Die Sonne war untergegangen, aber die Lichter der Stadt waren noch lange nicht erloschen. Es war Halloween und gerade in dieser Nacht ging das Treiben in den Straßen erst richtig los. Hexen, Vampire, Mumien, Zombies, alles erdenklich gruslige, versuchte in eine der angesagten Partys zu gelangen. Irgendwie ironisch, dass es nur etwa der Hälfte der Partybegeisterten gelingen würde.
Amy Morgan war auch auf dem Weg durch eine dieser Straßen, sie beobachtete die Leute und erinnerte sich genau daran, wie auch sie noch letztes Jahr versucht hatte in die Halloweenparty des LaCave zu kommen. Vergeblich, sie stand in knappem Minirock etwa zwei Stunden in der Kälte nur um sich dann sagen zu lassen, die Party wäre voll. Komisch, dass die zwei blonden Playboybunnies mit ihren langen Beinen, die genau hinter ihr standen, mit einem freundlichen Lächeln durch den Eingang gewunken wurden. Amy lächelte. Dieses Jahr würde ihr das nicht geschehen. Sie wusste genau wo sie hinging und dass sie dort mit einem freundlichen Lächeln hinein gewunken wird. Sie braucht noch nicht mal in einer Schlange zu stehen. Der neue Job hatte sich also schon jetzt gelohnt.
„Blue Moon“ Das Schild, das durch seine Aufmachung darauf schließen lässt, dass es schon einige Jahre alt war, wiegte sich im Wind über der großen Eingangstür des alten Hotels. Nicht nur das Schild, auch die Fassade wies darauf hin, dass dieses Gebäude schon länger hier stand als andere Häuser in der Nachbarschaft. Und doch wirkte es auf keinen Fall heruntergekommen.
William Wright, der Besitzer des Hotels, stand persönlich an der Eingangstür und beobachtete die Gäste, die zu seiner Halloween Party erschienen waren. Er hatte gerne alles selbst unter Kontrolle und gerade bei solchen Partys war es extrem wichtig zu wissen, was man sich ins Haus holte. Er hatte kein Interesse an einer bösen Überraschung, besonders heute nicht. William mochte Halloween, es war die einzige Nacht in der es nicht darum ging darauf zu achten, dass all diese Dinge geheim blieben. Man konnte sein, so wie man war und nicht Einer schaute einen komisch an. Auch die meisten seiner Gäste schienen dies zu genießen. Die Halloweenparties im Hotel waren immer die Lustigsten und Ausgelassensten. Vielleicht wäre es eine Marketingidee Halloween einfach öfter im Jahr zu feiern.
Aber nun war nicht der richtige Moment dafür, sich über das Geschäft Gedanken zu machen. Gerade als er wieder zurück zu der Party gehen wollte, entdeckte William die attraktive Frau auf der anderen Straßenseite. Er lächelte freundlich und wartete darauf, dass seine neue Fitnesstrainerin sich an der Schlage vorbei nach vorne gekämpft hatte. Schon bei dem Vorstellungsgespräch war er fasziniert von der jungen Frau gewesen und auch wenn er sich geschworen hatte keine Menschen einzustellen, konnte er schließlich doch nicht Nein sagen. Es gab auch einfach zu wenig andere Fitnesstrainer. Immerhin brauchten sich die meisten seiner üblichen Hotelgäste nicht über ihre Figur Gedanken zu machen und doch musste er mit der Zeit gehen. Jedes anständige Hotel verfügte heutzutage über einen attraktiven Fitnessbereich.
„Amy, schön Sie zu sehen.“ begrüßte er die junge Frau und blickte an ihr herunter. Mit ihren langen dunklen Haaren wirkte sie in diesem weißen Engelskostüm noch geheimnisvoller als er sie das letzte Mal gesehen hatte.
Die junge Frau lächelte ebenfalls. Doch, es hatte etwas nicht in einer Schlange stehen zu müssen. Wenn man dann auch noch von dem Gastgeber persönlich begrüßt wurde. Ja, an dieses Leben könnte sie sich gewöhnen.
