@elenia: erstens weil das ganze dann noch länger und irgendwie nicht ganz so dramatisch wirken würde
und weil ich mir gedacht habe, dass die Schwestern und Leo, Chris und Palmyra nicht mit Merlin alleine lassen würden, selbst wenn sie irgendeinen Weg finden würden. Außerdem passt es mit meinen restlichen Ideen nicht zusammen! :rofl:
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So, zwar ist der nächste Teil recht lang, aber ich finde ihn recht misslungen. Aber bildet euch selbst ein Urteil!
Für einen kurzen Augenblick glitzerten seine Augen verdächtig, doch schon hatte er sich wieder gefasst. Er durfte jetzt nicht die Beherrschung verlieren, auch wenn er sich seiner toten Familie gegenübersah. Auch wenn er deutlich die noch immer anklagenden Blicke von Chris spürte. Es gab einen Weg das alles hier zu ändern, aber sie mussten sich beeilen.
„Ich weiß,“, fing er mit festerer Stimme an und hob das Schwert wieder auf, „dass keine Worte irgendetwas ändern können.“
Während Wyatt weitersprach, kämpfte Chris mit sich. Er versuchte dem Verlangen zu widerstehen, auf seinen Bruder loszustürmen und ihm eine reinzuhauen. Zwar wusste er jetzt, dass es nicht seine Schuld war, aber zum ersten Mal seit Jahren, war Wyatt verletzlich, wirklich verletzlich. Chris suchte nach einem für sich überzeugenderem Grund, seinen Bruder eher in die Arme zu schließen, als auf ihn einzuprügeln. Irgendetwas störte ihn. Dann wusste er es, als er sah, wie die Gesichter seiner Eltern, Tanten und seiner Cousine einen erleichterten Ausdruck annahmen.
War es nicht Chris gewesen, der es gewagt hatte in die Vergangenheit zu reisen, der alle Strapazen auf sich genommen hatte, nur um Wyatt zu retten? Er war es doch gewesen, der seiner toten Familie allerlei Lügen aufgetischt hatte, nur um das Gleichgewicht der Welten beizubehalten und der seine Verlobte durch Wyatt verloren hatte. Alles hatte Chris stumm über sich ergehen lassen, war für die damals erst vierzehnjährige Palmyra wie ein großer Bruder gewesen und hatte ihr geholfen, neben seinem eigenen Schmerz, über den Verlust der Familie hinweg zu kommen.
Doch jetzt? Niemand kam auf ihn zu und sagte sowas wie „Hast du gut gemacht!“ oder „Danke!“. Nein, alle Aufmerksamkeit war auf Wyatt gerichtet! Niemand kümmerte sich um ihn.
Chris schluckte und das Verlangen auf seinen Bruder einzustürmen wuchs noch etwas mehr. Es war wie früher. Irgendwie hatte es Wyatt wieder geschafft das Lob für seine Arbeit einzuheimsen.
„Ich kann nur noch mal wiederholen, dass es mit leid tut. Ich habe das alles nicht gewollt. Ich...“
Piper ging auf ihren Sohn zu und nahm ihn in die Arme. „Zusammen kriegen wir das schon hin!“, sagte sie und ließ ihn los. Ein für den bisherigen Wyatt untypisches, dankbares Lächeln umspielte seine Lippen, während auch Leo und die anderen, bis auf Chris, zu Wyatt gingen.
Chris starrte mit geballten Fäusten auf die Gruppe. Wie konnten sie ihn bloß so links liegen lassen?
„Wartet!“, sagte Wyatt und sah nach Chris, der ihn böse anfunkelte. Innerlich seufzte er leise. Er konnte sich denken, woran Chris gerade dachte. Diesen Ausdruck hatte er früher öfters zugeworfen bekommen... bevor Merlin ihn umgedreht hatte. Aber diesmal hatte Chris allen Grund dazu.
Er löste sich aus der Gruppe und ging auf Chris zu.
„Chris, ich kann nur ahnen, was du alles wegen mir auf dich genommen hast und ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar ich dir bin. Du hast mehr für mich getan, als ich je von dir erwarten konnte. Danke!“
Chris starrte seinen Bruder fassungslos an. Er hatte alles erwartet, nur das nicht. Seine Wut und sein Zorn lösten sich in Luft auf und hinterließen eine merkwürdige, verwirrende Leere.
