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[Charmed] - Eine verhängnisvolle Frage

  • Ersteller Ersteller magic_power
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Leo war wieder eingesperrt. Diesmal jedoch nicht in einem Käfig, nein, ganz im Gegenteil. Da, wo er jetzt war, glich es eher einem Harem. Er selbst war nur leicht bekleidet. Um ihm herum schwirrten viele schöne Frauen mit kunstvollen Gewändern. Die langen Haare kunstvoll hochgesteckt, gaben sie einen wundervollen Anblick. Einige wachelten mit langen Palmenblättern, andere wiederum brachten göttliche Speisen und wieder andere saßen vergnügt beisammen. In der Mitte des riesigen Raumes war ein Pool, eine Art Whirlpool. Verständnislos sah Leo sich um. Er kam sich ziemlich verloren vor und hatte nicht die geringste Idee, was das alles sollte. „Komm‘! Folge mir, hab‘ keine Angst, folge mir!“, schnurrte eine langbeinige dunkelhäutige Schönheit. Wie betäubt folgte Leo der schmeichelnden Stimme und ließ sich auf eine überaus bequeme Liege führen. Er konnte seinem Verstand einfach nicht gehorchen, der ihn davor warnte. Wie in Trance ließ er sich darauf nieder und sofort kamen andere Frauen herbeigeeilt. Sie knieten vor ihm nieder. Durch die Palmenblätter wurde ihm kühle Luft zugefächert, die Leo sehr begrüßte. Neben ihm saß eine asiatische Frau, die ihn begann mit Weintrauben zu füttern. Ja, so lässt's sich leben, dachte er. Und mit jeder Sekunde gerieten Piper und Wyatt sowie die zauberhaften mehr und mehr in Vergessenheit.



„Hallo Eddie!“, begrüßte Phöbe ihren Arbeitskollegen freundlich, ehe sie in ihr Büro verschwand. Sollte sie Elise um etwas weniger Arbeit bitten? Sie überlegte gerade das für und dagegen, als Elise Phoebes Büroraum betrat. „Guten Morgen, Phöbe!“, sagte sie laut. In ihrer hand hielt sie eine dicke Mappen. „Guten Morgen Elise“, antwortete Phöbe und seufzte innerlich. „Schön Sie gleich zu sehen. Ich wollte ein paar Kleinigkeiten mit Ihnen besprechen“, begann Elise und setzte sich unaufgefordert auf den Sessel, „Mr. Moughne, Sie wissen schon, von der berühmten Tageszeitung, hat einen Interviewtermin mit Ihnen festgesetzt. Heute um 13 Uhr im Cafe Roquet. Seine Sie bitte pünktlich, er wartet nicht gerne. Und dann noch eine erfreuliche Mitteilung: Ihre Kolumne soll abermals erweitert werden. Ab jetzt haben Sie eine ganze Seite Platz und können somit mehr schreiben.“ Elise wollte schon gehen, als ihr noch etwas einfiel: „Bevor ich vergesse. Um 17 Uhr, heute natürlich, findet eine Besprechung statt, die Sie auf keinem Fall verpassen dürfen. Das müsste dann das wichtigste sein. Bis später, Phöbe!“ Sie verabschiedete sich mit einem kurzen Kopfnicken ehe sie das Büro verließ. „Toll!“, stieß Phöbe sarkastisch aus. Statt weniger wurde die Arbeit immer mehr. Es war einfach nicht der richtige Zeitpunkt mit Elise über mehr Freizeit reden zu können. Aber gab es den überhaupt?



„Dann schieß mal los, Paige“, sagte Piper und blickte ihre Halbschwester gespannt an, froh darüber, kurz vom Papierkram befreit zu sein. „Also“, begann diese und zog sich eine Sessel näher heran, auf den sie sich plumpsen ließ, „ich war gerade einkaufen und plötzlich werde ich von einem Warlock überrascht. Und jetzt kommt’s ... ich konnte ihn nicht vernichten!“ „Tja Schätzchen, ich bin auch diejenige, die Dämonen und andere Gestalten explodieren lässt“, erwiderte Piper nüchtern. „haha, wirklich witzig“, schoss Paige zurück, „das habe ich nicht gemeint. Ich wollte ihn mit dem Messer töten, aber seine Wunder heilte von selbst, einfach so.“ Das war in der Tat interessant. „Lass uns mal im Buch der Schatten nachschauen. Wie war der Warlock so?“, fragte Piper und machte sich auf den Weg zum Dachboden. „Och. Ganz nett. Wir haben uns gut unterhalten und viel gelacht“, meinte Paige und erntete einen vernichtende Blick, „Ich weiß schon, was du meinst. Er sieht eigentlich verdammt gut aus. Blonde Haare, braun-grüne Augen, die etwas mordlustig funkeln. Von der Kleidung her schwarz, wie immer. Sonst gibt’s nichts besonders erwähnenswertes.“ Schloss Paige ihre Beschreibung. Blätternd arbeitete sie sich durchs Buch der Schatten. Zum Glück bekamen sie etwas Hilfe von oben, den die Seiten schlugen sich auf der richtigen Stelle auf. „Danke!“ „Ließ lieber vor, Paige“, sagte Piper ungeduldig. „Okay, dann hör mal zu: Hunix heißt er. Hunix ist ein Warlock, der die vorteilhafte Kraft besitzt, sich selbst heilen zu können. Trotzdem gelang es im Jahre 1856 ein paar Hexen ihn in die Unterwelt zu verbannen. Nur sehr mächtige Dämonen oder Hexen haben die Chance, ihn von dort zurückzuholen. Bis jetzt waren jedoch alle Mühen von Seiten des Bösen vergebens. Sollte es jedoch einmal gelingen, hilft folgender Spruch: ... Gib mir mal eine Zettel und einen Stift Piper. ... Danke ... Entstanden aus der Brut des Bösen sollst du dahin zurückkehren.

Deine Kraft sich unter keinen Umständen mehren.

Fahre zum Teufel in die Unterwelt,

und jetzt dein Leben fällt.“

„komische Spruch, lass uns nur hoffen, dass er funktioniert“, meinte Piper und nahm ihrer Schwester den Zettel aus der Hand, wo der Spruch gegen Hunix notiert war. „Jetzt kann er kommen“, meinte diese triumphierend und fügte hinzu, „halt nur, wenn Phöbe auch hier ist.“ „ich bin dafür, dass du zu ihr beamst und sie hierher holst. Dann können wir den Warlock rufen und ihn vernichten“, schlug Piper vor. „Klar, bin schon weg“; schloss Paige.



So will ich für immer Leben, dacht Leo und reckte sich genüsslich. Er konnte sich nicht erinnern, wie lang er schon hier war. Auch wusste er nicht mehr, was er davor gemacht hatte und wer er eigentlich ist oder besser gesagt war. Piper war aus seinem Bewusstsein schon völlig gestrichen, ebenso wie alle anderen. Das einzige was für ihn zählt war das hier und jetzt. Mit all den Frauen und dem guten Essen. Er kam sich richtig königlich vor und so wurde er auch behandelt. Bevor er überhaupt einen Wunsch äußern konnte, war er schon erfüllt. Zeit war bedeutungslos geworden. „Liebster, lass uns ein Bad nehmen“, flüsterte eine Schwarzhaarige und zog ihn bei der Hand hoch. Lächelnd folgte ihr Leo ins kühle Wasser. Kichernd näherten sich noch andere Frauen und umsorgten ihn mit Essen und massierten ihn. So hatte es er ihnen befohlen und so mussten sie es auch machen. Ihm nicht gehorchen bedeutete der sichere Tod.



„Gibt es etwas neues?“, fragte er und richtete seinen Blick auf eine leere Stelle, zumindest schien es so. „Alles entwickelt sich prächtig“, begann Nouninz, „die Zauberhaften haben noch immer keine Ahnung von unserem Plan. Sie tappen völlig im Dunklen. Und ihr Wächter des Lichts kann ihnen auch nicht helfen.“ „Der hat sowieso nicht mehr lange zu leben“, erklärte er und wandte seinem Spion den Rücken zu, „das sie uns nicht mehr Probleme machen, hätte ich mir nicht gedacht. Die hochgelobten Mächtigen Drei, am Boden! Dieser Tag wird kommen, schon sehr bald!“



„Paige!“, rief Phöbe entrüstet und starrte ihre Schwester mit weit aufgerissenen Augen an, „wie konntest du mich nur so erschrecken.“ „Tschuldigung“, meinte diese zerknirscht, „aber wir brauchen deine Hilfe. Eine Warlock muss erledigt werden.“ „Ich habe jetzt keine Zeit, das siehst du doch. Elise nimmt mich wieder einmal voll in Beschlag. Irgendwann werde ich noch wahnsinnig.“ „Es dauert wirklich nicht lange“, bettelte Paige, „nur schnell Heim, den Zauber sprechen und alles ist erledigt.“ „Könnt ihr es nicht alleine machen?“, fragte Phöbe die Antwort wohl wissend, „ ist ja gut, lass uns gehen.“ Phöbe musste sich geschlagen geben. Warlocks hatten nun mal den Vortritt, was war dagegen schon ihre Karriere! Wieder überkam sie das komische Gefühl, dass sie immer hatte, wenn sie mit jemanden orbte und sich kurz darauf wieder in sämtliche Bestandteile zusammenfügte. Piper hatte indessen alles vorbereitet, um den Hunix zu rufen. Ohne auch nur ein weiteres Wort zu verlieren nahm sich die drei Schwestern und rezisierten die Beschwörungsformel:

Unsere Suche nun zu Ende geht,

Hunix direkt vor uns steht.
 