„Mr Wright,“ begrüßte sie ihren neuen Arbeitgeber und hielt ihm höflich die Hand entgegen. Normalerweise machte sie so etwas nicht mehr, aber dieser Mann strahlte etwas aus, das sie förmlich dazu zwang. Auch sie blickte an ihm herab. Viel Veränderung als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte konnte sie allerdings nicht feststellen. Er trug, wie bei den letzten Malen, einen schwarzen Anzug mit schwarzem Hemd. „Ich sehe kein Kostüm.“ erklärte sie dann stirnrunzelnd, aber trotzdem lächelnd, während sie in seine fast schwarzen Augen schaute, die sie schon bei ihrem ersten Zusammentreffen furchtbar anziehend fand.
Ein breites Lächeln mache sich im Gesicht des attraktiven Mannes bemerkbar und er blickte Amy immer noch direkt in die Augen. Langsam wurde ihr der Blick unangenehm. Nicht, dass sie ihm nicht gerne in die Augen gesehen hätte - sicherlich nicht, aber sein Blick gab ihr das Gefühl als würde er ihr direkt in die Seele blicken und das wollte sie auf keinen Fall. Wegschauen wollte sie aber auch nicht. Zum Glück reagierte er sofort auf ihre Frage und die intime Spannung zwischen ihnen verschwand.
„Ich brauche mich nicht zu verkleiden, ich bin furchteinflößend genug.“ meinte William und drehte sich dann in der Tür um. Zusammen mit Amy betrat er das Foyer des Hotels, welches mit Spinnweben, Kerzen und erschreckend echt wirkenden Totenschädeln das richtige Halloweenflaire vermittelte. „Und im Übrigen habe ich so viel Geld für die Deko ausgegeben, dass es für ein Kostüm beim besten Willen nicht mehr reichte.“ Amy lachte und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Ja, das Hotel sah wirklich aus, als würde es direkt aus einem Horrorfilm entspringen.
„Nun gut, das nehme ich als Entschuldigung an.“ entgegnete sie ihrem Chef und folgte diesem in den eigentlichen Partyraum. Der Versammlungsraum des Hotels, in dem normalerweise irgendwelche Meetings abgehalten wurden, war ebenfalls kaum wieder zu erkennen. Amy staunte, ja es war sicherlich eine der besten Halloweenparties auf denen sie gewesen war. Das konnte sie schon jetzt sagen. „Übrigens…“ Amy drehte sich zu ihrem Chef um. Zumindest dachte sie, dass sie dies tat, denn wo gerade noch ihr Chef stand, war nun niemand mehr. Wie konnte er so schnell verschwinden? Suchend blickte sie sich um, aber sie konnte ihn nicht entdecken. Nun ja, wahrscheinlich war sie nur mal wieder einen Moment zu lange gedanklich abwesend gewesen. Es hatte sicherlich nichts zu bedeuten.
„Amy, da bist du ja“ Kayla begrüßte ihre Freundin mit einer stürmischen Umarmung und an ihrem Auftreten stellte Amy fest, dass die junge Frau wohl schon einiges getrunken hatte. „Wir haben dich schon gesucht, stimmt’s Andrew?“ der junge Mann an der Seite ihrer besten Freundin nickte nur leicht und begrüßte Amy mit einem Lächeln.
„Ich bin gerade erst gekommen.“ erklärte Amy knapp. Sie wäre wahrscheinlich schneller hier gewesen hätte sie ein Taxi genommen, aber Amy hatte es vorgezogen mit der U-Bahn zu fahren und den Rest der Strecke zu Fuß zu gehen. Gerade an Halloween liebte sie es die Leute zu beobachten. „Wo bekomme ich etwas zu trinken?“ fragte sie dann um schnell vom Thema abzulenken. Amy wusste, dass es ihrer Freundin nicht gefiel, wenn sie nachts alleine draußen war. Kayla machte gerade so, als würde sich in der Dunkelheit sonst was herumtreiben, was Amy kaum verstehen konnte. Immerhin war sie ausgebildete Fitnesstrainerin und würde es schon mit den meisten dunklen Kerlen da draußen aufnehmen können.
