*PiperHalliwell
500er-Club
AW: [NCIS] Drops of Blood falling down in Snow
Und spannend geht es weiter.
Wie immer wünsch ich viel Spaß beim Lesen.
LG Claudia
Und spannend geht es weiter.
Wie immer wünsch ich viel Spaß beim Lesen.
LG Claudia
Kapitel 20: „Disclosures“
Washington D.C., 10. Januar 2005
Alles, was die junge Frau spürt, als sie ihr Bewusstsein wieder erlangt, sind dröhnende Kopfschmerzen und die eisige Kälte, die ihren Körper umhüllt. So sehr sie sich auch anstrengt, wollen ihre Augen die unheimliche Finsternis einfach nicht durchdringen, so dass sie nichts in ihrem Umfeld wahrnehmen kann. Ihr keuchender Atem und das gedämpfte Stöhnen hallen unnatürlich laut von der feuchten Wand in ihrem Rücken wider und lassen sie beinahe zusammenzucken. Die Furcht breitet sich immer stärker in ihrem Inneren aus, ihr Herz schlägt so heftig gegen ihre Rippen, so dass sie glaubt, es müsste jeden Moment aus ihrer Brust springen. Immer wieder bemüht sich die Agentin, Kontrolle über ihren Körper zu erlangen, doch ihre Muskeln wollen ihr nicht gehorchen und bewegen sich keinen Millimeter. Das Einzige, was sie tun kann, ist, unbeweglich in der Kälte zu liegen und in die Dunkelheit zu starren, die nicht das leiseste Geräusch zu ihr dringen lässt. Noch immer fühlt sie das eisige feuchte Tuch vor Mund und Nase, das ihr das Bewusstsein raubte und sie in eine undurchdringliche Schwärze zog. Sie weiß weder, wie lange sie daraufhin ohnmächtig war, noch seit wann sie sich an diesem beklemmenden Ort befand. Plötzlich durchbricht ein kaum wahrnehmbarer Laut die gespenstische Stille, so dass sie für einen Moment glaubt, sich dies eingebildet zu haben. Doch der lauter werdende Ton, der dumpf auf dem steinernen Boden widerhallt, stammt eindeutig von den Schritten einer Person, die sich langsam nähert. Mit ihr dringt der diffuse Schein einer flackernden Lichtquelle zu ihr, so dass die Umrisse ihres Umfeldes deutlich werden. Die junge Frau lässt ihre Augen, so weit wie es ihre Unbeweglichkeit zulässt, durch den Raum wandern und erkennt die felsigen Wände, von denen sie umgeben ist. Plötzlich blickt sie erschrocken nach vorn, als ein lautes Poltern ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht und sie eine hämische Stimme vernimmt: „Hallo Katie. Ich hoffe, du hattest süße Träume.“
Kaum öffnen sich die automatischen Schiebetüren, als der junge Mann in das Labor stürmt und aufgebracht erklärt: „Er hat sie entführt. Dieses Schwein hat Kate entführt.“ Die Forensikerin versucht, ihn zu beruhigen und fragt vorsichtig: „Wer hat sie entführt? Kennst du seinen Namen?“ Noch immer vollkommen außer sich nickt er und antwortet: „Überprüfe ihr Date, Drew Lancaster! Ich habe seinen Namen aus ihrem PDA, den er einfach am Straßenrand hat liegen lassen. Ich wusste, dass mit diesem Typ etwas ganz und gar nicht stimmt. Du musst versuchen, ihn ausfindig zu machen.“ Daraufhin wendet Abby sich sofort ihrem Computer zu und lässt ihre wie immer Finger rasend schnell über die Tastatur wandern, bevor sie alarmiert erwidert: „Dieser Mann existiert überhaupt nicht.“ Während Tony unruhig im Raum auf und ab geht, fährt er sich seufzend durch die Haare und denkt kurz nach, bevor er nachhakt: „Was macht der Fingerabdruck?“ Nun lässt sie eine Akte auf dem Plasmabildschirm erscheinen und erläutert: „Gerade, als du herein gekommen bist, hatte ich den Zugang geknackt. Er gehört zu Andrew Todd, 34 Jahre alt, wohnhaft in D.C.“ Bei dieser Aussage hält der Agent verwundert in seinem ruhelosen hin- und herwandern inne und fragt zurück: „Todd? Ist er mit Kate verwandt?“ Nach einigen Mausklicks berichtet die junge Frau: „Er ist ihr Halbbruder. Ich dachte, sie hat nur zwei große Brüder und eine ältere Schwester. Aber anscheinend ist da noch ein Bruder. Wieso hat sie mir nie davon erzählt?