Er öffnete den Mund und wollte irgendetwas sagen, doch er wusste nicht was und schloss ihn wieder. Dann nahm auch er seinen Bruder in die Arme.
Die beiden wieder vereinten Brüder gingen zusammen zu den anderen. Piper hatte Tränen in den Augen und ihr Gesicht hatte einen Ausdruck von „Ich-bin-ja-so-stolz-auf-meine-beiden-Söhne“. Chris und Wyatt fühlten sich unweigerlich an früher erinnert und mussten grinsen. Wäre die Situation und die Umgebung etwas anders, dann wäre es nichts weiter als ein glückliches Familientreffen gewesen.
Aber die Situation war nun mal nicht anders. Dort draußen waren Hexen, die von Drohnen verfolgt wurden und um ihr Leben fürchteten. Sie hatten gerade einen alten Hexenmeister vernichtet, der nur aus Rache die Weltherrschaft an sich gerissen hatte. Außerdem standen dort auf der Mauer Personen, die schon seit fünf Jahren tot waren.
„Es gibt einen Weg ... all das zu verhindern. Vielleicht sogar mehr oder minder rückgängig zu machen. Aber wir müssen uns beeilen“, erklärte Wyatt den anderen ernst.
„Und wie?“, hakte Paige nach.
„Wir müssen verhindern, dass Merlin diesen Ring schafft!“
„Durch die Zeitebene!“, führte Palmyra Wyatts Gedanken weiter.
„Ja!“ wenn sie noch existiert, fügte er gedanklich zu.
„Worauf warten wir dann noch?“ Phoebe sah die anderen erwartungsvoll an.
Wyatt nickte stumm und schloss kurz die Augen. Das Bild um sie herum begann sich zu verdunkeln. Geräusche, Düfte und die Kälte verschwanden und für einen Augenblick hatten sie das Gefühl in einem luftleeren Raum zu schweben. Dann bekamen sie wieder festen Boden unter den Füßen und fanden sich in einem von blass-weißem Licht erleuchteten Labyrinth wieder.
„Kommt!“, forderte Wyatt seine Familie auf. Glücklicherweise war die Ebene noch da, obwohl Merlin tot war, doch Wyatt spürte wie instabil sie war. Sie konnten von Glück reden, wenn sie wieder nach Hause kamen.
Er führte sie zielsicher durch das verwinkelte Labyrinth, bis er plötzlich in einer Sackgasse stehen blieb.
Chris erkannte, dass es die gleiche war, wo Wyatt, nein, ermahnte er sich, Merlin Juan umgebracht hatte. Anscheinend wusste auch Wyatt darum, denn sein Gesicht nahm einen schuldbewussten und traurigen Ausdruck an.
„Werden wir unsre Kräfte behalten?“, fragte Phoebe und sah sich um.
„Ja, das ist der Vorteil der Ebene! - Wir werden in der Höhle ankommen, in der Merlin eingesperrt wurde, kurz bevor Nimue ihn tatsächlich überlistet. Aber wir haben nicht viel Zeit. Die Ebene ist sehr instabil und wenn wir zu lange in der Vergangenheit bleiben, tja, dann könnte es sein, dass wir da erstmal feststecken!“ Wyatt sah von einem zum anderen, aber wie er es erwartet hatte war in keinem der Gesichter Angst zu lesen.
„Darum kümmern wir uns wenn es soweit ist!“, sagte Leo.
Wieder schloss Wyatt kurz die Augen und die Ebene verblasste. Um sie herum begannen die Umrisse einer dunklen Höhle schärfer zu werden. Sie standen mit dem Rücken zur hinteren Wand und ihr Blick war auf die Öffnung gerichtet. Nur ein paar Kerzen spendeten spärliches Licht in der Dunkelheit und der aufgehende Mond am Horizont. Ein eisiger Wind fuhr in die Höhle und ließ die anderen erschaudern.
„Sind wir jetzt wirklich im Jahre 450 nach Christus?“, fragte Phoebe fassungslos und wollte auf die Öffnung zu gehen um sich die Gegend anzuschauen.
„Ja!“, sagte Wyatt, aber hielt Phoebe fest. „Sie werden jeden Moment kommen und sie dürfen uns unter gar keinen Umständen sehen. Wir sind so weit in der Geschichte zurück gereist, dass die kleinste Veränderung uns auslöschen könnte. Versteht ihr. Wir dürfen in den Teil der Geschichte nicht eingreifen!“