„Wie wäre es, wenn du uns einen Drink besorgst?“ meinte Kayla zu Andrew und ihr Blick sprach deutlich, dass sie kein ‚Nein‘ akzeptieren würde. Also drehte er sich um in Richtung Bar und ließ die beiden Frauen erst einmal alleine.
Andrew wusste wieso Kayla ihn geschickt hatte. Es war wahrscheinlich wirklich besser, wenn er die Getränke für Amy aussuchte, denn alles was heute auf der Karte stand würde ihrem Magen vielleicht nicht sonderlich gut tun. Mit einem kurzen Blick betrachtete er nochmals die beiden Frauen, die schon nun in ein Gespräch vertieft waren, das ihn wahrscheinlich nicht wirklich interessieren würde. Ein glückliches Lächeln erschien auf seinem Gesicht, als er Kayla nochmals genauer beäugte. Ihre wunderschönen, schwarzen Haare und ihre dunkle Haut wirkten auf ihn noch von einiger Entfernung furchtbar anziehend. Und diese Frau durfte er nun endlich seine Freundin nennen. Schon seit die junge Frau an der Rezeption des Hotels angefangen hatte zu arbeiten, hatte Andrew ein Auge auf sie geworfen, doch den richtigen Moment sie anzusprechen, hatte er nie gefunden. Er war froh vor wenigen Wochen endlich diesen Schritt gewagt zu haben, denn seit diesem Moment war er überglücklich.
Mittlerweile hatte er die Bar erreicht und bestellte drei Drinks bei dem Barkeeper, der ihn mit seinen grünen Schlangenaugen freundlich begrüßte. Auch Andrew mochte Halloween. Obwohl er sein wahres Gesicht auch an diesem Fest nicht wirklich zeigen konnte, hatte er in dieser Nacht das Gefühl, dass es eben doch möglich war. Menschen und solche Leute wie er konnten friedlich zusammenleben. Es war nur eine Frage der Zeit.
„…und dann war er einfach verschwunden, als wäre er nie da gewesen.“ hörte er Amy berichten, als er mit den Getränken zurück zu den beiden Frauen kam.
„Ich hoffe es ist so genehm,“ meinte er und reichte sowohl Amy, als auch seiner Freundin einen Drink. Von wem Amy wohl gesprochen hatte? Aber da das Thema nun nicht mehr angesprochen wurde, hütete er sich davor eine Frage zu stellen. Mittlerweile kannte er die beiden Freundinnen gut genug, um zu wissen, wann ein Thema nicht für seine Ohren bestimmt war. „Tolle Party oder?“ fragte er deshalb und legte einen Arm um Kayla.
„Ja absolut,“ stimmte Amy zu und schaute sich mit strahlenden Augen um. „Ich meine, die Deko, die Musik, die Getränke... Und diese Kostüme. Manche wirken so unglaublich echt.“
Andrew musste sich ein Husten unterdrücken und schon traf ihn der strafende Blick seiner Freundin. Entschuldigend verzog er die Mundwinkel und ließ dann seinen Blick durch den Partyraum schweifen. „Ja, manche dieser Leute haben wohl extrem gute Maskenbildner.“ versuchte er sich dann aus der Situation wieder herauszureden, obwohl er sich sicher war, dass dem nicht der Fall war. Hoffentlich hatte Amy nichts gemerkt.
Irgendwie ironisch, dachte er dann, als sich Kayla und Amy einem Gespräch über Kostüme widmeten. Kayla musste sich doch im Klaren darüber sein, dass es nun nur noch eine Frage der Zeit war bis ihre beste Freundin alles über sie herausfinden würde. War das nicht genau der Grund, wieso sie die junge Frau als neue Fitnesstrainerin vorgeschlagen hatte? Doch immer noch versuchte seine Freundin Amy von alle dem zu bewahren. ‚Zumindest noch eine Weile‘ hatte sie letztens gesagt, als er das Thema angesprochen hatte. Er würde sich dort sicherlich nicht einmischen. Doch gespannt war er schon auf den Moment, an dem ihr kleines Geheimnis auch zu dem von Amy wurde.
