AW: 1963 - Evolution is nothing you can stop
James
James wusste, wie unglaubwürdig sich das alles anhören musste und verstand Tamaras Reaktion deshalb auch vollkommen. Hätte sie ihm das alles erzählt, hätte er ihr vermutlich auch kaum glauben können. Die Geschichte wies einfach deutlich zu viele Lücken auf. Doch der zweite Teil der Geschichte, mit dem eben diese Lücken hätten gefüllt werden können war bei weitem noch unrealistischer als der Erste. Vermutlich würde sie ihn für völlig verrückt erklären, wenn sie den Rest auch noch hörte...
Doch jetzt gab es kein zurück mehr. Er hatte angefangen zu erzählen und Tamara wollte den Rest der Geschicht auch noch hören. Dies hatte sie ihm mit ihrer Frage nur zu deutlich gemacht, und auch mit ihrer Aussage, dass dies alles nicht sein könne.
"Und doch ist es so", entgegnete James ihr, ohne den Kopf zu heben. "Aber vermutlich sollte ich von vorne beginnen", fügte er noch hinzu, bevor er nochmals zu schweigen begann und nach den richtigen Worten suchte. "Tamara, ich bin nicht so wie andere. Ich habe diese Fähigkeiten", wieder machte er eine kurze Pause und schüttelte den Kopf. Das würde sie ihm nun wirklich nie glauben können. "An jenem Morgen, als ich verschwand, war ich wirklich an der Columbia um diese Vorlesung noch fertig vorzubereiten. Sie sollte eigentlich von der Aufklärung und der französischen Revolution handeln, doch ich habe sie nie gehalten. Ich bin in einem der Bücher auf einen interessanten Hinweis gestossen. Es ging um ein Streitgespräch zwischen Dennis Diderot und Nicolas de Condorcet... Und du weisst ja, wie ich bin. Wenn mich etwas an der Geschichte interessiert, lässt es mich nicht so schnell wieder los und ich wünschte, ich könnte dabei sein. In diesem Fall war es genau so. Ich hegte tief in mir den Wunsch, an diesem Gespräch teilzunehmen und dann war ich auf einmal da..."
Er seufzte und richtete seinen Blick auf die Teetasse, die vor ihm stand. Er konnte Tamara jetzt nicht in die Augen blicken aus Angst, dass sie ihm wirklich nicht glauben würde. "Über zwei Jahre habe ich in Frankreich festgesteckt, und nach einem Weg zurück gesucht. Und als ich dann endlich heraus fand, wie ich mich zurückbringen konnte, suchte ich mir einen denkbar schlechten Zeitpunkt und einen noch schlechteren Ort aus. Ich landete genau mitten in jener Schiesserei...
Sie haben mich ins Hauptquartier der CIA gebracht und mich so halbwegs wieder zusammen geflickt. Vermutlich hofften sie, dass sie irgendwelche Antworten von mir bekommen würden. Ausserdem wollten sie wohl wissen, wie es möglich war, dass ich wie aus dem Nichts plötzlich inmitten dieser Schiesserei aufgetaucht bin und haben deshalb begonnen, Untersuchungen mit mir zu machen. Ich weiss nicht, was sie alles herausgefunden haben, denn als ich mir bewusst wurde, was um mich herum geschah, bin ich eben abgehauen. Raum und Zeit stellen für mich kein grosses Hindernis dar und somit war es für mich ein leichtes, mein Gefängnis zu verlassen", endete er seine Erzählung, stellte die Tasse wieder weg und stand auf um zum Fenster zu gehen. Es hätte ihn wirklich gewundert, wenn Tamara ihm auch nur ein Wort geglaubt hätte. Doch... Vielleicht konnte er sie ja doch überzeugen...
"Tamara, ich weiss wie unglaubwürdig sich das alles anhören muss. Doch bitte schau dir das an", er wandte sich wieder zu ihr um, streifte sich seinen Pullover über den Kopf und gleich darauf auch noch sein T-Shirt. An seinem linken Oberarm war eine lange Narbe zu sehen, die vor ein paar Wochen noch nicht dagewesen war. Dennoch war die Wunde, die von einem Messer oder etwas ähnlichem stammen musste, schon lange verheilt. Es konnte also unmöglich sein, dass ihm diese Wunde gerade erst zugefügt worden war. "Wie gesagt, ich war bei der französischen Revolution mit dabei. Zusammen mit den Bürgern von Paris' habe ich die Bastille gestürmt und dieses Andenken daran davon getragen...