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Sangen sie ihm Gleichklang. Plötzlich bildete sich eine schwarze Wolke und der Warlock. Wow, ging es Phöbe durch den Kopf, Paige hätte sagen sollen, dass er so gut aus sieht. Der braucht doch schon alleine dafür einen Waffenschein. Um ihm keine Chance auf den Angriff zu geben begannen sie den Vernichtungsspruch aufzusagen. Ohne ihn auch nur wiederholen zu müssen ging der Warlock schreiend in Feuer auf, um kurz darauf zu verschwinden. „Wenigstens hat der keinen Brandfleck hinterlassen“, meinte Piper betont fröhlich. „Ich würde ja gern weiterplaudern“, warf Phöbe ein, „aber ich muss wirklich zurück. Es tut mir leid.“ Zusammen mit Paige verschwand sie. Und wenige Augenblicke später war Paige auch wieder bei Piper. „Glaubst du war das Zufall?“, fragte sie. „was meinst du“, sagte Piper. „ich meine, zwei Dämonen in nur zwei Tagen? Da steckt doch sicher mehr dahinter. Es muss eine Verbindung geben!“ „Daran hab ich auch schon gedacht“, gab Piper zu und setzte sich aufs Sofa. Mit einer Handbewegung deutete sie Paige ebenfalls Platz zu nehmen. „Also fassen wir einmal zusammen“, begann diese, „der Riesen – Zwerg, Calüp, war verbannt gewesen und wurde befreit ...“ „Moment mal“, unterbrach Piper sie aufgeregt, „mir ist soeben ein Licht aufgegangen. Hunix war ebenfalls verbannt und jetzt haben wir ihn vernichtet, hoffe ich zumindest.“ „Genau“, stieß Paige hervor, „dann hat es also wirklich jemand auf uns abgesehen!“ „wäre ja nicht das erste mal“, erwiderte Piper trocken. Sie faltete die Hände und legte sie in den Schoss. „Der Verantwortliche dafür möchte sich also nicht die Hände schmutzig machen“, fuhr Paige fort, „also schickt er uns seine Diener auf den Hals!“ „das erleichtert uns die Sucher nicht gerade“, meinte Piper. „dann müssen wir eben den nächsten Angreifer fangen und ihn foltern!“ „foltern“, fragte Piper sichtlich schockiert. „na du weißt schon, aus ihm herauskitzeln, wer ihn schickt und so.“ mh ... nachdenklich nickte Piper: „das ist wahrscheinlich die Beste Idee.“ „Nicht wahrscheinlich, sicher sogar. Ich werde alles herrichten“, sagte Paige eifrig und eilte auf den Dachboden. Schließlich muss alles fertig sein, wenn der nächste Dämon angreift.

„Piper?“, flüsterte Leo mit schwacher Stimme. Verwirrt versuchte er aufzustehen, aber ein plötzlicher Schwindelanfall zwang ihn sich zu setzen. Was hatte er eben gesagt? Er konnte sich nicht mehr erinnern. So schnell wie der Gedanke über seine Lippen gekommen war, so schnell war er auch schon wieder verflogen. Sofort reichte man ihm ein Tablett mit den köstlichsten Speisen. Leos Magen rebellierte und er nahm noch eine Weintraube, während zwei Frauen eifrig mit Palmblätter kühle Luft zuwehten. Genüsslich schloss der Wächter des Lichts die Augen. Er durchlebte einen sonderbaren Traum. Immer wieder stahl sich eine brünette Schönheit in seine Gedanken. Und mit ihr ein kleines Baby. Doch wie sehr er sich auch anstrengte, er konnte sich beim besten Willen nicht an die beiden erinnern. Wahrscheinlich nur ein Tagtraum, dachte Leo bei sich und wandte sich anderen Dingen zu.



Der Formwandler schlich leise in das Zimmer. Der Boden knarrte unter seinen Füßen. Verdammt, er wollte unbemerkt bleiben. Sofort versteckte er das Messer in seiner Hand. „Leo!“, rief Paige erfreut. Schon seit Stunden, schien es ihr, versuchte sie etwas brauchbares im Buch der Schatten ausfindig zu machen. Etwas Hilfe kam gerade gelegen. „was hast du herausgefunden?“, bohrte sie nach. Leo sah sie verständnislos an. „Was hat der Ältestenrat gesagt zu Calüp?“, wiederholte Paige. „Nichts besonderes“, erwiderte er lahm. Was sollte er sagen? „Nichts besonderes?“, fragte die junge Hexe stirnrunzelnd. Sie blickte vom Buch der Schatten auf, „geht das nicht ein bisschen präziser?“ Lass dir was einfallen, sonst wahrst du längste Zeit ein falscher Wächter des Lichts, mahnte sich der Formwandler. „Ihr habt Calüp erledigt“, sagte er und hoffte, sie wäre damit zufrieden. Doch Paige gab sich nicht so leicht geschlagen: „Was ist bloß los mit dir, Leo! Ich meine, wenn man dich braucht bist du nicht da und jetzt gibst du keine Auskunft!? Die da oben sagen normalerweise schon mehr. So schlimm etwa? Und selbst wenn, wir müssen es wissen!“ Erleichtert atmete der Formwandler auf. Diese Hexen waren zu dämlich. „Es gibt nicht viel zu sagen“, begann er, „er ist tot. Wer ihn befreit hat, können aber selbst sie nicht sagen!“ Plötzlich kam ihm ein Gedanke und böse grinsend fuhr er fort: „Es gibt eine Möglichkeit. Ich meine, wer es sein könnte.“ Gespannt sah Paige ihn an und wartete auf Einzelheiten.



„Verdammt!“, stieß Phöbe aus. Zum wiederholten Mal war ihr Computer abgestürzt und alle geschriebenen Dateien unwiderruflich gelöscht. Verzweifelt raufte sie sich die Haare. Heute war einfach nicht ihr Tag. Unter immer wieder kreisten ihre Gedanken um die beiden toten Dämonen. Irgendetwas mahnte sie zur Vorsicht und sie wurde das Gefühl nicht los, dass mehr dahintersteckt. Sie war sich sicher, dass ein überaus mächtiger Dämon seine Finger im Spiel hatte, es wäre ja nicht das erste Mal. Am liebsten würde Phöbe ihre Sachen zusammenpacken und nach hause fahren. Dies ist jedoch nicht möglich, zwei dringende Meetings standen für den Nachmittag noch am Plan. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass es schon Zeit war. Ächzend stand sie vom Sessel auf, nahm ihre Tasche und machte sich auf den Weg.
 
„Hallo, Piper Halliwell am Apparat!“, meldete sich Piper und lauschte angestrengt. Ihre Miene verdüsterte sie sich als sie sagte, „einen Moment bitte! ... Paige, Telefon für dich!“ „Ich komme“, kam es vom Dachboden und gleich darauf waren Schritte zu hören. „Wer ist es denn!?“, fragte sie atemlos, die Antwort wohl wissend. „Noel“, meinte Piper trocken und gab ihrer Schwester den Hörer. Paige deutete ihr, auf den Dachboden zu gehen. Sie selbst würde gleich nachkommen. „Paige hier ... hallo, schön dich zu hören, was gibt’s ... ja, das ließe sich machen ... gut, dann bis heute Abend ... Tschüß Noel!“

Zielstrebig ging der Formwandler aufs Buch der Schatten zu, kaum das Paige den Raum verlassen hatte, um zum Telefon zu eilen. „Dann lass uns mal sehen, ob es mich abweist“, flüsterte er und versuchte die Hände aufs Erbstück zu legen. Er war sich schon sicher, dass alles klappt, doch das Buch der Schatten machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Mit einem lauten plumpsen landete es auf dem Boden, ein ganzes Stück von Leo entfernt. Schritte wurden hörbar. „Mist“, stieß er aus, „jetzt bin ich entdeckt.“ Fieberhaft überlegte er, was zu tun war. Er entschloss sich für die Flucht und ehe Piper den Dachboden betreten konnte, hatte er sich in blaue Funcken aufgelöst. Misstrauisch beäugte Piper das am Boden liegende Buch der Schatten. Wie kam es dahin?, dachte sie. Na wahrscheinlich hat es Paige hingelegt. Komisch, aber was soll’s. Sie sollte ihre Halbschwester darauf hinweisen, etwas sorgfältiger mit dem Buch umzugehen. Seufzend hob sie es auf und betrachtete die offen liegende Seite. Kazam, stand als Überschrift. Ein Schauer jagte ihren Rücken hinunter, als sie das Monster näher begutachtete. Spitze, scharfe Zähne ragten aus dem Maul. Die Augen waren zusammengekniffen. Er hatte sehr lange Krallen an Händen und Füßen. Der Körper war dichtbehaart. Alles in allem gab er einen fürchterlichen Anblick. Piper setzte sich auf einen alten Stuhl und begann zu lesen: „Kazam tauchte das erste Mal Mitte des sechzehnten Jahrhunderts auf. Er spürt verliebte Paare auf und reißt ihnen das schlagende Herz heraus. Seine wahrscheinlich wichtigste Fähigkeit ist, durch Wände sehen zu können. Doch nicht nur das macht ihn zu einem außergewöhnlich gefährlichen Gegner. Er besitzt auch unter anderem die Gabe, die Gedanken seiner Opfer manipulieren zu können.“ Wie kam Paige bloß auf die Idee, das könnte der Dämon sein, der hinter ihnen her ist! Möglich war es schon, aber Piper betete im Stillen, es möge nicht so sein, denn dann hatten die zauberhaften ein großes Problem zu lösen.



„Ich habe einen möglichen Plan, Meister“, sagte Zolkinx untergebig zu ihm. „Wir brauchen keinen anderen, meiner funktioniert hervorragend, besser als ich es mir gedacht hätte“, erwiderte er aggressiv. Der Formwandler verbeugte sich und fuhr leise fort: „Natürlich, daran zweifle ich auch keine Sekunde, ich meine nur, man könnte die zauberhaften in die Irre führen!“ „Noch mehr?“, lachte er schauderhaft und der Boden bebte unter seinen Füßen, „dann lass mal hören!“



„Paige, wie kommst du auf Kazam?“, fragte Piper ihre Halbschwester, die soeben den Dachboden betreten hatte. „Was?“, fragte diese sichtlich verwirrt. „Na, die eine Seite war aufgeschlagen, sieh mal“, fügte Piper hinzu und klopfte mit dem Finger auf die Zeichnung. „Nein, also ich habe nichts gemacht. Leo war hier, wo ist er überhaupt?“ „Meinen Göttergatten habe ich schon lange nicht mehr gesehen“, meinte Piper. Sie verschwendete keinen weiteren Gedanken daran, sondern fuhr fort, „Er wurde wahrscheinlich wieder gerufen, aber jetzt zurück zum Thema. Vielleicht ist das ja unser nächster Gegner!“ „Bitte nicht“, meinte Paige, die inzwischen die Seite durchgelesen hatte, „Er sieht vollkommen schrecklich aus und dann noch seine Fähigkeiten. Gegen den könnten wir einpacken!“ Erstaunt über diese Worte zog Piper eine Augenbraue hoch und ließ ihre Schwester weiterreden: „Ich verstehe sowieso nicht, warum die uns nicht alle in Ruhe lassen können. Dauernd müssen wir unser Leben riskieren. Man weiß nicht einmal, ob man überhaupt den nächsten Tag erlebt. Es gibt kaum einen Kampf, wo wir nicht um unser Leben fürchten müssen. Und irgendwann wird es so weit sein, aber ich will noch nicht sterben, ich habe noch so viel vor!“ Über ihre Worte erstaunt hielt Paige inne und meinte zögernd: „Noel holt mich am Abend ab, wir gehen Tanzen und vorher noch ins Theater. Ich muss mich fertig machen.“ Verwirrt eilte sie in ihr Zimmer und ließ Piper alleine zurück.



