StillesWasser
1.000er-Club
In diesem Thema möchte ich nun einige Kurzgeschichten zu einem bestimmten Thema erstellen: Den Schleiern böser Schatten. Mit jeder Geschichte erfährt der/die LeserIn mehr über die rätselhaften Wesen, die verschiedenste Personen heimsuchen, terrorisieren und in Angst und Schrecken versetzen.
#1: Der Schleier böser Schatten (1 Post) - lesen
#2: Tagebucheintrag eines Fünfzehnjährigen (2 Posts) - lesen
#3: Der letzte Brief (1 Post) - lesen
#1: Der Schleier böser Schatten (1 Post) - lesen
#2: Tagebucheintrag eines Fünfzehnjährigen (2 Posts) - lesen
#3: Der letzte Brief (1 Post) - lesen
Der Schleier böser Schatten
Hier liege ich nun wieder, die Angst wie ein Geschwür schwer im Bauch sitzend, das Herz schnell pochend, als würde es aus dem Körper springen und fliehen wollen; das Blut wie wild von einem Ende zum anderen flüchtend; und die Augen unentschlossen, ob sie geschlossen oder geöffnet im Bett liegen sollen. Die Tage vermehrten sich, in denen ich entweder nicht einschlafen konnte, weil ich zu sehen glaubte, das nicht existierte. Einen Schleier dunkler und böser Schatten, der an der Wand entlang schlich, meine Sinne verrückt spielen ließ oder mich schweißgebadet aus tiefsten Abgründen schwärzester Alpträume riss.
Zwei Ratschläge erhielt ich vor einigen Tagen, beide so unterschiedlich, wie sie nicht verschiedener sein könnten; doch beide auf ihre Art und Weise gut.
Ein Ratschlag galt meinen Alpträumen, die mich neuerdings nachts des Öfteren heimsuchen. Alpträume, grotesker und furchterregender als der schrecklichste Horrorfilm, da jeder einzeln hautnah erlebt wird. Träume sind eines jeden Menschens eigene Kreation, daher vermag sie auch jeder selbst zu kontrollieren, selbst schrecklichste, schwärzeste Alpträume, welche für so manche schlaflose Nacht verantwortlich sind. Jeder einzelne Mensch vermag seine eigenen Träume zu beeinflussen, so auch jederzeit zu beenden.
Der zweite Ratschlag hingegen galt dem, was ich zu sehen glaube, dem Schleier böser Schatten, der mich heimsuchte zu später Stund, der mich nervös und unruhig werden ließ, der meinen Puls in die Höhe trieb und mein Herz zum Rasen brachte. Es gibt mehr als nur das, was wir mit freiem Auge sehen. Wir spüren es, wollen es aber nicht wahr haben. Automatisch entwickeln wir Angst; Furcht vor dem Ungewissen; wir, die in unserer rationalen Welt der Wissenschaften leben. Manch einer besitzt jedoch die Gabe, sich zu öffnen, aus sich herauszugehen, um zu sehen, was ein normaler Mensch nicht sehen kann. Die Frage, die sich den Menschen stellt, welche diese Gabe besitzen, ist jene, lass ich es zu oder nicht. Konzentriere ich mich auf jene Erscheinung, die ich zu spüren oder sehen vermag. Ohne meiner Furcht freien Lauf zu lassen? Oder nicht. Es ist eine schwere Herausforderung, ohne wirklich zu wissen, was einen erwartet. Was man aber weiß, ist, je mehr man sich dagegenstellt, desto schlimmer wird es.
Vor zwei Tagen lag ich hier in meinem Bett, zusammengepfercht so gut es nur ging. In einem kleinen, dunklen Raum, mit der Einbildung in meinem Kopf, ich würde diese Schleier in der Tat sehen. Zuerst gab ich mich meiner Furcht hin, zog die Decke bis über den Kopf, doch als ein Anfall von Erschickungsangst über mich kam, entschloss ich mich schlussendlich, rational denkend, gegen die Erscheinung. In der Zeit der Wissenschaften glaubt man an keine Geister mehr. Sie sind Erfindungen des eigenen Verstandes, Krankheiten, die man bekämpfen muss. Da sie nicht wirklich existieren, können sie auch keinen Schaden anrichten, warum sollte ich mich daher unter der Decke verstecken? Sie können mir ja doch nichts zu Leibe tun.
