seinem Büro. „Schön, sie sind pünktlich!“, sagte er und ging zu Buffy. „Und diesmal auch passend gekleidet!“ Buffy musste lachen. Sie wollte sich lieber nicht vorstellen, was er sich bei ihrem Outfit heute Morgen gedacht hatte. „Ich habe mir überlegt, dass ich einen Tai Chi Kurs anbieten werde. Mit ihnen als Lehrerin.“, sagte Sensei Yen Lee. „Haben sie eigentlich keine anderen Lehrer?“, fragte Buffy.
„Bis vor kurzem hatte ich zwei, doch sie hatten beide Unfälle und konnten nicht weiter machen!“, sagte Sensei Lee. Er klang dabei etwas ausweichend. Es war deutlich zu sehen, dass ihm diese Frage unangenehm war. ‚Sind es vielleicht keine natürlichen Unfälle gewesen?’, dachte Buffy und folgte dem Sensei in die Halle. Vielleicht war es doch kein Zufall, dass Buffy in diesem Dojo gelandet war? Hatte der Sensei Probleme und brauchte dringend Hilfe?
Buffy schüttelte leicht den Kopf, um die düsteren Gedanken zu vertreiben, als der Sensei sie seinen Schülern vorstellte. Buffy lächelte die Schüler an, die sie neugierig musterten. Wahrscheinlich dachten sie das gleiche wie heute Mittag ihr Gegner. Nämlich dass sie absolut nicht wie eine Karatelehrerin aussah. Buffy war nervös, doch sie konnte es gut verstecken. Und so begann sie, den Schülern die ersten Tai Chi Übungen beizubringen.
Als die Stunde vorbei war, war Buffy müde aber glücklich. Die Schüler hatten sich nicht einmal annährend so abweisend verhalten, wie sie es erwartet hatte. Sie hatte sogar während der eigentlichen Karatestunde mitgeholfen, da sich einige der Schläge und Tritte nicht sonderlich von ihrer eigenen Technik unterschied. Nun war aus den Umkleideräume wildes Geschnatter zu hören, während Buffy und Sensei Yen Lee in dessen Büro gingen, dass den Umkleiden gegenüber lag.
„Und wie hat es ihnen gefallen?“, fragte der Sensei, während er Buffy mit einer Handbewegung bat, sich zu setzen. „Sehr!“, sagte Buffy und setzte sich zusammen mit dem Sensei an dessen Schreibtisch. „Ich hätte nicht gedacht, dass es beim ersten mal so gut läuft!“ Buffy dachte an das Training der Anwärterinnen zurück. Keine Frage. Sie hatte reichlich Erfahrungen, wenn es darum ging, jemanden Schläge und Tritte beizubringen. „Freut mich. Und ich bin auch zufrieden mit meiner Wahl.“, sagte Sensei Yen Lee und zog einen kleinen Stapel zusammengehefteter Zettel vor. „Hier, ich habe den Vertrag schon aufgesetzt!“, sagte er und reichte Buffy den Stapel. Die Jägerin griff danach. „Lesen sie ihn sich ruhig in Ruhe durch! Ich werde in der Zeit die Halle sauber machen!“, sagte der Sensei und stand auf. „Okay!“, sagte Buffy und begann den Vertrag zu lesen. Der Sensei lächelte kaum merklich und verließ dann das Büro. Nach wenigen Minuten hörte Buffy ein seltsames Geräusch. Es klang wie ein Kampf. Alarmiert sprang sie auf und verließ das Büro. Die Geräusche kamen aus der Halle.
Buffy hastete los und stürmte in die Halle. Am Eingang blieb sie stehen und sah sich verblüfft um. Sensei Yen Lee kämpfte gegen vier Männer. Am Rand der Halle standen noch zwei weitere Männer in schicken Anzügen. So gut Sensei Yen Lee auch war, langsam, aber sicher verlor er diesen Kampf. „Mister Yen Lee, überlegen sie sich es noch mal. Wir könnten die allerbesten Freunde werden! Es ist alles nur zu ihrem Besten.“, sagte einer der Männer. „Niemals!“, rief Sensei Yen Lee außer Atem. „So ein Pech. Dann müssten wir wohl ein Exempel an ihnen statuieren!“, sagte der Mann ruhig, woraufhin Sensei Yen Lees Angreifer Messer zückten. Einer holte aus und erwischte den Sensei am Arm.
Buffy hastete los und warf sich gegen den ersten. Überrascht schrie er auf und ließ das Messer fallen, als er zu Boden stürzte. Buffy sprang auf und zog Sensei Yen Lee hinter sich. „Wen haben wir den da?“, fragte einer der Männer spöttisch. „Ich bin die neue Lehrerin!“, entgegnete Buffy. Die Männer lachten. „Es will wohl keiner mehr für sie arbeiten, Yen Lee. Jetzt heuern sie schon Frauen an, um ihren Schülern den Umgang mit Pfefferspray beizubringen!“ Sensei Yen Lee hatte nur ein müdes Lächeln übrig.
„Ihr solltet lieber verschwinden, bevor ich euch rausschmeiße!“, sagte Buffy kalt. Die Männer lachten wieder. „Ihr habt es nicht anders gewollt!“, sagte Buffy in einem Ton, als würde sie mit einem unartigen Kind sprechen. Einer der Männer griff nach ihr. Buffy schlug seinen Arm bei Seite und verpasste ihm einen Kinnhaken, der ihn zu Boden gingen ließ. Es wurde still in der Halle. Buffy wurde von den Eindringlingen regelrecht angestarrt. „Verpasst ihr eine Lektion!“, sagte einer der Anzugkerle. Die anderen drei stürmten auf Buffy zu, doch sie hatten nicht mit der Stärke und der Schnelligkeit der Jägerin gerechnet. Buffy duckte sich unter dem ersten Angriff hinweg und schickte einen der Angreifer mit einem Tritt zu Boden. Er riss seinen anderen Kumpanen mit, der sich gerade wieder aufgerappelt hatte. Buffy wirbelte herum und verpasste einen der anderen einen Tritt gegen die Brust. Ein Knacken war zu hören, als ihm eine Rippe brach. Er keuchte auf und ging zu Boden. Die beiden Anzugkerle beobachteten den Kampf mit wachsenden Unbehagen. Mit so einem Wiederstand hatten sie nicht gerechnet.
 
Buffy hatte die Oberhand und verprügelte die Jungs nach Strich und Faden. Als alle vier auf dem Boden lagen, wandte sie sich den anderen Beiden zu, die einen Schritt zurückwichen. „Es ist wohl besser, wenn sie verschwinden!“, sagte sie. „Oh und vergessen sie ihre Freunde nicht!“, sagte Buffy und deutet auf den Haufen Schläger, die kläglich versagt hatten und sich nun aufrappelten. So schnell es ihnen jetzt noch möglich war und mit einem großen Bogen um Buffy, verließen die vier die Halle und flüchteten nach draußen. Die zwei Anzugtypen musterten Buffy. „Du machst einen großen Fehler, wenn du hier bleibst!“, sagte einer. „Das lassen sie mal meine Sorge sein!“, entgegnete Buffy und wies auf den Ausgang. „Und jetzt verschwinden sie endlich!“ Die beiden warfen ihr noch einen finsteren Blick zu und verließen dann das Dojo. „Was hätte ich nur, getan, wenn sie nicht da gewesen wären!“, sagte Sensei Yen Lee und hielt sich den Arm. „Wir sollten das lieber verbinden!“, sagte Buffy und deutete auf seinen Arm. „In Büro habe ich einen Erste-Hilfe-Kasten!“, sagte der Sensei und ging mit Buffy zurück ins Büro.
Während sie seine Wunde desinfizierte, blickte der Sensei nachdenklich drein. „Was ist?“, fragte Buffy und begann, den Arm zu verbinden. „Nichts!“, sagte Yen Lee. „Ich würde es nur verstehen, wenn sie jetzt nicht mehr für mich arbeiten wollen!“ „Was waren das für Typen gewesen?“, fragte Buffy. Sensei Yen Lee seufzte. „Seit Wochen versuchen sie mich schon zu einer Fusion zu zwingen. Sie wollen, dass ich ihre Schläger unterrichte, damit sie noch mehr Macht auf die Menschen ausüben können. Fast das gesamte Viertel haben sie unter ihrer Kontrolle. Sie nutzen die Menschen aus, verlangen Schutzgeld. Sie haben auch dafür gesorgt, dass meine anderen Lehrer Unfälle hatte. Die Polizei weiß das genau, aber sie tun nichts. Sie haben Angst vor Satyros und seinen Männer!“ „Er ist der Boss?“, fragte Buffy und beendete ihre Arbeit. Yen Lee nickte. „Es ist wohl besser, wenn sie wieder gehen. Ich will sie in die ganze Sache nicht mit reinziehen!“, sagte er. „Vielleicht haben sie recht!“, sagte Buffy und ging zum Schreibtisch. Sie griff nach einem Kugelschreiber und unterzeichnete den Arbeitsvertrag. „Aber ich gebe mich nur selten ohne Kampf geschlagen!“ fuhr sie lächelnd fort. Sensei Yen Lee lächelte. Buffy wusste nicht, ob das ganze klug war. Aber eines wusste sie. Der Sensei brauchte ihre Hilfe.