„Hi, ich bin zu Hause“, rief Phöbe müde und stellte ihre schwere Tasche ab. Es war schon finster draußen, aber das Wetter war angenehm warm. „Piper, Phöbe, jemand da?“, fragte sie in schaute in die Küche, wo jedoch niemand zu sehen war. „ich bin im Wohnzimmer“, tönte eine Stimme von dort. „Hi Phöbe“, erwiderte Piper. Sie hatte einen Jogginganzug an und lag bequem auf dem Sofa, „Paige ist vor kurzem gegangen. Sie ist mit Noel im Theater und anschließend tanzen.“ „ah“, brachte Phöbe lediglich heraus und setzte sich auf einen freien Platz am Sofa hin. „Weiß sie schon eine Antwort?“, fragte sie und blickte Piper erwartungsvoll an. Diese schüttelte nur den Kopf: „Wenn, dann hat sie mir nichts davon gesagt. Aber weil wir gerade bei Paige sind. Heute ist sie vollkommen ausgezuckt und hat sich über ihr Leben als Hexe beschwert. Irgendwas stimmt nicht mit ihr, soviel ist sicher.“ „Hast du schon eine Entscheidung gefällt?“, fragte Phöbe und starrte ihre perfekt manikürten Fingernägel an. „Was meinst du?“, kam es zur Antwort. „na wegen Prue!“ Piper schnaufte: „ Ich bin noch immer nicht von dieser Sache überzeugt. Ich weiß einfach nicht, was ich denken soll oder was nicht. Mir erscheint im Moment alles so verwirrend.“ „Du hast ja recht. Trotzdem sollte eine Entscheidung fällen.“ „Aber wir haben noch fast eine Woche Zeit“, warf Piper wage ein und sie hoffte, dass Thema war zumindest für heute vorbei. „Sieh mal“, begann Phöbe und stockte kurz, um die richtigen Wort zu finden, „Vielleicht wäre Paige als normal Sterblicher viel glücklicher als jetzt, Sie hat doch selbst zweifeln, laut dir.“ Aber die habe ich auch einmal gehabt, wie du dich sicher noch erinnern kannst“, entgegnete Piper aufgebracht. „Klar, aber bei uns stand bis heute noch nie zur Debatte, einen Menschen zu heiraten. Ich war mit Cole verheiratet, keine angenehmen Erinnerungen, aber ich war es einmal eine Zeit lang. Und du hast Leo, einen Wächter des Lichts. Aber Paige, sie liebt Noel und ich glaube, er sie auch. Wir können ihr doch nicht im Weg stehen.“ „Es könnte auch sein, dass er alles versteht und akzeptiert, sieh dir Darryl an!“ „Darryl respektiert es, aber er versteht es nicht. Andy, Prues ehemaliger Freund, war auch nicht damit klargekommen, genauso wenig wie Dan, falls du dich erinnerst“, entgegnete Phöbe und dachte ihre Schwester damit umgestimmt zu haben. Aber als diese nichts erwiderte fuhr sie fort: „Prue ist noch tot, aber wir, du und ich, könnten sie zum Leben erwecken und Paige würde nicht sterben, verstehst du.“ „Wir hätten sie trotzdem verloren“, warf Piper schwach ein. Sie sah müde und traurig aus, „es war nicht leicht zu akzeptieren, dass Paige an Prues Stelle trat. Aber ich tue es, jetzt. Wir haben gelernt, dass alles einen Sinn hat, einfach alles. So muss auch Prues Tod, so schwer es zu verstehen ist, notwendig gewesen sein. Irgendwann kommt für jeden die Zeit, wo man gehen muss und für sie war es soweit!?“ Phöbe musste Piper recht geben, wenn auch nicht gerne. Da war etwas wahres dran. „Wir sollten noch mal drüber schlafen, aber so schnell wie möglich eine Lösung finden“, machte sie ein Friedensangebot, das Piper gerne annahm, „war was besonderes heute?“ Und Piper erzählte ihrer Schwester alles, was geschehen war. Ein Schatten löste sich vom Tisch und verschwand. Nouninz musste seinem Meister schließlich regelmäßig Bericht erstatten. Auch heute würde er bestimmt zufrieden sein mit den Dingen.
 
Er verstand es einfach nicht. Die Frauen brachten ihm alles, was er sich nur wünschen konnte. Trotzdem wurde Leo das Gefühl nicht los, immer schwächer zu werden. Wie wenn das Essen ihm seine Energie rauben würde. Aber das war sicher nur Schwachsinn. Was ihn noch mehr irritierte war diese Brünette ihn seinen Träumen. Sie verfolgte ihn regelrecht und rief seinen Namen. Er hatte einerseits das Gefühl sie zu kennen, aber auf der anderen Seite war er doch schon hier gewesen, inmitten all dieser Schönheiten, oder etwa nicht!? Wahrscheinlich bildete er sich das alles nur ein. Unwirsch ging er aus dem warmen Wasser heraus und begab sich zur Liege. Dort angelangt legte er sich hinauf. Ein plötzlich auftretender Schwindelanfall raubte ihm seine letzte Kraft. Er rechnete, dass es sofort vorbeigehen würde. Stattdessen fiel er ihn Ohnmacht. Wieder einmal tauchte die unbekannte Frau auf, aber sie trug diesmal ein Baby auf dem Arm. Missmutig richtete sie die wunderschönen braunen Augen gegen die Decke, während sie immer wieder seinen Namen rief und gleichzeitig erfolglos versuchte, das Baby zu beruhigen. Er wollte gerade den Mund öffnen und etwas sagen, als er langsam wieder die Umgebung um ihm herum wahrnahm. Zwei Frauen beugten sich über ihm und sahen ihn ängstlich an. Er zwang sich zu einem Lächeln und trank einen Schluck kühlen Wein. Sofort kamen seine Lebensgeister zurück. Trotzdem blieb ein Gefühl der Schwäche in ihm.



Der Dienstag begann stürmisch. Der Wind peitschte um die Dächer und Blitze durchzuckten den Himmel. Um ein Haar hätte Phöbe verschlafen, da es draußen auch noch um diese Uhrzeit ungewöhnlich dunkel war. Schnell packte sie sich zusammen. „Halt deine Tasche!“, rief Paige im Wohnzimmer, „sie steht noch hier. Du solltest sie lieber nicht vergessen!“ „Danke“, erwiderte Phöbe gehetzt und eilte, um sie zu holen. Sie bückte sich und hob die Tasche auf, als sie plötzlich die verbrannte Stelle vom Dämon Calüp berührte. Sofort durchzuckte sie eine Vision: Piper, Paige und Phöbe stehen im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Rücken gegen die Wand. Vor ihnen befindet sich ein großer Dämon, der durch eine Kapuze und dazugehöriger schwarzen Robe nicht näher zum ausmachen ist. In seiner Hand bildet sich ein glühender Feuerball. Ein hämisches Lachen füllt die Luft, ehe die tödliche Energiekugel auf die Zauberhaften zusaust und sie in schreiend in Feuer aufgehen lässt. Übrig bleiben nur drei Häufchen Asche. Keuchend versuchte Phöbe die Beherrschung wiederzufinden. Der Inhalt dieser Vision war zu grausam, aber noch etwas verursachte ihr mehr Übelkeit. Noch jemand hatte es gesehen. Irgendwer hatte eben die gleiche Vision, es war er!
 
Pheeb's Destiny schrieb:
Editier das ist vielzuviel Spam! sonst eine lange aber gute Geschichte!

Ich werde sie das nächste mal löschen, wenn ich weider komm. Hab es jetzt das erste mal hineingegeben und hätte gerne, das es noch ein paar lesen *gg*!
Hoffe, es stört niemanden.
 
Chapter 5

Chapter 5

„Alles in Ordnung mit dir?“, fragte Paige bestürzt und eilte zu Phöbe, die ächzend wieder Haltung annahm. Dann ging ihr ein Licht auf: „Was hast du gesehen?“ „Ich muss schnell in der Arbeit anrufen, und mich krank melden“, erwiderte Phöbe nur und wählte die Nummer. Sie musste sich nicht einmal verstellen, den auch so klang sie nicht gesund. Eigentlich sollte ich es gewöhnt sein, uns in Visionen sterben zu sehen, dachte Phöbe sarkastisch und verzog den Mund. Dann ließ sie sich auf das weiche Sofa fallen. „Piper!“, rief sie aus vollem Hals und wartete. Alarmiert kam Piper die Treppen hinunter. Schnell band sie sich den Schlafmantel fester zu und sah ihre Schwestern an. „Sie hatte gerade eine Vision“, erklärte Paige aufgeregt und wartete auf weiteres. „Eigentlich nichts besonderes“, begann Phöbe, „das übliche halt: Ein böser Dämon tötet uns.“ „Sehr witzig“, entgegnete Piper erschöpft, „geht’s auch etwas genauer!“ „Ich konnte ihn nicht sehen. Er trug eine schwarze Kutte mit Kapuze, tief ins Gesicht gezogen. Aber etwas war anders als sonst, ich habe das Gefühl, nein ich weiß, dass noch jemand gleichzeitig die selbe Vision hatte wie ich.“ Kurzes Schweigen herrschte im Wohnzimmer. Das mussten die Schwestern erst einmal verdauen. Paige meldete sich zu Wort: „Ich will ja nicht deine Fähigkeiten in Frage stellen Phöbe, aber woher willst du wissen, dass noch jemand die gleiche Vision hatte?“ „Das sagt mir mein Gefühl. Ich meine es war nicht so, dass ich denjenigen sehen konnte, aber trotzdem werde ich den Gedanken nicht los, dass ich mit meiner Vermutung richtig liege.“ Piper nickte bedeutungsvoll mit dem Kopf ehe Phöbe fortfuhr: „das Problem ist, derjenige war durch und durch Böse. Ich muss fast sagen, das Personifizierte Böse!“ Paige schaute zwischen ihren beiden Schwestern hin und her. Sie war schon lange genug ein Mitglied dieser Familie um zu erkennen, wie besorgt diese waren. „Leo!“, rief Piper laut. Aber kein Leo war zu sehen. Immer wieder wiederholte sie den Namen ihres Mannes und ihres Wächter des Lichts. Schließlich meinte sie verzagt: „Ich verstehe es einfach nicht. Im Moment ist er nie zu erreichen. Und wenn ich ihn darauf anspreche, weicht er mir aus. Er hat sich in den letzten paar Tagen dermaßen verändert, dass er mir richtig fremd geworden ist. Ja, schau nicht so schockiert, Phöbe, es ist mein Ernst. Ich bin einfach ratlos. Okay, vielleicht habe ich etwas getan, worüber er sich ärgert, aber deswegen muss er uns trotzdem helfen. Selbst wenn wir rufen, kommt er nicht.“ Leider wussten die beiden anderen Hexen sehr genau was Piper meinte und wie sie sich fühlte. Es war, als hätte er sie verlassen. Fieberhaft versucht Paige etwas tröstendes zu sagen, Phöbe kam ihr jedoch zuvor: „Wahrscheinlich ist alles halb so schlimm. Ich meine er liebt dich über alles. Entweder soll das so eine Prüfung für uns sein, damit der Ältestenrat sieht, wie wir ohne ihm zurechtkommen, oder aber es gibt da oben Probleme.“ Piper sah nicht besonders überzeugt aus, lächelte jedoch dankbar und sagte: „Darum können wir uns später kümmern. Meint ihr, der Dämon in Phoebes Vision ist Kazam?“ „Ich habe ehrlich gesagt auch schon daran gedacht“, offenbarte Paige, „am beste ist, ich hole das Buch der Schatten und wir schauen noch mal nach.“ Und schon sauste sie hinauf, um das Erbstück zu holen. „Gut, dass wir die Seite nicht zugeschlagen haben“, kam es kurze Zeit später von ihr, „so brauchen wir nicht suchen.“ „Das Problem ist, hier steht kein Zauberspruch!“, meinte Piper über das Buch gebeugt. „Dann kannst du in mit Sicherheit einfach in die Luft sprengen“, erwiderte Phöbe. „Das bezweifle ich“, sagte Paige, „Nachdem, was hier steht, ist er ein überaus mächtiger Dämon. „Also gibt es nur zwei Möglichkeiten“, entgegnete Piper sachlich und fuhr nach einer bedeutungsvollen Pause fort, „Entweder hatte keine unserer Vorfahren die Chance, den Spruch aufzuschreiben, weil sie zuvor getötet wurde, oder, und das wäre viel schlimmer, er ist unverwundbar!“