Nach einiger Zeit hatte die Müdigkeit über meine Angst gesiegt, wodurch ich einschlafen konnte. Ohne jegliche Träume verbrachte ich die Nacht in meinen eigenen vier Wänden, in meinem warmen, geborgenen Bett, in dem mir kein Haar gekrümmt werden kann, wachte erst wieder früh am Morgen auf. Verschlafen drehte ich mich auf die andere Seite, wollte mich wieder zu meiner Freundin drehen, die jede Nacht bei mir einschläft. Die Augen offen, jedoch noch leicht verschlafen, sah ich zur Türe, die man, genauso wie die Kästen, gut erkennen konnte. Die Wände waren in einem sanften und warmen blau gestrichen, die Türe und Kästen waren weiß bemalt, sodass man sie auch im Dunkeln gut sehen konnte. Auf der Türe hing eine Weste, die am Abend noch am Wandkasten daneben hing. Da der Kasten normal zur Türe steht, die Weste statt am Kasten auf der Türe hing, war sie dadurch gedreht, sonst hätte ich es nie bemerkt. Mein Kissen neben meine Freundin legend, wollte ich sie aufwecken und fragen, warum sie die Weste umgehängt hatte. Ich dachte, sie hätte sie umgehängt, als sie nachts auf die Toilette musste.
Das Kissen war gerichtet, mein Kopf bereits darauf liegend, wagte ich noch einen fragenden Blick zur Türe, da ich nicht verstand, warum meine Freundin die Weste mitten in der Nacht umgehängt hatte.
Ich erschrak, mein Herz fing von einer Sekunde zur nächsten wie wild an zu pochen, mein Puls wurde schneller und schneller, ein Gefühl, wie geschlagen worden zu sein, breitete sich in meinem Bauch aus. Die Weste hing am Kasten, wie auch am Vorabend. In diesem Moment wusste ich nicht mehr, was ich glauben sollte. Spielten mir meine Sinne einen Streich oder war dies ein Zeichen dafür, dass ich nicht alleine mit meiner Freundin in diesem Raum war. Furcht breitete sich in meinem Körper aus, machte mich zuerst hysterisch, bevor sie mich erstarren ließ. Es dauerte viel Zeit des Beruhigens und Tröstens, bevor die Müdigkeit wieder so groß wurde, dass ich mich ihr hingab. Egal, an was ich dachte, meine Gedanken gelangten immer wieder zum Ausgangspunkt zurück. Die Weste. Einige Stunden vergingen und ich träumte einen seltsamen, merkwürdigen Traum, in dem ich eine Frau sah, welche sich am Fuße des Bettes, vor einem geöffneten Kasten befand. Es war dunkel und ich konnte nur ihre Silhouette erkennen. Sofort war mir klar, dass sie mir gegenüber nicht freundlich gesinnt war. Sie ging einfach durch die Kastentüre, in dem sich ein Spiegel befand und war auf dem Weg zu mir, als ich mich des ersten Ratschlages annahm. Wir befanden uns in meinem Traum, in meiner schwarzen Kreation der Furcht. Ich konnte bestimmen, was geschah. Ich versuchte anfangs zu schreien, jedoch brachte ich keinen Ton über meine Lippen. Je mehr ich mich anstrengte, desto schwerer viel es mir. So beruhigte ich mich und konzentrierte mich auf das Schreien, wollte es mehr als alles andere in diesem Augenblick. Nach einigen anstrengenden Sekunden schaffte ich es und ich brachte einen Ton raus. Ich schrie so laut, dass meine Freundin neben mir aufwachte, sich zu mir drehte und mich aus meinem finsteren Schlaf erlöste. Erleichtert sah ich sie an und bemerkte, dass sie nicht meine Freundin war. Sie, die dunkle, böse Gestalt, welche sich vom Fuße meines Bettes den Weg zu mir bahnte, lächelte mich mit teuflischen Blick an. Ein Blick aus einer dunklen Wolke, wodurch ich nach hinten kletterte und vom Bett fiel. Ich schloss meine Augen, um sie gleich wieder zu öffnen. Dabei redete ich mir ein, dass ich alles nur träumen konnte. Dies konnte nicht die Realität sein. Sie konnte es einfach nicht sein. Langsam öffnete ich die Augen und blickte in die Richtung des Bettes, wo die Gestalt zuvor noch saß, doch niemand war zu sehen. In diesem Augenblick kam meine Freundin bei der Tür hinein, sah mich am Boden sitzend, schaltete verwirrt das Licht ein und fragte, was los gewesen sei. Ich sah mich ängstlich und nervös um, jedoch sah ich keinen Schatten mehr.
Dies war vor zwei Nächten. Gestern schliefen meine Freundin und ich in einem Hotel, da ich sogar Panikattacken bekam. Heute jedoch schlafen wir wieder in unseren eigenen vier Wänden! ICH MÖCHTE NICHT! ICH HABE ANGST!
- Ende -