Buffy war nur ungern gegangen. Sie befürchtete, dass die Schläger Satyros’ zurückkommen könnten, doch Sensei Yen Lee hatte darauf bestanden, dass sie nach Hause ging und erst morgen früh wiederkam, damit sie sich mit dem Programm des Dojos beschäftigen konnten. Und so spazierte Buffy durch den späten Abend. Sie hatte die Arme um sich geschlungen. Es war empfindlich kalt geworden.
‚Ich hätte mir eine Jacke mitnehmen sollen!’, dachte Buffy und rieb sich fröstelnd die Arm. Sie war immer noch das warme Wetter Kaliforniens gewöhnt, obwohl sie nun schon über einen Monat hier waren.
Während ihres Nachhauseweges dachte Buffy über die Worte des Senseis nach. Satyros wollte also die Herrschaft über das Viertel des Dojos haben. Zumindest waren größere Pläne nicht bekannt. Aber Buffy wusste, dass in der Nähe eines Höllenschlundes nicht nur die Dämonen zu Größenwahn neigten. Oft waren auch Menschen davon betroffen. Wenn Satyros denn ein Mensch war. Irgendwie kam Buffy der Name des Ganovenbosses auch bekannt vor. Sie war sich sicher, dass sie ihn schon einmal gehört oder gelesen hatte. Also konnte sie davon ausgehen, dass er kein unbekannter Möchtegernbösewicht war.
Buffy frage sich, wie es nun weiter ging. Sie mussten erst mal eine Möglichkeit finden, alle Jägerinnen, die erwacht waren, auch von ihren Kräften erzählen. Sie mussten damit umgehen können, sonst starben sie viel zu schnell. Das war das, was Buffy am meisten störte. Das sich das Böse trotz des massiven Schlages, den es hatte einstecken müssen, nicht zurückhielt. Das Böse machte wohl nie eine Pause.
Endlich hatte Buffy das kleine Haus erreicht, dass sie sich mit ihrer Schwester und mit ihren Freunden teilte. Hinter dem Küchenfester brannte noch Licht. Buffy zog ihren Schlüssel hervor und öffnete die Haustür.
 
Drinnen war es angenehm warm, wie Buffy nach dem Eintreten feststellen musste. Sie ließ die Tür ins Schloss fallen und begab sich in die Küche, wo ihre Freunde gerade Abendbrot aßen. „Hey Buff’!“, rief Xander mit vollem Mund. „Gratuliere zum neuen Job!“ „Kau erst mal aus!“, bemerkte Buffy und griff nach der Tasse Tee, die ihr Dawn hinhielt. „Du siehst durchgefroren aus!“, stellte Dawn fest. „Draußen herrscht auch nicht gerade der Sommer!“, sagte Buffy und wärmte sich ihre Hände an der Tasse. „Wie war denn dein erster Arbeitsabend?“, fragte Xander, nachdem er geschluckt hatte. „Ganz okay!“ sagte Buffy. Sie war mit ihren Gedanken immer noch beim Dojo und wirkte auf ihre Freunde mehr als nur abwesen.
„Bodenstation an Buffy. Hallo?“, rief Xander aus und fuchtelte mit einer Hand vor Buffys Gesicht herum. Buffy zuckte erschrocken zurück und fragte irritiert: „Was?“ „Bist du sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist?“, fragte Xander. „Es geht mir gut. Mir spukt nur zu viel im Kopf herum!“, erklärte Buffy. „Was hat der Sensei eigentlich geantwortet, als du gefragt hast, warum er dich einstellt?“, fragte Dawn. „Gar nichts. Ich meine, ich bin nicht dazu gekommen, diese Frage zu stellen: Aber das ist jetzt auch völlig unwichtig!“, antwortete Buffy und setzte sich zu ihren Freunden. „Heute Mittag klang das aber noch ganz anders!“, meinte Kennedy. „Da wusste ich ja auch noch nicht, dass Sensei Yen Lee bedroht wird!“, entgegnete Buffy. „Bedroht?“, fragte Willow. Buffy nickte. „Ja, nach dem Training waren ein paar Schläger da und wollten den Sensei überreden, ihre Leute zu trainieren. Ich hab die Jungs rausgeworfen. Sie arbeiten für einen Kerl namens Satyros. Er hat schon fast das gesamte Viertel in seiner Gewalt.“, antwortete sie. „Ist er ein Dämon?“, fragte Xander. „Keine Ahnung. Wäre möglich. Aber ich denke, wir müssen erst mal damit rechnen, dass er ein Mensch ist. Was er bis jetzt getan hat ist nicht gerade dämonisch. Schutzgeld und solche Sachen!“, meinte Buffy. „Und der Sensei? War er denn schon bei der Polizei?“, fragte Dawn. „Die wissen was los ist, machen aber nichts. Sie haben Angst. Die anderen Lehrer des Senseis hatten alle ein paar Unfälle, die Satyros arrangiert hat. Darum wollte der Sensei auch, dass ich den Job nicht mehr annehme!“, antwortete Buffy und trank einen Schluck Tee. „Ist vermutlich auch besser so. Das organisierte Verbrechen ist nicht gerade etwas für eine Jägerin!“, sagte Willow und aß den letzten Rest ihren Obstsalates. „Ich hab den Job trotzdem angenommen!“, sagte Buffy. Für einen Moment war es völlig still in der Küche. „Du hast was?“, fragte Willow fassungslos. „Aber Buffy...“ „Ja ich weiß was du sagen willst. Aber der Sensei braucht Hilfe und die anderen Menschen in diesem Viertel auch. Die Polizei unternimmt nichts, also werde ich versuchen zu helfen. Mit dem Dojo fang ich an und dann sehe ich weiter.“, unterbrach Buffy Willow.
„Ich finde, das klingt ganz vernünftig!“, sagte Kennedy. „Muss ich auch zugeben!“, sagte Xander. „Aber das ist gefährlich!“, sagte Dawn. Sie klang aufgebracht. „Die haben bestimmt Pistolen und so was! Und sie schlagen die Leute gern krankenhausreif.“ „Dämonen sind auch nicht gerade zimperlich!“, bemerkte Buffy. Dawn schwieg, denn Buffy hatte Recht. „Denkst du nicht, dass sie das Dojo jetzt in Ruhe lassen, nachdem du die Kerle rausgeschmissen hast?“, fragte Willow. Buffy schüttelte den Kopf. „Nein, das denke ich nicht! Es klang nicht so, als würden diese Typen so schnell aufgeben. Vor allem haben sie mich noch gewarnt. Es wäre ein großer Fehler, wenn ich bleibe!“ „Also wärst du mittendrin, selbst wenn du dem Sensei nicht helfen würdest!“, stellte Xander fest. „Sieht so aus. Ich nehme an, Satyros wird es nicht gefallen, dass der Sensei Hilfe bekommen hat!“ stimmte Buffy zu.
 
Hier kommt das nächste Stückchen :)

Willow runzelte die Stirn. „Was hast du, Süße?“, fragte Kennedy. „Dieser Name. Er kommt mir so bekannt vor!“, gab Willow zu. „Da sind wir schon zwei. Ich weiß, ich hab ihn schon mal gehört oder gelesen, aber ich konnte ihn nirgends unterbringen. Kommst du drauf?“, fragte Buffy die junge Hexe. Willow schüttelte den Kopf. „Nein, leider nicht!“, gab sie zu. „Es wäre auf keinen Fall falsch, wenn du ein paar Nachforschungen über diesen Verbrecherboss anstellst. Vorzugsweise solche Sachen, die nicht gerade in der Zeitung stehen!“, bat Buffy Willow, die leicht nickte. Auch wenn ihr das ganze nicht gefiel. Das normale Verbrechen war manchmal furchterregender, als die schrecklichsten Dämonen. Sie spürte einen leichten Stich im Herzen, als sie vor ihrem geistigen Auge Tara tot zu Boden fallen sah. Sie war durch einen Menschen gestorben. Und sie hatte nichts dagegen tun können. Und das tat weh. Es tat immer noch weh. Willow hatte mit Kennedy nie darüber gesprochen, aber im Grunde ihres Herzen liebte sie Tara immer noch. Sicher sie liebte auch Kennedy, doch sie konnte ihre Gefühle für Tara nicht vergessen und sie waren auch nicht schwächer geworden. Manchmal fragte Willow sich, ob sie Kennedy auf diese Weise betrog.
„Vielleicht kann unser Superhirn Giles etwas damit anfangen!“, sagte Xander. „Du willst ihn doch nicht stören, oder?“, fragte Buffy und musste schmunzeln, als sie daran dachte, was der Wächter gerade tat. Xander musste lächeln. „Nein, um dieses Vergnügen will ich ihn nicht bringen!“, sagte Xander. Die anderen mussten auch lachen.
Giles war gerade mit ein paar der Jägerinnen unterwegs, um sie noch ein wenig zu trainieren, bevor er sie entgültig in die Welt der Dämonen entließ. Sie hatten sich zwar in der Schlacht gegen die Turok-Hans gut geschlagen, doch Giles, wie auch Buffy dachten, dass das allein als Training nicht ausrechte. Und so hatte Giles die ganze Truppe genommen und war zu einer alten verlassenen Rangerstation gegangen, um sie dort zu trainieren. Faith und Robin Wood hatten sie begleitet und wahrscheinlich war Giles in diesem Moment einem Nervenzusammenbruch gefährlich nahe.