Stöhnend kam Leo zu sich. Verschwommen nahm er Konturen war, die Schlussendlich ein Bild formten. Es war noch immer das gleiche, das er seit er denken konnte wahrnahm. Ein wunderschöner Raum, mit wunderschönen Frauen, gutem Essen und alles, was sein Herz begehrte. Dieser Schwindelanfall hatte länger gedauert, als alle anderen. Mit der Zeit wurde er schwächer und schwächer. Nichts half. Leo war ratlos.
 
„Ich befürchte die drei Hexen werden langsam aufmerksamer“, stattete der unsichtbar Spion ihm Bericht ab, „sie beginnen sich zu fragen, ob der angeblich Leo irgendwelche Probleme hat.“ „Das war mir schon vorher klar. Der Plan kann sowieso bald zuende geführt werden. Aber bevor sie merken, dass ihr Leo nicht mehr hier ist und wahrscheinlich zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr lebt, werden sie überzeugt sein, er hätte „normale“ Probleme. Das könnt vor allem die älteste, Piper, schwächen. Keine Angst Nouninz, ich habe alles eingeplant“, dröhnte er und sein schlechter Atem vermischte sich mit der stickigen Luft.

„Okay, noch mal von vorne“, sagte Paige und streckte die Beine aus, schon besser, es konnte noch einige Zeit dauern, ehe sie fertig waren, „die beiden Dämonen, die schon in der Hölle schmoren wurden also von Kazam geschickt. Diesen jedoch kann man nicht vernichten, weil er unsterblich ist!?“ „Nicht ganz, vielleicht oder wahrscheinlich ist er nicht unsterblich, wir haben nur keinen Spruch. Den kann ich jedoch machen, nur zur Sicherheit“, besserte Phöbe ihre jüngere Schwester aus. „und dann? Orben wir zu Kazam, oder was sollen wir machen?“, fragte Piper. „Meine Fähigkeiten sind noch nicht so ausgebildet. Ich glaube kaum, dass ich Kazam aufspüren kann“ meinte Paige etwas kleinlaut. „Dafür haben wir Leo!“, erwiderte Phöbe beruhigend und Piper setzte eingeschnappt hinzu: „Sollte er jemals wieder auftauchen.“ Phöbe überhörte die Bemerkung und teilte ein: „Ich mache den Zauberspruch. Paige du kannst mir helfen und ich schlage vor, dass Piper einen Trank vorbereitet. Wir wissen zwar nicht ob und was funktioniert, aber vorbereitet sein ist das halbe Hexenleben.“ Beide stimmten ein. „Und dann warten wir einfach auf Leo, der uns zu Kazam bringt. Vielleicht werden wir auch vorher noch einen Dämon fangen können, den Kazam geschickt hat“, fügte sie hinzu. „Da fällt mir was ein“, rief Paige aus, froh darüber jetzt auch eine Aufgabe zu haben, „die Dämonenfalle ist noch nicht fertig, ich kümmere mich darum!“ Es gab keine Einwände und so ging jede der drei Halliwell Schwestern ihrer Arbeit nach.

„Hey Noel“, rief Paige erfreut aus und presste den Telefonhörer näher ans Ohr. „Nein, ich habe heute keine Zeit“, erwiderte sie nach kurzem Zögern. So ein Mist, jetzt musste sie auch noch absagen. Hexe sein war nicht immer leicht. „Ja, ein anderes mal kann ich sicher. ... Ich liebe dich auch ... Bye.“ Paige stellte den letzten Kristall auf. Noel war so geduldig, dachte sie verträumt, er hat Verständnis dafür, dass sie noch Zeit brauchte, um ihm zu antworten. Es war sicher nicht leicht für ihn, aber es dauerte eben noch. Und jetzt hatte sie auch keine Zeit zum Überlegen, ein Dämon wartete darauf in die Hölle zurück geschickt zu werden. Und hoffentlich nicht wir, fügte sie in Gedanken hinzu. Dann begann sie den Spruch zu rezitieren, um einen möglichen Dämon hierher zu befördern.

Aus dem Augenwinkel nahm Piper blaue Lichtpünktchen wahr. Sie konnte sich im Moment nicht umdrehen. Zuerst musste das rohe Rinderherz in den Topf schmeißen. Die zähe Flüssigkeit verfärbte sich in giftiges Rot. Zufrieden stellte Piper den Herd ab. Jetzt musste die Tinktur nur noch abkühlen, dann war sie fertig. Mit einem lächeln drehte sie sich um und sah, wie erwartet, Leo stehen. Sie umarmte ihn und gab ihm einen Kuss. „Ich liebe dich“, flüsterte sie zärtlich, doch er erwiderte nur: „ich weiß“. Verwundert sah Piper ihn an. Unverständnis lag in ihrem Blick. Das hatte er noch nie zu ihr gesagt, jedenfalls nicht nach „ich liebe dich“: Piper beschloss möglichst bald ein offenes Gespräch zu führen, so konnte das nicht weitergehen. Heute hatten sie jedoch ganz andere Probleme. „Wir haben den Dämon ausfindig gemacht“, begann sie. Während sie die Worte aussprach drehte sie sich wieder um und rührte im Topf. Dann goss sie den Trank in drei kleine Fläschchen. Deswegen konnte sie auch nicht den entsetzten Blick des Formwandlers sehen. Er musste handeln, ehe die kleinen Hexen seinen Meister umbringen konnten. Schnell sah er sich um und nahm ein großes Fleischermesser in die Hand. Er holte zum Todesstoß aus.

„Wie geht es dir, Phöbe?“; fragte Paige, „ich bin mit der Falle fertig.“ „mh ... schön“, kam jediglich als Antwort, „was reimt sich auf Kazam?“ „Brahm!?“, erwiderte Paige und erntete einen Vielen-dank-auch – Blick. „ah ich weiß schon ... ja, jetzt bin ich auch fertig“, rief Phöbe und hielt wie zur Bestätigung den Zettel in die Höhe. „Gut dann können wir mal zu Piper gehen!“, bemerkte Paige zufrieden. „Paige, Phöbe?“, tönte es und kurz darauf kam Piper zum Vorschien, ich bin fertig, von mir aus kann es losgehen.“ Ein Blick von ihr genügte, um festzustellen, dass ihre beiden Schwestern ebenfalls ganze arbeit geleistet hatten. „Leo ist auch da!“, rief sie. „Dann kann er uns zu Kazam beamen“, meinte Phöbe fröhlich darüber, endlich wieder ihren Wächter des Lichts an der Seite zu haben. „Na ja“, warf Pipe lahm ein, „er ist schon wieder weg. Jemand braucht seine Hilfe oder so.“ „Jemand braucht seine Hilfe?“, äffte Paige wütend nach, die Hände in die Hüften gestemmt, „ja, wir brauchen seine Hilfe. Kazam wird kein Kinderspiel und verdammt noch mal Leo ist unser Wächter des Lichts. Was sollen wir eurer Meinung nach tun? Er hat in letzter Zeit uns nie unterstützt.“ Phöbe versuchte ihren Schwager zu verteidigen: „wir sind nun mal nicht seine einzigen Schützlinge. Zugegeben, es ist schon komisch, aber wahrscheinlich soll das wieder einmal so eine Prüfung sein. Ob wir auch ohne ihn zurechtkommen und so!“ „Von wegen“, entgegnete Paige aufgebracht, „es könnte unsren Tod bedeuten. Überlegt mal: Wenn er uns nicht hinorbt, dann müssen wir weiter warten. Und wie ich diesen Oberdämon kenne, dann schickt er seine Diener so lange, bis wir endgültig erledigt sind. Der hat sicher kein Erbarmen mit uns.“ „Irgendetwas stimmt mit Leo nicht“, sagte Piper sachlich. Bis jetzt hatte sie geschwiegen und vielleicht waren Phöbe und Paige deswegen erstaunt über die Worte der Ältesten Schwester. „Er kam zu mir in die Küche und hat sich so seltsam verhalten“, fuhr Piper fort, ihre Meinung erklärend. Sie ließ eine kurze Pause entstehen ehe sie die Katze aus dem Sack ließ: „Ich glaube, er wollte mich töten.“ Entsetzt keuchten Paige und Phöbe und blickten Piper nur verständnislos an. „Ich habe mich kurz umgedreht, mit dem Rücken zu ihm“, sagte diese, „und als ich mich wieder ihm zugewandt habe, da ist es mir so vorgekommen, als würde ein Messer in seiner Hand aufblitzen.“ „Schätzchen, das hast du dir nur eingebildet“, erwiderte Phöbe, die ihre Sprache wiedergefunden hatte, „ich meine er ist ein Engel, unser Beschützer.“ „Und wenn nicht“, warf Paige ein, „vielleicht ist es gar nicht Leo.“ „Klar, er sieht bloß aus wie Leo!“, fuhr Phöbe ihre Halbschwester an und schämte sich gleich darauf für ihr benehmen. Paige liebte Leo genauso wie sie und sie äußerte nun mal nur ihre Meinung. „Denk doch mal an unsere Vergangenheit“, meinte Piper und schritt unruhig auf und ab. Dass ein Fremder sich als Leo ausgibt behagte ihr ganz und gar nicht. „Was ich damit sagen will ist, es wäre nicht das erste Mal, dass ein Dämon uns versucht uns zu täuschen.“ „Und wie sollte er es anstellen“, fragte Paige skeptisch. Ihr war in ihrem Hexenleben noch nichts dergleichen geschehen. „Ein Formwandler!“, sagte Phöbe tonlos. Ihr war regelrecht ein Licht aufgegangen. Das musste die Lösung sein. Leo hatte sich in letzter Zeit sehr selten blicken lassen, ihnen keineswegs geholfen. So war er normalerweise nicht. Des Rätsels Lösung? „oh mein Gott!“, rief Piper plötzlich geschockt aus, „Wo ist dann unser Leo?“
 