“ Doch ehe sie sich in einen längeren Vortrag hinein steigern kann, wird sie von ihrem nachdenklichen Kollegen unterbrochen: „Als sie vorhin am Schreibtisch eingeschlafen ist, hat sie ihm Traum einen Andy erwähnt. Sie meinte, sie hätte diesen Jungen noch nie zuvor gesehen. Was kannst du mir über ihn sagen?“ Erneut studiert sie die Akte und gibt dann den Inhalt wieder: „Also, er ist vier Jahre älter als sie. Als seine Mutter starb, war er zwei Jahre alt. Oh, sein Strafregister ist lang. Schon als Kind ist er durch gewalttätiges Verhalten aufgefallen. Deshalb wuchs er, seitdem er zwölf Jahre alt war, in ein Heim für schwer erziehbare Kinder auf. Zu seinen Vorstrafen zählen unter anderem Einbruch, Raub und Körperverletzung.“ Bei dieser Aufzählung hält Tony unwillkürlich die Luft an, denn sobald er sich vorstellt, dass seine Partnerin in der Gewalt dieses Typs ist, hat er sich nicht länger unter Kontrolle. „Er hat uns an der Nase herumgeführt. Er hatte es die ganze Zeit auf Kate abgesehen“, flüstert er kaum hörbar und hat Mühe, seine Gefühle zu beherrschen, doch er fragt: „Hast du ein Foto von ihm?“ Wenige Mausklicks später erscheint das Foto eines Mannes auf dem Monitor, so dass der Agent aufgebracht ruft: „Das ist Drew Lancaster. Mit ihm ist Kate ausgegangen. Ich wusste, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmt.“ Erneut tippt Abby eifrig auf ihrer Tastatur herum und erklärt schließlich: „Lancaster ist der Mädchenname seiner Mutter.“ Daraufhin nickt der junge Mann nachdenklich, ehe er tonlos erwidert: „Andrew. Kurz Andy ... oder Drew.“
„Was wollen Sie von mir?“ Diese wenigen Worte auszusprechen, kostet die Agentin viel Kraft, Kraft, die ihr Körper nicht mehr zu besitzen scheint, denn ihre Stimme ist lediglich ein Flüstern. Doch sie erhält keine Antwort auf diese Frage, nur ein gehässiges Lachen ertönt von ihren Gegenüber, das einen eisigen Schauer über ihren Rücken laufen lässt. Ängstlich nimmt sie das Funkeln in seinen blauen Augen wahr, die jedoch einen wahnsinnigen Ausdruck angenommen haben, so dass das Zittern ihres Körpers noch stärker wird. Immer wieder versucht sie, ihre letzte Energie zu mobilisieren, doch ohne Erfolg, denn ihre Muskeln wollen ihr einfach nicht gehorchen. Der junge Mann realisiert ihre Bemühungen, tritt mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen näher an sie heran und lässt sich vor ihr in die Hocke sinken. Allein seine Nähe löst in ihrem Inneren eine Übelkeit aus, die sie nur mit Mühe unterdrücken kann, doch als er ihr mit den Fingern über die Wange streicht, kann sie ihre Gefühle nicht länger unterdrücken, so dass eine Träne über ihr Gesicht rinnt. Ihn scheint diese Reaktion jedoch noch nicht zu befriedigen, denn er nähert sich ihrem Ohr und erklärt: „Gib dir keine Mühe, du kannst dich nicht bewegen. Ich habe dir eine ausreichende Dosis Aconitin verabreicht. Als Bundesagentin bist du dir sicher dessen Wirkung bewusst. Es lähmt deine Muskeln, so dass du mir nicht mehr entkommst.“ Als sie erneut sein dreckiges Lachen vernimmt, schließt sie die Augen, um seine Anwesenheit und ihre Umgebung auszublenden. Stumm fleht sie um Hilfe, doch so wie sie ihren Partner nach seinem Liebesgeständnis behandelt hatte, würde dieser sich wohl nicht auf die Suche nach ihr machen. Mühsam unterdrückt sie ein Schluchzen, als ihr klar wird, dass sie alles falsch gemacht und ihn durch ihre panische Flucht völlig vor den Kopf gestoßen hatte. Es wäre kein Wunder, wenn Tony sich nach ihrem Verhalten nicht weiter um sie sorgen und sie einfach diesem Typ überlassen würde. Plötzlich schüttelt sie innerlich den Kopf über ihre ungerechten Unterstellungen, denn egal, was zwischen ihnen vorgefallen war, weiß sie doch, dass sie sich immer auf ihn verlassen kann. Er ist ihr Held, der kommen würde, um sie aus der Gewalt dieses Irren zu befreien, diese Worte sagt sie sich wieder und wieder, um nicht vollends die Nerven zu verlieren.