Harry Potter und der Orden des Phönix (Kritik)
Harry Potter und der Orden des Phönix
Ron: "One person can't feel all that at once, they'd explode!"
Hermione: "Just because you've got the emotional range of a teaspoon doesn't mean we all have!"
Nachdem die halbe Welt nun schon ewig auf Neuigkeiten des Zauberschülers gewartet hat, ging die Potter Mania letzten Mittwoch in die nächste Runde, als der neueste Harry Potter Film in die Kinos kam. Wie immer waren alle aus dem Häuschen, wie immer gibt es bei einem Potter Film viel zu bemäkeln.
Harry tritt nun sein 5. Schuljahr in Hogwarts an, das jede Menge Drama, Zauberei, langsam auftretende Pubertät, kleine feine Randgeschichten, witzige Dialoge, eine packende Story und natürlich ein unglaubliches Maß an herrlicher Fantasie bietet. Zumindest was das Buch angeht. Der Film kann das Niveau des Buches (mal wieder) nicht halten und wirkt stellenweise lose zusammengestückelt. Zwar ist dieser Teil, im Gegensatz zu seinen Vorgängern, ein wenig zusammenhängender und verständlicher, trotzdem bezweifle ich, dass man dem Film, ohne das Buch gelesen zu haben, problemlos folgen kann.
Weiters wurden zwar die wichtigsten Aspekte aus der schriftlichen Vorlage herausgepickt und auch in den Film gepackt, allerdings ist es mir noch immer ein Rätsel wie Michael Goldenberg, verantwortlicher Drehbuchautor von dem man weit mehr erwarten hätte können, das Buch gelesen hat. Chronologische Abfolgen von Ereignissen scheinen ihn genauso wenig zu interessieren, wie die Tatsache, dass wichtige Aspekte einfach verändert wurden, um Zeit bzw. Charaktere zu sparen, was allerdings dazu führt, dass manches für den werten Kinogeher nicht mehr einleuchtend ist, wie z.B.: Cho zur Petze zu machen oder die Tatsache, dass Harry und sein Begleitschutz so dermaßen tief fliegen, obwohl sich jeder Zauberer schon alleine beim Wort „Geheimhaltungsabkommen“ in die Hose macht. Selbst, dass so manche aufgeworfene Frage, die zwar für den eingefleischten Fan kein Problem darstellen, jedoch für alle Unwissenden, ziemliche Löcher in die Story reißen, scheint für Regisseur David Yates und sein Team ohne Belang zu sein, denn am Schluss bleiben Fragen, wie die Bedeutung der Prophezeiung, unbeantwortet und werden lautlos unter den Teppich gekehrt.
Wie schon erwähnt, wird an allen Ecken und Enden versucht Zeit einzusparen, was leider zur Folge hat, dass man zwar die wesentlichen Dinge zu sehen bekommt, sie jedoch so abgehackt und kurz vor die Nase gepappt bekommt, dass es fast keinen Spaß mehr sich für sie zu begeistern. Ein kurzer Vergleich: Der erster HP – Band, knappe 400 Seiten, dauerte im Kino 3 Stunden. Der fünfte HP – Band, über 1000 Seiten, brachte es im Kino gerade mal auf 2 ¼ Stunden. Es erscheint mir doch ein wenig seltsam, wenn der Film mit jedem Mal kürzer wird, obwohl die Story um einiges länger ist und viel mehr zu bieten hat. Viele Szenen wirken zusammengedrückt und im Ganzen uneins. Vor allem für wichtige Szenen, wie der Kampf im Ministerium, hätten weit mehr Zeit verdient und es hätte dem Film nicht geschadet, wenn er noch halbe Stunde länger gedauert hätte.
Trotz mehr oder weniger enttäuschender Story ist es gelungen ein gutes Mittelmaß zwischen actiongeladenen Szenen und solchen für die Lachmuskeln zu finden. Witzige Dialoge und Szenen, die zum Schmunzeln, wenn nicht sogar zum Lachen anregen, sind wunderbar eingestreut und lockern den Film stets zur rechten Zeit ein wenig auf. Nie zu viel, nie zu übertrieben und manchmal auch wenn man es gar nicht erwartet hätte.
Ebenfalls zu bemerken ist die große Detailverliebtheit, die einen Harry Potter ein wenig mehr Eigenständigkeit verleihen. Sei es nun das Einfrieren der Lampen beim Auftauchen der Dementoren, die Kätzchen auf den Wandtellern in Umbridges Büro oder die äußerst gelungenen Patroni, es lässt den Film einfach um einiges hübscher aussehen und stellt so auch viele Parallelen zum Buch auf.
Um den größten positiven Aspekt streiten sich mal wieder das Angebot an Schauspielern und die Special Effects. Die Rollen wurden vor allem in diesem Teil bemerkenswert gut und passend besetzt. Bereits bekannte Größen, wie der perfekte Alan Rickman, als Severus Snape oder die umwerfende Maggie Smith, als Minerva McGonagall, werden durch neue Gesichter, wie Evanna Lynch, als herrlich verträumte Luna Lovegood, und Helena Bonham Carter, als Bellatrix Lestrange, für die man keine bessere Schauspielerin finden hätte können, jedoch wie ihre Kollegen das Schicksal erleidet, einfach viel zu kurz zu kommen, um richtig aufdrehen zu können, unterstützt. Als Highlight ist jedoch Imelda Staunton zu erwähnen, die eine so authentisch tyrannische Dolores Umbridge abgibt, wie man es selten gesehen hat. Sie verkörpert die erste Untersekretärin des Ministers so glaubwürdig, dass man von ihrem ersten Auftritt an, nicht anders kann als sie unsympathisch zu finden, wie es auch schon im Buch der Fall war. Zwar gibt es Akteure, wie Emma Watson, die definitiv schon besser Auftritte ablieferten, oder Daniel Radcliffe, der mit seiner Aufgabe streckenweise vollkommen überfordert wirkt, allerdings ist es sehr erfreulich zu sehen, dass andere wie Rupert Grint als Ronald Weasley mittlerweile um einiges „echter“ auf der Leinwand auftreten, als es noch beim vorigen HP Film der Fall war.
Zum Abschluss bietet der Film ein wahres Feuerwerk an Special Effects, wenn sich Voldemort und seine Anhänger ein Duell mit Dumbledore´s Army bzw. dem Orden des Phönix liefern. Hier wurden keine Kosten und Mühen gescheut, um dem Zuschauer einen magischen Trick nach dem anderen um die Ohren zu hauen. Es wirkt spektakulär, macht die Szenen farbenfroher, schneller und so auch spannender, selbst wenn das Vergnügen nur von kurzer Dauer ist.
Auch der Orden des Phönix ist ein typischer Potter Film, mit all seinen Fehlern und Makeln, aus denen die Filmemacher anscheinend einfach nicht lernen. Wo die Umsetzung hinkt, überzeugen die Special Effects und die (meisten) schauspielerischen Leistungen auf ganzer Linie und verhindern, dass die Story den Film zu Grabe trägt. Alles in allem ein Harry Potter, den man gesehen haben sollte, schon alleine um der Vollständigkeit halber, jedoch kein Film in den man hochtrabende Erwartungen setzen sollte, vor allem dann nicht wenn man die Bücher verschlungen hat. Von mir nur ein knappes A (Annehmbar), wenn nicht sogar ein M für Mies, für den vorläufigen Tiefpunkt, der Harry Potter Filme.