Taumelnd suchte Leo halt. Gerade noch schaffte er sich hinzusetzen. Schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen. Irgendetwas stimmt nicht mit ihm, dessen war er sich sicher. Bloß was? „Piper“, seine Stimme war eher ein wispern. Piper? Schon wieder dieser Name, der sich immer wieder in seine Gedanken schlich. Wer war das nur? Warum dachte er an eine brünette Schönheit? Es war ihm unerklärlich. Das einzige was er wusste war, er wurde Stunde um Stunde schwächer und bald würden seine letzten Kräfte nachlassen und ihm den Tod bringen.

„Langsam. Noch mal von vorne“, beschwichtigte Phöbe ihre aufgebrachten Schwestern, „lasst uns Punkt für Punkt durchgehen, was wir wissen oder zu wissen glauben. Leo ist ein Formwandler, der sich in unser Leben geschlichen hat.“ „Nicht meine Leo“, rief Piper aus. „Schon klar was ich meine!“, entgegnete die mittlere Schwester, „Wahrscheinlich ist es sei Ziel, uns zu töten. Das hatten wir schon oft, da sollte es keine Fragen geben. Vielleicht die eine, ob er mit Kazam zusammenarbeitet oder ganz alleine ist.“ „Ich persönlich glaube, dass er mit diesem Oberdämon gemeinsame Sache macht“, äußerte sich Paige, „sollte es nämlich nicht so sein, dann hätte er uns, oder zumindest eine von uns schon längst töten können.“ Allgemeines Kopfnicken als Zustimmung. „Dann müssen wir den Formwandler so schnell wie möglich vernichten und unseren Leo aufspüren“, meinte Phöbe sachlich. „Glaubt ihr, ...“, Piper geriet ins stocken, „glaubt ihr, dass Leo tot ist?“ „Schätzchen, das dürfen wir nicht einmal denken“, rief Paige und nahm die älteste der Halliwells beschützend in die Arme. „Paige, ist dir klar das ganz schön viel auf dir liegt?“, fragte Phöbe sie vorsichtig. „Ähm ... wenn ich ehrlich bin, verstehe ich dich nicht so ganz.“ „Du musst uns alle zu Leo, ich meine dem richtigen Leo, orben und ihn mit uns herausholen.“ Eine Anflug von Panik machte sich in der Halbschwester breit. Diese jedoch versuchte sie tapfer zu unterdrücken und antwortete mit einem schwachen Lächeln: „wird schon gut gehen!“

„Keine Angst, kleines Baby“, schmeichelte Zolkinx, der Formwandler über Wyatt gebeugt, „ich will dir doch nichts tun. Ich bin’s, dein Daddy!“ Verdammt, dieses Baby wäre eine schöne Draufgabe, zusätzlich zu den mächtigen Drei. Sein Meister würde ihm sicher reich belohnen, nur mussten schon jetzt die Instinkte so gut sein. Es war so einfach, die Schwestern zu überlisten, ja sogar Piper, aber dieses Baby hatte weit mehr Verstand. Ob es überhaupt schon einen Verstand hat?, fragte sich Zolkinx und betrachtete den kleinen Jungen. Dieser schien nicht zu wissen, was zu tun war. War das sein Daddy. Sein Instinkt warnte ihn vor diesem Mann, andererseits schien seine Mum auch nichts gegen ihn zu haben. Mit Freuden nahm der falsche Leo wahr, wie das blaue Schutzfeld um den kleinen schwächer wurde. Mit breitem Grinsen redete er weiter beruhigend auf das Kleinkind ein. So lange, bis der blaue Schutzkreis gänzlich verschwunden war. Tückisch streckte er die Hände aus, um Wyatt zu packen. „Halt!“, schrie Piper aus Leibeskräften. Sie war auf der suche nach dem Formwandler am Zimmer vorbeigekommen und hat eher zufällig die Situation gesehen. Zum Glück, sollte man sagen. Jetzt hatte sie drohend die Hände erhoben. Im selben Moment, als der Formwandler die Stimme der mächtigen Hexe hörte, war ihm klar, verloren zu haben. Ein kleine Bewegung genügte uns gleich darauf fing sein Körper Feuer. Schmerzenslaute drangen aus seiner Kehle, ehe er die Welt der Sterblichen entgültig verlassen hatte. Hecktisch starrte Piper auf den Brandfleck. Gerade noch einmal rechtzeitig gekommen, dachte sie und eilte zum schreienden Wyatt. „sch ..., alles ist gut“, beruhigte sie ihn und drückte das kleine Bündel an sich. „Leo, wo bist du bloß“, murmelte sie traurig.
„Piper, alles okay?“, fragte eine heranstürmende Phöbe atemlos und sah sich schnell im Zimmer um. Sie brauchte etwas, ehe sie den Brandfleck vor der Wiege sah. „ich bin gerade noch rechtzeitig gekommen“, erklärte Piper. „Ich würde sagen, legen wir los“, warf Paige ein. Auch sie stand neben ihren Schwestern, „wenigstens brauchen wir uns um den Formwandler keine Sorgen mehr zu machen. Zuerst nehmen wir uns Leo vor, und wenn er in Sicherheit ist kommt Kazam dran, stimmt‘s?“ „Jep“, erwiderte Piper betont fröhlich und legte Wyatt wieder in seine Wiege zurück, „und du mein süßer schlaf gut und dass du mir ja niemanden mehr heranlasst außer uns, alles klar!“ Wyatt quietschte vergnügt und strampelte mit seinen Beinchen in der Luft. „Nehmt meine Hand“, ordnete Paige an. Sie atmete noch einmal tief durch ehe sie sich mit all ihrer Kraft auf Leo konzentrierte. In Sekundenschnelle waren die drei Hexen verschwunden.

Leo stopfte eine Weintraube in seinen Mund. Er hatte das Gefühl, dass er je mehr er aß, umso mehr Hunger bekam. Vollkommen entkräftigt trank er einen Schluck Wein nach. Unwirsch stieß der Wächter des Lichts eine atemberaubende Schönheit von sich. Torkelnd versuchte er aufzustehen. Es misslang. Mit einem ächzen plumpste er auf den Stuhl zurück. Plötzlich überkam ihn erneut das schon vertraute Schwindelgefühl. Er nahm ein letztes Mal das große Wasserbecken in der Mitte des Raumes wahr, ehe ihn tiefe Dunkelheit umfing.

„Ähm Paige, wo sind wir hier?“, fragte Phöbe und sah sich suchend um. Kein Leo war weit und breit zu finden. Stattdessen sah sie einen drohend wirkenden Wald vor und hinter sich. Um es besser zu sagen, sie befanden sich mitten drin. Erst jetzt nahm die Hexe eine Höhle wahr. Der Berg ragte drohend vor ihnen. Die Bäumen schienen viel zu hoch zu sein. Das unheimliche war die völlige Stille. Kein zwitschern war zu hören, kein Blätterrascheln. Totenstille umgab die drei Schwestern. Der Eingang der Höhle sah alles andere als einladend aus. „Was jetzt?“, fragte Paige zaghaft. „Hinein!“, kommandierte Piper und versuchte die entsetzten Gesichter ihrer jüngeren Schwester zu übersehen. „Piper!“, rief Phöbe, „wer weiß, ob wir hier überhaupt richtig sind. Deine Kräfte in ehren“, warf sie Paige zu, „aber was, wenn hier kein Leo zu finden ist.“ „Genau“, stimmte Paige lahm zu. Wenn sie ehrlich war, grauste ihr schon immer vor Höhlen und auch jetzt verspürte sie nicht die geringste Lust, da hinein zu gehen. „Aber wenn wir es nicht versuchen, werden wir es nie erfahren, stimmt’s“, entgegnete Piper unbekümmert und machte ein paar Schritte auf den Eingang zu. Zögernd folgten ihr Phöbe und Paige. Aber ihre ältere Schwester hatte schon recht und schließlich ging es auch um Leo, wenn er in dieser Situation wäre, würde er sicher ohne zu zögern hineingehen, egal was komme. Die Gedanken gaben ihnen Mut und stärkten sie in Pipers Entschluss. An den Händen haltend begannen die mächtigen Drei den Wald hinter sich zu lassen, und das unbekannte innere zu erforschen.
Es roch muffig. Dunkelheit umgab die Hexen und wollte sie anscheinend nicht mehr frei geben. „Hoppla!“, rief Phöbe erstaunt aus und versuchte Hände rudernd wieder das Gleichgewicht wiederzufinden, „puh, fast wäre ich hingefallen. Muss mich wohl an einem Stein gestoßen haben. Warum muss es in Höhlen immer so dunkel sein?“ „Ah!“, schrie Paige hysterisch und hob abwehrend die Hände über den Kopf. Knapp über ihr flogen ein paar Fledermäuse hinweg. Angeekelt meinte sie: „Hoffentlich gibt es nicht zu viele von diesen Viechern, sonst werde ich noch öfters schreien müssen. Also irgendwie sagt mir mein Gefühl, dass wir ganz falsch sind. Seht euch doch nur mal um.“ „Würde ich gerne, aber ich kann nicht, weil es zu dunkel ist“, erwiderte Piper sarkastisch. Sie nahm leises Tropfen wahr: „Hört ihr das auch, da scheint es weiter drinnen Wasser zu geben oder so, auf jedenfall tropft etwas.“ Sie war erstaunt, so mutig zu sein, aber für Leo würde sie wohl auch durchs Feuer gehen. Schritt für Schritt ging sie weiter, die maulenden Worte ihrer beiden Schwestern so gut wie ignorierend. „Hilfe!“, rief Paige plötzlich aus, ihre Stimme klang panisch, „ich stecke fest. Ich kann mich nicht mehr bewegen, so helft mir doch verdammt noch mal.“ „Ruhig Paige“, erwiderte Phöbe aufgeregt, „gleich bin ich bei dir. Piper!“ Piper drehte sich ruckartig um. Sie war schon um einiges ihren Schwestern voraus. Rasch eilte sie zurück und sah eine verzweifelte Phöbe. Von Paige hingegen fehlte jede Spur.
 