Kapitel III

Verlassene Rangerstation

Der dichte Wald war wunderschön und die abendliche Stille wurde nur von dem Zwitschern eines Vogels und dem Zirpen der Grillen unterbrochen. Es hätte so schön sein können, wenn nicht in diesem Moment ein lauter Kampfschrei durch den Wald hallte und das Klirren von Metall durch die Dämmerung schallte. Ein Vogelschwarm flog aufgeschreckt in die Nacht davon.
Giles raufte sich die Haare, bevor er lauthals schrie: „Stopp!“ Dieses einfache Wort verstand sogar Chao Ahn. Sie ließ ihr Schwert sinken und starrte den Wächter an. Was hatte sie falsche gemacht? „Was ist denn nun schon wieder?“ Ronah war sichtlich genervt. Alle fünf Minuten schien Giles einen Fehler zu finden. „Du lässt deine Schulter fallen, Ronah. Dadurch könnte Chao Ahn dich aufspießen, weil deine Deckung eine Lücke bekommt. Wäre sie ein Dämon, wärst du nach den ersten Minuten schon tot gewesen!“, erklärte Giles, der sichtlich genervt klang. „Er hat Recht!“, sagte Faith. „Auf diese Weise bietest du dich deinem Gegner gerade zu an, dich zu töten!“ Chao Ahn blickte Giles fragend an. Sie hatte so gut wie gar nichts verstanden. Wie so oft. Sicher, sie wusste worum es ging. Ihr Wächter hatte sie schließlich ein wenig unterrichtet, bevor er gestorben war, aber dass sie nichts verstand, war schlimm. Es machte sie hilflos und sie fühlte sich auch allein, weil keines der anderen Mädchen sie verstand.
„Dann sagen sie mir Obi Van, wie kann ich es besser machen!, sagte Ronah genervt. „Etwas mehr Respekt wäre wohl abgebracht!“, sagte Faith bestimmt. „Du behandelst ihn auch nicht gerade mit Respekt!“, sagte Ronah. „Das stimmt!“, sagte Vi, die neben Robin stand. „Bei mir ist das auch was anderes!“, sagte Faith. „Was du nicht sagst!“, schmunzelte Robin. „Ja... Giles und ich haben eine ganz besondere Bindung zueinander!“, sagte Faith übertrieben. Giles rollte genervt mit den Augen. Noch weitere fünf Minuten und er würde freiwillig vom nächsten Berg springen.
Ronah zog skeptisch die Augenbrauen hoch: „Stimmt doch Giles, oder?“, wandte sich Faith gespielt verzweifelt an Giles. „Ich denke, wir machen für heute Abend Schluss!“, sagte Giles und ignorierte die Frage. „Schon?“, fragte Ronah enttäuscht. Auch wenn Giles laufend was zu meckern hatte, so gefiel ihr das Training trotzdem. Giles nickte. Er war zu müde, um noch etwas zu sagen. „Nicht so lange ich noch mein Schwert in der Hand halte!“, sagte Ronah trotzig, Faith macht blitzschnell einen Schritt nach vorn und trat Ronah das Schwert aus der Hand. „Dann wäre das ja geklärt!“, sagte Faith nur und ignorierte Ronahs wütenden Blick.
„Das Essen ist fertig!“, rief plötzlich jemand vom ehemaligen Haupthaus aus. Giles blickte auf. In der Eingangstür stand Andrew mit Schürze und selbstgebastelter Kochmütze und winkte die anderen lächelnd rein. „Na hoffen wir, dass es dieses Mal nicht so scharf ist, dass wir in den Fluss springen müssen!“, murmelte Faith, als sie an Giles vorbei ging. Giles musste schmunzeln. Faith konnte Andrew nicht besonders leiden. Doch der Junge gab sich alle Mühe, um in der Gruppe anerkannt zu werden. Er kochte und kümmerte sich um den wenigen Haushalt, während Giles mit Faith und Robin dafür sorgte, dass die frisch gebackenen Jägerinnen mehr Kampftechniken und der gleichen lernten.
Ronah, Chao Ahn und Vi folgten Faith, die gerade Andrew ins Haus zurück scheuchte. Giles blickten ihnen nach. Dann blickte er sich hier um. Es war das beste, das er hatte finden können, um die Mädchen zu trainieren. Die restlichen hohen Mitglieder des Rates unterstützten ihn dabei. Sie waren wild entschlossen, der Rat wieder richtig aufzubauen. Doch Giles zweifelte daran, ob das wirklich eine so gut Idee war, wie die meisten Wächter dachten. Es würde es einfacher machen, all die neuen Jägerinnen aufzuspüren und sie zu unterrichten, doch Giles zweifelte daran, ob die Mädchen ein paar Menschen brauchten, die ihnen Befehle erteilten. Die meisten Wächter waren so. Er war es auch mal gewesen. Doch er hatte schnell eingesehen, dass er damit bei Buffy nichts erreichte. Er hatte sich auf ihr Gespür verlassen und sie auf sein Wissen. Sie hatten ein Vertrauen zueinander aufgebaut, dass in den letzen Jahren immer wieder vor Proben gestanden hatte.
„Haben sie keinen Hunger?“, fragte Robin, als er an Giles vorbei Richtung Haus ging. „Doch, das schon“, sagte Giles und rückte seine Brille zurecht. „Ich will nur noch ein wenig die Stille hier genießen, bevor ich wieder in dieses Irrenhaus trete!“, fuhr der Wächter fort und machte dabei eine weit ausschweifende Handbewegung. „Ich kann sie verstehen. Mit dieser Bande hat man es nicht leicht!“, sagte Robin und verschwand im Haus. Giles blickte dem ehemaligen Schulleiter hinterher. Er fragte sich, was dieser jetzt wohl machen würde. Robin Wood konnte sicher in einer anderen Schule unterkommen, es stellte sich die Frage, ob er das wirklich wollte. Giles war es nicht entgangen, dass sich der ehemalige Schuldirektor in Faith verkuckt hatte. Er fragte sich, wie es mit den beiden wohl weiterging.
Giles schüttelte leicht den Kopf. Er machte sich immer über andere Gedanken. Während er langsam auf das Haus zuging, dachte er an Buffy und die anderen. Was sie wohl gerade taten? Er beschloss, sie anzurufen. Immerhin musste er auch erfahren, ob es mit Buffys Job geklappt hatte. Wenn er sich recht erinnerte, hatte sie heute ein Vorstellungsgespräch gehabt.
Als Giles eintrat, herrschte das allgemeine Chaos und er bereute es schon fast, dass er nicht draußen geblieben war. Doch sein Magen hatte ihm etwas anderes gesagt. Giles musste schmunzeln. Andrew sah in seiner Verkleidung als Koch total lächerlich aus, doch eines musste er zugeben. Andrew war ein ausgezeichneter Koch. Das hätte er dem Jungen gar nicht zugetraut.
Giles ließ sich müde auf einen der klapprigen Stühle fallen und starrte dann auf den Teller, den Andrew vor ihm hinstellte. Ihm lag die Frage auf der Zunge, was diese rotbraune Masse sein sollte. „Das ist Chili!“, sagte Andrew vergnügt, als er Giles Gesichtsausdruck sah. „Also läuft alles wieder auf einen Abend am Fluss hinaus!“, sagte Faith, während sie sich etwas vom Baguette abbrach. Andrew sah leicht gekränkt aus. Er füllte seinen Teller und setzte sich den anderen. Faith griff nach einer der Wasserflaschen auf den Tisch und stellte sie offen neben ihren Teller, damit sie jederzeit das Chili löschen konnte. „So scharf ist es nicht!“, meinte Andrew eingeschnappt. „Das zu beurteilen überlässt du lieber mir!“, sagte Faith und tunkte ihr Brot in die heiße Masse aus Gehacktes und Bohnen. Fast misstrauisch steckte sie sich den Bissen in den Mund und kaute. Die anderen sahen ihr dabei zu. Sie wollten ihre Reaktion abwarten, bevor sie sich selbst an das Essen heran trauten.
„Es ist sehr scharf!“, sagte Faith, nachdem sie geschluckt hatte und mit einem Schluck Wasser nachspülte. „Aber ich muss zugeben, es ist auch ziemlich lecker!“ Andrew strahlte über das ganze Gesicht. Nun begannen auch die anderen zu essen. Giles blickte dabei immer noch immer etwas zögern auf seinen Teller. Er war scharfes Essen nicht gewöhnt.
 