William stand etwas weiter abseits der Menge und überblickte den Raum. Man konnte so viel über Leute erfahren, wenn man nur beobachtete und deshalb stand der Vampir oft irgendwo und beobachtete. Momentan lag sein Augenmerk auf einer kleinen Gruppe junger Leute, die er alle recht gut kannte. Die junge Rezeptionistin, die schon seit einiger Zeit in seinem Hotel arbeitete, schien sich zusammen mit ihren Freunden gut zu amüsieren. William schmunzelte bei dem Gedanken, dass er die junge Frau schon öfter mit der gleichen guten Laune erlebt hatte, die sich allerdings schon wenige Minuten später in das genaue Gegenteil verwandelte. Ob dies wohl an ihrer dämonischen Seite lag? In Andrew hatte sie wohl endlich eine Person gefunden, der ihre Stimmungsschwankungen einfach so hinnahm. Der Hotelchef verstand sich sehr gut mit alle seinen Mitarbeitern und es war ihm wichtig, dass es ihnen gut geht. Vor allem da er wusste, dass viele der Angestellten nicht viele gute Erfahrungen in ihrer Vergangenheit gemacht hatten.
Sein besonderes Interesse allerdings galt der jungen Frau an Kaylas Seite. Immer noch war er sich nicht ganz sicher, ob es so besonders gut gewesen war Amy als Personal Trainer einzustellen. Ihre Unwissenheit über die Dinge, die gerade hier im Hotel eigentlich eine große Rolle spielten, war doch ein großes Hindernis gewesen, ihr überhaupt eine Zusage zu geben. Doch Kayla schaffte es mal wieder ihren Charme so einzusetzen, dass er schnell davon überzeugt war.
Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass die Party schon einige Zeit andauerte. So langsam war es wohl Zeit seinen Gastgeberpflichten nachzugehen. Also verließ der Vampir seine ruhige Ecke und begab sich zur Bühne auf der die Musiker gerade noch eine durchaus gelungene Show lieferten.
„Die Party ist einfach genial“ Amy musste ihre Stimme erheben, damit Kayla verstand was sie ihr sagen wollte. Diesen Satz hatte sie heute schon einige Male geäußert, doch nach mindestens drei dieser Drinks, die Andrew ihr jedes mal neu in die Hand drückte, fand sie es durchaus angebracht diese Tatsache nochmals anzusprechen. Kayla lachte nur und tanzte weiter zur Musik, die, wie Amy zugeben musste, schon den ganzen Abend sehr gut war.
Schon wieder war das Glas leer und schon wieder reichte Andrew ihr ein neues gefülltes Glas. „So langsam glaube ich, du möchtest mich heute noch betrunken machen.“ entgegnete sie dem jungen Mann und nahm den Drink entgegen. Andrew grinste sie nur vielsagend an und legte einen Arm um Kayla. „Was würde mir das denn bringen?“ Noch bevor Amy eine schlagfertige Antwort geben konnte, hörte die Musik auf und ihr Blick wandte sich automatisch Richtung Bühne, wo ihr auch schon der Grund dafür auffiel. Ihr Chef stand mit einem Mikrophon in der Hand auf der Bühne und wartete auf genügend Aufmerksamkeit. Der Anblick lockte ihr sofort ein Lächeln auf die Lippen.