„Meister!“, flüsterte Nouninz ihm zu, „es tut mir leid, dass ich Euch nicht früher warnen hab können. Die Hexen sind erst vor kurzem auf unseren Formwandler aufmerksam geworden. Und jetzt ist er vernichtet!“ „Ich weiß“, brüllte er, „aber sie wissen doch hoffentlich noch nichts von mir, oder?“ „Nein, Herr“, antwortete der unsichtbare Diener, „aber sie haben davon geredet, ihren Wächter des Lichts zu retten.“ „Retten zu wollen“, krähte er und sein massiger Körper wurde von seinem lachen durchrüttelt, „der müsste längst tot sein. Er wäre der erste, der so lange überlebt hat. Und das ist meiner Ansicht nach unmöglich.“

„Phöbe?!“, Pipers Stimme überschlug sich, „wo ist Paige?“ „Ich weiß nicht?“, erwiderte Phöbe panisch, die Augen vor Schreck geweitet, „sie hat um Hilfe gerufen und dann war sie weg. Oh Gott, was geschieht nur mit mir?“ Piper sah, wie ihre jüngere Schwester ein Stück im Boden versank. Plötzlich traf es sie wie ein Schlag: „Beweg dich nicht Phöbe, bleib ruhig. Ich werde dich da rausholen. Paige ist versunken, im Sumpf!“ Phöbe versteifte sich: „Du meinst das ist ein Moor?“ Piper nickte bloß und trat vorsichtig und darauf bedacht nicht einzusinken einen Schritt näher. „Wo hast du Paige zum Schluss gesehen?“, wollte sie von Phöbe wissen. „ich weiß nicht, es ist so dunkel, ich glaube etwas weiter rechts von mir, aber sicher bin ich mir nicht!“ Schweiß rann ihr übers Gesicht und ein Schluchzen entrang ihrer Kehle. „So hilf ihr doch“, rief sie mit unnatürlich hoher Stimme. Verzweifelt versuchte Piper ihre Gedanken zu ordnen. Was sollte so nur tun? Wie machten es die Leute im Film immer. Sie brauchte schnell einen Stecken, um Phöbe herauszuziehen, oder doch zuerst Paige? Lebt Paige überhaupt noch? Und wenn sie wirklich versucht zuerst Paige, der Lebenden?, zu helfen, geht Phöbe nicht in der Zwischenzeit auch unter. Hätte sie dann beide Schwester verloren? „Piper!“, kreischte Phöbe, das was sie hinzufügte ging in einem blubbern über. Mit Schrecken sah Piper ihre jüngere Schwester im Sumpf versinken. „Nein!“, schrie sie aus Leibeskräften und rannte auf sie zu. Aber da war es schon zu spät, dort wo eben noch Phöbe war, stiegen nur noch Luftblasen auf. Tränen traten Piper in die Augen. Fassungslos starrte sie auf die leere Stelle vor ihr. Warum? Warum nur?, fragte sie sich. Und im selben Moment musste sie feststellen, dass auch sie einen Erstickungstod sterben würde, denn sie saß fest. Hysterisch fing Piper an zu lachen. Eigentlich passte das gar nicht zu ihr, sich so gehen zu lassen, aber was soll’s? Sie würde schließlich sterben und ihre Schwestern im Himmel wieder sehen. Natürlich mit Prue und Leo, sollte auch er nicht mehr am Leben sein. Sie atmete noch ein letztes Mal tief ein, ehe sie im Moor versank. Als ob das was helfen würde, dachte sie sarkastisch und eine dicke Träne rann über ihre Wange.

Der Aufprall kam hart und unvermutet. Mit einem stöhnen blieb Piper liegen. Besorgte Gesichter umringten sie. „Was, wo ...?“, stammelte sie und versuchte sich aufzurichten. Paige nahm ihre Hand und stützte sie bei ihrem Versuch. „Alles klar, Schätzchen?“, fragte die Halbschwester. „Also ich hab mir de Himmel schon etwas anders vorgestellt!“, stöhnte Piper und sah sich genauer um. Sie war in einem muffigen Raum. Auch war er sehr dunkel. Nur ein paar Fackeln erleuchteten ihn spärlich. Sie spürte die kalte Erde am Boden. Was zum Teufel war bloß geschehen? „Himmel?“, erwiderte Phöbe verständnislos. Plötzlich erhellte sich ihr Gesicht, „ach du glaubst, wir sind .... nein, wir leben noch alle. Das muss eine Art Portal gewesen sein. Du weißt schon, der Sumpf, das versinken ...“ Die letzten Worte hatte sie schon etwas langsamer ausgesprochen, als sie das verständnislose Gesicht der ältesten der Halliwells sah. Das musste Piper einmal verdauen. „Ich dacht, ich hätte euch verloren“, meinte sie tonlos. Ohne etwas zu sagen umarmten sich die drei Hexen. Ja, eigentlich hatten sie alle gedacht, sterben zu müssen. Und gleichzeitig hatten sie Angst um die anderen gehabt. Paige war die erste, die wieder ihre Stimme fand: „Dann lasst und mal weitergehen, denn irgendetwas sagt mir, dass wir trotz allem, oder gerade deswegen, richtig sind.“ Augenzwinkernd nahm sie ihre geliebten Schwestern an der Hand und zerrte sie hinter sich her. So gingen sie eine Weile schweigend, bis sie an eine Art Weggabelung kamen. „links, oder rechts?“, fragte Piper. Unentschlossen trat Phöbe von einem Fuß auf den anderen. „Ich befürchte, dass nur ein Weg der richtige ist. Ich meine, der andere könnte tödlich enden.“ „haha, darauf wäre ich nie gekommen“, meinte Paige trocken, „also, dann lassen wir Piper entscheiden.“ „Gehen wir rechts. Die Gänge schauen beide gleich aus, und für einen müssen wir uns schließlich entscheiden.“ So ruhig sie sich auch gab, sie war es keineswegs. Zuviel stand auf dem Spiel, und das wussten sie alle.
„Ich nehme die eine Fackel mit“, sagte Phöbe und nahm sie aus der Halterung, „man kann nie wissen.“ Entschlossen ging sie voraus. Sie war darauf gefasst, sofort in Kampfstellung gehen zu müssen. Piper hatte ihre Hände erhoben, jederzeit bereit, jemanden einzufrieren oder zu zersprengen. Paige sah sich ängstlich nach allen Seiten um. Im schlimmsten Fall konnte sie sich aus der Gefahrenzone wegorben. Sie hoffte nur, dass es nicht so weit kommen würde. „das ist nicht gut, gar nicht gut“, jammerte Phöbe. „Siehst du etwas?“, fragte Piper erregt, die weiter hinten ging. „Nein, das ist es ja gerade. Alles ruhig, zu ruhig, wenn ihr mich fragt!“ „wir fragen dich aber nicht“, entgegnete Paige mürrisch. Erschrocken zuckte sie zusammen, als sie das Echo ihrer Stimme hörte. „Halt! Ich glaube, ich habe was gefunden!“, Phöbe stoppte die Gruppe und starrte angestrengt auf einen Fleck an der nassen Höhlenwand. „Lass mal sehen“, meinte Piper. „Igitt!“, stieß Paige angeekelt aus und zeigte mit dem Finger auf den Fleck, der sich anfing zu bewegen, „das ist ja eine Spinne!“ Phöbe nahm dies auch zur Kenntnis, wirkte jedoch fast etwas enttäuscht, denn es war schließlich für einen kurzen Moment eine Art heiße Spur gewesen. Achselzuckend wollte sie sich schon abwenden, um weiterzugehen, als sie plötzlich Pipers erstauntes keuchen wahrnahm. Und das leider zu recht. Die kleine Mini – Spinne fing mit einem Mal an zu wachsen. Augen wurden erkennbar, so wie die langen haarigen Beine. Das Untier stieß ein paar schmatzende Laute aus ehe es behände die Wand hinunterkletterte um sich vor den völlig verstörten Schwestern aufzubauen. Sie war nun fast so groß wie diese und drängte die Hexen mit dem Rücken zur Mauer. Der ohnehin schon schmale Gang war nun gänzlich ausgefüllt mit den vier Gestalten. „Attacke!“, schrie Phöbe aus Leibeskräften. Auf die schnelle war ihr nichts besseres Eingefallen und es war ja bekannt: Angriff ist die beste Verteidigung! Auch Paige schien aus ihrer Liturgie gerissen worden zu sein, denn sie verschwand in blauen Lichtern um sich auf dem Rücken der Spinne zu materialisieren. Mit aller Kraft stürzte sie sich auf den Hals des Gegners und drückte mit ihren Händen zu. Wenn die Situation nicht so gefährlich wäre, könnte das glatt als Zirkusattraktion durchgehen, so wie Paige auf der Riesenspinne hang, fand Piper.
 
