Okay, also jetzt gehts weiter!!!
Simply black... or white (2)
“Leo!“ schrie Cole aus seinem Gefängnis heraus. „Leo halte durch! Du darfst jetzt nicht sterben! Vergiss nicht, wir müssen dafür sorgen, dass die drei wieder gut werden!“ versuchte er irgendwie den bewusstlosen Leo aufzuwecken. Dieser lag noch immer in den Trümmern der Wand und unter ihm hatte sich eine große Blutlache gebildet. Wenn nicht bald ein Wunder geschah, würde er sterben. Der Energieball war so mächtig gewesen, dass er selbst einen Wächter des Lichts ernsthaft verletzen konnte.
„Ich habe sie!“ rief Piper ihren Schwestern zu. „In Ordnung! Dann müssen wir uns jetzt nur einen Zauber überlegen, der sie endgültig auf die böse Seite zieht!“ meinte Phoebe. „Ich denke, es würde auch genügen, ihren Vater zu töten! Dadurch würde die gute Hälfte in ihr ausgelöscht und wir hätten ein Opfer für unsere Krönungsfeier!“ schlug Paige vor. „Ein ausgezeichneter Plan!“ stimmte Piper ihr zu. Sie hatte keine Miene verzogen, als Paige Leos Tod vorgeschlagen hatte. Mittlerweilen hatte sie kein Gefühl für Mitleid mehr in ihrem Herzen. Sie war kalt geworden. So kalt wie eine Eisgöttin. Das sonst so bezaubernde Blitzen hatte ihre Augen verlassen. Wie es schien, für immer. Auch Phoebe und Paige hatten sich verändert. Ihre Gesichtszüge wirkten härter und auch ihre Augen hatten die Lebendigkeit verloren, wegen der sich schon viele Männer in sie verliebt hatten. Wie aus dem Nichts erschien plötzlich Josh vor Paige. „Hallo Schatz!“ begrüßte er sie. „Hallo Süßer! Lust auf einen kleinen One Night Stand?“ erwiderte Paige. Normal hätten Piper und Phoebe ihren Ohren bei Paiges Worten nicht getraut, aber in der Welt des Bösen herrschte nur sexuelle Gier und keine Liebe. Josh nickte nur kurz und die beiden verschwanden.
In Paiges Wohngemach materialisierten sie sich in einem heftigen Kuss wieder. Mit einem mal löste sich Josh. „Paige, du weißt, dass ich es war, der euch den Weg zur dunklen Seite gezeigt hat!“ erinnerte er sie. „Ja, das weiß ich! Und?“ „Nun ja, ich dachte, ihr könntet mich dafür vielleicht etwas belohnen!“ meinte er mit einem gierigen Funkeln in den Augen. Paige war sofort klar, was er wollte. Er wollte einen Teil ihrer Macht. Der Macht, die nur ihr und ihren Schwestern zustand. Aber er hatte sie in der Hand. Ohne ihn hätten sie diese Macht niemals erlangen können. Paige sah ihn mit schief gelegtem Kopf und einem Blitzen in den Augen an. Josh sah den Ausdruck und seine Augen wurden in Panik größer. „Nein, Paige, nicht!“ rief er noch aus, bevor sich ein Dolch in sein Herz bohrte und das Leben aus ihm hinauspresste.
Paige materialisierte sich wieder bei ihren Schwestern. „Na das ging aber schnell!“ meinte Phoebe mit einem anzüglichen Grinsen. „Na da hattest du aber keinen Orgasmus! Wie schade!“ waren Pipers einzige Worte, bevor sie sich wieder völlig Melinda zuwandte. „Wir hatten nichts miteinander!“ stellte Paige die Tatsachen richtig. „Wieso denn nicht? Er ist doch eigentlich total süß!“ warf Phoebe ein. „Er wollte einen Teil unserer Macht! Das konnte ich nicht zulassen!“ erklärte Paige. „Oh! Dann hattest du vollkommen recht!“ meinte Piper.
