StillesWasser
1.000er-Club
So, hier nun die erste Überarbeitung dieses Beitrages. Ein kleines Vorwort hat sich dazugeschlichen, zusammen mit ein paar überarbeiteten Sätze des Beginns von Kapitel 1. Tatsächlich gibt es viele Passagen, die ich jetzt anderes formulieren möchte als ich es ursprünglich gemacht habe. So klingt es hoffentlich noch besser und ihr habt eure Freude.
Vorwort
Der Platz wurde mit jeder Minute, die verstrich, weniger, sodass sich Mark immer eingeengter und unwohler fühlte. Er warf einen kurzen Blick durch die Reihen des überfüllten Raumes, sah viele unbekannte Gesichter und wunderte sich, warum sie an diesem für ihm schrecklichen Tag an diesen Ort der Trauer gekommen waren. Ein Mann mittleren Alters, gekleidet in einem schwarzen Talar und einem weißen Halstuch, saß neben Mark, einem zehn Jahre alten Kind, welches diesen tiefen Schmerz ertragen musste. Marks Haupt war gesenkt, die Tränen wie Bäche die Wangen abwärts zu seinem Kinn fließend, die Augen immer durchtränkter. Der Mann neben ihm versuchte ihm die nötige Stärke zu geben, jedoch war kein Versuch von Erfolg gekrönt. Wie ein Wrack saß Mark fußfrei in der ersten Reihe und hatte den besten Blick auf die sandfarbenen Särge seiner Eltern, die nur wenige Meter von ihm entfernt postiert waren. Rund um die Särge standen mehrere, schön gestaltete Kränze, einige wenige mit einer individuellen Botschaft, andere, sie waren in der Überzahl, mit den Standardtexten der Blumenläden. Der Pfarrer stand auf, als keiner mehr in den Raum kam und begann zu predigen. Für Mark war es unverständlich, dass seine Eltern nicht mehr unter all den Menschen hier verweilten. Noch viel unverständlicher war es für ihn, dass er noch lebte, während seine Eltern von dieser Erde gehen mussten. Den Worten des Pfarrers nur halb lauschend dachte er immer wieder an den Abend, als sie mit dem Auto auf dem Weg nach Hause waren. Die Dunkelheit war bereits über sie hereingebrochen, genauso wie der starke Regen, welcher gegen die Scheiben und das Dach peitschte. Marks Vater hatte einige Probleme, den Wagen auf der richtigen Fahrbahn zu halten, jedoch schaffte er es. Nicht aber ein betrunkener Mann um die Ende vierzig, welcher mit überhöhter Geschwindigkeit die Kontrolle über seinen Wagen verlor und in den Gegenverkehr raste. Ungebremst krachten die Wagen so zusammen, dass der Wagen, in dem sich Mark befand, auf den anderen Wagen auffuhr und sich einige Male überschlug. Sowohl Marks Eltern, als auch der betrunkene Fahrer starben, Mark jedoch überlebte wie durch ein Wunder beinahe unverletzt. Einige Prellungen und ein Beinbruch waren vergleichsweise harmlos, im Gegenteil zu dem traurigen Ende, welches seine Eltern fanden.
Da Mark keine Verwandten in der Stadt hatte, fand er bei einem Pfarrer Unterschlupf, der ihn wie einen eigenen Sohn großzog. Für Mark waren die Jahre als Jugendlicher sehr problematisch, da sein Erzieher ein gläubiger Mensch war, er jedoch war es seit dem Unfall nicht mehr. Immer wieder stellte er sich die Frage nach dem Sinn dieses Unfalles, immer wieder fragte er sich, warum er überlebt hatte, nicht jedoch seine Eltern. Durch diesen Frust wurde Mark zu einem rational denkenden Menschen, der keinen Glauben hatte. Er nahm viel lieber selbst Hand an, als um ein Wunder zu beten, dies erschien ihm sinnvoller, als zu hoffen, dass Gott ihm half. Nach der Schule wurde Mark Journalist und arbeitete für die Riverfront Times, eine sehr gerne gelesene Zeitung in St. Louis. Während der Zeit, als er dort arbeitete, kam es zu einer seltsamen Erscheinung. Seitdem nahmen die Ereignisse ihren Lauf…
1
Er stand gerade in der Küche und machte für sich einen kleinen Imbiss zurecht, als er einen kurzen Blick aus dem Fenster wagte, doch waren alle Versuche, etwas zu sehen, vergebens. Einzig die Spiegelung seiner Wohnung, besser gesagt der Küche und des Vorzimmers konnte er erkennen. Die Tage vergingen Mark zu dieser Jahreszeit viel zu schnell, kaum bahnten sich die ersten Sonnenstrahlen ihren Weg in sein Schlafzimmer und weckten ihn auf, da wichen sie auch schon wieder vor der Dunkelheit zurück.
Er hatte die Brote bereits zur Hälfte belegt, da fühlte er sich für einen Moment beobachtet. Aus dem Augenwinkel nahm er eine Bewegung wahr, doch als er seinen Kopf zum Fenster drehte um nachzusehen, bemerkte er nichts Auffälliges. Ein mulmiges Gefühl breitete sich in Mark aus, keine richtige Furcht, eher ein Gefühl von Unbehagen. Nun nahm er jede kleinste Bewegung, jedes noch so leise Geräusch wahr. Die Brote waren fertig belegt, da sah er erneut etwas aus dem Augenwinkel. Schnell richtete er seinen Blick in Richtung Vorzimmer, der Puls nun schneller schlagend, sein Herz wie wild pochend. Bildete er sich alles nur ein? Wurde er wahnsinnig?
Es war nichts zu sehen, nichts, das nicht schon immer da gewesen wäre. Nun drehte er den Kopf zum Fenster, da zuckte er innerlich kurz zusammen. Erschrocken starrte er gegen das Fenster, das Herz noch schneller als schon zuvor pochend, der Puls nun auf Hochtouren. In der Spiegelung am Fenster sah er eine wunderschöne Frau in einem eleganten weißen Kleid, welches stark verschmutzt und in Blut getränkt war. Sie stand im Vorzimmer, am Boden unter ihr ein großer, dunkelroter Blutlack. Als er sich umdrehte, um nach ihr zu sehen, war sie wieder verschwunden. In der Spiegelung des Fensters war sie ebenfalls nicht mehr zu sehen, alles war wie immer.
Mark hatte Angst, sein Herz pochte so stark, als würde es vor aus dem Körper springen und flüchten wollen, das Blut gefror innerlich zu Eis. Zitternd stand Mark in der Küche, war sich nicht sicher, ob er glauben solle, was er gerade gesehen hatte. Bilde er sich das nur ein, oder war die Frau wirklich hier in seinem Vorzimmer gewesen? Er nahm die Brote, ein Glas Orangensaft und ging in das Wohnzimmer. Auf dem Weg blieb er kurz im Vorzimmer stehen, um nach dem Blutlack zu sehen, doch es war keiner vorhanden, nicht der kleinste Tropfen Blut war zu sehen. Noch immer zitternd setzte er sich auf die Couch, stellte Teller und Glas ab und schaltete den Fernseher ein, um sich ein wenig abzulenken.
Hatte er das vorher wirklich erlebt oder spielte ihm seine Phantasie nur einen Streich? Die Lautstärke sehr hochgedreht, um keinerlei Geräusche, mit Ausnahme die des Fernsehers, zu hören, saß er auf dem Sofa und aß. So schnell wie nur möglich wollte er die Brote essen und den Orangensaft austrinken, um anschließend rasch zu Bett gehen zu können, denn er war schon müde und musste am nächsten Tag früh zur Arbeit.