Doch das war wirklich nicht der Augenblick um lange zu überlegen. Sie hob schnell ihre Hände und mit der gewohnten Bewegung aus dem Handgelenk attackierte sie den Gegner. Dieser blieb jedoch ziemlich unbeeindruckt, ebenso von den Bemühungen der Halbhexe. „Piper, lass sie doch explodieren, ich kann mich nicht mehr lange halten,“, schnaufte diese und rutschte noch weiter auf die rechte Seite. Bald würde sie auf dem Boden aufschlagen und dann war für nichts mehr zu garantieren. „Die Macht der Drei kann keiner entzweien, die Macht der Drei kann keiner entzweien!“, fing Phöbe den Singsang ein und ihre beiden Schwestern stimmten ein. Keine Sekunde zu früh, denn die Spinne hatte sich schon von der lästigen Hexe befreit und kam drohend auf Piper zu, um sie zurückzudrängen. Eine gelbliche Flüssigkeit tropfte auf die Erde und hinterließ Brandflecken. Gerade wollte sie die älteste damit bespritzen, als das Untier unter großem Getöse verschwand. „Puh, das war ganz schön knapp“, stöhnte Piper, „ich verstehe nur nicht: Warum haben ihr meine Kräfte nichts antun können? So mächtig kann keine Spinne sein. Ich habe schon geglaubt, dass unsere Kräfte wirkungslos seien, aber Paige ist ja auch schließlich georbt?!“ „Ich hab‘ doch gewusst, dass Spinnen Ungetüme sind“, jammerte Paige und unterdrückte einen Schauer. Von Phöbe erntete sie bloß ein grinsen. „Lasst uns nicht trödeln, schauen wir lieber, dass wir weiterkommen“, Piper klatschte wie zur Bestätigung in ihre Hände und scheuchte ihre Schwestern auf, „schade dass die Fackel ausgegangen ist.“ Sie deutete stumm auf die Fackel. Das Feuer war ausgegangen beim Kampf mit der Spinne. „Hoffentlich gibt es nicht noch mehr Überraschungen“, murmelte Paige zu sich und stapfte als Schlusslicht weiter durch de kühlen Gang. Schweigend gingen die Drei den Weg. „Pass doch auf Phöbe“, schimpfte Piper. Sie war gerade gegen ihre Schwester gerannt, die plötzlich stehen geblieben war. „Sackgasse“, kam es von vorne, „wir sind in einer Sackgasse angekommen.“ „dann hätten wir also doch nach links gehen sollen“, erwiderte Paige und trat von einem Bein aufs andere. Sie fühlte sich alles andere als wohl in dieser Höhle. Wahrscheinlich krabbelte gerade irgendein Käfer in ihren Haaren herum. Der Gedanke daran ließ sie erschauern. „Bleibt stehen!“, rief Piper ihren Schwestern nach, die schon im Begriff waren zurückzugehen, „wir sind richtig, glaube ich zumindest. Überlegt mal: Das ist gar nicht so blöd, wie es scheint. Wir sollen natürlich annehmen, falsch zu sein, weil uns so wenig Ungetüme begegnet sind ...“ „Na mir hat’s gereicht“, warf Paige ein. Piper beachtete sie jedoch gar nicht und fuhr ungerührt fort: „ ... aber das ist meiner Meinung nach die perfekte Tarnung. Hier ist wahrscheinlich irgendwo ein Mechanismus und wenn der ausgelöst wird, können wir weiter.“ „Ich glaube, du hast recht“, erwiderte Phöbe und tastete die Wand nach irgendeinem Schalter ab, so, wie es in Krimis zu sehen war. Auch Paige gab sich mehr oder weniger geschlagen. Leo, ich komme, dachte Piper schon fast flehend, egal wo du bist und was mit dir geschieht, halte aus. Ich weiß, dass du noch lebst, du musst einfach leben. „oh mein Gott, ich hab was, das müsste er sein!“, stieß Paige erfreut aus, „Achtung, ich drücke!“ Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen betätigte sie einen Knopf in der Mauer. Er war gut versteckt und normalerweise fanden ihn nur eingeweihte. „Huch!“, stieß Piper aus. Die Wand vor ihr fing an zu flimmern und in Sekundenschnelle hatte sich ein Art Portal gebildet. „Dann lasst uns mal keine Zeit verlieren!“, erwiderte Phöbe mutig und durchschritt als erste das, was zuvor einmal die Wand gewesen war. Sie verschwand in dem wabrigen Licht um sich gleich darauf in einem anderen Raum wiederzufinden, ebenso wie Piper und Paige. „Irgendeine Ahnung wo wir sein könnten?“, fragte Paige. „Sorry!“, antwortete Piper fast bedauernd. Dieser Raum hatte nichts mehr mit dem Rest der Höhle zu tun, sollten sie sich überhaupt noch in dieser befinden. Fackeln erleuchteten ihn doch ziemlich hell. Kerzenständer fanden sich wieder. Auf der Erde lag ein schmaler, roter Teppich, so, als ob er eine bedeutende Persönlichkeit begrüßen sollte. In der Luft lag ein, ja, ein bestimmter Geruch. Es roch nach dem Bösen und nach einer ungeheueren Macht und Autorität. Pipers Nackenhaare richteten sich auf und sie fasste ihre beiden Schwestern an den Händen. Mit dem neu gefasste Mut schritt sie regelrecht auf dem Teppich. Links und rechts gab es die verschiedensten Türen. „Ich befürchte fast, wir müssen überall hineinschauen“, sprach Phöbe die Gedanken aller aus. „Ja, du hast recht. Aber wir müssen vorsichtig sein, man kann nie wissen, was sich dahinter verbirgt,“ erwiderte Paige und sie hoffte, keiner würde das leichte zittern in ihrer Stimme hören. Entschlossen umfasste sie den Türknauf und drückte ihn nieder. Geräuschlos sprang sie auf und offenbarte ihr Geheimnis.

„Sie sind hier!“, die trügerische Stille wurde regelrecht durch seine Stimme zerrissen. Er wandte sich einem stattlichen Mann zu, der große Ähnlichkeit mit den römischen Gladiatoren hatte und donnerte: „Haltet sie auf! Jetzt ist es noch nicht zu spät, aber ich möchte nicht, dass sie noch mehr Schaden anrichten. Sollte etwas schief gehen, warst du längste Zeit lang mein Diener. Das kannst du auch deinen Kriegern ausrichten!“ Ergeben nickte der Gladiator und verschwand und er wusste, das war seine letzte Chance.
 