„Jetzt wird bestimmt das beste Kostüm gekürt, was?“ fragte die junge Frau die beiden Freunde, denn auf jeder Halloweenparty, die sie bis jetzt besucht hatte, wurde irgendwann derjenige gekrönt, der von allen Gästen das beste Kostüm trug. Amy musste zugeben, dass gerade auf dieser Party durchaus sehr beeindruckende Kostüme vertreten waren. Doch der Blick ihrer beiden Freunde, ließ sie vermuten, dass sie gerade etwas völlig Blödsinniges gefragt hatte. Andrew sah sogar so aus als hätte er sich an seinem Drink verschluckt, denn er hustete einmal kurz, bevor er Kayla einen seltsamen Blick entgegen warf. Okay, eigentlich hätte sie auch selbst darauf kommen können. Auf einer so coolen Party wäre so etwas wie ein Kostümwettbewerb wohl eher unangebracht gewesen. Eigentlich wollte sie noch etwas zu ihrer Verteidigung sagen, aber Kayla kam ihr zuvor. Ihre Freundin lächelte sie mit ihrem Gute-Laune-Lächeln an. „Ach, William steht nicht so auf diesen Kostümkram.“ erklärte sie ihr immer noch lächelnd, sodass Amy zumindest nicht mehr das Gefühl hatte, sich komplett lächerlich gemacht zu haben. „An jeder Halloweenparty dankt William all seinen Angestellten und meistens ist für uns auch noch eine kleine Überraschung drin.“ erklärte die junge Frau weiter und berichtete dann von einem Rundflug über die Stadt, den alle letztes Jahr genossen hatten. Doch dann richteten alle wieder ihren Blick zur Bühne, denn William hatte gerade zu reden begonnen.
Im Rampenlicht stehen, das war eigentlich nicht unbedingt Williams Lieblingsbeschäftigung, aber in der Zeit im Hotelbusines hatte er sich daran gewöhnt. Es gehörte einfach dazu präsent zu sein und zu schauen, dass sowohl Gäste als auch Angestellte zufrieden waren. Er genoss es sehr sich mit seinen Gästen zu unterhalten und auch bei hotelinternen Pokerabenden war er immer gerne mit von der Partie. Aber Reden halten war keine seiner Stärken. Dieses Mal freute er sich allerdings einigermaßen über das, was er zu sagen hatte. Sein Blick glitt durch die Menge und nach einiger Zeit spürte er die Aufmerksamkeit von den meisten seiner Gäste.
„Meine lieben Gäste, Besucher, Freunde. Wie jedes Jahr zu diesem Zeitpunkt, ist es mir eine große Freunde euch alle hier im „Blue Moon“ begrüßen zu dürfen. Ich habe schon bemerkt, dass viele von euch jede Menge Spaß haben und wer dem nicht zustimmen kann, dem kann ich nur raten sich hinten an der Theke mit reichlich Drinks auszustatten.“ Kurzes Gelächter erfüllte den Raum und auch auf Williams Gesicht breitete sich ein Grinsen aus. „Wie ihr alle wisst nutze ich diese Party sehr gerne dafür, um mich bei all denen zu bedanken, ohne die das Hotel schon lange den Bach runter gegangen wäre. Ich möchte keine große Rede halten, sondern einfach nur betonen wie glücklich ich bin ein so gutes Team zu haben, welches sich in den letzten Wochen noch um einige kompetente Leute vergrößert hat.“ der Vampir schenkte Amy, die er schon längere Zeit im hinteren Teil des Raumes erblickt hatte, ein kurzes Lächeln, während die Partygäste laut applaudierten.
„Wie in jedem Jahr“ unterbrach William mit starker Stimme den Applaus „gibt es auch in diesem eine kleine Aufmerksamkeit des Hauses für alle meine Angestellten und ich hoffe ihr werdet es genießen.“ Gespannte Stille machte sich breit. „Dieses Jahr werdet ihr, und ich habe mir erlaubt mich selbst auch einzuladen, gemeinsam für eine Woche Urlaub auf den Bahamas machen.“ mit einem immer noch breiten Grinsen, legte er eine kurze Pause ein und unter den Partygästen entstand freudiges und doch noch etwas ungläubiges Gemurmel. „Genauere Informationen werdet ihr von mir noch bekommen und das Hotel wird in dieser Zeit geschlossen sein. Ich hoffe keiner von euch sieht ein bisschen Erholung als unangebracht an, ansonsten bemühe ich mich natürlich gerne für diese Personen eine andere Arbeit in dieser Woche zu finden. Und nun lasst uns die Nacht genießen.“ mit diesen Worten übergab der Vampir das Mikro zurück an den Sänger,der Band, die sogleich wieder die ersten Töne anstimmte. Das wäre geschafft. William verließ die Bühne und gesellte sich zu einer Gruppe Dämonen, die schon seit einiger Zeit regelmäßig im „Blue Moon“ zu Gast waren.