„Was macht B zur Zeit eigentlich? Macht unser Schlund denn zur Zeit Probleme?“, fragte Faith. Giles schluckte seinen ersten Bissen Chili und schüttelte leicht den Kopf. „Ich weiß nicht. Ich wollte sie aber nachher anrufen, um nachzufragen, ob alles okay ist!“, antwortete Giles. „Meint ihr nicht, dass sie sich schon gemeldet hätte, wenn es Probleme gäbe?“, fragte Ronah, nachdem sie ein Schluck Wasser getrunken hatte. „Wenn es zu richtigen Probleme kommt, hat man meistens nicht die Zeit, noch irgendwen anzurufen!“, bemerkte Faith. „Es kann doch nicht viel schlimmer sein, als Sunnydale!“, sagte Robin. „Oder?“ „Das kommt darauf an, wie aktiv unser Schlund in Cleveland ist. Der in Sunnydale war eine sehr dünne Barriere und er war auch schon mehrmals offen. Ich schätze dadurch hatte er eine stärkere Anziehungskraft. Den in Cleveland müssen wir erst studieren. Vor allem müssen wir herausfinden, wo genau er sich in der Stadt befindet.“, antwortete Giles. „Gibt es darüber denn keine Aufzeichnungen?“, fragte Robin erstaunt. Giles schüttelte den Kopf. „Die einzigen, die man hätte fragen können, waren die Wächter, die dort gelebt haben, doch sie waren eines der ersten Opfer der Todesboten!“, sagte Giles. Seine letzten Worte betrübten alle ein wenig. Anwärterinnen und ihre Wächter waren in den letzten Monaten getötet worden, damit die Macht des ersten Bösen Einzug auf Erden halten konnte. Diese böse Macht hatte keine körperliche Gestalt, doch wenn sein Plan gelungen wäre, hätte sie in jeden Menschen fahren und noch mehr Schaden anrichten können, als sie ohnehin schon getan hatte.
„Hey, hatte B nicht ein Vorstellungsgespräch?“, fragte Faith, um das Thema zu wechseln. „Ja, als Bürotussi!“, sagte Ronah. „Was meiner Meinung nicht zu ihr passt. Ich meine könnt ihr sie euch und Rock und Blazer vorstellen?“ Faith schüttelte den Kopf. Das konnte sie wirklich nicht. Buffy war nicht der Typ, der den ganzen Tag im Büro sitzen konnte. Sie brauchte auch Action.
Nachdem sie fertig waren und sich die Mädchen stritten, wer denn heute mit dem Abwasch dran sei, schnappte sich Giles das Satellitentelefon und ging wieder nach draußen. Er wählte Buffys Nummer in Cleveland. Das Freizeichen erklang. Es dauerte eine Weile, bevor jemand ran ging. „Ja?“, fragte eine ihm vertraute Stimme. „Willow?“, fragte Giles zögernd. „Hey Giles, schön, dass sie auch mal wieder was von sich hören lassen!“, begrüßte die junge Hexe ihn. „Ich hab doch erst vor zwei Tagen angerufen!“, stelle Giles irritiert fest. „Ach sie wissen doch, wie ich das meine!“, entgegnete Willow. „Und wie läuft es dort oben?“ „Ganz gut. Zum ersten Mal bin ich froh, dass nicht alle Mädchen mitwollten. Selbst mit den dreien ist das hier das reinste Chaos.“, gestand der Wächter. „Wie lauter kleine Buffys!“, sagte Willow amüsiert. „Was ist wie ich?“, hörte Giles die Jägerin im Hintergrund. „Oh nein Willow, viel schlimmer!“, sagte Giles. Willow lachte. „Gibst du mir mal Buffy?“, fragte Giles dann. „Sekunde!“, sagte Willow und verschwand vom Telefon.
„Hallo?“, sagte Buffy kurz darauf in den Hörer. „Hallo Buffy!“, antwortete Giles. „Also, was ist wie ich?“, fragte Buffy. Giles blinzelte erst einmal irritiert, bevor er antwortete. „Das ist doch unwichtig!“ „Für sie vielleicht!“, meinte Buffy leicht eingeschnappt. „Was gibt es?“, fragte sie dann in einem versöhnlichen Ton. „Ich wollte nur mal fragen, wie deine Jobsuche war und ob sonst alles okay bei euch ist!“, erklärte Giles seinen Anruf. „Es ist alles okay!“, antwortete Buffy. „Der Schlund scheint in einer Ruhephase und es lassen sich nur die üblichen kleinen Dämonen blicken. Vampire und so!“ „Und dein Vorstellungsgespräch heute?“, fragte Giles nach. „Na ja...“, druckste Buffy herum. „Sie haben dich nicht angenommen!“, sagte Giles wissend. „Aber ich habe trotzdem einen Job gefunden!“, sagte Buffy in einem Ton, als hätte Giles sie gekränkt. „Wirklich? Das ist doch toll!“, rief der Wächter aus. Buffy atmete geräuschvoll aus. „Etwa nicht?“, fragte Giles. „Es schein da ein kleines Problem zu geben!“, sagte Buffy zögernd. „Welches?“, fragte Giles, dem der Unterton in Buffys Stimme nicht entgangen war. „Wissen sie, ich war auf den Weg nach hause, als mir dieser Zettel ins Gesicht flog. Ein Dojo hat einen Kampfsportlehrer gesucht!“, begann Buffy. „Ich bin hin und hab den Job trotz fehlender Referenzen bekommen. Nur das Dojo scheint in ernsten Schwierigkeiten. Am Abend waren solche Schläger dort und wollten en Sensei dazu zwingen, ihre Leute zu unterrichten. Ich hab sie rausgeworfen, aber ich befürchte, sie werden wiederkommen. Und es wird ihnen nicht gefallen, dass ich immer noch dort bin. Ich hab den Vertrag trotzdem unterschrieben, auch wenn der Sensei mir indirekt davon abgeraten hat!“ „Das ist sehr gefährlich Buffy. Es kann sogar gefährlicher sein, als sich mit Dämonen anzulegen!“, sagte Giles warnend.
„Das weiß ich!“, sagte Buffy. „Aber die Polizei unternimmt nichts, obwohl sie alles weiß. Und der Boss der Schläger beherrscht schon fast ein ganzes Viertel!“ „Das klingt wirklich übel!“, sagte Giles. „Der Sensei braucht Hilfe. Giles. Ich weiß einfach, dass es richtig ist!“, sagte Buffy leicht aufgebracht, denn ihr war der zweifelnde Unterton in der Stimme des Wächters nicht entgangen. „Was wirst du tun?“, fragte Giles. „Ich werde das Dojo so gut es geht schützen und Willow versucht, etwas über diesen Verbrecherboss Satyros herauszubekommen!“, antwortete Buffy. „Satyros?“, fragte Giles. „Der Name kommt mir bekannt vor!“ „Da sind sie nicht der einzige!“, sagte Buffy. „Kommen sie vielleicht darauf, was dahinter steck? Ich weiß nämlich nicht, wo ich ihn hin stecken soll!“ „Ich kenne ihn, aber im Moment wüsste ich auch nicht woher!“, gab Giles zu. „Aber anscheinend ist dieser Typ kein Unbekannter. Sei also bitte sehr vorsichtig!“, bat Giles sie. „Ist gut!“, sagte Buffy. „Und wie läuft es bei ihnen? Treibt die Bande sie in den Wahnsinn?“ Giles seufzte. Es schien jeden tierisch zu freuen, dass er drei junge Jägerinnen und einen ehemaligen Möchtegernganoven betreuen musste. Faith war nicht gerade eine Hilfe. Und Robin? Tja, die Mädchen hörten auch nicht unbedingt auf ihn. Doch Giles war froh, dass wenigstens ein Erwachsener dabei war, sonst hätte er sicher längst die Flucht ergriffen. „Geht so!“, sagte er dann. „Sie sind ein schlechter Lügner!“, sagte Buffy lachend. „Findest du?“, fragte Giles zurück. Buffy lachte nur und das war Giles Kommentar genug. Das Scheppern von Geschirr ließ ihn zusammenzucken. „Ich sollte lieber wieder rein gehen, bevor wir kein Geschirr mehr haben!“, sagte der Wächter. „Okay. Wann kommen sie wieder?“, fragte Buffy. „Weiß ich noch nicht. Vielleicht komm ich mal ein paar Tage nach Cleveland und hoffe, dass sie sich hier gegenseitig umgebracht, wenn ich wiederkomme!“, sagte Giles spöttisch. „Na dann. Grüßen sie die anderen!“, sagte Buffy lächelnd, bevor sie auflegt.
Giles schaltete das Satellitentelefon aus und blickte sich den trügerisch stillen Wald an. Es war ein selten schönes Stückchen Land. Und da es nur einen halben Tag mit dem Auto von Cleveland entfernt war, war es sehr praktisch, sollte der Schlund Probleme machen. Innerhalb eines Tages konnte Verstärkung angekommen sein. Es konnte auch zu spät kommen, aber er hatte nichts gefunden, was sich näher an Cleveland befand. Jedenfalls nichts, was er für sein Vorhaben, die neuen Jägerinnen zu trainieren, hätte nutzen können. Die verlassene Rangerstation war das einzige gewesen. In den letzten Tagen hatten sie viel von allem wieder in Schuss gebracht, aber es gab noch viel zu tun. Das Training kam da leider zu kurz. Aber Giles konnte sich das Trainingslager schon richtig vorstellen. Und vielleicht würden hier nicht nur die Jägerinnen aus Amerika unterrichtet, sondern aus der ganzen Welt. Aber bis dahin war es noch ein weiter Weg und Giles wusste, dass er womöglich auch mit den restlichen Ratsmitglieder zusammenarbeiten musste. Doch das war ein geringes Opfer, wenn dafür weniger Jägerinnen sterben mussten, weil sie unausgebildet waren und keinerlei Erfahrung hatten.
Giles seufzte müde und ging zurück ins Haupthaus. Er hatte noch viel Arbeit vor sich.

Am nächsten Morgen verschlief Giles. Letztendlich hatte er dann am Abend nachgegeben und hatte selbst abgewaschen, um dem ewigen Gezänk ein Ende zu bereiten. In der Nacht hatte er von Monstern geträumt, die ihn dazu gezwungen hatten, den Abwasch der ganzen Welt zu beseitigen. Und während die Stapel von schmutzigen Geschirr immer größer geworden waren, war er immer kleiner geworden.
Als Giles jetzt seine Beine aus dem Bett schwang, war er so gerädert, als hätte er wirklich die ganze Nacht abgewaschen.
 