„Ops!“, entfuhr es Phöbe. Die drei Hexen waren auf eine Folterkammer gestoßen. „Ops?“, fragte Piper ungläubig, „du siehst das und sagst einfach >Ops<?“ Phöbe entschuldigte sich mit einem Anflug von lächeln. „Wow! Das hat große Ähnlichkeit mit den ganzen Filmen“, meinte Paige und starrte auf einen roten Fleck bei einem der Geräte. War das etwa Blut? „Ich glaube, da werden Menschen sozusagen in zwei geteilt“, sagte Phöbe schockiert und deutete auf eine Maschine. Die Opfer mussten sich dafür hinlegen und wurden an Händen und Füßen angekettet. Dann, wenn die Maschine in Betrieb war, zogen die Handketten nach oben und Fußketten wiederum nach unten. Unsagbare Schmerzen waren hier schon erlitten. „Ich fass lieber nichts an, nicht, dass ich eine Vision bekomme!“, sagte Phöbe und trat instinktiv ein paar Schritte zurück. Und was sie eigentlich damit meinte, war allen klar. Lebt Leo noch? Oder wurde er auch schon gefoltert, zu Tode sogar? „Wir sollten uns beeilen“, durchbrach Piper die aufgekommene Stille, „je eher wir Leo finden, desto schneller sind wir hier wieder draußen.“ Sorgfältig schloss sie die Türe, so als könne sie damit ihre Spuren vertuschen. Das war überhaupt ein Problem. Wie lange noch würde es dauern, bis sie von jemanden entdeckt wurden. Ihrer Meinung nach war trotz den kleinen Problemen mit der Spinne und dem versteckten Durchgang alles bis jetzt zu glatt gegangen. Nur nicht den Teufel an die Wand malen, beschwor sie sich. Laut sagte sie: „Wir nehmen die übernächste Tür rechts. Irgendetwas sagt mir, dass wir dort Leo finden.“ Ohne eine Antwort abzuwarten stieß sie die Tür auf, besser gesagt wollte sie aufstoßen. Aber sie war verschlossen. „Wirst wohl wirklich recht haben“, meinte Paige aufgeregt, „spreng sie doch auf!“ Entschlossen ließ Piper einen ihrer Energiestöße los und diesmal funktionierte es. Mit lautem gepolter wurde die Tür in sämtliche Einzelteile zerlegt. Schnell betrat Piper das Zimmer und was sie sah, ließ sie schockiert aufschreien. Neugierig und für alles bereit drängelt sich Paige noch vor Phöbe hinein. Der Anblick, der sich ihr bot war grauenhaft! Zig Zombies gingen wie in Trance herum, hielten die schrecklichsten Speisen in ihre Händen. Von rohem Herz angefangen über verfaulten Schweinefleisch und Blut zum Trinken. Sie nahmen die drei Zauberhaften gar nicht wahr. In der Mitte des Raumes stand ein Art Becken, gefüllt mit verschmutztem Wasser. Aber selbst das war noch nicht der Höhepunkt. Auf einer Liege war Leo zu sehen. Wirklich und wahrhaftig Leo. Piper hatte in sofort erkannt und ohne zu zögern lief sie zu ihrem über alles geliebten Ehemann. „Leo!“, schluchzte sie und beugte sich über den leblosen Körper ihres Ehemanns. „Phöbe, Paige“, schrie sie und ihre Schwestern beugten sich schon über ihren Schwager. „Ist er ... tot?“, fragte Paige stockend. „Er atmet“, wisperte Piper aufgeregt und wiederholte um einiges lauter, „er atmet. Flach und langsam, aber er atmet!“ Die Erleichterung war regelrecht spürbar. „Leo?“, fragte Phöbe ihrerseits und rüttelte den Wächter des Lichts kräftig durch. Langsam öffnete dieser seine Augen und blickte in das Gesicht der Brünetten, von der er die ganze Zeit geträumt hatte. „Piper?“, flüsterte er kraftlos und ihm schien, als ob seine Erinnerung endlich zurück kommen würde. Er wusste mit einem Schlag wieder wer er war, dass er eine Frau hatte und zudem noch einen kleinen Sohn. Müde senkte er den Kopf und wisperte: „Hilf mir!“ „Gleich bist du in Sicherheit“, antwortete Piper aufgeregt, „Paige, du kannst uns jetzt rausorben!“ Ihre Halbschwester nickte und alle umarmten sich. „Dann mal los“, erwiderte Phöbe erleichtert und spürte kurz darauf das vertraute Gefühl, sich aufzulösen und kurz darauf wieder zu materialisieren. „Wo sind wir?“, fragte Piper verwirrt. „Ich befürchte da, wo wir schon vorher waren“, entgegnete Paige sichtlich zerknirscht. „Das bedeutet, das das Gebäude oder die Höhle mit einem magischen Schutzkreis belegt ist“, schlussfolgerte Phöbe, „und das wiederum bedeutet für uns, alles zurück.“ „Ich befürchte Leo ist zu schwach!“, warf Piper mit einem Seitenblick auf ihren Mann ein. „diese Zombies machen mich noch wahnsinnig“, jaulte Paige auf und brachte sich in Sicherheit, „ich bin nur froh, dass sie uns nicht bemerken, sonst hätten wir ganz schöne Probleme.“ Damit hatte sie recht. Noch immer nahmen die halbverfaulten Untoten die Eindringlinge nicht wahr. „Helft mir mal“, rief Piper und versuchte mit aller Kraft den Wächter der Lichts auf die Beine zu helfen. Sofort bekam sie die nötige Unterstützung von Phöbe. Eingehackt unter ihrem Schwager konnte es losgehen. Sie verließen den Raum und versuchten möglichst schnell wieder zum Portal zu gelangen. Aber so, wie sie es wollten, war es nun doch nicht. Mit Leo im Schlepptau, der zunehmend schwächer wurde, ging es gar nicht so einfach. Plötzlich wurden hinter ihnen Schritte hörbar. Sie kamen schnell näher. „Verdammt, ich befürchte, wir sind entdeckt!“, stieß Phöbe zwischen den Zähnen aus, „Paige, lös Piper ab, wir brauchen sie jetzt, um die Verfolger in die Luft sprengen zu können.“ Sofort war die Halbschwester zur Stelle. Ächzend legte sie sich den Arm des Wächter des Lichts um. Puh, ganz schön schwer ihr Schwager. Keine Sekunde zu früh hatten sie diesen Tausch gemacht, den schon stürmten die Krieger heran. Es waren mindestens zehn und gekleidet wie Gladiatoren. Bewaffnet bis zu den Zähnen griff die Truppe an. Der erste wurde schon in die Luft gesprengt, ebenso der zweite. Schweißperlen rannen Piper über die Stirn. Schon lange nicht mehr musste sie so viele Angreifer auf einmal abwehren. Krampfhaft hielt sie die Gladiatoren fern. Diese jedoch zeigten sich nicht im mindesten beeindruckt von den Kräften der Hexe. Nur noch die Hälfte von den ursprünglichen war übrig. Befriedigt von dieser Erkenntnis ließ Piper gleich zwei auf einmal zerspringen. Schmerzensschreie erfüllten den Gang und jedes mal war ein Gladiator weniger. Und dann war es ruhig. Dort, wo eben noch zehn Angreifer waren, klaffte eine leere Stelle. „Gut gemacht Piper!“, lobte Phöbe, „wir sind gleich beim Portal.“ „Oh oh, schlechte Nachrichten Leute“, rief Paige und deutete auf weitere Gladiatoren, die aus einem Zimmer stürmten, „alle sind noch nicht erledigt. Piper, halt sie uns bloß vom Hals, Phöbe und ich sind im Moment machtlos.“ Verbissen erledigte Piper einen nach den anderen, doch sie wurden anscheinend nicht weniger. Immer wieder fanden sich neue Angreifer. „Ich kann nicht mehr, es sind einfach zu viele“, keuchte Piper und sprengte den ihr am nächsten in die Luft. „Das Portal ist zu, es ist einfach weg“, schnaufte Phöbe und deutete auf die Wand, von der sie gekommen waren. „Was jetzt, wir müssen uns schnell etwas einfallen lassen“, schrie Paige und überlegte fieberhaft. Währendessen wurden Pipers Kräfte immer schwächer. Geschlaucht bombte sie den nächsten Gladiator in die Hölle. Jetzt brauchte die Hexe schon zwei Versuche, ehe der Angreifer für immer verschwand. „Einen Spruch“, schrie Phöbe hektisch. Mit der einen Hand wirbelte sie durch die Luft, mit der anderen hielt sie Leo krampfhaft: „ Ähm ...
Erschaffen sei das Portal,
die Angreifer verschwinden mit Qual!“
Wieder und wieder sprach sie diese Worte und nach dem zweiten mal fielen sowohl Paige als auch Piper mit ein. Wie von selbst verschwanden die Gladiatoren und an der Wand bildete sich das Portal, durch das die Zauberhaften schon hierher gekommen waren. „Schnell, schnell, bevor es sich schließt!“, trieb Phöbe ihre Schwestern an. Aufatmend fanden sie sich kurz darauf dort wieder, wo sie den Hebel zuvor betätigt hatten. Hinter ihnen schloss sich das Portal. „Puh, das war ganz schön knapp, bald hätten sie mich gehabt“, stöhnte Piper und lehnte sich an die feuchte Mauer. „hopp, hopp, nur nicht trödeln“, sagte Paige betont fröhlich. Leo wurde für sie mit der Zeit ganz schön schwer. Sie wusste nicht, wie lange sie ihn noch halten konnte. So gut es möglich war eilte die Gruppe Richtung Ausgang, den sie auch ohne weitere Probleme fanden. Ächzend fanden sie sich im Wald wieder. „Paige, jetzt kannst du uns nach Hause orben“, sagte Phöbe und die Erleichterung war ihr anzusehen. Die Schwestern umarmten sich um im Lichterregen zu verschwinden und sich wieder zu materialisieren. Diesmal im Haus der Halliwellls.
 
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Chapter 6

Chapter 6

„Ich mache Leo frischen Tee“, erklärte Piper auf die Frage ihrer Schwester Paige hin, „er soll sich ja ausruhen.“ „Und wir müssen ihn auf den neuesten Stand der Dinge bringen“, fügte diese hinzu. Die Küchenuhr piepste, das Zeichen, das der Tee fertig ist. Zufrieden goss Piper die dampfende Flüssigkeit in eine Tasse. „Piper, das riecht aber nicht nach nur Tee!“, meinte Paige mahnend. „Ich weiß. Da sind auch noch ein paar andere Kräuter drin. Nur, damit Leo wieder schnell zu Kräften kommt.“ Und ehe ihre Halbschwester sie noch mit weiteren Fragen belästigen konnte eilte sie ins Wohnzimmer, wo ein völlig erschöpfter Wächter des Lichts die Couch belagerte. Auf dem gemütlichen Sessel daneben hatte es sich Phöbe bequem gemacht. Das Gesicht sorgenvoll verzogen. „Hier mein Schatz“, sagte Piper und drückte ihrem Mann den Tee in die Hand, „trink mal ordentlich, dass du uns wieder zu Kräften kommst. Da fällt mir ein, eine Pizza müsste noch im Kühlschrank sein, ich hol sie schnell. Bringt ihn derweilen auf den neuersten Stand.“ „Okay, legt los“, forderte Leo seine Schützlinge betont munter auf. Er war noch immer sehr schwach, jedoch zuversichtlich, bald vollkommen der Alte zu sein. „Gut. Wir glauben zu wissen, dass der Dämon Kazam hinter allen steckt“, begann Paige, „Warum wir dich erst jetzt dort rausgeholt haben ist auch einfach zu erklären. Ein Formwandler hat sich eingeschlichen und sich als du ausgegeben. Der schmort aber schon in der Hölle!“ Paige grinste unwillkürlich und Phöbe nahm die Gelegenheit wahr, weiterzuerzählen: „ Und dann haben wir uns natürlich sofort auf die Suche nach dir gemacht. Und sind fündig geworden, inmitten von Zombies.“ „Zombies?“, fragte Leo und schien verwirrt, „ihr seit Zombies begegnet.“ Jetzt waren die beiden Schwestern erstaunt. Paige meinte: „Ja, du warst mitten drin.“ „Nein, lauter Frauen waren um mich. Ich habe relativ viel gegessen von den Früchten und dem Wein.“ „Wein? Ich glaube, du irrst dich Leo. Sie haben rohes, vergammeltes Fleisch herumgetragen!“, stellte Phöbe geschockt klar. Keiner wusste mehr, was nun der Wahrheit entsprach, geschweige denn wer von was redete. „Kazam“, erklärte Piper, die inzwischen dazugestoßen war, „er muss Leo manipuliert haben. Der Dämon besitzt doch die Fähigkeit, andere durch Gedankenkraft seinen Willen aufzuzwingen. So hat er Leo eingeredet, von wahrscheinlich schönen, Frauen umgeben zu sein.“ Phoebes Gesicht erhellte sich für einen Moment: „Jetzt ist alles klar.“ Paige schaute derweilen eher betroffen aus: „Aber das bedeutet, dass wirklich Kazam hinter allem steckt.“ Sprach sie bestürzt aus, was inzwischen auch den anderen klar geworden war. „Dieser Kazam ist sehr mächtig, stimmt‘s?“, fragte Leo, der den Dämon bisher noch nicht gekannte. Phöbe nickte: „Leider. Er hat unter anderem auch noch die Fähigkeit durch Wände hindurchzusehen.“ Erklärte sie, was im Buch der Schatten über ihn zu finden gewesen war. „Das wirkliche Problem ist jedoch“, fuhr Piper fort, „dass wir keinen Vernichtungsweg finden konnten. Wir haben einen Spruch kreiert und dazu einen Zaubertrank, aber ob das hilft, wissen wir nicht.“ „Bevor wir es vergessen Leo, Phöbe hatte eine Vision in der wir vernichtet wurden. Das solltest du nur wissen, glaube ich und während deiner Abwesenheit, hat Kazam uns zwei Dämonen auf den Hals gehetzt. Die sind wir aber auch schon wieder losgeworden“, erstattete Paige Bericht, „vielleicht könntest du mal oben nachfragen, was die uns raten und was sie überhaupt wissen?“ „Lasst ihn doch mal ausruhen, er ist noch ziemlich erschöpft“, scheuchte Piper ihre beiden Schwestern auf. Und die mussten ihr Recht geben. Tiefe Ringe lagen unter Leos Augen, ein Zeichen für die Strapazen von letzter Zeit. Wahrscheinlich hatte ihre Schwester Recht. Das klingeln der Tür riss sie unsanft von den Gedanken auf. „Ich gehe schon“, sagte Paige und verschwand. Wortwechsel war zu hören, ehe sie wieder ins Wohnzimmer kam, mit einer schuldbewussten Miene. „Noel ist da. Er möchte mit mir ausgehen. Ich werde aber nicht allzu lange ausbleiben.“ Ohne eine Antwort von Piper und Phöbe abzuwarten verschwand sie. Die beiden übrigen Schwestern tauschten einen verzweifelten Blick aus, der Leo nicht entging. Fragend sah er seine Frau an: „Ich habe schon
 
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