Kayla starrte immer noch etwas ungläubig auf die Bühne. „Bahamas? Hat er wirklich Bahamas gesagt?“ fragte sie mehr vor sich hin als wirklich an jemanden gerichtet. Sie wusste, dass William in seinem langen Leben genug Geld angesammelt hatte, um sich eine solche Reise locker leisten zu können, aber dass er so etwas wirklich tat. Ein wenig überraschte sie dies schon. Auch Amy schien noch nicht wirklich zu glauben, was sie da gehört hatte und Andrew wirkte wie immer kaum beeindruckt. Doch mittlerweile wusste die junge Frau, dass es in seinem Inneren oft ganz anderes aussah. „Das sind doch sonnige Aussichten.“ grinste sie ihre beiden Freunde an und begann sich wieder zum Rhythmus der Musik zu bewegen.
Die Nacht wurde lang, die Drinks unzählbar und die Stimmung immer besser. Kayla war schon lange nicht mehr so ausgelassen, was sicherlich auch daran lag, dass sie schon lange keine Party mehr mit einem Freund gefeiert hatte. Zumindest mit keinem, der ihr so wichtig war. Es war ein schönes Gefühl.
„Sollen wir dich eigentlich mit nach Hause nehmen?“ fragte sie Amy irgendwann, denn langsam spielte die junge Frau mit dem Gedanken bald nach Hause zu gehen. „Ich weiß nicht.“ erklärte ihr ihre Freundin mit einem breiten Grinsen auf den Lippen. „Ach so, ich versteh.“ grinste nun auch Kayla, die genau wusste, welche anderen Pläne ihre Freundin für die Nacht noch haben könnte. „Wieso ist Chris eigentlich nicht mit gekommen?“ fragte sie deshalb neugierig nach und war gespannt auf eine Antwort.
„Er musste auf eine andere Party, etwas Geschäftliches.“ erklärte Amy ziemlich gelangweilt, aber ihr Grinsen war noch nicht wieder verschwunden. „aber wir wollten die Nacht zusammen verbringen. Er holt mich bald ab.“
„Hättest du dir hier nicht einen gescheiten Mann aussuchen können?“ mischte sich Andrew ein und Kayla rammte ihm als Antwort ihren Ellenbogen in die Seite. Sie wusste, dass ihr Freund nicht begeistert von Amys „Teilzeitfreund“ war. Auch sie fand ihn in manchen Belangen etwas seltsam, aber trotzdem merkte Kayla wie gut es Amy mit ihm ging.
„Halt dich da raus“ entgegnete sie nur mit gespielt eingeschnapptem Ton und blickte dann auf die Uhr. „Oh, schon so spät? Er muss gleich da sein.“ verabschiedete sich die junge Frau von ihren Freunden und verließ die Tanzfläche. „Viel Spaß“ Kayla grinste Andrew an und küsste ihn. „Vielleicht sollten wir auch langsam gehen.“
In einer Ecke etwas abseits der Tanzfläche stand William und beobachtete den weißen Engel, der sich gerade auf den Weg aus dem Hotel machte. Dank seiner ausgeprägten Vampirsinne hatte er das Gespräch der Freunde mit angehört. Mit finsterer Mine beobachtete er die Tür, die hinter der jungen Frau ins Schloss fiel und zog sich dann in sein Büro zurück.