Am nächsten Morgen verschlief Giles. Letztendlich hatte er dann am Abend nachgegeben und hatte selbst abgewaschen, um dem ewigen Gezänk ein Ende zu bereiten. In der Nacht hatte er von Monstern geträumt, die ihn dazu gezwungen hatten, den Abwasch der ganzen Welt zu beseitigen. Und während die Stapel von schmutzigen Geschirr immer größer geworden waren, war er immer kleiner geworden.
Als Giles jetzt seine Beine aus dem Bett schwang, war er so gerädert, als hätte er wirklich die ganze Nacht abgewaschen.
Nachdem er die selbstgebaute Dusche benutzt hatte, die nur kaltes Wasser vom Fluss führte, war er einigermaßen munter. Trotzdem schleppte er sich mühsam in die Küche und ließ sich schwer auf einen der Stühle fallen. Die anderen saßen missmutig am Tisch. Giles wurde misstrauisch. „Was ist?“, fragte er. „Das Müsli ist alle. Jemand hat vergessen, es auf die Liste zu schreiben. Und die anderen Vorräte gehen auch langsam zur Neige!“, antwortete Andrew für die Mädchen. „Wir müssten einkaufen gehen!“ „Wir?“, fragte Giles. „Ich bin der Koch und sie haben das Geld. Das ist doch klar!“, entgegnete Andrew. Giles wusste nicht, ob er über diesen Kommentar wütend sein oder lachen sollte. „Wir gehen nachher. Der Lebensmittelladen wird bestimmt noch nicht offen haben!“, sagte Giles und griff dankbar nach der Tasse Kaffee, die Robin ihm reichte. „Ich komm auch mit!“, sagte Faith. „Ich muss mal was anderes sehen, als Bäume!“ „Kommen sie denn allein mit den anderen klar?“, wandte sich Giles an Robin. „Hey!“, protestierten Ronah und Vi einstimmig, während Chao Ahn die anderen nur verständnislos anblickte. Robin nickte. „Klar. Wir werden die restlichen Möbel in Schuss bringen!“, sagte er dann. Ronah verdrehte genervt die Augen. „Muss das sein?“, fragte sie. „Wenn wirklich noch andere Jägerinnen hier her kommen, muss es hier wenigstens etwas anständig sein!“, sagte Robin bestimmt. „Ich würde lieber weiter die Umgebung erkunden!“, sagte Vi zögernd. „Das kannst du. Ich habe mir überlegt, dass wir früh ein Joggingprogramm durchführen können!“, sagte Giles und schmunzelte. als er Vis entsetztes Gesicht sah.
„Fahren wir in die Stadt!“, sagte Giles dann, nachdem er seinen Rest Kaffee in einem Zug geleert hatte. Faith sprang auf. Andrew tat es ihr nach und warf dabei seinen Stuhl um. Er lief rot an und stellte den Stuhl verlegen wieder hin. Giles hätte am liebsten die Augen verdreht. Er konnte förmlich sehen, wie sich Andrew eine Entschuldigung zurecht legte. Schnell ging er zur Tür. Er wusste einfach nicht, wie er mit diesem Jungen umgehen sollte. Andrew war unsicher und auch ängstlich, davon war Giles überzeugt. Er hatte Angst, dass er verlassen wurde, dass er allein war. Giles hoffte, dass sich der Junge hier nicht ganz so allein vorkam. Er wusste aus Erfahrung, wie schwierig Jägerinnen sein konnten. Und wenn man dann auch noch mehr als eine um sich hatte, konnte man leicht die Nerven verlieren. Jägerinnen waren oft sehr anstrengend. Während Andrew seine Entschuldigung stammelte, verließ Giles das Haus.

Kapitel IV

Little Creek

Little Creek war eine kleine Stadt, die noch nicht mal auf den Karten Ohios verzeichnet war. Es lebten nicht besonders viele Menschen hier. Die meisten waren alt. Würden sich nicht hin und wieder Touristen in die Stadt verirren, wäre sie sicher schon längst ausgestorben. Die Rangerstation lag etwas eine Stunde Fahrt mit Auto entfernt von ihr entfernt.

Andrew trat zu Giles und legte das Gemüse und das Obst in den Korb. „Wo ist Faith?“, fragte Giles, als er die dunkelhaarige Jägerin nicht entdecken konnte. „Sie ist gegangen und hat gesagt, wir würden uns am Auto treffen!“, antwortete Andrew. „Großartig!“, sagte Giles genervt. „Sie hätte uns helfen können!“ Giles betrachtete den Einkaufkorb, der zum Bersten voll war. Und dabei hatten sie noch nicht mal alles, was sie brauchen würden. „Ich denke, sie ist es nicht gewöhnt, so der Wildnis zu sein und in so einem Kaff einkaufen zu gehen!“, nahm Andrew Faith in Schutz. „Das sind wir alle nicht. Doch Faith ist schon durch die Lande gezogen. Sie müsste besser damit zurecht kommen als wir!“, sagte Giles und schob den vollen Wagen weiter zu den Konserven. „Vielleicht will sie kämpfen!“, meinte Andrew. Giles blickte ihn irritiert an. „Na ja, sie ist eine Jägerin. Vielleicht bracht sie das dann irgendwie!“, erklärte Andrew unsicher seinen Kommentar. „Als ob das Training nicht reichen würde!“, murmelte Giles vor sich hin. Faith übernahm viele der Trainingsstunden von Ronah, Vi und Chao Ahn. Sie müsste doch dabei eigentlich genug zu kämpfen haben. Sicher, es war nicht das gleiche, als wenn sie gegen Dämonen kämpfte, aber es musste doch auch befriedigen. Faith hatte die Jagd schon immer geliebt und hat sie voll ausgekostet. Vielleicht war das der Grund, warum sie auf der dunklen Seite gelandet war. Giles schüttelte den Kopf. Er machte sich zu viele Gedanken um Faith. Sicher, sie war böse gewesen, doch sie schien sich doch geändert zu haben. Er sollte ihr etwas mehr vertrauen. Doch das fiel Giles unheimlich schwer. Und er wusste nicht mal genau wieso. Es konnte nicht nur an ihren Taten liegen. Giles seufzte und wandte sich wieder dem Einkauf zu.

Faith schlenderte durch die schmalen Straßen von Little Creek. So früh am Morgen waren kaum Leute unterwegs und Faith war froh darüber. Die Menschen starrten sie und die anderen immer so an. Es war offensichtlich, dass sie nicht aus der Gegend kamen.
Tief atmete Faith die frische Luft ein und beruhigte sich wieder ein bisschen. Sie wollte einfach mal alles vergessen. Doch das konnte sie nicht. Immer wenn sie allein war fragte sie sich, ob es richtig gewesen war, Giles und Robin zu begleiten. Sicher, sie hatte Robin gern. Mehr als das sogar. Doch genau das machte ihr Angst. Sie hatte noch nie solch intensive Gefühle für einen Mann gehabt. Dass er paar Jahre älter war als sie, störte sie nicht. Sie hatte nur Angst, wo sie das hinführen würde.
Faith seufzte. Vielleicht war es nicht richtig gewesen, hierher zu kommen, aber sie hatte es gewollt. Auch wenn es jetzt viele Jägerinnen auf der ganzen Welt gab. Jetzt fühlte sie sich gebraucht und akzeptiert. Und das war ein tolles Gefühl. Sie blieb stehen. Die Hauptstraße schien sich ewig hinzuziehen. Um sie herum standen jetzt verlassene Häuser und ein paar Lagerhallen. Keine Frage. Faith war in den Slums von Little Creek gelandet. Mit einer Hand schirmte sie ihre Augen vor der Sonne ab und versuchte abzuschätzen, wie lang die Straße war. Ihre Augen waren etwas besser, als die der normalen Menschen, aber dennoch hatte sie es gesehen. Eine junge Frau wurde gerade gegen ihren Willen in einer der Hallen gezogen.
Ohne zu zögern spannte Faith ihre Muskeln an und sprintete los. Um verwirrte und neugierige Blickte brauchte sie sich hier nicht zu scheren. Sie war völlig allein. Und anscheinend gab es auch hier böse Kreaturen. Faith bremste erwartungsvoll vor der Halle ab und riss die Seitentür, durch die Frau und ihr Angreifer verschwunden war, auf. Die Tür war baufällig und verrostet und so wurde sie von Faith aus den Angeln gerissen. Faith schwankte zurück und warf die Tür achtlos zur Seite. Sie ignorierte das dabei entstehende Scheppern und trat in das Dämmerlicht der Halle.
 