Lisa hatte sich gerade mit Laura und Linda im Halliwell Manor materialisiert. Staunend sahen sie sich um. Seit sie Hexen geworden waren, hatte man ihnen immer von den Mächtigen Dreien erzählt. Den mächtigsten Hexen aller Zeiten, die die Quelle für immer besiegt hatten und auch mit Twilight fertig geworden waren. Von diesem Zeitpunkt an, hatten sie immer versucht, so zu werden wie sie und gehofft, sie eines Tages treffen zu dürfen. Darum waren sie alle drei natürlich ziemlich begeistert, endlich hier zu sein, auch wenn es eigentlich nicht dem Anlass entsprach. Suchend sahen sie sich um. „Sieht hier jemand Leo oder Cole?“ fragte Laura. „Lasst uns oben nachsehen!“ schlug Linda vor und sie stiegen die Treppe hoch.
„Oh mein Gott!“ rief Lisa, als sie den verletzten Leo sah. Schnell lief sie zu ihm und begann, ihn zu heilen. „Jess, wir brauchen dich!“ rief sie ihre Wächterin des Lichts zur Verstärkung. Laura hatte unterdessen Cole entdeckt und begab sich zu seinem Gefängnis. „Wer seid ihr?“ fragte dieser verwirrt. „Das tut jetzt nichts zur Sache! Wir werden euch retten!“ meinte sie optimistisch. „Wie denn?“ meinte Cole dagegen pessimistisch „Dieser Käfig wurde von Piper geschaffen. Sie ist die mächtigste Hexe aller Zeiten. Mächtiger als alle anderen, die es je gegeben hat!“ erklärte er. „Du kannst ihr Werk nicht einfach zerstören!“ „Aber wer kann es dann?“ „Nur sie selbst oder eine ihrer Schwestern!“ Während Laura sich mit Cole unterhalten hatte, hatte Linda vorsichtig den Raum erkundet und Melindas leere, umgekippte Wiege entdeckt. „Sie hat das Kind zu sich geholt!“ meinte sie mit einem Seufzer. Das war nicht gut. Jess hatte zu ihnen gemeint, dass es wohl das schlimmste war, was passieren konnte. Wenn sie es nicht verhindern würden, würden die Schwestern Melinda auf die Seite des Bösen ziehen und niemand konnte sich ihm mehr entgegenstellen. Da bildete sich der Wirbel aus glänzenden Punkten und Jess erschien in ihrer Mitte. „Gut, ihr seid, wo ihr hingehen solltet!“ meinte sie ohne Leo zu bemerken. Lisa machte sich bemerkbar. „Jess, ich brauche deine Hilfe! Ich schaffe das nicht alleine!“ Da erblickte Jess ihren Kollegen. „Leo!“ rief sie und kniete sich sofort neben ihn. Sie kannte ihn von „oben“ und schätzte ihn und seine Arbeit sehr. Er war es gewesen, der ihr in allen schwierigen Zeiten geholfen hatte. Nun musste sie ihm helfen. Sie setzte ihre Fähigkeit ein und ergriff Lisas Hand. Unter diesen bildete sich das helle gelbe Licht. Lange passierte nichts. „Leo! Du darfst nicht aufgeben! Piper braucht dich!“ rief Cole seinem Schwager zu. Und als hätte er verstanden, was Cole gesagt hatte, regte er sich wieder und richtete sich auf. „Jess? Was machst du denn hier? Was ist passiert?“ fragte er verwirrt. Er verstand gar nichts mehr. „Piper hat dich durch die Wand geschleudert! Du wärst beinahe gestorben!“ erklärte ihm Cole. „Dann sind wir gekommen und haben dich gerettet!“ erläuterte Linda weiter. „Wer seid ihr?“ fragte Leo. Er blickte fragend von einer Hexe zur anderen. Schließlich blieb sein Blick an Jess, seiner langjährigen Freundin hängen. Er konnte es in ihren Augen sehen. Tränen sammelten sich in seinen Augen. „Nein! Nein, ihr dürft das nicht tun!“ schrie er. „Was?“ Jetzt war es Cole, der nichts mehr verstand. “Die drei sind die Auserwählten! Sie sind es, die unsere Frauen und Paige vernichten sollen!“ erklärte Leo den Tränen nahe. Nun regte sich auch Cole. „Nein, das dürft ihr nicht tun! Das wäre ein Fehler!“ versuchte er ihnen klar zu machen. „Es wäre also ein Fehler, die Frauen zu vernichten, die dich eingesperrt haben und Leo fast getötet haben?“ fragte Jess. „Es wäre ein Fehler, wenn ihr unsere Frauen, die Hexen, die am meisten erreicht haben, töten würdet!“ erwiderte Cole. „Der Ältestenrat hat es so bestimmt!“
„Und wie kommen wir jetzt an Leo? Willst du noch mal nach oben?“ fragte Phoebe Piper. „Nein! Er wird von selbst kommen, um Melinda zu holen und mich zu überreden, wieder gut zu werden! Ich werde ihn erwarten!“ erklärte sie.
