Kaffee trinken?
:: fragte Jeffrey erstaunt. War das hier etwa nur Spaß? Er bemerkte aus den Augenwinkeln, dass die ersten beiden Magier sich bewegten. Er schaute in deren Richtung. sie blickten sich überrascht um, weil sie nicht wussten, warum sie inmitten der Kristalle gefangen waren. Einer der beiden hatte genau mitbekommen, was Piper aus ihrem Buch vorgelesen hatte und seine Miene erhellte sich langsam. Er flüsterte::
Die Macht der Vier! Vier Hexen, vier Hexen, vier Hexen...
:: Es klang wie ein kleines Lied, das er sich eben ausgedacht hatte. Er grinste äußerst vergnügt, als wäre er gar nicht in Schwierigkeiten. Vielleicht war er das ja wirklich nicht. Er drehte sich zu Jeffrey um und sein Grinsen wurde immer breiter. Es schien, als hätte er die Situation unter Kontrolle. ::
Ich glaube, es ist an der Zeit, dass du herausfindest, wer ich wirklich bin!
:: Er schien noch kurz zu warten, aber plötzlich veränderte sich sein Gesicht, seine Hände, sein gesamtes Aussehen. Er vollzog eine Art Metamorphose. Nur wenige Sekunden später war es vorbei und der Schwarzmagier, der jetzt gänzlich anders aussah, alt aussah, fing an, gräßlich zu lachen. Er zeigte auf Jeffrey.
Jeffrey hatte ungläubig auf den verwandelten Zauberer gestiert, doch als er ihn in seiner neues Gestalt sah, überkam ihm mit einem so heftigen Schlag die Erinnerung, dass er rückwärts taumelte und sofort bewusstlos wurde. Er fiel schlapp auf den Boden, wie ein nasser Sack und regte sich nicht mehr.
Er begutachtet seine Küche. Gerade noch hat er ein grünes Kraut in der Hand gehalten, bevor es in den Topf gefallen ist. Er blättert die Seite eines großen, braunen Buches um und liest weiter. Durch ein kleines Fenster an der gegenüberliegenden Wand dringt ein warmer Sonnenstrahl in den Raum ein. Es ist gerade Frühling geworden und Jeffrey darf sich jetzt offiziell Alchimist nennen. Natürlich wird er, wie die anderen aus seiner Gilde, von den normalen Bürgern nur milde belächelt, als sei er ein Verrückter, der nichts für seinen erbärmlichen Geisteszustand kann, aber das kratzt ihn wenig, denn seit über einem Jahr ist es sein absolutes Hobby. Er braut gerade einen neuen Trank zusammen, über dessen Wirkung er noch nichts weiß, er will sich überraschen lassen.
Wie er so gedankenverloren dasteht, ein gerade neunundzwanzig Jahre alt gewordener, beinahe glücklicher Mann, dessen Frau schon letztes Jahr gestorben ist (an einer gemeinen Krankheit, hier bei ihnen im Dorf liegt das Sterbealter durchschnittlich bei fünfundzwanzig Jahren), er aber inzwischen darüber hinweggekommen ist; er steht da und ahnt nichts Böses, als plötzlich seine Tür eingetreten wird und ein grimmiger, vollkommen in schwarz gekleideter Mann vor ihm auftaucht. Wütend wird er angeschrien: Jetzt hab ich dich, du mieser Dieb! Jeffrey verzieht überrascht das Gesicht. Ich weiß nicht, was Ihr meint, Herr. Er kann gerade noch denken, dass das wohl der Besitzer des Gartens ist, aus dem er letzte Nacht ein kleines Gewächs geklaut hat, das sonst nirgendwo zu bekommen ist, bevor er am Hals gepackt und auf den Boden geworfen wird. Es war das Letzte seiner Art! Dafür verfluche ich dich! Paradoxerweise keimt in Jeffrey noch die Frage auf, warum der Mann es dann überhaupt so sorglos in seinem Garten gehalten hat.
Der Mann fängt an, ein paar Sätze zu murmeln, in einer anderen, unbekannten Sprache, und Jeffrey wird klar, dass das ein Zauberer sein muss, er versucht aufzustehen, ist aber wie gelähmt. Der Magier legt ihm einen schwarzen Stein auf die Brust, dorthin, wo das Herz sitzt und speit die letzten Worte fast heraus, als Jeffrey zu leuchten beginnt und ein unsäglicher Schmerz ihn durchzuckt. Unsterblichkeit soll dein Fluch sein, du miese kleine Wanze. Jeder Schmerz, der sonst zum Tode führt, wird eine Höllenqual für dich sein. Er lacht noch kurz auf und teleportiert sich weg.
Jeffrey steht ängstlich und verwirrt wieder auf und greift sich an den Hals, der noch vom harten Griff des Zauberers pocht. Da er selbst an Magie glaubt, zweifelt er keine Sekunde an der Unwahrheit des Gesprochenen und tatsächlich freut er sich im ersten Moment wie ein kleines Kind, das ein wunderschönes Spielzeug bekommen hat. Ist er jetzt wirklich unsterblich? Diese Freude hält solange an, bis zwei Jahre später ein blutiger Krieg ausbricht, in dem ihm die andere Seite des Fluches äußerst qualvoll bewusst wird. ::