Innen war erschreckend still und kalt. Faith kniff leicht die Augen zusammen und versuchte, in den Schatten etwas auszumachen. Sie war sich sicher, dass die Frau in diese Lagerhalle gezogen worden war. Sie lauschte angestrengt, konnte aber keinen Laut ausmachen. Es war tödlich still.
Faith trat weiter in die Halle hinein und musterte das Innere intensiv. Bis auf wenige Kisten war die Hatte leer. Auch auf der Galerie konnte sie nichts entdecken. Faith ging mit schnellen Schritten durch die Halle auf den hinteren Bereich zu, wo sie halb im Schatten verborgen eine Tür ausgemacht hatte. Diesmal öffnete sie die Tür vorsichtiger, damit sie nicht noch mehr auf sich aufmerksam machte. Die Angeln quietschten und Faith biss die Zähne zusammen. Hoffentlich hatten der Entführer, ob nun Mensch oder Dämon, das nicht gehört. Hinter der Tür befand sich ein kleiner Raum und eine Treppe, die nach unten führte.
Faith lauschte erneut und konnte das gedämpfte Wimmern einer Frau ausmachen. Sie zog den Pflock, den sich bei sich hatte hervor und stieg so leise und so schnell wie möglich die Stufen hinunter, die unter ihrem Gewicht protestierend knarrten. Faith hoffte, dass der Entführer das nicht hörte, denn in ihren Ohren waren diese Geräusche viel zu laut. Je tiefer sie stieg, desto dunkler wurde es um sie herum. Das Wimmern der Frau wurde lauter. Faith konnte Stimmen hören. Sie lachten. Es waren mindestens zwei.
Dann hatte Faith den Fuß der Treppe erreicht und blieb in dem dunklen Gang stehen, in dem sie mündete. Nun konnte sie das Wimmern der Frau ganz deutlich vor sich hören. Sie hatte Angst.
Faith wartete ein paar Sekunden, bis sie wieder besser sehen konnte und schlich dann den Gang entlang. Sie kam an viele Türen vorbei. Anscheinend hatte diese Halle auch für etwas anderes gedient, denn im Grundriss konnte sie unmöglich so groß sein. Faith schätzte, dass sie das Grundstück der eigentlichen Halle schon zwanzig Meter hinter sich gelassen hatte. Das Wimmern der Frau verstummte.
Faith begann zu rennen. Vor sich konnte sie einen schmalen Streifen Licht erkennen, der durch eine angelehnte Tür auf den Gang fiel. Ohne darüber nachzudenken, riss sie die Tür auf und stürmte in den Raum, der sich dahinter befand.
In einer Sekunde erfasste Faith die Situation. Die Frau lag bewusstlos am Boden. Zwei Dämonen beugten sich über sie, mit weit offenen Mund, so als hatten sie die Frau verschlingen wollen. Sie sahen beide gleich aus. Ihre menschlichen Gesichter wirkten wie Zwillinge. Ihre Augen jedoch leuchteten rot und ihre Hände waren reißende Klauen gewichen.
Faith’ Griff um den Pflock wurde stärker. Ohne Furcht blickte sie den Dämonen in die Augen. „Die Party ist vorbei Jungs!“, sagte sie bestimmt und trat noch ein paar Schritte auf die beiden zu, die sich von der Frau zurückzogen und auf Faith zugingen. „Wir haben nichts gegen eine kleine Vorspeise!“, sagte einer der Dämonen und betrachtete Faith gierig von oben bis unten. Faith lächelte ihn spöttisch an und nahm langsam Kampfstellung ein. Der Raum war groß, doch er war so mit Kisten und Metallregalen vollgestellt, dass Faith weniger Platz zum Kämpfen haben würde, als sie in den letzten Tagen durch das Training gewöhnt war.
Die Dämonen lachten leise, als Faith den Pflock anhob. „Denkst du, dass du uns damit aufhalten kannst?“, fragte einer der Dämonen spöttisch. „Willst du es nicht ausprobieren?“, fragte Faith genauso spöttisch zurück. „Oder hast du Angst.“ „Ich habe vor gar nichts Angst!“, fauchte der Dämon und sprang auf Faith zu.
Im letzten Moment duckte sich die Jägerin, so dass der Dämon über sie hinweg in den Gang segelte. Ein dumpfer Laut und ein unterdrückter Schmerzensschrei zeigten ihr, dass er nicht gerade sanft gelandet war.
Faith trat ein paar Schritte seitlich zurück, so dass sie beide Dämonen im Auge behalten konnte. Sie war zwischen ihnen eingekesselt. Doch sie hatte keine Angst. Adrenalin schoss durch ihren Körper. Sie spannte ihre Muskeln an.
Als der erste Dämon erneut auf sie zustürzte, wich Faith nicht aus. Sie nutzte seinen eigenen Schwung gegen ihn und warf ihn so gegen seinen Kumpanen. Die beiden stolperten zurück und stießen gegen ein volles Regal. Es schwankte bedenklich, während die beiden auf dem Boden landeten und versuchten, ihre Glieder wieder zu ordnen. Gerade als sie sich aufrichten wollten, kippte das Regal um und begrub die beiden unter sich.
Faith wusste, dass die beiden das nicht lange aufhalten würde, doch es war ihre einzigste Chance, die Frau in Sicherheit zu bringen, damit sie sich voll auf den Kampf konzentrieren konnte. Sie rannte zu der Frau und kniete sich neben sie.
Faith konnte das Knirschen des Metalls und das wüste Fluchen der Dämonen bereits hören. Sie zog die Frau von Boden hoch und schlug ihr ins Gesicht. „Kommen sie schon. Wachen sie auf!“, sagte Faith und schlug die Frau wieder. Sie warf einen Blick zum Regal. Eine Krallenhand wühlte sich bereits aus den Kisten und Streben hervor.
Die Frau stöhnte. „Kommen sie schon!“ Flatternd öffneten sich die Augen der Frau. Sie blickte Faith irritiert an. „Kommen sie, ich helfe ihnen auf!“, sagte Faith und zog die Frau hoch, als die nächste Klauenhand erschien. Das Regal wurde heftig bei Seite geschleudert. Die Frau kreischte erschocken auf. Hätte Faith sie nicht gestützt, währe sie sicher umgekippt. „Können sie laufen?“, fragte Faith, während sie zu den Dämonen blickte, die sich nun von dem Unrat befreiten, der im Regal gelegen hatte. Die Frau kreischte nur noch. Faith stieß sie zur Tür. „Laufen sie den Gang entlang und dann die Treppe hoch!“ Die Frau stand stocksteif da und starrte die Dämon panisch an. „Wirst bald!“, sagte Faith barsch. Die Frau blinzelte Faith irritiert an. Einen Moment wusste sie nicht, ob sie vor Faith mehr Angst haben sollte, als vor den Dämonen. „Verschwinden sie endlich!“, schrie Faith die Frau an. Mit einem spitzen Schrei und einen letzten Blick auf die Dämonen floh die Frau endlich durch den Gang Richtung Treppe.
Die Dämonen blickten Faith hasserfüllt an. „Du hast uns unser Frühstück versaut!“, zischte einer der beiden, der durch den Sturz eine üble Kopfwunde davongezogen hatte. Faith lächelte spöttisch. „Sie wäre eh nichts für eich gewesen. Da war ja gar nichts dran!“, sagte Faith und brachte ihren Pflock wieder in Position. Die Dämonenzwillinge knurrten böse. Und jetzt veränderten sich auch ihre Gesichter. Das Menschliche verschwand und machte einem verzerrten grüngrauem Gesicht platz. Die Augen leuchteten noch intensiver und die Zähne wuchsen so lang, dass sie weit aus dem Mund hinaus ragten. Faith verzog angeekelt das Gesicht.
„Du wärst doch der passende Ausgleich!“, meinte der andere Dämon gierig und stürmte auf Faith zu, die sich leicht zur Seite neigte und dem Dämon in den Magen trat. Vor ihrer Aktion überrascht, blieb ihm die Luft weg. Er hatte keine Zeit, um zu reagieren. Faith schickte ihn mit einem weiteren Tritt zu Boden. Ehe der Dämon reagieren konnte, stieß Faith ihm den Pflock ins Herz. Im Reflex stieß er sie von sich fort. Faith landete hart auf dem Rücken. Der andere Dämon segelte auf sie zu. Gerade noch rechtzeitig rollte sie sich zur Seite. Der Aufprall des Dämons erschütterte den Boden.
Faith holte mit den Beinen Schwung und eine Sekunde später stand sie wieder auf den Beinen. Verblüff starrte sie auf den Dämon, den sie erstochen hatte. Dieser richtete sich gerade mit vor Schmerz verzerrtem Gesicht auf und zog den Pflock geräuschvoll aus seiner Brust. Klappernd fiel das Stück Holz zu Boden. „Oh!“ Mehr bekam sie nicht raus. Jetzt saß sie gewaltig in der Tinte. Sie hatte das Herz verfehlt. Faith blickte sich nach einer anderen Waffe um. Das Regal war in seine Einzelteile zerfallen. Sie sahen nicht besonders stabil aus, aber vielleicht würden sie reichen, um die Dämonen zu köpfen. Sie sahen ziemlich scharf aus.
Faith hechtete nach vorn und schlug dabei einen Salto. Sie hatte die Dämonen kalt erwischt. Geistesgegenwärtig griff einer nach ihr. Er erwischte sie mit seinen Krallen an der Schulter. Faith biss die Zähne zusammen, rollte sich ab und kam neben den Regalresten wieder auf die Füße. Sie spürte, wie das Blut heiß aus ihrer Wunde schoss. Sie griff nach einer der Metallstreben und wirbelte gerade noch rechtzeitig herum, um den nächsten Angriff abzublocken. Sie packte den Arm des einen Dämonen und trat dem anderen zur Seite. Kurzerhand brach sie dem Dämon, den sie festhielt den Arm. Er ging unter den Schmerzen auf die Knie und brüllte laut auf. Faith ließ ihn los und holte mit der Metallstrebe aus. Das scharfkantige Metall fuhr tief in das Fleisch des Dämons. Es köpfte ihn nicht ganz, doch dieses Mal war er tot.
Als Faith ihre Waffe zurückzog, ergoss sich ein Schwall grünes Blut auf den Boden. Der andere Dämon starrte sie verblüfft an. „Was zum Teufel bist du?“, fragte er, schockiert und wütend zu gleich über den Tod seines Freundes oder Bruders. Faith war sich da nicht so sicher. Sie lächelte den Dämon nur spöttisch an. Für sie gab es keinen Grund, ihm auf die Nase zu binden, dass sie eine Jägerin war. Faith hatte längst gelernt, dass das nicht alles war. Sie war nicht nur eine Jägerin, sondern auch ein Mensch.
 
Faith’ Lächeln war zu viel für den Dämon. Er schnaubte wie ein Stier. Seine Augen blitzten auf und seine Krallen wurden noch länger. Faith verstärkte ihren Griff um ihre Waffe. Mit einen ohrenbetäubenden Kampfschrei griff der Dämon Faith an. Mit Mühe blockte sie ihn an und trat dem Dämon in den Magen. Er stolperte zurück. Faith nutzte das aus und setzte dem Dämon nach. Sie schlug und trat nach ihm und baute so allen Stress ab, der sich in dem letzten Monat in ihr aufgebaut hatte.
Der Dämon erwischte sie mit den Krallen an ihrer Wunde, die inzwischen wie Feuer brannte. Faith schrie mehr wütend, als vor Schmerz auf. Sie holte mit der Metallstrebe aus und zertrümmerte dem Dämon den Kehlkopf. Gurgelnd ging der Dämon zu Boden und Faith beendete alles mit einem sauberen Schlag.
Faith ließ die Metallstrebe fallen, welche laut klappernd auf dem Boden landete. Sie atmete tief durch und versuchte, ihr wie wild klopfendes Herz zu beruhigen. Sie legte ihre Hand auf die Wunde, um die Blutung einiger Maßen zu stoppen. Sie blickte sich kurz in dem Kellerraum um und verließ ihn dann. Die hasserfüllten Blickte, die ihr folgten, bemerkte sie dabei nicht.
Als Faith die Halle wieder verließ, musste sie erst mal blinzeln, um sich wieder an die Helligkeit zu gewöhnen. Tief atmete sie durch. Erst jetzt fiel ihr auf, wie abgestanden die Luft im Inneren gewesen war. Ihre Wunde an der Schulter brannte wie Feuer und Faith hoffte, dass der Dämon nicht irgendwie giftig gewesen war oder sie sich womöglich selbst in einem verwandelte.
Langsam ging Faith die Straße entlang und versuchte, so gut es ging, ihre Wunde zu verstecken, als sie wieder in ein etwas belebteres Gebiet kam.
Faith konnte Giles und Andrew schon vom weitem sehen. Sie standen beim Pick up und hielten nach ihr Ausschau. Sie beschleunigte ihre Schritte.