„Ihr könnt sie nicht einfach töten! Sie haben schon so viel Gutes getan!“ versuchte Leo immer noch, die drei umzustimmen. „Und gerade sind sie dabei, sehr viel Böses zu tun! Das können wir nicht zulassen! Ich weiß, dass du deine Frau nicht verlieren willst – und du genau so Cole – aber ihr müsst vernünftig sein! In diesem Fall haben sie keine Chance!“ versuchte Jess ihnen zu erklären. „Dann gebt mir bitte wenigstens die Chance, es zu versuchen, sie wieder gut zu machen!“ bat Leo. „Nein, das können wir nicht zulassen! Du würdest sterben!“ verneinte Linda. Wortlos erhob sich Leo. „Wo willst du hin?“ fragte Laura misstrauisch. Sie saß noch immer neben Coles Gefängnis. „Nur kurz ins Bad! Frischmachen!“ meinte Leo abwesend und verschwand.
Im Bad warf er einen kurzen Blick in den Spiegel. Er sah einfach furchtbar aus. Rote Augen und ziemlich blass, wahrscheinlich noch von dem durch die Wand geschleudert werden. Aber sein Entschluss stand fest! Er würde selbst in die Unterwelt gehen und Piper wieder zurückholen! Er durfte einfach nicht zulassen, dass die drei sie vernichteten! Entschlossen sah er noch einmal in den Spiegel und orbte sich dann weg.
Friedlich lag Melinda in ihrer Wiege und schlief. Ihr schien es nichts auszumachen, dass die Wände um sie herum aus unbehauenem Fels bestanden und die einzige Beleuchtung eine Fackel war. Leo materialisierte sich knapp neben ihrem Bettchen. Zärtlich küsste er sie zur Begrüßung auf die Stirn, als sich um ihn herum ebenfalls ein Käfig aus Energieströmen bildete. Verwirrt sah er sich um. Vor dem Käfig stand Piper mit einem zufriedenen Grinsen. „Ich wusste, dass du es versuchen würdest!“ meinte sie. Phoebe und Paige standen plötzlich neben ihr. Eine kleine Handbewegung von Paige und die Wiege mit Melinda stand neben ihr. „Piper! Bitte, tu das nicht! Wir lieben uns doch!“ versuchte er, Piper wieder gut zu machen. Sie blickte ihn mit ihren starren Augen an, die Leo fast das Blut in den Adern gefrieren ließen. Das war nicht seine Piper! Das konnte einfach nicht seine liebevolle, zärtliche und immer fröhliche Piper sein. Die Liebe seines Lebens! Er hatte sie vom ersten Augenblick an geliebt! Er hatte gewusst, sie würde die Frau sein, mit der er eine Familie gründen wollte! Heiße Tränen liefen über seine Wangen. Ein kurzes Zucken lief durch Piper, das sie aber mit einem kurzen Kopfschütteln verscheuchte. „Nein, ich glaube nicht, dass wir uns noch lieben! Hier gibt es keine Liebe! Weißt du, heute Abend wird unsere Inthronisierung sein! Und Melinda wird auf unsere Seite kommen. Und weißt du wie? Durch deinen Tod!“