Kapitel V

Cleveland

Stefanos ging unruhig in dem breiten, mit dunklem Holz getäfelten Gang auf und ab. Er war so nervös, wie schon lange nicht mehr. Und wenn er ehrlich zu sich selbst war, musste er zugeben, dass er auch Angst hatte. Er hatte gestern Abend alles erledigen sollen, damit sein Boss Satyros endlich den Rest des Viertels unter Kontrolle hatte. Doch stattdessen brachte er die Nachricht, dass es weiterhin Ärger geben würde. Und das nicht zu knapp. Diese junge Frau, die bei Sensei Yen Lee nun arbeitete, war gefährlich. Ohne große Schwierigkeiten hatte sie seine Männer aufgemischt und rausgeworfen. Und er war sich sicher, dass seine Drohung, die er noch ausgesprochen hatte, nicht auf fruchtbaren Boden gelandet war. Er hatte es in ihren Augen gesehen. Sie würde kämpfen.
Eine junge Frau trat auf ihn zu. Stefanos mochte sie nicht. Sie wirkte immer so steif und streng, was ihr Alter Lügen strafte. „Mr. Satyros empfängt sie jetzt!“, sagte sie geschäftsmäßig und führte ihn den Gang entlang zu einer großen Eichentür, die düster vor ihm aufzuragen schien. Stefanos kam sich vor, als würde man ihm zum Henker führen. Die ritterlichen Waffen und die Ölgemälde, die die schrecklichsten Gestalten zeigten, die man sich nur vorstellen konnte, trugen auch nicht gerade zu seiner Beruhigung bei.
Die Frau ließ ihn vor der Tür stehen und verschwand wieder den Gang hinunter. Stefanos blickte ihr hinterher. Zögernd wandte er sich der Tür zu und hob seine Hand, um anzuklopfen. Er atmete noch mal tief durch, um sich zusammeln und klopfte dann an.
Es kam keine Antwort. Die Tür öffnete sich einfach, als stumme Bitte für sein Eintreten. Langsam trat Stefanos ein und versuchte, seine Angst zu unterdrücken. Er wusste, wie Satyros reagieren konnte, wenn etwas nicht so lief wie er das wollte.
Die Tür schloss sich wieder hinter Stefanos. Und das kam ihm so entgültig vor.
Satyros Büro wirkte immer düster und gefährlich. Die hohen Fenster waren mit schweren schwarzen Vorhängen bedeckt, als wäre er ein Vampir, der sich vor der Sonne fürchtete. Die Wände waren dunkel getäfelt und die einzige Lichtquelle war das Feuer im Kamin, welches unheimlich wirkende Schatten in den Raum warf. Auch hier hingen große Gemälde. Über den riesigen Schreibtisch hing das Porträt einer Hydra, die mit ihren drei Köpfen die Besucher Satyros das Fürchten lehrte. Durch die zuckenden Schatten des Feuers wirkte es immer so, als würde sie sich bewegen. Als lauerte sie darauf, aus dem Bild zu schießen und den Besucher zu töten.
Stefanos nahm all seinen Mut zusammen und ging auf den Schreibtisch zu, der in dem riesigen Raum das einzige Möbelstück war. Auf dem Sessel dahinter saß Satyros und wandte ihm den Rücken zu. Kurz vor dem Tisch blieb er stehen. „Stefanos!“, sagte Satyros mit dunkler Stimme, die überraschend freundlich und ruhig klang.
Stefanos schluckte. Er traute dem Frieden nicht, den die Stimme seines Bosses scheinbar vermitteln wollte. „Sir!“, antwortete Stefanos leise, weil er seiner Stimme nicht traute. „Mr. Yen Lee macht immer noch Schwierigkeiten.“, sagte Satyros. „Ja!“, sagte Stefanos, obwohl es keine Frage gewesen war. „Was ist passiert?“ Satyros Stimme klang immer noch ruhig, doch es hatte sich ein gewisser Unterton mit eingeschlichen. „Der Sensei hat trotz unser gutgemeinten Ratschläge unser Angebot abgelehnt und er hat eine Lehrerin eingestellt. Sie ist gut. Sie hat meine Jungs hochkantig rausgeschmissen. Wollen wir den Sensei haben, müssen wir sie aus dem Weg räumen.“, antwortete Stefanos so ruhig wie möglich.
Satyros drehte sich mit seinem Sessel herum und Stefanos wich unwillkürlich einen Schritt zurück. Satyros war ein für sein Alter gut aussehender Mann. Doch jeder, der ihn genauer kannte, wusste, dass das nur Scharade war, denn hinter diesem Trugbild befand sich noch etwas anderes.
„Das sind nicht die besten Nachrichten, die ich heute bekomme!“, sagte Satyros und funkelte sein Gegenüber leicht wütend an. „Ich weiß Sir!“ Stefanos senkte den Blick. Er konnte seinem Boss nicht ins Auge sehen. „Weißt du Stefanos, eigentlich würde ich jetzt nichts lieber tun, als dir den Kopf abzureißen!“, sagte Satyros und stand auf. Stefanos wich einen weiteren Schritt zurück. „Aber ich werde es nicht tun. Du bist einer meiner besten Männer und es wäre ein Jammer, dein Potential jetzt schon verschwinden zu lassen.“, fuhr Satyros fort. Stefanos konnte aber nicht von sich behaupten, dass er sich durch diese Worte erleichtert fühlte. „Lass das Dojo beobachten und sorg dafür, dass die neue Lehrerin des Senseis nicht weiter in diesem Beruf arbeiten kann!“, sagte Satyros. „Haben sie an etwas spezielles gedacht, Sir?“, fragte Stefanos. Sein Boss blickte nachdenklich drein. „Vorerst nicht. Sorge nur dafür, dass sie aus dem Dojo verschwindet.“, antwortete Satyros. Stefanos nickt leicht. „Du kannst gehen!“, sagte Satyros. Die Tür hinter Stefanos öffnete sich wieder. Er verneigte sich leicht und verließ den Raum. Dabei bemühte sich Stefanos, dass sein Schritt nicht so schnell war. Er wollte seine Angst nicht zeigen. Denn das Satyros ihn verschont hatte, bedeutete gar nichts.
 
Little Creek

Giles blickte besorgt auf seine Uhr. „Wo steckt sie nur?“, fragte er unbewusst laut. „Vielleicht ist sie auch einkaufen!“, spekulierte Andrew. „Natürlich, wieso bin ich da nicht selbst drauf gekommen. Little Creek ist ja das reinste Einkaufsparadies für junge Frauen!“, meinte Giles spöttisch und verdrehte dabei die Augen. Andrew blickte Giles irritiert an. Er schien Giles’ Bemerkung nicht so recht verstanden zu haben. Giles ließ es dabei. Er war es gewöhnt, dass sein Humor nicht immer auf fruchtbaren Boden traf.
„Da ist sie!“, rief Andrew plötzlich und deutete die Straße runter. Faith eilte auf sie zu. Sie hielt sich ihre Schulter. Giles schluckte seine Schimpftirade hinunter. Offenbar hatte sie Schwierigkeiten gemacht.
Als Faith etwas atemlos vor ihnen stand, fiel Giles’ Blick auf das Blut, dass über ihren Arm lief. „Was ist passiert?“, fragte er besorgt. „Zwei Dämonen. Sie wollten eine Frau verspeisen!“, sagte Faith und zuckte zusammen, als sie ihre Wunde losließ. Die Blutung war schwächer geworden. „Sind sie tot?“, fragte Giles. Faith nickte. „Nur ich fürchte, ich bin es auch bald. Die Wunde brennt wie Feuer.“, fügte sie zu ihrer Geste hinzu. „Vielleicht einer, der ein leichtes Gift verspritzt!“, sagte Giles nachdenklich. Faith blickte ihn schockiert an. „Keine Sorge. Wenn die Dämonen richtig giftig gewesen waren, dann würdest du jetzt nicht hier stehen!“, beruhigte Giles die Jägerin. „Tröstlich!“, murmelte Faith und stieg in den Wagen ein. Andrew klettere zu den Einkäufen auf der Ladefläche, während Giles sich auf den Beifahrersitz fallen ließ. „Wir werden die Wunde gründlich auswaschen und desinfizieren. Aber ich kann dir nicht versprechen, dass es keine Nachwirkungen gibt. Sicher kann ich mir da nur sein, wenn ich wüsste, welche Art von Dämon es gewesen ist!“, sagte Giles und startete den Pick up. „Sie haben ja ein paar Bücher da!“, sagte Andrew hilfreich von der Ladefläche. „Besser wäre es, wenn wir noch ein paar andere haben. Der Rat sieht nach, welche Exemplare er entbehren kann.“, sagte Giles. „Der Rat!“, sagte Faith verächtlich. „Ich überlasse ihnen nicht die Kontrolle. Ich weiß, was da alles schief gehen kann.“, sagte Giles bestimmt und parkte aus. Niemand sagte etwas, als er sich in den Verkehr einfädelte und zurück zur Rangerstation fuhr. Jeder wusste, was alles schief gehen konnte, wenn der Rat seine Finger im Spiel hatte. Für Faith waren die meisten machthungrige Menschen. Giles war die Ausnahme und ihre Wächterin, war es auch gewesen.
Auch dieses Mal bemerkte Faith den hasserfüllten Blick nicht, der ihr folgte.
 
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Cleveland

Buffy war schon längst wach, als ihr Wecker klingelte. Sie war so ausgelassen, wie schon lange nicht mehr. Warum, dass konnte sie selbst nicht so genau sagen. Vielleicht lag es doch an ihrem neuen Job. Auch wenn sie viel Arbeit mit dem Dojo erwartete. Und das lag nicht an dem Unterricht, den sie geben würde. Es war dieser Satyros, der sie ganz kribbelig machte. Er bedeutete Ärger und Buffys Gefühl sagte ihr, dass er nicht so leicht aufgeben würde. Wenn er schon fast das ganze Viertel unter seiner Kontrolle hatte, wollte er mit Sicherheit immer mehr.
Buffy schaltete den Wecker aus und stand auf. Sie streckte sich und blickte dabei aus dem Fenster, durch das die helle Morgensonne schien. Trügerisch, wie Buffy fand, doch im Moment wollte sie es einfach nur genießen. Sie blickte sich in ihrem Zimmer um. Nichts schloss darauf, dass sie des Nachts Monster und der gleichen bekämpfte. Manchmal fühlte sich Buffy in diesem Zimmer nicht wohl. Sie hatte nichts mehr aus ihrem alten Leben. Keine kleinen Dinge oder Fotos. Sie hatte nur Erinnerungen. Buffy seufzte und schob die unguten Gefühle bei Seite. Sie wollte sich ihre gute Laune nicht verderben lassen. Schnell ging sie zu ihrem Schrank und wühlte in ihren neuen Sachen herum, bis sie etwas passendes fand. „Ich muss mir ein paar Sportklamotten mehr zulegen!“, dachte Buffy, als sie mit ihrer Ausbeute über den Flur im Badezimmer verschwand.
Eine halbe Stunde später ging Buffy fast springend die Treppe hinunter und betrat kurz darauf die Küche. Sie hängte ihre Jacke über einen Stuhl. „Morgen!“, sagte sie fröhlich und holte sich eine Tasse aus dem Schrank. „Du hast heute gute Laune!“, stellte Willow fest, als Buffy sich Kaffee einschenkte. „Kann man so sagen!“, sagte Buffy und trank einen Schluck von dem schwarzen Gebräu. Sie verzog das Gesicht. „Gott, wer hat den denn gekocht?“, fragte sie und griff nach dem Zucker. „Dawn!“, sagten Willow und Xander wie aus einem Mund. „Das erklärt alles!“, sagte Buffy, während sie ihren Kaffee mit Zucker und Milch versah, um ihn halbwegs genießbar zu machen. „Das habe ich gehört!“, sagte Dawn, die gerade die Küche wieder betrat. Willow und Xander lachten.
Dawn musterte Buffy. „Du willst schon so früh ins Dojo?“, fragte sie mit hochgezogenen Brauen. „Muss ich, damit ich etwas vorarbeiten kann. Wir haben heute den Termin bei Direktor Slash, damit du wieder zur Schule gehen kannst!“, erklärte Buffy ihren sportlichen Aufzug. Dawn verdrehte die Augen. „Hab ich ganz vergessen!“, gab sie dann zu. „Dacht ich mir!“, sagte Buffy und trank einen weiteren Schluck Kaffee. „Muss ich etwa mitkommen?“, fragte Dawn leicht panisch, als der Rest von Buffys Aussage in ihr Bewusstsein vordrang. „Natürlich. Punkt zwei hole ich dich hier ab!“, sagte Buffy, amüsiert über Dawns Gesichtsausdruck. Dawn sah alles andere als begeistert aus. „Das wird der reinste Horror!“, beschwerte sie sich. „Sei froh, dass wir so schnell einen Termin bekommen haben. Sonst müsstest du ein Jahr aussetzen“, wies Buffy sie zurecht. „Was wäre so schlimm daran!“, meinte Dawn nur. „Du wirst so schon eine Menge nachholen müssen. Wenn du ein Jahr aussetzt, verlierst du ganz den Anschluss.“, sagte Willow bestimmt und löffelte ihr Müsli weiter. „Ich weiß!“, sagte Dawn. „Aber das macht mir nicht so viel Angst, wie die Tatsache, dass ich da niemanden kenne!“ „Du findest bestimmt schnell Freunde Dawnie.“, sagte Xander und stand auf. Dawn verzog zweifelnd das Gesicht. Xander schenkte ihr ein verständnisvolles Lächeln, während er sein Jackett anzog. „Ich muss los!“, sagte er. „Viel Spaß!“, sagte Willow. Xander winkte noch kurz und ging dann nach draußen zu seinem Firmenwagen.
„Wo ist eigentlich Kennedy?“, fragte Dawn, die nach dem Müsli und einer Schüssel griff. „Schläft noch!“, antwortete Willow. „Hat gestern Überstunden geschoben!“ „War so viel los?“, fragte Buffy und bekam ein schlechtes Gewissen, weil sie gestern nicht mit auf Streife gegangen war. Willow schüttelte den Kopf. „Nicht mehr als in den letzten Tagen. Nur die Vampire sind erst aufgetaucht, als sie nach Hause gehen wollte!“, beruhigte Willow ihre beste Freundin. Buffy blickte Willow etwas skeptisch an. „Keine Sorge. Wenn Kennedy Schwierigkeiten gehabt hätte, dann hätte ich das gespürt!“, sagte Willow. „Und woher hättest du gewusst, dass es Kennedy gewesen wäre, die in Gefahr ist?“, fragte Dawn und goss sich Milch über ihr Müsli. „Ich weiß es nicht. Aber ich hätte es...“ Willow brach ab. „Willow?“, fragte Buffy besorgt. Willows Blick wurde leicht glasig. „Faith!“, sagte Willow leise. „Was ist mit Faith?“, fragte Buffy alarmiert. Willow antwortete nicht. Sie griff sich an die Schulter. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt. „Willow!“, rief Buffy, als ihre Freundin nach vorn kippte und fast auf den Tisch knallte. Sie eilte zu der rothaarigen Hexe und packte sie bei den Schultern. Dawn blickte beide erschrocken an.
Willow blinzelte erst etwas irritiert, als plötzlich Buffys Gesicht ihr Blickfeld ausfüllte. „Buffy?“, fragte Willow irritiert. Sie war sich sicher, dass sie bis eben noch bei Faith in einem Keller gewesen war. Sie hatte mit zwei Dämonen gekämpft. „Ist alles okay?“ Buffys Stimme war voller Sorge. „Ich denke schon!“, antwortete Willow. Buffy ließ ihre Freundin zögernd los. „Was ist mit Faith?“, fragte Buffy und ließ sich auf den Stuhl neben Willow fallen. „Sie hat gegen zwei Dämonen gekämpft und wurde dabei an der Schulter verletzt!“, antwortete Willow. „Ist mit ihr alles okay?“, fragte Buffy. Willow nickte. „Ja, sie hat beide getötet!“ „Was macht dich da so sicher?“, fragte Dawn. „Ich habe es gesehen!“, sagte Willow. „Es war wie eine Astralprojektion. Ich konnte sie sehen, als wäre ich mitten im Geschehen gewesen!“ „Das klingt gefährlich!“, sagte Dawn. „Was ist, wenn du irgendwann nicht mehr in deinen Körper zurück kommst?“ „Sie hat recht!“, bemerkte Buffy besorgt. „Ich denke, ganz so ist es nicht. Ich habe meinen Körper nicht verlassen. Trotzdem konnte ich alles sehen und fühlen!“, widersprach Willow. „Schade, dass diese Hüterin nicht mehr lebt. Sie könnte bestimmt einiges klären!“, sagte Buffy nachdenklich. „Vielleicht gibt es noch andere?“, spekulierte Dawn. Buffy schüttelte den Kopf. „Sie ist die letzte gewesen!“ „Also gibt es keine Möglichkeit, herauszufinden, was mit Willow passiert?“, fragte Dawn. „Vielleicht kann Giles uns weiter helfen!“, sagte Buffy. „Er macht sich dann nur unnötig Sorgen!“, widersprach Willow. „Er muss sich doch auf das Training der Mädchen konzentrieren!“ „Er wird aber auch nicht wollen, dass dir etwas passiert!“, setzte Buffy dagegen. „Wir müssen einfach wissen, was der Zauber bei dir bewirkt hat. Ich meine, was willst du machen, wenn das mitten in einer Vorlesung passiert. Wie willst du das erklären?“ „Keine Ahnung. Aber mir würde schon was einfallen!“, sagte Willow leicht eingeschnappt. „Aber wer weiß schon, was du in diesem Zustand alles sagst!“, sagte Dawn. „Na hör mal!“ Jetzt klang Willow beleidigt. „Hey, wir wollen jetzt nicht streiten. Aber Dawn hat recht. Wir haben es selber eben gesehen. Du warst richtig weggetreten!“, beschwichtigte Buffy die junge Hexe. „Du hast ja recht. Nur ich will erst einmal für mich selbst rausfinden, was diese Gabe für mich bedeutet und wohin sie mich führt!“, erklärte Willow ihre Gefühle. „Wisst ihr, es ist schon beängstigend, wenn man sich so vielen Jägerinnen auf der Welt bewusst ist. Und ab und zu, kristallisiert sich eine heraus und ich weiß dann plötzlich Dinge über sie, die ich gar nicht wissen dürfte.“ „Heißt das, dass du solche Aussetzer in den letzten Wochen schon öfters hattest?“, fragte Buffy besorgt. Willow nickte zögern. Buffys Blick wurde noch besorgter. „Buffy!“, sagte Willow bestimmt. „Schon gut!“, sagte Buffy. „Man darf sich ja wohl noch Sorgen machen!“ Willow lächelte entschuldigend.
„Musst du nicht langsam los?“, fragte Willow plötzlich. Buffy blickte auf die große Uhr an der Küchenwand. „Mein Gott ja. Du hast recht!“, stellte sie erschrocken fest. Schnell trank sie ihren Kaffee aus. „Aber du hast noch nichts gegessen!“, sagte Dawn. Jetzt klang sie wie die ältere Schwester. „Ich werd mir unterwegs was holen!“, sagte Buffy und griff nach ihrer Jacke. Ehe Dawn protestieren konnte, war Buffy schon aus dem Haus gestürmt.
 
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